CoCareLab bekommt mehr als 520.000 Euro Förderung

Veröffentlicht: 16. Dezember 2024
Mit dem Projekt CoCareLab soll die stationäre Pflege und Betreuung verbessert werden. (Foto: Lukas Dörfler)

Innovativer Ansatz für die stationäre Pflege und Betreuung

Die Prognosen sind alarmierend: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird in Zukunft weiter stark steigen – bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Immer wieder wurde versucht, mithilfe der Digitalisierung Pflegekräfte in stationären Einrichtungen zu entlasten, jedoch meist ohne nachhaltigen Erfolg. Das soll sich nun mithilfe des CoCareLab, einer Kooperation der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg und der Evangelischen Stiftung Neuerkerode (esn), ändern. Für das Projekt haben sie gerade vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung eine Förderung in Höhe von mehr als 520.000 Euro bekommen.

Das Geld stammt aus dem Förderprogramm „Soziale Innovation“. „Die Transformation unserer Wirtschaft ist in vollem Gange. Je besser wir die Menschen auf diesem Weg mitnehmen, desto erfolgreicher gestalten wir den Wandel“, sagte Ministerin Wiebke Osigus bei der Bescheidübergabe. Durch innovative Projekte ließe sich die Lebensqualität der Menschen in ganz Niedersachsen verbessern.

Genau das ist auch das Ziel CoCareLabs, das sich einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung stellt mit einem innovativen Ansatz stellt. Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen um bis zu 37 Prozent steigen, was 6,8 Millionen Menschen entspricht. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit kalkuliert, dass der Bedarf an Pflegeberufen in der Seniorenhilfe auf 2,15 Millionen steigen wird. „Digitale Tools haben das Potential, die Pflegekräfte zu unterstützen. In der Realität der Pflegeheime konnten sie jedoch noch nicht nachhaltig in Pflegeprozesse integriert werden“, berichtet Prof. Dr. Martina Hasseler, die das Projekt vonseiten der Ostfalia begleitet. „Das wollen wir ändern.“

Bisher wurden digitale Tools und deren Nutzung in stationären Pflegeeinrichtungen meist von den Leitungskräften vorgegeben – und somit auch nur oberflächlich und kurzfristig genutzt. Hier setzt das CoCareLab an: Man orientiert sich an den Bedürfnissen der pflegenden Mitarbeitenden, die die Tools im Alltag erproben und evaluiert von Anfang an gemeinsam mit ihnen ihren Nutzen. Durch das Mitspracherecht und die aktive Einbindung der Pflegekräfte soll sichergestellt werden, dass die Tools, auf die man setzt, akzeptiert werden sowie eine hohe Anwendbarkeit und Nutzerfreundlichkeit aufweisen, um wirkliche, langfristige Entlastung gewährleisten zu können. Umgesetzt wird das CoCareLab in dem Braunschweiger Senioren- und Pflegezentrum Haus St. Vinzenz, welches Teil der Evangelischen Stiftung Neuerkerode ist.  „Hier herrschen die nötigen Voraussetzungen, um ein solches Projekt durchzuführen“, so Falko Salbert, der das Projekt auf esn-Seite leitet. „Wir sind bereit.“

Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 709.465,94 Euro, von denen 524.646,75 Euro aus dem Förderprogramm stammen. Los geht es schon im Januar, mit einer Laufzeit von drei Jahren. Von den Ergebnissen profitiert im besten Falle nicht nur das Haus St. Vinzenz. Lina Brandt von der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg sagt: „Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Einrichtungen in unserer Region und weit darüber hinaus anwenden und können so einen Beitrag für eine gesicherte Versorgung der Pflegebedürftigen der Zukunft leisten.“

Wir freuen uns die Techniker Krankenkasse als Exklusivpartner an Bord unseres HealthHacks zu haben. Digitalisierung, das Engagement der TK, die Rolle des HealthHacks, Chancen für Teilnehmende und ein Aufruf an alle Hacker*innen – Dirk Engelmann im Interview.

Zum Videobeitrag geht's hier.

Wir freuen uns die AWO Braunschweig und das Peter L. Reichertz Institut der TU Braunschweig und MHH als Premiumpartner an Bord unseres HealthHacks zu haben. Aktuelle Themen, Zukunft der Branche und das Besondere am HealthHack – wir haben nachgefragt.

GesundheIT: Herr Prof. Deserno, welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Deserno (PLRI): Am Zentrum für Unfall- und Notfallinformatik beschäftigen wir uns mit der digitalen Kommunikation in der frühen Rettungskette. Über die International Standard Accident Number (ISAN) wird es möglich, Unfälle und andere Notfälle automatisch zu melden und die relevante Information auszutauschen, ohne dass ein Disponent ein Interview führt. Künftig werden Lagepläne, Grundrisse der Wohnung oder auch Vitalparameter dem Rettungsdienst noch vor Eintreffen am Unfallort bekannt sein. Aber wir nutzen die Sensorik in Fahrzeug und Wohnung nicht nur, um im Notfall Hilfe zu rufen sondern auch, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Schlimmeres zu verhindern.

GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, welche Rolle spielen digitale Themen bei Ihnen in der Pflege?

Fersahoglu-Weber (AWO Braunschweig): Wir sehen große Potenziale im Bereich der Digitalisierung in der Pflege. Es gilt jedoch die Transformation in Schritten zu planen, die alle Akteure mitnehmen und vor allen Dingen einen hohen Nutzen generieren.  Wichtig dabei ist, dass es bei der Digitalisierung nicht um den Ersatz von Personal in Gesundheitsberufen geht, sondern darum den Arbeitsalltag der Pflegekräfte zu erleichtern bzw. zu unterstützen. Bei dem Weg in eine digitale Zukunft sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen, denn die Digitalisierung muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt.

Rifat Fersahoglu-Weber

GesundheIT: Was braucht es aktuell und in Zukunft in der Pflegebranche?

Fersahoglu-Weber: Digitalisierung ist nicht nur die Transformation von analogen zu digitalen Daten, sondern die daraus resultierenden Möglichkeiten sollen Freiräume schaffen, die es allen ermöglicht, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Ganz entscheidend wäre hier eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit zu schaffen, die auch auf Anwender zugeschnitten ist, die keine übermäßige Computeraffinität mitbringen. Kernthemen wie die Sicherstellung der Datensicherheit und Datenschutz sollten dabei nicht außer Acht gelassen werden. Digitalisierungsprozesse müssen es ermöglichen mehr Zeit für die Menschen in unseren Einrichtungen zu haben. 

GesundheIT: Herr Prof. Deserno, wie sieht es in der Medizintechnik-Branche aus? Wo gibt es Lücken?

Deserno: Aus dem Sport- und Wellnessbereich schwappen die Sensoren zum kontinuierlichen Gesundheitsmonitoring über. Allerdings fehlt es an einer Infrastruktur, Vitaldaten auch zu nutzen. In der Regel kann selbst der Patient nur über die App des Herstellers eine Visualisierung seiner Daten bekommen. Der Hausarzt bleibt hier außen vor. Das Konzept ist wie beim Laserdrucker: Das Geräts gibt’s quasi geschenkt, und der Toner kostet Unmengen. Die Apple-Watch ist erschwinglich, denn der Nutzer bezahlt mit seinen Daten. Es fehlt an einer einheitlichen Datenpattform und internationalen Standards für das Format von Vitaldaten.

Prof. Dr. Thomas Deserno

GesundheIT: Hacking for Health: Was begeistert Sie am HealthHack?

Deserno: In so kurzer Zeit von einer Idee zum funktionierenden Prototyp zu gelangen, in Teamarbeit von Menschen, die sich vorher noch gar nicht gekannt haben, und vor allem auch die Ideen selber, die beim HealthHack umgesetzt werden, das ist einfach toll mitzuerleben. Als Mentor berate ich die Teams und bin so von Anfang an mit dabei.

GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, warum ist die AWO als Wohlfahrtverband als Premiumpartner dabei?

Fersahoglu-Weber: Weil wir als AWO eine Begeisterungsfähigkeit für Innovation haben und wir hoffen innovative Digitalisierungsprojekte für den Bereich der Sozialwirtschaft zu erleben

GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, welche Chancen bieten Sie den Teilnehmenden?

Fersahoglu-Weber: Eine realistische Verortung Ihrer Idee und eventuell direkte Anwendungsmöglichkeiten zur Erprobung der Prototypen.

GesundheIT: Ihr Aufruf an alle Hacker*innen, Digi-Spezialist*innen, Pflegeprofis und Gesundheitsoptimisten in der Metropolregion und darüber hinaus?

Deserno: Dabei sein ist alles. Der Weg ist das Ziel. Welches Team am Ende einen Preis erhält ist meines Erachtens nebensächlich. Wichtig ist die Erfahrung, gemeinsam viel bewegen zu können. Und aus den vergangenen Jahren wissen wir, dass so manch ein Team bestand gehalten hat. Aus den gemeinsamen Interessen und Ideen sind Freundschaften oder gar Firmen entstanden, die mittlerweile erfolgreich am Markt sind. Macht mit beim HealthHack 2021 der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg!

Fersahoglu-Weber: Es gibt ganz viele Potenziale zu heben im Bereich der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Nutzen Sie ihre Chancen, ihre digitalen Ideen einzubringen.

GesundheIT: Vielen Dank für das Gespräch und auf einen erfolgreichen #HealthHack21!

Infobox: Die Premiumpartner werden am 4. November auf dem HealthSummit in Braunschweig in Silent Talks über ihre Gesundheitsinnovationen berichten. Mehr zur Veranstaltung und Anmeldung hier.

Wo steht das Team mit seinem smarten Speaker für das Krankenzimmer heute? Marc Margulan, Mitgründer von Dexter im LunchTalk mit dem Team der Metropolregion und Frank Stratmann, Mentor im Gesundheitswesen.  

Treffen sich ein Arzt und ein Ingenieur… um mit Sprache und Technik die Pflegebranche zu entlasten. Die Idee des digitalen Sprachassistenten wurde in der Arbeitsphase des HealthHacks 2020 weiter ausgearbeitet, gewann den ersten Preis und ist heute, ein Jahr später, als GmbH in Essen angemeldet. Die beiden Gründer Marc und Eren arbeiten gemeinsam mit ihren mittlerweile zwei Kolleg*innen aus der Softwareentwicklung kontinuierlich an der Weiterentwicklung von Dexter. Der smarte Sprachassistent für das Pflege- oder Krankenzimmer verbindet Patient*innen mit Pflegenden per „Direktleitung“. Wird nach einem Glas Wasser gefragt oder ist jemand gestürzt? Im Mittelpunkt steht die Entlastung der Pflegekräfte, die durch eine bessere Priorisierung ihrer Aufgaben und vereinfachte Dokumentationsmöglichkeiten mehr Zeit für die Arbeit mit den Patient*innen haben. Beide Gründer haben sich im letzten Jahr viel Feedback aus der Gesundheitspraxis eingeholt und Dexter stetig weiterentwickelt. Wichtige Themen heute: Mensch-Maschine Interaktion und Cyber Security. Mit einem erfolgreichen Förderantrag beim Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Tasche, startet nun die erste Pilotstudie im November, in der Dexter in einer Pflegeheim- und einer Krankenhausumgebung erprobt wird.  

Die Dexter-Erfolgsstory macht Lust selber am HealthHack teilzunehmen? Los geht’s ab dem 4. November, mehr Infos dazu und Anmeldung hier.  

In dieser Ausgabe durften wir mit Prof. Dr. Martina Hasseler, Professorin an der Fakultät Gesundheit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, sprechen.

#Fokusthemen: Welche Forschungsschwerpunkte hat die Fakultät Gesundheit im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft?

Die Fakultät Gesundheitswesen wendet sich der Thematik der Digitalisierung im Gesundheitswesen immer mehr in der Forschung zu. Dabei sind Fragestellungen der Erforderlichkeit digitaler Kompetenzen von Gesundheits- und Pflegeberufen, aber auch Lehrenden in Gesundheits- und Pflegeberufen wie zukünftigen Managern:innen in Einrichtungen und Institutionen des Gesundheitswesens relevant. Weitere Fragestellungen sind die sinnvolle Entwicklung digitaler Tools, die die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in ihren Prozessen unterstützen und zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen führen. Digitale Technologien im Gesundheitswesen werden transformative wie auch disruptive Veränderungen herbeiführen, die alle Ebenen des Gesundheitssystems betreffen: die Organisation, die Prozesse, das soziale System wie auch die Veränderungen der sozialen Interaktion und Kommunikation. Diese Veränderungen in all der Komplexität und den Auswirkungen zu begleiten und zu erforschen, ist ein großes Anliegen von uns und darin liegt eine große Relevanz.

#Zukunft: Was sind Ihre Zukunftsvisionen?

Meine Zukunftsvisionen sind, dass die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen von den Bedarfen und Bedürfnissen der Menschen und Berufsgruppen ausgeht. Nicht selten werden digitale Projektideen aus dem Bedürfnis heraus entwickelt, einen Mangel zu kompensieren (z.B. Pflegepersonalmangel) oder sie folgen einem simplen und reduzierten Verständnis der professionellen Pflege. Wir benötigen vor diesem Hintergrund darüber hinaus digitale Technologien in Gesundheit und Pflege, die die Komplexität der versorgerischen Prozesse berücksichtigen. Das Gesundheits- und Pflegewesen funktioniert nicht eindimensional und/oder linear. Wie kommen wir dahin, diese Punkte zu berücksichtigen? Wir benötigen sehr gute Bedarfsanalysen, partizipative Herangehensweisen an die Entwicklung, Erprobung und wissenschaftliche Begleitung der Projekte, Zugrundelegung der Prozesse der Gesundheits- und Pflegeversorgung (bspw. den Pflegeprozess), Zieldefinitionen der neuen digitalen Tools, sehr gute Forschungsdesigns für die Erprobung der Wirksamkeit auf den diversen Ebenen, Integration der ethischen und sozialen Konsequenzen, sinnvolle Kostenanalysen u.w.m.

#Motivation: Welchen Mehrwert wünschen Sie sich aus dem Verbund der Metropolregion?

Als Mehrwert wünsche ich mir, dass in der Entwicklung von neuen digitalen Technologien nicht nur die gesundheits-, pflege- und rehabiliationswissenschaftlichen wie auch gesundheitsökonomischen Disziplinen einfließen, sondern auch die Bedarfe der in der patientennahen Versorgung tätigen Berufsgruppen wie die Bedürfnisse der Patienten:innen und Pflegebedürftigen. Bislang erscheint die Entwicklung noch technologiegetrieben und eher von den technischen Möglichkeiten gesteuert. Jedoch ist nicht alles, was technisch in der Entwicklung möglich ist, sinnvoll für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung. Ich wünsche mir, dass wir mit einem interdisziplinären und partizipativen Ansatz neue digitale Technologien entwickeln und wissenschaftlich in der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit wie ethisch-sozialen Auswirkungen erforschen und damit einen Mehrwert leisten für die Menschen in der Region, die von gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung abhängig sind.

Infobox: Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften veranstaltet am 12. November gemeinsam mit der Metropolregion die internationale Online-Konferenz "Digitale Pflege". Prof. Dr. Martina Hasseler führt gemeinsam mit Kai Florysiak ab 9.30 Uhr durch das Programm. Mehr zu der Veranstaltung hier.

Die Roland Berger „Future of Health“ Studie ermittelt die Digitalisierung als Innovationsmotor Nummer eins: Artificial Intelligence und Sensorik vorne.  

Für die Future of Health Studie wurden mehr als 400 internationale Healthcare-Expert*innen mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund befragt. Darunter Vertreter von Kostenträgern, medizinische Leistungserbringern sowie pharmazeutischen, medizintechnischen und Digital Health Unternehmen. Bei der Frage, welche Art von Innovationen bis 2026 die größten Veränderungen hervorrufen werden, ergaben sich folgende Ergebnisse: 

52%: Künstliche Intelligenz 

49%: Digitale Sensoren bzw. digitales Monitoring  

35%: Individualisierte digitale Coaching-Programme für chronisch kranke Patient*innen.  

35%:  Zell- und Gentherapien  

33%: Digitale Therapien  

28%: mRNA erreichte mit 28% Nennungen nur Platz sechs.  

Die Studie ist keine reine Digitalisierungsstudie. Sie beschäftigt sich mit Innovationen im gesamten medizinischen Spektrum.  

Quelle: KI und Sensoren toppen Hitliste medizinischer Innovation: E-HEALTH-COM 

Bildquelle: Roland Berger

Das Ziel ist klar: Ein einfaches und sicheres digitales Gesundheitswesen und Telematikinfrastruktur(TI). Daher hat die Gesellschafterversammlung der gematik im September 100%-einstimmig die Modernisierung der TI, orientierend an den von der gematik konzipierten sechs Säulen zur TI 2.0 beschlossen. Die Umsetzung ist ein komplexes, mehrjähriges Vorhaben mit einem zeitlichen Horizont bis Ende 2025. Dr. med. Markus Leyck Dieken, CEO der gematik, betonte: „Mit einem entsprechenden Governance-Verfahren – also mit den Regularien und Maßnahmen, nach denen nach innen und außen gehandelt wird, – wollen wir gemeinsam mit unseren Gesellschaftern bei der schrittweisen Weiterentwicklung ein besonderes Augenmerk auf den Nutzen für die Patienten, die Wirtschaftlichkeit und auf eine Verbesserung der Versorgungsprozesse legen.“ 

Die sechs Säulen der TI 2.0: 

  1. Elektronische Identitäten (Förderales Identitätsmanagement) 

Beispiel: Möchte eine Nutzerin eine Anwendung nutzen, loggt sie sich beim Identitätsprovider ein. Dieser fragt einmalig ihre Zustimmung zur Herausgabe ihrer Nutzerdaten ab und leitet diese dann an die Anwendung weiter. Die Anwendung vertraut dabei dem Identitätsprovider und meldet die Nutzerin mit den übermittelten Daten an. 

  1. Internetzugang und mobile Nutzung (universelle Erreichbarkeit) 

Beispiel: Versicherte, die ePA und E-Rezept nutzen, können mit ihrem Smartphone und den darauf installierten Apps über das Internet direkt auf diese Dienste zugreifen. Leistungserbringer wie Ärztinnen und Apothekerinnen brauchen für den Zugriff auf die Dienste keinen Konnektor mehr. 

  1. Verteilte Dienste 

Beispiel: Für die Aktualisierung seiner elektronischen Patientenkurzakte kann ein Patient den automatischen Abgleich mit seinem Schmerztagebuch (DiGA) freigeben. Auf diese Weise werden die Informationen zur Schmerzmedikation aus dem elektronischen Medikationsplan in die Akte integriert und schaffen für den behandelnden Arzt oder in einem medizinischen Notfall Erleichterung und Klarheit. 

  1. Strukturierte Daten und Standards 

Für Datenstrukturen und Schnittstellen in der TI 2.0 wird FHIR (Fast Healthcare InteroperabilityResources) als übergreifender Standard etabliert. FHIR hat sich aus der klinischen Praxis entwickelt, wird international verwendet und ist darauf ausgerichtet, den interoperablen Datenaustausch für alle denkbaren Arten medizinischer Dokumentation zu unterstützen. Damit wird es möglich, benötigte Dokumente und Daten flexibel und anwendungsfallbezogen auszuwählen und neu zu strukturieren – auch als Voraussetzung für die dienst- bzw. anwendungsübergreifende Integration. 

  1. Moderne Sicherheitsarchitektur 

Die Sicherheit der TI 2.0 wird über das Prinzip des „Zero Trust Networking“ gewährleistet. Dabei ist jede Verbindung Ende-zu-Ende abgesichert, beide Seiten jeder Verbindung müssen sich gegenseitig authentisieren. Hinzu kommen die Registrierung und Attestierung der genutzten Geräte sowie Systeme zur Missbrauchserkennung bei den Diensten der TI. 

  1. Gemeinsames TI-Regelwerk 

In der TI 2.0 werden Mindeststandards durch ein Regelwerk aus rechtlichen, organisatorischen und technischen Regeln etabliert. Das Regelwerk bildet den Kern der Sicherheitsarchitektur der TI. Es wird von den sektorverantwortlichen Stellen (z. B. Kassenärztliche Bundesvereinigung, Deutsche Krankenhausgesellschaft) gemeinsam mit der gematik erarbeitet und durchgesetzt. Geregelt werden darin Fragen von Sicherheit und Datenschutz, Funktionalität, Interoperabilität sowie Verfügbarkeit. 

Quelle: gematik: Zielbild und Kurs für Telematikinfrastruktur klar: E-HEALTH-COM 

Bildquelle: gematik

Mehr im Whitepaper „TI 2.0 – Arena für digitale Medizin“ der gematik (2021)gematik_Whitepaper_Arena_digitale_Medizin_TI_2.0_Web.pdf 

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