Für lebenswerte Innenstädte – Netzwerk diskutiert mit Expert*innen über die Zukunft unserer Stadtkerne

Veröffentlicht: 11. Juni 2024
Das Netzwerk Revitalisierung Innenstadt informiert sich am Gemeinschaftsstand der Metropolregion auf der Real Estate Arena (Foto: Jennifer Bullert)

Nahezu jede Kommune erfährt einen Strukturwandel innerhalb ihrer Ortsmitten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Dennoch sind die Herausforderungen ähnlich. Häufig geht es um den Verlust von inhabergeführten Geschäften, die Zunahme des Onlinehandels oder den Leerstand in großen Warenhäusern. Das Netzwerk „Revitalisierung von Innenstädten“ bietet daher eine ideale Gelegenheit, um sich von Kommune zu Kommune auszutauschen und den Input von Expert*innen zu diskutieren. Da bereits der erste Austausch im März viele Synergien geschaffen hatte, wurde eine Verstetigung der Veranstaltung von allen Beteiligten gewünscht. Das zweite Netzwerktreffen fand im Rahmen der Real Estate Arena statt.

Austausch auf der Real Estate Arena

Der anfängliche Standrundgang der Gemeinschaftsausstellerfläche der Metropolregion bot eine gute Gelegenheit, um über den Umgang unserer Partner mit ihren Innenstädten informiert zu werden. So setzt beispielsweise Göttingen seit Jahren auf die Nutzungsmischung Handel und Wohnen, Wolfsburg als sehr junge Stadt hingegen hat aufgrund von Denkmalschutzauflagen paradoxerweise wenig Spielraum für die Umgestaltung der Innenstadt.

Nach diesem Austausch wurden ausgewählte Messestände in der Halle besucht. Die Leerstandslotsen und Die Stadtretter gaben den kommunalen Vertreter*innen interessante Einblicke in ihre Netzwerkarbeit und legten ihr Hilfsangebot dar. Lidl berichtete von eigenen Marktkonzepten, den veränderten Kaufansprüchen von Kund*innen und dem baulichen Wandel von Lebensmittelgeschäften.

Impulse für und aus der Metropolregion

Nach einem austauschintensiven Mittagsimbiss standen Vorträge zum Niedersächsischen Quartiersgesetz auf dem Programm, ein wichtiges Schlüsselinstrument zur Stärkung der Innenstädte.

Thorsten Blauert vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung berichtete von zwei vergangenen Förderwettbewerben zur Gründung von Business Improvement Districts (BID), den teilnehmenden Quartiersinitiativen und ihren Chancen und Hemmnissen. Blauert ermutigte die Kommunen, ihr Interesse zu äußern, sollten neue Fördermöglichkeiten gewünscht werden.

Im Anschluss teilte Frank Heinze von Heinze & Partner seine Erfahrungen mit der Landesförderung anhand von Göttingen, der ersten Stadt, bei der mithilfe dieser Unterstützung eine Eigentümer*inneninitiative gegründet wurde, die gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein Maßnahmenkonzept für das NQG-Quartier erarbeitet hatte. Das oberste Ziel sei es, nicht auf die reine Funktionalität der Innenstadt zu setzen, sondern die Schaffung einer Wohlfühlatmosphäre voranzutreiben und somit die Besucherfrequenz und Aufenthaltsdauer zu verlängern. Einen spannenden Einblick auf die Frage, wie wir in Zukunft wohnen werden und welche Rolle die Innenstadt dabei spielen wird, gab in ihrem Vortrag Dilek Ruf, die Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten. So stellte sie zur Diskussion, ob die aktuellen Auflagen für Bestandsimmobilien hinsichtlich Wärmedämmung, Nachhaltigkeit und Brandschutz in ihrem jetzigen Ausmaß nicht unverhältnismäßig seien, da sich aufgrund der hohen Sanierungskosten häufig ein Abriss und Neubau eher rechne als ein Umbau, was mit Blick auf den Umgang mit Ressourcen nicht im Sinne der Nachhaltigkeit sein könne.

„Dritte Orte“ als möglicher Gamechanger

Abschließend äußerten die Teilnehmenden Themenwünsche für ein weiteres Treffen. Hierbei stoß das Konzept der „Dritten Orte“ und der Umgang mit Bildungseinrichtungen und Bibliotheken in Innenstädten auf großes Interesse.

Insgesamt bot die Veranstaltung Raum für die Entwicklung neuer Perspektiven auf die Gestaltung unserer urbanen Lebensräume. Für die Kommunen wird es jedoch eine Herausforderung bleiben, das richtige Maß der Verantwortlichkeit zu finden. Sind sie bereit, Zuständigkeiten für die Entwicklung ihrer Ortsmitten abzugeben, birgt dies Risiken, bietet aber auch eine Vielzahl an Chancen.

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