Gagarin erzählt die Geschichte von Youri, der guten Seele einer Nachbarschaft in der Cité Gagarine. Obwohl er und seine Freunde sich größte Mühe geben, hat die Pariser Verwaltung längst beschlossen, die Siedlung abzureißen. Youri, der sein ganzes Leben davon träumte, ins All zu fliegen wie sein Namenspate, hat sein Versteck, in dem er bis zur finalen Sprengung ausharrt, zu einer Raumstation ausgebaut. Sein Traum von der Schwerelosigkeit wird am Ende, als sich die ehemaligen Bewohner der Cité vor dem Block versammeln, für einen kurzen Moment wahr. Da wird aus dem poetischen Realismus magischer Realismus.
GAGARIN wurde an Originalschauplätzen gedreht, kam 2020 ins französische Kino und erreichte Deutschland pandemiebedingt erst jetzt. Die Cité Gagarine liegt in der der Banlieu von Paris, in der Vorstadt Ivry im "Roten Gürtel", einer Reihe von seit den 1920er Jahren bis heute kommunistisch dominierten Gemeinden. Der Sozialwohnkomplex wurde 1963 von seinem Namensgeber Juri Gagarin eingeweiht und 2019 nicht einfach abgerissen, sondern dekonstruiert, um möglichst viel der originalen Materialien wiederverwenden zu können. Geschmiedete Treppengeländer, steinerne Bodenfliesen und viele andere Details stimmen melancholisch, denn man weiß: Niemals mehr wird man so qualitätsvoll für Arbeiter bauen, in einer Welt, in der sich auch reiche Leute eher Plastik-Architektur andrehen lassen.
R : Fanny Liatard & Jérémy Trouilh,
F 2020, OmU, 95 min.
TRAILER
Weitere Vorstellung am 12.10.2024 | 20.30 Uhr