Ein Team von Wissenschaftler*innen um Professor Karsten Hiller vom Braunschweiger Zentrum für Systembiologie BRICS hat eine körpereigene, entzündungshemmende Substanz entdeckt: Mesaconsäure. Dieses Molekül könnte ein Wirkstoffkandidat sein, der sich zur Behandlung eines Schocks in Folge einer Blutvergiftung und bei Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) weiterentwickeln lässt – ohne die bekannten Nebenwirkungen bisher im Einsatz befindlicher entzündungshemmender Medikamente.
Das Team von Karsten Hiller beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Stoffwechselprodukten, die bei der menschlichen Immunabwehr eine Rolle spielen. So haben die Wissenschaftler*innen 2013 entdeckt, dass Immunzellen im Blut und Gehirn von Säugetieren Itakonsäure herstellen – eine Substanz, die man bis dahin nur im Stoffwechsel von Pilzen gefunden hatte. Itakonsäure ist ein natürliches Antibiotikum, bekämpft also Bakterien und hemmt Entzündungen.
In der Folge dieser Entdeckung war Itakonsäure Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Dabei stellten die Forschenden fest, dass zusammen mit der Itakonsäure stets ein weiteres Stoffwechselprodukt auftritt: die Mesaconsäure. Mesaconsäure ist eine chemische Verbindung, die der Körper aus zuvor entdeckten Itakonsäure herstellt. „Uns hat interessiert, ob die Mesaconsäure ebenfalls einen Einfluss auf Entzündungsreaktionen hat“, sagt Professor Hiller. Bei Versuchen mit Labormäusen erkannte das Forschungsteam, dass dies tatsächlich der Fall ist: Verabreicht man Mesaconsäure an Mäuse, deren Immunsystem gerade „überschießt“, also eine zu starke Abwehrreaktion zeigt, geht es den Mäusen schnell besser. Ihre Chance, zu überleben, steigt.
Wenn Wissenschaftler*innen solch einen Effekt festgestellt haben, müssen sie die dahinterliegenden Stoffwechselprozesse genau verstehen. Bei den Untersuchungen fand das Forschungskonsortium, an dem neun Forschungsgruppen aus Braunschweig, Bonn, Luxemburg, La Jolla (USA) und Arhus (Dänemark) beteiligt sind, heraus, dass Mesaconsäure ähnlich stark entzündungshemmend wirkt wie Itakonsäure. „Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied“, sagt Dr. Wei He, Mitarbeiter in Hillers Team und Erstautor der Studie: „Im Gegensatz zu Itakonsäure blockiert Mesaconsäure nicht das Enzym Succinatdehydrogenase. Dieses Enzym hat eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Zellen.“
Succinatdehydrogenase (SDH) ist Teil der Atmungskette. Wird es – beispielsweise durch Itakonsäure – gehemmt, hat dies starke negative Wirkungen auf den Stoffwechsel. Da Mesaconsäure keinen blockierenden Effekt auf das SDH-Enzym, aber eine ähnlich gute entzündungshemmende Wirkung wie Itakonsäure hat, ist es als potentieller Wirkstoff gegen Autoimmunerkrankungen besonders interessant. „Wir müssen jetzt untersuchen, warum Mesaconsäure einen positiven, entzündungshemmenden Effekt auf das Immunsystem hat“, sagt He.
Wenn die Forschenden auf diese Frage präzise Antworten haben, können mit Mesaconsäure konkrete pharmakologische Untersuchungen beginnen. „Die Mesaconsäure könnte als Wirkstoff gegen Krankheiten in Frage kommen, bei denen das Immunsystem zu stark aktiviert ist – beim septischen Schock und vor allem auch Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis oder bei entzündlicher Darmerkrankung“, so Professor Hiller. „Unter Umständen mit weniger Nebenwirkungen als andere Medikamente. Denn es handelt sich um eine Substanz, die der Körper selbst produziert und die die zentralen Stoffwechselwege in den Zellen nicht beeinträchtigt.“
Zur Studie
Die Studie entstand im Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ der TU Braunschweig im BRICS. Für die Untersuchungen wurde mit Mäusen und Immunzellen von Blutspendern gearbeitet. Die Tierversuche fanden am Luxembourg Institute of Health und an der Universität Bonn statt und wurden unter strengen Sicherheits- und Tierschutzauflagen durchgeführt. In Kooperation mit Hendricus Garritsen vom Klinikum Braunschweig wurden primäre Immunzellen von Blutspendern untersucht.
Über das BRICS: „Understanding Health“
Am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie, dem BRICS, wollen die Forschenden verstehen, was Gesundheit bedeutet. Dafür untersuchen sie die molekularen Zusammenhänge, die biologische Systeme im Gleichgewicht halten. Am BRICS betrachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit modernsten Methoden biologische Zellen und erfassen ganzheitlich und präzise den Status hochkomplexer Stoffwechsel-Netzwerke. Mit Hilfe computergestützter, bioinformatischer Methoden identifizieren sie diejenigen Faktoren, die biologische Systeme aus dem Gleichgewicht geraten lassen – und so zu Erkrankungen führen. Die so gewonnenen Erkenntnisse bringt das BRICS in die Entwicklung innovativer Therapien ein.
Das BRICS ist ein gemeinsames Forschungszentrum der TU Braunschweig, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und dem Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH.
Kontakt:
Prof. Dr. Karsten Hiller
Technische Universität Braunschweig
Institut für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik
Abteilung Bioinformatik und Biochemie
Rebenring 56
38106 Braunschweig
karsten.hiller@tu-braunschweig.de
Quelle: https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/wirksam-gegen-ein-ueberschiessendes-immunsystem/
Die Förderstiftung MHH plus zeichnet Professor Dr. Christoph Huber und PD Dr. Anna Saborowski aus, Wissenschaftsminister Björn Thümler und MHH-Präsident Prof. Michael Manns überreichen Preise.
Der Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis und die Johann-Georg-Zimmermann-Medaille gehören zu den höchsten Auszeichnungen für Verdienste in der Krebsforschung in Deutschland. Die Förderstiftung MHH plus hat die Preise am Montag, 13. Juni 2022, in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verliehen. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler hat gemeinsam mit MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns die Preise überreicht.
„Der Johann-Georg-Zimmermann-Preises ist eine der wichtigsten Auszeichnungen Deutschlands im Bereich der Krebsforschung. Ein Blick in die Biografie des Namensgebers macht auf verblüffende Art und Weise deutlich, wie aktuell und relevant sein Leben und Wirken für heutige medizinische Diskurse ist. Die heutigen Preistragenden stehen beispielhaft für die Potenziale einer modernen Krebsforschung“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Ich gratuliere Dr. Anna Saborowski und Prof. Dr. Christoph Huber von ganzem Herzen. Nicht zuletzt, weil mir die Stärkung von Transfer, Translation und Wissenschaftskommunikation ein Herzensanliegen bleibt – nicht nur bei der Bekämpfung der Volkskrankheiten.“
Mit der Johann-Georg-Zimmermann- Medaille wurde Prof. Dr. Christoph Huber, ehemaliger Leiter der III. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Mainz und Mitgründer des Unternehmens BionTech, für seine Verdienste um die Immuntherapie bei onkologischen Erkrankungen ausgezeichnet. Seine Arbeiten zur translationalen Entwicklung der mRNA-Impftechnologie haben die Behandlung solider Tumoren und von Infektionskrankheiten wie SARS-CoV 2 maßgeblich verändert. Darüber hinaus hat er als Firmenmitgründer und Wissenschaftsnetzwerker im Kampf gegen Krebs immer wieder neue Impulse gesetzt.
Den mit 10.000 Euro dotierten Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis - gerichtet an junge Krebsforscherinnen und Krebsforscher für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit - erhielt PD Dr. Anna Saborowski, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH. Als Clinical Scientist an der Schnittstelle zwischen Krankenversorgung und Grundlagenforschung treibt sie die Weiterentwicklung von Therapieansätzen für die Behandlung von Gallengangkarzinomen maßgeblich voran.
„Mit Prof. Dr. Christoph Huber ehren wir einen der herausragenden und innovativsten Onkologen unserer Zeit, der mit seinen Mitarbeitenden und Weggefährten der Immuntherapie von Tumoren den Weg in den klinischen Alltag geebnet hat“, betont MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns. „Und PD Dr. Anna Saborowski zeigt durch ihre Forschungen, wie bedeutsam die personalisierte Tumortherapie für die Überwindung von Therapieresistenzen ist.“
Herausragender Forscher und Netzwerker
Prof. Dr. Christoph Huber gilt als einer der Pioniere und Visionäre der immunologischen Krebsforschung, deren richtungsweisendes Potenzial der gebürtige Wiener schon in den siebziger Jahren erkannte. 2008 gehörte Professor Huber zu den Mitgründern der Mainzer Biotechnologieunternehmen Ganymed und BioNTech, denen er als Aufsichtsratsmitglied verbunden war und ist. Christoph Huber studierte Medizin in Innsbruck, absolvierte hier auch seine Facharztausbildung in Innerer Medizin und schloss dort ebenfalls seine Habilitation ab. 1983 begründete er in Innsbruck eine der ersten europäischen Stammzelltransplantationseinrichtungen. Ab 1990 prägte Prof. Huber fast 20 Jahre lang die III. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz – unter seiner Ägide wurde sie zu einer international führenden Einrichtung zur Behandlung bösartiger Blut- und Tumorerkrankungen und einem Zentrum für Stammzelltransplantation und Palliativmedizin. Durch sein Engagement konnten zahlreiche Forschungsergebnisse der Krebsimmuntherapie aus dem Labor in die klinische Anwendung übertragen werden. In den mit Prof. Ugur Sahin und Prof. Özlem Türeci gegründeten Firmen Ganymed und BionTech sind inzwischen mehr als ein Dutzend hoch innovativer Immuntherapeutika auf dem Weg zum Markt gebracht und die erste Covid-19 Impfung zugelassen worden. Prof. Huber wirkte in beeindruckender Weise als Gutachter und Funktionsträger in nationalen und internationalen Forschungsförderungsorganisationen sowie als wissenschaftlicher Berater in deutschen Großforschungseinrichtungen wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dem GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München oder dem Max-Delbrück Zentrum in Berlin. Sein Gespür für innovative Ideen, sein Blick für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und sein Geschick, beides zusammen zu bringen, zeichnen den Träger des Bundesverdienstkreuzes, des Zukunftspreisträgers des Bundespräsidenten und Ehrenbürgers der Städte Mainz und Innsbruck besonders aus. Prof. Huber ist außerdem Autor von mehr als 450 wissenschaftlichen Publikationen in renommierten Zeitschriften, Herausgeber zahlreicher internationaler Wissenschaftsjournale, des deutschsprachigen Standardlehrbuchs „Die innere Medizin“ sowie des ersten Leitfadens für Krebsimmuntherapie.
Krebspatientinnen und -patienten passgenau behandeln
Krebserkrankungen von Gallenwegen und Leber sind das Spezialgebiet von PD Dr. Anna Saborowski, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH. Die 40jährige beschäftigt sich mit den molekularen Signalwegen, die zur Entstehung von bösartigen Tumoren beitragen und sich als Angriffspunkt für zielgerichtete Therapien eignen.
Nach ihrem Medizinstudium an der MHH und ihrer grundlagenwissenschaftlichen Ausbildung als Postdoktorandin am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, NY, hat sich Anna Saborowski den Herausforderungen einer „dualen Karriere“ in Wissenschaft und Forschung gestellt: sie ist einerseits als Ärztin in die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit gastrointestinalen Tumorerkrankungen eingebunden, zum anderen leitet sie eine grundlagenwissenschaftliche Arbeitsgruppe. Die Mutter von zwei Kindern engagiert sich darüber hinaus aktiv in der Nachwuchsförderung, beispielsweise als Gleichstellungsbeauftragte eines Sonderforschungsbereiches oder innerhalb des Nachwuchsgremiums der Europäischen Leberforschungsorganisation „EASL“. Was treibt sie an? „In den vergangenen Jahren konnten durch ein verbessertes Verständnis der Pathophysiologie maligner Erkrankungen ganz neue Konzepte in onkologische Therapien integriert werden. Ich glaube, dass sich diese neuen Konzepte noch weiter ausbauen lassen und wir in naher Zukunft mehr Tumorpatientinnen- und Patienten individualisiert therapieren werden. Aktuell an der Schnittstelle zwischen Klinik und Forschung zu arbeiten, ist extrem spannend und motivierend“, sagt sie. Im Mausmodell erforscht Dr. Saborowski beispielsweise den Einfluss bestimmter genetischer Veränderungen auf einen Tumor. Eignet sich die genetische Modifikation als Zielstruktur für medikamentöse Therapieansätze? Lässt sich, zum Beispiel durch Kombination unterschiedlicher Medikamente, ein vorzeitiges Therapieversagen abwenden? Auf diese und ähnliche Fragen sucht Anna Saborowski nach Antworten.
Bildunterschrift: MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns, die beiden Preisträger PD Dr. Anna Saborowski und Prof. Dr. Christoph Huber sowie Wissenschaftsminister Björn Thümler Copyright: Karin Kaiser / MHH
Quelle: https://www.mhh.de/presse-news/spitzenforschung-im-kampf-gegen-den-krebs
Zum zwölften Mal wird der Niedersächsische Gesundheitspreis von den Niedersächsischen Ministerien für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der AOK - Die Gesundheitskasse für Niedersachsen sowie der Apothekerkammer Niedersachsen ausgeschrieben. Gesucht werden Beispiele guter Praxis in den folgenden Preiskategorien:
1. Zurück zum gesunden Alltag: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stärken
2. Gender und Gesundheit: Angebote in der Gesundheitsversorgung und -förderung gendersensibel gestalten
3. eHealth – Digitale Technologien für mehr Gesundheit
Die Bewerbungen können bis zum 31. Juli 2022 bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. eingereicht werden. Eine Bewerbung ist ausschließlich digital möglich.
Wie unterscheiden sich krebskranke von gesunden Zellen? Ein neuer Machine-Learning-Algorithmus namens „ikarus“ kennt die Antwort, berichtet ein Team um den Bioinformatiker Altuna Akalin vom MDC nun im Fachjournal „Genome Biology“. Das Programm hat eine charakteristische Gensignatur gefunden.
Wenn es darum geht, in Datenbergen Muster zu identifizieren, ist ein Mensch einer künstlichen Intelligenz (KI) chancenlos unterlegen. Besonders das maschinelle Lernen, ein Teilbereich der KI, wird oft eingesetzt, um Gesetzmäßigkeiten in Datensätzen zu finden – sei es zur Aktienmarktanalyse, Bild- und Spracherkennung oder der Klassifizierung von Zellen. Um Krebszellen zuverlässig von gesunden Zellen zu unterscheiden, hat ein Team um Dr. Altuna Akalin, Leiter der Technologieplattform „Bioinformatik und Omics-Datenwissenschaft“ am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), nun ein Machine-Learning-Programm namens „ikarus“ entwickelt. In den Tumorzellen fand das Programm ein krebsübergreifendes Muster, bestehend aus einer charakteristischen Kombination an Genen. Der Algorithmus entdeckte in dem Muster außerdem Arten von Genen, die man bislang nicht eindeutig mit Krebs in Verbindung gebracht hatte, schreibt die Forschungsgruppe im Fachjournal „Genome Biology“.
Maschinelles Lernen bedeutet im Grunde, dass ein Algorithmus anhand von Trainingsdaten selbstständig lernt, bestimmte Fragestellungen zu beantworten. Seine Strategie ist dabei, nach Mustern in den Daten zu suchen, die ihm bei der Problemlösung helfen. Nach der Trainingsphase kann das System das Gelernte verallgemeinern und somit unbekannte Daten beurteilen. „Eine große Herausforderung war, geeignete Lerndatensätze zu bekommen, bei denen Fachleute bereits eine präzise Einteilung der Zellen in ‚gesund’ und ‚krebskrank’ vorgenommen hatten“, erzählt Jan Dohmen, der Erstautor der Studie.
Eine überraschend gute Trefferquote
Obendrein sind Datensätze aus Einzelzell-Sequenzierungen häufig verrauscht. Das bedeutet: Die Informationen über die molekularen Eigenschaften der einzelnen Zellen sind nicht ganz genau – weil zum Beispiel in jeder Zelle eine unterschiedliche Anzahl Gene erkannt wird oder die Proben nicht immer gleich verarbeitet werden. Sie hätten unzählige Publikationen durchforstet und etliche Forschungsgruppen kontaktiert, um ausreichend gute Datensätze zu bekommen, berichten Dohmen und sein Kollege Dr. Vedran Franke, der Ko-Leiter der Studie. Mit Daten von Lungen- und Darmkrebszellen trainierte das Team den Algorithmus schließlich, bevor dieser auf Datensätze von weiteren Tumorarten angewendet wurde.
In der Trainingsphase musste ikarus eine Liste charakteristischer Gene finden, anhand derer das Programm die Zellen einteilen konnte: „Wir haben verschiedene Ansätze ausprobiert und verfeinert“, sagt Dohmen. Eine zeitintensive Arbeit, wie alle drei Forscher erzählen. „Ausschlaggebend war, dass ikarus letztlich zwei Listen nutzte: eine für Krebsgene und eine für Gene anderer Zellen“, erklärt Franke. Nach der Lernperiode konnte der Algorithmus auch bei anderen Krebsarten zuverlässig zwischen gesunden und krebskranken Zellen unterscheiden, etwa in Gewebeproben von Leberkrebs oder Neuroblastomen. Seine Trefferquote lag meist nur wenige Prozent daneben. Das hat auch die Forschungsgruppe überrascht: „Wir haben nicht erwartet, dass eine gemeinsame Signatur existiert, die Tumorzellen von verschiedenen Krebsarten so genau definiert“, sagt Akalin. „Noch können wir allerdings nicht sagen, dass die Methode für alle Krebsarten funktioniert“, fügt Dohmen hinzu. Damit ikarus zuverlässig bei der Krebsdiagnose helfen kann, wollen die Forschenden ihn noch an weiteren Tumorarten testen.
KI als vollautomatische Diagnose-Hilfe
Die Klassifizierung „gesund“ versus „krebskrank“ ist dabei längst nicht das Ende des Projekts. In ersten Tests konnte ikarus bereits zeigen, dass sich die Methode auch andere Zelltypen oder bestimmte Subtypen von Tumorzellen unterscheiden kann. „Wir wollen den Ansatz verallgemeinern“, sagt Akalin, „also ihn derart weiterentwickeln, dass er alle möglichen Zelltypen in einer Biopsie unterscheiden kann“.
In der Klinik schauen sich Pathologen Gewebeproben von Tumoren meist nur unter dem Mikroskop an und identifizieren so die unterschiedlichen Zelltypen. Das ist mühsam und kostet viel Zeit. Mit ikarus könnte dieser Schritt irgendwann vollautomatisch ablaufen. Außerdem könne man aus den Daten zusätzlich etwas über die unmittelbare Umgebung des Tumors ableiten, sagt Akalin. Das wiederum könnte den Ärztinnen und Ärzten helfen, eine optimale Therapie auszuwählen. Denn oftmals deute die Zusammensetzung des Krebsgewebes und der Mikroumgebung darauf hin, ob eine bestimmte Behandlung oder ein Medikament anschlagen wird oder nicht. Darüber hinaus hilft die KI möglicherweise, neue Medikament zu entwickeln: „Wir können mit ikarus Gene identifizieren, die potenzielle Treiber der Krebserkrankung sind“, sagt Akalin. Neuartige Wirkstoffe könnten dann an diesen molekularen Zielstrukturen ansetzen.
Zusammenarbeit im Home-Office
Bemerkenswert an der Publikation sei, dass die notwendigen Arbeiten vollständig während der Coronapandemie durchgeführt wurden. Alle Beteiligten waren zu der Zeit nicht an ihren normalen Arbeitsplätzen im Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB), das zum MDC gehört. Sie hielten im Home-Office nur über digitale Kanäle Kontakt. „Das Projekt beweist, dass man eine digitale Struktur schaffen kann, die wissenschaftliche Arbeiten unter diesen Bedingungen ermöglicht“, hebt Franke hervor.
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.
Bildunterschrift: Proben von Darmkrebstumoren kann man – gemäß der Genexpression – in vier Standard-Subtypen einordnen. Die Plattform maui hat die Proben ähnlich klassifiziert. Allerdings gibt es nun Hinweise darauf, dass Subtyp 2 (in grün, Abbildung A) eigentlich in zwei Subtypen unterteilt werden müsste (grün und hellblau in Abbildung B).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Altuna Akalin
Leiter der Technologieplattform „Bioinformatics and Omics Data Science“
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
+49 30 9406-4271
Altuna.Akalin@mdc-berlin.de
Originalpublikation:
Jan Dohmen et al. (2022): „Identifying tumor cells at the single-cell level using machine learning“. Genome Biology, DOI: 10.1186/s13059‐022‐02683‐1
Weitere Informationen:
https://genomebiology.biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/s13059-022-02683-1.pdf - Paper
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/maui-deep-learning-krebs-kuenstliche-int... -
Quelle: https://idw-online.de/de/news795386
Weitere 13 Millionen Euro fürs Klinikum Braunschweig vom Land
Ende 2023 wird der Standort Holwedestraße des Städtischen Klinikums seine Pforten schließen. Alle aktuell dort befindlichen Bereiche ziehen dann in die Salzdahlumer Straße. Ein Großprojekt nicht nur für Braunschweig, sondern auch für Niedersachsen: Nachdem das Land in diesem Jahr bereits 20 Millionen Euro für das Projekt in das Investitionsprogramm aufgenommen hatte, kommen nun weitere 13 Millionen hinzu.
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum: „Damit leistet das Land einen weiteren wichtigen Beitrag für das derzeit größte öffentliche Investitionsprojekt in Braunschweig. Mit dem Zwei-Standorte-Konzept können wir unseren regionalen Maximalversorger für die Zukunft sicher aufstellen.“
Neben den Fachbereichen Ästhetische, Plastische und Handchirurgie und der HNO-Klinik ziehen auch die Unfallchirurgie und die Orthopädie von der Holwedestraße in die Salzdahlumer Straße um. Durch die Zusammenlegung wird die größte zentrale Notaufnahme außerhalb der Universitätskliniken in Niedersachsen entstehen – sie wächst von 950 auf 1450 Quadratmeter, aus bisher 27 Behandlungsplätzen werden 40.
Quelle: Stadt Braunschweig | presse-service.de
Melanie Wendling wird neue Geschäftsführerin des bvitg
Führungswechsel beim Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.: Melanie Wendling übernimmt die Geschäftsführung des Verbandes und tritt die Nachfolge von Sebastian Zilch an. „Wir schauen dankbar auf Jahre erfolgreicher Arbeit von Sebastian Zilch als Geschäftsführer des Verbandes zurück. Gleichzeitig freuen wir uns sehr, dass wir mit Frau Melanie Wendling wieder eine außerordentlich kompetente Geschäftsführerin gefunden haben, die mit dem Gesundheitswesen bestens vertraut ist und mit unseren Mitgliedern die Digitalisierung in Deutschland weiter voranbringen wird“, erklärt Gerrit Schick, Vorstandsvorsitzender des bvitg.
Melanie Wendling war zuletzt als Abteilungsleiterin Gesundheit und Rehabilitation bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung tätig. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Abschluss der RTL-Journalistenschule arbeitete sie als persönliche Referentin von Bundesministerin Ulla Schmidt und Bundesminister Philipp Rösler im Bundesministerium für Gesundheit. Im Anschluss wechselte sie zu Telekom Healthcare Solutions, wo sie die Politik und Verbandsvertretung verantwortete.
„Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat in den letzten Jahren rasant an Tempo gewonnen. Ich freue mich sehr darauf, diesen Wandel zusammen mit dem Team des Bundesverbandes Gesundheits-IT aktiv mitzugestalten – zum Wohle der Patient*innen und als vernehmbare Stimme der IT-Anbieter in Deutschland”, sagt Melanie Wendling. Der auf der DMEA angekündigte partizipative Strategieprozess des Bundesministeriums für Gesundheit ist für sie eines der drängendsten Themen der nächsten Zeit: „Klar muss dabei aber auch sein: Eine nachhaltige, innovative und digitale Gesundheitsversorgung in Deutschland kann nur gemeinsam mit dem bvitg und seinen Mitgliedsunternehmen gestaltet werden”, so Wendling.
Gemeinsam mit seinen über 100 Mitgliedsunternehmen arbeitet der bvitg daran, die Gesundheits-IT für alle Versorgungsbereiche zu etablieren, um so die gesundheitliche Versorgung der Menschen in Deutschland zu verbessern.
Quelle: https://www.bvitg.de/melanie-wendling-wird-neue-geschaeftsfuehrerin-des-bvitg/
Die kartenlose Anmeldung in der E-Rezepte App ist da
Die Mobil Krankenkasse geht als eine der ersten Krankenkassen neue Wege und ermöglicht Versicherten die vereinfachte Nutzung digitaler Lösungen. Als eine der ersten gesetzlichen Krankenkassen hat sie die kartenlose Anmeldung für die E-Rezept-App umgesetzt.
Das E-Rezept ist in Deutschland bereits angekommen. Zum 1. Juni 2022 sind bereits über 25.000 E-Rezepte eingelöst worden. In den kommenden Wochen ist ein erheblicher Zuwachs zu erwarten. Bald wird jeder Versicherte in den Kontakt mit dem E-Rezept kommen.
Damit die Versicherten die Vorteile des elektronischen Rezeptes mittels App nutzen können, sind grundsätzlich eine Gesundheitskarte mit NFC-Funktion (Funkstandard zur drahtlosen Datenübertragung), eine PIN sowie ein NFC-fähiges Smartphone zusätzlich erforderlich. Für die Versicherten der Mobil Krankenkasse geht es aber auch einfacher und schneller: Als eine der ersten gesetzlichen Krankenkassen hat die Betriebskrankenkasse die kartenlose Anmeldung für die E-Rezept-App umgesetzt. Alle Versicherten, die ein sicheres Identifikationsverfahren durchlaufen haben, können sich damit direkt in der E-Rezept-App anmelden. Dabei wird die „ePA App“ der Mobil Krankenkasse für die Anmeldung am E-Rezept-System genutzt.
„Die Mobil Krankenkasse leistet damit Pionierarbeit und zeigt, dass es immer auch einen konstruktiven Weg im Sinne der Versicherten gibt, um digitale Lösungen allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen“, erklärt Florian Hartge, Chief Production Officer bei der gematik GmbH. Mario Heise, Vorstandsvorsitzender der Mobil Krankenkasse, ergänzt: „Gemeinsam mit der gematik GmbH, der Mobil ISC GmbH sowie der Research Industrial Systems Engineering (RISE) Forschungs-, Entwicklungs- und Großprojektberatung GmbH haben wir verschiedene Möglichkeiten rund um die Anmeldung für das E-Rezept geprüft und ermöglichen unseren Versicherten fortan einen kartenlosen und zeitgemäßen Zugang zur Verschreibung.“
Die neue Möglichkeit zur Anmeldung in der App löst dabei zwei Herausforderungen, die bisher die Nutzung des E-Rezepts für Versicherte erschwert haben: Zum einen umgeht sie den Umstand, dass viele Versicherte noch keine NFC-fähige elektronische Gesundheitskarte oder noch keine dazugehörige PIN von ihrer Krankenversicherung erhalten haben. Zum anderen können sich nun auch Versicherte in der App anmelden, deren Smartphones keine NFC-Schnittstelle haben. Diesen Versicherten wird nun über ein sicheres und vereinfachtes Anmeldeverfahren die Nutzung der E-Rezept App ermöglicht. Diese Möglichkeit besteht in Anlehnung an das Prozedere, wie es die gesetzlichen Krankenkassen auch für die elektronische Patientenakte vorsehen und bietet neben Post- bzw. Video-Ident auch die Möglichkeit, sich persönlich im Service Point seiner Krankenkasse vorzustellen. Weitere 87 gesetzliche Krankenkassen stehen ebenfalls in den Startlöchern, diesen vereinfachten Prozess für ihre Versicherten anzubieten.
Wie es konkret funktioniert, zeigt die Anleitung „Kurz erklärt“:
Nds. Digitalministerium sucht Robotik Talente: Bewerben bis zum 15.8.
Mit dem „Robotik Talente Preis“ zeichnet das Niedersächsische Digitalisierungsministerium auch 2022 wieder herausragende Abschlussarbeiten und Schulprojekte auf dem Gebiet der Robotik aus. In vier Kategorien werden Preisgelder von insgesamt 10.000 Euro vergeben. Bewerbungsschluss ist der 15.8.2022
Das Niedersächsische Wirtschafts- und Digitalisierungsministerium vergibt in diesem Jahr erneut den „Robotik Talente Preis“ für Promotionen sowie Master- und Bachelorarbeiten im Bereich Robotik. Mit einem Sonderpreis soll zusätzlich ein herausragendes Schulprojekt ausgezeichnet werden. Der Preis für Schulen würdigt insbesondere die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen im Bereich Robotik, die besonders geeignet ist, soziale Barrieren und tradierte Rollenbilder zu überwinden und darüber hinaus ohne freiwilliges Engagement von Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern kaum möglich ist.
Preise für Promotion, Master, Bachelor und Schulprojekte
Bis zum 15.8.2022 können Bewerbungen eingereicht werden. Eine Jury aus Robotikexperten wird die Auswahl treffen. Die Auszeichnungen werden während der Digitalkonferenz TECHTIDE 2022 am 12. und 13.9.2022 übergeben. Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 10.000 Euro vergeben. Der „Robotik Talente Preis“ in der Kategorie „Promotion“ ist mit 3.000 Euro, in der Kategorie „Masterarbeit“ mit 2.500 Euro sowie in der Kategorie „Bachelorarbeit“ mit 1.500 Euro dotiert. Beim Sonderpreis für Schulen winkt ein Preisgeld von 3.000 Euro.
„Nachwuchs fit und sichtbar machen“
„Robotik und Künstliche Intelligenz sind zentrale Technologien für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft“, sagt Niedersachsens Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle. „Insbesondere an unseren Hochschulen arbeiten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler an den Innovationen von morgen. Mit unserem Wettbewerb wollen wir den Nachwuchs fit für die robotergestützten Veränderungen machen und die Arbeit junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich Robotik sichtbar machen.“
Bewerbungen können ab sofort unter christina.blume@mw.niedersachsen.de eingereicht werden. Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung
Am 23. Juni durften wir Dinah Stollwerck-Bauer in Hannover begrüßen. Auf ihrer dreitägigen Sommertour besuchte die Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser 15 Projekte und Initiativen im Amtsbezirk, welche die regionale Entwicklung unterstützen und voranbringen.
„Ich freue mich sehr darauf, wieder vor Ort an den vielfältigen Projekten und Initiativen in unserer Region teilhaben zu können und die engagierten Menschen kennenzulernen, die sich für ihre Anliegen einsetzen und Impulse für die weitere Entwicklung geben”, sagte sie im Vorfeld ihrer Reise.
Im Zentrum ihres Besuchs in Hannover standen drei Projekte der metropolregionalen Gesundheitswirtschaft: die Pandemiepräventionsplattform PaPräKa, das Comprehensive Cancer Center (CCC-H) sowie Emma, ein Lieferdienst für Senioren- und Pflegeheime.
Linda Hoffmeister, Projektmanagerin Gesundheit bei der Metropolregion stellte gemeinsam mit dem Projektpartner Allan Koch, Themenmanager Pandemieprävention beim Innovationszentrum Niedersachsen, das vom Amt für regionale Landesentwicklung geförderte Projekt PaPräKa vor. Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit durch zahlreiche Kommunikationsmaßnahmen stärker zu vernetzen und so dazu beizutragen, schneller und effizienter auf Pandemien reagieren und diesen im besten Fall vorbeugen zu können. Des Weiteren berichtete Prof. Hans Christiansen, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und spezielle Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover, über die Arbeit des CCC, das von der Deutschen Krebshilfe zum onkologischen Spitzenzentrum ernannt wurde und darauf ausgerichtet ist, krebskranken Menschen eine noch bessere, individuell zugeschnittene Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu ermöglichen. Das dritte vorgestellte Projekt hat Ralph Keller ins Leben gerufen: der innovative, seniorengerechte Online-Lieferservice Emma versorgt die Bewohner*innen von Pflege- und Seniorenheimen mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Die Bestellung wird online aufgegeben und innerhalb von 24 bis 72 Stunden geliefert. Doch das ist nicht genug. Geplant ist, zukünftig auch das Einkaufserlebnis durch die Anwendung von VR-Brillen für die Bewohner*innen in die Einrichtungen zu bringen.
Wir danken Frau Stollwerck-Bauer sowie unseren Projektpartnern für den Besuch und die Unterstützung.
48 Stunden geballte Digital Health Power, 500 Aussteller, 11000 Besucher*innen und 300 Speaker*innen – das ist unsere Bilanz der DMEA 2022. Was die Digital Health Community nach wie vor bewegt: Digitalisierung ist Gegenwart und Zukunft, es fehlen jedoch eine umfassende Strategie und eine eigene Vision für das deutsche Gesundheitssystem – leider nichts Neues. Vor allem die Notwendigkeit einer nationalen Strategie und entsprechender Entscheidungen hat Prof. Dr. Reinhold Haux bereits vor Jahren in einer internationalen Vergleichsstudie nachgewiesen. Mehr zu den Fokusthemen hier.
Interoperabilität bildet die Grundvoraussetzung für die digitale Medizin, auf der Big-Data und KI-Technologien aufbauen können. Ein Thema für die nationale Strategie?
(“A German-Israeli dialogue about Digital Health & AI presented by ELNET-Germany", DMEA, 27.04.22, Stage A. Keynote Lauterbach DMEA 2022, 26.04.22. Vgl. auch: e-health.com, “Interoperabilität - Voraussetzung für Künstliche Intelligenz und Big Data in der Medizin”, 26.02.19)
„Ich verstehe mich als Digitalisierungsminister und stehe in der Bringschuld“ betont Lauterbach in diesem Zusammenhang. Der Fokus liegt zunächst auf der Schaffung einer digitalen Identität aller Patientinnen und Patienten in Deutschland, welche die Grundlage für weitere digitale Anwendungen im Gesundheitsbereich bildet. Zudem stehen die Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte sowie die verpflichtende Einführung des elektronischen Rezepts auf der Agenda.
(Keynote Lauterbach DMEA 2022, 26.04.22)
Schlechte analoge Prozesse ergeben schlechte digitale Prozesse – so weit, so bekannt. Entscheidend ist die konsequente Kundenzentrierung. Die digitale Medizin ist eine neue Medizin, nicht eine Kopie der analogen Medizin.
(“A German-Israeli dialogue about Digital Health & AI presented by ELNET-Germany", DMEA, 27.04.22, Keynote Lauterbach DMEA 2022, 26.04.22.)
Gesundheitsdaten werden weniger bereitwillig geteilt als andere private Daten. Patient*innen müssen das Recht haben zu entscheiden, mit wem sie ihre Daten teilen wollen.
(“A German-Israeli dialogue about Digital Health & AI presented by ELNET-Germany", DMEA, 27.04.22)
Gegenwart und Zukunft der Künstlichen Intelligenz in Europa benötigen einen wegweisenden Rechtsrahmen. Künstliche Intelligenz muss von Menschen überwacht werden – eine echte Herausforderung, sobald wir es mit selbstlernenden Systemen zu tun haben, die ihre Algorithmen selbst programmieren.
(Kongress: “Digitalisierung in der Pflege - nicht nur im Krankenhaus”, DMEA, 27.04.22)
Das Thema Green Health gewinnt zunehmend an Bedeutung. In Zukunft wird “digital” als Innovationsfaktor im Gesundheitswesen nicht mehr ausreichen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung müssen im vergleichsweise emissionsstarken Gesundheitssystem zusammengedacht und -gebracht werden. Die Zielsetzung: Klimaneutralität bis 2030 im Gesundheitswesen, CO2 Bepreisung und Bewertungsmaßstäbe.
(“Green is the new Digital - warum Digital Health in der Zukunft nicht mehr ausreicht!”, DMEA, 26. April 2022)
Telemedizin ist eine andere Form der Medizin: Behandlung werden zunehmend so durchgeführt, dass eine körperliche Anwesenheit vor Ort durch eine digitale Anwesenheit ersetzt wird. Im Mittelpunkt steht der Patient. Die Vorteile sind vielfältig, die Herausforderungen auch. Probleme bestehen aktuell in der Abrechnung der telemedizinischen Leistungen sowie in der Akzeptanz und Umsetzung vor Ort in den Praxen. Klar ist: Telemedizin ist gekommen um zu bleiben.
(“Telemedizin: Gekommen, um zu bleiben”, DMEA, 27. April 2022)
Und zum Schluss ein Evergreen: Wir sollten nicht immer nach den 100% beim Markteintritt streben, sondern schneller werden und aus möglichen Fehlern lernen. Schnell und mutig voran ist das Motto. (“A German-Israeli dialogue about Digital Health & AI presented by ELNET-Germany", DMEA, 27.04.22)
Die Pflegewächter-Services helfen pflegenden Angehörigen, die Bürokratie rund um die Pflege zu verstehen. Das kostenlose Angebot beinhaltet strukturierte Verfahren und finanzielle Möglichkeiten, um Pflege leisten zu können. Ausgezeichnet mit dem Durchstarterpreis 2021 und dem SENovation-Award, kooperieren die Pflegewächter mit Diakovere, Deutsches Rotes Kreuz und Einrichtungen der AWO sowie einer Auswahl an Krankenkassen. Los geht's mit 3 Fragen an die Pflegewächter:
#Fokusthemen: Welche Schwerpunkte haben die Pflegewächter im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft? Wie kam es zur Idee?
Wir unterstützen im Pflegefall und machen die Beantragung von Pflegeleistungen zugänglich und verständlich. Für unsere Kunden kontrollieren wir dabei auch, ob sie von der Pflegekasse die Leistungen bekommen, auf die sie einen Anspruch haben. So erhalte ich die Leistungen, die ich für meine Pflege benötige.
Die Idee zu Pflegewächter kam mir, als meine Oma pflegebedürftig geworden ist. Da habe ich gemerkt, wie belastend das Thema Pflege ist und wie aufwendig der Antragsprozess. Diese Überforderung wollen wir auflösen. Das Geld für unseren ersten Prototypen kam damals von meinem Opa. Das Unternehmen ist also wirklich eng mit meiner Familie verbunden. Mittlerweile werden unsere Systeme nun auch in der niedersächsischen Wohlfahrtspflege, etwa bei der AWO, der Diakonie oder den Deutschen Roten Kreuz eingesetzt.
#Zukunft: Was sind Eure Zukunftsvisionen?
Als Gesellschaft fangen wir gerade erst an darüber zu diskutieren, wie viel und wo uns Digitalisierung gut tut und wie wir unsere Arbeit in Zukunft gestalten wollen bzw. welchen Wert Arbeit überhaupt für uns hat.
In der Pflege erzielt man ganz klar gesellschaftlichen Mehrwert, auf ganz vielen Ebenen. Aktuell findet die Pflege im Privaten aber versteckt, schambehaftet und allein statt. Meine Zukunftsvision ist, dass wir das mehr in die gesellschaftliche Mitte holen, uns vielmehr umeinander kümmern und Alt und Jung gegenseitig voneinander profitieren. Dezentrale "Begegnungsräume" mit gemeinschaftlicher Partizipation und Teilhabe aufzubauen und auszugestalten, das wollen wir mit Pflegewächter langfristig aufziehen und dabei ein erstes Role-Model aus Niedersachsen entwickeln, das dann in Deutschland etabliert und adaptiert wird.
#Motivation: Welchen Mehrwert wünscht Ihr Euch aus dem Verbund der Metropolregion?
Wir entwickeln keine Insellösung, sondern stellen integrative Systeme zur Verfügung. Das zeigen auch unsere Kooperationen. Wir glauben, dass ein grundlegender Wandel in der Pflege nur unter Einbeziehung der bestehenden Strukturen erfolgen kann. Deshalb bauen wir ein Netzwerk starker Partner auf, um pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen eine bestmögliche Beratung zu bieten. Dabei kann der Verbund der Metropolregion uns unterstützen. Der Verbund kann Fürsprecher, Vermittler oder Hinweisgeber sein. Neben der Wohlfahrtspflege setzt bereits auch ein kommunaler Pflegestützpunkt in Hannover auf unsere Dienstleistung. Das könnte man ausbauen.
Mehr über die Pflegewächter unter https://pflegewaechter.de/
Die Lehre und Forschung für Pharmazie an der Technischen Universität Braunschweig erhält einen identitätsstiftenden Neubau. Der Entwurfsplan enthält einen 61 Meter langen und 23 Meter breiten Hybridbau aus Holz und größtenteils recyceltem Stahlbeton. Geplant ist der Baustart für Mitte des Jahres 2023 nördlich des bisherigen Pharmaziezentrums.
Der starke Wiedererkennungswert des Neubaus Pharmazie soll Identifikation für die Studierenden, Lehrenden und Forschenden der Pharmazie schaffen. „Wir freuen uns, dass der Neubau Pharmazie bald realisiert wird. Dieses ansprechende Gebäude ist ein Gewinn für die Attraktivität unseres Standorts“, sagt Studiendekan Prof. Dr. Ludger Beerhues. Geplant ist, dass der Neubau vor allem die Medizinische und Pharmazeutische Chemie beherbergt.
„Dieses Gebäude ist Teil eines Bündels an Neubauten. Weitere Bauten in der Chemie und Physik werden folgen. Für die Unterstützung des Landes sind wir sehr dankbar. In allen drei Gebäuden werden wir besonderes Augenmerk auf eine attraktive Lehr-/Lernumgebung für die Studierenden legen“, sagt Prof. Knut Baumann, Vizepräsident für Studium und Lehre.
Das vom Land Niedersachsen finanzierte Gebäude wird nördlich der Bestandsgebäude der Pharmazie (Beethovenstraße 55 und Mendelssohnstraße 1) errichtet, auf dem derzeitigen Parkplatz. Baubeginn ist voraussichtlich Mitte 2023; die Bauzeit wird mit circa 26 Monate angesetzt. Mit der Objektplanung ist das Architekturbüro „kister scheithauer gross architekten und stadtplaner (ksg)“ beauftragt.
Der Baukörper definiert klar lesbar die öffentlichen, studentischen Bereiche, die sich im Erdgeschoss sowie im ersten und zweiten Obergeschoss zum südlichen Campus hin orientieren und ein Schaufenster des Lernens bilden. In den beiden Geschossen darüber liegen die weniger öffentlichen Forschungsbereiche.
Die innere Organisation des Gebäudes gliedert sich in drei Teilbereiche: Im Gebäudekopf im Westen, liegen die zentralen studentischen Nutzungen wie Hörsaal, Bibliothek, Schulungsapotheke und Lehr-/Lernzentrum über drei Ebenen verteilt. Im Osten liegen ebenfalls auf drei Ebenen die studentischen Praktikumsbereiche. Im dritten und vierten Obergeschoss liegen die Forschungsbereiche. Im fünften Obergeschoss befindet sich die Lüftungszentrale, die sämtliche Labore lüftungstechnisch versorgt.
Für den Neubau wird ein Skelettbau aus Stahlbeton mit hohem Anteil von Recyclingbeton geplant. Die Flachdecken ermöglichen dabei eine optimale lufttechnische Versorgung der Laborflächen. Alle Fassadenelemente werden als vorgefertigte Module in Holzrahmenbauweise mit hoher Dämmwirkung gefertigt. Durch das Gebäuderaster von 3,60 Meter wird ein hoher Vorfertigungsgrad mit nachhaltiger und wirtschaftlicher Fertigung ermöglicht. Durch die Holz-Hybrid-Bauweise kann der Primärenergiebedarf des Gebäudes um ein Vielfaches gesenkt und die angestrebte CO2-Neutralität erreicht werden.
Quelle: TU Braunschweig, Janos Krüger
Kontakt: Dipl.-Ing. Architektin Tonja Meyer
Technische Universität Braunschweig
Geschäftsbereich 3 – Gebäudemanagement
Abteilung 36 – Bauprojektmanagement
Spielmannstraße 10
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 / 391-8212
E-Mail: tonja.meyer@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/gb3/fb3/abt36
Bildquelle: ksg / rendertaxi
Das Städtische Klinikum Braunschweig (SKBS) hat die Einführung eines digitalen Patientenportals mit einer Plattform für Kapazitätsmanagement und Patientenfluss angekündigt.
Künftig werden Patienten des Städtischen Klinikums Braunschweig ihre Termine online vereinbaren und notwendige Dokumente digital mit dem Krankenhaus austauschen. Sie werden per App bei der Navigation durch das Klinikgelände unterstützt, können ihre Mahlzeiten per App auswählen, erhalten Informationen über ihre Behandlung auf ihr Smartphone und vieles mehr. Dazu gehört auch eine umfassende Unterstützung bei einer eventuell notwendigen Nachsorge, bei der die Buchung von Pflegeplätzen und die Weiterleitung von Dokumenten an Nachsorgeeinrichtungen digital erfolgt.
Das SKBS übergibt das durch das Krankenhauszukunftsgesetz geförderte Projekt an ein Konsortium unter der Leitung der UNITY AG, einem in digitalen Transformationsprojekten erfahrenen Beratungsunternehmen. Die UNITY AG wird die Lösung auf Basis der Software und des Know-hows der m.Doc GmbH, mit seiner Smart Clinic Markführer bei Patientenportalen in Deutschland, sowie der TeleTracking GmbH, Marktführer für Patientenfluss- und Kapazitätsmanagement-Software, umsetzen.
Quelle: https://klinikum-braunschweig.de/aktuelles-veranstaltungen/aktuelles.php?article=369
Bildquelle: Klinikum Braunschweig / Anna Tomelleri