Ein Nachmittag für die metropolregionale Gesundheitswirtschaft

Veröffentlicht: 21. November 2022
Podiumsdiskussion auf dem HealthSummit: v.l.n.r. Moderator Florian Kneiffel, Dr. Karin Bremer, Melanie Philip, Andreas Hammerschmidt und Dirk Engelmann

Themen aus Pflege- und Gesundheitswirtschaft stehen im Mittelpunkt des HealthSummit der Metropolregion GmbH

Über 75 Expertinnen und Experten aus der metropolregionalen Gesundheitswirtschaft fanden sich am 10. November zum HealthSummit in Hannover zusammen. Dr. Christine Arbogast, neue Staatssekretärin im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung eröffnete die Veranstaltung in ihrem öffentlichen ersten Auftritt mit den Worten: „Erfolgreiche Digitalisierung ist ein entscheidender Faktor für die Zukunft des gesamten Pflege- und Gesundheitsbereichs. Dabei müssen wir sowohl innovative digitale Versorgungsformen erproben, als auch Abläufe erfolgreich digitalisieren.“

Digitalisierung in der Pflege – ein Mehrwert? Dieser Frage widmete sich Prof. Dr. Martina Hasseler in der Keynote aus ihrem Blickwinkel als Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Ostfalia Hochschule und Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. „Bei der Digitalisierung in der Pflege ist "Wir wollen die Pflegeberufe entlasten" das falsche Argument, weil wir gar nicht wissen, ob sie tatsächlich entlastet werden. Deshalb sollten wir eher zur Sichtweise kommen, dass digitale Tools den Pflegeprozess unterstützen, um dann danach zu fragen: In welcher Art und Weise können welche digitalen Tools in welchem Schritt des Pflegeprozesses unterstützen?“

Die Chancen und Grenzen von Digitalisierung in der intersektoralen Versorgung dominierten die Podiumsdiskussion mit Teilnehmenden aus Pflege, hausärztlicher Versorgung, Rettungsdienst und dem Krankenkassen-Sektor. Dazu Dr. med. Karin Bremer, Hausärztin und stellv. Vorsitzende des Hausärzteverband Bezirksverband Osnabrück: „Ich sehe die Versorgung der Zukunft ganz anders als sie im Moment ist. Ich erwarte, dass wir innerhalb weniger Jahre ganz andere Informationsstrukturen untereinander haben, dass wir wieder mehr Zeit und mehr Ressourcen auf die eigentliche Arbeit lenken können. Dass die Patienten stärker im Mittelpunkt stehen und dass wir digitale Transformation als Unterstützung in aller Breite nutzen werden.“

Andreas Hammerschmidt, leitender Notarzt und 2. Vorsitzender beim Marburger Bund Niedersachsen betont die wachsende Rolle der Digitalisierung, aber auch des Menschen in der Zukunft der Versorgung: „Es wird mehr technische Assistenzsysteme und sicherlich auch Künstliche Intelligenz und andere digitale Lösungen geben sowie hoffentlich mehr Vernetzung zwischen den Professionen, zwischen den Regionen, aber vor allem auch zwischen den Sektoren. Es wird aber nie ohne Menschen gehen. Deshalb dürfen wir Digitalisierung nicht als einen Gegner der Beschäftigten oder Leistungserbringer im Gesundheitswesen verstehen, sondern als eine Ergänzung.“            

Das Veranstaltungsteam der Metropolregion rund um Projektleiterin Vanessa Luttermann zeigt sich sehr zufrieden: „Pflege und Gesundheitsthemen sollten nicht getrennt voneinander gedacht werden, das hat uns der Summit heute gezeigt. Ich freue mich über so viel Engagement und geballte Expertise in unserer Metropolregion, bei deren Bündelung wir tatkräftig unterstützen“, so Luttermann. Delia Balzer, Projektleitung der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag und Veranstaltungspartnerin des HealthSummit unterstreicht: „So ein Thema aus unterschiedlichen Blickrichtungen und Fachlichkeiten zu betrachten ist enorm wichtig. Der HealthSummit bietet dafür den Rahmen und schafft eine gute Arbeitsatmosphäre, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Dirk Engelmann, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse Niedersachsen resümiert: „Eine spannende Veranstaltung, die bestätigt hat, dass die meisten Menschen digitale Gesundheitstools nutzen. Ich blicke optimistisch in die Zukunft, dass die Digitalisierung im Gesundheitssystem schnell vorankommt und die Nutzung der ePA in den nächsten Jahren zur Normalität wird. Sie trägt erheblich zur Bürokratieentlastung in den Arztpraxen bei und sorgt für mehr Transparenz und Patientensicherheit.“

Der HealthSummit fand im Rahmen der „Innovativen Entwicklungsplattform InCa 4D“ statt. Veranstaltungspartner sind die Techniker Krankenkasse Niedersachsen, die Ärztekammer Niedersachsen und die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag .

Hinweis der Redaktion: Am 4./5. März 2023 findet mit dem jährlichen HealthHack bereits das nächste Veranstaltungshighlight der Metropolregion GmbH statt. Veranstaltungsort ist der TrafoHub in Braunschweig. Mehr Informationen unter https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/

Der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat in Göttingen das neue Forschungsgebäude für angewandte Plasma- und Lasermedizintechnik der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen besucht. Dabei besichtigte er die neu ausgestatteten Labore und zeigte sich begeistert von den Entwicklungen der Forschenden, die zum Teil bereits in der medizinischen Praxis Anwendung finden.

Die HAWK demonstriere hier ihre hochwertige Forschung: „Das hier ist eine Forschung, die steht in ihrer Qualität Grundlagenforschungen an bedeutenden Universitäten in nichts nach“, so Weil.

Die demonstrierten Anwendungsbeispiele seien überaus faszinierend. „Und es handelt sich um eine enorm menschenfreundliche Forschung, denn die Eingriffsintensität ist typischerweise minimal und die Wirkung ist wirklich beeindruckend. Ich freue mich, dass es eine solche Forschung bei uns in Niedersachsen gibt.“

Der Forschungsbau feierte erst vor Kurzem seine Eröffnung und beherbergt auf einer Nutzfläche von rund 760 Quadratmetern Labore für die angewandte Forschung im intradisziplinären Bereich der Medizintechnik, mit der Atmosphärendruck-Plasma- sowie der Lasertechnologie als Innovationstreiber. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den vier Bereichen Plasmamedizintechnik, Lasermedizintechnik, funktionale biokompatible Beschichtungen und Hygiene. Das Forschungsgebäude ist in das vom Bund für acht Jahre mit rund 13 Millionen Euro geförderte Projekt „Plasma for Life“ integriert und stärkt den vorhandenen Forschungsschwerpunkt Laser- und Plasmatechnologie der HAWK.  

„Wir sind stolz, mit dieser neuen Einrichtung einen weiteren Beitrag in der medizintechnischen Bildung und Forschung in Göttingen leisten zu können“, erklärt HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy. Schon jetzt treibe die HAWK durch die angewandte Forschung in der Laser- und Plasmatechnologie Innovationen in diesem Bereich maßgeblich voran und bilde wertvolle Fachkräfte für die Region aus. Durch die Förderung dieses Forschungsschwerpunktes sei dies auch in Zukunft sichergestellt.
 „Wir bauen dabei auf erfolgreiche Strukturen auf: die Partnerschaft ‚Plasma for Life‘ und der Gesundheitscampus Göttingen als Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK.“

Prof Dr. Wolfgang Viöl, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer, leitet den Forschungsschwerpunkt Laser- und Plasmatechnologie und freut sich über die weitere Stärkung der Partnerschaft „Plasma for Life“. „Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und anderen Forschungseinrichtungen können wir gemeinsam dafür sorgen, Innovationen im Vor- und Zulieferbereich der Gesundheitswirtschaft direkt vorantreiben.“ Die Investition in den neuen Forschungsbau unterstreiche die Bedeutung dieses Wissenstransfers für die Region und ganz Niedersachsen.

Die Gesamtkosten des Forschungsneubaus belaufen sich auf rund 4,8 Millionen Euro. Davon entfallen rund 4,3 Millionen Euro auf die Baukosten und rund 0,5 Millionen Euro auf Forschungsgroßgeräte. Hinzu kommen weitere Forschungsgroßgeräte mit einer Fördersumme von mehr als zwei Millionen Euro. Die Kosten verteilen sich anteilsmäßig auf EU-Mittel, Landesmittel und Eigenmittel der Hochschule.

Quelle: HAWK unter Ministerpräsident Weil informiert sich über Forschung in der Plasma- und Lasermedizintechnik | HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst

Große Ehre für Professor Dr. Michael Manns: Die Vereinigung „United European Gastroenterology“ (UEG) hat heute den Präsidenten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die UEG ist die europäische Dachorganisation für alle nationalen und europäischen Fachgesellschaften für Leber-, Magen und Darmkrankheiten („Digestive Health“) und eine führende Stimme in der globalen Gastroenterologie und Hepatologie. Professor Manns erhält den „Lifetime Achievement Award“ des Jahres 2022 für sein bisheriges Lebenswerk und umfassendes Engagement in der Leber-, Magen-, Darmforschung und seine Beiträge zur Entwicklung dieses Fachgebietes der Medizin in Europa und weltweit. „Ich fühle mich sehr geehrt. Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel“, sagte der MHH-Präsident.

Professor Manns gilt als einer der führenden Leber-Forscher Europas. Er hat mehr als 1.000 Artikel in internationalen Peer-Review-Zeitschriften wie The New England Journal of MedicineThe LancetNatureNature MedicineCellGastroenterology und Hepatology veröffentlicht. Seit acht Jahren wird er ununterbrochen in der Liste der weltweit am häufigsten zitierten Forschenden („Highly Cited Researchers“) des US-amerikanischen Unternehmens Clarivate Analytics geführt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den International Hans Popper Award und den European Association for the Study of the Liver (EASL) Recognition Award. Er ist Ehrenmitglied zahlreicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Professor Manns Forschungsschwerpunkt sind Lebererkrankungen mit den Topics Virushepatitis, Autoimmunerkrankungen der Leber, hepatozelluläres Karzinom, Transplantations- und  regenerative Medizin.

Professor Manns ist seit 2019 MHH-Präsident und Vorstand für Forschung und Lehre. Er studierte Medizin an der Universität Wien, Österreich, und der Universität Mainz, bevor er seine klinische und wissenschaftliche Ausbildung an der Freien Universität Berlin und der Universität Mainz fortsetzte. Er ist Facharzt für Innere Medizin und wurde 1986 an der Universität Mainz zum Professor für Medizin ernannt.  Von 1987 bis 1988 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Scripps Clinic and Research Foundation, in La Jolla, Kalifornien (USA), tätig. 29 Jahre lang leitete er von 1991 bis 2020 als Direktor die MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und war zudem von 2015 bis 2018 Klinischer Direktor des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und Gründungsdirektor des Zentrums für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM) in Hannover. Von 2015 bis 2020 war er Mitglied des Scientific Panel for Health (SPH) der Europäischen Kommission in Brüssel.

Professor Manns ist Gründer und Vorsitzender von HepNet, einem nationalen Kompetenznetzwerk zur Virushepatitis und der Deutschen Leberstiftung sowie Co-Vorsitzender der EASL-Lancet-Kommission zu Lebererkrankungen in Europa. Sein Engagement für nationale und europäische Gesellschaften reicht von Positionen wie dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS), der Deutschen Gesellschaft für das Studium der Leber (GASL) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Auf europäischer Ebene war er Mitglied des Wissenschaftlichen Ausschusses und von 2016 bis 2017 Präsident der United European Gastroenterology.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover unter Medizinische Hochschule Hannover : Professor Manns für sein Lebenswerk geehrt (mhh.de)

Aktuelles aus Gesundheit- und Pflegewissenschaften am 10. November ab 15 Uhr im Helmkehof

Metropolregion, 02.11.2022. Zum wiederholten Male veranstaltet die Metropolregion GmbH in diesem Jahr den HealthSummit und richtet den Fokus auf Themen und Fragen der Pflege- und Gesundheitswirtschaft. Die kostenlose Veranstaltung wird durch Heiger Scholz, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Silvia Nieber, Geschäftsführerin der Metropolregion GmbH eröffnet und steht unter dem Titel: Digitalisierung in der Pflege – Ein Garant für bessere Kommunikation und Versorgung?

Das Programm des diesjährigen HealthSummit bietet vielfältige Perspektiven auf das Zusammenspiel von Digitalisierung und Pflege. In ihrer Keynote spricht Prof. Dr. Martina Hasseler aus ihrem Blickwinkel als Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Ostfalia Hochschule und Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung über die Chancen, Grenzen und den Stellenwert der Digitalisierung in der Pflege. In der abschließenden Podiumsdiskussion wird die Schnittstelle Medizin, Pflege und Rettungsdienst beleuchtet: Dr. Karin Bremer (Hausärztin), Melanie Philip (Geschäftsführerin Pflegepioniere), Andreas Hammerschmidt (Leitender Notarzt und 2. Vorsitzender Marburger Bund Nds.) und Dirk Engelmann (Leiter TK-Landesvertretung Nds.) diskutieren aus verschiedenen Perspektiven über die Chancen und Grenzen von Digitalisierung in der intersektoralen Versorgung. Die vollständige Agenda ist untenstehend aufgeführt.

„Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren hochkarätigen Redner*innen in die Praxis zu schauen und die Digitalisierungsthematik durch die Brille der Pflege zu beleuchten. Am Ende des Tages können alle Disziplinen nur voneinander profitieren“, so Vanessa Luttermann, Projektleitung Gesundheitswirtschaft der Metropolregion GmbH.

Delia Balzer, Projektleitung Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag, betont: „Auch bei der Digitalisierung muss der Mensch im Mittelpunkt stehen, daher sind uns die Themen digitale Souveränität, Akzeptanz sowie digitale Teilhabe so wichtig und finden sich auch in der Programmgestaltung wieder“.

"Die Medizin profitiert an vielen Stellen von digitalen Lösungen. Ich bin überzeugt, dass deren Einsatz in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung sowie bei der Entwicklung neuer Therapien langfristig zu einer verbesserten Gesundheits- und Pflegeversorgung für unsere Patientinnen und Patienten führt. Wir freuen uns daher, beim diesjährigen HealthSummit als Veranstaltungspartnerin dabei zu sein“, so Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen. Die kostenlose Veranstaltung findet im Rahmen der „Innovativen Entwicklungsplattform InCa 4D“ statt.

Um eine Anmeldung bis zum 3. November unter events@metropolregion.de wird gebeten. Für das leibliche Wohl während der Veranstaltung ist gesorgt. Veranstaltungspartnerinnen sind die Ärztekammer Niedersachsen, die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag und die Techniker Krankenkasse Niedersachsen

Die Einsatzgebiete von Implantaten sind vielfältig – von der Zahnmedizin über die Orthopädie, Herzchirurgie bis hin zu Hörimplantaten. Ebenso vielfältig ist die Implantatforschung in der Metropolregion, wie unser jüngster HealthTalk deutlich zeigt. Vanessa Luttermann, Projektleitung Gesundheit hat mit unseren vier Gäst*innen, Prof. Dr. Meike Stiesch (MHH), Prof. Dr. Eva Baumann (HMTMH), Dr. Daniel Keppeler (UMG) und Andreas May (MWK) über den Status Quo und die Zukunft intelligenter Implantate gesprochen und Antworten auf die wichtigsten Fragen erhalten. 

Nicht immer werden Implantate toleriert, sondern manchmal auch abgestoßen: wie können Implantate noch sicherer und besser werden? Und was haben Luftfahrt, Maschinenbau und Elektrotechnik mit damit zu tun? 

Damit beschäftigt sich der Sonderforschungsbereich SIIRI (Sicherheitsintegrierte und infektionsreaktive Implantate) unter der Leitung von Prof. Dr. Meike Stiesch. Das Leuchtturmprojekt wird in den nächsten vier Jahren mit rund 12 Mio. € von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und vereint über 120 Wissenschaftler*innen (MHH, Leibniz Universität, HMTHM, Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, TU Braunschweig) und 19 Projekte zur Entwicklung von sicherheitsintegrierten und infektionsreaktiven Implantaten.  

meike stiesch rund

Implantate sind in vielen Disziplinen von Bedeutung zur Wiederherstellung wichtiger und zum Teil lebenserhaltener Funktionen, können jedoch medizinische Komplikationen nach sich ziehen. Darum erforschen wir Systeme zur Erhöhung der Sicherheit, wie sie beispielsweise im Bauingenieurwesen oder der Luftfahrt zum Einsatz kommen, nun erstmals für die Medizin. Diese Systeme sind gekennzeichnet durch die Möglichkeit einer kontinuierlichen Zustandserfassung zur Detektion drohender Komplikationen und der nachfolgenden Reaktion zur Wiederherstellung des Initialzustands.“

Prof. Dr. Meike Stiesch, Direktorin der MHH-Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde und Leiterin des Forschungsverbunds „Sicherheitsintegrierte und infektionsreaktive Implantate“ (SIIRI)

Das Ziel: Komplikationen sollen frühzeitig über neue Sensorsysteme erfasst und entweder zum Arzt weitergeleitet werden oder autoregulativ an Implantat-gebundene Aktoren, um eine technische oder biologische Regeneration zu erreichen und das Implantat in seiner Funktion wiederherzustellen – dazu ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. 

Wie fließen die Ergebnisse der unterschiedlichen Disziplinen nachher in einem Implantat zusammen? 

In den Teilprojekten forschen Mediziner*innen mit Ingenieur*innen, Natur- und Sozialwissenschaftler*innen gemeinsam. Der regelmäßige enge interdisziplinäre Austausch ermöglicht eine Vernetzung der Erkenntnisse zum Implantat der Zukunft:  Dieses beinhaltet sowohl die Erfassung von Komplikation und Reaktion als auch die Möglichkeit zur schonenden Entfernung. Das ist heute noch ein Problem.  

Welche Ergebnisse kann der Sonderforschungsbereich „Sicherheitsintegrierte und Infektionsreaktive Implantate“ (SIIRI) der MHH nach einem Jahr bereits vorweisen? 

Wir können bereits darüber aufklären, welche Bakterien für patogene Reaktionen verantwortlich sind. Über KI-Methoden konnten Bio-Marker identifiziert werden, um Infektionen frühzeitig anzuzeigen. Das wollen wir noch auf weitere Implantatsysteme erweitern“, Prof. Dr. Meike Stiesch.   

Welche Rolle spielt die Kommunikation in der Implantatforschung? 

eva baumann rund 1

 „Intelligente Implantate bedeuten nicht, dass man nicht mehr miteinander redet, sondern vielleicht muss man an der einen oder anderen Stelle sogar noch viel intensiver miteinander reden. So intelligent die  Forschung auch ist, sie hat nur eine Chance, wenn es Vertrauen in diese neue Technologie gibt. Der ganze Innovationsprozess ist eine große Kommunikationsherausforderung.“

Prof. Dr. Eva Baumann, Leiterin des Hanover Center for Health Communication am IJK und Vizepräsidentin Wissenschaft der HMTMH

Dabei im Fokus: Wie wird das Thema medial wahrgenommen? Wie sind die Akzeptanzbarrieren? Besonders wichtig sei es, ein Verständnis davon zu entwickeln, was Vertrauen und Ängste auf Patient*innenseite generiert. Bedarfsgerechtigkeit wird großgeschrieben. Nur so können die richtigen Informationen bereitgestellt werden, sodass die Patient*innen und ihre Angehörigen fundierte Entscheidungen treffen können. Dabei dürfe sich nicht der Illusion hingeben werden, dass einmal gutes Infomaterial entwickelt wird – die Kommunikator*innen müssten sich immer wieder flexibel auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen einstellen. Ein hochdynamischer Prozess, der durch sehr intensive Austauschprozesse im Forschungsverbund geprägt ist.  

Das Ziel: Der wachsenden Bedeutung von Kommunikation in der medizinischen Ausbildung gerecht werden, indem ein Konzept beziehungsweise Schulungsprogramm entwickelt wird, das Health Professionals in der Patient*innen-Kommunikation unterstützt. 

Das Institut für auditorische Neurowissenschaften an der Universität Göttingen ist weltweit führend in der Forschung am optischen Cochlea Implantat. Wie wird die Hörleistung durch das optische Cochlea Implantat verbessert im Vergleich zum herkömmlichen elektrischen? 

Das elektrische Cochlea-Implantat (auch: elektrisches Hören) wird seit Ende der 70 Jahre in der Klinik eingesetzt. Das Problem: Die menschliche Gehörschnecke ist mit Salzlösung gefüllt und durch Strom werden sehr viele Nervenzellen auf einmal angeregt. Beim optischen Hören wird eine gezielte und kleinere Anzahl von Nervenzellen angeregt und das Hörerlebnis somit signifikant verbessert. Eine auf das Ohr beschränkte Gentherapie, um den Hörnerv auf Licht vorzubereiten, ist momentan nicht umgänglich.

Der Blick in die Zukunft: Werden wir Menschen bald besser hören als Delfine?  

daniel keppeler rund

„Wir sind mit unserem „Hearing The Light-Ansatz“ bereits in der Zukunft angekommen.  Im Moment fokussieren wir uns darauf, kranken Menschen zu helfen und nicht auf die Optimierung von gesunden Menschen. An das Gehör von Delfinen werden wir so schnell also nicht rankommen.“

 Dr. Daniel Keppeler, Postdoc im Projekt „NeurOpto“ zum optischen Cochlea Implantat am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und Mitgründer von OptoGenTech GmbH  

Wie kann Spitzenforschung in der Metropolregion gehalten werden? 

Das oberste Ziel, die Gewinnung und das Halten von Spitzenwissenschaftler*innen zeigt Wirkung. So wurde das Professor*innenprogramm zwischen Bund und Ländern so gut angenommen, dass die Co-Finanzierung in Niedersachsen erhöht werden musste.  

andreas may rund

Besser werden kann man immer. Die Nachwuchsgewinnung nimmt einen sehr bedeutenden Raum ein. Die Forschung soll aus dem Elfenbeinturm in die Praxis getragen werden, was durch zusätzliche Translationseinrichtungen ermöglicht werden soll. Wir wollen Forschenden den Raum geben, innovativ voranzugehen.“
-Andreas May, stellv. Referatsleiter Lebens-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften; Wissenschaftliche Bibliotheken im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur

Ein Ansatz ist das „Zukunftslabor Gesundheit“: Wie sind die Digitalisierung, KI und Medizin miteinander verbindbar? Wie können Netzwerke Verbesserung schaffen? Insbesondere die Pandemie hat in diesen Bereichen Potenziale für Verbesserungen offengelegt.  

Die Metropolregion als Vorreiterin in der internationalen Implantatforschung? 

Die Metropolregion ist sehr stark sichtbar im internationalen Vergleich. Wir haben hier viele Potenziale nicht nur in der interdisziplinären Grundlagenforschung, sondern auch für die Translation in eine klinische Anwendung, hier wollen wir weiter. Wir wollen Implantate nicht nur sicherer machen, sondern sie auch in die klinische Anwendung bringen, also für Patient*innen zugänglich machen“, so Prof. Dr. Meike Stiesch. 

Hinweis der Redaktion: Der HealthTalk ist in unserer YouTube-Mediathek weiterhin abrufbar.  

Stadthagen startet im Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ unter dem Titel „Gesunde Stadt. Für alle.“. Wir duften mit Lars Masurek über die Pläne sprechen.

Redaktion GesundheIT: Herr Masurek, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Bewerbung für das dreijährige Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie in Stadthagen auf dem Weg zur vorsorgenden, gesunden Stadt und wo setzt das Förderprogram an?

Masurek: Angesichts des demographischen Wandels, des Fachkräftemangels und diverser, tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen hat die Entwicklung eines modernen Sozialwesens einen sehr großen Einfluss auf die Attraktivität unserer Stadt.

Bereits vor drei Jahren hat die Wirtschaftsförderung das Projekt ‚Living Care Lab Schaumburg‘ erfolgreich ins Leben gerufen und den Blick auf analoge wie digitale Innovationen in der Pflegewirtschaft gelenkt. Die Fokussierung auf das Pflegethema wird einer ganzheitlichen Betrachtung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft aber nicht gerecht.

Gesundheit ist ein gesellschaftlicher Megatrend, der sämtliche Lebensbereiche betrifft. Bei Gesunderhaltung und Prävention geht es einerseits um zeitgemäße, kommunale Daseinsvorsorge und andererseits um einen riesigen Wachstumsmarkt mit einem enormen Innovationspotenzial. So gesehen war die Hinwendung zu diesem Themenfeld recht naheliegend.

Redaktion GesundheIT: Sie legen einen Fokus auf das Gesundheits- und Sozialwesen. Können Sie in diesem Kontext den Quartiersansatz erläutern?

Masurek: Im Rahmen der Community Health-Diskussion rückt die Quartiersebene aktuell in den Fokus, denn das Quartier ist die sozialräumliche Bezugsebene der Menschen und für ihr Handeln. Je nach Zuschnitt kann das ein Straßenzug, ein Ortsteil oder ein Stadtviertel sein, wie beispielsweise die Innenstadt. Hier hält man sich auf, agiert und konsumiert. Das alles gilt vielfach auch für Aspekte des Gesundheits- und Sozialwesens.

Gleichwohl sind Quartiere sehr unterschiedlich, bezogen auf soziale Parameter, ihre Zentralität oder ihre Entwicklungsdynamik. Zu den Kernzielen der Quartiersentwicklung zählt es daher, analoge wie digitale Strukturen für Unterstützungs-, Pflege- und Beratungsservices zu schaffen, die den Bedarfen der Menschen entsprechen, die sich in dem jeweiligen Quartier aufhalten oder dort wohnen. Dem liegt im Übrigen auch unser Projektverständnis der ‚Teilhabe für alle‘ zugrunde, was auch in dem Projekttitel „Stadthagen. Gesunde Stadt. Für alle.“ deutlich wird.

Redaktion GesundheIT: Was wird nun als Erstes in die Hand genommen?

Masurek: Bei Gesunderhaltung, Prävention und Wohlbefinden sprechen wir von einem interdisziplinären Themenfeld. Die Vielfalt beteiligter Entwicklungstreiber ist dementsprechend groß, in Stadthagen kommen wir auf über 200 Stakeholder. Neben diversen Organisationen und ehrenamtlich Tätigen zählen kommerzielle Akteure dazu, wie Ärzteschaft, Therapeuten, Krankenkassen, die Pflegewirtschaft, der Ernährungs-, Sport- und Fitnessbereich und selbst Teile des Einzelhandels. Die prioritäre Aufgabe besteht also darin, diese heterogene Gruppe für das anstehende Projekt zu sensibilisieren. Es gilt zu erkennen, welch große sozialgesellschaftliche und ökonomische Bedeutung ein Zusammenwirken für Stadthagen und das Umland haben kann. Für Ende November ist eine erste größere Veranstaltung dazu geplant.

Redaktion GesundheIT: Stadthagen in 2025 – was ist bis dahin passiert?

Masurek: Konkret wollen wir in den nächsten Jahren ein umfangreiches Stakeholdernetzwerk aufbauen, die vorhandenen Services und Angebote bündeln sowie intensiv kommunizieren und im Zuge von Co-Creation-Prozessen neue zielgruppenspezifische Angebote entwickeln. Angesichts der geplanten Aktivitäten sind wir davon überzeugt, dass das Sozial- und Gesundheitswesen sein Potenzial als gesellschaftlicher und ökonomischer Entwicklungsmotor für unsere Region noch viel intensiver entfalten kann. Ich wünsche mir, dass die aktiv Beteiligten und die Bevölkerung bis dahin Gesundheit & Wohlbefinden als ein Unique Selling Point unserer Stadt bzw. für deren Entwicklung wahrnehmen.

Zur Person:

Lars Masurek leitet die Stabsstelle Wirtschaftsförderung bei der Stadt Stadthagen. Neben klassischen Themen, wie Bestandspflege und Ansiedlungsförderung, rückt die Wirtschaftsförderung unter dem Titel ‚START STADTHAGEN‘ einen langfristig angelegten Entwicklungsprozess in den Fokus ihrer Aufgaben und beschäftigt sich dabei mit den Bereichen Kreativität, Innovationen & neue Gründerkultur. Initiativen verschiedener Protagonisten in Stadthagen - darunter u.a. der Gründerwettbewerb, der Coworking Space ‚iKantine‘, die Business-Angel-Initiative ‚Start-Up-Stadthagen‘, das ‚Living Care Lab Schaumburg‘, die Transformation zur gesunden Stadt und der Innenstadtentwicklungsprozess ‚ReNEWsance‘ – tragen dazu bei, dass die Strategie ‚START STADTHAGEN‘ auch operativ sichtbar wird.

(umg / HAWK) Lauterbach hob besonders die einzigartige regionale Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen hervor, die als bundesweites Vorbild dienen sollte: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt. Das Konzept scheint schlüssig zu sein, praxisnahe Ausbildung an einen Fleck zusammenzubringen. Das ist insgesamt ein Weg, den man gehen muss.“

Lauterbach informierte sich insbesondere über die Bereiche Pflege und Hebammenwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, stellte dem Bundesminister das an der UMG und in Kooperation mit dem Gesundheitscampus Göttingen geplante Studienangebot „Praxisorientierte Pflegewissenschaft" vor: „Wir wissen, dass für Pflegekräfte eine berufliche Perspektive von zentraler Bedeutung ist. Gerade akademische Qualifizierungswege haben für die Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf eine extrem hohe Bedeutung. Wir müssen weitere Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten, sonst verlassen noch mehr Pflegekräfte ihren Beruf. Die Voraussetzungen für einen Studiengang ‚praxisorientierte Pflegewissenschaft‘ in Göttingen sind mit dem Standortvorteil einer universitären Medizin und mit dem Gesundheitscampus Göttingen geradezu ideal.“

HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy betonte: „Der Besuch von Bundesminister Lauterbach zeigt den Stellenwert und die Strahlkraft des Gesundheitscampus Göttingen und bestätigt einmal mehr, dass wir mit Unterstützung des Landes Niedersachsen auch bei der Weiterentwicklung des gemeinsamen Projektes auf dem richtigen Weg sind.“

Nach einem Rundgang durch die im November 2021 bezogenen Räumlichkeiten auf dem Sartorius-Quartier stellten Prof. Dr. Wolfgang Brück, Vorsitzender des Direktoriums des Gesundheitscampus Göttingen, und Prof. Dr. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit am Gesundheitscampus Göttingen, das Konzept, die Studienangebote, Forschungsprojekte und die internationalen Kooperationen des 2016 gestarteten Projektes rund 80 Gästen in der Sheddachhalle auf dem Sartorius-Quartier vor. Eingeladen waren Vertreter*innen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, aus der Politik, von Kooperationspartner*innen, dem Sartorius-Quartier, von UMG und HAWK sowie Studierende.

Bei der anschließenden Talkrunde diskutierte Lauterbach mit Expert*innen und Studierenden aktuelle Fragen der Fachkräfteausbildung und -gewinnung sowie über Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppen. Helle Dokken, Pflegedirektorin an der UMG, Tanja Lochter, Pflegedienstleiterin und Studentin Master Pflegemanagement an der Hochschule Hannover sowie Daniela Tschauner, Studentin Pflege dual, (8. Semester) am Gesundheitscampus vertraten das Themengebiet Pflege. Prof. Dr. Anne Kasper, Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft, Ciris Martins Simoes Goncalves von Strasser, 2. Semester, und Mania Huth, 4. Semester, Studentinnen der Hebammenwissenschaft, sprachen mit dem Bundesminister über Aufgaben und Ziele in ihrem Bereich.

Livestream von der Podiumsdiskussion

Quelle: Lauterbach: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt“ | Universitätsmedizin Göttingen (umg.eu)

Bildquelle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Skills Lab, dem Simulationskreißsaal. Foto: HAWK / Florian Aue

WEITERE INFORMATIONEN:

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Sabine zu Klampen

Pressesprecherin

Leiterin Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Hohnsen 4

31134 Hildesheim

Telefon 05121 / 881-124

Mobil 0163 / 586 67 63

sabine.klampen@hawk.de

www.hawk.de

UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN, GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT

Stefan Weller

Leitung Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Pressesprecher

Von-Siebold-Str. 3, 4. Etage, Bauteil A

37075 Göttingen

Briefpost: 37099 Göttingen

Telefon 0551 / 39-61020

stefan.weller@med.uni-goettingen.dehttp://www.umg.eu

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach zu Besuch am Gesundheitscampus Göttingen

(umg / HAWK) Lauterbach hob besonders die einzigartige regionale Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen hervor, die als bundesweites Vorbild dienen sollte: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt. Das Konzept scheint schlüssig zu sein, praxisnahe Ausbildung an einen Fleck zusammenzubringen. Das ist insgesamt ein Weg, den man gehen muss.“

Lauterbach informierte sich insbesondere über die Bereiche Pflege und Hebammenwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, stellte dem Bundesminister das an der UMG und in Kooperation mit dem Gesundheitscampus Göttingen geplante Studienangebot „Praxisorientierte Pflegewissenschaft" vor: „Wir wissen, dass für Pflegekräfte eine berufliche Perspektive von zentraler Bedeutung ist. Gerade akademische Qualifizierungswege haben für die Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf eine extrem hohe Bedeutung. Wir müssen weitere Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten, sonst verlassen noch mehr Pflegekräfte ihren Beruf. Die Voraussetzungen für einen Studiengang ‚praxisorientierte Pflegewissenschaft‘ in Göttingen sind mit dem Standortvorteil einer universitären Medizin und mit dem Gesundheitscampus Göttingen geradezu ideal.“

HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy betonte: „Der Besuch von Bundesminister Lauterbach zeigt den Stellenwert und die Strahlkraft des Gesundheitscampus Göttingen und bestätigt einmal mehr, dass wir mit Unterstützung des Landes Niedersachsen auch bei der Weiterentwicklung des gemeinsamen Projektes auf dem richtigen Weg sind.“

Nach einem Rundgang durch die im November 2021 bezogenen Räumlichkeiten auf dem Sartorius-Quartier stellten Prof. Dr. Wolfgang Brück, Vorsitzender des Direktoriums des Gesundheitscampus Göttingen, und Prof. Dr. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit am Gesundheitscampus Göttingen, das Konzept, die Studienangebote, Forschungsprojekte und die internationalen Kooperationen des 2016 gestarteten Projektes rund 80 Gästen in der Sheddachhalle auf dem Sartorius-Quartier vor. Eingeladen waren Vertreter*innen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, aus der Politik, von Kooperationspartner*innen, dem Sartorius-Quartier, von UMG und HAWK sowie Studierende.

Bei der anschließenden Talkrunde diskutierte Lauterbach mit Expert*innen und Studierenden aktuelle Fragen der Fachkräfteausbildung und -gewinnung sowie über Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppen. Helle Dokken, Pflegedirektorin an der UMG, Tanja Lochter, Pflegedienstleiterin und Studentin Master Pflegemanagement an der Hochschule Hannover sowie Daniela Tschauner, Studentin Pflege dual, (8. Semester) am Gesundheitscampus vertraten das Themengebiet Pflege. Prof. Dr. Anne Kasper, Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft, Ciris Martins Simoes Goncalves von Strasser, 2. Semester, und Mania Huth, 4. Semester, Studentinnen der Hebammenwissenschaft, sprachen mit dem Bundesminister über Aufgaben und Ziele in ihrem Bereich.

Livestream von der Podiumsdiskussion

Quelle: Lauterbach: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt“ | Universitätsmedizin Göttingen (umg.eu)

Bildquelle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Skills Lab, dem Simulationskreißsaal. Foto: HAWK / Florian Aue

WEITERE INFORMATIONEN:

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Sabine zu Klampen
Pressesprecherin
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Stefan Muhle ist seit Januar 2018 Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung. Wir haben die Chance für einen Rück- und Ausblick genutzt.
Mehr über seine Leidenschaft für die Digitalisierung, die Entwicklungen der Gesundheitswirtschaft in der Metropolregion, Innovationsgeist und weise Worte für kluge Köpfe im Interview.

Redaktion GesundheIT: Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Digitalisierung?

Muhle: Ich bin ein notorischer Zukunftsoptimist. Trotz aller globaler und nationaler Herausforderungen bin ich mir sicher, dass wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen können. Herausforderungen werden wir aber nur mit Technologie und digitalen Lösungen meistern können. Viele politische Standardantworten auf die großen Fragen der Zeit sind aber eher unkreativ, überholt oder rückwärtsgewandt. Digitale Lösungen auf dieselben Fragen wirken auf mich dagegen oftmals einleuchtender, klüger, nachhaltiger – insgesamt gewinnbringender. Deshalb verstehe ich mich in meinen öffentlichen Ämtern auch als Möglichmacher, und digitale Möglichkeiten sind dabei oft die zukunftssichersten. Und da Digitalisierung nun einmal eine Querschnittsaufgabe durch nahezu alle Bereiche des Lebens ist, erschließen sich in einer 360-Grad-Betrachtung auch viele ungeahnte Themenbereiche, das macht die Sache unerhört spannend.

Redaktion GesundheIT:  Was sehen Sie als größten Erfolg der letzten vier Jahre für die digitale Gesundheitswirtschaft in der Metropolregion?

Muhle: Der Weg zu erfolgreichen Innovationen und zum Erfolg insgesamt ist in fast allen Disziplinen vergleichbar: am Anfang müssen Menschen für einen neuen, erfolgversprechenden Ansatz – der idealerweise digital ist – begeistert werden. Dieser Schritt ist im Handlungsfeld Gesundheit der Metropolregion offensichtlich vollzogen. Und deshalb entstehen in der Folge kreative Formate wie „HealthHack“ oder lösungsorientierte Projekte mit Robotern in der Pflege. Mir gefällt der Ansatz, bekannte Themen mit einem zeitgemäßen Mindset noch einmal neu anzuschauen. Dadurch gibt man der Kreativität den Platz, ein Thema neu zu denken. Dass dabei heutzutage mehr und mehr digitale und technologiebasierte Lösungen dabei sind, verwundert nicht. Und quasi als Gegenleistung befördern genau diese Anregungen das Digitale raus aus der Nerd-Ecke, hinein in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dass die Metropolregion genau das geschafft hat und mittlerweile einer der  gefragtesten Gesprächspartner zu Themen der digitale Gesundheitswirtschaft geworden ist, freut mich sehr.

Redaktion GesundheIT: Die Metropolregion ist Heimat vieler spannender Gesundheitsinitiativen. Was hat Sie in der Zusammenarbeit mit so viel Innovationsgeist besonders beeindruckt? Wo ist noch Luft nach oben?

Muhle: Es braucht immer ein Gesicht, einen Menschen, der ein Thema transportiert und andere damit ansteckt. Und aus meiner Sicht konnten wir in unseren Projekten viele neugierige und engagierte Menschen treffen, die ein Konzept, eine Idee dann auch zum Fliegen gebracht haben. Luft nach oben ist immer, alles andere wäre bedrückend. Deshalb müssen wir - muss auch die Metropolregion - uns den Erfolgswillen immer wieder bewusst machen und uns selbst verordnen; beispielsweise, indem wir bewusst den Blick und die Perspektive auf ein Problem verändern, indem wir bei der Suche nach Lösungen ungewohnte Fachbereiche beteiligen, indem wir auch Fehler zulassen, um daraus zu lernen.

Redaktion GesundheIT: Sie sind langjähriger Schirmherr unseres HealthHack. Was geben Sie den klugen Köpfen der Gesundheitswirtschaft mit auf den Weg?

Muhle: Der HealthHack und die daraus resultierenden Ideen und Lösungsansätze sind in jeder Hinsicht ein Gewinn – für mich als Schirmherr, vor allem aber für die Entwickler und die in gesundheitlicher Hinsicht Profitierenden. Allgemein gilt: Ideen und konkrete Projekte werden erst dann auch erfolgreiche Ideen und Projekte, wenn sie inhaltlich toll sind, gut beschrieben und erklärt werden, wenn ein passender Name und Marketing diese Ideen begleitet und wenn sie von begeisterten Menschen getragen werden. Das alles wissen wir und doch erliegen wir oft der eigenen Begeisterung und fabrizieren Klein-Klein oder Schnellschüsse ohne Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund lautet mein Tipp: Gute Ideen brauchen auch professionelles Coaching, ein zweckmäßiges Management und die richtige Vermarktung. Und vor allem einen ganz langen Atem.

Redaktion GesundheIT: Wie kann die Metropolregion als Gesundheitsstandort ihre Vorreiterrolle zukünftig noch weiter ausbauen?

Muhle: Das Konstrukt der Metropolregion ist ja schon jetzt auf Erfolg getrimmt, fühlt sich nach „Pole-Position“ an und ist sicher der erste Vorteil auch anderen - weniger fokussierten - Regionen gegenüber. Die Frage, welche Megathemen auf den ersten Plätzen stehen, ist eine strategische und kann nur von Ihnen selbst beantwortet werden. Aber aus meiner Sicht liegt im Thema „digitale Gesundheitswirtschaft“ genügend Potenzial für eine erfolgreiche Weiterentwicklung hin zu noch mehr Wissenszentrum und noch mehr – auch digital organisiertem – Knotenpunkt.
Eine stetig weiter wachsende enge Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und speziell jungen Unternehmen oder Startups ist aus meiner Sicht ein maßgeblicher Erfolgsfaktor und würde in meinen Augen gut zur Metropolregion passen.

Redaktion GesundheIT: Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Herr Muhle.

Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den Neubau und die Förderinvestitionen des Landes Niedersachsen? Welche Auswirkung wird der Neubau auf die aktuelle medizinische Versorgungslage in der Region haben? Und wie hat das Krankenhaus die Belastungen in der Pandemie gemeistert? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt beim Kurzbesuch des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und den Braunschweiger Landtagskandidaten Julia Retzlaff und Christoph Bratmann.

Man sei auf der Zielgeraden, aber die nächste Etappe stünde bereits bevor, fasste Bauleiter Jörg Kittner die weitere Umsetzung der Bauabschnitte zusammen. Die Fertigstellung des Neubaus werde noch dieses Jahr erfolgen, im Anschluss zögen die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, die Klinik für Innere Medizin sowie die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in den Neubau um und die geräumten Bereiche in den Bestandsbauten würden modernisiert. Wichtig seien dabei die Mittel des Landes gewesen. Hans-Heinrich Seeliger (Stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender) und Ingo Beese (Finanzvorstand) wiesen hierbei auf die Bedeutung der Landesförderung hin. „Das Land Niedersachsen fördert die Baumaßnahmen am Krankenhaus Marienstift bisher mit rund 27 Millionen Euro. Weitere vier Millionen Euro wurden in der Krankenhausplanung 2022 für das Haus genehmigt“, so Beese.

Beim Gang durch die zukünftige Wöchnerinnen-Station und die OP-Säle zeichneten Dr. Udo Rudolf Schwippel (Ärztlicher Direktor Marienstift) und Rosemarie Ölschlager (Pflegedirektorin Marienstift) die Bedeutung und Umsetzung der Umstrukturierung der Funktions- und Pflegebereiche nach. Man sei durch den Neubau in der Lage, den Patient:innen künftig komplexe medizinische Leistungen sehr modern, hochwertig und komfortabel anzubieten.

„Das Krankenhaus Marienstift nimmt eine wichtige Rolle im regionalen Versorgungsnetzwerk der esn ein“, verdeutlichte Ingo Beese. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass das Haus gestärkt wird und dass neben der allgemeinen Bevölkerung auch die uns anvertrauten Menschen noch besser versorgt werden können.“

Quelle: Stephan Weil besichtigt Neubau des Krankenhauses Marienstift | ESN (netzwerk-esn.de)

Eigene Bäder für alle Patient*innen, fugenlose und leicht zu reinigende Nachttische mit schmutzabweisenden Oberflächen, automatisierte Reinigungskonzepte, Desinfektionsmittelspender, die bei Benutzung einen Smiley zeigen: So könnte das »Patientenzimmer der Zukunft« aussehen. Der begehbare Demonstrator eines solchen Zweibettzimmers wurde am 31. August 2022 auf dem Gelände des Städtischen Klinikums Braunschweig eröffnet. In dem Forschungs- und Studienlabor entwickeln Expert*innen aus den Bereichen Architektur, Materialforschung und Medizin praxistaugliche Musterlösungen für die Krankenhaus-Architektur. Dafür haben sich die Technische Universität Braunschweig, das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST und das Städtische Klinikum Braunschweig zusammengeschlossen.

Der Prototyp des Patientenzimmers wurde im Projekt KARMIN entwickelt und auf dem Gelände der Charité im Rahmen des World Health Summit 2020 in Berlin ausgestellt. Jetzt wird der Demonstrator in ein neues anwendungsorientiertes Forschungs- und Studienlabor überführt. Die Kooperationspartner*innen – das Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der TU Braunschweig, das Fraunhofer IST und das Städtische Klinikum Braunschweig – können damit Forschungsergebnisse in realer Umgebung direkt einbinden und unmittelbar erproben.

Direktes Feedback aus der Praxis

Dass das begehbare Modell auf dem Gelände des Städtischen Klinikums Braunschweig an der Naumburgstraße errichtet wurde, hat einen großen Vorteil. So kann medizinischem Personal der Zugang für praxisnahe Untersuchungen ermöglicht werden und die Forschenden erhalten direktes Feedback von Ärzt*innen, Pflegefachkräften und Auszubildenden.

»Wir betreiben gemeinsam Versorgungsforschung«, betont Dr. Thomas Bartkiewicz, Ärztlicher Direktor des Klinikums. »Wichtig ist hier für uns zum Beispiel die Frage: Wie können wir ein normales Zimmer in ein Intensivzimmer umwandeln?« Im Forschungs- und Studienlabor ist es möglich den Klinikalltag nachzustellen und durch den Einsatz von Augmented Reality verschiedene Fallkonstellationen zu trainieren. »Zukunftsweisend und nachhaltig wollen wir translationale Forschung voranbringen und damit Voraussetzungen für weitere Aktivitäten der Ausbildung und Qualifizierung von medizinischem Personal setzen«, so Dr. Bartkiewicz.

Mehr über das Patientenzimmer der Zukunft hier: Patientenzimmer der Zukunft in Braunschweig eröffnet (fraunhofer.de)

Hinweis der Redaktion GesundheIT: In der aktuellen Folge von Forsch! - Der Wissenschaftspodcast der Braunschweiger Zeitung und der ForschungRegion Braunschweig steht das Patientenzimmer der Zukunft im Fokus. Reinhören unter Podcast - ForschungRegion

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