Erste europaweite Leitlinie zur stationären Behandlung von COVID-19-Erkrankten

Veröffentlicht: 29. April 2021
Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover: Dr. Welte

Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover: Dr. Welte

Der Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover, Prof. Tobias Welte, ist Co-Autor und Vertreter der Leitlinie in Deutschland. Erstmals hat die European Respiratory Society (ERS) eine europäische Leitlinie zur stationären Behandlung von COVID19-Patienti*innen herausgegeben, der Schwerpunkt liegt auf der medikamentösen Therapie im Krankenhaus. Dazu Professor Welte: "Die Empfehlungen sind für alle Phasen der stationären Therapie sehr eindeutig. So wird beispielsweise davon abgeraten, bei hospitalisierten Patienten den Wirkstoff Remdesivir einzusetzen – nach Datenlage der Leitlinie ist er nicht effektiv. Ob Remdesivir in einer sehr frühen Phase der Erkrankung, bei weitgehend symptomfreien Patienten im ambulanten Bereich, eine Rolle spielen kann, ist noch nicht abschließend geklärt. In der späten Phase von COVID-19 kann das Immunsystem der Betroffenen fehlerhafte, oft überschießende Entzündungsprozesse auslösen. Dagegen wird Cortison angewandt, dies wird in den Leitlinien ausdrücklich empfohlen. Bei sehr kranken Patientinnen und Patienten wird darüber hinaus aber zusätzlich die Gabe von Antikörpern gegen den Botenstoff Interleukin 6 empfohlen." Neben medikamentösen Empfehlungen enthalten die Leitlinien auch Empfehlungen zur Sauerstoffgabe und Beatmung von COVID-19- Patientinnen und -Patienten. Die Leitlinie ist mit kommentierenden Zwischentexten versehen. In die ERS-Leitlinie sind nicht nur unzählige veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten eingeflossen, sondern auch Studien, die erst demnächst publiziert werden. Bei der Erstellung der Leitlinien wurde das sogenannte GRADE-System angewandt. Bei dieser Methodik erfolgt eine Qualitätsbewertung der Studien nach ihrer Evidenz, diese Qualität wiederum hat Auswirkungen auf die Stärke einer Empfehlung. Da jeden Tag neue wissenschaftliche Erkenntnisse über das Virus und die Erkrankung gewonnen werden, wird auch die ERS-Leitlinie stetig aktualisiert. Die jetzt für Europa herausgegebenen Empfehlungen der ERS unterscheidet sich in keinem Punkt wesentlich von den kürzlich im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Deutschen Leitlinien.
Quelle: https://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/Hannover.de/Aktuelles/Wirtschaft-Wissenschaft-2021/Erste-europaweite-Leitlinie-zur-station%C3%A4ren-Behandlung-von-COVID-19-Erkrankten#

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