Science Hero Preis für Melanie Brinkmann

Veröffentlicht: 30. Juni 2022
Prof. Melanie Brinkmann mit dem Sprecher der KBF, PD Dr. Alois Palmetshofer, und Prof. Dietrich Nies (l.). Bildquelle: Dr. Beate Volke

Am 11. Juni 2022 wurde die Virologin Professorin Melanie Brinkmann mit dem ScienceHero Preis ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die Konferenz Biologischer Fachbereiche Menschen und Organisationen, die für gute Lehre und kreative Forschung stehen. Verliehen wurde der Preis bei der Plenartagung des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages, der diesmal in Braunschweig stattfand.

Melanie Brinkmann ist Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig und leitet am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) die Forschungsgruppe „Virale Immunmodulation“. Sie hat unter anderem zur Verbreitung von SARS-CoV-2 über Aerosole geforscht. Mit dem ScienceHero-Preis wird vor allem ihre Rolle in der Wissenskommunikation und beim Wissenstransfer während der Corona-Pandemie honoriert.

„Sie macht das, was ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin, machen sollte: Mit dem Wissen in die Öffentlichkeit gehen, die Politik beraten, gewissenhaft, neutral und sachlich. Frau Professorin Brinkmann hat das brillant erfüllt. Unsere Preis-Entscheidung fiel deshalb, einfach gesagt, zwangsnotwendig auf sie: Sie ist unser Science Hero“, sagt Professor Robert Hänsch, Beiratsmitglied der Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) und stellvertretender Sprecher des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT) in seiner Laudatio.

Zur Person

Melanie Brinkmann studierte Biologie in Göttingen, London und Berlin, und schloss ihre Promotion unter der Betreuung von Prof. Dr. Thomas F. Schulz am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover/Universität Hannover ab. Danach ging sie mit einem DFG-Forschungsstipendium als Postdoktorandin an das Labor von Prof. Dr. Hidde L. Ploegh an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge, USA. Dort erforschte sie viereinhalb Jahre lang die angeborene Immunantwort, die eine essentielle Rolle bei der Erkennung viraler Infektionen spielt. 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Seit 2018 ist sie Professorin am Institut für Genetik an der TU Braunschweig mit dem Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ und forscht an der Interaktion zwischen Viren und dem Immunsystem. Professorin Brinkmann ist stellvertretende Vorsitzende des Expert*innenrats der Bundesregierung, Beiratsmitglied des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (LIV) in Hamburg und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Virologie (GfV).

Über den Preis

Die Konferenz Biologischer Fachbereiche vergibt den Preis seit 2015. Ausgezeichnet werden damit Personen und Organisationen, die Probleme im Bereich der Biowissenschaften durch gute Lehre und kreative Forschung aufgezeigt oder gelöst haben. Bisherige Preisträger waren Prof. Axel Brennicke (Universität Ulm) für seine „Ansichten eines Profs“ im Laborjournal, Prof. Reinhard Paulsen (KIT) für sein Engagement bei der Gründung der KBF und der Entomologische Verein Krefeld, der eine vielbeachtete Studie über das Insektensterben erarbeitete.

Über KBF und MNFT

Die Konferenzen der Fachbereiche widmen sich der interuniversitären Kommunikation in den jeweiligen Fachbereichen. Die Biologischen Fakultäten und Fachbereiche der deutschen Universitäten organisieren sich dazu in der Konferenz der Biologischen Fachbereiche (KBF). Die KBF berät beim Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT), der Dachorganisation aller naturwissenschaftlichen Fachbereiche, sowie in der Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK) in fachspezifischen Angelegenheiten. Auf der MNFT-Plenartagung am 11. Juni 2022 wurde Prof. Robert Hänsch von der TU Braunschweig zum 1. Oktober 2022 zum Sprecher gewählt.

Kontakt:

Prof. Dr. Robert Hänsch
Technische Universität Braunschweig
Institut für Pflanzenbiologie
r.haensch@tu-braunschweig.de

Quelle: https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/sciencehero-preis-fuer-melanie-brinkmann/

Hannover bietet mit seiner starken wissenschaftlichen Basis in Medizininformatik und Künstlicher Intelligenz, seinen Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Inkubatoren und Netzwerken eine starke Basis für die Umsetzung neuer Ideen im Gesundheitssektor. Die DIGITAL HEALTH CITY HANNOVER bündelt Einrichtungen, Projekte, Initiativen und wird durch ein starkes Partnernetzwerk aus Gesundheitswirtschaft Hannover e.V., Medizinische Hochschule Hannover, Hochschule Hannover, WirtschaftsDienst, BioRegioN, Innovationszentrum Niedersachsen und der Deutschen Messe AG getragen. Wir durften mit Cornelia Körber, Projektleiterin Life Science & MedTec bei hannoverimpuls GmbH, sprechen und stellen die Initiative vor!

GesundheIT: Frau Körber, die Digital Health City in drei Worten?

Körber: Innovationstreiber, aktives Ökosystem, internationale Strahlkraft.

GesundheIT: Was sind die Ziele der Initiative? Welche Schwerpunkte setzen Sie und was ist das Besondere im Vergleich zu anderen Standorten in Deutschland?

Körber:

  • Die aktive Digital Health-Szene in Hannover entwickelt innovative Technologien, Produkte, Lösungen und Geschäftsmodelle für eine in die Zukunft gerichtete Gesundheitsversorgung der Patient*innen.
  • Hannover hat ein aktives Digital Health-Ökosystem als fruchtbaren Boden für alle Gesundheitsakteure, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
  • Hannover wird international als Leuchtturm-Standort für Digital Health wahrgenommen. Unser Netzwerk ist Ansprechpartner und bietet eine Plattform für Interessierte weltweit.

Unsere Vision: Die Gesundheitsszene in Hannover und Region ist heute schon stark: Es sind rund 76.000 Beschäftigte, d. h. jede und jeder siebte sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer*in ist im Gesundheitsbereich tätig. Damit stellt sie die stärkste Branche dar. Hannover bietet die größte kommunale Kliniklandschaft bis zur Supramaximalversorgung und ist Vorreiter in patientenorientierter Spitzenforschung. Vor allem in den Bereichen Infektion, Regeneration, Transplantation, Implantate, Biomedizintechnik und Hören ist Hannover Weltklasse. Als starker Versicherungsstandort punktet Hannover mit enger Anbindung zu den entscheidenden Kostenträgern.

Der digitale Wandel in der Gesundheitsbranche ist Chance und Herausforderung zugleich. Wir wollen dafür den Standort Hannover mit seinem Ökosystem für die Zukunft gestalten; mit Einbindung von Wirtschaft und Wissenschaft, Versorgung und letztendlich uns allen. Ganz nach unserem Oberbürgermeister Belit Onay, "Das wohl beste Leben, was wir leben können, ist ein gesundes Leben."

GesundheIT: Was erwartet die Teilnehmenden beim ersten Netzwerktreffen?

Körber: Am 1. Juli treffen sich rund 130 Player der Gesundheitswirtschaft im Neuen Rathaus Hannover zum Networking und zum Kick-off vom DHCH. In drei Panels zu den Themen „Robotik“, „Telemedizin“ und „Fachkräftemangel“ können sich Teilnehmende einen ersten Überblick über den Status-quo, die verschiedenen Projekte und den Bedarf verschaffen, Partner vom DHCH kennenlernen und ihre Expertise für die Gesundheitsversorgung von morgen mit einbringen.

GesundheIT: Wie können Unternehmen und Initiativen Mitglied werden?

Körber: Ab 1. Juli geht die DHCH-Website online. Hier präsentiert sich das zukünftige Digital Health Ökosystem – ganz übersichtlich auf einer interaktiven Seite. Hier können Unternehmen und Initiativen ganz einfach sichtbarer Teil des Ökosystems werden. Zudem freuen wir uns über weitere Akteure, die sich aktiv als Kooperations- oder Projektpartner einbringen wollen.

GesundheIT: Welche Kooperationen mit weiteren erstklassigen Gesundheitseinrichtungen sind in der Metropolregion geplant; wie können andere Standorte von Ihrem Vorhaben profitieren?

Körber: Wir sind offen für neue Projekte und Unterstützungsmöglichkeiten und wollen das Ökosystem überregional, national und international ausbauen. Wer Teil der Initiative sein will, sollte unbedingt Kontakt zu uns aufnehmen. Denn: Erfolg ist Teamleistung!

GesundheIT: Vielen Dank, Frau Körber.

Hinweis der Redaktion GesundheIT: Unter der Schirmherrschaft von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und Regionspräsident Steffen Krach, findet am Freitag, 1. Juli 2022 um 9.00 Uhr im Neuen Rathaus Hannover, Empfangssaal 1. OG die Auftaktveranstaltung statt. Dazu laden Sie die DHCH Partner*innen herzlich ein. Werden Sie mit Ihrer Expertise und Ihren Ideen Teil der DHCH-Community und melden Sie sich zur Veranstaltung an!

Weitere Infos und Anmeldung

Mehr über die Digital Health City Hannover unter: https://www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/de/Handlungsfelder/Digital_Health_City_Hannover.php

Ein Team von Wissenschaftler*innen um Professor Karsten Hiller vom Braunschweiger Zentrum für Systembiologie BRICS hat eine körpereigene, entzündungshemmende Substanz entdeckt: Mesaconsäure. Dieses Molekül könnte ein Wirkstoffkandidat sein, der sich zur Behandlung eines Schocks in Folge einer Blutvergiftung und bei Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) weiterentwickeln lässt – ohne die bekannten Nebenwirkungen bisher im Einsatz befindlicher entzündungshemmender Medikamente.

Das Team von Karsten Hiller beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Stoffwechselprodukten, die bei der menschlichen Immunabwehr eine Rolle spielen. So haben die Wissenschaftler*innen 2013 entdeckt, dass Immunzellen im Blut und Gehirn von Säugetieren Itakonsäure herstellen – eine Substanz, die man bis dahin nur im Stoffwechsel von Pilzen gefunden hatte. Itakonsäure ist ein natürliches Antibiotikum, bekämpft also Bakterien und hemmt Entzündungen.

In der Folge dieser Entdeckung war Itakonsäure Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Dabei stellten die Forschenden fest, dass zusammen mit der Itakonsäure stets ein weiteres Stoffwechselprodukt auftritt: die Mesaconsäure. Mesaconsäure ist eine chemische Verbindung, die der Körper aus zuvor entdeckten Itakonsäure herstellt. „Uns hat interessiert, ob die Mesaconsäure ebenfalls einen Einfluss auf Entzündungsreaktionen hat“, sagt Professor Hiller. Bei Versuchen mit Labormäusen erkannte das Forschungsteam, dass dies tatsächlich der Fall ist: Verabreicht man Mesaconsäure an Mäuse, deren Immunsystem gerade „überschießt“, also eine zu starke Abwehrreaktion zeigt, geht es den Mäusen schnell besser. Ihre Chance, zu überleben, steigt.

Wenn Wissenschaftler*innen solch einen Effekt festgestellt haben, müssen sie die dahinterliegenden Stoffwechselprozesse genau verstehen. Bei den Untersuchungen fand das Forschungskonsortium, an dem neun Forschungsgruppen aus Braunschweig, Bonn, Luxemburg, La Jolla (USA) und Arhus (Dänemark) beteiligt sind, heraus, dass Mesaconsäure ähnlich stark entzündungshemmend wirkt wie Itakonsäure. „Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied“, sagt Dr. Wei He, Mitarbeiter in Hillers Team und Erstautor der Studie: „Im Gegensatz zu Itakonsäure blockiert Mesaconsäure nicht das Enzym Succinatdehydrogenase. Dieses Enzym hat eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Zellen.“

Succinatdehydrogenase (SDH) ist Teil der Atmungskette. Wird es – beispielsweise durch Itakonsäure – gehemmt, hat dies starke negative Wirkungen auf den Stoffwechsel. Da Mesaconsäure keinen blockierenden Effekt auf das SDH-Enzym, aber eine ähnlich gute entzündungshemmende Wirkung wie Itakonsäure hat, ist es als potentieller Wirkstoff gegen Autoimmunerkrankungen besonders interessant. „Wir müssen jetzt untersuchen, warum Mesaconsäure einen positiven, entzündungshemmenden Effekt auf das Immunsystem hat“, sagt He.

Wenn die Forschenden auf diese Frage präzise Antworten haben, können mit Mesaconsäure konkrete pharmakologische Untersuchungen beginnen. „Die Mesaconsäure könnte als Wirkstoff gegen Krankheiten in Frage kommen, bei denen das Immunsystem zu stark aktiviert ist – beim septischen Schock und vor allem auch Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis oder bei entzündlicher Darmerkrankung“, so Professor Hiller. „Unter Umständen mit weniger Nebenwirkungen als andere Medikamente. Denn es handelt sich um eine Substanz, die der Körper selbst produziert und die die zentralen Stoffwechselwege in den Zellen nicht beeinträchtigt.“

Zur Studie

Die Studie entstand im Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ der TU Braunschweig im BRICS. Für die Untersuchungen wurde mit Mäusen und Immunzellen von Blutspendern gearbeitet. Die Tierversuche fanden am Luxembourg Institute of Health und an der Universität Bonn statt und wurden unter strengen Sicherheits- und Tierschutzauflagen durchgeführt. In Kooperation mit Hendricus Garritsen vom Klinikum Braunschweig wurden primäre Immunzellen von Blutspendern untersucht.

Über das BRICS: „Understanding Health“

Am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie, dem BRICS, wollen die Forschenden verstehen, was Gesundheit bedeutet. Dafür untersuchen sie die molekularen Zusammenhänge, die biologische Systeme im Gleichgewicht halten. Am BRICS betrachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit modernsten Methoden biologische Zellen und erfassen ganzheitlich und präzise den Status hochkomplexer Stoffwechsel-Netzwerke. Mit Hilfe computergestützter, bioinformatischer Methoden identifizieren sie diejenigen Faktoren, die biologische Systeme aus dem Gleichgewicht geraten lassen – und so zu Erkrankungen führen. Die so gewonnenen Erkenntnisse bringt das BRICS in die Entwicklung innovativer Therapien ein.

Das BRICS ist ein gemeinsames Forschungszentrum der TU Braunschweig, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und dem Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH.

Kontakt:

Prof. Dr. Karsten Hiller
Technische Universität Braunschweig
Institut für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik
Abteilung Bioinformatik und Biochemie
Rebenring 56
38106 Braunschweig
karsten.hiller@tu-braunschweig.de

Quelle: https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/wirksam-gegen-ein-ueberschiessendes-immunsystem/

Die Förderstiftung MHH plus zeichnet Professor Dr. Christoph Huber und PD Dr. Anna Saborowski aus, Wissenschaftsminister Björn Thümler und MHH-Präsident Prof. Michael Manns überreichen Preise.

Der Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis und die Johann-Georg-Zimmermann-Medaille gehören zu den höchsten Auszeichnungen für Verdienste in der Krebsforschung in Deutschland. Die Förderstiftung MHH plus hat die Preise am Montag, 13. Juni 2022, in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verliehen. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler hat gemeinsam mit MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns die Preise überreicht.

„Der Johann-Georg-Zimmermann-Preises ist eine der wichtigsten Auszeichnungen Deutschlands im Bereich der Krebsforschung. Ein Blick in die Biografie des Namensgebers macht auf verblüffende Art und Weise deutlich, wie aktuell und relevant sein Leben und Wirken für heutige medizinische Diskurse ist. Die heutigen Preistragenden stehen beispielhaft für die Potenziale einer modernen Krebsforschung“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Ich gratuliere Dr. Anna Saborowski und Prof. Dr. Christoph Huber von ganzem Herzen. Nicht zuletzt, weil mir die Stärkung von Transfer, Translation und Wissenschaftskommunikation ein Herzensanliegen bleibt – nicht nur bei der Bekämpfung der Volkskrankheiten.“

Mit der Johann-Georg-Zimmermann- Medaille wurde Prof. Dr. Christoph Huber, ehemaliger Leiter der III. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Mainz und Mitgründer des Unternehmens BionTech, für seine Verdienste um die Immuntherapie bei onkologischen Erkrankungen ausgezeichnet. Seine Arbeiten zur translationalen Entwicklung der mRNA-Impftechnologie haben die Behandlung solider Tumoren und von Infektionskrankheiten wie SARS-CoV 2 maßgeblich verändert. Darüber hinaus hat er als Firmenmitgründer und Wissenschaftsnetzwerker im Kampf gegen Krebs immer wieder neue Impulse gesetzt.

Den mit 10.000 Euro dotierten Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis - gerichtet an junge Krebsforscherinnen und Krebsforscher für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit - erhielt PD Dr. Anna Saborowski, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH. Als Clinical Scientist an der Schnittstelle zwischen Krankenversorgung und Grundlagenforschung treibt sie die Weiterentwicklung von Therapieansätzen für die Behandlung von Gallengangkarzinomen maßgeblich voran.

„Mit Prof. Dr. Christoph Huber ehren wir einen der herausragenden und innovativsten Onkologen unserer Zeit, der mit seinen Mitarbeitenden und Weggefährten der Immuntherapie von Tumoren den Weg in den klinischen Alltag geebnet hat“, betont MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns. „Und PD Dr. Anna Saborowski zeigt durch ihre Forschungen, wie bedeutsam die personalisierte Tumortherapie für die Überwindung von Therapieresistenzen ist.“

Herausragender Forscher und Netzwerker

Prof. Dr. Christoph Huber gilt als einer der Pioniere und Visionäre der immunologischen Krebsforschung, deren richtungsweisendes Potenzial der gebürtige Wiener schon in den siebziger Jahren erkannte. 2008 gehörte Professor Huber zu den Mitgründern der Mainzer Biotechnologieunternehmen Ganymed und BioNTech, denen er als Aufsichtsratsmitglied  verbunden war und ist. Christoph Huber studierte Medizin in Innsbruck, absolvierte hier auch seine Facharztausbildung in Innerer Medizin und schloss dort ebenfalls seine Habilitation ab. 1983 begründete er in Innsbruck eine der ersten europäischen Stammzelltransplantationseinrichtungen. Ab 1990 prägte Prof. Huber fast 20 Jahre lang die III. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz – unter seiner Ägide wurde sie zu einer international führenden Einrichtung zur Behandlung bösartiger Blut- und Tumorerkrankungen und einem Zentrum für Stammzelltransplantation und Palliativmedizin. Durch sein Engagement konnten zahlreiche Forschungsergebnisse der Krebsimmuntherapie aus dem Labor in die klinische Anwendung übertragen werden. In den mit Prof. Ugur Sahin und Prof. Özlem Türeci gegründeten Firmen Ganymed und BionTech sind inzwischen mehr als ein Dutzend hoch innovativer Immuntherapeutika auf dem Weg zum Markt gebracht und die erste Covid-19 Impfung zugelassen worden.  Prof. Huber wirkte in beeindruckender Weise als Gutachter und Funktionsträger in nationalen und internationalen Forschungsförderungsorganisationen sowie als wissenschaftlicher Berater in deutschen Großforschungseinrichtungen wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dem  GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München oder dem Max-Delbrück Zentrum in Berlin. Sein Gespür für innovative Ideen, sein Blick für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und sein Geschick, beides zusammen zu bringen, zeichnen den Träger des Bundesverdienstkreuzes, des Zukunftspreisträgers des Bundespräsidenten und Ehrenbürgers der Städte Mainz und Innsbruck besonders aus. Prof. Huber ist außerdem Autor von mehr als 450 wissenschaftlichen Publikationen in renommierten Zeitschriften, Herausgeber zahlreicher internationaler Wissenschaftsjournale, des deutschsprachigen Standardlehrbuchs „Die innere Medizin“ sowie des ersten Leitfadens für Krebsimmuntherapie.

Krebspatientinnen und -patienten passgenau behandeln

Krebserkrankungen von Gallenwegen und Leber sind das Spezialgebiet von PD Dr. Anna Saborowski, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH. Die 40jährige beschäftigt sich mit den molekularen Signalwegen, die zur Entstehung von bösartigen Tumoren beitragen und sich als Angriffspunkt für zielgerichtete Therapien eignen.

Nach ihrem Medizinstudium an der MHH und ihrer grundlagenwissenschaftlichen Ausbildung als Postdoktorandin am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, NY, hat sich Anna Saborowski den Herausforderungen einer „dualen Karriere“ in Wissenschaft und Forschung gestellt: sie ist einerseits als Ärztin in die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit gastrointestinalen Tumorerkrankungen eingebunden, zum anderen leitet sie eine grundlagenwissenschaftliche Arbeitsgruppe. Die Mutter von zwei Kindern engagiert sich darüber hinaus aktiv in der Nachwuchsförderung, beispielsweise als Gleichstellungsbeauftragte eines Sonderforschungsbereiches oder innerhalb des Nachwuchsgremiums der Europäischen Leberforschungsorganisation „EASL“. Was treibt sie an? „In den vergangenen Jahren konnten durch ein verbessertes Verständnis der Pathophysiologie maligner Erkrankungen ganz neue Konzepte in onkologische Therapien integriert werden. Ich glaube, dass sich diese neuen Konzepte noch weiter ausbauen lassen und wir in naher Zukunft mehr Tumorpatientinnen- und Patienten individualisiert therapieren werden. Aktuell an der Schnittstelle zwischen Klinik und Forschung zu arbeiten, ist extrem spannend und motivierend“, sagt sie. Im Mausmodell erforscht Dr. Saborowski beispielsweise den Einfluss bestimmter genetischer Veränderungen auf einen Tumor. Eignet sich die genetische Modifikation als Zielstruktur für medikamentöse Therapieansätze? Lässt sich, zum Beispiel durch Kombination unterschiedlicher Medikamente, ein vorzeitiges Therapieversagen abwenden? Auf diese und ähnliche Fragen sucht Anna Saborowski nach Antworten.

Bildunterschrift: MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns, die beiden Preisträger PD Dr. Anna Saborowski und Prof. Dr. Christoph Huber sowie Wissenschaftsminister Björn Thümler Copyright: Karin Kaiser / MHH

Quelle: https://www.mhh.de/presse-news/spitzenforschung-im-kampf-gegen-den-krebs

Zum zwölften Mal wird der Niedersächsische Gesundheitspreis von den Niedersächsischen Ministerien für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der AOK - Die Gesundheitskasse für Niedersachsen sowie der Apothekerkammer Niedersachsen ausgeschrieben. Gesucht werden Beispiele guter Praxis in den folgenden Preiskategorien:

1. Zurück zum gesunden Alltag: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stärken

2. Gender und Gesundheit: Angebote in der Gesundheitsversorgung und -förderung gendersensibel gestalten

3. eHealth – Digitale Technologien für mehr Gesundheit

Die Bewerbungen können bis zum 31. Juli 2022 bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. eingereicht werden. Eine Bewerbung ist ausschließlich digital möglich.

Mehr hier.

Am 23. Juni durften wir Dinah Stollwerck-Bauer in Hannover begrüßen. Auf ihrer dreitägigen Sommertour besuchte die Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser 15 Projekte und Initiativen im Amtsbezirk, welche die regionale Entwicklung unterstützen und voranbringen.

„Ich freue mich sehr darauf, wieder vor Ort an den vielfältigen Projekten und Initiativen in unserer Region teilhaben zu können und die engagierten Menschen kennenzulernen, die sich für ihre Anliegen einsetzen und Impulse für die weitere Entwicklung geben”, sagte sie im Vorfeld ihrer Reise.

Im Zentrum ihres Besuchs in Hannover standen drei Projekte der metropolregionalen Gesundheitswirtschaft: die Pandemiepräventionsplattform PaPräKa, das Comprehensive Cancer Center (CCC-H) sowie Emma, ein Lieferdienst für Senioren- und Pflegeheime.

Linda Hoffmeister, Projektmanagerin Gesundheit bei der Metropolregion stellte gemeinsam mit dem Projektpartner Allan Koch, Themenmanager Pandemieprävention beim Innovationszentrum Niedersachsen, das vom Amt für regionale Landesentwicklung geförderte Projekt PaPräKa vor. Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit durch zahlreiche Kommunikationsmaßnahmen stärker zu vernetzen und so dazu beizutragen, schneller und effizienter auf Pandemien reagieren und diesen im besten Fall vorbeugen zu können. Des Weiteren berichtete Prof. Hans Christiansen, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und spezielle Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover, über die Arbeit des CCC, das von der Deutschen Krebshilfe zum onkologischen Spitzenzentrum ernannt wurde und darauf ausgerichtet ist, krebskranken Menschen eine noch bessere, individuell zugeschnittene Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu ermöglichen. Das dritte vorgestellte Projekt hat Ralph Keller ins Leben gerufen: der innovative, seniorengerechte Online-Lieferservice Emma versorgt die Bewohner*innen von Pflege- und Seniorenheimen mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Die Bestellung wird online aufgegeben und innerhalb von 24 bis 72 Stunden geliefert. Doch das ist nicht genug. Geplant ist, zukünftig auch das Einkaufserlebnis durch die Anwendung von VR-Brillen für die Bewohner*innen in die Einrichtungen zu bringen.

Wir danken Frau Stollwerck-Bauer sowie unseren Projektpartnern für den Besuch und die Unterstützung.

Verwaltung schlägt Abschluss eines Konzessionsvertrags vor

Der Zuschlag für einen Konzessionsvertrag über Errichtung und Betrieb von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Braunschweig soll BS|Energy erteilt werden. Dies hat die Stadtverwaltung den Ratsgremien vorgeschlagen.

Vertraglich vereinbart werden soll entsprechend dem derzeit vorhersehbaren Bedarf die Errichtung von mindestens 200 Ladepunkten bis Ende 2024 und weiteren mindestens 200 Ladepunkten bis Ende 2026. Noch einmal mindestens 100 Ladepunkte sollen bei entsprechendem Bedarf bis Ende 2028 gebaut werden. Sollte der Bedarf noch schneller wachsen, wäre eine entsprechende Reaktion von BS|Energy möglich.

Im ersten Schritt soll ab Januar 2023 zunächst ein flächenhafter Ausbau (zwei Ladepunkte pro statistischem Bezirk) erfolgen. Ende 2026 sollen stadtweit mindestens 400 Ladepunkte in Betrieb sein.

Die Ratsgremien hatten die Stadtverwaltung im November vergangenen Jahres beauftragt, eine Konzession für die Einrichtung und den Betrieb von Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum öffentlich auszuschreiben und für eine bedarfsgerechte Anzahl und Verteilung im Stadtgebiet zu sorgen. Die europaweite Ausschreibung erfolgte in Form eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb. BS|Energy reichte ein verbindliches, den Vorgaben vollumfänglich entsprechendes Angebot ein.

Der Vorschlag der Verwaltung wird am 21. Juni im Ausschuss für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergaben vorberaten. Die Entscheidung trifft der Verwaltungsausschuss am 28. Juni. Weitere Einzelheiten in anhängender Beschlussvorlage 22-19085

Die Vorlage des Konzessionsvertrags ist hier abrufbar: Stadt Braunschweig | presse-service.de

Insgesamt mehr als 3 Millionen gefahrene Kilometer, über 20 000 Radler*innen aus 1439 Teams und mehr als 500 eingesparte Tonnen CO2 - das ist die beeindruckende vorläufige Bilanz der Stadtradeln Kampagne der Stadt und Region Hannover, die sich vom 29. Mai bis zum 18. Juni an der Aktion beteiligten. Bei dem Radfahr-Wettbewerb geht es darum, in 21 Tagen möglichst viele Alltagsstrecken mit dem Fahrrad zurückzulegen. Ziel der Kampagne des Klima-Bündnis ist es, mehr Schwung in die Radförderung zu bringen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und mehr Spaß am Radfahren in die Städte und Kommunen zu bringen.

“Klimaschutz und Radförderung sind Teamarbeit”, heißt es beim STADTRADELN. Das sehen wir auch so, daher haben wir auch in diesem Jahr als Team “Metropolitans” gemeinsam in die Pedale getreten. In den letzten drei Wochen haben wir mit vereinten Kräften 554 Kilometer zurückgelegt - heute werfen einen Blick in unser Metropolitans Team-Kilometerbuch und erfahren, wofür die Kolleg*innen ihre Räder nutzen, was sie im Radverkehr stört und wo sie Verbesserungspotenzial sehen.

Stadtradeln 2022 Region Hannover
Stadtradeln 2022: Team Metropolis war auch in diesem Jahr mit dabei.

Platz 1: Mariella Roth

An die Spitzenposition unseres Teams radelte sich Mariella mit insgesamt 201,1 Kilometern. Sie arbeitet als Werkstudentin im Bereich Gesundheitswirtschaft und ist als leidenschaftliche Vielfahrerin in Hannover und Umgebung unterwegs. Mariella steigt bei Wind und Wetter auf’s Rad: egal ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni, um Freunde zu treffen oder einfach, um eine Tour zu machen. Für kurze und alltägliche Strecken bevorzugt sie ihr Stadtrad – für lange und schnelle Touren wechselt sie auf’s Rennrad. Flexibilität und Zeitersparnis sind für sie die größten Vorteile am Radfahren im Vergleich zum öffentlichen Nahverkehr: Am Ende bin ich meistens schneller mit dem Rad als mit den Öffis”, sagt sie.

Um das Radfahren noch attraktiver zu machen, schlägt sie Folgendes vor: Ich denke Schnellrouten mit wenigen Ampeln und einer Abgrenzung zu den Autos – wie in der Eilenriede – würden die Stadt fahrradfreundlicher und sicherer machen.”

mariella roth metropolregion stadtradeln 2022

Platz 2: Edzard Schönrock

Auf dem zweiten Platz ist Edzard mit 126 Kilometern gelandet. Edzard ist Projektleiter und betreut den Bereich Wissenschaftskooperationen. Er bezeichnet sich selbst als Fahrrad-Enthusiast und fährt jährlich etwa 3000 Kilometer mit dem Rad. Häufig macht er Mountainbike-Touren in den Deister und Vorharz oder ist von zu Hause Richtung Innenstadt unterwegs. Von Haustür zu Haustür braucht er  nicht länger als mit dem ÖPNV oder Auto. In der Stadt nutzt Edzard sein Citybike, im Gelände ist er mit einem leichten sportlichen Mountainbike mit Gabelfeder unterwegs. Alles mit Muskelkraft – ohne E-Unterstützung. Aus seiner Sicht ist Radfahren die gesündeste, nachhaltigste, flexibelste und günstigste Form der Mobilität.

Edzard findet Hannover schon recht fahrradfreundlich was die Infrastruktur angeht. Aber er sieht auch Verbesserungsbedarf: Man steht leider häufig an Ampeln, wenn man in der Stadt fährt. Andere Länder sind da schon weiter, was Fahrradschnellwege angeht. Darüber hinaus wäre es wichtig, alternative Mobilitätsformen, wie z.B. ÖPNV, Carsharing und Fahrradverleih besser zu vernetzen. Hier sehe ich für Wissenschaft, Kommunen und Wirtschaft Chancen für die Projektentwicklung, z.B. einer Mobilitäts-App, die helfen kann, Wegezeiten zu beschleunigen.”

edzard schoenrock metropolregion stadtradeln 2022

Platz 3: Maren Kasper

Ganz knapp hinter Edzard hat Maren mit 113,8 Kilometern den dritten Platz eingefahren. Sie ist Projektmanagerin für Veranstaltungsorganisation bei der Metropolregion und erledigt fast alle Wege im Alltag mit dem Rad: von der Fahrt zur Arbeit oder zu Terminen bis hin zum Einkauf. Je nach Strecke ist Maren ebenfalls auf verschiedenen Rädern unterwegs. Im Alltag nutzt sie meist ihr Hollandrad, für längere Touren steigt sie auch schonmal auf ihr Pedelec um. Die größten Vorteile am Radfahren sieht Maren in der Bewegung an der frischen Luft und darin, dass sie nicht lange nach einem Parkplatz suchen muss.

Um das Radfahren noch attraktiver zu machen, schlägt sie vor, die Radwege noch besser auszubauen. Außerdem wünscht sie sich noch mehr sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.

maren kasper stadtradeln 2022 metropolregion

Linda Hoffmeister

Linda ist Projektmanagerin im Bereich Gesundheitswirtschaft. Sie ist häufig mit dem Rad unterwegs und nutzt es vor allem für kurze Strecken in der City, um die Dinge des alltäglichen Lebens zu erledigen. Sie fährt ein älteres Mountainbike, das ihr ein guter Kumpel zusammengeschraubt hat. Die größten Vorteile am Radfahren sieht Linda in der Bewegung und der Gelegenheit, dabei frische Luft schnappen zu können.

Sie wünscht sich mehr Sicherheit im Radverkehr: „Oft fühlt man sich als Radfahrerin auf dem Radweg nicht sicher. Es bräuchte mehr Fahrradstraßen, die auch wirklich nur von Fahrrädern befahren werden dürfen.”

linda hoffmeister stadtradeln 2022 metropolregion

Julia Widmer

Julia leitet die Unternehmenskommunikation bei der Metropolregion und ist eine richtige Vielfahrerin. Ihr Halbrenner-Rad der älteren Generation ist bei Julia täglich im Einsatz. Auf dem Weg zur Arbeit oder zu Freund*innen fährt sie lieber Rad als mit der Bahn oder dem Auto. Im Vergleich zum öffentlichen Nahverkehr schätzt sie besonders Flexibilität auf dem Rad: „Aufsteigen und los, keine Fahrpläne, stickige Luft oder Verspätungen. Häufig bin ich mit dem Rad einfach schneller am Ziel, wenn ich die Wege zur Bahnstation einrechne. Und natürlich die Bewegung, die mir im Büroalltag einfach guttut.”

„Hannover ist auf einem guten Weg, aber beim Thema Sicherheit gibt es noch Luft nach oben”, findet Julia. Sie wünscht sich breite, gut gekennzeichnete und ausgeleuchtete Wege, die gerne auch durch mehr als eine Linie auf dem Boden vom Autoverkehr getrennt sein dürfen. Außerdem fällt ihr die Ampelschaltung innerhalb der Stadt immer wieder negativ auf: „An einigen Stellen staut sich der Rad- und Fußverkehr auf der Mittelinsel zwischen zwei Straßen, da die Grünphasen unterschiedlich geschaltet sind.”

julia widmer stadtradeln 2022 metropolregion

Sandra Winter

Sandra macht gerade ihren Master und arbeitet als Werkstudentin in der Unternehmenskommunikation der Metropolregion. Sie steigt fast täglich auf ihr Rad und fährt damit zur Uni-Bib, zur Arbeit, zum Einkaufen und oft auch zum Bahnhof. In der Stadt nutzt sie ihr Citybike, für längere und anspruchsvollere Touren außerhalb der Stadt sattelt sie inzwischen gern auf ihr Pedelec um, welches sie letztes Jahr gebraucht gekauft hat. Im Vergleich zur Fahrt mit dem Auto oder ÖPNV sieht sie bei Stadtfahrten mehr Vorteile beim Radfahren: „Es geht schnell(er), ist günstiger, besser für die Umwelt – es bringt mich einfach besser voran."
Als Radfahrerin, die auf Pendelstrecken auch viel mit der Bahn fährt, würde sie sich eine bessere Kombination aus Radinfrastruktur und öffentlichem Nahverkehr wünschen, die auch verbundübergreifend funktioniert. „Wir müssen Radfahren und ÖPNV zusammen denken. Die Fahrradmitnahme muss bequemer und günstiger werden”, findet sie.

sandra winter stadtradeln 2022 metropolregion

Maximilian Dierks

Maximilian betreut als Projektmanager den Bereich Elektromobilität und nutzt sein Rad ungefähr drei bis vier Mal in der Woche. Er fährt eher kürzere Strecken innerhalb der Stadt mit dem Rad – meistens, um damit zum Sport und zu Freunden zu fahren. Unterwegs ist er auf einem Trekkingrad, welches er auch schon im Urlaub nutzte, um damit eine längere Strecke mit Gepäck zu meistern. „Der größte Vorteil am Radfahren ist, dass es emissionsfrei ist”, findet Maximilian. „Zudem benötigen Fahrräder wenig Platz und wenige Ressourcen in der Herstellung, sie sind leise und man ist an keine Fahrpläne gebunden.

Er sieht viele Wege und Chancen, die Radfahrinfrastruktur zu verbessern: „Zum einen müssen Radwege massiv ausgebaut werden, vor allem in den ländlichen Räumen. Auch benötigt es mehr Abstellanlagen, wo man die Fahrräder sicher anschließen kann. Gerade für Pedelecs ist das ein entscheidender Faktor. Für Pedelecs müssten die öffentlichen Abstellanlagen auch noch Lademöglichkeiten anbieten. Zum anderen muss der Autoverkehr vor allem in Städten unattraktiver werden. Flächendeckend Tempo 30 Zonen innerorts wäre eine Möglichkeit, die gleichzeitig noch die Verkehrssicherheit für Radfahrer*innen erhöhen würde.”

Die STADTRADELN Kampagne geht in diesem Jahr bereits in die 15. Mal Runde.
Die für die Stadt und Region Hannover erradelten Kilometer werden aktuell final ausgewertet. In der Metropolregion radeln außerdem Göttingen, Wolfsburg und Braunschweig mit. Welche Kommune dieses Jahr im deutschlandweiten Vergleich das Rennen macht, wird sich im September zeigen, wenn alle geradelten Kilometer erfasst und ausgezählt wurden.

Die Aktion findet jährlich von Mai bis September statt. Jeder geradelte Kilometer kann online oder via App eingetragen werden. Mehr Informationen zu Terminen und Anmeldung sowie die Ergebnisse der Kommunen unter: https://www.stadtradeln.de/

Weitere STADTRADELN-Termine in der Metropolregion:

Göttingen: 12. Juni bis 2. Juli 2022
Wolfsburg: 13. Juni bis 3. Juli 2022
Braunschweig: 4. bis 24. September 2022

Mit MOVE werden anhand neuartiger kreativer Ansätze innovative und nachhaltige Pilotprojekte für praktikable Mobilitätslösungen entwickelt und in Deutschland, Belgien, Holland und Schottland getestet. Von E-Car-Sharing über einen Flexbus, eCargo Bikes und Bed and Bike – das Projekt “Wertvolle Mobilitätsangebote für jedermann” liefert Anregungen für kommunale öffentliche Einrichtungen ebenso wie für Wissenszentren, örtliche Unternehmen und die Menschen vor Ort.

Im Rahmen von MOVE setzte der Landkreis Northeim von Januar 2021 bis Februar 2022 im Stadtgebiet Northeim mit dem Anbieter Regio.Mobil Deutschland GmbH und weiteren Kooperationspartnern das E-Carsharing-Angebot „MOPINO“ (MOVE-Pilot-Northeim) um. MOPINO umfasste drei öffentliche Park- und Ladestationen mit drei E-Autos (Renault Zoe), die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in Betrieb waren.

Wir haben nach Abschluss des Pilotprojekts mit Stefanie Thomuscheit, verantwortlich für den Bereich ÖPNV und das EU-Projekt MOVE im Landkreis Northeim, über das Projekt gesprochen gesprochen.

Metropolregion: Frau Tomuscheit, der Landkreis Northeim ist als Mitglied der Flotte electric bereits kommunal elektrisch unterwegs. Sie bieten mit MOPINO ein E-Carsharing-Pilotprojekt an: warum ist die Entscheidung aus verschiedenen Mobilitätsoptionen auf Elektromobilität gefallen?

Tomuscheit: An dem Projektantrag hat der Landkreis Northeim schon Ende 2017 gearbeitet. Damals war Elektromobilität noch nicht so ein Trend wie es heute der Fall ist. Es gab damals auch wenige mittelgroße Städte im ländlichen Raum, in denen ein Elektro-Carsharing-Verleih existierte. Mit dem Projekt wollte der Landkreis neue Wege beschreiten und untersuchen, ob und wie ein E-Carsharing in einer Stadt wie Northeim funktionieren kann.

Metropolregion: Das Projekt endete im Februar dieses Jahres. Sie haben kürzlich die Abschlusskonferenz veranstaltet: welche Learnings, Fails und Erfolge können Sie feiern?

Tomuscheit: Der größte Erfolg ist für uns, dass wir einen Anbieter finden und das Projekt umsetzen konnten. Zudem konnten wir weiteren Akteuren Anstöße und Impulse liefern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So hat unser Partner im Projekt MOPINO, die Stadtwerke Northeim, nun die Absicht, das Projekt in neuem Verbund fortzuführen. Zudem konnten wir unseren Mitarbeiter*innen ein nahe an der Kreisverwaltung gelegenes E-Auto für Dienstfahrten zur Verfügung stellen.

Die Laufzeit für eine Etablierung des Systems war am Ende doch etwas gering. Außerdem haben wir gelernt, wie wichtig gerade in der Anfangsphase mehrere Ankermieter sind. Ursprünglich wurde bei der Konzeptionierung des Pilotvorhabens die jüngere Zielgruppe stark in den Fokus gerückt. Dass nun sogar mehr Nutzer*innen der älteren Altersgruppe angehören, überraschte uns. Ohne die Partner Stadtwerke Northeim, Stadt Northeim, ZVSN und Uni Göttingen hätten wir das Projekt nicht auf die Beine stellen können. Dafür sind wir sehr dankbar.

Metropolregion: Weitere Bestandteile von MOVE waren ein flexbus pilot, Bed & Bike pilot und ein eCargo pilot in Belgien, Holland und Schottland. Kann sich die Metropolregion da etwas abgucken?

Tomuscheit: Bestimmt. Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden, sondern Bestehendes auf die Bedürfnisse vor Ort anpassen. Es sind einige interessante Ansätze in den Partnerregionen entstanden. Ich denke, dass durchaus auch Ideen für Kommunen und Initiativen in der Metropolregion dabei sind. Der Flexbus in Belgien beispielsweise, die moderne Version eines Anrufbusses, buchbar per App und ohne feste Haltestellen, wäre für Landstriche, in denen kein Linienbus verkehrt, eine echte Alternative. Das E-Cargo-Bike-Projekt aus Nordschottland hilft hingegen Unternehmen ihre Spritkosten zu minimieren und umweltfreundlich ihre Produkte auszuliefern. Gerade in Städten ist man damit durchaus schneller am Ziel als mit dem Auto und die Mitarbeiter*innen halten sich beim Radfahren auch noch fit.

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Landrätin Astrid Klinkert-Kittel mit Bürgermeister Simon Hartmann am Northeimer Bahnhof. Bildquelle: Landkreis Northeim

Metropolregion: Wie geht es jetzt nach dem Projektabschluss weiter?

Tomuscheit: Die Pilotprojektphase hat unseren Partner in MOPINO, die Stadtwerke Northeim davon überzeugt, dass ein elektrisches CarSharing-Verleihsystem in Northeim möglich ist. Die Stadtwerke haben nach Auslaufen des Projekts nunmehr signalisiert, sich der Kooperation "E-CarSharing im Harz und Harzvorland“ anzuschließen. Dieses neu ins Leben gerufene und im Sommer 2022 startende Projekt wird federführend durch die EIN HARZ GmbH umgesetzt. Gemeinsames Ziel aller Kooperationspartner ist es, zusätzliche Mobilitätsangebote zu schaffen und einen Klimaschutzbeitrag zu leisten – und das unter einer Dachmarke. Hierbei planen die Stadtwerke in der Stadt Northeim anfangs ein E-Fahrzeug vorzuhalten, mit der Option, dieses Angebot in Zukunft auszuweiten. Die Entwicklungen freuen uns sehr und wir prüfen gerade Möglichkeiten, die Stadtwerke dabei zu unterstützen.

Metropolregion: Wo kann der metropolregionale Verbund unterstützen?

Tomuscheit: Ich denke, bei einem solchen Projekt ist es generell wichtig, vorhandene Netzwerke zu nutzen. In einem Projekt, bei dem man Neuland betritt, ist es ungemein hilfreich, zu wissen, wo man Ansprechpartner*innen und Expert*innen findet oder auch auf Best Practice-Beispiele zurückgreifen kann. Von daher wünsche ich mir für notwendige Themenkomplexe wie beispielsweise Ausschreibungen oder auch Anbietersuchen gerne gebündelte, neutrale Informationen aus dem Metropolregionen-Netzwerk.

Projekt-Facts:

Projektpartner des Landkreises Northeim sind: HZ-Fachhochschule (NL), Universität Gent (BE), Gemeente Middelburg (NL), Intergemeentelijke vereniging voor ontwikkeling van het Mechelen en Omgeving (BE), Georg-August-Universität Göttingen (DE), Gate21 (DK), The Highlands and Islands Transport Partnership (UK), NHS Highland (UK), Advier (NL), Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (DE). 

Finanzierung:

Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Projektlaufzeit:

Das Projekt läuft seit September 2018 und endete im Februar 2022.

Das erste Amtsjahr, Pandemie und Wissenschaft in Niedersachsen, Pandemieprävention, Digitalisierung, Pflege und Studienplätze - Daniela Behrens, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur im Auf den Punkt.

GesundheIT: Frau Behrens, Sie sind jetzt seit etwas über einem Jahr im Amt und wir freuen uns heute erneut mit Ihnen sprechen zu dürfen. Schauen wir zunächst einmal zurück: Sie haben Ihr Amt in turbulenten Zeiten übernommen: Wie haben Sie das letzte Jahr wahrgenommen? (Sind Sie zufrieden oder hätten Sie etwas rückblickend anders gemacht?)  

Daniela Behrens: In der Tat, die Anfangszeit in der Hochphase der Pandemie war sehr turbulent und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Aber, ich war mir den Herausforderungen sehr bewusst, als mich der Ministerpräsident angerufen hat. Natürlich sieht man im Nachhinein Dinge, die noch besser hätten laufen müssen. Das ist in jeder Krisensituation so. Ein gutes Krisenmanagement erfordert, dass man schnell und trotzdem überlegt und vorausausschauend agiert. Wir sind in Niedersachsen im Vergleich mit anderen Ländern gut durch die vergangenen Monate gekommen. Das zeigt, wir haben viel richtig gemacht. Ich sage ausdrücklich „wir“, damit meine ich zum einen die Landesregierung und zum anderen mein Team im Ministerium, das mich von Anfang an konstruktiv und vertrauensvoll begleitet hat.

GesundheIT: Herr Thümler, wie blicken Sie als verantwortlicher Minister für Wissenschaft auf das letzte Jahr zurück - wie hat die Pandemie die Wissenschaft in Niedersachsen beeinflusst?  

Björn Thümler: In der Pandemie sind Wissenschaft und Forschung an sich, aber auch unsere exzellenten Forscherinnen und Forscher stärker in den Blick der breiten Öffentlichkeit getreten. Es freut mich sehr, dass auch gerade Forscherinnen aus Niedersachsen bundesweit Impulse gesetzt haben, um die Pandemie zu überwinden. Wir haben jedoch auch gesehen, dass das Verständnis für wissenschaftliche Prozesse vielfach noch geschaffen werden muss. Auch ist beunruhigend, mit wie viel Energie unsere Forschenden fachlich und persönlich angegriffen wurden, weil ihre Hinweise auf Kritik stießen. Wir haben gesehen, wie wichtig Transfer und Translation sind, um nicht nur Ideen in Niedersachsen zu entwickeln, sondern diese auch auszuwerten. Wir brauchen künftig noch leistungsfähigere Netzwerke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, ein modernes und möglichst zielgruppenspezifisches Verständnis für Wissenschaftskommunikation – und vielleicht auch einfach etwas mehr Zeit, um uns mit wissenschaftlichen Fragen zu beschäftigen und diese objektiv zu bewerten.

Themenfeld Pandemie/Prävention:

Der globale Covid-19 Ausbruch hat verdeutlicht, wie wichtig eine gute Vorbereitung zur Pandemiebekämpfung ist. Ziel des neuen Projektes PandemiePräventionsKampagnen (PaPräKa) der Metropolregion GmbH ist es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Präventivmaßnahmen gegen Pandemien zu schärfen, die relevanten Akteure zu vernetzen und in ihrer Arbeit zu unterstützen.

GesundheIT: Wo sehen Sie die Stärken in der Metropolregion bezüglich der Vorbereitung auf zukünftige Pandemien?

Daniela Behrens: Die Metropolregion Hannover, Göttingen, Braunschweig und Wolfsburg zeichnet sich durch eine außerordentlich gute medizinische Infrastruktur aus. Darüber hinaus ist sie ein bedeutender Wissenschafts- und Technologiestandort. An den Universitätskliniken und den außeruniversitären Einrichtungen wird unter anderem Spitzenforschung im Bereich der Infektionsmedizin betrieben. Niedersachsen hat als Innovations- und Forschungsstandort eine bundesweite Strahlkraft. Dies wird unter anderem deutlich durch die vielen und zum Teil sehr erfolgreichen Start-Ups und Firmengründungen in diesem Bereich. Eine weitere Stärke liegt in der Vielzahl medizinischer Ausbildungsstätten. Die Gesundheitsämter haben davon profifiert und konnten in der Pandemie schnell qualifiziertes und motiviertes Nachwuchspersonal als sogenannte Containment Scouts für die Kontaktpersonennachverfolgung gewinnen. Genau das war ein ganz entscheidenden Erfolgsfaktor, um die Ausbreitung des Coronavirus gut zu beherrschen. Niedersachsen ist ein vielfältiger und starker Standort. Im Bereich des Gesundheitswesens, wie auch in Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft bauen wir auf ein stabiles Fundament, das wir stetig ausbauen und auf das wir auch in Zukunft bauen können.

Themenfeld Pandemie/Long-Covid:

Die unter dem Begriff “Long-Covid“ zusammengefassten Langzeitfolgen einer Corona-Infektion sind eine Belastung für die Betroffenen und stellen zunehmend eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar.

GesundheIT: Wo sehen Sie in den Forschungseinrichtungen der Metropolregion Potential, um “Long-Covid” besser zu verstehen und insbesondere die Datensammlung und- Auswertung voranzutreiben?  

Björn Thümler: Die Infektionsforschung in Niedersachsen ist sehr leistungsstark – dies gilt besonders für die Metropolregion. Besser werden können wir in Sachen Vernetzung. Hierzu leistet unser Forschungsnetzwerk COFONI einen bedeutenden Beitrag, dessen Aufbau wir mit Mitteln in Höhe von 8,4 Mio. Euro fördern. Seit Februar 2022 werden vier Projekte zu Long-Covid gefördert, von denen ich mir spannende Erkenntnisse verspreche. Wir müssen uns dem diffusen Krankheitsbild Long-Covid schrittweise nähern und daraus die richtigen Rückschlüsse ziehen. Dazu trägt auch der Expertenrat Long-Covid des MWK bei, im dem wir auch gemeinsam mit dem MS sowie der Versorgerseite Ansätze und mögliche Antworten diskutieren. Die Forschungseinrichtungen der Metropolregion sind, auch aufgrund ihrer starken Translationsorientierung, ideal aufgestellt, um zu weiteren Erkenntnisgewinnen beizutragen.

Themenfeld Digitalisierung:

Der Digitalisierungsbedarf im öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) ist während der Pandemie verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

GesundheIT: Welche Maßnahmen zur Digitalisierung wurden in den vergangenen zwei Jahren im niedersächsischen ÖGD umgesetzt, welche weiteren Maßnahmen sind konkret geplant?  

Daniela Behrens: Der ÖGD hat während der Pandemie Großartiges geleistet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an ihre Grenzen und oft auch darüber hinaus gegangen. Dafür können wir uns gar nicht oft genug bedanken.

Die Pandemie hat Vieles im Bereich der Digitalisierung vorangebracht. Wir haben zum Beispiel landesweit in den kommunalen Gesundheitsämtern mit dem webbasierten Programm SORMAS eine digitale Infrastruktur aufgebaut, die unter anderem die Kontaktnachverfolgung erleichtert hat. Es hat sich aber auch gezeigt, dass es gerade im Bereich der Vernetzung Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt, dass ein gut ausgestatteter ÖGD ein wichtiger Grundpfeiler in der Pandemieprävention und -bekämpfung ist. Deshalb haben Bund und Länder den „Pakt für den ÖGD“ geschlossen. Für die Digitalisierung des ÖGD sieht der Pakt Bundesmittel in Höhe von 800 Mio. Euro vor. Mit diesen Mitteln sollen eine übergreifende Kommunikation sowie die Kompatibilität über alle Ebenen hinweg sichergestellt werden können. Daraus hat Niedersachsen Ende 2021 erste Finanzhilfen in Höhe von rund 6 Mio. Euro vom Bund erhalten. Wir investieren diese Mittel, um den Infektionsschutz im ÖGD zu stärken. Dazu gehört die Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie.

Mein Ziel ist es, beim Ausbau der Digitalisierung und Stärkung des ÖGD systematisch und einheitlich vorzugehen und so eine nachhaltige, zukunftsfähige Lösung mit kompatiblen Schnittstellen zu entwickeln.

Themenfeld Pflege:

Der Mangel an Pflegekräften ist und bleibt eine enorme Herausforderung für die Gesundheitswirtschaft in Deutschland (Stichwort “Pflegenotstand”). Bundesweit fehlen offenbar mindestens 35.000 Fachkräfte in der Pflege (laut Bericht des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW), erstellt 2021 i. A. des Bundeswirtschaftsministeriums). Gleichzeitig wird in der Öffentlichkeit regelmäßig ein fehlendes Bild von professioneller Pflege bemängelt.

GesundheIT: Können Sie uns Ihr Bild von professioneller Pflege beschreiben? Welche Strategien gegen den Pflegenotstand verfolgt das Land Niedersachsen? Welche Rolle nehmen dabei digitale Strategien ein? Wie geht es bei der notwendigen digitalen Transformation der Krankenhäuser weiter?

Daniela Behrens: Mein Bild von professioneller Pflege beschreibt ein System, das die Bedürfnisse der pflegedürftigen Menschen und die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte gleichermaßen im Blick behält. Gute Pflege ist nur mit motivierten Pflegekräften möglich.

Wir wissen, dass angesichts des demografischen Wandels der Versorgungsbedarf weiter steigen wird und das bisherige System an seine Grenzen stoßen wird. Auch wenn die Zahl der Pflegekräfte in Niedersachsen erfreulicherweise stetig ansteigt, müssen wir weiter dafür sorgen noch mehr junge Menschen für den Beruf der Pflegekraft zu begeistern. Ein Weg hierfür ist zum Bespiel die neue generalistische Pflegeausbildung. Sie sorgt dafür, dass Absolventinnen und Absolventen mehr Einsatzmöglichkeiten nach der Ausbildung haben und steigern so die Attraktivität des Berufsbildes insgesamt.

Wollen wir die Pflege ganzheitlich für die Zukunft fit machen, müssen wir bei der sektorenübergreifenden Versorgung ansetzen und mehr regionale Modelle entwickeln. Im Rahmen der „Konzertierten Aktion Pflege Niedersachsen“ erarbeiten wir zusammen mit den Akteurinnen und Akteuren in der Pflege Verbesserungsvorschläge in einer Reihe von Bereichen. Außerdem, das ist mir sehr wichtig, werden wir im Büro der Patientenbeauftragten eine unabhängige Beschwerdestelle Pflege einrichten.

Eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie ist ein wichtiges Mittel, um dem Pflegenotstand zu begegnen. Hier sind vor allem Maßnahmen gefragt, die praktisch im Alltag helfen. Daher fließt ein großer Teil der Mittel aus unserem Förderprogramm zur Stärkung der ambulanten Pflege im ländlichen Raum in Digitalisierungsprojekte von Pflegediensten. Bisher betrifft Digitalisierung hauptsächlich den Bereich der Organisation. Wenn ein Pflegedienst hier Zeit einsparen kann, kommt dies naturgemäß den zu pflegenden Menschen zugute. Wir sehen aber auch immer wieder Digitalprojekte, die auf eine verbesserte Kommunikation und Vernetzung zwischen Pflegenden, Angehörigen und Hausärztinnen und Hausärzten abzielen. Von diesem Austausch profitieren alle, zudem wurden dadurch in der Pandemie zusätzliche Beratungsangebote möglich, die es in dieser Form sonst nicht gegeben hätte.

Die Digitalisierung schreitet auch in den Krankenhäusern voran. Aus den Mitteln des Krankenhauszukunftsfonds werden Digitalisierungsprojekte in Krankenhäusern sowie sektorenübergreifende Digitalisierungsvorhaben gefördert. Neben dem unmittelbaren Nutzen ist dies auch ein Instrument, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, indem die Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort sinnvoll und zielgerichtet – „smarter“- eingesetzt werden kann, wo sie benötigt wird. Gleichzeitig folgen wir damit den Empfehlungen der Enquetekommission „Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung in Niedersachsen – für eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung“ im Bereich „Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“. Zusammen mit den Unikliniken in Hannover und Göttingen wird hier für Niedersachsen ein Fördervolumen von 400 Millionen Euro umgesetzt.

Themenfeld Medizin/Medizininformatik/Pflegeinformatik:

Neben dem Pflegenotstand gibt es auch einen zunehmenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten, insbesondere in ländlichen Regionen. An der European Medical School (EMS) Oldenburg konnte die Zahl der Medizinstudienplätze zum WiSe 2022/2023 von 80 auf 120 erhöht werden. Im Verhältnis Einwohnerzahlen zu Studienplätzen liegt der Median in Deutschland bei rund 750 Einwohnern pro Studienplatz. In Niedersachsen kommen auf einen Studienplatz rund 1300 Einwohner.

GesundheIT: Welche Pläne zur Schaffung weiterer Studienplätze im Fach Humanmedizin gibt es in Niedersachsen und der Metropolregion?

Björn Thümler: Die niedersächsischen Standorte der Universitätsmedizin leisten einen bedeutsamen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Niedersachsen, aber auch bundesweit. Wir haben allein in dieser Legislaturperiode bisher schon 191 Vollstudienplätze geschaffen und sind damit bei 789 Studienanfängerplätzen in Vollzeit. Dies entspricht einer Steigerung von über 30 Prozent.

Die Fachbereiche Medizin- sowie Pflegeinformatik nehmen in der nationalen sowie internationalen Gesundheitswirtschaft eine zunehmend größer werdende Rolle ein.

GesundheIT: Welche Rolle spielt Pflegeinformatik in absehbarer Zeit in Niedersachsen?

Björn Thümler: Die Bedeutung von Daten kann in den Lebenswissenschaften gar nicht hoch genug geschätzt werden. Dies gilt besonders für die erheblichen Fortschritte in der personalisierten Medizin, die sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Pflege spürbare Verbesserungen versprechen. Damit wir diese Potenziale nutzen können, darf uns jedoch eine wichtige Ressource nicht verloren gehen: das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in eine verantwortungsvolle Verwendung und Speicherung sensibler Gesundheitsdaten. Ich bin daher sehr dankbar, dass in der KI-Strategie der Landesregierung dieser Aspekt intensiv beleuchtet wird. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass wir aufbauend auf der Medizininformatikinitiative der Bundesregierung auch den Bedarfen in der Pflege die gebührende Aufmerksamkeit widmen werden, um zum Wohle einer alternden Gesellschaft die Lebensqualität in Niedersachsen stetig zu verbessern.

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