Mit zwei Scans zum schnellen Test - Interview mit KANDJ aus Wolfenbüttel

Veröffentlicht: 29. September 2021

Aus der Metropolregion

Gründer Jens Uphoff und Co-Gründerin Karima Berrahou setzen auf eine Scanner-Lösung, die ursprünglich aus der Kameratechnik stammt. Das COVID-Analysegerät ist eine Organisationslösung zur Absicherung der Betriebsfähigkeit durch regelmäßige Corona-Schnelltests. Der Vorteil: Standardisierte, digitale Auswertung mit geringer Fehlerquote, eine frühe Erkennung bei geringer Viruslast und schwacher Reaktion des Teststreifens. Zusammen mit dem DRK-Kreisverband Wolfenbüttel e.V. eröffnet KANDJ Consulting im September eigens ein Testzentrum, das im regulären Betrieb Corona-Schnelltests mit der E.T. Produktsuite durchführt, sowie u.a. als Versuchsträger zur Validierung und Praxisoptimierung dient.
GesundheIT: Herr Uphoff, bitte erläutern Sie das Wirkprinzip ihrer Lösung - worin liegt der konkrete Mehrwert zu etablierten Verfahren?
„Mit zwei Scans zum schnellen Test“ ist die Realisierungsvorgabe: Die Personendaten und die Teststreifenkennung werden beim Test nur noch als QR-Code gescannt und einzigartig digital miteinander verbunden, die

Der E.T. Scanner, Bildquelle: Jens Uphoff

Abstrichentnahme kann entweder durch Fachpersonal oder unter Aufsicht von dem Testprobanden selbst durchgeführt werden – der restliche Workflow ist automatisiert und ist bereits bis zur robotergestützten Laborautomatisierung verfügbar.

Die Betreibersoftware: Der Kern des Scanners ist ein Analyseverfahren, bei dem ein definiertes Farbspektrum durchlaufen
wird und anschließend die Kontrastwerte der Referenzstreifen per Bildanalyse digitalisiert werden. Das Ergebnis: digitale Werte für die beiden Referenzstreifen, die zusammen mit fotographischen Snapshots und weiteren Parametern in einer Cloud gespeichert werden. Per KI werden Referenzergebnisse von Testreifen der unterschiedlichen Hersteller für unterschiedliche Anwendungen kalibriert. Das Besondere: die automatische Erkennung von ungültigen Teststreifen. Teststreifen-Doubletten werden von der Cloud automatisch herausgefiltert, so dass zu einer Teststreifen-ID immer nur ein eindeutiges Testergebnis vorliegt und dadurch auch ein wirksamer Manipulationsschutz vorhanden ist. Die Betreiber-Software erkennt per Kamerascan auf einem handelsüblichen Tablet die Teststreifen-ID und holt sich am Ende der Laborentwicklungszeit automatisch das Testergebnis aus der Cloud. Anschließend werden die Daten den unterschiedlichen Schnittstellen bereitgestellt, wie z.B. der Corona-Warn-App (CWA), es werden automatisch Zertifikate und Reports generiert und der Testproband erhält zusätzlich per E-Mail das Ergebnis.
Der Testautomat ist mit einem Pick-and-Place Roboterarm inkl. einem Steuerungs-PC bestückt. Über einen Eingabeschacht werden die Teststreifen zugeführt und so vom Roboterkontakt mit dem Menschen entkoppelt, per optischen Scan wird die Teststreifen-ID von der Steuerung erkannt und anschließend wird der Teststreifen durch den Roboterarm in ein Magazin zur Entwicklung abgelegt. Nach Ablauf der individuellen Entwicklungszeit führt der Roboterarm den Teststreifen zum Scanner, der den Teststreifen auswertet und das Ergebnis an die Cloud weitergibt.
Der autonome Test-Pod wird neben dem Testautomaten u.a. noch ergänzt durch eine automatische Temperaturmessung mit Gesichtserkennung, einer interaktiven Video-Assistenz-Funktion und einer Remote-gesteuerten Bildschirmumgebung.
Zusammengefasst: KANDJ Consulting entwickelt unter dem Namen E.T. (Electronic Testing) eine vollständige und skalierbare Produktsuite für Unternehmen und Organisationen, um Schnelltests von Infektionskrankheiten digitalisiert zu automatisieren, dies durch:

  • die technische und kommerzielle Analyse von bestehenden Teststrategien und deren Optimierungspotenzials,
  • die Einbettung einer flexiblen Betreiber-Software zur optimalen Unterstützung des Workflows von Terminreservierung, Testdurchführung bis hin zum personalisierten EU-Testzertifikat (DCC, Digital Covid Certificate) mit Anbindung an die Corona-Warn-App,
  • die Nutzung eines Scanners zur digitalen Auswertung von Schnelltests (herstellerunabhängig),
  • die robotergestützte Laborautomatisierung (Testautomat) sowie
  • die Bereitstellung eines voll automatisierten Test-Pods ohne vor-Ort Personal.

Besonders an der E.T. Produktsuite ist, dass je nach Anforderungsprofil die Komponenten vom Kunden ausgewählt und skaliert werden können: Also beginnend mit einer effizienten Betreiber-Software über den Testautomaten bis hin zum autonomen Test-Pod.
GesundheIT: Welche Einsatzmöglichkeiten sehen Sie? 
Wir adressieren mit unserer E.T. Produktsuite Unternehmen und Organisationen, die ein Interesse an oder eine Notwendigkeit zur effizienten Durchführung von Schnelltests zur Erkennung von Infektionskrankheiten haben. Probleme hier: Kosten, dynamische, kurzfristige Bereitstellung von geschultem Personal und ein normierter, IT-unterstützter Workflow. Unternehmerisch ist die Reduktion des Personalaufwands und den damit verbundenen Kosten eine absolute Notwendigkeit, um ein Testangebot auf Infektionskrankheiten dauerhaft anbieten und durchführen zu können, unabhängig von der eigentlichen Finanzierung. Gerade ein wiederholtes Runter- und Hochfahren von Testkapazitäten gestaltet sich ohne solch eine Test-Infrastruktur schwierig, wenn eine Überzahlung als extrinsische Motivation entfällt.

E.T. Testautomat mit Roboter und Scanner in Betrieb, Bildquelle: Jens Uphoff

Anderseits fördern wir die Mitwirkung und Selbstbestimmung des Testprobanden, der letztlich unter Anleitung am besten Tests an sich selbst durchführen können sollte und z.B. personenbezogene Daten in einem Front-End selbst eingibt. Als angenehmer Nebeneffekt werden dadurch Aufwendungen auf der Betreiberseite reduziert bzw. die Qualifikationsanforderungen an Fachpersonal reduziert. So führt der Proband im Test-Pod die notwendigen Arbeitsschritte selbst durch. Damit kann vor-Ort Personal für die Testdurchführung entfallen.
Die E.T. Produktsuite ist eine Lösung für Unternehmen und Organisationen in unterschiedlichen Bereichen, wie z.B. Hotels, Flughäfen, Bahnhöfe, Einkaufszentren, Universitäten, Produktionsbetriebe, Sportveranstalter, Kulturveranstalter, etc. Die Rolle des Betreibers dieser Testzentren können die Unternehmen selbst übernehmen oder an Dienstleister unterbeauftragen, um so gelassen auf dynamisch veränderte Testkapazitäten vorbereitet zu sein. Aber genauso können wir uns den Einsatz z.B. in Apotheken oder in der medizinischen Praxis vorstellen.
Eine große Marktchance sehen wir insbesondere z.B. bei dem Katastrophenschutz oder bei Hilfsorganisationen, die skalierbare Testkapazitäten in kurzer Zeit bereitstellen müssen oder direkt vor-Ort helfend im Einsatz sind. Es wäre für uns ein Traum, bei humanitären Einsätzen mit dieser Lösung einen Beitrag zu leisten, auch wenn die regionalen Anforderungen ggf. zu Änderungen an der Lösung führen können, durch veränderte Länderzulassungen, Versorgungsspannungen oder der Internetfähigkeit.
Den Test-Pod ohne Betriebspersonal können wir uns gut z.B. in Einkaufszentren, in Hotels, in Unternehmen, bei touristischen Hot-Spots, vor Krankenhäusern und Pflegeheimen zum Schutz von Risikopatienten vorstellen. Durch die 24/7 Verfügbarkeit sich unmittelbar vor-Ort selbst testen zu können, kann Gästen und Besuchern ein zusätzlicher Komfort angeboten werden. Außerdem wird dadurch der Trend zur selbstbestimmten und unkomplizierten Testmöglichkeit von Infektionskrankheiten bedient.
GesundheIT: Welche Anforderungen bestehen für den Einsatz Ihres Testverfahrens für Betriebe - technisch, finanziell?
Aktuell sind unsere Lösungen für den Einsatz unter normalen Raumbedingungen ausgelegt. Notwendig sind lediglich eine 220V Versorgung und ein stabiler Internetanschluss, verfügbar per Ethernet-Kabel. Die IT-Einrichtung, Installation und Schulung des Personals übernehmen wir.
Je nach gewählter Lösung der E.T. Produktsuite fallen Erstellungskosten und Kosten pro Test an. Die Erstellungskosten beginnen bei rund 1.500€; für den Testautomaten bei rund 35.000€. Die Kosten pro Test für Lizenzen und Wartung beginnen ab 1,75€ und können auch in Kombination mit Stückzahlkontingenten die Erstellungskosten reduzieren. Interessant sind außerdem laufende Förderprogramme, die einen Teil der Erstellungskosten subventionieren können.
GesundheIT: Beschreiben Sie bitte kurz Ihr Geschäftsmodell - wie verdienen Sie Geld?
Unser Geschäftsmodell ist zweigeteilt: Einerseits setzen wir auf kundenspezifische, aber ergebnisoffene Beratung sowie operative Projektarbeit beim Kunden auf Basis unserer langjährigen Erfahrungen, andererseits verkaufen und betreiben wir die skalierbare E.T. Produktsuite. Die Produkte werden je nach Ausbaustufe über einmalige Erstellungskosten und über Kosten pro Test für Lizenzen und Wartung finanziert.
Eigentlich versetzen uns erst die aktuellen Erfahrungen mit z.B. der Produktsuite mit ihren inhärenten und interdisziplinären Lösungsansätzen in die Lage, eine objektive Beratung zum Thema Testautomatisierung durchzuführen. Spannend dabei sind immer neue Ideen oder Anforderungen, dynamische Weiterentwicklungen und Abstraktion eines Konzeptes in andere Bereiche, was zu neuen und kreativen Lösungen führt. Das spornt uns an.
GesundheIT: Sie setzen in Ihrem Testverfahren auf Digitalisierung: Was heißt das konkret – welche Technologien setzen Sie ein?
Digitalisierung bedeutet für uns, dass der komplette Workflow um den Testabstrich am Probanden in einer digitalen Plattform, bestehend aus Front-Ends und Back-Ends, vernetzt integriert ist und das alle beteiligten Stakeholder per online-Schnittstelle ihre vereinbarten Daten erhalten. Medienbrüche oder unnötige Dateneingaben sind unzulässig. Papier hat dabei nur eine optionale Dokumentationsfunktion.
GesundheIT: Wie sieht es mit der Zulassung aus und was sind die nächsten Schritte?
Die Zulassungen werden entsprechend der Markterfordernisse durchgeführt. Die E.T. Produktsuite unterstützt und nutzt ausschließlich IVD-zertifizierte Teststreifenanbieter. Zusätzlich berücksichtigen wir die Empfehlungen der WHO und der EU, um eine bestmögliche Qualität der Testergebnisse zu erreichen. Der Scanner ist nach CE (2014/30/EU) und FCC (47 CFR Part 18) zertifiziert. Der Testautomat wird nach der Maschinenrichtlinie 2006/42/EC CE zertifiziert.
GesundheIT: Was können wir in der Metropolregion tun?
Überzeugen Sie sich selbst von unserer Lösung und unterstützen Sie uns, machen Sie uns bekannt. Wir freuen uns über jeden Daumen hoch und jede Empfehlung in Ihrer Community.
Wir planen ab September in den Serien Roll-Out zu gehen und wollen dies vorzugsweise mit regionalen Kunden und Partnern der Metropolregion tun. Tatsächlich haben wir als Ideengeber festgestellt, dass hier eine hohe, professionelle Motivation über alle Instanzen besteht, wenn die regionale Ansprache und Zielsetzung transparent vorangestellt ist und der Stein erstmal ins Rollen gekommen ist.
Interesse haben wir an potenziellen Kunden, Partnern, Multiplikatoren oder Investoren, die uns helfen wollen, diese Infrastruktur schneller in den breiten Markt zu bringen. Aktuell haben wir ein Pilotprogramm aufgelegt, bei dem wir gezielt Referenzprojekte auswählen, die wir als erstes bedienen werden. Darüber hinaus nehmen wir uns die Zeit für jedes qualifizierte Gespräch, Feedback und Treffen mit Interessenten oder Verbesserern.
KANDJ Consulting arbeitet seit der Gründung im September 2020 für Unternehmen praxisnah an operativen Aufgabenstellungen und entwickelt mit einem Netzwerk aus internationalen Partnern innovative Technologielösungen, für z.B. die Digitalisierung und Automatisierung von Schnelltests als Antigen- und Antikörpertests. Erkannt werden derzeit Infektionen mit SARS-CoV-2 und ihren Varianten, demnächst auch Influenza A+B sowie RSV.
Kontakt:
KANDJ Consulting
Jens Uphoff
Am Exer 10B 38302 Wolfenbüttel | Deutschland
Handy:  + 49 177 78 70 121
Web:       www.kandj.de
E-Mail:   info@kandj.de

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