Braunschweig bekommt Zukunftspreis für Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts

Veröffentlicht: 18. Juli 2022
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Die Preisübergabe (v.l.: Staatssekretär Frank Doods, Rabea Saad, Matthias Hots, Christiane Bork-Jürging, der Präsident des Nds. Städte- und Gemeindebundes Dr. Marco Trips sowie Umweltderzernent Holger Herlitschke). © Stefan Koch

Die Stadt hat für die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts 2.0 beim niedersächsischen Wettbewerb „Klima kommunal“ den Zukunftspreis gewonnen. Umweltdezernent Holger Herlitschke sowie das Team des Klimaschutzmanagements nahmen die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am 12. Juli in Hannover von Umwelt-Staatssekretär Frank Doods und Dr. Marco Trips, Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, entgegen. Bei dem Wettbewerb, der alle zwei Jahre von den kommunalen Spitzenverbänden Niedersachsens und dem Umweltministerium des Landes ausgerufen und von der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen durchgeführt wird, hatten sich 38 Kommunen mit 46 Wettbewerbsbeiträgen beworben.

Den Titel „Niedersächsische Klimakommune 2022" erhielten der Landkreis Göttingen und die Gemeinde Wahrenholz. Neben dem Zukunftspreis, den Braunschweig bekommen hat, wurden fünf Leuchtturmprojekte prämiert. 

Die Stadtverwaltung hatte sich mit dem Konzept zur derzeit laufenden Erstellung des Integrierten Klimaschutzkonzepts 2.0 beworben, das mit Beteiligung von Öffentlichkeit und Verbänden entwickelt wurde. Im vergangenen Jahr hatte der Rat der Stadt die schnellstmögliche Treibhausgasneutralität – wenn möglich bereits ab 2030 – als Ziel festgelegt. Das Klimaschutzkonzept 2.0 soll die Basis für verschiedene Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels schaffen. Es wird derzeit fertiggestellt und wird im Herbst dem Rat vorgelegt.

Mit dem Zukunftspreis wurde vom Land vor allem die ambitionierte Zielsetzung gewürdigt, mit der Braunschweig als Stadt der Forschung und Wissenschaft eine Vorreiterrolle einnimmt. „Braunschweig zeigt nicht nur mit seinen ambitionierten Zielen, welchen Stellenwert der Klimaschutz in einer Kommune haben kann und hat, sondern unterstützt diese Ziele auch mit essenziellen Ressourcen – finanzieller und personeller Art“, heißt es in der Begründung der Jury. „Die Stadt stellt mit ihrem integrierten Klimaschutzkonzept ihre Eigeninitiative und Zukunftsfähigkeit unter Beweis: Es braucht Kommunen wie Braunschweig, die vorangehen und neues Terrain betreten.“

Für Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum ist die Auszeichnung eine wichtige Bestätigung für die Arbeit am Integrierten Klimaschutzkonzept 2.0: „Dass das Braunschweiger Engagement für den Klimaschutz nun landesweite Beachtung und Honorierung erfährt, freut mich sehr und bestärkt uns weiter darin, die ambitionierte Zielsetzung zu verfolgen und in konkreten Maßnahmen umzusetzen.“ Der Klimaschutz sei für Kommunen eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre.  „Wir sind dabei auf einem guten Weg und können mit der Erarbeitung unseres Konzepts Vorbild für andere Kommunen sein.“

Während der aktuell noch andauernden Erarbeitungsphase des Konzepts kommen erste Maßnahmen parallel bereits in die Umsetzung. Dies betrifft vor allem strukturelle Maßnahmen innerhalb der Verwaltung, erste Vorarbeiten für ein Braunschweiger Nachhaltigkeitszentrum sowie die Gründung der Energiegenossenschaft Braunschweiger Land.

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WICHTIGER REGIONALER SCHRITT IM KLIMASCHUTZ

Klimaschutz ist sicherlich keine neue Aufgabe, aber aktuelle Entwicklungen haben noch einmal deutlich vor Augen geführt, dass es weitere gute Gründe gibt, sich von der Abhängigkeit fossiler Energieträger zu lösen. Wasserstoff kann in dieser wichtigen und notwendigen Transformation zur CO2-neutralen Gesellschaft eine Schlüsselrolle einnehmen.

Die für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Regionale Entwicklung zuständige Landesministerin Birgit Honé sieht insbesondere in Niedersachsen große Potenziale in Sachen Wasserstoff. „Dabei sollten wir die verschiedenen Ebenen -Europa, Bund, Land und Region – zusammendenken. Wenn wir die Möglichkeiten der einen Ebene erkennen und auf den jeweils anderen umsetzen, können wir den Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung regional, national und global schneller schaffen. Ich bin daher sehr froh, dass sich in der Region Leine-Weser ein neues Netzwerk zusammengeschlossen hat – als ein wesentlicher Beitrag für die Energiewende vor Ort.“

Aus diesem Grund haben sich am 11. Juli 2022 die sechs Landkreise Diepholz, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Nienburg/Weser, Schaumburg und die Region Hannover in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Hannover und dem Amt für regionale Landesentwicklung zum Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser zusammengeschlossen. Dabei agierte der Landkreis Nienburg vorbereitend als stellvertretender Hauptakteur für die sieben Kommunen.

Die Gründungsveranstaltung fand in dem erst Ende 2021 in Hannover eröffneten Technology and Customer Center des Automobilzulieferers Faurecia, einem Unternehmen der FORVIA-Gruppe, statt. Dazu fanden sich im Beisein der niedersächsischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung Birgit Honé, der Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover Maike Bielfeldt und des stellvertretenden Landesbeauftragten für regionale Landesentwicklung Leine-Weser Dr. Frank-Peter Heidrich die Landräte Cord Bockhop/ Diepholz, Bernd Lynack/ Hildesheim, Dirk Adomat/ Hameln-Pyrmont, Michael Schünemann/ Holzminden sowie der Erste Kreisrat Lutz Hoffmann i.V. von Detlev Kohlmeier/ Nienburg/Weser, der Dezernent Fritz Klebe i.V. von Herrn Jörg Farr/ Schaumburg und Fachbereichsleiter Alexander Skubowius i.V. des Regionspräsidenten Stefan Krach ein, um eine entsprechende Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen. Landrat Cord Bockhop dankte in seiner Rede ausdrücklich dem kurzfristig verhinderten Detlev Kohlmeier und dem Landkreis Nienburg für seinen Einsatz in dieser Sache und unterstrich die Bedeutung einer kommunalen Zusammenarbeit: „Klimaschutz ist eine kommunale Pflichtaufgabe und auch wenn die ohnehin beanspruchten Kommunen keine zusätzlichen Aufgaben suchen, ist das hier etwas Anderes. Hier kann die Region gemeinsam etwas erreichen, wo ein einzelner vielleicht scheitern würde, daher ist dieses regionale Netzwerk von so hohem Wert.“

Diese kommunale Kooperation wird das Dach des Netzwerkes bilden, in welches vor allem auch die spezifischen Unternehmen der Region Leine-Weser eingebunden werden sollen, dazu liegen bereits 34 Letters of Intent vor. Der stellvertretende Landesbeauftragte Dr. Frank-Peter Heidrich stellte in Vertretung der erkrankten Landesbeauftragten Stollwerck-Bauer fest: „Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das hohe Interesse auch seitens der Unternehmen zeigt, dass wir mit dieser Kooperation zwischen Kommunen und Unternehmen Synergien schaffen und genau den richtigen Schritt im Sinne regionaler Landesentwicklung gehen.“

Insgesamt rund 70 Gäste aus der Wirtschaft, thematisch befassten Verbänden und der Verwaltung hörten genau zu, als es um die Zielsetzung dieses neuen Netzwerkes ging. Man ist sich sehr einig, dass kein weiterer Gesprächskreis benötigt wird, es sollen Projekte in Kooperation zwischen Kommunen und Unternehmen entwickelt, begleitet und vorangebracht werden. Natürlich soll auch voneinander gelernt werden, denn in der Region Leine-Weser sind bereits zahlreiche gute Projekte, Ansätze und Ideen vorhanden. Nicht zuletzt besitzt ein regionales Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser auch eine „lautere“ Stimme, wenn es um das Gehör auf überregionaler Ebene geht. Murat Aydemir (Geschäftsbereichsleiter H2-Speichersysteme Faurecia) unterstrich die Wirkung eines solchen Netzwerkes: „Wir beobachten, dass die Ausweitung der Wasserstoff-Branche vom Networking lebt: Aus lokalen Zusammenschlüssen entstehen Projekte, die die Weiterentwicklung und Kommerzialisierung der H2-Technologien in Deutschland und Europa entscheidend voranbringen. Für uns ist nicht ausgeschlossen, künftig ein Wasserstoff-Team in Hannover anzusiedeln, um entstehende Initiativen tatkräftig zu unterstützen.“

„Wir freuen uns, dass so viele Unternehmen aus der Region heute an der Gründung unseres Netzwerks teilgenommen haben. Die Technik ist teilweise sehr ausgereift, die Wirtschaft wartete nur auf den Startschuss, um loslegen zu können. Dieses Signal haben wir heute gegeben“, freute sich Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover und Co-Initiatorin des Wasserstoffnetzwerks.

Den Abschluss der erfolgreichen Veranstaltung bildete dann eine leisere, aber nicht weniger deutliche Stimme: Die Poetry-Slammerin Tabea Farnbacher war in ihre Heimat gekommen, um Texte zu Wasser und Luft in der Geschichte der Menschheit und aus einem anderen Blickwinkel vorzutragen. „Am Anfang war das Wasser“ fügte sich wunderbar passend in das Thema ein.

Am Ende der Veranstaltung ist nun der erste Schritt zur gemeinsamen Investition in diese Zukunftstechnologie Wasserstoff in der Region Leine-Weser getan, viele weitere werden folgen.

Quelle: 25 Millionen Euro für den Forschungstransfer | Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur (niedersachsen.de)

Bildquelle: Georg Thomas, IHK Hannover

Unter Federführung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und gemeinsam mit der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, dem CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit, dem Forschungszentrum Jülich (FZJ), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist am 1. Juli 2022 das Pilotprojekt LOKI an den Start gegangen. Das Ziel: Gesundheitsämtern künftig ein lokales Frühwarnsystem für epidemiologisch relevante Infektionsausbrüche zur Verfügung zu stellen – maßgeschneidert und praxistauglich.

„Taucht ein gefährlicher Krankheitserreger mit epidemischem oder gar pandemischem Potenzial auf, ist das Wichtigste, möglichst schnell zu reagieren“, sagt Prof. Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System-Immunologie am HZI. „Mit LOKI entwickeln wir eine Frühwarn-Software, die Gesundheitsämter künftig dabei unterstützen soll, lokale Ausbrüche zu detektieren und das Infektionsgeschehen gemäß regionaler Besonderheiten zu modellieren – damit passgenaue Maßnahmen eingesetzt werden können.“ Denn das Leben in der Großstadt ist ein anderes als das auf dem Land. Und auf das Infektionsgeschehen wirken sich die Unterschiede zwischen den Lebenswelten – wie Anzahl der beruflichen und privaten Kontakte, tägliche Wege, Haushaltsgröße oder Altersstruktur einer Region – deutlich aus.

Meyer-Hermann koordiniert gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Sebastian Binder das über vier Jahre laufende Projekt, an dem neben dem HZI weitere Partnerinstitutionen beteiligt sind. „In der ersten Phase des Projekts wird es darum gehen, die lokalen Daten zusammenzutragen, die die Besonderheiten der jeweiligen Region ausmachen. Das erfolgt mit Unterstützung von fünf am Pilotprojekt teilnehmenden Gesundheitsämtern“, erklärt Binder. Da die Zusammenführung von Daten im Gesundheitsbereich hohe Anforderungen an den Schutz privater Daten stellt, sind Privatsphäre und IT-Sicherheit Prioritäten im Projekt und fallen in die Zuständigkeit des auf Informationssicherheit spezialisierten CISPA. Prof. Cas Cremers, leitender Wissenschaftler am CISPA: „Dies ist eine einmalige Gelegenheit, durch das Zusammenführen von Daten frühzeitig auf die Entscheidungsprozesse in einer pandemischen Lage einzuwirken. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass wir die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre des Systems, das wir entwickeln, unbedingt gewährleisten müssen.“ Sein Kollege Prof. Mario Fritz fügt hinzu: „Wenn wir verschiedene Datenquellen sicher und privatsphärenkonform zusammenführen können, bietet uns das die Chance, künftig sehr viel besser auf pandemische Lagen vorbereitet zu sein. Mit dem aus diesen Daten gewonnenen Wissen lassen sich Gegenmaßnahmen gezielter und damit gesellschaftlich verträglicher gestalten.“

Die so gewonnenen Daten werden mit öffentlich verfügbaren Daten ergänzt und gehen dann in einen automatisierten Modellierungsprozess ein. Als weitere Datenquelle stehen Ergebnisse aus dem Abwassermonitoring der Arbeitsgruppe von Prof. Antonis Chatzinotas am UFZ zur Verfügung. „Eingespeist werden die riesigen Datenmengen anschließend sowohl in verschiedene Gleichungs- als auch agentenbasierte Computermodelle, die wir für LOKI entwerfen. Über Hochleistungsrechner sind damit detaillierte Vorhersagen möglich, wie sich das Ausbruchsgeschehen lokal entwickeln könnte und welche Wirkung die eingeleiteten Maßnahmen hätten“, erklärt High-Performance-Computing-Experte und Forschungsgruppenleiter Dr. Martin Kühn vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Hierfür werden vom Forschungszentrum Jülich eine sichere Cloud-Infrastruktur sowie maßgeschneiderte, hochautomatisierte Werkzeuge zur Echtzeitanalyse des Infektionsgeschehens unter Berücksichtigung von Prognoseunsicherheiten entwickelt.

Im Zentrum des LOKI-Projekts steht die enge Zusammenarbeit mit den am Projekt beteiligten Gesundheitsämtern, die in sämtliche Entwicklungsprozesse eingebunden werden. „LOKI soll ja später auch angenommen werden und in der Praxis reibungslos funktionieren“, sagt Meyer-Hermann. Prof. Dagmar Starke, Leiterin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, ergänzt: „Dazu entwickeln wir in LOKI Lehr- und Beratungskonzepte, um die neue Frühwarn-Software zur Erkennung von Epidemien in den Gesundheitsämtern zu implementieren und zu optimieren.“

DIE PROJEKTPARTNER:

Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW)
CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit
Forschungszentrum Jülich
Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ)
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Quelle: News Detail | Aktuelles | Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (helmholtz-hzi.de)

Bildquelle: (c)Martin_Kuehn_DLR.jpg

Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Land fördern CPC-Projekt

Braunschweig. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) ist ihrer Sitzung am heutigen 1. Juli 2022 der Empfehlung des Wissenschaftsrates gefolgt und fördert den Antrag der Technischen Universität Braunschweig für das "Center for Circular Production of Next Batteries and Fuel Cells" (CPC) mit einem Antragsumfang von rund 52,8 Millionen Euro. Das CPC soll nach Planungen der TU die international sichtbare Position der Batterie- und Brennstoffzellen-Forschung in der Region Braunschweig langfristig sichern und eine zentrale Stellung in der niedersächsischen Forschung einnehmen. Das geplante Gebäude soll in Braunschweig am Forschungsflughafen in direkter Nachbarschaft zu den Bauten des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) und des Niedersächsisches Forschungszentrums für Luftfahrt errichtet werden. Die räumliche Nähe der Energiesystemforschung zur Fahrzeug- und Luftfahrtforschung soll eine Grundlage für die Einwerbung weiterer großer Verbundvorhaben bilden.

 "Ich freue mich, dass mit dem Erfolg dieses Konzepts der Forschungsstandort Braunschweig gestärkt, und die Spitzenposition der TU im Bereich der Batterie- und Brenn­stoffzellen-Forschung weiter ausgebaut werden kann.", so Oberbürgermeister Dr. Kornblum.

"Die örtliche Ansiedlung beim NFF und dem derzeit in Bau befindlichen Fraunhofer Projektzentrum für Energie­speicher und Systeme (ZESS) am Forschungsflughafen ist eine sehr positive Clusterbildung mit weiterem Zukunftspotential."

Ziel des CPC-Vorhabens sind die technologische Souveränität und Realisierung der zirkulären Produktion von Festkörperbatterien und membranbasierten Energiesystemen mit integrierten Recycling-, Verfahrens- und Fertigungstechniken. Als Energiespeicher und -wandler beruhen sowohl Festkörperbatterien als auch membranbasierte Energiesysteme auf Materialien, die in Deutschland sehr rar sind, wie zum Beispiel Lithium. Um dennoch technologisch souverän produzieren zu können und zu einer nachhaltigen Mobilitäts- und Energiewende beizutragen, sollen die Energiesysteme nach Nutzungsende recycelt oder wiederaufbereitet werden. Der Fokus liegt dabei auf einem maßgeschneiderten Design für Festkörperbatterien und membranbasierten Energiesystemen, das effizientes Recycling ermöglicht und Verunreinigung bei der Wiederaufbereitung so weit wie möglich reduziert, so dass möglichst wenig Primärmaterialien aufgewendet werden müssen.

Die Stadtverwaltung hat die TU bei der Suche nach einem geeigneten Standort für den geplanten Forschungsbau unterstützt und wird zu diesem Zweck Flächen am Forschungsflughafen an die TU veräußern.

Kontaktdaten:

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Weitere Informationen unter: www.braunschweig.de

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Land Niedersachsen bündelt biomedizinische Spitzenforschung im neuen "Institute for Biomedical Translation"

Die enorme Bedeutung eines raschen Transfers biomedizinischer Innovationen in die Anwendung hat die Covid-19-Pandemie eindrücklich unterstrichen. Die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg zählt zu Deutschlands führenden Standorten für biomedizinische Forschung. Trotz der international anerkannten Forschungsstärke Niedersachsens in den drei klinisch hochrelevanten Bereichen Infektionsmedizin, Organreparatur beziehungsweise -ersatz und Neurowissenschaften finden die gewonnenen Erkenntnisse jedoch noch zu selten oder zu langsam ihren Weg in die medizinische Anwendung. Deshalb bündelt das Land Niedersachsen die biomedizinische Spitzenforschung nun im „Institute for Biomedical Translation“ (IBT).

Für den neuen biomedizinischen Verbund stellt das Land über das Niedersächsische Vorab der VolkswagenStiftung für die Jahre 2022 bis 2026 ein Budget von 25 Millionen Euro zur Verfügung. Gründungsinstitutionen des IBT sind die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sowie das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.

Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur: „Die rapide Transformation von Wissenschaft und Wirtschaft im Zuge des digitalen und demografischen Wandels ruft nach neuen Antworten. Mit einem verstärkten Fokus auf Translation, Wissenschaftskommunikation und Vernetzung von Forschungs- und Transferaktivitäten wollen wir dazu beitragen, dass niedersächsische Ideen auch hier Wertschöpfung generieren. Mit dem IBT legen wir heute die Grundlage dafür, dass Niedersachsen in der Biomedizin künftig vorne in der ersten Liga mitspielen kann.“

Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung: „Mit der Förderung des IBT will die VolkswagenStiftung zeigen: Wir können dringend benötigten Unternehmergeist in der Wissenschaft entfachen. Mit Ehrgeiz und Elan können wir mit dem IBT in Niedersachsen zu den führenden Forschungs- und Entwicklungsstandorten der Biomedizin in den USA, Europa und in Deutschland aufschließen. Und wir können damit aus der Biomedizin heraus das Leiden von Patientinnen und Patienten verringern und das Leben erleichtern.“

Prof. Dr. Thomas Pietschmann, Programmsprecher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und Institutsleiter am TWINCORE (Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung): „Am TWINCORE, einer gemeinsamen Einrichtung von HZI und MHH, liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der translationalen Infektionsforschung – also der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und der klinischen Entwicklung. Ich begrüße ausdrücklich, dass mit dem IBT die Rahmenbedingungen für die Translation weiter gestärkt werden.“

Prof. Dr. Dirk Heinz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung: „Die Gründung des IBT ist ein wichtiger Schritt zur richtigen Zeit: Die gezielte Unterstützung des Transfers von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die Anwendung wird nicht nur die biomedizinisch herausragenden Forschungseinrichtungen in Niedersachsen stärken, sondern auch im Sinne der Wertschöpfung den Weg für neue Ausgründungen und Kooperationen mit Industriepartnern bereiten. Auf diese Weise kann das IBT unmittelbar dazu beitragen, einige der großen gesundheitlichen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, zu bewältigen.“

Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen: „Das IBT führt die Synergien der Partnereinrichtungen zusammen mit einem Ziel: die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung zu bringen. Als UMG bieten wir hier unsere langjährige Expertise aus der Schnittstelle von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung in der personalisierten Medizin. Dabei haben wir durch die Gründung der Life Science Valley GmbH in Göttingen gemeinsam mit der Sartorius AG und der Life Science Factory die strukturellen Voraussetzungen geschaffen, um neue Vorhaben auf dem Weg zur klinischen Erprobung zu begleiten. Gemeinsam haben wir uns zudem vorgenommen, innovative Entwicklerpersönlichkeiten gezielt zu fördern. Die vom Land Niedersachsen und der VolkswagenStiftung bewilligte Finanzierung öffnet uns diesen Weg.“

Prof. Dr. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover: „Gerade erst hat der Medizinausschuss der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen die MHH als international führenden Standort biomedizinischer Forschung mit seinen etablierten Schwerpunkten anerkannt. Das IBT wird die Übertragung der Forschungsergebnisse in die Anwendung am Patienten entscheidend verbessern und schließt somit eine strukturelle Lücke in der Wertschöpfung biomedizinischer Forschung in der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.“

Dr. Sven Wagner, Head of Business Development bei Sartorius: „Als Partner der biopharmazeutischen Industrie und Forschung arbeitet Sartorius eng mit der akademischen Welt zusammen. Wir halten es für sinnvoll und notwendig, in diesem akademischen Umfeld Strukturen zu schaffen, die die schnellere Übertragung von biomedizinischen Erkenntnissen in therapeutische Anwendungen ermöglichen. Deshalb unterstützen wir die beteiligten renommierten Universitäten und Forschungsinstitutionen mit Blick auf das Institute for Biomedical Translation.“

Hintergrund:

Das neue „Institute for Biomedical Translation“ (IBT) soll die existierenden Stärken der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg und weiterer assoziierter Standorte in den Schwerpunktbereichen Infektionsmedizin, Organreparatur beziehungsweise -ersatz und Neurowissenschaften zusammenführen und stärken. Kernziel ist die möglichst rasche Überführung von Forschungsergebnissen in neue präventive, diagnostische und therapeutische Verfahren – beispielsweise über Ansätze der personalisierten Medizin –, aber auch innovative Formate wie digitale Public-Health-Anwendungen. Dabei sollen neben biomedizinischen Spitzentechnologien in besonderem Maße auch datenbasierte Verfahren wie Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz zur Anwendung kommen.

Das Institut basiert auf zwei Säulen:

  • Über den „IBT Incubator“ soll der Technologiereifegrad ausgewählter translationaler Projekte gezielt gesteigert werden, um möglichst effizient Übergabepunkte zu einer industriellen Weiterentwicklung zu schaffen. Industriepartner und Investoren sollen frühzeitig in die Projekte einbezogen werden.
  • Über „IBT Exchange“ soll das translationale Ökosystem in Niedersachsen nachhaltig gestärkt und gezielt ausgebaut werden. Der primäre Fokus liegt dabei auf der gezielten Förderung einer neuen Generation von translational orientierten Entwicklerpersönlichkeiten mittels eines vielschichtigen Austausches zwischen akademischen Einrichtungen und industriellen Teilhabern. Dieser Dialog soll auf der einen Seite traditionelle Denkmuster auflösen, die Forschung, Entwicklung und Vermarktung als voneinander getrennte Entitäten betrachten, und auf der anderen Seite gleichzeitig Ausbildungslücken für Nachwuchskräfte im Bereich der biomedizinischen Translation schließen.

Quelle + Bildquelle: Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur
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Die E-Mobilität wächst mit leistungsfähiger Infrastruktur − im öffentlichen Raum, Zuhause und am Arbeitsplatz. enercity als Treiber der Mobilitätswende setzt erneut Maßstäbe und hat Norddeutschlands größten Ladepark mit 90 Ladepunkten eröffnet. Dort stehen ab sofort 84 neue Parkplätze zum Standardladen (je 22 kW) und sechs für schnelles Laden (je 150 kW) für Anwohnerinnen und Anwohner in Hannovers Stadtteil List bereit. enercity hat dafür rund 1,8 Millionen Euro investiert. Mit dem Ladepark baut das Unternehmen sein Engagement im Bereich E-Mobilität weiter aus. Ziel ist es, die Zahl eigener Ladepunkte bis zum Jahresende von 3.500 auf über 4.500 zu steigern, davon mehr als 500 öffentliche in Hannover. „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist wichtig für die Verkehrswende und für eine klimaneutrale Stadt. Der neue Ladepark in der List ist ein weiterer bedeutender Schritt auf diesem Weg“, sagt Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay. „Wir sind in eine Ära eingetreten, in der Kraftstoffkosten für Benzinautos deutlich teurer sind als für E-Autos − derzeit nahezu doppelt so teuer. Das wird bald zu einer noch größeren Dynamik bei der Verbreitung von E-Fahrzeugen führen. Mit dem neuen Vorzeigestandort im direkten Wohn- und Arbeitsumfeld knüpfen wir Hannovers Ladenetz noch enger, damit wir darauf gut vorbereitet sind“, sagt enercity-Chefin Dr. Susanna Zapreva.

Partnerschaftliche Projektentwicklung

Der Ladehub entstand durch eine Partnerschaft von enercity mit der Bauforum Hannover GmbH, Projektentwickler des Bauvorhabens „Bunker B58“. Für das nachhaltig gestaltete Bürogebäude mit modernen Arbeitswelten in einem ehemaligen Luftschutzbunker stellt enercity auf dem benachbarten Gelände für die Mieterinnen und Mieter des Projekts ausnahmslos E-Ladeplätze bereit. Auf dem rund 3.200 Quadratmeter umfassenden Ladegelände hat der Projektentwickler für den dort entstehenden Co-Working-Space „Digital Campus“ 60 Parkplätze für 30 Jahre gemietet. Weitere zehn Parkplätze gehen an die Versicherungsgesellschaft VHV für ihren benachbarten Bürostandort. Während ihres Büroaufenthalts können Mitarbeitende ihr E-Fahrzeug komfortabel an Standardladesäulen laden. Ein E-Auto der Kompaktklasse benötigt nur wenig mehr als 45 Minuten Ladezeit für rund 100 Kilometer Reichweite. Kurzzeitgäste können ihr Auto an Schnellladesäulen in rund sieben Minuten für 100 Kilometer Reichweite laden.

Ladepark als Contracting-Service

Rund 80 Prozent der Ladeaktivitäten geschehen am Arbeitsplatz oder Zuhause. enercity bietet daher seine Park- und Ladeplätze auch als Contracting-Modell im Büroumfeld an: Kundinnen und Kunden genießen klimafreundliches Fahren mit ihrem E-Auto, während der Energiedienstleister sich um Finanzierung, Betrieb, Wartung und Abrechnung des Ladestroms kümmert. Mit dem Ladepark begibt sich das Unternehmen auf ein neues Level. enercity beweist, große Ladeinfrastrukturprojekte konzeptionieren, bauen und betreiben zu können – ein lukratives Geschäftsmodell für Unternehmen bundesweit.

Hintergrund Bunker B58: Nachhaltiges Bürogebäude mit moderner Infrastruktur

Der Bunker B58 ist eine Projektentwicklung der Bauforum Hannover GmbH. „Wir wollen den Bunker zu einem flexibel nutzbaren Bürogebäude der Zukunft umbauen: mit Büros, Laboren, Konferenzräumen, Thinktanks und Bistros. Dazu zählt auch ein nachhaltiges Mobilitätskonzept“ sagt Leif Wiedemann, Geschäftsführer der Bauforum Hannover GmbH. Durch Sanierung, Umbau und Aufstockung des ehemaligen Bunkers wird B58 rund 3.200 Quadratmeter Nutzfläche bieten. Neben dem E-Ladepark sieht das CO2-neutrale Energiekonzept die Nutzung von Fernwärme, Photovoltaik mit Speichersystemen und energieeffizienten Kühlsystemen vor.

Hintergrund E-Mobilität enercity

Der umfangreiche Ausbau der Ladeinfrastruktur ist strategisches Ziel des Unternehmens. Dabei kommt enercity sehr gut voran. So belegte Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover im Mai dieses Jahres mit 136 Ladepunkten je 100.000 Menschen den Spitzenplatz unter Deutschlands Großstädten mit über 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. enercity baut auch den eigenen Elektro-Fuhrpark weiter aus: mit 74 ElektroFahrzeugen liegt der Anteil der E-Fahrzeuge im Unternehmen aktuell bei rund 19 Prozent.

Quelle: Pressemitteilung enercity, 05.07.2022 unter enercity eröffnet größten Ladepark Norddeutschlands

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„Zu Gast bei Freunden | Französische EU-Ratspräsidentschaft" am 17. Juni 2022

Über 150 Gäste sind der Einladung des Europäischen Informationszentrums Niedersachsen, der Region Hannover und der Landeshauptstadt Hannover am 17. Juni 2022 in der Käthe-Kollwitz-Schule Hannover gefolgt.

Die Veranstaltung ist Teil der langjährigen halbjährlichen Veranstaltungsreihe „Zu Gast bei Freunden“.

Belit Onay, Oberbürgermeister der LHH, Steffen Krach, Regionspräsident, Christoph Pohlmann, Ministerium für Bundes- und Europa Angelegenheiten (in Vertretung der Ministerin Birgit Honé ), die französische Journalistin und Korrespondentin in Berlin Hélène Kohl sowie der Vertreter der Jungen Europäischen Föderalisten, Tobias Von Gostomski, haben sich in einer spannenden Gesprächsrunde über die Schwerpunkte der EU-Ratspräsidentschaft sowie die Zukunft Europas und der deutsch-französischen Beziehungen unterhalten. Die Französische Botschafterin Anne-Marie Descôtes, live zugeschaltet aus Berlin, hat eine erste Bilanz der 6 Monate der französischen EU Ratspräsidentschaft vorgestellt.

Umrahmt war die Veranstaltung von Musikbeiträgen der KKS Big-Band und einem Europaquiz vom France Mobil Lektor für Niedersachsen Sascha Leclercq.

Wenn Sie noch mehr von der KKS Big Band hören möchten, haben Sie die Möglichkeit, am 5. Juli die Band im Marlene live zu erleben!

Mit dem Zusammenschluss zum CCC-N im November 2019 nutzen die Universitätsmedizin Göttingen und die Medizinische Hochschule Hannover ihre Synergien und stärken die Krebsmedizin in Niedersachsen, um für ein gemeinsames Ziel einzutreten: Patient*innen nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen noch besser zu versorgen und innovative Krebsforschung voranzutreiben. Wir durften bereits vor einem Jahr, zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Förderung des CCC-N als onkologisches Spitzenzentrum, mit Prof. Ellenrieder und Prof. Hillemanns sprechen (Link zum Interview hier). Heute, ein Jahr später, sind wir erneut im Gespräch.

GesundheIT: Vor einem Jahr haben wir über die digitale Transformation der Onkologie gesprochen – gibt es hier bereits Fortschritte zu verzeichnen?

Hillemanns: Die größten Fortschritte werden nach wie vor im Bereich der Diagnostik und Entscheidungsunterstützung erzielt. Dazu zählen die Digitalisierung pathohistologischer Präparate im Routineeinsatz der Krankenversorgung mit Einsatz künstlicher Intelligenz, die Erstellung maschinenlesbarer strukturierter Befunde, mit denen Daten ohne Zwischenschritt fehlerfrei an das zentrale Datenregister übergeben werden können oder die softwaregestützte teilautomatisierte Datenrecherche beim Molekularen Tumorboard. Zur Unterstützung unserer Tumorkonferenzbesprechungen haben wir virtuelle datenschutzkonforme Lösungen geschaffen, so dass externe Partner und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unkompliziert an den Besprechungen teilnehmen können.

Wir arbeiten stetig und intensiv an der Vernetzung der Tumordokumentation mit klinischen Informationssystemen und Kommunikationsplattformen, über die wir sicher und geschützt verschiedene Daten austauschen können. Das ermöglicht optimierte klinische Prozesse, stellt Entscheidungshilfen zur Verfügung und unterstützt unsere Forschungsaktivitäten. Wir sind beispielsweise seitens des CCC-N nun nahezu vollständig an die Clinical Communication Plattform (CCP) des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) angebunden. Die CCP dient hier als „Datendrehscheibe“ und vernetzt als IT-Infrastruktur alle dazugehörigen Standorte des Konsortiums und ermöglicht es Forschenden durch einen gemeinsamen Datenpool zum Beispiel Machbarkeitsschätzungen für klinische Studien durchzuführen.

GesundheIT: Sie arbeiten am Aufbau und der Weiterentwicklung spezialisierter und qualitätsgesicherter Strukturen für die Versorgung von Krebspatienten in der Region, u.a. im Rahmen eines Molekularen Tumorboards – was bedeutet das?

Hillemanns: Die molekulare Diagnostik nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Es eröffnet uns in der Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten neue Therapieoptionen. Häufig liegt jedoch noch keine erforderliche Evidenzlage vor, daher muss eine patientenindividualisierte Therapieempfehlung von einem Expertengremium erfolgen. Aus diesem Grund bauen wir derzeit an beiden CCC-N Standorten ein sogenanntes Zentrum für Personalisierte Medizin, ZPM, auf. Ziel dieser Zentren ist es, Patientinnen und Patienten mit seltenen oder fortgeschrittenen Erkrankungen, für die Leitlinienbehandlungen fehlen oder bei denen die vorherige Behandlung erfolglos war, personalisierte Therapien zukommen zu lassen. Das Molekulare Tumorboard ist hier das zentrale Instrument. Gemeinsam mit anderen ZPM bilden wir das Deutsche Netzwerk Personalisierte Medizin, kurz DNPM. Durch die gebündelte Expertise an den unterschiedlichen Standorten schaffen wir die Voraussetzung, die bestmögliche Therapieentscheidung, basierend auf der aktuell vorliegenden Evidenz für die Patientinnen und Patienten zu treffen.

GesundheIT: Sie haben kürzlich das Klaus-Bahlsen-Zentrum für integrative Onkologie eröffnet, herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet das für die Versorgung von Krebspatient*innen in einem Flächenland wie Niedersachsen? Wie gehen Sie diese Herausforderung weiter an?

Hillemanns: Die integrative Onkologie und Fragen zu Verfahren aus diesem Bereich sind mittlerweile regelmäßiger Bestandteil in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten geworden. Integrative Onkologie verbindet naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapien mit konventioneller Onkologie. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen zu lindern sowie die bestmögliche Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von an Krebs erkrankten Menschen. Im Mittelpunkt steht dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der neben körperlichen Aspekten auch psychische oder soziale Probleme berücksichtigt. Neben der Ausgestaltung von Betreuungsangeboten wollen wir die wissenschaftliche Evaluation der integrativen Onkologie intensivieren und neue Projekte in dem Bereich anstoßen – insbesondere die Patientenpartizipation in der klinischen Forschung ausbauen. Ziel ist es, das gesamte Spektrum der onkologischen Versorgung auf evidenzbasierter Grundlage zu entwickeln. Seriöse komplementäre Medizin ist nur dann möglich, wenn sie auf wissenschaftlichen evidenzbasierten Erkenntnissen beruht. Nur so können informierte Entscheidungen für oder gegen komplementäre Therapieformen getroffen werden. Das Zentrum leistet hier einen Beitrag.

GesundheIT: Wo liegt Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt? Wohin muss sich die Krebsforschung bis 2030 entwickeln?

Hillemanns: Unser Leitmotiv „Präzision und Sorgfalt in Krebsforschung und -behandlung“ spiegelt sehr gut unsere Kernforschungsschwerpunkte wider: So ist Präzision in der Krebsbehandlung vor allem durch eine umfassende individuelle Vorhersage möglich. Forschungsaktivitäten im Bereich Genomdynamik und Immunregulation bei Behandlungsresistenzen verfolgen das Ziel, ein besseres molekulares Verständnis von Resistenzen zu bekommen und therapeutische Strategien zur Überwindung dieser Resistenzen zu entwickeln. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Infektion und Krebs. Hier untersuchen wir die Krebsentstehung durch sogenannte onkogene Viren. Unsere Forschungsprojekte zu stratifikationsbasierter Therapie und Vorhersage unerwünschter Nebenwirkungen kombinieren das Verständnis genetischer und zellulärer Vorgänge in den Krebszellen mit der Entwicklung darauf ausgerichteter Therapieansätze und Reduktion von Nebenwirkungen. Zu den weiteren Schwerpunkten zählen die Bereiche Versorgungsforschung, die palliative und psychosoziale Versorgung sowie Forschungsaktivitäten in der Bildgebung und bildgestützter Interventionen in der Onkologie.

Fortschritte in der Krebsforschung und damit auch in der späteren Behandlung werden mit vielen kleinen Schritten erkämpft. Wichtig ist, im Labor gewonnene innovative Erkenntnisse möglichst rasch Patientinnen und Patienten in Form verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zugutekommen zu lassen.

Weiterhin haben wir auch einen Forschungsschwerpunkt in der Prävention: mit der sogenannten HANSE-Studie bei Lungenkarzinomen und der HaSCo-Studie bei Gebärmutterhalskrebs.

GesundheIT: Wie schätzen Sie die Entwicklung prädiktiver Ansätze zur Absenkung von Eintrittswahrscheinlichkeiten im Rahmen personalisierter Medizin ein?

Hillemanns: In den letzten Jahren hat sich die Systemtherapie in der Krebsmedizin erheblich geändert. Bei vielen Tumorentitäten lässt sich schon in der voroperativen oder auch intraoperativen Gewebeprobe eine sehr feine Charakterisierung des Krebses erzielen. Durch diese Tumorcharakterisierung beschränkt sich die Therapie nicht mehr auf die klassische Trias von operieren, bestrahlen und Chemotherapie. Prädiktive Marker erlauben eine zielgerichtete, das heißt auf die jeweilige Erkrankung und Mensch personalisierte Therapie, die in vielen Fällen mit besserer Wirkung und weniger Nebenwirkungen verbunden ist. Diese rasante Dynamik wird zunehmen.

GesundheIT: Das CCC-N steht mit der OnkoAkademie auch für eine intensive Förderung des Nachwuchses in verschiedenen Bereichen der Krebsmedizin und für unterschiedliche Berufsgruppen. Welche Angebote gibt es und wie werden diese angenommen? 

Hillemanns: Unsere vergleichsweise junge OnkoAkademie verfolgt ein innovatives, ganzheitliches Bildungskonzept für Niedersachsen: Patientinnen und Patienten, Interessierte, medizinische und wissenschaftliche Berufsgruppen sowie Studierende erhalten Zugang zu Informationen, erfahrenen Projektteams, Infrastruktur und Schlüsseltechnologien. Dabei ist es uns wichtig, alle onkologisch Interessierten einzubeziehen. Mit regelmäßigen Veranstaltungen, Aktionstagen und festen Veranstaltungsreihen richten wir uns beispielsweise speziell an Krebs erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. Für alle, die an der Versorgung onkologischer Patientinnen und Patienten beteiligt sind, bietet wir verschiedene Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen an wie Qualitätszirkel, Symposien oder Kurse zur klinischen Fortbildung. Für wissenschaftliches Personal werden seit diesem Jahr in regelmäßigen Abständen Journal Clubs durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Vortragsreihe, die den Austausch zwischen den Forschenden der MHH und der UMG fördern soll. Zudem verfügen wir über Förder- und Beratungsmöglichkeiten für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs, Forschungskollegs oder Frauenförderungsprogramme. Studierende der Humanmedizin und der Biowissenschaften können verschiedene Wahlfächer belegen. Schrittweise werden auch Blended-Learning-Modelle in allen onkologischen tätigen Bereichen integriert. Angehende Naturwissenschaftler*innen finden an unseren Standorten verschiedene Bachelor-, Master und Promotionsprogramme.

GesundheIT: Worin wünschen Sie sich vom metropolregionalen Verbund Unterstützung und was werden Sie einbringen? 

Hillemanns: Die Krebsmedizin hat in Niedersachsen mit der Auszeichnung zum onkologischen Spitzenzentrum einen besonderen Stellenwert eingenommen. Damit einher geht der Auftrag das Thema Onkologie weiter zu fördern und zu vertiefen. Innovative Entwicklungen aus der Grundlagenforschung brauchen einen sogenannten translationalen Ansatz. Diese Umsetzung gelingt nur mit Public-private-Partnership. Das Ziel ist die Etablierung eines Standortübergreifenden interdisziplinären Zentrums für klinische Krebsforschung (IZKKF Niedersachsen), um standortübergreifend ein gemeinsames strukturiertes Forschungsförderungsinstrument der Universitätsklinika in Niedersachsen zu schaffen. Hierfür brauchen wir die Unterstützung und die enge Vernetzung mit dem metropolregionalen Verbund um für die biomedizinische Krebsforschung in Kooperation mit klinischen Disziplinen und wissenschaftlichen Grundlagenfächern die notwendigen Impulse zu geben.

GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Dr. Hillemanns.

„Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression“

Prof. Dr. Rainer Blasczyk, Projektleiter Invisible Organs

Gentechnische Organmodifikation zur Vermeidung einer Abstoßung –  der Innovationsverbund Invisible Organs geht neue Wege in der Transplantationsmedizin: modifiziert wird das Spenderorgan, nicht die Empfänger*innen. Gefördert durch die Europäische Union und das Land Niedersachsen und kürzlich für den Innovationspreis Niedersachsen 2022 nominiert, freuen wir uns heute mit Projekteiter Prof. Dr. med. Rainer Blasczyk von der Medizinischen Hochschule Hannover unter anderem über das Projekt, die Vorteile eines unsichtbaren Organs, den Innovationsverbund und die Praxisreife zu sprechen.

GesundheIT: Unsichtbare Spenderorgane – was bedeutet das in 3 Sätzen? 

Blasczyk: Invisible Organs sind ein vollkommen neuer Ansatz, um das Problem der Abstoßung nach Organtransplantation zu lösen. Diese weltweit einzigartige Behandlungsmethode macht das Transplantat immunologisch unsichtbar, indem die Gewebemerkmale ex vivo gentechnisch dauerhaft ausgeschaltet werden. Dadurch fehlen die Zielstrukturen für die immunologische Abstoßung, so dass das Organ durch das Immunsystem der Empfänger*innen nicht mehr als fremd erkannt werden kann.

GesundheIT: Was sind die Vorteile eines IO für den Empfangenden?

Blasczyk: Organabstoßung und Immunsuppression sind die Hauptprobleme der Transplantation. Diese Problematik ist seit Jahrzehnten ungelöst. Die Immunsuppression ist mit schweren Nebenwirkungen verbunden, insbesondere mit Infektionen und Malignomen. Transplantation muss daher neu gedacht werden, um Fortschritte zu erzielen.

Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression. In unserem Innovationsverbund haben wir dafür einen komplett neuen Ansatz entwickelt: die Tarnkappen für Organe. Anstatt einer Immunsuppression beim Organempfänger wird eine immunologische Unsichtbarkeit des Spenderorgans erzeugt. Diese disruptive Innovation bietet eine neue Dimension in der Organtransplantation: Unsichtbare Organe statt lebenslange Immunsuppression.

Durch einen gendersensitiven Ansatz wird zudem die bisher bestehende Benachteiligung von Frauen in der Transplantation beseitigt. Denn Frauen sind durch vorangegangene Schwangerschaften und dadurch bedingte Immunisierungen gegen Gewebemerkmale bei Transplantationen erheblich benachteiligt. Diese Benachteiligung wird durch die Invisible Organs aufgehoben, da die Gewebemerkmale der Organe ausgeschaltet werden.

GesundheIT: Inwiefern profitiert Ihre Forschung vom Innovationsverbund der MHH, LUH und FH? Wie greifen die Teilprojekte ineinander? 

Blasczyk : Die Technologie der Invisible Organs ist komplex. Die gentechnische Modifikation der Organe erfolgt ex vivo in einer Maschine, die in der Lage sein muss, das Organ am Leben zu erhalten und zuverlässig die verschiedenen Bedingungen herzustellen, die für die gentechnischen Verfahren erforderlich sind. Dazu sind sowohl Kompetenzen in der Transplantationsmedizin und in der Gentechnik als auch in der Medizintechnik erforderlich. Das erste liefert die MHH, das zweite die HsH.

Die Anwendung moderner Technologie muss aber auch immer die Ökonomie im Blick haben, um eine nachhaltige Teilhabe erreichen zu können. Daran arbeitet die LUH und analysiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Möglichkeiten der Re-Finanzierung. Zusätzlich schaffen die gender- und diversitätssensiblen Effekte der unsichtbaren Organe eine medizinische Perspektive für alle.

GesundheIT: Wenn alles klappt, wann rechnen Sie mit dem Einsatz von IO in der medizinischen Praxis? 

Die Vision des Innovationsverbundes aus MHH, HsH und LUH wird durch die Ausgründung der Allogenetics GmbH in Hannover in die medizinische Praxis umgesetzt. Allogenetics wird diese Innovation durch VC-Finanzierung weltweit etablieren und die erste Vektorproduktionsanlage Niedersachsens aufbauen. Die präklinischen Untersuchungen sind für die Lungentransplantation bereits sehr erfolgreich abgeschlossen worden. Die erste klinische Studie soll daher mit gentechnisch modifizierten, unsichtbaren Lungen in voraussichtlich zwei Jahren starten.

GesundheIT: Wie können weitere Partner aus der Metropolregion in Ihrer Forschung unterstützen? 

Die weltweit einzigartige Innovation der Invisible Organs ist im Handlungsfeld Gesundheit der Metropolregion angesiedelt und verbindet die Bereiche Life Science und Medizintechnik. Die Kombination aus Gen- und Medizintechnik ist ein komplett neues Gebiet, das für die niedersächsische Metropolregion eine außergewöhnlich große Chance bietet, sich als deutschland- und europaweite Referenzregion zu etablieren. Die Metropolregion kann dazu beitragen, die Vernetzung von Menschen, Unternehmen und Wissenschaft zu unterstützen, um Teilprojekte mit synergistischen Effekten zu identifizieren. Dies kann in allen Sektoren erfolgen und wäre insbesondere bei Human Resources, GMP-Produktion und VC-Kapital von großer Bedeutung.

GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Blasczyk.

Mehr über Invisible Organs unter https://www.invisibleorgans.de/

„Unsere Studie ist ein wichtiger Baustein für die Literatur, da wir sehr wenig darüber wissen, was mit Patient*innen-Bewertungen in Kliniken passiert. Diese Lücke schließt PASOME“

Martin Emmert, Universität Bayreuth, Projektpartner PASOME

Die Hochschule Hannover und die Universität Bayreuth haben gemeinsam mit ihren Projektpartnern* drei Jahre lang die Patientenzufriedenheit in den sozialen Medien untersucht und Handlungsempfehlungen für Kliniken entwickelt (wir berichteten hier). Die Handlungsempfehlungen beinhalten die Bereiche Prüfung, Einleitung und Erläuterung, Reaktionsgeschwindigkeit, Danke und Entschuldigung, Inhalt, Kontakt und Verweise, Management, Beendigung und Schulung und sind hier im Detail abrufbar: http://www.public-reporting.wp.hs-hannover.de/wp-content/uploads/2021/12/Handlungsempfehlung-Online-Patienten-Feedback-2021-12-20.pdf

Grundlage für die Handlungsempfehlungen sind:

  • Antworten niedersächsischer Krankenhäuser auf Online Feedback auf Google Maps, die Ergebnisse eines Literaturreviews zu Online‐Patienten‐Feedback
  • sieben semistrukturierte Interviews mit Qualitätsmanagern aus niedersächsischen Kliniken zu ihren Erfahrungen im Umgang mit Online‐Patientenfeedback 
  • eine Online‐Befragung zu den möglichen Handlungsempfehlungen zur Beantwortung von Online Patientenfeedback. Hierbei haben 16 Mitarbeiter von niedersächsischen Akutkrankenhäusern die Eignung der Handlungsempfehlungen für Klinikmitarbeiter*innen bewertet. Die Mitarbeiter waren überwiegend im Qualitäts‐ oder Beschwerdemanagement, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit tätig und hatten schon Online‐Patienten‐Feedback beantwortet. Sie arbeiteten in unterschiedlich großen Krankenhäusern (Bettenanzahl) mit unterschiedlicher Trägerschaft (frei‐gemeinnützig, privat, öffentlich).  

Auf der Abschlussveranstaltung am 23. Juni wurden die Ergebnisse vorgestellt und darüber diskutiert, welche Rolle Patientenerfahrungen und Krankenhausbewertungen in den sozialen Medien für das Public Reporting und die Qualitätstransparenz im Gesundheitswesen haben können. Wir durften mit Prof. Uwe Sander, Projektleiter von der Hochschule Hannover im Nachgang sprechen.

GesundheIT: Herr Prof. Sander, wie kam es zum Projekt und der Kooperation mit der Universität Bayreuth?

Sander: Mit Prof. Dr. Martin Emmert, der inzwischen an der Universität Bayreuth forscht und lehrt, besteht im Forschungsverbund Public Reporting seit mehr als zehn Jahren eine Kooperation. Ziel ist, die Potenziale der Qualitätstransparenz und Patientenzentrierung im Gesundheitswesen zu fördern.

GesundheIT: Social Media ist als Kommunikations- und Interaktionsplattform aus dem patientenorientierten (ambulanten) Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Wo sehen Sie Vor- und Nachteile für Gesundheitseinrichtungen?

Sander: Die Vorteile der Verwendung von Erfahrungsberichten und Bewertungen von Patient*innen und Angehörigen in den sozialen Medien und auf Bewertungsplattformen sind a) kostenlose Verfügbarkeit, b) Aktualität c) Konkretheit und Unmittelbarkeit der berichteten Erfahrungen, d) Eignung als Ergänzung zu systematischen Patientenzufriedenheitsbefragungen und Ergebnisse von medizinischen Qualitätssicherungsverfahren, e) Nutzungsmöglichkeit für Anregungen zu Verbesserungsmaßnahmen im Krankenhaus (Prozessoptimierung)  f) Potenzial einer erheblichen positiven Auswirkung auf die Krankenhaus-Reputation.

Die Nachteile sind a) fehlende Repräsentativität der Erfahrungsberichte und Bewertungen, b) geringe Informationen über die Verfasser, c) Verzerrung von Bewertungsmaßstäben (überwiegend sehr gute oder sehr schlechte Bewertungen), d) Manipulationsmöglichkeiten und e) fehlende oder geringe Moderation von Erfahrungsberichten mit dem Ziel, unter anderem Schmähkritik, diffamierende Äußerungen, falsche Tatsachenbehauptungen, unzulässige Verallgemeinerungen und Preisgabe personenbezogener Daten zu verhindern.

Patientinnen und Angehörige möchten Feedback online an das behandelnde Krankenhaus zu einem selbst gewählten Zeitpunkt geben, in eigenen Worten und anonym. Gemeinsam mit Praktiker*innen, insbesondere Qualitätsmanager*innen in Krankenhäusern, wurde diskutiert, wie Patient*innenerfahrungen für die Verbesserung von Reputation und Qualität von Krankenhäusern verwendet werden können. Krankenhäuser haben zahlreiche Probleme, die verhindern, Erfahrungsberichte ihrer Patientinnen und von deren Angehörigen im Internet gezielt für Reputations‐ und Qualitätsverbesserungen nutzen zu können.

GesundheIT: Zentrale Ergebnisse: Was empfehlen Sie Gesundheitseinrichtungen im Umgang mit Patient*innen-Bewertungen?

Sander: Patient*innen und deren Angehörige, die einen Erfahrungsbericht über ihren Krankenaufenthalt verfassen, erwarten in der Regel, dass dieser Bericht von denjenigen gelesen wird, die für die medizinische Behandlung verantwortlich sind. Sie wünschen eine Reaktion, indem Mitarbeiter*innen des Krankenhauses auf die Rückmeldung der Patient*innen und Angehörigen angemessen und öffentlich antworten. Falls Anregungen und Kritikpunkte geäußert wurden, wird gewünscht, dass Verbesserungsmaßnahmen seitens des Krankenhauses erwogen und wenn möglich initiiert werden. Hierüber möchten Patient*innen und deren Angehörige öffentlich informiert werden, also auf der Plattform, auf der der Erfahrungsbericht ist.

GesundheIT: Public Reporting - sollte die Beantwortung und Auswertung zur Standardressource in Gesundheitseinrichtungen werden?

Sander: Die Auswertung und Beantwortung von Erfahrungsberichten über den Krankenaufenthalt ist nur einer von mehreren Aspekten des Public Reportings und somit nur eine von vielen Aufgaben für das Qualitätsmanagement von Krankenhäusern. Aufgrund der Potenziale von Erfahrungsberichten für die Reputation, Darstellung der Patientenzentrierung und Qualitätsverbesserung für Krankenhäuser sollte in den Häusern eine strukturierte Beschäftigung damit und die Festlegung diesbezüglicher  organisatorischer Abläufe erwogen werden. 

GesundheIT: Gibt es Unterschiede im Umgang mit Patient*innen-Feedback im internationalen Vergleich?

Sander: Während in den USA zahlreiche wegweisende Studien zu dem Thema veröffentlicht wurden, sind im staatlichen Gesundheitssystem in Großbritannien sowie in Australien und Irland die konkreten Nutzungen von Erfahrungsberichten für die Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung in Krankenhäusern am weitesten fortgeschritten. In diesen Ländern wurde ein professioneller Online-Feedback-Service für Krankenhäuser und Patient*innen eingerichtet, der in Großbritannien inzwischen mehr als 500.000 Erfahrungsberichte umfasst und mehr als 12.000 Krankenhausmitarbeiter*innen involvierte.

Das Projekt PASOME ist nun nach dreijähriger Laufzeit abgeschlossen.

GesundheIT: Was wünschen Sie sich für die weitere Verwendung der Studienergebnisse nach Projektabschluss? Gibt es weitere Pläne? Wie kann die Metropolregion GmbH weiterhin unterstützen?

Sander: Wir planen, unsere Ergebnisse in Fachzeitschriften zur Diskussion zu stellen und stehen gerne als Ansprechpartner für Krankenhäuser der Region zur Verfügung. Gemeinsam mit weiteren Partnern soll die Möglichkeit untersucht werden, einen professionellen Online-Feedback-Service für Krankenhäuser und Patient*innen nach britischem Vorbild zu entwickeln. Damit würde das Potenzial von Erfahrungsberichten für die Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung in Krankenhäusern künftig besser verfügbar werden.

GesundheIT: Vielen Dank, Herr Prof. Sander.

*Hochschule Hannover, Fakultät III / Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) / Qualitätsinitiative – Niedersächsischer Verein zur Förderung der Qualität im Gesundheitswesen e.V. (QI) / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg / Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH / Techniker Krankenkasse Niedersachsen

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