Die Studie des internationalen Forschungsteams vom TWINCORE eröffnet Perspektiven für mögliche therapeutische Anwendungen von Itaconsäure gegen schwere Krankheitsverläufe bei Virusinfektionen.
Eine wichtige Aufgabe des menschlichen Immunsystems ist es, die kritische Balance zu halten zwischen effizienter Abwehr eines Erregers einerseits und dem Schutz betroffener Gewebe andererseits. Krankheitsbilder viraler Infektionen sind nicht selten geprägt von einem „zu viel“ der Abwehr, einer übermäßig starken Entzündung, die das Gewebe schädigt. Der entstehende Schaden kann größer sein als der durch den Erreger selbst verursachte. Als Rheumatologe interessiert sich der Mediziner Frank Peßler, Leiter der Forschungsgruppe „Biomarker in Infektionen“ am TWINCORE in Hannover besonders für diese als Immunpathologie bezeichneten Facetten von Infektionskrankheiten, die vor allem bei Influenza und COVID-19 eine wichtige Rolle spielen.
Während einer Entzündung produzieren manche Abwehrzellen Itaconsäure. Sie wirkt hemmend auf Bakterien, die im Inneren dieser Zellen überleben. Seit einigen Jahren beobachten Forschende zudem, dass dieses hochreaktive organische Molekül wichtige entzündungsfördernde Signale im Immunsystem dämpft. In der aktuellen Studie beschreiben Frank Peßler und sein Team am TWINCORE die Funktion von Itaconsäure während einer Infektion mit dem Influenzavirus.
Sie beobachteten, dass in Lungengeweben von Mäusen wie von Menschen bei einer Infektion mit dem Grippevirus Itaconsäure produziert wird. Mäusen bietet sie Schutz vor schweren Auswirkungen der Infektion. Fehlt das Enzym zur Herstellung des Moleküls hingegen, ist die Entzündungsreaktion in der Lunge stärker ausgeprägt und die Krankheit verläuft häufiger tödlich. In den untersuchten Geweben sahen die Forschenden, dass die Synthese von Itaconsäure und des dafür benötigten Enzyms mit einer Absenkung der Entzündung einherging. Wenn sie Mäuse während der Influenzainfektion mit Itaconsäure als „Medikament“ behandelten, blieb die Entzündung in den Lungen fast vollständig aus.
Um herauszufinden, welche Immunzellen die Quelle der Itaconsäure sind, nutzen die Forschenden hochmoderne Einzelzell-Sequenziermethoden. Sie fanden heraus, dass im menschlichen Blut Monozyten, also jene Zellen, die sich zu Fresszellen entwickeln können, mit dem Grippevirus infiziert werden und daraufhin Itaconsäure produzieren. Monozyten und andere Immunzellen drosselten zudem die Produktion entzündungsfördernder Faktoren, wenn zusätzlich von außen Itaconsäure zugegeben wurde. „Wir konnten erstmals Veränderungen in verschiedenen entzündungsfördernden Signalkaskaden zeigen, die Itaconsäure bei einer Grippeinfektion im Abwehrsystem bewirkt“, sagt Frank Peßler.
Monozyten werden zwar infiziert, setzen aber keine neuen Viruspartikel frei. Eine erstaunliche Beobachtung machten die Forschenden an Körperzellen, die das Influenzavirus produktiv vermehren und Lungengewebe ähneln: „Wenn wir diese Zellen im Labor infizierten und mit Itaconsäure behandelten, produzierten sie deutlich weniger neue Viruspartikel“, sagt Peßler. Itaconsäure scheint also eine Art molekulares Multitalent zu sein, das nicht nur antibakteriell und entzündungshemmend wirkt, sondern auch die Vermehrung von Influenzaviren hemmen kann.
„Wir präsentieren in dieser Studie Ergebnisse aus sieben Jahren wissenschaftlicher Untersuchungen, zu denen Forschende aus Deutschland, Ägypten, China und Pakistan beigetragen haben“, sagt Peßler. „Alle unsere Erkenntnisse weisen in eine klare Richtung: Itaconsäure kann die Abwehrreaktion drosseln und Organschädigungen verhindern ohne dadurch die Virusvermehrung zu fördern.“
Damit ist die Substanz ein vielversprechender Ansatzpunkt für die Entwicklung therapeutischer Wirkstoffe. „Sie könnte den Krankheitverlauf beispielsweise bei Menschen günstig beeinflussen, die einen Mangel an körpereigener Itaconsäure haben.“ Peßler denkt nun einen Schritt weiter: Zusammen mit Forschenden vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) möchte er mittels „intelligent drug design“ Itaconsäure-ähnliche Substanzen optimieren, die die Virusvermehrung noch effizienter blockieren.
(Autorin: Dr. Ulrike Schneeweiß, wibior.de)
Originalpublikation:
Itaconate and derivatives reduce interferon responses and inflammation in influenza A virus infection
Aaqib Sohail,Azeem A. Iqbal, Nishika Sahini, Fangfang Chen, Mohamed Tantawy, Fakhar Waqas, Moritz Winterhoff, Thomas Ebensen, Kristin Schultz, Robert Geffers, Klaus Schughart, Matthias Preusse, Mahmoud Shehata, Heike Bähre, Marina C. Pils, Carlos A. Guzman, Ahmed Mostafa, Stephan Pleschka,Christine Falk, Alessandro Michelucci, Frank Pessler
PLOS Pathogens, 2022, DOI: https://doi.org/10.1371/journal.ppat.1010219
Kontakt:
PD Dr. Frank Peßler
Arbeitsgruppe "Biomarker für Infektionskrankheiten"
TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung
Tel.: +49 511 22002 7167
E-Mail: frank.pessler@twincore.de
Quelle: https://www.twincore.de/infothek/infothek-news-details/news/antiviral-und-entzuendungshemmend/
Bildquelle: © TWINCORE / Grabowski
Ärzte können gesetzlich Krankenversicherte ab sofort auch dann per Videosprechstunde krankschreiben, wenn diese vorher nicht in der Praxis persönlich bekannt waren.
Darauf weist die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit Blick auf die AU-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses hin. Dieser hatte die Richtlinie im November vergangenen Jahres entsprechend geändert. Die Regelung ist jetzt in Kraft getreten. Bei bekannten Patienten können Ärzte schon seit Oktober 2020 eine Arbeitsunfähigkeit (AU) mittels Videosprechstunde feststellen. Dies ist jetzt auch bei neuen Patienten möglich.
Unterschiede gibt es aber bei der Dauer der erstmaligen Krankschreibung: Für Versicherte, die in der Arztpraxis unbekannt sind, soll eine Krankschreibung nur für bis zu drei Kalendertage möglich sein. Für bekannte Versicherte bleibt es bei bis zu sieben Kalendertagen. Danach ist für eine Folgebescheinigung der AU ein persönlicher Praxisbesuch erforderlich.
Ein Anspruch der Versicherten auf Krankschreibung per Videosprechstunde besteht aber nicht. Die Entscheidung, ob in bestimmten Fällen eine AU‐Bescheinigung im Wege der Videosprechstunde ausgestellt wird, obliegt der Ärztin beziehungsweise dem Arzt.
„Generelle Voraussetzung für die Krankschreibung per Videosprechstunde ist wie bisher, dass die Erkrankung eine Einschätzung per Videosprechstunde zulassen muss“, informiert die KBV.
Unabhängig von diesen Regelungen für die Videosprechstunde gilt die Coronasonderregelung zur telefonischen AU bis zum 31. März 2022.
© hil/aerzteblatt.de
Wissenschaftler*innen des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) haben gemeinsam mit Kolleg*innen der Firma Cellbricks einen 3D-Drucker entwickelt, der einen biologischen Wundverschluss herstellen kann – auch im Weltall.
Aus einem Mix von Gelatine und Hautzellen druckt das Gerät ein passgenaues Pflaster, mit dem großflächige Wunden verschlossen werden sollen. Nicht nur für Brandopfer auf der Erde könnte dies eine wertvolle Alternative zur Eigenhauttransplantation sein: Auch Astronaut*innen könnten so fernab von jeder Klinik individuell versorgt werden. Ob der Drucker in der Schwerelosigkeit funktioniert, testen die Forscher*innen auf einem Parabelflug.
Ob Brand- oder Schürfverletzungen: Bei einer Fläche von mehreren Quadratzentimetern sind die Selbstheilungskräfte des Körpers überfordert und es hilft oft nur noch eine Eigenhauttransplantation. Doch sowohl beim Entnehmen als auch beim Verpflanzen stellen sich Probleme, erklärt Professor Georg Duda, der Direktor des Julius Wolff Instituts für Biomechanik und Musculoskeletale Regeneration im BIH und Sprecher des BIH Centrums für Regenerative Therapien (BCRT). „Es treten hierbei leider oft Vernarbungen auf, die sowohl medizinisch als auch kosmetisch weder Arzt noch Patient zufriedenstellen.“ Auf der Suche nach einer Alternative stießen die Wissenschaftler*innen um Duda auf die Firma Cellbricks: Das Unternehmen hat einen 3D-Drucker entwickelt, der individuelle Hautpatches verschiedener Größe und Form drucken kann.
Biologische Druckertinte
„Die Druckertinte ist in unserem Fall biologisch“, erklärt Bianca Lemke, Doktorandin bei Professor Duda. „Sie besteht aus einer besonderen Form von Gelatine mit Metacrylatenden, die bei UV-Belichtung aushärtet. Da hinein mischen wir Hautzellen, die idealerweise vom Empfänger selbst stammen. Und mit besonderem technischen Aufwand können wir sogar kleine Röhren hineindrucken, die wir anschließend mit Blutgefäßzellen besiedeln, so dass das Hautpatch sogar Blutgefäße enthält.“ Am Drucker einstellbar sind Form und Größe des erforderlichen Wundverschlusses, je nach Herausforderung dauert der Druck eine oder mehrere Stunden.
Auf einem Symposium des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) kam die Frage auf, ob man 3D Bioprinting nicht auch für Astronauten nutzen könnte“, erzählt der Diplom-Ingenieur. „Denn der Weg zum Mars ist weit, und auch von der ISS kann man nicht kurzfristig zur Erde zurückkommen, wenn man sich eine größere Verletzung zugezogen hat. Und da wäre so eine individuelle Lösung durchaus praktisch.“ Doch nun stellt sich die Frage, ob so ein 3D-Drucker überhaupt in der Schwerelosigkeit funktioniert. Schwebt die flüssige Tinte nicht davon? Härtet die Gelatine wie geplant aus?
Test beim Parabelflug
Um diese Fragen zu klären, startet Bianca Lemke heute von Paderborn aus zu einem Parabelflug, auf dem der 3-D-Drucker getestet werden soll. „Vor Abflug wird es verschiedene Sicherheitschecks geben. Da wir mit Flüssigkeiten drucken und sich diese während der Mikrogravitationsphasen im Flugzeug verteilen könnten, sind natürlich Maßnahmen zur Eindämmung nötig. Die Drucker befinden sich in einem Kasten, der verschiedenen mechanischen Tests und Belastungen standhalten muss. Dementsprechend wird auch das überprüft. Danach wird alles abgepolstert, damit sich keiner der Teilnehmer versehentlich beim Herumschweben im Flugzeug den Kopf stößt. Und dann geht das Ganze ins Flugzeug und wird dort montiert. Bei verschiedenen Funktionstests im Flugzeug wird sicher gestellt, dass auch hier alles funktioniert. Und dann starten wir!“
Während des insgesamt fünfstündigen Fluges werden 31 Parabeln geflogen, das heißt, die Maschine steigt auf einer parabelförmigen Kurve auf, fällt anschließend steil ab und steigt wieder auf. Während des oberen Teils der Parabel kommt es für etwa 20 Sekunden zur Schwerelosigkeit, beim Auf- und Abstieg herrscht kurzzeitig mehrfache Erdanziehungskraft. Um zu überprüfen, wie das Druckergebnis von der Erdanziehungskraft beeinflusst wird, integriert Bianca Lemke Microbeads in die Druckerflüssigkeit: „Diese Microbeads sind kleine fluoreszierende Kügelchen, ungefähr in der Größe von Zellen. Damit untersuchen wir das Sedimentationsverhalten von Zellen während des Fluges. Denn schon auf der Erde haben wir beobachtet, dass die Zellen absinken, wenn die Tinte länger steht. Wir befürchten, dass in den Hypergravitationsphasen alle absinken, aber wir hoffen, dass während der Schwerelosigkeit gar nichts mehr absinkt.“ Professor Georg Duda bleibt am Boden und ist schon gespannt auf die Ergebnisse: „Wir hoffen sehr, dass die Druckergebnisse stabil sind, zumindest während der Schwerelosigkeit. Denn dann könnten wir eines Tages den Astronauten tatsächlich eine personalisierte Wundversorgung anbieten. Auch wenn es bis dahin sicher noch ein weiter Weg ist.“
Quelle: https://www.bihealth.org/de/aktuell/ein-biologisches-pflaster-aus-dem-3d-drucker-fuers-weltall
Bildquelle: Bianca Lemke / BIH
Ziel des Unternehmens Honic (Health Data Technologies) ist die Etablierung einer kommerziellen, deutschen Forschungsdatenplattform, die Anbieter*innen und Nutzer*innen von medizinischen Real-World-Daten zusammenbringt.
Wer mit Versorgungsdaten forschen möchte, der findet oft keine ausreichend großen, ausreichend qualitätsgesicherten Datensätze und weicht deswegen gerne in die USA aus. Dort wird mit Gesundheitsdaten legal gehandelt, und die datenschutzrechtlichen Beschränkungen sind weit weniger umfangreich als hier zu Lande.
Auch Datenanbietern macht insbesondere Deutschland mit seinem Datenschutzföderalismus das Leben schwer: Medizinische Einrichtungen und Einrichtungsverbünde, die forschungsaffin sind und ihre Daten gern zugänglich machen würden, geben nicht selten auf und ziehen am Ende doch Brandmauern um ihre Einrichtung, nicht aus Überzeugung, sondern um kein Theater zu haben. Die Konsequenz: In Sachen Real-World-Daten-Forschung passiert in Deutschland im internationalen Vergleich wenig. Und das was passiert, ist mit überproportional viel Aufwand verbunden.
Bekannte Gesichter für ein heißes Thema
Hier setzt das neue Unternehmen Honic (Health Data Technologies GmbH) an, das vor Kurzem mit Sitz in Neckarsulm gegründet hat. Ziel ist die Etablierung einer kommerziellen, deutschen Forschungsdatenplattform, die Anbieter:innen und Nutzer:innen von medizinischen Real-World-Daten zusammenbringt. Die Plattform will eine vertrauenswürdige, strikt DSGVO-konforme Nutzung von medizinischen Versorgungsdaten für die Forschung durch all jene ermöglichen, die daran ein legitimes Interesse haben. Es geht also um ein recht heißes Thema in einem Bereich, für den sich nicht zuletzt Unternehmen der Gesundheitsindustrie stark interessieren.
Das neue Unternehmen ist unter anderem deswegen spannend, weil seine fünf Gründer:innen in der Szene keine ganz unbekannten Gesichter sind. Mit dabei sind der ehemalige Chef des health innovation hub des Bundesgesundheitsministeriums, Jörg Debatin, und dessen ehemaliger Managing Director, Henrik Matthies. Weiter Gründer:innen sind Ralf König und Denitza Larsen, beide ebenfalls „ex-hih“. Nummer fünf im Bunde und als einziger branchenfremd ist Ralf Schramm, bisher CTO bei FarmFacts, einem Spezialisten für digitale Management-Lösungen für die Landwirtschaft.
Vor der Forschung steht eine mehrschrittige Depersonalisierung
Konkret nutzt Honic eine existierende Technologieplattform, nämlich StackIt der Schwarz IT Gruppe. Schwarz ist eines der größten deutsches Unternehmen, im Besitz der Dieter Schwarz Stiftung, mit über 4000 Mitarbeitern allein im IT-Bereich: „Die Plattform von Schwarz erfüllt alle technologischen Voraussetzungen, die an eine DSGVO-konforme Datenspeicherung und -verarbeitung zu stellen sind“, betont Matthies. Diese Technologieplattform wird von Honic an die Bedürfnisse des Gesundheitswesens adaptiert. Und sie wird um Dienstleistungen im Sinne einer Auftragsdatenverarbeitung mit explizitem medizinischem Forschungsfokus erweitert: „Wir wollen eine Sekundärnutzung von Versorgungsdaten für die Forschung und Entwicklung möglich machen. Dabei kümmern wir uns um alle Anforderungen, die die DSGVO stellt.“
Im ersten Schritt wollen sich die Neckarsulmer beschränken auf Bilddaten, Labordaten und Medikation, also Datensegmente, die in der Regel bereits heute zumindest vorstrukturiert sind. „Ab 2025 könnten dann Freitextdaten dazukommen“, so Debatin. Die Dienstleistungen des Unternehmens bestehen darin, als erstes eine Qualitätssicherung bei den eingehenden Daten durchzuführen. Für ein konkretes Forschungsprojekt ausgewählte Daten werden zunächst pseudonymisiert. Für die Analyse werden sie in einem zweiten Schritt in aggregierter oder kombinierter Form anonymisiert, um sie dann auszuwerten. Für die komplexe, mehrschrittige Depersonalisierung nutzt Honic die Bundesdruckerei als Datentreuhänderin.
Das ist die technische Ebene. Auf organisatorischer Seite gibt es einen externen Beirat, der jede Forschungsanfrage überprüft. Hier gehe es vor allem darum, ob für die Forschungsanfrage im Sinne der DSGVO ein legitimes gesellschaftliches Interesse vorliege, so Debatin. Nur wenn das gegeben ist, wird im Hinblick auf die spezielle Forschungsanfrage ein anonymisiertes, Use-Case-spezifisches Datenpaket erstellt und dann den Forschenden zugänglich gemacht. Und dies nur innerhalb der gesicherten Plattform: „Wir werden keine Daten exportieren, die Daten bleiben auf unseren Systemen“, so Debatin.
Kein Widerspruch zur MI-I
Natürlich sind DSGVO-konforme Forschungsdateninfrastrukturen für die Medizin keine völlig neue Idee. In Deutschland nimmt sich nicht zuletzt die Medizininformatik-Initiative (MI-I) dieser Thematik an. In diesem Kontext wurden auch diverse Tools bzw. Konzepte für Depersonalisierung und Einverständniserklärung, Stichwort Broad Consent, entwickelt und mit den Datenschützern abgestimmt. Debatin und Matthies sehen hier keinen Widerspruch und auch keine Konkurrenz, sondern eher sich ergänzende Ansätze.
Zum einen fokussiere man sich mit der Honic Plattform medizinische Daten aus der ambulanten Versorgung, mithin auf eine Zielgruppe von Leistungserbringern, die bei der universitären MI-I nicht abgebildet sind. Zum anderen geht es darum, zu zeigen, dass unter Berücksichtigung von DSGVO und deutscher Datenschutzgesetzgebung etwas „mehr geht“ als bei der universitär ausgerichteten MI-I. Insbesondere wird für die Forschung über die Honic Plattform kein Broad Consent erforderlich sein, außerdem werden auch Wissenschaftler:innen von forschenden Medizinunternehmen Zugang erhalten. Auch das ist anders als bei der MI-I.
Der Verzicht auf den Broad Consent werde zum einen durch die mehrstufige Depersonalisierung möglich, zum anderen durch besondere Sicherheitsmaßnahmen wie etwa den Verzicht auf genetische Daten sowie spezielle Regeln zum Umgang mit Daten im Kontext seltener Erkrankungen. Das ganze Konzept wird in enger Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg entwickelt, betont Debatin.
Von Qualitätssicherung bis KI-Entwicklung
Was sind nun mögliche Einsatzfelder für die Sekundärdatennutzung in der Art, in der Health Data Technologies sie anbieten möchte? Die Gründer:innen um Matthies und Debatin gehen davon aus, dass es zum einen innerhalb von Verbünden ein Interesse an einer einrichtungsübergreifenden Analytik der jeweils eigenen Daten gibt. Das ist bereits heute nicht unmöglich, es würde mit der neuen Plattform aber deutlich einfacher. Als wichtige potenzielle Kund:innen werden aber auch Pharmaunternehmen und HealthTech-Unternehmen gesehen. Das sind jene Akteure, die bei der politisch initiierten Forschungsdatenanalytik – Stichwort Forschungsdatenzentrum (FDZ) des BfArM – bisher explizit gesetzlich nicht zum Zug kommen.
Ein besonders interessantes Szenario, für das bisher vielfach auf US-Datensätze zurückgegriffen werden muss, ist die Entwicklung bzw. das Training von Maschinenlernalgorithmen. Aber auch Analysen zur Korrelation von Arzneimitteln mit Bildgebungs- bzw. Laborbefunden könnten für Unternehmen der Gesundheitsindustrie attraktiv sein. „Die Einsatzmöglichkeiten sind aus unserer Sicht sehr breit gestreut. Um in der Vielfalt nicht zu ersticken, konzentrieren wir uns zunchäst bewusst auf Bild-, Medikations- und Labordaten“, so Debatin.
Autor: Philipp Grätzel von Gratz, Chefredakteur E-Health.com
Quelle: Neue Plattform für Real-World-Daten-Analyse im Anflug: E-HEALTH-COM
Bildquelle: E-Health.com/ honic
Gastgeber*innen Prof. Martina Hasseler (Professorin für klinische Pflege an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften) und Mark Szemeitat (Lehrer für Pflegeberufe in Göttingen) sprechen in der neusten Podcastfolge des Pflegestandart mit einer Pflegefachperson über ihre Erfahrungen und kritische Vorfälle aus dem Pflegealltag. Im Fokus: Auswirkungen von Deprofessionalisierung und Demotivation von Pflegenden auf die Sicherheit der zu Pflegenden. Hier geht’s zur aktuellen Folge: PflegeStandard | Der pflegewissenschaftliche Podcast (sonia.de)
Bildquelle: https://blogs.sonia.de/pflegestandard/
Die derzeitige „offene Testphase“ zur Anwendung des elektronischen Rezeptes (E-Rezept) unterliegt keiner zeitlichen Beschränkung. Erst wenn alle Probleme im Versorgungsalltag behoben seien, erfolge der verpflichtende flächendeckende Roll-Out. Dies betonte Sabine Dittmar (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, im Rahmen einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses des Bundestages.
Quelle: E-Rezept: Testphase soll Probleme ausräumen, erst dann Roll-Out (aerzteblatt.de)
Die App des Monats der E-HEALTH-COM-Redaktion: Help@Covid. In der App geben Expert*innen der Universitätsklinik Innsbruck Erklärungen, Hilfestellungen und Tipps für den Umgang mit psychischen Belastungen während der Pandemie. Themen wie Angst, Depression und Schmerzen sind ebenso vertreten wie Informationen zum Thema Long-Covid. Außerdem finden Sie Anleitungen und Übungen, die Sie zu Hause durchführen können, um Ihr Wohlbefinden zu steigern. Mehr Informationen zur App, die Videothek, Fragen und Antworten sowie Soforthilfe unter Help@Covid Portal (psychosomatik-innsbruck.at)
Quelle: https://e-health-com.de/app-des-monats/
Bildquelle: https://www.psychosomatik-innsbruck.at/help-covid-portal/public/app/#/home
Gemeinsame Pressemitteilung der Region Hannover und der Stadt Braunschweig zur Krankenhausfinanzierung
Zusammen für eine verlässliche und ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser: Dafür wollen sich Regionspräsident Steffen Krach und Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum einsetzen. Das ist das Ergebnis eines Treffens am Mittwoch, 16. Februar.
„Sowohl die Region Hannover als auch die Stadt Braunschweig sind Träger kommunaler Krankenhäuser, die enorme finanzielle Belastungen schultern müssen. Wir wissen nicht erst seit gestern, dass die Krankenhausfinanzierung so, wie sie derzeit aufgestellt ist, nicht funktioniert“, sagt Krach. „Wenn wir unsere Position gemeinsam gegenüber Bund, Land und den Kostenträgern vertreten, haben wir ein größeres Gewicht, als wenn jeder für sich versucht, Gehör zu finden.“
Oberbürgermeister Kornblum ergänzt: „Der Sanierungsstau an den Krankenhäusern ist groß. Die Mittel, die die Kliniken etwa für Investitionen erhalten, reichen bei weitem nicht aus. Deswegen wollen wir uns mit Blick auf die Landtagswahl für ein Sondervermögen stark machen, mit dem die Kliniken besser für die großen Investitionen ausgestattet werden. Helfen kann auch die vorgesehene Änderung des Krankenhausgesetzes, die auch Vorschläge der Enquete-Kommission des Landtages aufnimmt.“
Auch künftig wollen der hannoversche Regionspräsident und der Braunschweiger Oberbürgermeister einen engen Austausch pflegen. „Wir haben viele Themen, die beide Gebietskörperschaften bewegen. Es ist sinnvoll, für grundlegende Fragen gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, sind sich Kornblum und Krach einig.
Quelle:
Stadt Braunschweig
Referat Kommunikation
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38100 Braunschweig
Postfach 3309 - 38023 Braunschweig
Telefon: (0531) 470 - 2217, - 3773, - 2757
Telefax: (0531) 470 - 29 94
Mail: kommunikation@braunschweig.de
Weitere Informationen unter: www.braunschweig.de
Bildquelle: © Stadt BS/Behme
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Entwicklung und Erforschung neuer Pflegetechnologien. Im Rahmen des Clusters „Zukunft der Pflege“ werden soziale und technische Innovationen in der Pflege zusammengebracht: Forschung, Wirtschaft und Pflegepraxis arbeiten gemeinsam mit Anwender*innen an neuen Produkten, die den Pflegealltag in Deutschland erleichtern und verbessern sollen.
Am 21./22.09.2022 findet die als Hybridveranstaltung geplante 5. Clusterkonferenz im Rahmen des Clusters Zukunft der Pflege in Freiburg statt. Sie steht unter dem Motto "Technologie bewegt Pflege".
Mehr Informationen zur Einreichung von Abstracts für Vorträge, Poster und Demonstrationen zu dieser Konferenz unter https://www.uniklinik-freiburg.de/zukunft-der-pflege-2022.html
Die Projektpartner TU Braunschweig und Metropolregion GmbH nahmen gemeinsam mit dem assoziierten Partner, der Innovationszentrum Niedersachsen GmbH, den Förderbescheid von Dinah Stollwerck-Bauer, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser auf der HealthLounge entgegen.
Metropolregion, 31.01.2022. Die Pandemiepräventionskampagnen (PaPräKa) sollen zur Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft beitragen. Über die Kampagnen soll die Kommunikation im Kontext von pandemischen Ereignissen intensiviert werden, mit dem Ziel, auf derartige Geschehnisse zukünftig besser und schneller reagieren zu können. In der eineinhalb-jährigen Projektlaufzeit wird PaPräKa von der Metropolregion GmbH gesteuert. Dabei besteht eine enge Kooperation mit dem neuen vom Ministerium für Wissenschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung geförderten Projekt “Response Against Pandemic Infectious Diseases” (RAPID). Im Rahmen der Startup-Strategie für Niedersachsen verfolgt RAPID das Ziel, die Arzneimittelentwicklung in zukünftigen Pandemien zu beschleunigen. Niedersächsische Institutionen, Firmen und insbesondere Startups aus den Lebenswissenschaften sollen davon profitieren.
Im Fokus von PaPräka stehen neben vielfältigen Kommunikationsmaßnahmen vor allem internationale Konferenzen, die die Aufmerksamkeit auf die Arbeit relevanter Stakeholder in der Region lenken und diese sowie internationale Forschungsteams miteinander vernetzen sollen. Ein Schwerpunkt ist die wissenschaftliche Kooperation bei der Medikamentenentwicklung, sodass Initiativen wie RAPID unterstützt werden und letztlich eine schnellere und effizientere Reaktion auf Pandemien ermöglicht wird.
Kai Florysiak, Geschäftsführer der Metropolregion GmbH und Leiter des Handlungsfeldes Gesundheit betont die Relevanz des Förderprojekts: „Die Coronapandemie bedeutet unzähliges Leid weltweit und kostet zudem Billionen. Wir wollen zukünftig schneller agieren können. Im besten Fall gelingt es uns auf Basis exzellenter Forschung zukünftige Pandemien zu verhindern. Wir schaffen jetzt die Grundlagen, um noch schneller agieren zu können. Auf Basis der großen Potenziale in der Metropolregion bauen wir jetzt gemeinsam mit unseren Partnern ein Netzwerk auf, um unsere Vorreiterrolle zum internationalen Nutzen noch weiter auszubauen.“
Professor Dr. Stefan Dübel, Leiter der Biotechnologie an der TU Braunschweig und wissenschaftlicher Initiator beider Projekte, hebt ebenfalls die über Niedersachsen hinausgehende Bedeutung hervor: “Pandemien sind stets ein globales Problem. Wir haben während der Corona-Pandemie gezeigt, was niedersächsische Partner bei der Medikamentenentwicklungen leisten können. PaPräKa wird entscheidend dazu beitragen, diese Potentiale auszubauen, aber auch die Grundlagen dafür legen, dass diese nach Ende der Corona-Pandemie der Welt nicht wieder verloren gehen.”
Allan Koch, RAPID-Ansprechpartner und Themenmanager für Pandemieprävention bei startup.niedersachsen am Innovationszentrum Niedersachsen, sieht großes Potenzial in der assoziierten Partnerschaft: „PaPräKa wird RAPID hervorragend dabei unterstützen, ein starkes Netzwerk mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren auszubilden. Auch bei der Pandemieprävention und Arzneimittelentwicklung ist die Kommunikation ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg!“
Dinah-Stollwerck-Bauer, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser über den Projektstart: "In Niedersachsen und speziell der Metropolregion agieren viele starke Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich Gesundheit. Diese Potentiale sollen zukünftig noch effizienter hinsichtlich möglicher Pandemien gebündelt werden. Die Region soll hier zum Vorreiter werden, auf Ereignisse wie die Corona-Pandemie zukünftig noch besser vorbereitet sein und die Stärken im Bereich der Medikamentenentwicklung ausbauen. Ich freue mich auf spannende Ergebnisse aus dem Projekt."
Mehr über PaPräKa erfahren Sie hier.
Mehr über RAPID erfahren Sie hier.
Auf dem Bild: v.l.n.r.: Die Projektpartner Metropolregion GmbH (Kai Florysiak, Geschäftsführer und Maren Kasper, Moderation), TU Braunschweig (Prof. Stefan Dübel) und Innovationszentrum Niedersachsen GmbH (Allan Koch) im Gespräch auf der HealthLounge 2022 in Hannover.