Abschied von Geschäftsführerin Silvia Nieber - Christoph Meineke tritt Nachfolge an

Veröffentlicht: 31. Januar 2024
Das Team der Metropolregion GmbH verabschiedet Geschäftsführerin Silvia Nieber (Foto: Jennifer Bullert)

Wechsel in der Geschäftsführung der Metropolregion GmbH: Silvia Nieber scheidet aus privaten Gründen vorzeitig aus dem Amt. Ihr Nachfolger Christoph Meineke übernimmt zum 1. Februar 2024. Zum Abschied und Neustart haben wir mit beiden gesprochen und dabei einen Ausblick auf die Zukunft der Metropolregion geworfen.

Redaktion: Frau Nieber, Sie verlassen die Metropolregion nach eineinhalb Jahren. Wie blicken auf Sie auf diese Zeit zurück?

Silvia Nieber: Es war eine sehr interessante Zeit, denn die von den Gesellschaftern beschlossene Neustrukturierung kam mit dem Beginn meiner Geschäftsführertätigkeit in die sehr konkrete Umsetzungsphase. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, meine Erfahrungen als langjährige hauptamtliche Bürgermeisterin einzubringen und den entsprechenden Aufbau der Gesellschaft in die Hand zu nehmen; begleitet von einem sehr engagierten Team.

Redaktion: Die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist komplex. Was hat Sie daran besonders begeistert?

Nieber: Als ehemaliges Mitglied im Niedersächsischen Städtetag kenne ich mich doch einigermaßen gut aus in Niedersachsen. Daher konnte ich mich als Geschäftsführerin nicht nur gut in die kommunalen Herausforderungen hineinversetzen, sondern auch konstruktive Lösungswege mit den Beteiligten entwickeln. Nach wie vor begeistert hat mich, welche Vorteile allein der Austausch unter der Kommunen im Rahmen von Veranstaltungen mit sich bringt. Hierzu macht die Metropolregion verschiedene Angebote in den jeweiligen Handlungsfeldern.

Redaktion: Wie würden Sie den Status quo in den Handlungsfeldern Gesundheitswirtschaft Standortmarketing und Mobilität der Metropolregion aktuell beschreiben?

Nieber: Die Handlungsfelder Standortmarketing und Gesundheitswirtschaft sind sehr gut aufgestellt.

Beim Standortmarketing möchten der Aufsichtsratsvorsitzende und sein Stellvertreter deutliche Akzente setzen, die die Sichtbarkeit der Metropolregion mit ihren Kommunen als Teil des Landes Niedersachsen auf der EXPO REAL in München erhöhen.  Die Präsentation der Metropolregion durch unsere Mitgliedsstädte mit einem Messestand im Rahmen der Real Estate Arena in Hannover hat sich gut entwickelt.

Die Antenne Métropole veranstaltet alljährlich den Deutsch-Französischen Tag und intensiviert durch die engagierte Begleitung von Städtepartnerschafts-Jubiläen die Deutsch-Französischen Kontakte. Die Antenne Métropole fördert das Erlernen der französischen Sprache mit Angeboten für Schulen in der Metropolregion (France-Mobil) und durch aktive Rollen bei Veranstaltungen wie den Knowember 2023. Bei den bevorstehenden Europawahlen wird sich die Antenne Métropole besonders einbringen.

In der Gesundheitswirtschaft spielen insbesondere die Herausforderungen der Digitalisierung und der Pflege eine große Rolle.  Hier werden wir begleitet vom Lenkungskreis und Fachbeirat. Als Fachberater konnten wir erfreulicherweise Prof. Dr. Haverich gewinnen. Mit den Veranstaltungen wie dem alljährlichen HealtHack und dem CareSummit versuchen wir, über den Austausch mit Akteuren aus der Gesundheitswirtschaft, der Wissenschaft und den Kommunen Ansätze für Lösungen aufzuzeigen. Gleichzeitig haben wir Facharbeitsgruppen (z.B. EHealth, Pflege, Nachwuchs- und Startup-Förderung und weitere) mit Beteiligten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen initiiert, aus denen Projektideen bzw. -Anträge entwickelt werden können.

Das Handlungsfeld Mobilität wird sich vor dem Hintergrund des Klimawandels auch der Herausforderung der Stadt-Land-Mobilität stellen. Wir haben in 2023 mit der Veranstaltung „Charge up“ (Ladesäuleninfrastruktur) und Revitalisierung der Innenstadt zwei sehr erfolgreiche Veranstaltungen durchgeführt. Aus letzterer ist die Initiative zur Gründung eines „interkommunalen Netzwerks Revitalisierung der Innenstadt“ entstanden.

Redaktion: Und was wünschen Sie der Metropolregion für die Zukunft?

Nieber: Die Metropolregion hat eine starke Wirtschaftskraft, mit der sie im Vergleich mit den anderen zehn Metropolregionen Deutschlands im Mittelfeld liegt. Dies ist eine sehr gute Basis, die Herausforderungen des Klimawandels und der damit verbundenen Transformation für Wirtschaft, Kommunen und Wissenschaft zu bewältigen. Dafür wünsche ich der Metropolregion viel Erfolg.

Redaktion: Christoph Meineke, seit 01. Januar 2023 Geschäftsführer des Vereins Kommunen in der Metropolregion e.V. wird nun Ihr Nachfolger. Was möchten Sie ihm für seine neue Position mit auf den Weg geben?

Nieber: Herr Meineke weiß als erfahrener hauptamtlicher Bürgermeister um die Bedeutung, immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Akteure zu haben. Dies gilt auch in der Metropolregion, in der alle Kommunen, die Wirtschaft und die Wissenschaft gehört werden möchten. Gleichzeitig ist der enge Austausch mit dem Ministerium für Bundes- und Euopaangelegenheiten und Regionale Entwicklung sowie mit dem Amt für regionale Entwicklung (ArL) sehr wichtig.

Nur so lassen sich aus meiner Sicht am besten die Ziele der Metropolregion umsetzen und damit ein Mehrwert für alle Gesellschafter generieren.

Abschied Silvia Nieber (Foto: Jennifer Bullert)

Wechsel in der Geschäftsführung: Silvia Nieber geht, Christoph Meineke übernimmt ihre Nachfolge (Foto: Jennifer Bullert)

Redaktion: Und damit kommen wir zu Ihnen, Herr Meineke. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Meineke: Nach meinen Jahren als Bürgermeister einer ländlichen Kommune als sturmfest und erdverwachsen, durch die zwei zurückliegenden Jahre in der Startup-Szene als begeisterungsfähig und digitalaffin, und in der Arbeitsweise als beharrlich und gern auch humorvoll.

Redaktion: 2006 sind Sie mit gerade einmal 27 Jahren jüngster Bürgermeister in Niedersachsen geworden. Als parteiloser Kandidat haben Sie sich bei der Stichwahl in der Gemeinde Wennigsen (Deister) durchgesetzt und so gleich aus zwei Gründen für Furore gesorgt. Nebenamtlich waren Sie bereits Geschäftsführer des Vereins Kommunen in der Metropolregion e.V., kennen somit also die Strukturen der Metropolregion GmbH bereits. Was reizt sie am meisten an Ihrem neuen Posten?

Meineke: Die Metropolregion lebt von ihren Köpfen und Netzwerken. Vor allem das aktive Zusammenarbeiten mit Menschen verschiedener Hintergründe, Denkweisen, Fähigkeiten und Erfahrungshorizonte macht den Reiz dieser Arbeit aus.

Redaktion: Sie sind gut mit den Kommunen vernetzt und pflegen intensive Kontakte in die Wirtschaft, nicht zuletzt, weil Sie auch in der Startup-Szene selbst gegründet und unterstützt haben: Welche Ziele haben Sie sich als Geschäftsführer der Metropolregion GmbH gesetzt?

Meineke: Die Metropolregion ist sowohl geographisch als auch wirtschaftlich die Herzkammer Niedersachsens. Sie weist beeindruckende Zahlen in Wertschöpfung, Forschungsleistung und Infrastruktur auf. Dies muss sowohl nach innen gefestigt als auch nach außen kommuniziert werden. Die drei Handlungsfelder Mobilität, Standortmarketing und Gesundheitswirtschaft bieten sich dazu gut an. Sie sind Querschnittsthemen, die zugleich gute und innovative „Deep-Dives“ ermöglichen. Dazu gehört es, interessante Denkansätze ebenso wie spannende Projekte zu forcieren.

Redaktion: Wie kann man das auf einen Nenner bringen?

Meineke: Die Amerikaner würden bei unserer Gesellschaft von einem „Think- and Do-Tank“ sprechen, ich finde den Terminus recht apart. Ein Innovationslabor: Ideenschmiede mit Werkbank.

Redaktion: Nach Ihrer Bürgermeisterzeit haben Sie ein Startup aus dem Bereich der Datenwirtschaft mit aufgebaut. Welche Lehren nehmen Sie aus der Gründerszene mit?

Meineke: Testen lautet dort das zentrale Schlagwort. Wenn etwas nicht funktioniert, schnell eine neue Lösung entwickeln und schauen, ob sie tragfähig ist. Da in der Metropolregion GmbH unterschiedlichste Träger und Interessen zusammenkommen, werden wir schnell testen und lernen müssen. Dysfunktionales verwerfen und gute Praxis schnell teilen.

Redaktion: Ein Steckenpferd von Ihnen ist das Thema „Künstliche Intelligenz“. Wie bewerten Sie die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie für die Arbeit zwischen Land, Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft? Gerade auch, wo es hier bei der Digitalisierung schon häufig Probleme gibt?

Meineke: Künstliche Intelligenz kann gerade in Zeiten massiven Fachkräftemangels Entlastung in vielen Bereichen bringen, insbesondere bei der Leistungserbringung von Behörden oder dem Abarbeiten bürokratischer Vorgaben von Unternehmen. Eine schnelle, breite und natürlich auch verantwortungsvolle Implementierung halte ich für wichtig. Auch hausintern wird die Einführung von Nutzungsmöglichkeiten für mich Priorität haben.

Redaktion: Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg gliedert sich in über 50 Mitgliedskommunen, vereint zahlreiche Hochschulen, wissenschaftliche Einrichtungen und Unternehmen aus der Wirtschaft. Mit dem Arbeitsprogramm liegt eine Strategie bis 2027 vor. Wie würden Sie diese in drei Worten beschreiben?

Meineke: Fokussiert, weitsichtig und spannend.  

Redaktion: Was sehen Sie als aktuell größte Stärke der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg?

Meineke: Klarer Vorteil ist die Vielseitigkeit als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort. Sie ist einfach eine attraktive Region zum Leben und Arbeiten. Wie viele andere, lebe ich persönlich einfach gern hier. Die öffentlichen Angebote sind gut. Und man ist ebenso schnell am Meer wie zum Wandern im Harz.

Redaktion: Und wo sehen Sie noch Nachholbedarf?

Meineke: In der Zusammenarbeit untereinander. Viele regionale Strukturen arbeiten eher für sich als übergreifend miteinander. Aber genau dazu ist ja die Metropolregion da, die Zusammenarbeit zu verbessern und gemeinsame Potenziale zu finden und zu entwickeln. Auch müssen wir an der Außenwahrnehmung arbeiten.

Redaktion: Jan Böhmermann hatte im September bereits die Image-Kampagnen der Regionen in Deutschland als Aufhänger für eine seiner neo Magazin Royale-Folgen entdeckt. Was müssen die Metropolregionen künftig besser oder anders machen, um als attraktive Regionen für Wohnen, Leben und Arbeiten wahrgenommen zu werden?

Meineke: Die Sendung hat sich einerseits über die Beliebigkeit und Austauschbarkeit vieler öffentlicher Marketingkampagnen lustig gemacht. Andererseits darüber, dass manche Kampagnen so überdrehen, dass sie einfach nicht mehr ernst genommen werden können. Zugegeben: Gerade wir Niedersachsen sind ja recht bodenständig und nicht übermäßig kommunikativ, was die Vermarktung eigener Stärken angeht. Wir müssen einfach unaufgeregt und ohne viel Schnickschnack drüber ins Gespräch kommen.

Redaktion: Mit welchem Motto gehen Sie nun an die Arbeit?  

Meineke: Ich finde den Shakespeare-Satz aus seinem Drama Heinrich V. klasse: „All things are ready, if our minds be so.“: Alle Dinge fügen sich, wenn wir die richtige Haltung dazu gefunden haben.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview! Das Team der Metropolregion GmbH wünscht Silvia Nieber alles Gute für die Zukunft und Christoph Meineke einen erfolgreichen Start als Geschäftsführer.

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