Northeim Teil des Interreg North Sea Region Projekts - im Interview

Veröffentlicht: 13. Juni 2022
Bildquelle: Landkreis Northeim

Mit MOVE werden anhand neuartiger kreativer Ansätze innovative und nachhaltige Pilotprojekte für praktikable Mobilitätslösungen entwickelt und in Deutschland, Belgien, Holland und Schottland getestet. Von E-Car-Sharing über einen Flexbus, eCargo Bikes und Bed and Bike – das Projekt “Wertvolle Mobilitätsangebote für jedermann” liefert Anregungen für kommunale öffentliche Einrichtungen ebenso wie für Wissenszentren, örtliche Unternehmen und die Menschen vor Ort.

Im Rahmen von MOVE setzte der Landkreis Northeim von Januar 2021 bis Februar 2022 im Stadtgebiet Northeim mit dem Anbieter Regio.Mobil Deutschland GmbH und weiteren Kooperationspartnern das E-Carsharing-Angebot „MOPINO“ (MOVE-Pilot-Northeim) um. MOPINO umfasste drei öffentliche Park- und Ladestationen mit drei E-Autos (Renault Zoe), die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in Betrieb waren.

Wir haben nach Abschluss des Pilotprojekts mit Stefanie Thomuscheit, verantwortlich für den Bereich ÖPNV und das EU-Projekt MOVE im Landkreis Northeim, über das Projekt gesprochen gesprochen.

Metropolregion: Frau Tomuscheit, der Landkreis Northeim ist als Mitglied der Flotte electric bereits kommunal elektrisch unterwegs. Sie bieten mit MOPINO ein E-Carsharing-Pilotprojekt an: warum ist die Entscheidung aus verschiedenen Mobilitätsoptionen auf Elektromobilität gefallen?

Tomuscheit: An dem Projektantrag hat der Landkreis Northeim schon Ende 2017 gearbeitet. Damals war Elektromobilität noch nicht so ein Trend wie es heute der Fall ist. Es gab damals auch wenige mittelgroße Städte im ländlichen Raum, in denen ein Elektro-Carsharing-Verleih existierte. Mit dem Projekt wollte der Landkreis neue Wege beschreiten und untersuchen, ob und wie ein E-Carsharing in einer Stadt wie Northeim funktionieren kann.

Metropolregion: Das Projekt endete im Februar dieses Jahres. Sie haben kürzlich die Abschlusskonferenz veranstaltet: welche Learnings, Fails und Erfolge können Sie feiern?

Tomuscheit: Der größte Erfolg ist für uns, dass wir einen Anbieter finden und das Projekt umsetzen konnten. Zudem konnten wir weiteren Akteuren Anstöße und Impulse liefern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So hat unser Partner im Projekt MOPINO, die Stadtwerke Northeim, nun die Absicht, das Projekt in neuem Verbund fortzuführen. Zudem konnten wir unseren Mitarbeiter*innen ein nahe an der Kreisverwaltung gelegenes E-Auto für Dienstfahrten zur Verfügung stellen.

Die Laufzeit für eine Etablierung des Systems war am Ende doch etwas gering. Außerdem haben wir gelernt, wie wichtig gerade in der Anfangsphase mehrere Ankermieter sind. Ursprünglich wurde bei der Konzeptionierung des Pilotvorhabens die jüngere Zielgruppe stark in den Fokus gerückt. Dass nun sogar mehr Nutzer*innen der älteren Altersgruppe angehören, überraschte uns. Ohne die Partner Stadtwerke Northeim, Stadt Northeim, ZVSN und Uni Göttingen hätten wir das Projekt nicht auf die Beine stellen können. Dafür sind wir sehr dankbar.

Metropolregion: Weitere Bestandteile von MOVE waren ein flexbus pilot, Bed & Bike pilot und ein eCargo pilot in Belgien, Holland und Schottland. Kann sich die Metropolregion da etwas abgucken?

Tomuscheit: Bestimmt. Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden, sondern Bestehendes auf die Bedürfnisse vor Ort anpassen. Es sind einige interessante Ansätze in den Partnerregionen entstanden. Ich denke, dass durchaus auch Ideen für Kommunen und Initiativen in der Metropolregion dabei sind. Der Flexbus in Belgien beispielsweise, die moderne Version eines Anrufbusses, buchbar per App und ohne feste Haltestellen, wäre für Landstriche, in denen kein Linienbus verkehrt, eine echte Alternative. Das E-Cargo-Bike-Projekt aus Nordschottland hilft hingegen Unternehmen ihre Spritkosten zu minimieren und umweltfreundlich ihre Produkte auszuliefern. Gerade in Städten ist man damit durchaus schneller am Ziel als mit dem Auto und die Mitarbeiter*innen halten sich beim Radfahren auch noch fit.

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Landrätin Astrid Klinkert-Kittel mit Bürgermeister Simon Hartmann am Northeimer Bahnhof. Bildquelle: Landkreis Northeim

Metropolregion: Wie geht es jetzt nach dem Projektabschluss weiter?

Tomuscheit: Die Pilotprojektphase hat unseren Partner in MOPINO, die Stadtwerke Northeim davon überzeugt, dass ein elektrisches CarSharing-Verleihsystem in Northeim möglich ist. Die Stadtwerke haben nach Auslaufen des Projekts nunmehr signalisiert, sich der Kooperation "E-CarSharing im Harz und Harzvorland“ anzuschließen. Dieses neu ins Leben gerufene und im Sommer 2022 startende Projekt wird federführend durch die EIN HARZ GmbH umgesetzt. Gemeinsames Ziel aller Kooperationspartner ist es, zusätzliche Mobilitätsangebote zu schaffen und einen Klimaschutzbeitrag zu leisten – und das unter einer Dachmarke. Hierbei planen die Stadtwerke in der Stadt Northeim anfangs ein E-Fahrzeug vorzuhalten, mit der Option, dieses Angebot in Zukunft auszuweiten. Die Entwicklungen freuen uns sehr und wir prüfen gerade Möglichkeiten, die Stadtwerke dabei zu unterstützen.

Metropolregion: Wo kann der metropolregionale Verbund unterstützen?

Tomuscheit: Ich denke, bei einem solchen Projekt ist es generell wichtig, vorhandene Netzwerke zu nutzen. In einem Projekt, bei dem man Neuland betritt, ist es ungemein hilfreich, zu wissen, wo man Ansprechpartner*innen und Expert*innen findet oder auch auf Best Practice-Beispiele zurückgreifen kann. Von daher wünsche ich mir für notwendige Themenkomplexe wie beispielsweise Ausschreibungen oder auch Anbietersuchen gerne gebündelte, neutrale Informationen aus dem Metropolregionen-Netzwerk.

Projekt-Facts:

Projektpartner des Landkreises Northeim sind: HZ-Fachhochschule (NL), Universität Gent (BE), Gemeente Middelburg (NL), Intergemeentelijke vereniging voor ontwikkeling van het Mechelen en Omgeving (BE), Georg-August-Universität Göttingen (DE), Gate21 (DK), The Highlands and Islands Transport Partnership (UK), NHS Highland (UK), Advier (NL), Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (DE). 

Finanzierung:

Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Projektlaufzeit:

Das Projekt läuft seit September 2018 und endete im Februar 2022.

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