Große Ehre für Professor Dr. Michael Manns: Die Vereinigung „United European Gastroenterology“ (UEG) hat heute den Präsidenten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die UEG ist die europäische Dachorganisation für alle nationalen und europäischen Fachgesellschaften für Leber-, Magen und Darmkrankheiten („Digestive Health“) und eine führende Stimme in der globalen Gastroenterologie und Hepatologie. Professor Manns erhält den „Lifetime Achievement Award“ des Jahres 2022 für sein bisheriges Lebenswerk und umfassendes Engagement in der Leber-, Magen-, Darmforschung und seine Beiträge zur Entwicklung dieses Fachgebietes der Medizin in Europa und weltweit. „Ich fühle mich sehr geehrt. Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel“, sagte der MHH-Präsident.
Professor Manns gilt als einer der führenden Leber-Forscher Europas. Er hat mehr als 1.000 Artikel in internationalen Peer-Review-Zeitschriften wie The New England Journal of Medicine, The Lancet, Nature, Nature Medicine, Cell, Gastroenterology und Hepatology veröffentlicht. Seit acht Jahren wird er ununterbrochen in der Liste der weltweit am häufigsten zitierten Forschenden („Highly Cited Researchers“) des US-amerikanischen Unternehmens Clarivate Analytics geführt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den International Hans Popper Award und den European Association for the Study of the Liver (EASL) Recognition Award. Er ist Ehrenmitglied zahlreicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Professor Manns Forschungsschwerpunkt sind Lebererkrankungen mit den Topics Virushepatitis, Autoimmunerkrankungen der Leber, hepatozelluläres Karzinom, Transplantations- und regenerative Medizin.
Professor Manns ist seit 2019 MHH-Präsident und Vorstand für Forschung und Lehre. Er studierte Medizin an der Universität Wien, Österreich, und der Universität Mainz, bevor er seine klinische und wissenschaftliche Ausbildung an der Freien Universität Berlin und der Universität Mainz fortsetzte. Er ist Facharzt für Innere Medizin und wurde 1986 an der Universität Mainz zum Professor für Medizin ernannt. Von 1987 bis 1988 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Scripps Clinic and Research Foundation, in La Jolla, Kalifornien (USA), tätig. 29 Jahre lang leitete er von 1991 bis 2020 als Direktor die MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und war zudem von 2015 bis 2018 Klinischer Direktor des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und Gründungsdirektor des Zentrums für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM) in Hannover. Von 2015 bis 2020 war er Mitglied des Scientific Panel for Health (SPH) der Europäischen Kommission in Brüssel.
Professor Manns ist Gründer und Vorsitzender von HepNet, einem nationalen Kompetenznetzwerk zur Virushepatitis und der Deutschen Leberstiftung sowie Co-Vorsitzender der EASL-Lancet-Kommission zu Lebererkrankungen in Europa. Sein Engagement für nationale und europäische Gesellschaften reicht von Positionen wie dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS), der Deutschen Gesellschaft für das Studium der Leber (GASL) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Auf europäischer Ebene war er Mitglied des Wissenschaftlichen Ausschusses und von 2016 bis 2017 Präsident der United European Gastroenterology.
Quelle: Medizinische Hochschule Hannover unter Medizinische Hochschule Hannover : Professor Manns für sein Lebenswerk geehrt (mhh.de)
Aktuelles aus Gesundheit- und Pflegewissenschaften am 10. November ab 15 Uhr im Helmkehof
Metropolregion, 02.11.2022. Zum wiederholten Male veranstaltet die Metropolregion GmbH in diesem Jahr den HealthSummit und richtet den Fokus auf Themen und Fragen der Pflege- und Gesundheitswirtschaft. Die kostenlose Veranstaltung wird durch Heiger Scholz, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Silvia Nieber, Geschäftsführerin der Metropolregion GmbH eröffnet und steht unter dem Titel: Digitalisierung in der Pflege – Ein Garant für bessere Kommunikation und Versorgung?
Das Programm des diesjährigen HealthSummit bietet vielfältige Perspektiven auf das Zusammenspiel von Digitalisierung und Pflege. In ihrer Keynote spricht Prof. Dr. Martina Hasseler aus ihrem Blickwinkel als Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Ostfalia Hochschule und Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung über die Chancen, Grenzen und den Stellenwert der Digitalisierung in der Pflege. In der abschließenden Podiumsdiskussion wird die Schnittstelle Medizin, Pflege und Rettungsdienst beleuchtet: Dr. Karin Bremer (Hausärztin), Melanie Philip (Geschäftsführerin Pflegepioniere), Andreas Hammerschmidt (Leitender Notarzt und 2. Vorsitzender Marburger Bund Nds.) und Dirk Engelmann (Leiter TK-Landesvertretung Nds.) diskutieren aus verschiedenen Perspektiven über die Chancen und Grenzen von Digitalisierung in der intersektoralen Versorgung. Die vollständige Agenda ist untenstehend aufgeführt.
„Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren hochkarätigen Redner*innen in die Praxis zu schauen und die Digitalisierungsthematik durch die Brille der Pflege zu beleuchten. Am Ende des Tages können alle Disziplinen nur voneinander profitieren“, so Vanessa Luttermann, Projektleitung Gesundheitswirtschaft der Metropolregion GmbH.
Delia Balzer, Projektleitung Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag, betont: „Auch bei der Digitalisierung muss der Mensch im Mittelpunkt stehen, daher sind uns die Themen digitale Souveränität, Akzeptanz sowie digitale Teilhabe so wichtig und finden sich auch in der Programmgestaltung wieder“.
"Die Medizin profitiert an vielen Stellen von digitalen Lösungen. Ich bin überzeugt, dass deren Einsatz in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung sowie bei der Entwicklung neuer Therapien langfristig zu einer verbesserten Gesundheits- und Pflegeversorgung für unsere Patientinnen und Patienten führt. Wir freuen uns daher, beim diesjährigen HealthSummit als Veranstaltungspartnerin dabei zu sein“, so Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen. Die kostenlose Veranstaltung findet im Rahmen der „Innovativen Entwicklungsplattform InCa 4D“ statt.
Um eine Anmeldung bis zum 3. November unter events@metropolregion.de wird gebeten. Für das leibliche Wohl während der Veranstaltung ist gesorgt. Veranstaltungspartnerinnen sind die Ärztekammer Niedersachsen, die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag und die Techniker Krankenkasse Niedersachsen
(umg / HAWK) Lauterbach hob besonders die einzigartige regionale Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen hervor, die als bundesweites Vorbild dienen sollte: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt. Das Konzept scheint schlüssig zu sein, praxisnahe Ausbildung an einen Fleck zusammenzubringen. Das ist insgesamt ein Weg, den man gehen muss.“
Lauterbach informierte sich insbesondere über die Bereiche Pflege und Hebammenwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, stellte dem Bundesminister das an der UMG und in Kooperation mit dem Gesundheitscampus Göttingen geplante Studienangebot „Praxisorientierte Pflegewissenschaft" vor: „Wir wissen, dass für Pflegekräfte eine berufliche Perspektive von zentraler Bedeutung ist. Gerade akademische Qualifizierungswege haben für die Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf eine extrem hohe Bedeutung. Wir müssen weitere Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten, sonst verlassen noch mehr Pflegekräfte ihren Beruf. Die Voraussetzungen für einen Studiengang ‚praxisorientierte Pflegewissenschaft‘ in Göttingen sind mit dem Standortvorteil einer universitären Medizin und mit dem Gesundheitscampus Göttingen geradezu ideal.“
HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy betonte: „Der Besuch von Bundesminister Lauterbach zeigt den Stellenwert und die Strahlkraft des Gesundheitscampus Göttingen und bestätigt einmal mehr, dass wir mit Unterstützung des Landes Niedersachsen auch bei der Weiterentwicklung des gemeinsamen Projektes auf dem richtigen Weg sind.“
Nach einem Rundgang durch die im November 2021 bezogenen Räumlichkeiten auf dem Sartorius-Quartier stellten Prof. Dr. Wolfgang Brück, Vorsitzender des Direktoriums des Gesundheitscampus Göttingen, und Prof. Dr. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit am Gesundheitscampus Göttingen, das Konzept, die Studienangebote, Forschungsprojekte und die internationalen Kooperationen des 2016 gestarteten Projektes rund 80 Gästen in der Sheddachhalle auf dem Sartorius-Quartier vor. Eingeladen waren Vertreter*innen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, aus der Politik, von Kooperationspartner*innen, dem Sartorius-Quartier, von UMG und HAWK sowie Studierende.
Bei der anschließenden Talkrunde diskutierte Lauterbach mit Expert*innen und Studierenden aktuelle Fragen der Fachkräfteausbildung und -gewinnung sowie über Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppen. Helle Dokken, Pflegedirektorin an der UMG, Tanja Lochter, Pflegedienstleiterin und Studentin Master Pflegemanagement an der Hochschule Hannover sowie Daniela Tschauner, Studentin Pflege dual, (8. Semester) am Gesundheitscampus vertraten das Themengebiet Pflege. Prof. Dr. Anne Kasper, Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft, Ciris Martins Simoes Goncalves von Strasser, 2. Semester, und Mania Huth, 4. Semester, Studentinnen der Hebammenwissenschaft, sprachen mit dem Bundesminister über Aufgaben und Ziele in ihrem Bereich.
Livestream von der Podiumsdiskussion
Quelle: Lauterbach: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt“ | Universitätsmedizin Göttingen (umg.eu)
Bildquelle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Skills Lab, dem Simulationskreißsaal. Foto: HAWK / Florian Aue
WEITERE INFORMATIONEN:
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Sabine zu Klampen
Pressesprecherin
Leiterin Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hohnsen 4
31134 Hildesheim
Telefon 05121 / 881-124
Mobil 0163 / 586 67 63
sabine.klampen@hawk.de
www.hawk.de
UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN, GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT
Stefan Weller
Leitung Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecher
Von-Siebold-Str. 3, 4. Etage, Bauteil A
37075 Göttingen
Briefpost: 37099 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61020
stefan.weller@med.uni-goettingen.dehttp://www.umg.eu
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach zu Besuch am Gesundheitscampus Göttingen
(umg / HAWK) Lauterbach hob besonders die einzigartige regionale Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen hervor, die als bundesweites Vorbild dienen sollte: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt. Das Konzept scheint schlüssig zu sein, praxisnahe Ausbildung an einen Fleck zusammenzubringen. Das ist insgesamt ein Weg, den man gehen muss.“
Lauterbach informierte sich insbesondere über die Bereiche Pflege und Hebammenwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, stellte dem Bundesminister das an der UMG und in Kooperation mit dem Gesundheitscampus Göttingen geplante Studienangebot „Praxisorientierte Pflegewissenschaft" vor: „Wir wissen, dass für Pflegekräfte eine berufliche Perspektive von zentraler Bedeutung ist. Gerade akademische Qualifizierungswege haben für die Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf eine extrem hohe Bedeutung. Wir müssen weitere Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten, sonst verlassen noch mehr Pflegekräfte ihren Beruf. Die Voraussetzungen für einen Studiengang ‚praxisorientierte Pflegewissenschaft‘ in Göttingen sind mit dem Standortvorteil einer universitären Medizin und mit dem Gesundheitscampus Göttingen geradezu ideal.“
HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy betonte: „Der Besuch von Bundesminister Lauterbach zeigt den Stellenwert und die Strahlkraft des Gesundheitscampus Göttingen und bestätigt einmal mehr, dass wir mit Unterstützung des Landes Niedersachsen auch bei der Weiterentwicklung des gemeinsamen Projektes auf dem richtigen Weg sind.“
Nach einem Rundgang durch die im November 2021 bezogenen Räumlichkeiten auf dem Sartorius-Quartier stellten Prof. Dr. Wolfgang Brück, Vorsitzender des Direktoriums des Gesundheitscampus Göttingen, und Prof. Dr. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit am Gesundheitscampus Göttingen, das Konzept, die Studienangebote, Forschungsprojekte und die internationalen Kooperationen des 2016 gestarteten Projektes rund 80 Gästen in der Sheddachhalle auf dem Sartorius-Quartier vor. Eingeladen waren Vertreter*innen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, aus der Politik, von Kooperationspartner*innen, dem Sartorius-Quartier, von UMG und HAWK sowie Studierende.
Bei der anschließenden Talkrunde diskutierte Lauterbach mit Expert*innen und Studierenden aktuelle Fragen der Fachkräfteausbildung und -gewinnung sowie über Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppen. Helle Dokken, Pflegedirektorin an der UMG, Tanja Lochter, Pflegedienstleiterin und Studentin Master Pflegemanagement an der Hochschule Hannover sowie Daniela Tschauner, Studentin Pflege dual, (8. Semester) am Gesundheitscampus vertraten das Themengebiet Pflege. Prof. Dr. Anne Kasper, Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft, Ciris Martins Simoes Goncalves von Strasser, 2. Semester, und Mania Huth, 4. Semester, Studentinnen der Hebammenwissenschaft, sprachen mit dem Bundesminister über Aufgaben und Ziele in ihrem Bereich.
Livestream von der Podiumsdiskussion
Quelle: Lauterbach: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt“ | Universitätsmedizin Göttingen (umg.eu)
Bildquelle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Skills Lab, dem Simulationskreißsaal. Foto: HAWK / Florian Aue
WEITERE INFORMATIONEN:
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Sabine zu Klampen
Pressesprecherin
Leiterin Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hohnsen 4
31134 Hildesheim
Telefon 05121 / 881-124
Mobil 0163 / 586 67 63
sabine.klampen@hawk.de
www.hawk.de
UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN, GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT
Stefan Weller
Leitung Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecher
Von-Siebold-Str. 3, 4. Etage, Bauteil A
37075 Göttingen
Briefpost: 37099 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61020
stefan.weller@med.uni-goettingen.dehttp://www.umg.eu
In dieser Ausgabe durften wir mit Dr. Daniel Keppeler vom Institut für Auditorische Neurowissenschaften der Universitätsmedizin Göttingen über das optische Cochlea-Implantat sprechen: was ist daran besonders, wie funktioniert es, welcher Vision folgt die Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Moser und was wünscht sie sich für die Zukunft? Wir haben nachgefragt.
Hinweis aus der Redaktion: Sie wollen mehr wissen? Herr Dr. Keppeler wird am 22. September zu Gast bei unserem HealthTalk „Implantologie der Zukunft. Made in Metropolregion“ sein. Schicken Sie uns gerne vorab Ihre Fragen oder stellen Sie sie live im Chat.
Redaktion GesundheIT: Unter dem Motto „Hearing The Light“ möchten Sie Menschen mit Innenohrschwerhörigkeit eine Hörfähigkeit verleihen, die weit über das hinausgeht, was derzeit mit elektrischen Cochlea-Implantaten möglich ist. Was genau funktioniert das erklärt in drei Sätzen?
Keppeler: Das neuartige optische Cochlea-Implantat regt im Gegensatz zum elektrischen Cochlea-Implantat den Hörnerven gezielt durch Lichtimpulse anstelle von Strom an. Da Nervenzellen natürlicherweise nicht durch Licht stimuliert werden können, nutzen wir molekulare Lichtschalter (lichtsensible Ionenkanäle, genannt Kanalrhodopsine), welche wir mit Hilfe von Genfähren in die Gehörschnecke und somit in die Hörnervenzellen bringen.
Redaktion GesundheIT: Die Steuerung von Zellen mittels Licht könnte ebenfalls in anderen medizinischen Bereichen Anwendung finden. Welche wären das und warum?
Keppeler: Derzeit gibt es bereits erste klinische Erfolge bei der Behandlung von degenerativer Netzhauterkrankung, bei welcher blinden Patienten durch die Kombination aus Gentherapie und lichtverstärkender Brille wieder ein Seheindruck ermöglicht wurde. Auch bei Herzschrittmachern oder neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer könnte die neuartige Therapie helfen. Die Optogenetik gilt als Plattformtechnologie, wodurch gezielt bestimmte Zelltypen angeregt oder beobachtet werden können.
Redaktion GesundheIT: Zurück zum optischen Cochlea-Implantat. Die Forschung die Forschung des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften gilt hier als weltweit führend. Wie haben Sie es dorthin geschafft?
Keppeler: Die Faszination für die präzise und schnelle Funktion des Hörsystems, sowie die beeindruckende Schönheit der Cochlea hilft dabei sicherlich. Aber um ein solches Projekt voranzubringen, bedarf es eines starken und breit aufgestellten Teams, welches uns durch großzügige öffentliche Förderungen ermöglicht wurde. Das Zusammenspiel aus molekularen und elektrophysiologischen Methoden zur Erforschung und Charakterisierung von Kanalrhodopsinen, sowie die Kollaboration mit Ingenieuren und Physikern zur Entwicklung von flexiblen Implantaten mit miniaturisierten Lichtquellen ist entscheidend für das Gelingen des Projekts.
Redaktion GesundheIT: Sie erforschen schrittweise unterschiedliche Aspekte rund um das optische Cochlea-Implantat. Irgendwann sollen sich diese „Puzzleteile“ dann zu einem klinisch anwendbaren Produkt zusammenfügen. Mit welchen Fragestellungen beschäftigen Sie sich aktuell?
Keppeler: In vorklinischen Nagetier-Experimenten konnten wir bereits zeigen, dass durch die optogenetische Hörwiederherstellung ein nahezu natürlicher Höreindruck möglich ist. Aktuell arbeiten wir an Verhaltensstudien am Weißbüschelaffen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Primatenzentrum in Göttingen. Durch die ausgeprägte Kommunikation der Tiere lassen sich hier besonders gut Eigenschaften der Hörwiederherstellung untersuchen. Weitere wichtige Fragestellungen für eine Anwendung im Menschen sind die Langzeitstabilität- und Sicherheit der genetischen Modifikation, sowie die Weiterentwicklung unserer Wellenleiter-basierten Implantate für eine Anwendung am Menschen.
Redaktion GesundheIT: Welche Meilensteine visieren Sie mit Ihrer Forschung in den nächsten Jahren an?
Keppeler: Spannend im Hinblick auf die Optogenetik ist die Erforschung und Weiterentwicklung von Kanalrhodopsinen, um diese Licht-sensibler zu bekommen und dabei größere Ströme durch das Protein zu erhalten. Auch gezielte Promotoren für den Hörnerven, also DNA-Sequenzen, welche wie Postadressen funktionieren und somit eine gezielte Gentherapie für diesen einen Zelltyp ermöglichen.
Redaktion GesundheIT: Was wünschen Sie sich für Ihre Forschung aus der Metropolregion?
Keppeler: Die Metropolregion ist ein gut vernetzter Wissenschaftsstandort. Wünschenswert wäre eine bessere Unterstützung von translationalen Spin-off Projekten besonders im Bereich der Lebenswissenschaften. Hier könnten besonders die Fördermöglichkeiten von Startups gestärkt werden und ein weitreichendes Netzwerk zu regulatorischen Experten und Risikokapitalgebern etabliert werden.
Redaktion GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Dr. Keppeler.
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Pflegepraxiszentrum Hannover“ testet das PPZ neue Technologien auf einer unfallchirurgischen Normalstation der Medizinischen Hochschule Hannover. Im Fokus steht der Aufbau einer zukunftsfähigen Station innerhalb der Medizinischen Hochschule Hannover. Dafür setzt das PPZ insbesondere auf technische Innovationen zur Unterstützung von Pflegefachpersonen und zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten.
Im Rahmen dieser Arbeit werden Schulungsmodule für Personen mit pflegefachlichem Hintergrund angeboten. Inhalte der Fortbildungen sind beispielsweise die Auseinandersetzung mit Entstehung von Dekubitus, der Umgang mit Menschen mit Demenz, die Ursachen von Stürzen, die Vorstellung und das Ausprobieren der Technologien sowie ethische und rechtliche Aspekte, die im Umgang mit den Technologien beachtet werden müssen. Ziel ist es, das Wissen der Teilnehmenden zum Thema des jeweiligen Fortbildungstages zu vertiefen und sie zu befähigen, die vorgestellten Technologien selbstständig und angemessen in ihrem Arbeitsalltag einzusetzen. Die Fortbildungen sind unabhängig voneinander und können an den folgenden Tagen einzeln besucht werden.
Ort: Experimentierraum für Pflegetechnologien (Mensagebäude, K15 H0 1320).
Dauer: 09:00 – 16:30 Uhr
Kosten: Die Teilnahme ist kostenfrei
Die Anmeldung erfolgt über den Fortbildungskatalog der Bildungsakademie Pflege der MHH:
Anmeldung unter: MHH Bildungsakademie Pflege [MHH Care- Für extern Interessierte] (mh-hannover.de)
Das Land Niedersachsen sucht in einer Gemeinschaftsinitiative des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, der NBank, der Initiative startup.niedersachsen und der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) die besten Start-ups aus Niedersachsen (Gründungsort und aktueller Unternehmenssitz) in vier Kategorien:
Der Wettbewerb wird von der NBank gemeinsam mit startup.niedersachsen organisiert. Die besten Start-ups werden mit einem Preisgeld von 6.000 Euro ausgezeichnet. Insgesamt locken Preisgelder in Höhe von 80.000 Euro. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch vier Fachjurys bzw. Live-Pitches. Die Preisverleihung findet am 7. Dezember 2022 in Braunschweig im TRAFO Hub statt.
Bewerben ist einfach: Ein ausgefülltes Bewerbungsschreiben, ein Pitchdeck in deutscher Sprache von max. 12 Seiten und Eure Lebensläufe (jeweils max 2 Seiten) an durchstarter@nbank.de senden.
Grundvoraussetzung für alle Kategorien ist, dass das Start-up zum Zeitpunkt der Bewerbung bereits gegründet ist. Zudem ist die Bewerbung in nur einer der vier Kategorien möglich. Hier entscheidet Ihr, in welcher Kategorie Ihr die größte Erfolgschance für Euer Unternehmen seht.
Mehr unter: https://www.durchstarterpreis.de/
Unter der Dachmarkte Digital Health City Hannover (DCHC) sollen verschiedene Aktivitäten gebündelt werden, um langfristig dem Pflegekräftemangel zu begegnen und zugleich innovativen Unternehmen gute Startchancen zu bieten. Mehr über die Initiative und ihre Ziele im HAZ-Artikel vom 09. August 2022.
Mehr unter:
Land Niedersachsen bündelt biomedizinische Spitzenforschung im neuen "Institute for Biomedical Translation"
Die enorme Bedeutung eines raschen Transfers biomedizinischer Innovationen in die Anwendung hat die Covid-19-Pandemie eindrücklich unterstrichen. Die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg zählt zu Deutschlands führenden Standorten für biomedizinische Forschung. Trotz der international anerkannten Forschungsstärke Niedersachsens in den drei klinisch hochrelevanten Bereichen Infektionsmedizin, Organreparatur beziehungsweise -ersatz und Neurowissenschaften finden die gewonnenen Erkenntnisse jedoch noch zu selten oder zu langsam ihren Weg in die medizinische Anwendung. Deshalb bündelt das Land Niedersachsen die biomedizinische Spitzenforschung nun im „Institute for Biomedical Translation“ (IBT).
Für den neuen biomedizinischen Verbund stellt das Land über das Niedersächsische Vorab der VolkswagenStiftung für die Jahre 2022 bis 2026 ein Budget von 25 Millionen Euro zur Verfügung. Gründungsinstitutionen des IBT sind die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sowie das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.
Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur: „Die rapide Transformation von Wissenschaft und Wirtschaft im Zuge des digitalen und demografischen Wandels ruft nach neuen Antworten. Mit einem verstärkten Fokus auf Translation, Wissenschaftskommunikation und Vernetzung von Forschungs- und Transferaktivitäten wollen wir dazu beitragen, dass niedersächsische Ideen auch hier Wertschöpfung generieren. Mit dem IBT legen wir heute die Grundlage dafür, dass Niedersachsen in der Biomedizin künftig vorne in der ersten Liga mitspielen kann.“
Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung: „Mit der Förderung des IBT will die VolkswagenStiftung zeigen: Wir können dringend benötigten Unternehmergeist in der Wissenschaft entfachen. Mit Ehrgeiz und Elan können wir mit dem IBT in Niedersachsen zu den führenden Forschungs- und Entwicklungsstandorten der Biomedizin in den USA, Europa und in Deutschland aufschließen. Und wir können damit aus der Biomedizin heraus das Leiden von Patientinnen und Patienten verringern und das Leben erleichtern.“
Prof. Dr. Thomas Pietschmann, Programmsprecher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und Institutsleiter am TWINCORE (Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung): „Am TWINCORE, einer gemeinsamen Einrichtung von HZI und MHH, liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der translationalen Infektionsforschung – also der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und der klinischen Entwicklung. Ich begrüße ausdrücklich, dass mit dem IBT die Rahmenbedingungen für die Translation weiter gestärkt werden.“
Prof. Dr. Dirk Heinz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung: „Die Gründung des IBT ist ein wichtiger Schritt zur richtigen Zeit: Die gezielte Unterstützung des Transfers von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die Anwendung wird nicht nur die biomedizinisch herausragenden Forschungseinrichtungen in Niedersachsen stärken, sondern auch im Sinne der Wertschöpfung den Weg für neue Ausgründungen und Kooperationen mit Industriepartnern bereiten. Auf diese Weise kann das IBT unmittelbar dazu beitragen, einige der großen gesundheitlichen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, zu bewältigen.“
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen: „Das IBT führt die Synergien der Partnereinrichtungen zusammen mit einem Ziel: die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung zu bringen. Als UMG bieten wir hier unsere langjährige Expertise aus der Schnittstelle von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung in der personalisierten Medizin. Dabei haben wir durch die Gründung der Life Science Valley GmbH in Göttingen gemeinsam mit der Sartorius AG und der Life Science Factory die strukturellen Voraussetzungen geschaffen, um neue Vorhaben auf dem Weg zur klinischen Erprobung zu begleiten. Gemeinsam haben wir uns zudem vorgenommen, innovative Entwicklerpersönlichkeiten gezielt zu fördern. Die vom Land Niedersachsen und der VolkswagenStiftung bewilligte Finanzierung öffnet uns diesen Weg.“
Prof. Dr. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover: „Gerade erst hat der Medizinausschuss der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen die MHH als international führenden Standort biomedizinischer Forschung mit seinen etablierten Schwerpunkten anerkannt. Das IBT wird die Übertragung der Forschungsergebnisse in die Anwendung am Patienten entscheidend verbessern und schließt somit eine strukturelle Lücke in der Wertschöpfung biomedizinischer Forschung in der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.“
Dr. Sven Wagner, Head of Business Development bei Sartorius: „Als Partner der biopharmazeutischen Industrie und Forschung arbeitet Sartorius eng mit der akademischen Welt zusammen. Wir halten es für sinnvoll und notwendig, in diesem akademischen Umfeld Strukturen zu schaffen, die die schnellere Übertragung von biomedizinischen Erkenntnissen in therapeutische Anwendungen ermöglichen. Deshalb unterstützen wir die beteiligten renommierten Universitäten und Forschungsinstitutionen mit Blick auf das Institute for Biomedical Translation.“
Hintergrund:
Das neue „Institute for Biomedical Translation“ (IBT) soll die existierenden Stärken der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg und weiterer assoziierter Standorte in den Schwerpunktbereichen Infektionsmedizin, Organreparatur beziehungsweise -ersatz und Neurowissenschaften zusammenführen und stärken. Kernziel ist die möglichst rasche Überführung von Forschungsergebnissen in neue präventive, diagnostische und therapeutische Verfahren – beispielsweise über Ansätze der personalisierten Medizin –, aber auch innovative Formate wie digitale Public-Health-Anwendungen. Dabei sollen neben biomedizinischen Spitzentechnologien in besonderem Maße auch datenbasierte Verfahren wie Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz zur Anwendung kommen.
Das Institut basiert auf zwei Säulen:
Quelle + Bildquelle: Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibnizufer 9
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2599
Fax: 0511/120-2601
Mit dem Zusammenschluss zum CCC-N im November 2019 nutzen die Universitätsmedizin Göttingen und die Medizinische Hochschule Hannover ihre Synergien und stärken die Krebsmedizin in Niedersachsen, um für ein gemeinsames Ziel einzutreten: Patient*innen nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen noch besser zu versorgen und innovative Krebsforschung voranzutreiben. Wir durften bereits vor einem Jahr, zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Förderung des CCC-N als onkologisches Spitzenzentrum, mit Prof. Ellenrieder und Prof. Hillemanns sprechen (Link zum Interview hier). Heute, ein Jahr später, sind wir erneut im Gespräch.
GesundheIT: Vor einem Jahr haben wir über die digitale Transformation der Onkologie gesprochen – gibt es hier bereits Fortschritte zu verzeichnen?
Hillemanns: Die größten Fortschritte werden nach wie vor im Bereich der Diagnostik und Entscheidungsunterstützung erzielt. Dazu zählen die Digitalisierung pathohistologischer Präparate im Routineeinsatz der Krankenversorgung mit Einsatz künstlicher Intelligenz, die Erstellung maschinenlesbarer strukturierter Befunde, mit denen Daten ohne Zwischenschritt fehlerfrei an das zentrale Datenregister übergeben werden können oder die softwaregestützte teilautomatisierte Datenrecherche beim Molekularen Tumorboard. Zur Unterstützung unserer Tumorkonferenzbesprechungen haben wir virtuelle datenschutzkonforme Lösungen geschaffen, so dass externe Partner und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unkompliziert an den Besprechungen teilnehmen können.
Wir arbeiten stetig und intensiv an der Vernetzung der Tumordokumentation mit klinischen Informationssystemen und Kommunikationsplattformen, über die wir sicher und geschützt verschiedene Daten austauschen können. Das ermöglicht optimierte klinische Prozesse, stellt Entscheidungshilfen zur Verfügung und unterstützt unsere Forschungsaktivitäten. Wir sind beispielsweise seitens des CCC-N nun nahezu vollständig an die Clinical Communication Plattform (CCP) des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) angebunden. Die CCP dient hier als „Datendrehscheibe“ und vernetzt als IT-Infrastruktur alle dazugehörigen Standorte des Konsortiums und ermöglicht es Forschenden durch einen gemeinsamen Datenpool zum Beispiel Machbarkeitsschätzungen für klinische Studien durchzuführen.
GesundheIT: Sie arbeiten am Aufbau und der Weiterentwicklung spezialisierter und qualitätsgesicherter Strukturen für die Versorgung von Krebspatienten in der Region, u.a. im Rahmen eines Molekularen Tumorboards – was bedeutet das?
Hillemanns: Die molekulare Diagnostik nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Es eröffnet uns in der Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten neue Therapieoptionen. Häufig liegt jedoch noch keine erforderliche Evidenzlage vor, daher muss eine patientenindividualisierte Therapieempfehlung von einem Expertengremium erfolgen. Aus diesem Grund bauen wir derzeit an beiden CCC-N Standorten ein sogenanntes Zentrum für Personalisierte Medizin, ZPM, auf. Ziel dieser Zentren ist es, Patientinnen und Patienten mit seltenen oder fortgeschrittenen Erkrankungen, für die Leitlinienbehandlungen fehlen oder bei denen die vorherige Behandlung erfolglos war, personalisierte Therapien zukommen zu lassen. Das Molekulare Tumorboard ist hier das zentrale Instrument. Gemeinsam mit anderen ZPM bilden wir das Deutsche Netzwerk Personalisierte Medizin, kurz DNPM. Durch die gebündelte Expertise an den unterschiedlichen Standorten schaffen wir die Voraussetzung, die bestmögliche Therapieentscheidung, basierend auf der aktuell vorliegenden Evidenz für die Patientinnen und Patienten zu treffen.
GesundheIT: Sie haben kürzlich das Klaus-Bahlsen-Zentrum für integrative Onkologie eröffnet, herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet das für die Versorgung von Krebspatient*innen in einem Flächenland wie Niedersachsen? Wie gehen Sie diese Herausforderung weiter an?
Hillemanns: Die integrative Onkologie und Fragen zu Verfahren aus diesem Bereich sind mittlerweile regelmäßiger Bestandteil in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten geworden. Integrative Onkologie verbindet naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapien mit konventioneller Onkologie. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen zu lindern sowie die bestmögliche Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von an Krebs erkrankten Menschen. Im Mittelpunkt steht dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der neben körperlichen Aspekten auch psychische oder soziale Probleme berücksichtigt. Neben der Ausgestaltung von Betreuungsangeboten wollen wir die wissenschaftliche Evaluation der integrativen Onkologie intensivieren und neue Projekte in dem Bereich anstoßen – insbesondere die Patientenpartizipation in der klinischen Forschung ausbauen. Ziel ist es, das gesamte Spektrum der onkologischen Versorgung auf evidenzbasierter Grundlage zu entwickeln. Seriöse komplementäre Medizin ist nur dann möglich, wenn sie auf wissenschaftlichen evidenzbasierten Erkenntnissen beruht. Nur so können informierte Entscheidungen für oder gegen komplementäre Therapieformen getroffen werden. Das Zentrum leistet hier einen Beitrag.
GesundheIT: Wo liegt Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt? Wohin muss sich die Krebsforschung bis 2030 entwickeln?
Hillemanns: Unser Leitmotiv „Präzision und Sorgfalt in Krebsforschung und -behandlung“ spiegelt sehr gut unsere Kernforschungsschwerpunkte wider: So ist Präzision in der Krebsbehandlung vor allem durch eine umfassende individuelle Vorhersage möglich. Forschungsaktivitäten im Bereich Genomdynamik und Immunregulation bei Behandlungsresistenzen verfolgen das Ziel, ein besseres molekulares Verständnis von Resistenzen zu bekommen und therapeutische Strategien zur Überwindung dieser Resistenzen zu entwickeln. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Infektion und Krebs. Hier untersuchen wir die Krebsentstehung durch sogenannte onkogene Viren. Unsere Forschungsprojekte zu stratifikationsbasierter Therapie und Vorhersage unerwünschter Nebenwirkungen kombinieren das Verständnis genetischer und zellulärer Vorgänge in den Krebszellen mit der Entwicklung darauf ausgerichteter Therapieansätze und Reduktion von Nebenwirkungen. Zu den weiteren Schwerpunkten zählen die Bereiche Versorgungsforschung, die palliative und psychosoziale Versorgung sowie Forschungsaktivitäten in der Bildgebung und bildgestützter Interventionen in der Onkologie.
Fortschritte in der Krebsforschung und damit auch in der späteren Behandlung werden mit vielen kleinen Schritten erkämpft. Wichtig ist, im Labor gewonnene innovative Erkenntnisse möglichst rasch Patientinnen und Patienten in Form verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zugutekommen zu lassen.
Weiterhin haben wir auch einen Forschungsschwerpunkt in der Prävention: mit der sogenannten HANSE-Studie bei Lungenkarzinomen und der HaSCo-Studie bei Gebärmutterhalskrebs.
GesundheIT: Wie schätzen Sie die Entwicklung prädiktiver Ansätze zur Absenkung von Eintrittswahrscheinlichkeiten im Rahmen personalisierter Medizin ein?
Hillemanns: In den letzten Jahren hat sich die Systemtherapie in der Krebsmedizin erheblich geändert. Bei vielen Tumorentitäten lässt sich schon in der voroperativen oder auch intraoperativen Gewebeprobe eine sehr feine Charakterisierung des Krebses erzielen. Durch diese Tumorcharakterisierung beschränkt sich die Therapie nicht mehr auf die klassische Trias von operieren, bestrahlen und Chemotherapie. Prädiktive Marker erlauben eine zielgerichtete, das heißt auf die jeweilige Erkrankung und Mensch personalisierte Therapie, die in vielen Fällen mit besserer Wirkung und weniger Nebenwirkungen verbunden ist. Diese rasante Dynamik wird zunehmen.
GesundheIT: Das CCC-N steht mit der OnkoAkademie auch für eine intensive Förderung des Nachwuchses in verschiedenen Bereichen der Krebsmedizin und für unterschiedliche Berufsgruppen. Welche Angebote gibt es und wie werden diese angenommen?
Hillemanns: Unsere vergleichsweise junge OnkoAkademie verfolgt ein innovatives, ganzheitliches Bildungskonzept für Niedersachsen: Patientinnen und Patienten, Interessierte, medizinische und wissenschaftliche Berufsgruppen sowie Studierende erhalten Zugang zu Informationen, erfahrenen Projektteams, Infrastruktur und Schlüsseltechnologien. Dabei ist es uns wichtig, alle onkologisch Interessierten einzubeziehen. Mit regelmäßigen Veranstaltungen, Aktionstagen und festen Veranstaltungsreihen richten wir uns beispielsweise speziell an Krebs erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. Für alle, die an der Versorgung onkologischer Patientinnen und Patienten beteiligt sind, bietet wir verschiedene Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen an wie Qualitätszirkel, Symposien oder Kurse zur klinischen Fortbildung. Für wissenschaftliches Personal werden seit diesem Jahr in regelmäßigen Abständen Journal Clubs durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Vortragsreihe, die den Austausch zwischen den Forschenden der MHH und der UMG fördern soll. Zudem verfügen wir über Förder- und Beratungsmöglichkeiten für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs, Forschungskollegs oder Frauenförderungsprogramme. Studierende der Humanmedizin und der Biowissenschaften können verschiedene Wahlfächer belegen. Schrittweise werden auch Blended-Learning-Modelle in allen onkologischen tätigen Bereichen integriert. Angehende Naturwissenschaftler*innen finden an unseren Standorten verschiedene Bachelor-, Master und Promotionsprogramme.
GesundheIT: Worin wünschen Sie sich vom metropolregionalen Verbund Unterstützung und was werden Sie einbringen?
Hillemanns: Die Krebsmedizin hat in Niedersachsen mit der Auszeichnung zum onkologischen Spitzenzentrum einen besonderen Stellenwert eingenommen. Damit einher geht der Auftrag das Thema Onkologie weiter zu fördern und zu vertiefen. Innovative Entwicklungen aus der Grundlagenforschung brauchen einen sogenannten translationalen Ansatz. Diese Umsetzung gelingt nur mit Public-private-Partnership. Das Ziel ist die Etablierung eines Standortübergreifenden interdisziplinären Zentrums für klinische Krebsforschung (IZKKF Niedersachsen), um standortübergreifend ein gemeinsames strukturiertes Forschungsförderungsinstrument der Universitätsklinika in Niedersachsen zu schaffen. Hierfür brauchen wir die Unterstützung und die enge Vernetzung mit dem metropolregionalen Verbund um für die biomedizinische Krebsforschung in Kooperation mit klinischen Disziplinen und wissenschaftlichen Grundlagenfächern die notwendigen Impulse zu geben.
GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Dr. Hillemanns.
„Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression“
Prof. Dr. Rainer Blasczyk, Projektleiter Invisible Organs
Gentechnische Organmodifikation zur Vermeidung einer Abstoßung – der Innovationsverbund Invisible Organs geht neue Wege in der Transplantationsmedizin: modifiziert wird das Spenderorgan, nicht die Empfänger*innen. Gefördert durch die Europäische Union und das Land Niedersachsen und kürzlich für den Innovationspreis Niedersachsen 2022 nominiert, freuen wir uns heute mit Projekteiter Prof. Dr. med. Rainer Blasczyk von der Medizinischen Hochschule Hannover unter anderem über das Projekt, die Vorteile eines unsichtbaren Organs, den Innovationsverbund und die Praxisreife zu sprechen.
GesundheIT: Unsichtbare Spenderorgane – was bedeutet das in 3 Sätzen?
Blasczyk: Invisible Organs sind ein vollkommen neuer Ansatz, um das Problem der Abstoßung nach Organtransplantation zu lösen. Diese weltweit einzigartige Behandlungsmethode macht das Transplantat immunologisch unsichtbar, indem die Gewebemerkmale ex vivo gentechnisch dauerhaft ausgeschaltet werden. Dadurch fehlen die Zielstrukturen für die immunologische Abstoßung, so dass das Organ durch das Immunsystem der Empfänger*innen nicht mehr als fremd erkannt werden kann.
GesundheIT: Was sind die Vorteile eines IO für den Empfangenden?
Blasczyk: Organabstoßung und Immunsuppression sind die Hauptprobleme der Transplantation. Diese Problematik ist seit Jahrzehnten ungelöst. Die Immunsuppression ist mit schweren Nebenwirkungen verbunden, insbesondere mit Infektionen und Malignomen. Transplantation muss daher neu gedacht werden, um Fortschritte zu erzielen.
Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression. In unserem Innovationsverbund haben wir dafür einen komplett neuen Ansatz entwickelt: die Tarnkappen für Organe. Anstatt einer Immunsuppression beim Organempfänger wird eine immunologische Unsichtbarkeit des Spenderorgans erzeugt. Diese disruptive Innovation bietet eine neue Dimension in der Organtransplantation: Unsichtbare Organe statt lebenslange Immunsuppression.
Durch einen gendersensitiven Ansatz wird zudem die bisher bestehende Benachteiligung von Frauen in der Transplantation beseitigt. Denn Frauen sind durch vorangegangene Schwangerschaften und dadurch bedingte Immunisierungen gegen Gewebemerkmale bei Transplantationen erheblich benachteiligt. Diese Benachteiligung wird durch die Invisible Organs aufgehoben, da die Gewebemerkmale der Organe ausgeschaltet werden.
GesundheIT: Inwiefern profitiert Ihre Forschung vom Innovationsverbund der MHH, LUH und FH? Wie greifen die Teilprojekte ineinander?
Blasczyk : Die Technologie der Invisible Organs ist komplex. Die gentechnische Modifikation der Organe erfolgt ex vivo in einer Maschine, die in der Lage sein muss, das Organ am Leben zu erhalten und zuverlässig die verschiedenen Bedingungen herzustellen, die für die gentechnischen Verfahren erforderlich sind. Dazu sind sowohl Kompetenzen in der Transplantationsmedizin und in der Gentechnik als auch in der Medizintechnik erforderlich. Das erste liefert die MHH, das zweite die HsH.
Die Anwendung moderner Technologie muss aber auch immer die Ökonomie im Blick haben, um eine nachhaltige Teilhabe erreichen zu können. Daran arbeitet die LUH und analysiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Möglichkeiten der Re-Finanzierung. Zusätzlich schaffen die gender- und diversitätssensiblen Effekte der unsichtbaren Organe eine medizinische Perspektive für alle.
GesundheIT: Wenn alles klappt, wann rechnen Sie mit dem Einsatz von IO in der medizinischen Praxis?
Die Vision des Innovationsverbundes aus MHH, HsH und LUH wird durch die Ausgründung der Allogenetics GmbH in Hannover in die medizinische Praxis umgesetzt. Allogenetics wird diese Innovation durch VC-Finanzierung weltweit etablieren und die erste Vektorproduktionsanlage Niedersachsens aufbauen. Die präklinischen Untersuchungen sind für die Lungentransplantation bereits sehr erfolgreich abgeschlossen worden. Die erste klinische Studie soll daher mit gentechnisch modifizierten, unsichtbaren Lungen in voraussichtlich zwei Jahren starten.
GesundheIT: Wie können weitere Partner aus der Metropolregion in Ihrer Forschung unterstützen?
Die weltweit einzigartige Innovation der Invisible Organs ist im Handlungsfeld Gesundheit der Metropolregion angesiedelt und verbindet die Bereiche Life Science und Medizintechnik. Die Kombination aus Gen- und Medizintechnik ist ein komplett neues Gebiet, das für die niedersächsische Metropolregion eine außergewöhnlich große Chance bietet, sich als deutschland- und europaweite Referenzregion zu etablieren. Die Metropolregion kann dazu beitragen, die Vernetzung von Menschen, Unternehmen und Wissenschaft zu unterstützen, um Teilprojekte mit synergistischen Effekten zu identifizieren. Dies kann in allen Sektoren erfolgen und wäre insbesondere bei Human Resources, GMP-Produktion und VC-Kapital von großer Bedeutung.
GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Blasczyk.
Mehr über Invisible Organs unter https://www.invisibleorgans.de/