Digital Health City Hannover

Veröffentlicht: 10. August 2022
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Bildquelle: https://digital-health-city-hannover.de/

Unter der Dachmarkte Digital Health City Hannover (DCHC) sollen verschiedene Aktivitäten gebündelt werden, um langfristig dem Pflegekräftemangel zu begegnen und zugleich innovativen Unternehmen gute Startchancen zu bieten. Mehr über die Initiative und ihre Ziele im HAZ-Artikel vom 09. August 2022.

Mehr unter:

https://www.haz.de/lokales/hannover/hannover-projekt-digital-health-city-soll-gesundheitsbranche-staerken-QX6OR6FK42PICIKML7BUG4X2IA.html

Land Niedersachsen bündelt biomedizinische Spitzenforschung im neuen "Institute for Biomedical Translation"

Die enorme Bedeutung eines raschen Transfers biomedizinischer Innovationen in die Anwendung hat die Covid-19-Pandemie eindrücklich unterstrichen. Die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg zählt zu Deutschlands führenden Standorten für biomedizinische Forschung. Trotz der international anerkannten Forschungsstärke Niedersachsens in den drei klinisch hochrelevanten Bereichen Infektionsmedizin, Organreparatur beziehungsweise -ersatz und Neurowissenschaften finden die gewonnenen Erkenntnisse jedoch noch zu selten oder zu langsam ihren Weg in die medizinische Anwendung. Deshalb bündelt das Land Niedersachsen die biomedizinische Spitzenforschung nun im „Institute for Biomedical Translation“ (IBT).

Für den neuen biomedizinischen Verbund stellt das Land über das Niedersächsische Vorab der VolkswagenStiftung für die Jahre 2022 bis 2026 ein Budget von 25 Millionen Euro zur Verfügung. Gründungsinstitutionen des IBT sind die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sowie das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.

Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur: „Die rapide Transformation von Wissenschaft und Wirtschaft im Zuge des digitalen und demografischen Wandels ruft nach neuen Antworten. Mit einem verstärkten Fokus auf Translation, Wissenschaftskommunikation und Vernetzung von Forschungs- und Transferaktivitäten wollen wir dazu beitragen, dass niedersächsische Ideen auch hier Wertschöpfung generieren. Mit dem IBT legen wir heute die Grundlage dafür, dass Niedersachsen in der Biomedizin künftig vorne in der ersten Liga mitspielen kann.“

Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung: „Mit der Förderung des IBT will die VolkswagenStiftung zeigen: Wir können dringend benötigten Unternehmergeist in der Wissenschaft entfachen. Mit Ehrgeiz und Elan können wir mit dem IBT in Niedersachsen zu den führenden Forschungs- und Entwicklungsstandorten der Biomedizin in den USA, Europa und in Deutschland aufschließen. Und wir können damit aus der Biomedizin heraus das Leiden von Patientinnen und Patienten verringern und das Leben erleichtern.“

Prof. Dr. Thomas Pietschmann, Programmsprecher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und Institutsleiter am TWINCORE (Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung): „Am TWINCORE, einer gemeinsamen Einrichtung von HZI und MHH, liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der translationalen Infektionsforschung – also der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und der klinischen Entwicklung. Ich begrüße ausdrücklich, dass mit dem IBT die Rahmenbedingungen für die Translation weiter gestärkt werden.“

Prof. Dr. Dirk Heinz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung: „Die Gründung des IBT ist ein wichtiger Schritt zur richtigen Zeit: Die gezielte Unterstützung des Transfers von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die Anwendung wird nicht nur die biomedizinisch herausragenden Forschungseinrichtungen in Niedersachsen stärken, sondern auch im Sinne der Wertschöpfung den Weg für neue Ausgründungen und Kooperationen mit Industriepartnern bereiten. Auf diese Weise kann das IBT unmittelbar dazu beitragen, einige der großen gesundheitlichen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, zu bewältigen.“

Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen: „Das IBT führt die Synergien der Partnereinrichtungen zusammen mit einem Ziel: die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung zu bringen. Als UMG bieten wir hier unsere langjährige Expertise aus der Schnittstelle von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung in der personalisierten Medizin. Dabei haben wir durch die Gründung der Life Science Valley GmbH in Göttingen gemeinsam mit der Sartorius AG und der Life Science Factory die strukturellen Voraussetzungen geschaffen, um neue Vorhaben auf dem Weg zur klinischen Erprobung zu begleiten. Gemeinsam haben wir uns zudem vorgenommen, innovative Entwicklerpersönlichkeiten gezielt zu fördern. Die vom Land Niedersachsen und der VolkswagenStiftung bewilligte Finanzierung öffnet uns diesen Weg.“

Prof. Dr. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover: „Gerade erst hat der Medizinausschuss der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen die MHH als international führenden Standort biomedizinischer Forschung mit seinen etablierten Schwerpunkten anerkannt. Das IBT wird die Übertragung der Forschungsergebnisse in die Anwendung am Patienten entscheidend verbessern und schließt somit eine strukturelle Lücke in der Wertschöpfung biomedizinischer Forschung in der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.“

Dr. Sven Wagner, Head of Business Development bei Sartorius: „Als Partner der biopharmazeutischen Industrie und Forschung arbeitet Sartorius eng mit der akademischen Welt zusammen. Wir halten es für sinnvoll und notwendig, in diesem akademischen Umfeld Strukturen zu schaffen, die die schnellere Übertragung von biomedizinischen Erkenntnissen in therapeutische Anwendungen ermöglichen. Deshalb unterstützen wir die beteiligten renommierten Universitäten und Forschungsinstitutionen mit Blick auf das Institute for Biomedical Translation.“

Hintergrund:

Das neue „Institute for Biomedical Translation“ (IBT) soll die existierenden Stärken der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg und weiterer assoziierter Standorte in den Schwerpunktbereichen Infektionsmedizin, Organreparatur beziehungsweise -ersatz und Neurowissenschaften zusammenführen und stärken. Kernziel ist die möglichst rasche Überführung von Forschungsergebnissen in neue präventive, diagnostische und therapeutische Verfahren – beispielsweise über Ansätze der personalisierten Medizin –, aber auch innovative Formate wie digitale Public-Health-Anwendungen. Dabei sollen neben biomedizinischen Spitzentechnologien in besonderem Maße auch datenbasierte Verfahren wie Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz zur Anwendung kommen.

Das Institut basiert auf zwei Säulen:

  • Über den „IBT Incubator“ soll der Technologiereifegrad ausgewählter translationaler Projekte gezielt gesteigert werden, um möglichst effizient Übergabepunkte zu einer industriellen Weiterentwicklung zu schaffen. Industriepartner und Investoren sollen frühzeitig in die Projekte einbezogen werden.
  • Über „IBT Exchange“ soll das translationale Ökosystem in Niedersachsen nachhaltig gestärkt und gezielt ausgebaut werden. Der primäre Fokus liegt dabei auf der gezielten Förderung einer neuen Generation von translational orientierten Entwicklerpersönlichkeiten mittels eines vielschichtigen Austausches zwischen akademischen Einrichtungen und industriellen Teilhabern. Dieser Dialog soll auf der einen Seite traditionelle Denkmuster auflösen, die Forschung, Entwicklung und Vermarktung als voneinander getrennte Entitäten betrachten, und auf der anderen Seite gleichzeitig Ausbildungslücken für Nachwuchskräfte im Bereich der biomedizinischen Translation schließen.

Quelle + Bildquelle: Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur
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Mit dem Zusammenschluss zum CCC-N im November 2019 nutzen die Universitätsmedizin Göttingen und die Medizinische Hochschule Hannover ihre Synergien und stärken die Krebsmedizin in Niedersachsen, um für ein gemeinsames Ziel einzutreten: Patient*innen nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen noch besser zu versorgen und innovative Krebsforschung voranzutreiben. Wir durften bereits vor einem Jahr, zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Förderung des CCC-N als onkologisches Spitzenzentrum, mit Prof. Ellenrieder und Prof. Hillemanns sprechen (Link zum Interview hier). Heute, ein Jahr später, sind wir erneut im Gespräch.

GesundheIT: Vor einem Jahr haben wir über die digitale Transformation der Onkologie gesprochen – gibt es hier bereits Fortschritte zu verzeichnen?

Hillemanns: Die größten Fortschritte werden nach wie vor im Bereich der Diagnostik und Entscheidungsunterstützung erzielt. Dazu zählen die Digitalisierung pathohistologischer Präparate im Routineeinsatz der Krankenversorgung mit Einsatz künstlicher Intelligenz, die Erstellung maschinenlesbarer strukturierter Befunde, mit denen Daten ohne Zwischenschritt fehlerfrei an das zentrale Datenregister übergeben werden können oder die softwaregestützte teilautomatisierte Datenrecherche beim Molekularen Tumorboard. Zur Unterstützung unserer Tumorkonferenzbesprechungen haben wir virtuelle datenschutzkonforme Lösungen geschaffen, so dass externe Partner und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unkompliziert an den Besprechungen teilnehmen können.

Wir arbeiten stetig und intensiv an der Vernetzung der Tumordokumentation mit klinischen Informationssystemen und Kommunikationsplattformen, über die wir sicher und geschützt verschiedene Daten austauschen können. Das ermöglicht optimierte klinische Prozesse, stellt Entscheidungshilfen zur Verfügung und unterstützt unsere Forschungsaktivitäten. Wir sind beispielsweise seitens des CCC-N nun nahezu vollständig an die Clinical Communication Plattform (CCP) des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) angebunden. Die CCP dient hier als „Datendrehscheibe“ und vernetzt als IT-Infrastruktur alle dazugehörigen Standorte des Konsortiums und ermöglicht es Forschenden durch einen gemeinsamen Datenpool zum Beispiel Machbarkeitsschätzungen für klinische Studien durchzuführen.

GesundheIT: Sie arbeiten am Aufbau und der Weiterentwicklung spezialisierter und qualitätsgesicherter Strukturen für die Versorgung von Krebspatienten in der Region, u.a. im Rahmen eines Molekularen Tumorboards – was bedeutet das?

Hillemanns: Die molekulare Diagnostik nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Es eröffnet uns in der Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten neue Therapieoptionen. Häufig liegt jedoch noch keine erforderliche Evidenzlage vor, daher muss eine patientenindividualisierte Therapieempfehlung von einem Expertengremium erfolgen. Aus diesem Grund bauen wir derzeit an beiden CCC-N Standorten ein sogenanntes Zentrum für Personalisierte Medizin, ZPM, auf. Ziel dieser Zentren ist es, Patientinnen und Patienten mit seltenen oder fortgeschrittenen Erkrankungen, für die Leitlinienbehandlungen fehlen oder bei denen die vorherige Behandlung erfolglos war, personalisierte Therapien zukommen zu lassen. Das Molekulare Tumorboard ist hier das zentrale Instrument. Gemeinsam mit anderen ZPM bilden wir das Deutsche Netzwerk Personalisierte Medizin, kurz DNPM. Durch die gebündelte Expertise an den unterschiedlichen Standorten schaffen wir die Voraussetzung, die bestmögliche Therapieentscheidung, basierend auf der aktuell vorliegenden Evidenz für die Patientinnen und Patienten zu treffen.

GesundheIT: Sie haben kürzlich das Klaus-Bahlsen-Zentrum für integrative Onkologie eröffnet, herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet das für die Versorgung von Krebspatient*innen in einem Flächenland wie Niedersachsen? Wie gehen Sie diese Herausforderung weiter an?

Hillemanns: Die integrative Onkologie und Fragen zu Verfahren aus diesem Bereich sind mittlerweile regelmäßiger Bestandteil in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten geworden. Integrative Onkologie verbindet naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapien mit konventioneller Onkologie. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen zu lindern sowie die bestmögliche Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von an Krebs erkrankten Menschen. Im Mittelpunkt steht dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der neben körperlichen Aspekten auch psychische oder soziale Probleme berücksichtigt. Neben der Ausgestaltung von Betreuungsangeboten wollen wir die wissenschaftliche Evaluation der integrativen Onkologie intensivieren und neue Projekte in dem Bereich anstoßen – insbesondere die Patientenpartizipation in der klinischen Forschung ausbauen. Ziel ist es, das gesamte Spektrum der onkologischen Versorgung auf evidenzbasierter Grundlage zu entwickeln. Seriöse komplementäre Medizin ist nur dann möglich, wenn sie auf wissenschaftlichen evidenzbasierten Erkenntnissen beruht. Nur so können informierte Entscheidungen für oder gegen komplementäre Therapieformen getroffen werden. Das Zentrum leistet hier einen Beitrag.

GesundheIT: Wo liegt Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt? Wohin muss sich die Krebsforschung bis 2030 entwickeln?

Hillemanns: Unser Leitmotiv „Präzision und Sorgfalt in Krebsforschung und -behandlung“ spiegelt sehr gut unsere Kernforschungsschwerpunkte wider: So ist Präzision in der Krebsbehandlung vor allem durch eine umfassende individuelle Vorhersage möglich. Forschungsaktivitäten im Bereich Genomdynamik und Immunregulation bei Behandlungsresistenzen verfolgen das Ziel, ein besseres molekulares Verständnis von Resistenzen zu bekommen und therapeutische Strategien zur Überwindung dieser Resistenzen zu entwickeln. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Infektion und Krebs. Hier untersuchen wir die Krebsentstehung durch sogenannte onkogene Viren. Unsere Forschungsprojekte zu stratifikationsbasierter Therapie und Vorhersage unerwünschter Nebenwirkungen kombinieren das Verständnis genetischer und zellulärer Vorgänge in den Krebszellen mit der Entwicklung darauf ausgerichteter Therapieansätze und Reduktion von Nebenwirkungen. Zu den weiteren Schwerpunkten zählen die Bereiche Versorgungsforschung, die palliative und psychosoziale Versorgung sowie Forschungsaktivitäten in der Bildgebung und bildgestützter Interventionen in der Onkologie.

Fortschritte in der Krebsforschung und damit auch in der späteren Behandlung werden mit vielen kleinen Schritten erkämpft. Wichtig ist, im Labor gewonnene innovative Erkenntnisse möglichst rasch Patientinnen und Patienten in Form verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zugutekommen zu lassen.

Weiterhin haben wir auch einen Forschungsschwerpunkt in der Prävention: mit der sogenannten HANSE-Studie bei Lungenkarzinomen und der HaSCo-Studie bei Gebärmutterhalskrebs.

GesundheIT: Wie schätzen Sie die Entwicklung prädiktiver Ansätze zur Absenkung von Eintrittswahrscheinlichkeiten im Rahmen personalisierter Medizin ein?

Hillemanns: In den letzten Jahren hat sich die Systemtherapie in der Krebsmedizin erheblich geändert. Bei vielen Tumorentitäten lässt sich schon in der voroperativen oder auch intraoperativen Gewebeprobe eine sehr feine Charakterisierung des Krebses erzielen. Durch diese Tumorcharakterisierung beschränkt sich die Therapie nicht mehr auf die klassische Trias von operieren, bestrahlen und Chemotherapie. Prädiktive Marker erlauben eine zielgerichtete, das heißt auf die jeweilige Erkrankung und Mensch personalisierte Therapie, die in vielen Fällen mit besserer Wirkung und weniger Nebenwirkungen verbunden ist. Diese rasante Dynamik wird zunehmen.

GesundheIT: Das CCC-N steht mit der OnkoAkademie auch für eine intensive Förderung des Nachwuchses in verschiedenen Bereichen der Krebsmedizin und für unterschiedliche Berufsgruppen. Welche Angebote gibt es und wie werden diese angenommen? 

Hillemanns: Unsere vergleichsweise junge OnkoAkademie verfolgt ein innovatives, ganzheitliches Bildungskonzept für Niedersachsen: Patientinnen und Patienten, Interessierte, medizinische und wissenschaftliche Berufsgruppen sowie Studierende erhalten Zugang zu Informationen, erfahrenen Projektteams, Infrastruktur und Schlüsseltechnologien. Dabei ist es uns wichtig, alle onkologisch Interessierten einzubeziehen. Mit regelmäßigen Veranstaltungen, Aktionstagen und festen Veranstaltungsreihen richten wir uns beispielsweise speziell an Krebs erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. Für alle, die an der Versorgung onkologischer Patientinnen und Patienten beteiligt sind, bietet wir verschiedene Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen an wie Qualitätszirkel, Symposien oder Kurse zur klinischen Fortbildung. Für wissenschaftliches Personal werden seit diesem Jahr in regelmäßigen Abständen Journal Clubs durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Vortragsreihe, die den Austausch zwischen den Forschenden der MHH und der UMG fördern soll. Zudem verfügen wir über Förder- und Beratungsmöglichkeiten für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs, Forschungskollegs oder Frauenförderungsprogramme. Studierende der Humanmedizin und der Biowissenschaften können verschiedene Wahlfächer belegen. Schrittweise werden auch Blended-Learning-Modelle in allen onkologischen tätigen Bereichen integriert. Angehende Naturwissenschaftler*innen finden an unseren Standorten verschiedene Bachelor-, Master und Promotionsprogramme.

GesundheIT: Worin wünschen Sie sich vom metropolregionalen Verbund Unterstützung und was werden Sie einbringen? 

Hillemanns: Die Krebsmedizin hat in Niedersachsen mit der Auszeichnung zum onkologischen Spitzenzentrum einen besonderen Stellenwert eingenommen. Damit einher geht der Auftrag das Thema Onkologie weiter zu fördern und zu vertiefen. Innovative Entwicklungen aus der Grundlagenforschung brauchen einen sogenannten translationalen Ansatz. Diese Umsetzung gelingt nur mit Public-private-Partnership. Das Ziel ist die Etablierung eines Standortübergreifenden interdisziplinären Zentrums für klinische Krebsforschung (IZKKF Niedersachsen), um standortübergreifend ein gemeinsames strukturiertes Forschungsförderungsinstrument der Universitätsklinika in Niedersachsen zu schaffen. Hierfür brauchen wir die Unterstützung und die enge Vernetzung mit dem metropolregionalen Verbund um für die biomedizinische Krebsforschung in Kooperation mit klinischen Disziplinen und wissenschaftlichen Grundlagenfächern die notwendigen Impulse zu geben.

GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Dr. Hillemanns.

„Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression“

Prof. Dr. Rainer Blasczyk, Projektleiter Invisible Organs

Gentechnische Organmodifikation zur Vermeidung einer Abstoßung –  der Innovationsverbund Invisible Organs geht neue Wege in der Transplantationsmedizin: modifiziert wird das Spenderorgan, nicht die Empfänger*innen. Gefördert durch die Europäische Union und das Land Niedersachsen und kürzlich für den Innovationspreis Niedersachsen 2022 nominiert, freuen wir uns heute mit Projekteiter Prof. Dr. med. Rainer Blasczyk von der Medizinischen Hochschule Hannover unter anderem über das Projekt, die Vorteile eines unsichtbaren Organs, den Innovationsverbund und die Praxisreife zu sprechen.

GesundheIT: Unsichtbare Spenderorgane – was bedeutet das in 3 Sätzen? 

Blasczyk: Invisible Organs sind ein vollkommen neuer Ansatz, um das Problem der Abstoßung nach Organtransplantation zu lösen. Diese weltweit einzigartige Behandlungsmethode macht das Transplantat immunologisch unsichtbar, indem die Gewebemerkmale ex vivo gentechnisch dauerhaft ausgeschaltet werden. Dadurch fehlen die Zielstrukturen für die immunologische Abstoßung, so dass das Organ durch das Immunsystem der Empfänger*innen nicht mehr als fremd erkannt werden kann.

GesundheIT: Was sind die Vorteile eines IO für den Empfangenden?

Blasczyk: Organabstoßung und Immunsuppression sind die Hauptprobleme der Transplantation. Diese Problematik ist seit Jahrzehnten ungelöst. Die Immunsuppression ist mit schweren Nebenwirkungen verbunden, insbesondere mit Infektionen und Malignomen. Transplantation muss daher neu gedacht werden, um Fortschritte zu erzielen.

Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression. In unserem Innovationsverbund haben wir dafür einen komplett neuen Ansatz entwickelt: die Tarnkappen für Organe. Anstatt einer Immunsuppression beim Organempfänger wird eine immunologische Unsichtbarkeit des Spenderorgans erzeugt. Diese disruptive Innovation bietet eine neue Dimension in der Organtransplantation: Unsichtbare Organe statt lebenslange Immunsuppression.

Durch einen gendersensitiven Ansatz wird zudem die bisher bestehende Benachteiligung von Frauen in der Transplantation beseitigt. Denn Frauen sind durch vorangegangene Schwangerschaften und dadurch bedingte Immunisierungen gegen Gewebemerkmale bei Transplantationen erheblich benachteiligt. Diese Benachteiligung wird durch die Invisible Organs aufgehoben, da die Gewebemerkmale der Organe ausgeschaltet werden.

GesundheIT: Inwiefern profitiert Ihre Forschung vom Innovationsverbund der MHH, LUH und FH? Wie greifen die Teilprojekte ineinander? 

Blasczyk : Die Technologie der Invisible Organs ist komplex. Die gentechnische Modifikation der Organe erfolgt ex vivo in einer Maschine, die in der Lage sein muss, das Organ am Leben zu erhalten und zuverlässig die verschiedenen Bedingungen herzustellen, die für die gentechnischen Verfahren erforderlich sind. Dazu sind sowohl Kompetenzen in der Transplantationsmedizin und in der Gentechnik als auch in der Medizintechnik erforderlich. Das erste liefert die MHH, das zweite die HsH.

Die Anwendung moderner Technologie muss aber auch immer die Ökonomie im Blick haben, um eine nachhaltige Teilhabe erreichen zu können. Daran arbeitet die LUH und analysiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Möglichkeiten der Re-Finanzierung. Zusätzlich schaffen die gender- und diversitätssensiblen Effekte der unsichtbaren Organe eine medizinische Perspektive für alle.

GesundheIT: Wenn alles klappt, wann rechnen Sie mit dem Einsatz von IO in der medizinischen Praxis? 

Die Vision des Innovationsverbundes aus MHH, HsH und LUH wird durch die Ausgründung der Allogenetics GmbH in Hannover in die medizinische Praxis umgesetzt. Allogenetics wird diese Innovation durch VC-Finanzierung weltweit etablieren und die erste Vektorproduktionsanlage Niedersachsens aufbauen. Die präklinischen Untersuchungen sind für die Lungentransplantation bereits sehr erfolgreich abgeschlossen worden. Die erste klinische Studie soll daher mit gentechnisch modifizierten, unsichtbaren Lungen in voraussichtlich zwei Jahren starten.

GesundheIT: Wie können weitere Partner aus der Metropolregion in Ihrer Forschung unterstützen? 

Die weltweit einzigartige Innovation der Invisible Organs ist im Handlungsfeld Gesundheit der Metropolregion angesiedelt und verbindet die Bereiche Life Science und Medizintechnik. Die Kombination aus Gen- und Medizintechnik ist ein komplett neues Gebiet, das für die niedersächsische Metropolregion eine außergewöhnlich große Chance bietet, sich als deutschland- und europaweite Referenzregion zu etablieren. Die Metropolregion kann dazu beitragen, die Vernetzung von Menschen, Unternehmen und Wissenschaft zu unterstützen, um Teilprojekte mit synergistischen Effekten zu identifizieren. Dies kann in allen Sektoren erfolgen und wäre insbesondere bei Human Resources, GMP-Produktion und VC-Kapital von großer Bedeutung.

GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Blasczyk.

Mehr über Invisible Organs unter https://www.invisibleorgans.de/

„Unsere Studie ist ein wichtiger Baustein für die Literatur, da wir sehr wenig darüber wissen, was mit Patient*innen-Bewertungen in Kliniken passiert. Diese Lücke schließt PASOME“

Martin Emmert, Universität Bayreuth, Projektpartner PASOME

Die Hochschule Hannover und die Universität Bayreuth haben gemeinsam mit ihren Projektpartnern* drei Jahre lang die Patientenzufriedenheit in den sozialen Medien untersucht und Handlungsempfehlungen für Kliniken entwickelt (wir berichteten hier). Die Handlungsempfehlungen beinhalten die Bereiche Prüfung, Einleitung und Erläuterung, Reaktionsgeschwindigkeit, Danke und Entschuldigung, Inhalt, Kontakt und Verweise, Management, Beendigung und Schulung und sind hier im Detail abrufbar: http://www.public-reporting.wp.hs-hannover.de/wp-content/uploads/2021/12/Handlungsempfehlung-Online-Patienten-Feedback-2021-12-20.pdf

Grundlage für die Handlungsempfehlungen sind:

  • Antworten niedersächsischer Krankenhäuser auf Online Feedback auf Google Maps, die Ergebnisse eines Literaturreviews zu Online‐Patienten‐Feedback
  • sieben semistrukturierte Interviews mit Qualitätsmanagern aus niedersächsischen Kliniken zu ihren Erfahrungen im Umgang mit Online‐Patientenfeedback 
  • eine Online‐Befragung zu den möglichen Handlungsempfehlungen zur Beantwortung von Online Patientenfeedback. Hierbei haben 16 Mitarbeiter von niedersächsischen Akutkrankenhäusern die Eignung der Handlungsempfehlungen für Klinikmitarbeiter*innen bewertet. Die Mitarbeiter waren überwiegend im Qualitäts‐ oder Beschwerdemanagement, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit tätig und hatten schon Online‐Patienten‐Feedback beantwortet. Sie arbeiteten in unterschiedlich großen Krankenhäusern (Bettenanzahl) mit unterschiedlicher Trägerschaft (frei‐gemeinnützig, privat, öffentlich).  

Auf der Abschlussveranstaltung am 23. Juni wurden die Ergebnisse vorgestellt und darüber diskutiert, welche Rolle Patientenerfahrungen und Krankenhausbewertungen in den sozialen Medien für das Public Reporting und die Qualitätstransparenz im Gesundheitswesen haben können. Wir durften mit Prof. Uwe Sander, Projektleiter von der Hochschule Hannover im Nachgang sprechen.

GesundheIT: Herr Prof. Sander, wie kam es zum Projekt und der Kooperation mit der Universität Bayreuth?

Sander: Mit Prof. Dr. Martin Emmert, der inzwischen an der Universität Bayreuth forscht und lehrt, besteht im Forschungsverbund Public Reporting seit mehr als zehn Jahren eine Kooperation. Ziel ist, die Potenziale der Qualitätstransparenz und Patientenzentrierung im Gesundheitswesen zu fördern.

GesundheIT: Social Media ist als Kommunikations- und Interaktionsplattform aus dem patientenorientierten (ambulanten) Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Wo sehen Sie Vor- und Nachteile für Gesundheitseinrichtungen?

Sander: Die Vorteile der Verwendung von Erfahrungsberichten und Bewertungen von Patient*innen und Angehörigen in den sozialen Medien und auf Bewertungsplattformen sind a) kostenlose Verfügbarkeit, b) Aktualität c) Konkretheit und Unmittelbarkeit der berichteten Erfahrungen, d) Eignung als Ergänzung zu systematischen Patientenzufriedenheitsbefragungen und Ergebnisse von medizinischen Qualitätssicherungsverfahren, e) Nutzungsmöglichkeit für Anregungen zu Verbesserungsmaßnahmen im Krankenhaus (Prozessoptimierung)  f) Potenzial einer erheblichen positiven Auswirkung auf die Krankenhaus-Reputation.

Die Nachteile sind a) fehlende Repräsentativität der Erfahrungsberichte und Bewertungen, b) geringe Informationen über die Verfasser, c) Verzerrung von Bewertungsmaßstäben (überwiegend sehr gute oder sehr schlechte Bewertungen), d) Manipulationsmöglichkeiten und e) fehlende oder geringe Moderation von Erfahrungsberichten mit dem Ziel, unter anderem Schmähkritik, diffamierende Äußerungen, falsche Tatsachenbehauptungen, unzulässige Verallgemeinerungen und Preisgabe personenbezogener Daten zu verhindern.

Patientinnen und Angehörige möchten Feedback online an das behandelnde Krankenhaus zu einem selbst gewählten Zeitpunkt geben, in eigenen Worten und anonym. Gemeinsam mit Praktiker*innen, insbesondere Qualitätsmanager*innen in Krankenhäusern, wurde diskutiert, wie Patient*innenerfahrungen für die Verbesserung von Reputation und Qualität von Krankenhäusern verwendet werden können. Krankenhäuser haben zahlreiche Probleme, die verhindern, Erfahrungsberichte ihrer Patientinnen und von deren Angehörigen im Internet gezielt für Reputations‐ und Qualitätsverbesserungen nutzen zu können.

GesundheIT: Zentrale Ergebnisse: Was empfehlen Sie Gesundheitseinrichtungen im Umgang mit Patient*innen-Bewertungen?

Sander: Patient*innen und deren Angehörige, die einen Erfahrungsbericht über ihren Krankenaufenthalt verfassen, erwarten in der Regel, dass dieser Bericht von denjenigen gelesen wird, die für die medizinische Behandlung verantwortlich sind. Sie wünschen eine Reaktion, indem Mitarbeiter*innen des Krankenhauses auf die Rückmeldung der Patient*innen und Angehörigen angemessen und öffentlich antworten. Falls Anregungen und Kritikpunkte geäußert wurden, wird gewünscht, dass Verbesserungsmaßnahmen seitens des Krankenhauses erwogen und wenn möglich initiiert werden. Hierüber möchten Patient*innen und deren Angehörige öffentlich informiert werden, also auf der Plattform, auf der der Erfahrungsbericht ist.

GesundheIT: Public Reporting - sollte die Beantwortung und Auswertung zur Standardressource in Gesundheitseinrichtungen werden?

Sander: Die Auswertung und Beantwortung von Erfahrungsberichten über den Krankenaufenthalt ist nur einer von mehreren Aspekten des Public Reportings und somit nur eine von vielen Aufgaben für das Qualitätsmanagement von Krankenhäusern. Aufgrund der Potenziale von Erfahrungsberichten für die Reputation, Darstellung der Patientenzentrierung und Qualitätsverbesserung für Krankenhäuser sollte in den Häusern eine strukturierte Beschäftigung damit und die Festlegung diesbezüglicher  organisatorischer Abläufe erwogen werden. 

GesundheIT: Gibt es Unterschiede im Umgang mit Patient*innen-Feedback im internationalen Vergleich?

Sander: Während in den USA zahlreiche wegweisende Studien zu dem Thema veröffentlicht wurden, sind im staatlichen Gesundheitssystem in Großbritannien sowie in Australien und Irland die konkreten Nutzungen von Erfahrungsberichten für die Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung in Krankenhäusern am weitesten fortgeschritten. In diesen Ländern wurde ein professioneller Online-Feedback-Service für Krankenhäuser und Patient*innen eingerichtet, der in Großbritannien inzwischen mehr als 500.000 Erfahrungsberichte umfasst und mehr als 12.000 Krankenhausmitarbeiter*innen involvierte.

Das Projekt PASOME ist nun nach dreijähriger Laufzeit abgeschlossen.

GesundheIT: Was wünschen Sie sich für die weitere Verwendung der Studienergebnisse nach Projektabschluss? Gibt es weitere Pläne? Wie kann die Metropolregion GmbH weiterhin unterstützen?

Sander: Wir planen, unsere Ergebnisse in Fachzeitschriften zur Diskussion zu stellen und stehen gerne als Ansprechpartner für Krankenhäuser der Region zur Verfügung. Gemeinsam mit weiteren Partnern soll die Möglichkeit untersucht werden, einen professionellen Online-Feedback-Service für Krankenhäuser und Patient*innen nach britischem Vorbild zu entwickeln. Damit würde das Potenzial von Erfahrungsberichten für die Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung in Krankenhäusern künftig besser verfügbar werden.

GesundheIT: Vielen Dank, Herr Prof. Sander.

*Hochschule Hannover, Fakultät III / Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) / Qualitätsinitiative – Niedersächsischer Verein zur Förderung der Qualität im Gesundheitswesen e.V. (QI) / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg / Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH / Techniker Krankenkasse Niedersachsen

Am 11. Juni 2022 wurde die Virologin Professorin Melanie Brinkmann mit dem ScienceHero Preis ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die Konferenz Biologischer Fachbereiche Menschen und Organisationen, die für gute Lehre und kreative Forschung stehen. Verliehen wurde der Preis bei der Plenartagung des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages, der diesmal in Braunschweig stattfand.

Melanie Brinkmann ist Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig und leitet am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) die Forschungsgruppe „Virale Immunmodulation“. Sie hat unter anderem zur Verbreitung von SARS-CoV-2 über Aerosole geforscht. Mit dem ScienceHero-Preis wird vor allem ihre Rolle in der Wissenskommunikation und beim Wissenstransfer während der Corona-Pandemie honoriert.

„Sie macht das, was ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin, machen sollte: Mit dem Wissen in die Öffentlichkeit gehen, die Politik beraten, gewissenhaft, neutral und sachlich. Frau Professorin Brinkmann hat das brillant erfüllt. Unsere Preis-Entscheidung fiel deshalb, einfach gesagt, zwangsnotwendig auf sie: Sie ist unser Science Hero“, sagt Professor Robert Hänsch, Beiratsmitglied der Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) und stellvertretender Sprecher des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT) in seiner Laudatio.

Zur Person

Melanie Brinkmann studierte Biologie in Göttingen, London und Berlin, und schloss ihre Promotion unter der Betreuung von Prof. Dr. Thomas F. Schulz am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover/Universität Hannover ab. Danach ging sie mit einem DFG-Forschungsstipendium als Postdoktorandin an das Labor von Prof. Dr. Hidde L. Ploegh an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge, USA. Dort erforschte sie viereinhalb Jahre lang die angeborene Immunantwort, die eine essentielle Rolle bei der Erkennung viraler Infektionen spielt. 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Seit 2018 ist sie Professorin am Institut für Genetik an der TU Braunschweig mit dem Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ und forscht an der Interaktion zwischen Viren und dem Immunsystem. Professorin Brinkmann ist stellvertretende Vorsitzende des Expert*innenrats der Bundesregierung, Beiratsmitglied des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (LIV) in Hamburg und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Virologie (GfV).

Über den Preis

Die Konferenz Biologischer Fachbereiche vergibt den Preis seit 2015. Ausgezeichnet werden damit Personen und Organisationen, die Probleme im Bereich der Biowissenschaften durch gute Lehre und kreative Forschung aufgezeigt oder gelöst haben. Bisherige Preisträger waren Prof. Axel Brennicke (Universität Ulm) für seine „Ansichten eines Profs“ im Laborjournal, Prof. Reinhard Paulsen (KIT) für sein Engagement bei der Gründung der KBF und der Entomologische Verein Krefeld, der eine vielbeachtete Studie über das Insektensterben erarbeitete.

Über KBF und MNFT

Die Konferenzen der Fachbereiche widmen sich der interuniversitären Kommunikation in den jeweiligen Fachbereichen. Die Biologischen Fakultäten und Fachbereiche der deutschen Universitäten organisieren sich dazu in der Konferenz der Biologischen Fachbereiche (KBF). Die KBF berät beim Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT), der Dachorganisation aller naturwissenschaftlichen Fachbereiche, sowie in der Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK) in fachspezifischen Angelegenheiten. Auf der MNFT-Plenartagung am 11. Juni 2022 wurde Prof. Robert Hänsch von der TU Braunschweig zum 1. Oktober 2022 zum Sprecher gewählt.

Kontakt:

Prof. Dr. Robert Hänsch
Technische Universität Braunschweig
Institut für Pflanzenbiologie
r.haensch@tu-braunschweig.de

Quelle: https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/sciencehero-preis-fuer-melanie-brinkmann/

Hannover bietet mit seiner starken wissenschaftlichen Basis in Medizininformatik und Künstlicher Intelligenz, seinen Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Inkubatoren und Netzwerken eine starke Basis für die Umsetzung neuer Ideen im Gesundheitssektor. Die DIGITAL HEALTH CITY HANNOVER bündelt Einrichtungen, Projekte, Initiativen und wird durch ein starkes Partnernetzwerk aus Gesundheitswirtschaft Hannover e.V., Medizinische Hochschule Hannover, Hochschule Hannover, WirtschaftsDienst, BioRegioN, Innovationszentrum Niedersachsen und der Deutschen Messe AG getragen. Wir durften mit Cornelia Körber, Projektleiterin Life Science & MedTec bei hannoverimpuls GmbH, sprechen und stellen die Initiative vor!

GesundheIT: Frau Körber, die Digital Health City in drei Worten?

Körber: Innovationstreiber, aktives Ökosystem, internationale Strahlkraft.

GesundheIT: Was sind die Ziele der Initiative? Welche Schwerpunkte setzen Sie und was ist das Besondere im Vergleich zu anderen Standorten in Deutschland?

Körber:

  • Die aktive Digital Health-Szene in Hannover entwickelt innovative Technologien, Produkte, Lösungen und Geschäftsmodelle für eine in die Zukunft gerichtete Gesundheitsversorgung der Patient*innen.
  • Hannover hat ein aktives Digital Health-Ökosystem als fruchtbaren Boden für alle Gesundheitsakteure, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
  • Hannover wird international als Leuchtturm-Standort für Digital Health wahrgenommen. Unser Netzwerk ist Ansprechpartner und bietet eine Plattform für Interessierte weltweit.

Unsere Vision: Die Gesundheitsszene in Hannover und Region ist heute schon stark: Es sind rund 76.000 Beschäftigte, d. h. jede und jeder siebte sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer*in ist im Gesundheitsbereich tätig. Damit stellt sie die stärkste Branche dar. Hannover bietet die größte kommunale Kliniklandschaft bis zur Supramaximalversorgung und ist Vorreiter in patientenorientierter Spitzenforschung. Vor allem in den Bereichen Infektion, Regeneration, Transplantation, Implantate, Biomedizintechnik und Hören ist Hannover Weltklasse. Als starker Versicherungsstandort punktet Hannover mit enger Anbindung zu den entscheidenden Kostenträgern.

Der digitale Wandel in der Gesundheitsbranche ist Chance und Herausforderung zugleich. Wir wollen dafür den Standort Hannover mit seinem Ökosystem für die Zukunft gestalten; mit Einbindung von Wirtschaft und Wissenschaft, Versorgung und letztendlich uns allen. Ganz nach unserem Oberbürgermeister Belit Onay, "Das wohl beste Leben, was wir leben können, ist ein gesundes Leben."

GesundheIT: Was erwartet die Teilnehmenden beim ersten Netzwerktreffen?

Körber: Am 1. Juli treffen sich rund 130 Player der Gesundheitswirtschaft im Neuen Rathaus Hannover zum Networking und zum Kick-off vom DHCH. In drei Panels zu den Themen „Robotik“, „Telemedizin“ und „Fachkräftemangel“ können sich Teilnehmende einen ersten Überblick über den Status-quo, die verschiedenen Projekte und den Bedarf verschaffen, Partner vom DHCH kennenlernen und ihre Expertise für die Gesundheitsversorgung von morgen mit einbringen.

GesundheIT: Wie können Unternehmen und Initiativen Mitglied werden?

Körber: Ab 1. Juli geht die DHCH-Website online. Hier präsentiert sich das zukünftige Digital Health Ökosystem – ganz übersichtlich auf einer interaktiven Seite. Hier können Unternehmen und Initiativen ganz einfach sichtbarer Teil des Ökosystems werden. Zudem freuen wir uns über weitere Akteure, die sich aktiv als Kooperations- oder Projektpartner einbringen wollen.

GesundheIT: Welche Kooperationen mit weiteren erstklassigen Gesundheitseinrichtungen sind in der Metropolregion geplant; wie können andere Standorte von Ihrem Vorhaben profitieren?

Körber: Wir sind offen für neue Projekte und Unterstützungsmöglichkeiten und wollen das Ökosystem überregional, national und international ausbauen. Wer Teil der Initiative sein will, sollte unbedingt Kontakt zu uns aufnehmen. Denn: Erfolg ist Teamleistung!

GesundheIT: Vielen Dank, Frau Körber.

Hinweis der Redaktion GesundheIT: Unter der Schirmherrschaft von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und Regionspräsident Steffen Krach, findet am Freitag, 1. Juli 2022 um 9.00 Uhr im Neuen Rathaus Hannover, Empfangssaal 1. OG die Auftaktveranstaltung statt. Dazu laden Sie die DHCH Partner*innen herzlich ein. Werden Sie mit Ihrer Expertise und Ihren Ideen Teil der DHCH-Community und melden Sie sich zur Veranstaltung an!

Weitere Infos und Anmeldung

Mehr über die Digital Health City Hannover unter: https://www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/de/Handlungsfelder/Digital_Health_City_Hannover.php

Ein Team von Wissenschaftler*innen um Professor Karsten Hiller vom Braunschweiger Zentrum für Systembiologie BRICS hat eine körpereigene, entzündungshemmende Substanz entdeckt: Mesaconsäure. Dieses Molekül könnte ein Wirkstoffkandidat sein, der sich zur Behandlung eines Schocks in Folge einer Blutvergiftung und bei Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) weiterentwickeln lässt – ohne die bekannten Nebenwirkungen bisher im Einsatz befindlicher entzündungshemmender Medikamente.

Das Team von Karsten Hiller beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Stoffwechselprodukten, die bei der menschlichen Immunabwehr eine Rolle spielen. So haben die Wissenschaftler*innen 2013 entdeckt, dass Immunzellen im Blut und Gehirn von Säugetieren Itakonsäure herstellen – eine Substanz, die man bis dahin nur im Stoffwechsel von Pilzen gefunden hatte. Itakonsäure ist ein natürliches Antibiotikum, bekämpft also Bakterien und hemmt Entzündungen.

In der Folge dieser Entdeckung war Itakonsäure Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Dabei stellten die Forschenden fest, dass zusammen mit der Itakonsäure stets ein weiteres Stoffwechselprodukt auftritt: die Mesaconsäure. Mesaconsäure ist eine chemische Verbindung, die der Körper aus zuvor entdeckten Itakonsäure herstellt. „Uns hat interessiert, ob die Mesaconsäure ebenfalls einen Einfluss auf Entzündungsreaktionen hat“, sagt Professor Hiller. Bei Versuchen mit Labormäusen erkannte das Forschungsteam, dass dies tatsächlich der Fall ist: Verabreicht man Mesaconsäure an Mäuse, deren Immunsystem gerade „überschießt“, also eine zu starke Abwehrreaktion zeigt, geht es den Mäusen schnell besser. Ihre Chance, zu überleben, steigt.

Wenn Wissenschaftler*innen solch einen Effekt festgestellt haben, müssen sie die dahinterliegenden Stoffwechselprozesse genau verstehen. Bei den Untersuchungen fand das Forschungskonsortium, an dem neun Forschungsgruppen aus Braunschweig, Bonn, Luxemburg, La Jolla (USA) und Arhus (Dänemark) beteiligt sind, heraus, dass Mesaconsäure ähnlich stark entzündungshemmend wirkt wie Itakonsäure. „Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied“, sagt Dr. Wei He, Mitarbeiter in Hillers Team und Erstautor der Studie: „Im Gegensatz zu Itakonsäure blockiert Mesaconsäure nicht das Enzym Succinatdehydrogenase. Dieses Enzym hat eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Zellen.“

Succinatdehydrogenase (SDH) ist Teil der Atmungskette. Wird es – beispielsweise durch Itakonsäure – gehemmt, hat dies starke negative Wirkungen auf den Stoffwechsel. Da Mesaconsäure keinen blockierenden Effekt auf das SDH-Enzym, aber eine ähnlich gute entzündungshemmende Wirkung wie Itakonsäure hat, ist es als potentieller Wirkstoff gegen Autoimmunerkrankungen besonders interessant. „Wir müssen jetzt untersuchen, warum Mesaconsäure einen positiven, entzündungshemmenden Effekt auf das Immunsystem hat“, sagt He.

Wenn die Forschenden auf diese Frage präzise Antworten haben, können mit Mesaconsäure konkrete pharmakologische Untersuchungen beginnen. „Die Mesaconsäure könnte als Wirkstoff gegen Krankheiten in Frage kommen, bei denen das Immunsystem zu stark aktiviert ist – beim septischen Schock und vor allem auch Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis oder bei entzündlicher Darmerkrankung“, so Professor Hiller. „Unter Umständen mit weniger Nebenwirkungen als andere Medikamente. Denn es handelt sich um eine Substanz, die der Körper selbst produziert und die die zentralen Stoffwechselwege in den Zellen nicht beeinträchtigt.“

Zur Studie

Die Studie entstand im Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ der TU Braunschweig im BRICS. Für die Untersuchungen wurde mit Mäusen und Immunzellen von Blutspendern gearbeitet. Die Tierversuche fanden am Luxembourg Institute of Health und an der Universität Bonn statt und wurden unter strengen Sicherheits- und Tierschutzauflagen durchgeführt. In Kooperation mit Hendricus Garritsen vom Klinikum Braunschweig wurden primäre Immunzellen von Blutspendern untersucht.

Über das BRICS: „Understanding Health“

Am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie, dem BRICS, wollen die Forschenden verstehen, was Gesundheit bedeutet. Dafür untersuchen sie die molekularen Zusammenhänge, die biologische Systeme im Gleichgewicht halten. Am BRICS betrachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit modernsten Methoden biologische Zellen und erfassen ganzheitlich und präzise den Status hochkomplexer Stoffwechsel-Netzwerke. Mit Hilfe computergestützter, bioinformatischer Methoden identifizieren sie diejenigen Faktoren, die biologische Systeme aus dem Gleichgewicht geraten lassen – und so zu Erkrankungen führen. Die so gewonnenen Erkenntnisse bringt das BRICS in die Entwicklung innovativer Therapien ein.

Das BRICS ist ein gemeinsames Forschungszentrum der TU Braunschweig, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und dem Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH.

Kontakt:

Prof. Dr. Karsten Hiller
Technische Universität Braunschweig
Institut für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik
Abteilung Bioinformatik und Biochemie
Rebenring 56
38106 Braunschweig
karsten.hiller@tu-braunschweig.de

Quelle: https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/wirksam-gegen-ein-ueberschiessendes-immunsystem/

Die Förderstiftung MHH plus zeichnet Professor Dr. Christoph Huber und PD Dr. Anna Saborowski aus, Wissenschaftsminister Björn Thümler und MHH-Präsident Prof. Michael Manns überreichen Preise.

Der Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis und die Johann-Georg-Zimmermann-Medaille gehören zu den höchsten Auszeichnungen für Verdienste in der Krebsforschung in Deutschland. Die Förderstiftung MHH plus hat die Preise am Montag, 13. Juni 2022, in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verliehen. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler hat gemeinsam mit MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns die Preise überreicht.

„Der Johann-Georg-Zimmermann-Preises ist eine der wichtigsten Auszeichnungen Deutschlands im Bereich der Krebsforschung. Ein Blick in die Biografie des Namensgebers macht auf verblüffende Art und Weise deutlich, wie aktuell und relevant sein Leben und Wirken für heutige medizinische Diskurse ist. Die heutigen Preistragenden stehen beispielhaft für die Potenziale einer modernen Krebsforschung“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Ich gratuliere Dr. Anna Saborowski und Prof. Dr. Christoph Huber von ganzem Herzen. Nicht zuletzt, weil mir die Stärkung von Transfer, Translation und Wissenschaftskommunikation ein Herzensanliegen bleibt – nicht nur bei der Bekämpfung der Volkskrankheiten.“

Mit der Johann-Georg-Zimmermann- Medaille wurde Prof. Dr. Christoph Huber, ehemaliger Leiter der III. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Mainz und Mitgründer des Unternehmens BionTech, für seine Verdienste um die Immuntherapie bei onkologischen Erkrankungen ausgezeichnet. Seine Arbeiten zur translationalen Entwicklung der mRNA-Impftechnologie haben die Behandlung solider Tumoren und von Infektionskrankheiten wie SARS-CoV 2 maßgeblich verändert. Darüber hinaus hat er als Firmenmitgründer und Wissenschaftsnetzwerker im Kampf gegen Krebs immer wieder neue Impulse gesetzt.

Den mit 10.000 Euro dotierten Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis - gerichtet an junge Krebsforscherinnen und Krebsforscher für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit - erhielt PD Dr. Anna Saborowski, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH. Als Clinical Scientist an der Schnittstelle zwischen Krankenversorgung und Grundlagenforschung treibt sie die Weiterentwicklung von Therapieansätzen für die Behandlung von Gallengangkarzinomen maßgeblich voran.

„Mit Prof. Dr. Christoph Huber ehren wir einen der herausragenden und innovativsten Onkologen unserer Zeit, der mit seinen Mitarbeitenden und Weggefährten der Immuntherapie von Tumoren den Weg in den klinischen Alltag geebnet hat“, betont MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns. „Und PD Dr. Anna Saborowski zeigt durch ihre Forschungen, wie bedeutsam die personalisierte Tumortherapie für die Überwindung von Therapieresistenzen ist.“

Herausragender Forscher und Netzwerker

Prof. Dr. Christoph Huber gilt als einer der Pioniere und Visionäre der immunologischen Krebsforschung, deren richtungsweisendes Potenzial der gebürtige Wiener schon in den siebziger Jahren erkannte. 2008 gehörte Professor Huber zu den Mitgründern der Mainzer Biotechnologieunternehmen Ganymed und BioNTech, denen er als Aufsichtsratsmitglied  verbunden war und ist. Christoph Huber studierte Medizin in Innsbruck, absolvierte hier auch seine Facharztausbildung in Innerer Medizin und schloss dort ebenfalls seine Habilitation ab. 1983 begründete er in Innsbruck eine der ersten europäischen Stammzelltransplantationseinrichtungen. Ab 1990 prägte Prof. Huber fast 20 Jahre lang die III. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz – unter seiner Ägide wurde sie zu einer international führenden Einrichtung zur Behandlung bösartiger Blut- und Tumorerkrankungen und einem Zentrum für Stammzelltransplantation und Palliativmedizin. Durch sein Engagement konnten zahlreiche Forschungsergebnisse der Krebsimmuntherapie aus dem Labor in die klinische Anwendung übertragen werden. In den mit Prof. Ugur Sahin und Prof. Özlem Türeci gegründeten Firmen Ganymed und BionTech sind inzwischen mehr als ein Dutzend hoch innovativer Immuntherapeutika auf dem Weg zum Markt gebracht und die erste Covid-19 Impfung zugelassen worden.  Prof. Huber wirkte in beeindruckender Weise als Gutachter und Funktionsträger in nationalen und internationalen Forschungsförderungsorganisationen sowie als wissenschaftlicher Berater in deutschen Großforschungseinrichtungen wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dem  GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München oder dem Max-Delbrück Zentrum in Berlin. Sein Gespür für innovative Ideen, sein Blick für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und sein Geschick, beides zusammen zu bringen, zeichnen den Träger des Bundesverdienstkreuzes, des Zukunftspreisträgers des Bundespräsidenten und Ehrenbürgers der Städte Mainz und Innsbruck besonders aus. Prof. Huber ist außerdem Autor von mehr als 450 wissenschaftlichen Publikationen in renommierten Zeitschriften, Herausgeber zahlreicher internationaler Wissenschaftsjournale, des deutschsprachigen Standardlehrbuchs „Die innere Medizin“ sowie des ersten Leitfadens für Krebsimmuntherapie.

Krebspatientinnen und -patienten passgenau behandeln

Krebserkrankungen von Gallenwegen und Leber sind das Spezialgebiet von PD Dr. Anna Saborowski, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH. Die 40jährige beschäftigt sich mit den molekularen Signalwegen, die zur Entstehung von bösartigen Tumoren beitragen und sich als Angriffspunkt für zielgerichtete Therapien eignen.

Nach ihrem Medizinstudium an der MHH und ihrer grundlagenwissenschaftlichen Ausbildung als Postdoktorandin am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, NY, hat sich Anna Saborowski den Herausforderungen einer „dualen Karriere“ in Wissenschaft und Forschung gestellt: sie ist einerseits als Ärztin in die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit gastrointestinalen Tumorerkrankungen eingebunden, zum anderen leitet sie eine grundlagenwissenschaftliche Arbeitsgruppe. Die Mutter von zwei Kindern engagiert sich darüber hinaus aktiv in der Nachwuchsförderung, beispielsweise als Gleichstellungsbeauftragte eines Sonderforschungsbereiches oder innerhalb des Nachwuchsgremiums der Europäischen Leberforschungsorganisation „EASL“. Was treibt sie an? „In den vergangenen Jahren konnten durch ein verbessertes Verständnis der Pathophysiologie maligner Erkrankungen ganz neue Konzepte in onkologische Therapien integriert werden. Ich glaube, dass sich diese neuen Konzepte noch weiter ausbauen lassen und wir in naher Zukunft mehr Tumorpatientinnen- und Patienten individualisiert therapieren werden. Aktuell an der Schnittstelle zwischen Klinik und Forschung zu arbeiten, ist extrem spannend und motivierend“, sagt sie. Im Mausmodell erforscht Dr. Saborowski beispielsweise den Einfluss bestimmter genetischer Veränderungen auf einen Tumor. Eignet sich die genetische Modifikation als Zielstruktur für medikamentöse Therapieansätze? Lässt sich, zum Beispiel durch Kombination unterschiedlicher Medikamente, ein vorzeitiges Therapieversagen abwenden? Auf diese und ähnliche Fragen sucht Anna Saborowski nach Antworten.

Bildunterschrift: MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns, die beiden Preisträger PD Dr. Anna Saborowski und Prof. Dr. Christoph Huber sowie Wissenschaftsminister Björn Thümler Copyright: Karin Kaiser / MHH

Quelle: https://www.mhh.de/presse-news/spitzenforschung-im-kampf-gegen-den-krebs

Zum zwölften Mal wird der Niedersächsische Gesundheitspreis von den Niedersächsischen Ministerien für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der AOK - Die Gesundheitskasse für Niedersachsen sowie der Apothekerkammer Niedersachsen ausgeschrieben. Gesucht werden Beispiele guter Praxis in den folgenden Preiskategorien:

1. Zurück zum gesunden Alltag: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stärken

2. Gender und Gesundheit: Angebote in der Gesundheitsversorgung und -förderung gendersensibel gestalten

3. eHealth – Digitale Technologien für mehr Gesundheit

Die Bewerbungen können bis zum 31. Juli 2022 bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. eingereicht werden. Eine Bewerbung ist ausschließlich digital möglich.

Mehr hier.

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