„Bahn Buddy“: Mit KI gegen Bahnverspätungen – Die Idee der „Prompters’ Paradise“-Gewinner

Veröffentlicht: 7. November 2024
Das Team "Bahn Buddy" bei der Entwicklung seines KI-Tools (Foto: Spieker Fotografie)

Pendler*innen und Reisende sind regelmäßig mit unpünktlichen Bahnverbindungen konfrontiert. Für 2024 hatte die Deutsche Bahn angestrebt, dass rund 70 Prozent der Züge pünktlich sein sollen. Ziel verfehlt, hieß es im Juli in der Presseberichterstattung. Mit der Pünktlichkeit der Bahn hatte auch das Team „Bahn Buddy“ beim ersten Promptathon „Prompters‘ Paradise“ in Einbeck zu kämpfen – und ließ sich davon direkt inspirieren. Am Ende überzeugten die fünf Teammitglieder die Jury, bestehend aus Experten in den Bereichen KI, Mobilität und Startup-Unternehmertum. Aufgabe war es, mithilfe von KI Lösungen für Herausforderungen im Mobilitätsbereich zu entwickeln.

Das Team Bahn Buddy hat sich den Sieg beim ersten Promptathon der Metropolregion und der Stadt Einbeck gesichert (Foto: Jennifer Bullert)

Bahn Buddy sind (v.l.n.r.):

Ellen Steiner – Programmier-Studentin an der Programmierschule 42 Wolfsburg

Anita Kirck - Produkt Designerin, hat dieses Jahr ihren Masterabschluss an der HAWK Hildesheim gemacht

Tobias Riedel – Programmier-Student an der Programmierschule 42 Wolfsburg

Paulo Ricardo Beckhauser de Araujo – Programmier-Student an der Programmierschule 42 Wolfsburg

Emanuel Scura – Programmier-Student an der Programmierschule 42 Wolfsburg

Redaktion: Wie ist es euch seit eurem Sieg ergangen?

Emanuel: Sehr gut. Wir sind motiviert, an anderen Events/ Hackathons teilzunehmen. Es war toll, beim Promptathon dabei zu sein.

Redaktion: Ihr besucht alle die Coding-Schule 42 Wolfsburg. Wie seid ihr zum Software-Engineering gekommen?

Ellen: Das ist eine schwierige Frage, weil das bei jedem von uns anders war. Ich war mir nach dem Abitur nicht ganz sicher, was ich machen möchte. Also habe ich die Programmierschule ausprobiert und fand sie gut. Vielleicht studiere ich danach noch an der Uni.

Paulo: Die Probleme in der Welt werden immer komplexer und der beste Weg, sie zu lösen, ist mit Technologie - alles, was Nachhaltigkeit oder mehr Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft betrifft. Das war meine Intention: Dabei zu helfen, Probleme zu lösen, da es hierzu Technologie braucht.

Emanuel: Ich kann dem nur zustimmen.

Anita: Meine Motivation ist die gleiche. Für die Zukunft Sachen einfacher nutzbar zu machen und sie nachhaltiger zu gestalten.

Redaktion: Der Promptathon war nicht euer erster Hackathon. Wann habt ihr das erste Mal an einem solchen Format teilgenommen und was begeistert euch daran?

Emanuel: Mein erster Hackathon war in Berlin, der Bosch Hackathon. Dabei wurden uns zahlreiche Tools zur Verfügung gestellt, sodass wir viel dazulernen konnten. Das mag ich am meisten an Hackathons: Dass du in sehr kurzer Zeit lernst, verschiedenste Tools einzusetzen, und mit vielen verschiedenen Menschen an lauter neuen Sachen arbeitest.

Ellen: Bei mir war es ein reiner Frauen-Hackathon in Mannheim, der richtig Spaß gemacht hat. Ich mag es, dass man eine begrenzte Zeit zur Verfügung hat, in der man sich einzig auf ein Projekt konzentriert und dass man am Ende ein Ergebnis hat, auf das man richtig stolz sein kann. Man wächst mit den anderen zusammen. Es ist ein sehr intensives Erlebnis.

Paulo: Für mich war der Promptathon auch nicht der erste Hackathon, aber er hat mir richtig viel Spaß gemacht. Es war hilfreich, nur ein Thema zu haben wie in diesem Fall Mobilität. Das hat geholfen, sich zu fokussieren. Und er war prima um zu netzwerken. Anita haben wir vorher nicht gekannt, wir übrigen vier kannten uns hingegen. Von daher war der Promptathon eine super Gelegenheit, um neue Leute wie sie kennenzulernen und weiterhin mit ihr zu arbeiten. Ich mag Hackathons sehr gerne. Da muss alles immer ein wenig schneller gehen und es geht nicht so sehr um die Qualität der Codes, anders als beim Studieren, wo es dann immer sehr ins Detail geht. Hier geht es mehr um das große Ganze, das wir zu lösen versuchen. Wir können völlig neue Fähigkeiten erlernen.

Anita: Prompters‘ Paradise war für mich mein erster Hackathon, aber ich habe auch schon wieder mit einem Teil des Teams an einem weiteren teilgenommen. Wir haben so viel geschafft in so kurzer Zeit. Für mich war es ja auch das erste Projekt mit so viel Programmieren. Das Interdisziplinäre hat mir sehr gefallen.

Redaktion: Wie seid ihr auf Prompters‘ Paradise aufmerksam geworden?

Anita: Ich habe online nach Design Challenges gesucht. Wir machen auch viel mit Künstlicher Intelligenz und Prompts. Ich habe schon vorher von Promptathons gehört, aber da ging es eher darum, das beste Bild zu erstellen. Darum dachte ich mir: Vielleicht ist das ja sowas, vielleicht auch nicht. Einfach mal hingehen und es ausprobieren. Ich bin also ohne Plan reingegangen, aber hatte trotzdem viel Spaß.

Paulo: Emanuel und Tobias haben vorher schon mal an einem KI-Hackathon teilgenommen und dabei sehr gute Erfahrungen gesammelt.

Redaktion: Eure Idee zu Bahn Buddy entstand während eurer Anreise nach Einbeck, da eure Bahn Verspätung hatte. Wie seid ihr dann bei der Entwicklung vorgegangen?

Anita: Die anderen hatten schon die Idee und dann haben wir einen Design Thinking Sprint absolviert: Was ist das Problem? Was wollen wir genau tun? Damit sollten alle erstmal eine Übersicht dazu erhalten, was wir erreichen wollen. Dann sind wir gestartet und haben super zusammengearbeitet.

Tobias: Genau. Wir waren zu spät dran und hatten schon ein paar Ideen diskutiert, darunter auch was zur Deutschen Bahn. Wir haben überlegt, ob wir was mit den verfügbaren Daten der DB machen können. Und aufgrund unseres Zuspätkommens hätten wir uns gewünscht, dass es eine gute Möglichkeit gibt, mit den regelmäßig unzuverlässigen Verbindungen der Bahn umzugehen.

Ellen (grinst): Und seitdem ist keine Woche vergangen, in der ich mir nicht gewünscht hätte, diese App tatsächlich in einer finalen Version zu haben.

Redaktion: Da ist also definitiv ein Markt für Bahn Buddy vorhanden. Wie sahen eure Zuständigkeiten bei der Teamarbeit aus?

Tobias: Emanuel hat sich um das Front-End gekümmert und das Interface mit Anita erstellt. Anita, die Design studiert hat, ist darin sehr gut. Wir hatten auch eine Menge Daten. Paulo hat sich intensiv damit befasst, sie auszuwerten. Dabei hatten wir Angaben zu Zuverlässigkeit und Prozentangaben von Ausfällen, die Paulo extrahiert hat. Der Rest war, alles mit der Programmiersprache Python im Backend zu schreiben und die Präsentation vorzubereiten, die Ellen, Paulo und Anita übernommen haben.

Paulo: Und Tobias hat sich um das Backend gekümmert.

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In der Findungsphase: Die fünf Teammitglieder besprechen ihr Vorgehen, um "Bahn Buddy" zu realisieren. (Foto: Spieker Fotografie)

Redaktion: Wie funktioniert das KI-Tool?

Tobias: Wir fragen bei den Programmierschnittstellen/ API Verbindungen an, beispielsweise welche Bahnverbindungen es zu welchen Zeiten auf einer Strecke gibt, so zwischen 20 und 30 Verbindungen. Und diese Verbindungen geben wir in die OpenAI, also wir bereiten einen Prompt vor, und schreiben einen langen Text, der diese Verbindungen auflistet. Von diesen Verbindungen soll die KI dann diejenige heraussuchen, die am besten auf die gewünschten Kriterien passt, zum Beispiel die kostengünstigste Verbindung, falls der Kostenfaktor dem Nutzenden wichtiger ist als die Zuverlässigkeit. Und zusammen mit den Daten der DB spuckt das Large Language Model (LLM)/ die OpenAI aus, welche Verbindung die optimalste ist. Das hat besser funktioniert, als erwartet.

Redaktion: Eure App macht die Bahn zwar nicht pünktlicher, könnte die Reiseplanung der Fahrgäste aber verlässlicher machen. Wie wollt ihr mit eurer Idee weiterverfahren,  Stichwort „Startup-Gründung“? Und welche Unterstützung wünscht ihr euch dabei?

Ellen: Ich hätte die App sehr gerne. Aber es war für uns problematisch, sie im größeren Umfang zu realisieren. Wir brauchen viele Daten, um die Zuverlässigkeit der Verbindungen zu berechnen. Und diese Daten müssten wir erst einmal bekommen.

Tobias: Wir haben darüber schon kurz gesprochen und fanden die Idee alle toll, sind aber auch alle sehr beschäftigt. Deswegen sind wir uns auch erst einmal einig, dass es ein Nebenprojekt bleibt. Nützlich finden wir die Idee aber alle.

Redaktion: Inwiefern werdet ihr bei weiteren Hackathons/Promptathons mit dabei sein? Zum Beispiel bei unserem HealthHack 2025?

Paulo: Liebend gerne. Hängt natürlich von ein paar Rahmenbedingungen ab: Verfügbarkeit, Datum. Aber ich denke, wir alle sind da sehr enthusiastisch.

Ellen: Ja, ich denke, das ist sehr interessant, weil es da um ganz neue Ideen und Themen geht. Besser als immer Ideen für dasselbe Thema zu entwickeln.

Redaktion: Und die wichtigste Frage zum Schluss: Seid ihr denn nach dem Promptathon mithilfe eurer App pünktlich zurück nach Wolfsburg gekommen?

Tobias (grinst): Da gab es ein Problem, das die App nicht löst: Wenn man den falschen Zug nimmt, kommt man auch nicht pünktlich an. Ich glaube, die Züge waren dieses Mal pünktlich, aber wir haben den falschen genommen und mussten dann mit einem anderen nochmal zurückfahren. Vermutlich waren wir zu dem Zeitpunkt einfach zu müde.

Ellen (schmunzelt): Das Gleis wurde auf den letzten Drücker noch geändert und das hat uns verwirrt.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Einen Einblick in die Funktionsweise von Bahn Buddy gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=4qgR9Z88Lx8

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