Pflege zukunftsfähig machen: Wunsch nach mehr Flexibilität und verbesserten Rahmenbedingungen

Veröffentlicht: 15. Februar 2024
Rund 80 Gäste nahmen am CareSummit teil, darunter auch Ministerin Wiebke Osigus (Foto: Marco Bühl)

Metropolregion, 15.02.2024. „Es wird viel über Pflege geredet, aber zu wenig mit der Pflege.“ Mit diesen Worten hat Lina Brandt, Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, am 13.02.2024 den CareSummit 2024 eröffnet.

„Pflege hat viele Facetten und Politik ist kein Selbstzweck, sondern soll das Leben auch in diesem Bereich verbessern. Hier braucht es neue Ansätze und Denkweisen, vor allem aber auch Wertschätzung“, betonte Wiebke Osigus, niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung in ihrer Rede. Osigus, zugleich auch Aufsichtsratsmitglied der Metropolregion GmbH, bezeichnete Veranstaltungen wie den CareSummit als entscheidend dafür, miteinander ins Gespräch zu kommen und nannte dabei auch die aktive Regionalentwicklung als einen Baustein, der zu einer verbesserten Pflegesituation aller Beteiligten beitragen kann.

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Ministerin Wiebke Osigus bei ihrem Grußwort auf dem CareSummit der Metropolregion GmbH (Foto: Marco Bühl)

Rund 80 Gäste aus Gesundheit und Pflege hatten sich in der Cavallo Königlichen Reithalle in Hannover eingefunden und tauschten sich darüber aus, wie die Pflege zukunftsfähig gestaltet werden kann. Den Grund präsentierte Thomas Kalwitzki, Diplom-Gerontologe und wissenschaftlicher Geschäftsführer der Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung an der Universität Bremen, zu Beginn der Veranstaltung: Er skizzierte in einem Fachimpuls, dass fünf von sechs Frauen und zwei von drei Männern in ihrem Leben pflegebedürftig werden. Von 2020 bis 2030 werde die Zahl bedarfsnotwendiger Pflegekräfte um mehr als 150.000 Vollzeitstellen steigen. Es kommen somit mehr Pflegebedürftige auf weniger Erwerbspersonen.

Beispielhafte Konzepte für einen attraktiveren Arbeitsalltag von Pflegekräften stellte Gesundheits-Influencer Jonah Grütters vor: Flexible Schichtgestaltung, Job-Sharing und unbegrenzter bezahlter Urlaub. Die Generation Z habe andere Bedürfnisse und Erwartungen an Arbeitgeber*innen, mit denen der Arbeitsmarkt in der Pflege konfrontiert ist. Lösung bietet zum Beispiel das Konzept des „New Work“. Mut zur Eigenverantwortung der Beschäftigten sei hier ein Schlüsselwerkzeug.

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Jonah Grütters sprach über die Generation Z und New Work (Foto: Marco Bühl)

Einblicke aus der wir pflegen! Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehörigen e.V. brachte Christiane Hüppe an der Seite der geschäftsführenden Vorständin Silvia Kaes mit. Hüppe berichtete von ihren eigenen Erfahrungen aus der Pflege von Familienangehörigen und kritisierte bürokratische Anforderungen sowie fehlende Synergien beispielsweise bei der Schulbegleitung.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde der Wunsch nach mehr Flexibilität und verbesserten Rahmenbedingungen ebenfalls offensichtlich: Führungskräfte sind demnach in der Verantwortung, entsprechende Strukturen zu schaffen, der Austausch mit anderen Unternehmen könnte neue Impulse setzen.

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 Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion und Referent*innen der Veranstaltung: (v.l.n.r.) Christiane Hüppe (wir pflegen! Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehörigen e.V.), Thomas Kalwitzki (Diplom-Gerontologe und wissenschaftlicher Geschäftsführer der Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung an der Universität Bremen), Silvia Kaes (geschäftsführende Vorständin wir pflegen! Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehörigen e.V.), Juliane Annussek (Akademieleiterin und Geschäftsführerin der Bildungsakademie Pflege der MHH), Jonah Grütters (Vorstandsbeauftragter bei Hashtag Gesundheit e.V. und Dualer Student bei OptiMedis AG), Corinna Schwedhelm (Projektreferentin im Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ des BMFSFJ), Sabine Brase (Pflegewissenschaftlerin und Geschäftsführerin im Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam) und Björn Klink (Pflegefachmann und Mitglied der Lenkungsgruppe Junge Pflege im DBFK) (Foto: Marco Bühl)

 „Eine zukunftsfähige Pflege muss digitaler und unbürokratischer werden. Zugleich sind Präventionsmaßnahmen auf beiden Seiten notwendig: Dabei müssen die Beschäftigten und die Pflegebedürftigen gleichermaßen im Fokus stehen“, so Sabrina Jacob, kommissarische Leiterin der Techniker Krankenkasse (TK) – Landesvertretung Niedersachen.

„Die Metropolregion ist eine Ideenschmiede für den Standort. Mit diesem Pflegegipfel geben wir Anstöße und vernetzen. Standorte werden attraktiv durch und für die Menschen, die dort leben und arbeiten. Hochwertige Pflege und gute Bedingungen in der Branche sind daher ein wichtiger Faktor. Daran arbeiten wir hier gemeinsam“, resümierte Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke den CareSummit.

Über den CareSummit

Der CareSummit 2024 fand im Rahmen der Entwicklungsplattform Innovative Pflege InCa 4D statt und wurde in Kooperation mit der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V. und der TK-Landesvertretung Niedersachsen veranstaltet. InCa 4D wird gefördert vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser.

Über die Metropolregion

Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH setzt sich aus den vier namensgebenden Städten, dem Land Niedersachsen und drei Vereinen zusammen. Zu diesen gehören der Verein Kommunen, der Verein Wirtschaft und der Verein Wissenschaft. Die Metropolregion umfasst ein Gebiet von rund 19.000 Quadratkilometern mit etwa 3,9 Millionen Einwohner*innen und bildet den stärksten Wirtschaftsraum in Niedersachsen. Ziel der Metropolregion GmbH ist es, das gesamte Gebiet sowie seine Teilräume nachhaltig zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit auf nationaler wie internationaler Ebene zu stärken. Sie fungiert dabei als Plattform, Vernetzerin und Impulsgeberin.

Bei der Innovationsplattform InCa 4D Innovative Care steht die Entwicklung von originellen Lösungen im Fokus und das nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern in Zusammenarbeit auf Augenhöhe.  

Die neu konzipierte Workshopreihe „Von der Idee zum fertigen Konzept“ ist im Februar 2023 gestartet. Mit Hilfe der Design Thinking-Methode können in kurzer Zeit praxisnahe und kreative Ideen entwickelt werden. Die Workshops finden im ThinkPool der AWO Braunschweig statt. Das ehemalige Therapiebecken wurde umfunktioniert und bietet nun zum einen Raum, aber auch fachliche Unterstützung bei der Entwicklung von neuen sozialen Dienstleistungen und Produkten. Dort lernen unsere Ideen nun also „schwimmen“ und werden „auf Herz und Nieren“ getestet.

 „Das Besondere an InCa 4D ist, dass wir in der Versorgungseinrichtung selbst Ideen entwickeln, die dort von Nutzer*innen verifiziert werden, so steht die Pflege stets im Mittelpunkt des gesamten Prozesses“, betont Lina Brandt, Projektmanagerin InCa 4D bei der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH.

Im ersten Workshop „Vom Pflegebedarf zur Vision“ drehte sich alles um den Bedarf in der stationären und ambulanten Pflege. Mit Unterstützung der AOK Niedersachsen wurden Problemfelder in der Pflege aufgedeckt und darauf basierend eine Vision entwickelt. Der zweite Workshop „Von der Vision zum Prototyp“ wurde genutzt, um die Vision zu konkretisieren, erste Meilensteine zu planen und schließlich einen Prototyp zu entwickeln.

Bevor es für viele Netzwerkpartner*innen in den wohlverdienten Sommerurlaub geht, haben wir im dritten Workshop nochmal richtig Gas gegeben und die Projektteams mit den nötigen Werkzeugen ausgestattet. Schließlich soll aus den Prototypen ein echtes Projekt entstehen. Im dritten Workshop haben wir uns schwerpunktmäßig mit der Förderung und Finanzierung beschäftigt. So sorgte zum Beispiel das Q&A mit der NBank für einige Aha-Momente. Im Best-Practice der Ostfalia Hochschule konnten die Teilnehmende einige Tipps und Tricks zur Antragstellung abgucken.

"Die InCa 4D Design Thinking-Workshops sind für uns eine hervorragende Möglichkeit, sich Gedanken über neue Ideen zu machen, für die im Alltag keine Zeit bleibt. Darüber hinaus ist es immer wieder bereichernd, andere Personen aus der Pflegebranche zu treffen, die ganz andere Blickwinkel haben."

Moritz Schmidt, Pflegewächter

Der vierte Workshop wird am 20. September stattfinden. Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, melden Sie sich gerne bei lina.brandt@metropolregion.de.

Workshop 3/4: Vom Prototypen zum Projekt

Liebes InCa 4D-Netzwerk,

bevor es für viele von euch in den wohlverdienten Sommerurlaub geht, wollen wir auch euren Ideen und Visionen Flügel verliehen. Für den dritten Workshop haben wir uns das Ziel gesetzt, aus dem Prototypen ein echtes Projekt zu machen.

Ich freue mich Euch am 22. Juni 2023 von 09:00 – 13:30 Uhr im ThinkPool der AWO Braunschweig zu unserem kostenlosen, moderierten Innovationsworkshop begrüßen zu dürfen. Schwerpunktmäßig werden wir uns mit der Antragsstellung und den Möglichkeiten einer Förderung/ Finanzierung auseinandersetzen. Damit wollen wir euch nämlich nicht alleine lassen. Im Rahmen des Workshops habt ihr die Möglichkeit eure Ideen von unterschiedlichen Expert*innen zu verifizieren und konkrete Fragen zu stellen. Darüber hinaus könnt ihr euch die ein oder anderen Tipps und Tricks für die Antragsstellung abholen. So wird euch zum Beispiel die NBank beratend zur Seite stehen.

Du interessierst dich für das Thema Antragsstellung und Förderung, warst aber bei den ersten beiden Workshops nicht dabei? Kein Problem!

Ich freu mich auf euch,

Lina Brandt

Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft

Datum: 22. Juni 2023

Uhrzeit: 09:00 Uhr bis 13:30 Uhr

Ort: ThinkPool der AWO Braunschweig, Marie Juchacz-Platz 6, 38108 Braunschweig

Anmeldung gerne formlos an lina.brandt@metropolregion.de

Workshop 2/4: Von der Vision zum Prototyp

Liebes InCa 4D-Netzwerk,

nachdem der erste InCa 4D-Workshop ein voller Erfolg war, starten wir im Mai in die nächste Runde. Ich freue mich, Euch am 03. Mai 2023 von 09:00 – 13:30 Uhr im ThinkPool der AWO Braunschweig zu unserem kostenlosen, moderierten Innovationsworkshop begrüßen zu dürfen.

Unser Ziel: Neue Pflegeprodukte und Anwendungen zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für alle an der Pflege Beteiligten liefern. Dafür werden alle relevanten Akteur*innen von Anfang an in den Entwicklungsprozess mit einbezogen – getreu dem Motto „Aus der Pflege, für die Pflege“. 

Gemeinsam wollen wir Eure Ideen weiterentwickeln. Doch wie kriege ich die Idee zum Fliegen? Ein Prototyp muss her. In Arbeitsgruppen wollen wir daran arbeiten und Euren Ansatz im Anschluss "auf Herz und Nieren prüfen".

Ich freue mich darauf, Euch im Workshop zu sehen!

Lina Brandt Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft

Datum: 3. Mai 2023

Uhrzeit: 9.00 - 13.30 Uhr

Ort: ThinkPool der AWO Braunschweig (Marie Juchacz-Platz 6, 38108 Braunschweig)

Anmeldung gern formlos an lina.brandt@metropolregion.de 

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Lassen Sie uns das neue Jahr zusammen mit mutigen Ideen beginnen – Es ist höchste Zeit für einen Wandel in der Pflege!  

Am 8. Februar 2023 von 9:00 – 13:30 Uhr findet im ThinkPool der AWO in Braunschweig unserer kostenloser, moderierter InCa 4D Innovationsworkshop statt. Unser Ziel: Neue Pflegeprodukte und Anwendungen zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für alle an der Pflege Beteiligten liefern. Dafür werden alle relevanten Akteur*innen von Anfang an in den Entwicklungsprozess mit einbezogen – getreu dem Motto „Aus der Pflege, für die Pflege“. 

In unserem ersten Workshop dreht sich alles um den Bedarf in der stationären und ambulanten Pflege. Zusammen mit Expert*innen wollen wir die aktuellen Problemfelder in der Pflege aufdecken, die Perspektive der Nutzer*innen verstehen und am Ende des Tages eine eigene Vision entwickeln.  

agenda inca 4d innovationsworkshop

Für mehr Informationen zum Workshop und zur Anmeldung steht Ihnen Lina Brandt, Projektmanagerin Gesundheit unter lina.brandt@metropolregion.de zur Verfügung.

Mehr über InCa 4D unter: https://metropolregion.de/gesundheit/inca-4d/

Melanie Philip ist Gründerin der Pflegepioniere und unterstützt Pflege- und Gesundheitsunternehmen mit Ihrem Team dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen. Wir durften am Rande unseres HealthSummit mit ihr sprechen und nachfragen, was das hinter den Kulissen bedeutet.  Mehr darüber, was sie über die Digitalisierung im Pflegealltag, intersektorale Zusammenarbeit und unseren HealthSummit denkt – im „Auf den Punkt Interview“.

Redaktion GesundheIT: Die Pflegepioniere begleiten Pflege- und Gesundheitsunternehmen auf ihrem Weg in die Zukunft mit der Vision das Pflegesystem ganz neu zu denken. Dabei betonen Sie den Mut, um neue Wege zu sehen und um diese zu gehen. Was heißt das für Sie?

Melanie Philip: Wir unterstützen andere Pflegedienstleister dabei, sich weiter zu entwickeln. Wenn ich sage „Die Pflege neu denken“, ist das natürlich erst einmal ein ziemlich großes Feld. Wir als Pflegepioniere sagen dabei immer: die Pflege muss im Großen und im Kleinen weiterentwickelt werden. Im Großen reden wir über Pflegereformen, die natürlich nicht Aufgabe eines Unternehmens sein können. Wir haben ein Netzwerk aufgebaut, das Institut für Pflege und Gesundheit, das unterschiedliche Expert*innen vereint und das System Pflege komplett neu denken, strukturieren und aufsetzen kann. Es sensibilisiert dafür, die Pflege in den Mittelpunkt zu rücken und sie in einem neuen SGB 13 zu platzieren. Im Kleinen geht es darum, die Ressourcen, die in Pflegeunternehmen noch vorhanden sind, ein Stückweit zu optimieren. Dabei können wir Pflegeunternehmen immer wieder auf neue Gedanken bringen, neue Impulse reingeben. Wir erörtern dann gemeinsam den größten Schmerzpunkt und schauen, wie die neuen Ansätze finanziert werden können und welche Fördermöglichkeiten sich dafür anbieten. Kurz gesagt, wir haben drei Säulen: Unternehmensberatung, soziale Innovationen und politische Engagements.

Redaktion GesundheIT: Wie sieht dieser Prozess hinter den Kulissen aus? 

Melanie Philip: Grundsätzlich ist es so, dass Pflegeunternehmen oft auf uns aufmerksam werden und wir im Anschluss in ein Gespräch darüber gehen, wie das Unternehmen weitergebracht werden kann. Manchmal dauert so ein Gespräch auch drei Stunden und besteht neben viel Zuhören aus Impulsen unsererseits, um neue Sichtweisen anzustoßen. Wir schauen gemeinsam, wie das Konzept aufgebaut sein muss, das ich im Anschluss, gemeinsam mit dem Pflegeunternehmen schreibe, inklusive der Förderantragsstellung. Dabei binden wir auch externen Trainer*innen ein, mit denen wir teilweise auf eine langjährige Zusammenarbeit zurückblicken. Wir planen mit ambulanten Diensten immer einjährige Projekte, um wirklich Schritt für Schritt gemeinsam mit den Beteiligten voran zu gehen. Das wichtigste an unserer Arbeit ist, dass wir uns auf Augenhöhe mit dem Pflegedienst befinden. Wir bieten keine klassische Beratung, sondern einen Austausch an und bauen eine sehr persönliche Beziehung zueinander auf, in der Verlässlichkeit eine große Rolle spielt.

Redaktion GesundheIT: Schauen wir direkt in die Praxis: Welche Rolle spielt die Digitalisierung und wie steht es um die digitalen Kompetenzen von Pflegefachkräften?

Melanie Philip: Digitalisierung ist ein großes Wort. Ich denke, dass die Pflegefachkräfte schon sehr gut digital befähigt sind, wenn es um Dokumentationssoftware geht. Das ist auch immer der Startpunkt. Die Digitalisierung fängt immer in der Institution an und im besten Falle mit einem Dokumentationsanbieter. Was wir aber auch wissen: Unternehmen nutzen meistens nur 5 Prozent von dem Softwareangebot, das es eigentlich gibt. Das ist ein fehlendes digitales Verständnis von den Angeboten, die genutzt werden können. Hier unterstützen wir auch, indem wir mit dem technischen Support erst einmal herausfinden, was die Software noch alles kann. Wichtig ist, dass die Digitalisierung wirklich einen Mehrwert darstellt.

Melanie Philip: Ein Beispiel aus dem Themengebiet Telepflege: Wir haben Telepflege in einem Pflegedienst initialisieren wollen. Im Fokus dabei: die Pflegekraft soll mit dem Hausarzt oder auch anderen Kolleg*innen im auf Anfrage verbunden werden. Nach vielen intensiven Gesprächen stellte sich dann heraus, dass viele der Prozesse bereits im Unternehmen umgesetzt werden – was schonmal eine gute Erkenntnis ist. Schwierig wird es, wenn wir intersektoral gehen. Das hat damit zu tun, dass wir keine Laborsituation schaffen können, dafür ist einfach keine Zeit. Da der Hausarzt dann in diesem Projekt aus Zeitmangel nicht länger verfügbar war, haben wir dann abgebrochen. Es zeigt sich daher: im Sektor Pflege hat Telepflege über einen Messenger Dienst bereits gut funktioniert, der Knackpunkt ist die Schnittstelle zu anderen Sektoren. Das steht und fällt mit der Telematik Infrastruktur und der E-Akte. In dem Moment, in dem wir die Anwendungen haben, wird die Digitalisierung auch intersektoral funktionieren.

Redaktion GesundheIT: Zuletzt haben wir mit Ihnen zum Tag der Pflege 21 über die Bedarfe seitens kleiner- und mittelständischer Pflegeunternehmen gesprochen. Haben Sie seitdem Veränderungen in Finanzierung, Wissen über Prozessoptimierung, Changemanagement, Entgeldverhandlung oder (digitale) Transformation wahrgenommen?

Melanie Philip: Ich finde, dass die Förderrichtlinie „Stärkung ambulanter Pflege im ländlichen Raum“, Weiterbildung in Niedersachsen und auch Digitalisierung im Gesundheitswesen richtig gute Richtlinien sind, um den Mittelstand zu unterstützen. Das ist deutschlandweit wirklich nur in Niedersachsen so. Tatsächlich muss man sagen, dass Pflegedienste im Moment kaum Zeit haben für Change, das ist die größte Problematik. Es ist leider aktuell kaum eine strategisch gute Entwicklung möglich. Aber: Geld hilft.

Redaktion GesundheIT: Das Thema der Podiumsdiskussion auf unserem HealthSummit 22: Der Stellenwert der Digitalisierung in Hinblick auf die intersektorale Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Professionen. Was nehmen Sie mit?

Melanie Philip: Dass jede*r will, aber das System das Problem ist. Wir können noch so oft darüber reden – bei den Systemen, die Einfluss nehmen können, muss sich etwas verändern. Aber so eine Reform ist wahnsinnig aufwändig und alle einzelnen Instanzen müssen mitmachen. Alle wollen die Veränderung, aber das System muss hinterherkommen.

Redaktion GesundheIT: Ihr Fazit zum HealthSummit in 3 Sätzen? 

Melanie Philip: Ich fand die Zusammensetzung der Gäste super. Wichtig ist, dass die Pflege nochmal mehr platziert wird – sie braucht einen prädestinierten Platz neben der Medizin und Therapie, um noch interdisziplinärer sichtbar zu werden. Ich freue mich, wenn es mehr solcher Veranstaltungen gibt.

Redaktion GesundheIT: Ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit abseits des HealthSummit in Hannover.

Themen aus Pflege- und Gesundheitswirtschaft stehen im Mittelpunkt des HealthSummit der Metropolregion GmbH

Über 75 Expertinnen und Experten aus der metropolregionalen Gesundheitswirtschaft fanden sich am 10. November zum HealthSummit in Hannover zusammen. Dr. Christine Arbogast, neue Staatssekretärin im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung eröffnete die Veranstaltung in ihrem öffentlichen ersten Auftritt mit den Worten: „Erfolgreiche Digitalisierung ist ein entscheidender Faktor für die Zukunft des gesamten Pflege- und Gesundheitsbereichs. Dabei müssen wir sowohl innovative digitale Versorgungsformen erproben, als auch Abläufe erfolgreich digitalisieren.“

Digitalisierung in der Pflege – ein Mehrwert? Dieser Frage widmete sich Prof. Dr. Martina Hasseler in der Keynote aus ihrem Blickwinkel als Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Ostfalia Hochschule und Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. „Bei der Digitalisierung in der Pflege ist "Wir wollen die Pflegeberufe entlasten" das falsche Argument, weil wir gar nicht wissen, ob sie tatsächlich entlastet werden. Deshalb sollten wir eher zur Sichtweise kommen, dass digitale Tools den Pflegeprozess unterstützen, um dann danach zu fragen: In welcher Art und Weise können welche digitalen Tools in welchem Schritt des Pflegeprozesses unterstützen?“

Die Chancen und Grenzen von Digitalisierung in der intersektoralen Versorgung dominierten die Podiumsdiskussion mit Teilnehmenden aus Pflege, hausärztlicher Versorgung, Rettungsdienst und dem Krankenkassen-Sektor. Dazu Dr. med. Karin Bremer, Hausärztin und stellv. Vorsitzende des Hausärzteverband Bezirksverband Osnabrück: „Ich sehe die Versorgung der Zukunft ganz anders als sie im Moment ist. Ich erwarte, dass wir innerhalb weniger Jahre ganz andere Informationsstrukturen untereinander haben, dass wir wieder mehr Zeit und mehr Ressourcen auf die eigentliche Arbeit lenken können. Dass die Patienten stärker im Mittelpunkt stehen und dass wir digitale Transformation als Unterstützung in aller Breite nutzen werden.“

Andreas Hammerschmidt, leitender Notarzt und 2. Vorsitzender beim Marburger Bund Niedersachsen betont die wachsende Rolle der Digitalisierung, aber auch des Menschen in der Zukunft der Versorgung: „Es wird mehr technische Assistenzsysteme und sicherlich auch Künstliche Intelligenz und andere digitale Lösungen geben sowie hoffentlich mehr Vernetzung zwischen den Professionen, zwischen den Regionen, aber vor allem auch zwischen den Sektoren. Es wird aber nie ohne Menschen gehen. Deshalb dürfen wir Digitalisierung nicht als einen Gegner der Beschäftigten oder Leistungserbringer im Gesundheitswesen verstehen, sondern als eine Ergänzung.“            

Das Veranstaltungsteam der Metropolregion rund um Projektleiterin Vanessa Luttermann zeigt sich sehr zufrieden: „Pflege und Gesundheitsthemen sollten nicht getrennt voneinander gedacht werden, das hat uns der Summit heute gezeigt. Ich freue mich über so viel Engagement und geballte Expertise in unserer Metropolregion, bei deren Bündelung wir tatkräftig unterstützen“, so Luttermann. Delia Balzer, Projektleitung der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag und Veranstaltungspartnerin des HealthSummit unterstreicht: „So ein Thema aus unterschiedlichen Blickrichtungen und Fachlichkeiten zu betrachten ist enorm wichtig. Der HealthSummit bietet dafür den Rahmen und schafft eine gute Arbeitsatmosphäre, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Dirk Engelmann, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse Niedersachsen resümiert: „Eine spannende Veranstaltung, die bestätigt hat, dass die meisten Menschen digitale Gesundheitstools nutzen. Ich blicke optimistisch in die Zukunft, dass die Digitalisierung im Gesundheitssystem schnell vorankommt und die Nutzung der ePA in den nächsten Jahren zur Normalität wird. Sie trägt erheblich zur Bürokratieentlastung in den Arztpraxen bei und sorgt für mehr Transparenz und Patientensicherheit.“

Der HealthSummit fand im Rahmen der „Innovativen Entwicklungsplattform InCa 4D“ statt. Veranstaltungspartner sind die Techniker Krankenkasse Niedersachsen, die Ärztekammer Niedersachsen und die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag .

Hinweis der Redaktion: Am 4./5. März 2023 findet mit dem jährlichen HealthHack bereits das nächste Veranstaltungshighlight der Metropolregion GmbH statt. Veranstaltungsort ist der TrafoHub in Braunschweig. Mehr Informationen unter https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/

Aktuelles aus Gesundheit- und Pflegewissenschaften am 10. November ab 15 Uhr im Helmkehof

Metropolregion, 02.11.2022. Zum wiederholten Male veranstaltet die Metropolregion GmbH in diesem Jahr den HealthSummit und richtet den Fokus auf Themen und Fragen der Pflege- und Gesundheitswirtschaft. Die kostenlose Veranstaltung wird durch Heiger Scholz, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Silvia Nieber, Geschäftsführerin der Metropolregion GmbH eröffnet und steht unter dem Titel: Digitalisierung in der Pflege – Ein Garant für bessere Kommunikation und Versorgung?

Das Programm des diesjährigen HealthSummit bietet vielfältige Perspektiven auf das Zusammenspiel von Digitalisierung und Pflege. In ihrer Keynote spricht Prof. Dr. Martina Hasseler aus ihrem Blickwinkel als Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Ostfalia Hochschule und Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung über die Chancen, Grenzen und den Stellenwert der Digitalisierung in der Pflege. In der abschließenden Podiumsdiskussion wird die Schnittstelle Medizin, Pflege und Rettungsdienst beleuchtet: Dr. Karin Bremer (Hausärztin), Melanie Philip (Geschäftsführerin Pflegepioniere), Andreas Hammerschmidt (Leitender Notarzt und 2. Vorsitzender Marburger Bund Nds.) und Dirk Engelmann (Leiter TK-Landesvertretung Nds.) diskutieren aus verschiedenen Perspektiven über die Chancen und Grenzen von Digitalisierung in der intersektoralen Versorgung. Die vollständige Agenda ist untenstehend aufgeführt.

„Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren hochkarätigen Redner*innen in die Praxis zu schauen und die Digitalisierungsthematik durch die Brille der Pflege zu beleuchten. Am Ende des Tages können alle Disziplinen nur voneinander profitieren“, so Vanessa Luttermann, Projektleitung Gesundheitswirtschaft der Metropolregion GmbH.

Delia Balzer, Projektleitung Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag, betont: „Auch bei der Digitalisierung muss der Mensch im Mittelpunkt stehen, daher sind uns die Themen digitale Souveränität, Akzeptanz sowie digitale Teilhabe so wichtig und finden sich auch in der Programmgestaltung wieder“.

"Die Medizin profitiert an vielen Stellen von digitalen Lösungen. Ich bin überzeugt, dass deren Einsatz in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung sowie bei der Entwicklung neuer Therapien langfristig zu einer verbesserten Gesundheits- und Pflegeversorgung für unsere Patientinnen und Patienten führt. Wir freuen uns daher, beim diesjährigen HealthSummit als Veranstaltungspartnerin dabei zu sein“, so Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen. Die kostenlose Veranstaltung findet im Rahmen der „Innovativen Entwicklungsplattform InCa 4D“ statt.

Um eine Anmeldung bis zum 3. November unter events@metropolregion.de wird gebeten. Für das leibliche Wohl während der Veranstaltung ist gesorgt. Veranstaltungspartnerinnen sind die Ärztekammer Niedersachsen, die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag und die Techniker Krankenkasse Niedersachsen

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Pflegepraxiszentrum Hannover“ testet das PPZ neue Technologien auf einer unfallchirurgischen Normalstation der Medizinischen Hochschule Hannover. Im Fokus steht der Aufbau einer zukunftsfähigen Station innerhalb der Medizinischen Hochschule Hannover. Dafür setzt das PPZ insbesondere auf technische Innovationen zur Unterstützung von Pflegefachpersonen und zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten.

Im Rahmen dieser Arbeit werden Schulungsmodule für Personen mit pflegefachlichem Hintergrund angeboten. Inhalte der Fortbildungen sind beispielsweise die Auseinandersetzung mit Entstehung von Dekubitus, der Umgang mit Menschen mit Demenz, die Ursachen von Stürzen, die Vorstellung und das Ausprobieren der Technologien sowie ethische und rechtliche Aspekte, die im Umgang mit den Technologien beachtet werden müssen. Ziel ist es, das Wissen der Teilnehmenden zum Thema des jeweiligen Fortbildungstages zu vertiefen und sie zu befähigen, die vorgestellten Technologien selbstständig und angemessen in ihrem Arbeitsalltag einzusetzen. Die Fortbildungen sind unabhängig voneinander und können an den folgenden Tagen einzeln besucht werden.

  • 31.8.22 (Sturzprävention)
  • 28.9.22 (Demenz)
  • 26.10.22 (Dekubitusprophylaxe)
  • 30.11.22 (Arbeitsorganisation)

Ort: Experimentierraum für Pflegetechnologien (Mensagebäude, K15 H0 1320).

Dauer: 09:00 – 16:30 Uhr

Kosten: Die Teilnahme ist kostenfrei

Die Anmeldung erfolgt über den Fortbildungskatalog der Bildungsakademie Pflege der MHH:

  • https://www.mhh.de/bap
  • MHH Care- Für extern Interessierte
  • Pflegepraxis: Interdisziplinäre Themen der Pflegepraxis

Anmeldung unter: MHH Bildungsakademie Pflege [MHH Care- Für extern Interessierte] (mh-hannover.de)

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Entwicklung und Erforschung neuer Pflegetechnologien. Im Rahmen des Clusters „Zukunft der Pflege“ werden soziale und technische Innovationen in der Pflege zusammengebracht: Forschung, Wirtschaft und Pflegepraxis arbeiten gemeinsam mit Anwender*innen an neuen Produkten, die den Pflegealltag in Deutschland erleichtern und verbessern sollen.

Am 21./22.09.2022 findet die als Hybridveranstaltung geplante 5. Clusterkonferenz im Rahmen des Clusters Zukunft der Pflege in Freiburg statt. Sie steht unter dem Motto "Technologie bewegt Pflege"

Mehr Informationen zur Einreichung von Abstracts für Vorträge, Poster und Demonstrationen zu dieser Konferenz unter https://www.uniklinik-freiburg.de/zukunft-der-pflege-2022.html

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