Eindrücke vom PPZ Pflege-Innovationsworkshop

Veröffentlicht: 31. Januar 2022

Im Projekt Pflegepraxiszentrum Hannover (PPZ Hannover) werden technische Innovationen zur Unterstützung von Pflegefachpersonen und zur Verbesserung der Patientenversorgung erprobt. InCa 4D Projektleitung Isabel Ottmann war bei einem der Innovationsworkshops dabei und berichtet über ihre Eindrücke.  

Im Fokus der Innovationsworkshops des PPZ Hannover steht die Diskussion und Beurteilung der Praxistauglichkeit und Wirksamkeit von technischen Innovationen sowie die Empfehlung neuer technischer Produkte für eine Erprobung auf der Projektstation. Dr. Jörn Krückeberg vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik (PLRI) an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Daniel Beume von der Hochschule Hannover (HsH), die beide dem Projektteam angehören, moderierten den Workshop. 

In der Feedback-Runde zu technischen Produkten, die sich bereits in Erprobung befinden, kam bspw. das inmu Relax-Kissen besonders gut an. Zugleich wurde auch deutlich, dass es heterogene Ansichten der Nutzer*innen (Pflegefachpersonen) zu den zahlreichen erprobten Technologien gibt. Insbesondere die Smartphone-App Cliniserve sowie ein Tracking-System zum Auffinden von Gegenständen auf der Station wurde von den Pflegekräften laut Dr. Krückeberg bisher zwar positiv, in Details aber sehr unterschiedlich bewertet. 

Anschließend ging es in die Vorstellung neuer technischer Produkte – hier stieß insbesondere der Therapieball Ichó auf großes Interesse bei den Workshop-Teilnehmer*innen. Auch die perspektivische Einführung eines robotischen Systems für die Pflege wurde diskutiert. Nach Dr. Krückeberg stehen die Entwicklungen im Bereich der Pflege-Robotik noch am Anfang. Er verweist neben den technischen Hürden auch auf die sogenannten ELSI-Aspekte: Ethische, rechtliche und soziale Gesichtspunkte müssen bei der Entwicklung und Nutzung robotischer Systeme beachtet werden. Hier liegt auch ein Grund dafür, weshalb Roboter im Pflegekontext derzeit deutlich langsamer agieren als Menschen: „Gerade im Bereich der Pflege muss das Unfallrisiko beim Einsatz eines autonom fahrenden Systems Berücksichtigung finden. Technisch besteht diese Hürde allerdings nicht: Zum Beispiel in Bereichen industrieller Fertigung werden Roboter mit enormer Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit eingesetzt – allerdings haben dort Menschen keinen direkten Zugang zu der Maschine und es gibt hohe Sicherheitsstandards“, so Dr. Krückeberg. 

Unsere Projektmanagerin Isabel Ottmann resümiert: „Zwischen dem PPZ und der Entwicklungsplattform Innovative Pflege gibt es viele Überschneidungspunkte, beispielsweise beim Thema Robotik. Zugleich war es auch sehr interessant, weitere innovative Produkte für die Pflege kennenzulernen, die ich mir auch im metropolregionalen Pflege- und Gesundheitsnetzwerk für den Einsatz in der Praxis vorstellen kann. Das Feedback der Pflegefachkräfte dazu war für mich besonders wertvoll.“ 

Das Pflegepraxiszentrum Hannover gehört zum Cluster „Zukunft der Pflege“ und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Ziel des PPZ Hannover ist der Aufbau einer zukunftsfähigen Station, in der technische Innovationen zur Unterstützung von Pflegefachpersonen und zur Verbesserung der Patientenversorgung eingesetzt werden. 

Am 21./22.09.2022 findet die als Hybridveranstaltung geplante 5. Clusterkonferenz im Rahmen des Clusters Zukunft der Pflege in Freiburg statt. Sie steht unter dem Motto "Technologie bewegt Pflege". Sie sind herzlich zur Einreichung von Abstracts für Vorträge, Poster und Demonstrationen zu dieser Konferenz eingeladen. Mehr Informationen unter https://www.uniklinik-freiburg.de/zukunft-der-pflege-2022.html

Das Bild zeit den ichó-Therapieball im Praxistest | Bildquellle: PPZ Hannover 

In dieser Ausgabe durften wir mit Dr. Regina Schmeer, Geschäftsführung Pflege, Pflegewissenschaft an der MHH und Leiterin des Pflegepraxiszentrums Hannover sprechen.

3 Fragen an…das Pflegepraxiszentrum Hannover

#Fokusthemen: Welche Forschungsschwerpunkte hat das PPZ im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft?

Aktuell gibt es eine dynamische Entwicklung technischer Produkte (Innovationen), die das professionelle oder informelle Pflegehandeln unterstützen und verbessern möchten – häufig haben wir es dabei mit vielversprechend klingenden Technologien zu tun, wissen aber meist nicht, ob sie den Pflegenden tatsächlich helfen. Das Ziel des PPZ Hannover ist die Umgestaltung einer Normalstation in der Medizinischen Hochschule Hannover in eine zukunftsfähige Krankenhausstation mit den Zielen einer besseren Gesundheitsversorgung und um mehr über den Einfluss solcher Pflegetechnologien zu erfahren. Auf dieser Station:

1) werden bedarfsgerechte technische Innovationen eingeführt, um zu erforschen, welches Unterstützungs- und Entlastungspotenzial sie für Pflegefachpersonen und Patient*innen haben und wie sie sich auf den Arbeitsprozess auswirken.

2) wird ein partizipatives Einführungskonzept entwickelt, dass Einbezug und Mitentscheidung von Pflegefachpersonen in Produkteinführungen trotz eines dichten und stark strukturierten Arbeitsalltags ermöglicht.

3) werden Pflegefachpersonen für die digitalen und technischen Entwicklungen im Professionsfeld Pflege weitergebildet, um sie optimal auf sich verändernde Anforderungen einer digitalisierten Pflegepraxis vorzubereiten.

#Zukunft: Was sind Ihre Zukunftsvisionen?

Wir benötigen eine nachhaltige Integration von technischen Innovationen in die Gesundheitsversorgung in allen Sektoren. Für eine flächendeckende Ausweitung werden mehr Ressourcen sowie eine angemessene Finanzierbarkeit der Produkte für die Nutzenden benötigt. Daher beinhaltet die Zukunftsvision auch einen bedarfsorientierten, evidenzbasierten und refinanzierten Einsatz von technischen Produkten, damit Pflege weniger profitorientiert und mehr menschenzentriert wird.

Das PPZ Hannover zeigt exemplarisch auf einer Station, wie die Zukunft aussehen kann. Die Ergebnisse unseres Projektes (und des Forschungsclusters „Zukunft der Pflege“, von dem wir ein Teil sind) können helfen zu verstehen, an welchen Stellen es Implementationshürden für technische Produkte im Pflegesetting gibt und wie Pflegefachpersonen als Nutzende technischer Innovationen in deren Auswahl und Einführung eingebunden werden können.

#Motivation: Welchen Mehrwert wünschen Sie sich aus dem Verbund der Metropolregion?

Wir wünschen uns, dass die Metropolregion eine Initiative vorantreibt, um die technische Ausstattung von Gesundheitseinrichtungen in der Region zu erfassen. Basierend auf diesen Ergebnissen sollte eine Angleichung aller Einrichtungen fokussiert werden, etwa durch gezielte Förderprogramme, die das Ziel haben, die technische Grundvoraussetzung einer digitalisierten, sektorübergreifenden Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Und wir wünschen uns einen intensiven Austausch zwischen Entwickelnden und Nutzenden.

Vielen Dank, Frau Dr. Schmeer.

Bildquelle: MHH

Mit einem Knopfdruck auf den roten Buzzer und bunten Luftschlangen wurde der Startschuss HealthHack21 gefeiert und erste Teams finden sich bereits zusammen. Gemeinsam virtuell an der Gesundheitsversorgung von morgen arbeiten, von wertvollen Impulsen unserer metropolregionalen Mentor*innen profitieren und einen Prototypen entwickeln, der unsere Jury begeistert – jetzt anmelden unter https://healthhack21.devpost.com/ und bis zum 23. Januar 2021 gemeinsam mit anderen Zukunftsbegeisterten aus der ganzen Welt an neuen Lösungen arbeiten. Bis zu 1.000 EUR Preisgeld gibt es für die besten Ideen.

Die Termine für die „Book-A-Mentor-Sessions“ stehen fest: Am 15. Dezember und 12. Januar können sich die Teilnehmenden mit unseren erfahrenen Mentor*innen zu ihren Ideen und Lösungen austauschen – ehrliches Feedback ist garantiert. Um eine vorherige Anmeldung über Devpost wird gebeten.

Der HealthHack ist die zentrale Plattform zur Entwicklung von Innovationen in Gesundheit und Pflege und findet in diesem Jahr bereits zum vierten Mal statt. Wir freuen uns, dass Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle erneut die Schirmherrschaft übernimmt.

Metropolregion GmbH meets Living Care Lab. Wir haben uns diese Woche auf den Weg nach Stadthagen gemacht, um das Living Care Lab zu besuchen. Von Schaumburg nach München in die Schweiz: Das Projekt der Stadt Stadthagen wird vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser gefördert und stellt Pflegeinnovationen verschiedener Art - digital und analog - vor, begleitet Gründer*innen und stärkt die Region. Aktuell befinden sich 17 Innovationen im Showroom, die in einem sechsmonatigen Turnus ausgewechselt werden: der Sensoren-Sessel, der Ein-Hand-Teller, der Sprachassistent, der auf Hilferufe reagiert oder die VR Brille für die Yogastunde, können live vor Ort ausprobiert werden. Das Konzept geht auf - das Living Care Lab kooperiert mit verschiedenen Pflegeheimen der Region und regt zum Austausch und Ausprobieren an. Einige der Ausstellungsprodukte sind bereits erfolgreich in der Pflegepraxis implementiert, so beispielsweise der Trinkbecher "Sippa", der das Trinken bei Schluckbeschwerden einfacher macht. Leiter Mario Bierschwale, der früher selbst als Pfleger gearbeitet hat und daher die alltäglichen Herausforderungen in der Praxis kennt, sagt: "Das Living Care Lab und das Projekt InCa 4D der Metropolregion verfolgen ein gemeinsames Ziel: Wir wollen, dass Pflegeinnovationen in der Praxis ankommen und dort einen tatsächlichen Nutzen stiften. Eine engere Kooperation und der Aufbau eines gemeinsamen Netzwerks hilft dabei, dies zu ermöglichen."

Mario Bierschwale mit Isabel Ottmann (Projektmanagerin Gesundheit) und Julia Widmer (Kommunikationsreferentin) im Living Care Lab.

Das Open-Space Büro im Zentrum Stadthagens fungiert gleichzeitig als Workshop-Location, um Gründer*innen zu vernetzen oder Studierendenprojekte für die Pflege durchzuführen. Über den Arbeitsalltag von Mario Bierschwale, die Innovationen, die Zukunft des Labs und die der Pflege berichten wir im Auf den Punkt-Interview im November Newsletter.

Mehr über das Living Care Lab und spannende Lösungen aus und für die Pflege gibt es auf unserem HealthSummit Ideenmarktplatz am 4. November in Braunschweig!

Der nächste und letzte InCa 4D Innovationsworkshop 2021 findet am 10. November statt. Die Projektgruppen treffen sich dieses Mal online, um sich auszutauschen und im Design-Thinking Ansatz weiter an ihren Projektideen zu arbeiten. Der Workshop bietet eine gute Möglichkeit, neue Ideen zu besprechen, bestehende Projektideen weiter zu entwickeln, Feedback einzuholen und sich über Fördermöglichkeiten zu informieren. Die Moderation übernimmt das AWO Innovationslabor. Um eine Anmeldung bis zum 29. Oktober unter isabel.ottmann@metropolregion.de wird gebeten.

In 2022 geht es weiter - die kommenden Workshoptermine werden zeitnah bekannt gegeben.

In weniger als zwei Wochen ist es soweit – am 4. November ab 15 Uhr trifft sich die metropolregionale Gesundheitswirtschaft auf unserem HealthSummit im Trafo Hub in Braunschweig. Wir freuen uns, in großer Runde über Zukunftsthemen und -fragen in Gesundheit und Pflege zu diskutieren, Projektideen und Innovationen aus und für die Metropolregion vorzustellen und das Partnernetzwerk weiter zu stärken.  

Wie sieht die Zukunft der Gesundheitsbranche aus? Keynote-Speakerin Karen Piontek vom Berliner Unternehmen Flying Health nimmt uns mit auf eine Reise ins Übermorgen.  

Unter dem Motto „Smart“, „Mobile“, „Health“ berichten Partner der Netzlink Informationstechnik GmbH, dem Peter L. Reichertz Institut (PLRI), der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und der AWO Braunschweig in Kooperation mit der Ostfalia Hochschule in parallelen Silent Talks über ihre Pflege- und Gesundheitsinnovationen aus der Metropolregion. Die Partner unserer Entwicklungsplattform Innovative Pflege und des HealthHacks präsentieren sich auf unserem Ideenmarktplatz und laden zum Austauschen und Ausprobieren ein. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung: Der Kick-Off unseres hybriden HealthHacks. Nachdem der Gesundheits-Hackathon im letzten Jahr rein virtuell stattfand, freuen wir uns besonders, den Startschuss in diesem Rahmen mit Ihnen gemeinsam feiern zu können. Einen herzlichen Dank an unseren niedersächsischen Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle, der wieder die Schirmherrschaft des Hackathons übernommen hat. 

Blicken Sie mit uns in die Zukunft – was sind Ihre Visionen für die Gesundheit und Pflege? Wir freuen uns auf ein spannendes Programm und anregende Gespräche mit Ihnen!

Programmablauf

15:00 Uhr: Ankunft und Start Ideenmarktplatz 

15:15 Uhr: Begrüßung und Vortrag Hauptbühne 

  • Keynote: Zukunft der Gesundheitsbranche; Karen Piontek (Flying Health) 
  • Podiumsdiskussion 

16:00 -16:15 Uhr: Pause 

16:15 Uhr: Parallele „Silent Talks“ 

  • Smart: Netzlink Informationstechnik GmbH – Gesundheits- und Pflegeinnovationen 
  • Mobile: PLRI/PTB – Digitale Lösungen für die Gesundheitsversorgung 
  • Health: AWO Braunschweig / Ostfalia Hochschule – Bedarfe aus der Pflegepraxis und Lösungsansätze 

16:45 – 17:15 Uhr: Pause  

17:15 Uhr: Kick Off HealthHack 

17:45 Uhr: Zeit für Networking bei leichtem Buffet und Getränken

Wir freuen uns, Sie am 4. November endlich wieder persönlich begrüßen zu dürfen!

Wichtiges:

2G-Regel: Für die Veranstaltung gilt die 2G-Regel, teilnehmen können Geimpfte und Genesene. Der Nachweis ist vor Ort im Trafo Hub zu erbringen. Um das Besuchertracking zu erleichtern, bitten wir Sie, sich vorab formlos über die Mailadresse events@metropolregion.de anzumelden. Mit der Teilnahmebestätigung erhalten Sie weitere Informationen zur Veranstaltung. Der Einlass ist ab 14:15 Uhr möglich.

Anreise: Die Location ist zentral in der Braunschweiger Innenstadt gelegen und innerhalb von circa 15 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Ab Hauptbahnhof fährt die Straßenbahn 5 (Richtung Broitzem) bis zur Haltestelle Luisenstraße. Ebenso der Bus 429/461 (Richtung Rudolphsplatz) bis zur Haltestelle Friedrich-Wilhelm-Platz.Parkmöglichkeiten: Eine begrenzte Anzahl Parkplätze sind an der Location verfügbar. Weitere Parkmöglichkeiten befinden sich in den Nebenstraßen oder im nahegelegenen Parkhaus CONTIPARK.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Entwicklungsplattform Innovative Pflege InCa 4D statt und wird gefördert vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser.

Aus der Metropolregion

Arbeiten an Innovation für die Pflege. Bildquelle: AWO Braunschweig

Die Projektgruppen engagieren sich in hohem Maße bei der Entwicklung technischer Unterstützungen für echte Pflegeszenarien. Förderanträge sind geschrieben und eingereicht worden, Anwendungsszenarien werden konkretisiert, aber auch neue Projektideen kommen dank eines ständig wachsenden Netzwerks an Projektpartner*innen hinzu“, resümiert Isabel Ottmann den InCa 4D Innovationsworkshop bei der AWO Braunschweig. Die AWO  und die Ostfalia Hochschule arbeiten in ihrer Arbeitsgruppe „Pflegeroboter Cruzr“ weiter an realen Pflegeszenarien, die durch den Roboter unterstützt werden können.

Zunächst soll der Roboter für das Besuchermanagement (weiter)entwickelt werden. Hierzu zählen automatische Terminvergaben mit den Angehörigen, der Empfang der Besucher, Zugangskontrollen mit Abgleich der Besucherdaten, einem gültigen Corona-Test (oder jeweils angepasste Tests bei zukünftigen Infektionsereignissen), das Messen der Körpertemperatur und das Tragen von Schutzmasken. Darüber hinaus sollen Kommunikations-Apps, z.B. ein Videokonferenzsystem und ein Chatbot, programmiert werden. Durch einen Einsatz des Roboters in diesen beiden Anwendungsszenarien stellt er bereits eine signifikante Unterstützung in Pflegeheimen dar, wie aus der Bedarfserhebung aus der Pflegepraxis hervorgeht.

Besuchermanagement unter Pandemiebedingungen

  • Besucherempfang
  • Zugangskontrollen mit Abgleich der Besucherdaten und des Impfstatus bzw. dem Nachweis eines gültigen Corona-Tests
  • Körpertemperaturmessung

Kommunikative Unterstützungsmaßnahmen für Pflegebedürftige

  • Spiele, Bewegungs- und Gedächtnistraining
  • Chatbot zur Interaktion mit Cruzr
  • Videotelefonie zur niedrigschwelligen virtuellen Kommunikation mit Angehörigen.

Auch hat sich mit der Medizinischen Hochschule Hannover und dem AWO Psychiatriezentrum Königslutter eine neue Arbeitsgruppe gefunden, die sich mit KI für die Diagnostik in psychiatrischen Behandlungen beschäftigt – eine spannende Projektidee!

Sie haben Interesse sich einer Projektgruppe aus dem Netzwerk der Entwicklungsplattform Innovative Pflege anzuschließen oder mit einer neuen Projektidee dabei zu sein? Der nächste Workshop findet am 10. November statt, nähere (Anmelde)Informationen gibt es bei Isabel Ottmann (isabel.ottman@metropolregion.de). Tipp: Der nächste Innovationsworkshop bietet eine gute Möglichkeit, um im Rahmen des am 4.11. startenden HealthHacks gemeinsam mit Techies aus der ganzen Welt an Projektideen zu arbeiten und sich im Netzwerk auszutauschen!

Bildquelle: AWO Braunschweig

Dass insbesondere in der Pflege der Bedarf nach Konzepten der Digitalisierung zur Entlastung der Pflegekräfte sehr hoch ist, hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie aufgezeigt. Aber neben Entlastungen auf rein administrativer Ebene kann man auf diesem Gebiet auch echte Innovationen erwarten. Das Themenheft der mdi (Medizin.Dokumentation.Informatik) zeigt auf, was auf zukunftsweisenden Gebieten wie dem Einsatz künstlicher Intelligenz in der Pflege oder der Einführung unterstützender Pflege-Roboter möglich ist und präsentiert dazu die Entwicklungsplattform Innovative Pflege "InCa 4D" als Schwerpunktthema.

Gemeinsam mit InCa 4D Projektpartnern aus der Wissenschaft, darunter Prof. Dr. Michael Prilla (TU Clausthal), Prof. Dr. Martina Hasseler (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften) und Prof. Dr. Reinhard Gerndt berichten wir über das Projekt, Herausforderungen in der Pflege durch Digitalisierung, potenzielle Einsatzfelder von Pflegerobotern wie dem Cruzr und AR-Brillen, die Weiterentwicklung der Gesundheitspolitik, ethische Aspekte und mögliche Geschäftsfelder in der Metropolregion. Der Artikel ist unter mdi_2_2021_SD_IcCa4D einsehbar.

Weitere Autoren:
Marc Janßen, TU Clausthal
Edzard Schönrock, Verein Wissenschaft in der Metropolregion
Marvin Stüde, Leibnizuniversität Universität Hannover

Ralph Keller, Gründer des Online-Shops für Senior*innen "MyHilda" und des Lieferdienstes "Emma" im Gespräch über die Idee, die Funktionsweise, Einsatzszenarien und nächste Schritte.

Herr Keller, wie kam es zu Ihrer Idee, einen Online-Shop für Senior*innen zu gründen und was macht myHilda so besonders?

Alles begann im Jahr 2001, als ich zum ersten Mal in ein Seniorenheim fuhr, um den Bewohner*innen Mode zu präsentieren, sie zu beraten und ihnen neue Kleidungsstücke zu verkaufen. Die Menschen waren so dankbar für die Möglichkeit, sich selbst bestimmt – ohne die Hilfe der Angehörigen oder des Pflegepersonals – neu einzukleiden, dass ich daraus ein Geschäftsmodell entwickelte und 15 Jahre lang Senior*innen in zahlreichen stationären Alteneinrichtungen mit meiner „mobilen Modeboutique“ besuchte.

Über die Jahre wurde jedoch immer deutlicher, dass ich die große Nachfrage aus logistischen Gründen nicht optimal bedienen konnte. Ich begann, das Angebot zu digitalisieren: Die Senior*innen sollten sich mein gesamtes Sortiment auf dem Tablet anschauen und bestellen können. Im Jahr 2017 wurde meine Idee mit dem zweiten Platz beim Startup-Impuls Wettbewerb der Wirtschaftsförderung Hannover ausgezeichnet. Daraufhin entwickelte ich gemeinsam mit einer Firma aus Düsseldorf einen Prototyp für einen seniorengerechten Onlineshop – der Beginn von myHilda. Nach weiteren Gesprächen mit den Heimbewohner*innen wurde mir klar, dass über Kleidung hinaus ein großes Interesse an Produkten des täglichen Bedarfs besteht. Viele Menschen können ihre persönlichen Einkäufe nicht mehr selbstständig erledigen, haben aber keine Angehörigen zur Unterstützung oder wollen diesen nicht zur Last fallen. Ich kaufte daher Drogerieartikel, kleine Snacks und Zeitschriften ein und startete im März 2018 eine Art mobilen Kiosk-Verkauf im Altenheim. Das lief sehr gut an: Die Bewohner*innen bestellten Produkte bei mir vor, freuten sich jede Woche auf den Kiosk, und ich bekam immer mehr Anfragen von verschiedenen Pflegeeinrichtungen.

Der nächste Schritt: Die Verbindung des mobilen Kiosk-Verkaufs mit der Idee des seniorengerechten Onlineshops. Gemeinsam mit meinem Co-Gründer entwickelte ich die Lösung: „Emma“, ein digitaler Lieferdienst für stationäre Pflegeeinrichtungen mit einem umfangreichen Sortiment kleiner Artikel des persönlichen Bedarfs. Aufgrund der großen Nachfrage nach „Emma“ wird das Projekt, das auf 20 Jahren Erfahrung in der Pflegebranche beruht, gerade auf Hochtouren weiterentwickelt.

Für eine Vorstellung des Emma Lieferdienstes im Videoformat klicken Sie auf eines der Bilder.

Emma Lieferdienst Anmeldung.

Bestückung des Online-Warenkorbs.

Wo ist der Online-Shop bereits im Einsatz und wie ist bisher das Feedback?

Emma ist bundesweit in Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie im ambulanten Dienst und in Behinderteneinrichtungen im Einsatz. Das Feedback ist von allen Seiten sehr positiv. Denn mit dem digitalen Lieferdienst ermöglichen wir alten und pflegebedürftigen sowie immobilen Menschen, sich selbstbestimmt ihre individuellen Wünsche zu erfüllen, ohne das Gefühl zu haben, Pflegekräften oder Angehörigen zur Last zu fallen. Gleichzeitig bedeutet diese Art der Teilhabe tatsächlich eine Entlastung für Angehörige und das Pflegepersonal. Mit Emma sichern wir z.B. die Grundversorgung mit Körperpflege-Produkten in Pflegeeinrichtungen. Eine Mitarbeiterin in einem Altenheim sagte kürzlich zu mir: „Dank Emma brauche ich nun nicht mehr viele kleine Besorgungen außer Haus zu erledigen. Ich habe viel mehr Zeit, mich um die Bewohner*innen zu kümmern.“

Wie kann Emma im Rahmen der Entwicklungsplattform Innovative Pflege „InCa 4D“ noch weiter zur Entlastung der Pflegekräfte beitragen?

Momentan ist es in den meisten Fällen noch so, dass eine Pflegekraft die Bestellungen der pflegebedürftigen Personen aufnimmt und diese manuell ins Emma-Bestellsystem einpflegt. Unser Ziel ist es, dass in Zukunft ein humanoider Roboter diese Aufgabe übernimmt. In Japan ist dieses Szenario bereits Realität: Ein Roboter wie „Pepper“ oder „Cruzr“ fährt direkt zu den Bewohner*innen und fragt, welche Produkte sie geliefert bekommen möchten. Im Rahmen des Forschungsprojektes entwickeln wir gerade so eine Lösung für den Bestellvorgang.

In einem zweiten Teil des Konsortiums beschäftigen wir uns mit der Auslieferung der Waren: Während heute noch die Pflegekräfte dafür zuständig sind, die vorsortierten Warentüten mit den Emma-Bestellungen auf die Zimmer der Bewohner*innen zu bringen, soll auch dies in Zukunft ein humanoider Roboter übernehmen. So haben die Mitarbeitenden in der Pflege mehr Zeit für das Wesentliche: den direkten Kontakt mit den alten Menschen.

Wie sehen die nächsten Schritte für Emma im Rahmen von InCa 4D aus, was ein mögliches Geschäftsfeld in der Metropolregion angeht?

Viele Pflegeeinrichtungen in der Metropolregion kennen den Emma-Lieferdienst und seine Vorteile noch nicht. Deshalb arbeiten wir gerade aktiv daran, „Emma“ bekannter zu machen und in noch mehr Altenheimen in ganz Deutschland zum Einsatz zu bringen. Im nächsten Schritt wollen wir dann in unserem Kundenkreis Anwendungspartner für unsere Robotik-Lösung generieren. Unser Ziel ist es, die Emma-Anwendung auf den humanoiden Robotern unter Einhaltung ethischer, rechtlicher und sozialer Aspekte weiter zu optimieren, um das Pflegepersonal noch mehr zu entlasten und gleichzeitig die Lebensqualität der alten und pflegebedürftigen Menschen stetig zu verbessern. Dafür bleiben wir natürlich in ständigem Austausch mit den betroffenen Menschen – denn das ist und bleibt das Erfolgsrezept von Emma.

Nach der Sommerpause laden wir Sie direkt zum nächsten Event im September ein. Wir freuen uns, Ihnen dazu unsere unsere neue Eventreihe vorzustellen: Den FokusTalk Health. Wie der Name sagt, steht beim FokusTalk Health ein konkretes Projekt im Mittelpunkt. Unser Fokus im September: Das Projekt ISAN des Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik und die dort entwickelte und umgesetzte „International Standard Accident Number“ . Im Projekt „ISAN“ wird die Vernetzung von ICT-Systemen in der Notfall- und Rettungskette genutzt und anhand von zwei Anwendungsfällen bewertet, (i) einem Smart Home Emergency Monitor für gefährdete Personen und (ii) einem virtuellen Notfallregister für Braunschweig. Sie werden rechtzeitig vor der Veranstaltung über ein Save-The-Date informiert.

Mehr über das Projekt erfahren Sie hier: https://plri.de/news/isan-zentrum-fuer-unfall-und-notfallinformatik

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