Seit gut sechs Monaten ist Silvia Nieber neue und alleinige Geschäftsführerin der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH. Wir sprachen mit der 62-Jährigen über ihre Visionen für die Metropolregion …
Frau Nieber, wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich bin engagiert, habe eine ausgewachsene Hands-on-Mentalität, bin neugierig und immer an fortschrittlichen Entwicklungen interessiert.
Was treibt Sie in Ihrer Arbeit an?
Im Vordergrund steht für mich die Frage, wie wir als Metropolregion nachhaltiger werden können – das ist meine intrinsische Motivation. Fakt ist: Wir müssen uns schneller verändern und dafür braucht es Innovationen. In unserer Metropolregion ruht ein ungeheures Potenzial. Wir schaffen mehr als 55 Prozent des niedersächsischen Bruttoinlandsprodukts. Das verdanken wir zum einen den großen Playern der Automobilbranche, aber auch den angegliederten Wertschöpfungsketten.
Zuletzt waren Sie von 2011 bis 2019 hauptamtliche Bürgermeisterin der Hansestadt Stade …
… die im Übrigen durchaus Parallelen zur Metropolregion aufweist. Beide Standorte verfügen über eine starke Forschungslandschaft und damit auch ein ungeheures Innovationspotenzial. In Stade sitzen viele Industrieunternehmen aus den Bereichen Chemie und Luftfahrt – in der Metropolregion sind insbesondere die Automobilindustrie, aber auch das Gesundheitswesen stark ausgeprägt. Der Mittelstand prägt beide Regionen.
Wie oft haben Sie damals schon aus Stade in die Metropolregion geblickt?
Ich kenne Niedersachsen sehr gut durch die langjährige Mitgliedschaft im Präsidium des Niedersächsischen Städtetages. Mein Blick ging in dieser Zeit häufiger in die Metropolregion Hamburg. Es hat mich immer wieder fasziniert, wie viele auch finanziell kleinere Projekte dort umgesetzt wurden und wie diese die Weiterentwicklung der einzelnen Standorte fördern. Ich bin davon überzeugt, dass wir als Metropolregion das Rad nicht neu erfinden müssen und gerade von größeren Metropolen lernen können.
Wie politisch ist Ihr aktuelles Amt?
Es schadet nicht, zu wissen, wie kommunale Entscheidungs- und Handlungsprozesse funktionieren und vor welchen Herausforderungen kleinere und größere Städte sowie Landkreise stehen. Denn ein gewisses Gespür für die jeweiligen Belange und Auslastungen der (Ober-)Bürgermeister:innen und Landrät:innen erleichtert die Arbeit enorm. Vor meiner Station in Stade war ich mehr als zehn Jahre Bürgermeisterin in Bad Münder. Ich weiß also auch wie man sich als kleine Kommune in einem Landkreis fühlt. Dementsprechend kann ich Themen mit Fingerspitzengefühl angehen.
„In der Metropolregion gibt es ein enormes Potenzial – wirtschaftlich, wissenschaftlich, kulturell, touristisch“, erklärten Sie im Rahmen Ihres Amtsantritts. Warum bekommen wir die Stärken unserer Region nicht nach außen transportiert?
Mein Eindruck ist, dass uns unser norddeutsches Understatement dabei ein wenig im Weg steht. Beim Standortmarketing auf der Expo Real funktionieren das Zusammenspiel und die Repräsentation beispielsweise sehr gut. Die Real Estate Arena wächst in 2023 und es werden sich unter dem Dach der Metropolregion zehn Partner präsentieren (im Vorjahr waren es vier). Die für 2024 geplante neue Gesundheitsmesse digitalhealth.pro soll das gesamte Ökosystem der digitalen Gesundheitswirtschaft darstellen. In den beiden Formaten sehe ich viel Potenzial, sie müssen aber erst noch stärker an die Wirtschaft und Wissenschaft herankommen. Die AWO in Braunschweig und Hannover wäre unter anderem eine verbindende Klammer, in die auch die Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen gehört. Aber vielleicht sollten wir auch über Messen hinaus überlegen, eine gemeinsame Imagekampagne zu starten.
Wie könnte diese aussehen?
Elemente einer Imagekampagne sind durch unsere jetzigen und zukünftigen Aktivitäten bereits vorhanden, nur müssen sie noch besser nach außen kommuniziert werden. Es geht auch darum, weitere Wege als die genannten Messen zu finden, um die gesamte Metropolregion noch bekannter zu machen. Bei unserer enormen Wirtschaftskraft und mit fünf DAX Unternehmen ist auf jeden Fall „Think big“ und weniger norddeutsches Understatement wichtig.
Neben dem Standortmarketing ist die Förderung der Digitalisierung von Medizin und Pflege ein Anliegen der Metropolregion GmbH.
In diesem Bereich funktioniert die Zusammenarbeit der regionalen Player übrigens außerordentlich gut. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und die Universitätsmedizin Göttingen bündeln im Comprehensive Cancer Center ihr Know-how. Das Braunschweiger Helmholtz Institut und die MHH arbeiten gemeinsam am Center for Individualised Infection Medicine. Ebensolche Kooperationen möchten wir weiter forcieren, denn nur aus der Zusammenarbeit und der Gemeinschaft generieren wir Mehrwert. Mein Ziel ist eine bekanntere Gesundheitsregion im Dreieck Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg, die besser vermarktet werden kann. Zum Beispiel in der Wissenschaftsallianz zwischen TU Braunschweig und Universität Hannover, im Exzellenzcluster Quantentechnologie und Smart BioTechs, gibt es das bereits. Durch gebündelte Kompetenzen sollen mehr Forschungsgelder in die Metropolregion fließen.
Das ist auch ein Anliegen des Health Hacks, der nun in die vierte Runde geht …
Beim Hackathon treffen Kompetenzen und Ideen aus aller Welt in unserer Region zusammen. Am Ende helfen uns diese Impulse, sowohl in der Medizin als auch in der Pflege weiterzukommen. Man muss sich vor Augen führen: Die Gesundheitswirtschaft macht im Bundesdurchschnitt etwa 15 Prozent der Wertschöpfung aus. In unserer Region liegt der Durchschnitt sogar bei 18 Prozent. Sie ist ein wichtiger Arbeitgeber und schafft Werte.
Wo sehen Sie im Feld der Mobilität derzeit den größten Handlungsbedarf?
Im Prinzip gibt es drei Punkte: Der erste betrifft den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Darüber muss ich nicht mit den Städten Hannover, Braunschweig und Wolfsburg sprechen – die können das wirklich prima – sondern überlegen, was kleinere Kommunen machen können. Aktuell versuchen wir die Anliegen zu bündeln, damit nicht jede:r einzelne (Ober-)Bürgermeister:in sich Gedanken machen muss und die Mitarbeitenden der niedersächsischen Landesverkehrsbehörde nicht in jede Kommune fahren müssen.
Und der zweite Punkt?
Der betrifft den Schienenverkehr. In der Metropolregion gibt es über 5.000 Kilometer Schienennetz. Warum bekommen wir die Güter nicht von der Straße auf die Schiene? Das möchte ich im Austausch mit Unternehmen und Einrichtungen herausfinden. Denn letztendlich hilft das auch der Stadt-Land-Mobilität, Anliegen Nummer drei.
Können Sie das konkretisieren?
Es ist eine große Herausforderung, eine akzeptierte klimafreundliche Mobilität außerhalb der Metropolen zu entwickeln. Im Zentrum steht die Frage, was wir brauchen, damit Pendlerströme nachhaltiger und garantiert zu ihrer Arbeit gelangen. Braucht es autonom fahrende Angebote, multimodale Hubs, eine bessere Abstimmung zwischen Bus und Bahn? In der Metropolregion gibt es viele innovative Partner, mit denen wir Lösungen dazu entwickeln können. Angesichts des Klimawandels müssen wir eine Mobilitätswende schaffen und den Status quo deutlich verbessern. In Hannover komme ich zu Fuß oder mit den Öffis teilweise schneller voran als mit dem Auto. Meine Vision ist es, eine Modellregion zu entwickeln, in der man aus dem Harz oder aus Helmstedt ohne Weiteres nach Hannover pendeln kann – wenn möglich sogar mit dem ÖPNV. Denn bislang ist es doch so: Sobald sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Stadtgrenze überqueren, wird es oft kompliziert.
Das klingt nach einer Mammutaufgabe …
Das macht nichts. In meiner Freizeit wandere ich gerne und Sie wissen doch, wenn ich einen Gipfel erklimmen möchte, muss ich losgehen. Der Aufstieg erfolgt in Serpentinen und ich komme dem Ziel Schritt für Schritt näher. Erreichen werde ich es in den drei Jahren meiner Amtszeit nicht, aber vielleicht schaffe ich einen Teil der Strecke und kann die schönen Blumen am Wegesrand nicht nur von unten, sondern auch von oben betrachten.
Würden Sie sich als ehrenamtliche Bürgermeisterin der Metropolregion bezeichnen?
In einem Ehrenamt habe ich einen zu geringen Gestaltungsspielraum. Ich sehe mich eher als Interessensvertreterin und arbeite am positiven Image der Visitenkarte unserer Metropolregion. Ich wünsche mir, dass wir uns noch stärker als Interessengemeinschaft sehen und jedes Mitglied einen Benefit aus der Stärke der Metropolregion ziehen kann.
Ein Interview von Stephanie Joedicke im Auftrag von Wirtschaftsnachrichten und Services für die Region - Standort38.de
Am Montag, den 23. März 2023 trafen sich Claudio Griese (Oberbürgermeister der Stadt Hameln), Thomas Wahmes (Referatsleiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Hameln) und Alexander Feuser (Leiter des Handlungsfeldes Mobilität bei der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH) im Hamelner Rathaus zu einem Meinungsaustausch.
Gegenstand des Gesprächs war der Bericht der beiden Stadtvertreter über die seit 2021 bestehende Initiative „Hameln handelt“, die den Leerstand von Einzelhandelsflächen in der Innenstadt gezielt bekämpft. Unternehmerinnen und Unternehmer, die eine besondere Geschäftsidee haben, werden in der Anfangsphase ihrer Selbständigkeit unter bestimmten Voraussetzungen von der Stadt Hameln finanziell gefördert. „Hameln“, so Oberbürgermeister Claudio Griese, mit einer beachtlichen jährlichen Anzahl von ca. drei bis vier Millionen Touristen, „möchte seinen Gästen einen besonderen Einzelhandel bieten, der sich vom Standard abhebt.“
Der Stadt ist es gelungen, neun Unternehmerinnen und Unternehmer in der Innenstadt dauerhaft neu zu etablieren, eine Zahl, die sehr positiv ist, angesichts der zurückliegenden und gegenwärtigen Herausforderungen mit denen sich insbesondere der Einzelhandel konfrontiert sieht (Online-Handel, Corona-Pandemie, Energiepreisexplosion, Inflation).
Herr Feuser schlug Herrn Oberbürgermeister Griese und Herrn Wahmes vor, die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen, der Wirtschaft, der Kultur und die Bürgerinnen und Bürger innerhalb der Metropolregion im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema „Revitalisierung der Innenstadt“ zusammenzubringen, um in einen Dialog miteinander zu treten. Die über fünfzig Mitgliedskommunen der Metropolregion sind derzeit „Einzelkämpfer“ beim Thema „Belebung der Stadtzentren“. Eine Informationsveranstaltung, die die unterschiedlichen Akteure für die Revitalisierung der Stadtzentren zusammenbringt und erfolgreiche Konzepte zur Zentrenstärkung vorstellt, soll das gegenseitige Kennenlernen und den Erfahrungsaustausch fördern und sie soll vor allem eins bewirken:
Mut erzeugen!
Bei einer positiven Resonanz könnte aus der Auftaktveranstaltung ein Projekt entstehen, das konkrete Instrumente zur Stärkung der Innenstädte innerhalb der Metropolregion entwickelt und den Gemeinden und Städten zur Verfügung stellt. Ziel ist die Etablierung eines interkommunalen Netzwerkes.
Sowohl Herr Oberbürgermeister Griese als auch Herr Wahmes zeigten sich sehr offen für die Idee, die Belegung der Innenstadt auf der Ebene der Metropolregion zu platzieren und vereinbarten mit Herrn Feuser darüber weiter im Gespräch zu bleiben.
Am 4. und 5. März 2023 nahmen über 40 Teilnehmer*innen am fünften HealthHack der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH im TrafoHub Braunschweig teil, dessen drei Gewinner*innen zu Innovationen in der digitalen Gesundheitswirtschaft von einer Fachjury ausgewählt wurden. Unterstützt wurden sie von Mentor*innen aus Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft der Gesundheits- und Technologiebranche aus der Metropolregion. Die meisten Teilnehmer*innen kamen aus der Metropolregionregion, aber auch von Berlin bis München war fast alles dabei. Platz Eins ging mit 1000 Euro an die 14- und 15 Jährigen Schüler Cosmo und Sivert aus Braunschweig und die Studenten*innen Lea und Armenuhi aus Bielefeld, die eine Demenz-Assistenz-App entwickelten, um Patienten mehr Selbständigkeit im Alltag zu geben. "Mit unserer Gesundheits-App DementiAssist möchten wir Demenzerkrankten helfen, den Alltag Dank herkömmlicher mobiler Endgeräte, wie Smartwatch oder Hörgerät, zu bewerkstelligen", sagt Cosmo Kunzmann, der selbst einen an Demenz erkrankten Opa hat. "Mit meiner Stimme kann das System ihn an die Einnahme von Medikamenten oder weiteren festen Tagesabläufe erinnern." Eine Innovation mit Potenzial aus der Metropolregion, die die Jury mit 1000 Euro belohnte.
Platz zwei belegt das Team SleepRadar, ebenfalls aus Braunschweig. Mit einem Sensor aus der Verkehrsmessung sollen Schlafstörungen bequem von zu Hause erkannt und analysiert werden, die aufgrund der langen Wartezeiten auf einen Termin im Schlaflabor wohlmöglich unentdeckt bleiben würden oder erst mit deutlichem Zeitverzug erkannt worden wären. Eine tolle Cross-Innovation, die Potenzial hat, fand die Jury, die 500 Euro vergab.
Den dritten Platz und 250 Euro bekam pnprotect aus Hannover. Das Team möchte mit seiner Entwicklung helfen, das häufiger werdende Krankheitsbild der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie zu bekämpfen. Bei Krebspatient*innen kommt es durch die Chemotherapie nicht selten zu einer irreversiblen Schädigung der Nervenenden in den Extremitäten. Herkömmliche Gegenmaßnahmen können hier nur wenig ausrichten. Ändern soll das ein passgenauer smarter Handschuh, der Kühl- und Kompressionsfunktion verbindet. Eine Idee, die Mut macht.
"Die qualitativ und kreativ überragenden Ergebnisse aller Teilnehmer*innen, nicht nur der Gewinner, haben uns überzeugt", sagt Vanessa Luttermann, Projektleitung Gesundheit, Metropolregion GmbH. "Wir waren froh, dass erstmals, nach der Pandemie, wieder physisch an den digitalen Gesundheitslösungen von morgen getüftelt werden konnte. Made in Metropolregion, was uns besonders freut." Und mit dem Wettbewerb ist es noch nicht vorbei, denn die Teams sollen vom starken Netzwerk der Metropolregion aus Gesundheitsexpert*innen weiterhin profitieren.
"Der HealthHack ist Kreativität und Technikergeist pur", findet Dirk Engelmann, Leiter Landesvertretung Niedersachsen, Techniker Krankenkasse. "Spontan finden sich Teams, die digitale Lösungen zu Gesundheitsthemen programmieren. An einem Wochenende von der Idee zum Produkt - Das ist ziemlich beeindruckend."
"Nach diesem erneuten Erfolg soll der HealtHack auch 2024 weitergeführt werden und dann möglichst mit noch mehr Teilnehmer*innen und innovativen Ideen rund um die Gesundheitswirtschaft", schaut Silvia Nieber, Geschäftsführerin Metropolregion GmbH, bereits ins nächste Jahr. Ort und Zeit werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Ein herzliches Dankeschön an unsere Partner*innen, unseren Schirmherr, Sozialminister Dr. Andreas Philippi, sowie:
Die Techniker (TK) Niedersachsen
AWO-Bezirksverband Braunschweig e.V.
Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik
Innovationszentrum Niedersachsen GmbH LINGA
Braunschweig Zukunft GmbH
Netzlink Informationstechnik GmbH
Nibelungen-Wohnbau-GmbH
Standort38
Haus der Wissenschaft Braunschweig
Wir freuen uns bereits jetzt auf den HealthHack im nächsten Jahr!
Am 1. März trafen sich die Metropolregionen in Deutschland in der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union. Mit dabei war auch die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg. Thema der Jahrestagung war die Gestaltung der Transformation für die Metropolregionen. Sie sind Pioniere und starke Zugpferde dieser Transformation auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene.
Als Stadt-Land-Partnerschaften gehen sie die kohäsionspolitische und transformatorische Herausforderung z.B. in der Industrie, Energieversorgung, Ernährungswirtschaft oder Grünen Infrastruktur mit innovativen Ideen an. Hierzu präsentiert der Initiativkreis der Europäischen Metropolregionen in Deutschland beispielhafte Projekte und diskutiert mit Vertreter*innen anderer Metropolräume in Europa und Europäischer Institutionen in Brüssel über Zukunftsfragen und die Sicherung der Handlungsfähigkeit der Metropolregionen im Rahmen der Kohäsionspolitik.
Redaktion GesundheIT: Herr Dr. Philippi, wir freuen uns, Sie als neuen Niedersächsischen Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung zu begrüßen. Als Schirmherr unseres HealthHack 2023 starten Sie direkt mit einem weiteren Ehrenamt, darüber freuen wir uns sehr.
Mit Beginn Ihrer Amtszeit betonten Sie den dringenden Handlungsbedarf, der sich in Anbetracht der vielfältigen Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegewesen ergibt. Welchen Stellenwert hat für Sie die Nachwuchsförderung mit Blick auf die Bereitstellung von geeigneten Lösungen für die Probleme der heutigen Zeit und welchen Beitrag kann unser HealthHack diesbezüglich leisten?
Dr. Andreas Philippi: Die Nachwuchsförderung hat einen außerordentlich hohen Stellenwert für mich. Wir brauchen die Fachkräfte von morgen, um in einer älter werdenden Gesellschaft eine gute Versorgung zu gewährleisten. Der HealthHack kann mithelfen, innovative Modelle zu entwickeln, mit denen zum Beispiel Gesundheitsfachkräfte im Alltag bei formalen Aufgaben entlastet werden, damit mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten bleibt.
Redaktion GesundheIT: Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden Sie in dieser Legislaturperiode setzen?
Dr. Andreas Philippi: Nun, zwei große Baustellen haben Sie bereits angesprochen, nämlich die Herausforderungen in Gesundheit und Pflege. Die Weiterentwicklung der Krankenhausreform hat dabei einen hohen Stellenwert, ebenso wie die Gewinnung von Nachwuchskräften in der Pflege.
Redaktion GesundheIT: Was braucht es – gerade auch aus Ihrer Sicht als Mediziner – damit Innovationen im Gesundheitswesen erfolgreich Fuß fassen können?
Dr. Andreas Philippi: Ganz wichtig ist, dass wir die Betroffenen, sprich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mitnehmen. Dass wir Vorbehalte abbauen und deutlich machen, dass es darum geht, Beschäftigte zu entlasten, nicht zu ersetzen.
Große Chancen bietet aus meiner Sicht die Digitalisierung. Wenn die Menschen spüren, dass neue, fortschrittliche Anwendungen die Arbeit erleichtern, werden sie in der Regel gut angenommen und akzeptiert. Das sehen wir beispielsweise bei der Telemedizin, die im Zuge der Pandemie erheblich an Bedeutung gewonnen hat.
Und, wir müssen weg von der rein wirtschaftlichen Ausrichtung unseres Gesundheitssystems. Was wir brauchen, ist ein Gesundheitswesen, dass sich auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten konzentriert.
Redaktion GesundheIT: Niedersachsen als Innovationsland: In welchen Bereichen der Gesundheitsbranche sind wir heute bereits gut aufgestellt? Wo sehen Sie noch Luft nach oben?
Dr. Andreas Philippi: Nach meiner Erfahrung haben wir im Großen und Ganzen gute Versorgungsstrukturen, die wir sichern müssen. Die sogenannten Baby Boomer werden bald in Rente gehen, dann brauchen wir viele neue Fachkräfte. Bei der Vernetzung von ambulanten und stationären Angeboten können wir noch deutlich besser werden. Und die Finanzen bleiben natürlich, gerade angesichts von Inflation und steigenden Energiekosten, ein ganz großes Thema. Wir werden im Gesundheitswesen und in der Pflege langfristig sehr viel Geld „in die Hand nehmen müssen“.
Redaktion GesundheIT: Und zu guter Letzt: Was geben Sie als Schirmherr des HealthHack unseren Hack Teilnehmenden mit auf den Weg?
Dr. Andreas Philippi: Stichwort Weg, ich wünsche Ihnen den Mut, neue Wege zu beschreiten und einfach mal auszuprobieren. Und den Teams wünsche ich spannende und konstruktive Diskussionen. Nutzen Sie die kreativen Möglichkeiten dieser Veranstaltung, aber nehmen sie dabei auch die Menschen in den Blick, die später mit diesen Innovationen arbeiten sollen.
Anfang Februar 2023 empfing Sabine Tippelt (SPD), Abgeordnete und Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, vertreten durch Alexander Feuser, Leiter des Handlungsfeldes Mobilität. An dem Austausch nahmen zudem Stefan Klein, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung teil.
Ziel des Gespräches war es, die Metropolregion mehr in das Blickfeld der Niedersächsischen Landespolitik zu bringen und sich auf dem Feld der Mobilität über mögliche Zukunftsprojekte in der Metropolregion auszutauschen. Beide haben das Ziel, die gesamte Region im Bereich Verkehr weiter zu entwickeln. Während des Gesprächs gab es drei Themenschwerpunkte: Digitalisierung, Radschnellwege und eine angestrebte Verlagerung des Straßengüterverkehrs auf die Schiene. Weiterhin spielten die Reaktivierung von Bahnstrecken und die Einführung von Leasing-Rädern für die Beschäftigten des Landes Niedersachsen eine Rolle. Sabine Tippelt sprach zudem über aktuelle verkehrspolitische Entwicklungen in ihrem Wahlkreis Holzminden.
Sabine Tippelt und Stefan Klein begrüßten ausdrücklich den Gedankenaustausch mit der Metropolregion und wünschen sich einen weiteren Austausch, der in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 stattfinden soll.
Das neue Arbeitsprogramm 2023-2027 "Gemeinsam stark. Gemeinsam metropolregional" der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH wurde Ende Januar 2023 vom Aufsichtsrat beschlossen. In den Handlungsfeldern Mobilität, Gesundheitswirtschaft und Standortmarketing werden die wichtigsten Gegenwarts- und Zukunftsthemen rund um Digitalisierung, Klimawandel und Wettbewerbsherausforderungen mit den Partnern aus Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft bearbeitet. Das gesamte Arbeitsprogramm findet sich hier.
Über 170 Gäste haben am Samstag, dem 21. Januar, den Deutsch-Französischen Tag mit uns im Haus der Jugend Hannover gefeiert. Die Gäste erwartete anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Élysée-Vertrags zwischen Deutschland und Frankreich ein vielfältiges Programm für jede Altersklasse.
Das Kinderprogramm WaldPost der französischen Theater Kompagnie Budig hat das jüngere Publikum begeistert. Die deutsch-französische Lesung und Schreibwerkstatt wurde vom Friedrich-Bödecker-Kreis Niedersachsen und dem Verein Die kleinen Gallier unterstützt.
Beim Hip-Hop Workshop haben die jugendlichen Tänzer*innen aus dem MJC Rouen Rive Gauche und dem Haus der Jugend Hannover zusammen mit den beiden französischen Choreographen Krystoff und Colt45 eine tolle Choreographie kreiert. Am Abend konnten sie diese in einer tollen Show präsentieren. Dieses gemeinschaftliche Projekt war ein riesen Erfolg, sorgte für große Begeisterung im Publikum und ist außerdem ein schönes Beispiel einer partnerschaftlichen Kooperation der beiden Länder. Die Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Rouen wird schon seit über zehn Jahren durch die Hip-Hop Begegnungen der Jugendlichen mitgetragen und mit vielen neuen Projekten fortgesetzt.
Die Abendveranstaltung wurde mit Grußworten von Thomas Klapproth, Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Magali Censier, Bildungsattachée der französischen Botschaft, und Silvia Nieber, Geschäftsführerin der Metropolregion, eröffnet.
Thomas Wieder, französischer Korrespondent für Le Monde in Berlin, und Jacob Ross, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, diskutierten gemeinsam mit der Journalistin Hélène Kohl über den aktuellen Stand und die Herausforderungen der deutsch-französischen Beziehung. Thema der Debatte war auch die Rolle der beiden Länder im Ukraine-Krieg. Besonders hervorgehoben wurde außerdem die Stärke der deutsch-französischen Vernetzung auf zivilgesellschaftlicher Ebene.
Mit dem französischen Chor le clin d'œil fand das Programm einen musikalischen Abschluss.
Die rund über 170 Gäste konnten den Abend dann noch bei einem köstlichen Büffet der Pâtisserie Elysée und Wein von der Weinbrüderschaft Les compagnons du Beaujolais ausklingen lassen.
Wir danken noch einmal recht herzlich für die Unterstützung unserer Partner: Haus der Jugend, Kulturbüro der LHH, Ville de Rouen, MJC Rouen Rive-Gauche, Deutsch-Französischer Bürgerfonds, Deutsch- Französische Gesellschaft Hannover e.V., die Kleinen Gallier e.V., Friedrich-Bödecker- Kreis Niedersachsen, EIZ, Institut Français d'Allemagne, Le Carrefour e.V.
#AmitiéFrancoAllemande #60ans60Jahre #rouen #hannover
Lassen Sie uns das neue Jahr zusammen mit mutigen Ideen beginnen – Es ist höchste Zeit für einen Wandel in der Pflege!
Am 8. Februar 2023 von 9:00 – 13:30 Uhr findet im ThinkPool der AWO in Braunschweig unserer kostenloser, moderierter InCa 4D Innovationsworkshop statt. Unser Ziel: Neue Pflegeprodukte und Anwendungen zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für alle an der Pflege Beteiligten liefern. Dafür werden alle relevanten Akteur*innen von Anfang an in den Entwicklungsprozess mit einbezogen – getreu dem Motto „Aus der Pflege, für die Pflege“.
In unserem ersten Workshop dreht sich alles um den Bedarf in der stationären und ambulanten Pflege. Zusammen mit Expert*innen wollen wir die aktuellen Problemfelder in der Pflege aufdecken, die Perspektive der Nutzer*innen verstehen und am Ende des Tages eine eigene Vision entwickeln.
Für mehr Informationen zum Workshop und zur Anmeldung steht Ihnen Lina Brandt, Projektmanagerin Gesundheit unter lina.brandt@metropolregion.de zur Verfügung.
Mehr über InCa 4D unter: https://metropolregion.de/gesundheit/inca-4d/
Unserer Premiumpartnerboard wächst! Neben der AWO Braunschweig ist die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag in diesem Jahr mit dabei. Das Peter L. Reichertz Institut unterstützt als Veranstaltungspartner! Allen dreien durften wir ein paar Fragen rund um den HealthHack stellen. Wir freuen uns über die tatkräftige Unterstützung und über bekannte und neue Gesichter in unserer Jury und unter den Mentor*innen.
Redaktion GesundheIT: Die LINGA ist zum ersten Mal als Premiumpartnerin dabei, herzlich willkommen. Worauf freuen Sie sich besonders?
Delia Balzer: Kreativität und Entdeckergeist von jungen Teams begeistern mich immer wieder und motivieren für die eigene Arbeit. Durch das ganzheitliche Mentoringprogramm und die Zusammenarbeit mit potentiellen Umsetzungspartner*innen aus der Metropolregion verleihen wir beim HealthHack innovativen Ideen Flügel und auch ich als erfahrene Netzwerkerin profitieren von der Zusammenarbeit unterschiedlicher Gruppen.
Redaktion GesundheIT: Welche Entwicklungen dürfen wir in den nächsten Jahren in Bezug auf einen generationengerechten Alltag nicht verpassen?
Delia Balzer: Wir müssen das Alter neu bewerten, mit den Baby-Boomern kommt eine ganz neue Generation in den Ruhestand. Die Ansprüche an Produkte, Wohnformen und Dienstleistungen werden sich ändern. Neben dem „Design für Alle“ steht in Zukunft vor allem auch das Service-Design im Blickpunkt, gerade auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung.
Redaktion GesundheIT: #CauseWeCare: Welche Unterstützung bieten Sie den HealthHack Teilnehmenden?
Delia Balzer: Wir leben in einer Gesellschaft des langen Lebens, dafür sensibilisieren wir von der LINGA. Innerhalb des Innovationszentrums Niedersachsen setzten wir ressortübergreifend den Akteur*innen die generationengerechte Brille auf. Es liegen soziale sowie wirtschaftliche Chancen im demografischen Wandel, wenn es uns als Gesellschaft gelingt, soziale Innovationen für Generationen zu entwickeln. Unerlässlich ist dabei, die potentielle Zielgruppe von neuen Produkten und Service Dienstiestungen frühzeitig in die Entwicklung mit einzubinden. Nur so schaffen wir Akzeptanz bei Nutzerinnen und Nutzern und erhöhen dadurch die Marktchancen. Diesen Blick möchte ich bei den Teams schärfen, damit sie sich zukunftsfähig aufstellen mit ihren Produkten.
Redaktion GesundheIT: Herr Fersahoglu Weber, der AWO Bezirksverband Braunschweig ist seit einigen Jahren als Premiumpartner beim HealthHack dabei. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Rifat Fersahoglu-Weber: Für mich ist der HealthHack jedes Jahr wieder ein Impulserlebnis. Der HealthHack ist eine Veranstaltungsreihe, an der motivierte Hacker*innen an aktuellen Problemstellungen des Gesundheits- und Pflegewesens arbeiten. Es gibt nichts Vergleichbares in der Region. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie Kompetenzen und Erfahrungen zwischen den Teams selbst, aber auch zwischen den Teams und den Mentor*innen ausgetauscht und gewinnbringend eingesetzt werden.
Redaktion GesundheIT: Sie bringen in diesem Jahr ein konkretes Thema für die Teilnehmenden mit. Erzählen Sie uns mehr...
Rifat Fersahoglu-Weber: In der Pflege führen der Fachkräftemangel und der demographische Wandel zu Versorgungsengpässen. Um dem Problem ein kleinwenig entgegenzuwirken, werden teilweise ausländische Pflegekräfte angeworben. Doch wie können wir diesen ein Ankommen im neuen Job und auch in der neuen Heimat erleichtern? Die Idee zielt auf eine Sprach-App ab, die es den Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund und den einarbeitenden Kolleg*innen das Erlernen und Vermitteln pflegerelevanter Begrifflichkeiten erleichtert und Missverständnisse vorbeugt. Die App soll dabei einfach und schnell die Fachsprache "Pflege Deutsch" in andere Sprachen verarbeiten. Dies fängt bereits bei einfachen Begrifflichkeiten wie Bettzeug, Schieber etc. an und geht bin zu fachspezifischen Begriffen wie Vitalwerte. Die Idee ist dabei, die Begriffe bildlich zu hinterlegen und die Übersetzung in eine ausgewählte Sprache oder feste Begriffe bildlich hinterlegt mit Übersetzung als Suchfunktion. Zusätzlich können hier potentiell Elemente der einfachen und/oder leichten Sprache unterstützend eingesetzt werden.
Redaktion GesundheIT: #CauseWeCare: Welche Unterstützung bieten Sie den HealthHack Teilnehmenden?
Rifat Fersahoglu-Weber: Eine realistische Verortung der Idee und eventuell direkte Anwendungsmöglichkeiten zur Erprobung der Prototypen.
Redaktion GesundheIT: Herr Prof. Dr. Deserno, das PLRI unterstützt den HealthHack bereits seit vielen Jahren, in diesem Jahr als Veranstaltungspartner. Inwiefern profitieren Sie von diesem Format?
Thomas Deserno: Als einziges gemeinschaftliches Institut der TU Braunschweig und der Medizinischen Universität Hannover hat das PLRI eine besondere Bedeutung in der Region, insbesondere für die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft. Informationstechnik ist derzeit der Treiber für Innovationen in der Medizin. Und viele gute nee Ideen entstehen in den Köpfen unsere Studierenden. Mit dem Healthhack bekommen vor allem junge Menschen die Möglichkeit, Ihre Ideen zu artikulieren und weiterzuentwickeln. Hieraus sind in der Vergangenheit nicht nur Start-Ups entstanden, sondern auch Anregungen für die Wissenschaft, die am PLRI in Forschung und Lehre aufgegriffen werden.
Redaktion GesundheIT: Wenn Sie einen Wunsch freihätten für die Zukunft der medizinischen Informatik, was wäre das?
Thomas Deserno: Datenschutz ist richtig und wichtig, wird aber in unserem Land allzu oft dafür zweckentfremdet, gute Ideen im Keim zu ersticken. Im Bereich der (medizinischen) Informatik gibt es in unserer Gesellschaft großes Falschwissen, nicht nur im Bereich des Datenschutzes. Unser Umgang mit Covid-19 Pandemie hat dies sehr deutlich gemacht. Informatik hat einen zu geringen Stellenwert, angefangen in den Schulen bis hin zu den (politischen) Entscheidungsträgern. Deutschland benötigt eine durchgreifende Digitalisierung, die in der (Schul-) Ausbildung starten müsste. Das tut sie aber nicht, sodass alle mit abgeschlossener Ausbildung, außen vor sind. Als gesunder Mensch gehe ich zur medizinischen Vorsorgeuntersuchung; warum nicht auch zur medizinischen Informatikaufklärung?
Redaktion GesundheIT: #CauseWeCare: Welche Unterstützung bieten Sie den HealthHack Teilnehmenden?
Thomas Deserno: Durch seine internationale Vernetzung hat das PLRI in den letzten Jahrzehnten große Erfahrungswerte aufgebaut. Wir kennen viele internationale Projekte, erfolgreiche und auch nicht-erfolgreiche. Dieses Expertenwissen stellen wir den Teilnehmern im individuellen Coaching gerne zur Verfügung. Nicht selten habe ich bei früheren Healthhacks beobachten können, dass in den Begründungen der Jury auf kleine Details im Konzept des Teams Bezug genommen wurde, die zuvor in unseren Beratungsgesprächen adressiert worden sind.
Redaktion GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit. Das Interview macht Lust auf mehr? Infos und Anmeldung zum HealthHack 2023 unter https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/