Staffelstabübergabe im Aufsichtsrat der Metropolregion – Belit Onay und Dr. Thorsten Kornblum im Interview

Veröffentlicht: 1. Oktober 2025
Belit Onay und Dr. Thorsten Kornblum bilden die Spitze des Aufsichtsrates der Metropolregion. (Foto Onay: Ole Spata/ Foto Dr. Kornblum: Stadt Braunschweig/ Daniela Nielsen)

Im September hat Belit Onay, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, den Vorsitz des Aufsichtsrates der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH übernommen. Die vergangenen zwei Jahre stand Dr. Thorsten Kornblum, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, an der Spitze. Er übernimmt turnusgemäß nun die Rolle des Stellvertreters.

Aus diesem Anlass blicken beide Aufsichtsratsvorsitzenden im Interview mit uns auf die wichtigsten Erfolge der vergangenen zwei Jahre zurück. Dabei verraten sie auch, welche Weichen sie für die Zukunft der Metropolregion stellen und welche Chancen sie jetzt nutzen wollen, um die Metropolregion noch stärker in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern.

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Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay ist seit September erneut Vorsitzender des Aufsichtsrates der Metropolregion. (Foto: Ole Spata)

Dr. Thorsten Kornblum rückt nun wieder auf die Position des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Metropolregion. (Foto:© Stadt Braunschweig / Daniela Nielsen)

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Herr Oberbürgermeister Dr. Kornblum, nun liegen zwei Jahre als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Metropolregion hinter Ihnen. Was war die größte gestalterische Herausforderung?

Dr. Thorsten Kornblum: Die Positionierung und Sichtbarkeit der Metropolregion im nationalen und internationalen Kontext war sicherlich die Hauptaufgabe. Ein gutes Beispiel ist die Weiterentwicklung und strategische Neuausrichtung unseres Standes auf Europas größter Immobilienmesse, der EXPO REAL in München. Auf über 500 Quadratmetern präsentieren wir das Land Niedersachsen und die Metropolregion erstmals auf einem gemeinsamen Stand. Einen Monat später geht es international auf dem Smart City Expo World Congress in Barcelona ebenfalls mit einem gemeinsamen Stand Niedersachsens unter Federführung der Metropolregion weiter. Für mich sind das nicht nur Messeprojekte, sondern wichtige Schritte, um unsere Innovationskraft und wirtschaftliche Vielfalt einem internationalen Publikum zu präsentieren und somit insgesamt die Sichtbarkeit für diesen bedeutenden Standort in der Mitte Europas zu stärken.

Herr Oberbürgermeister Onay, beim Thema Messen hat Hannover mit der Real Estate Arena ja ein Heimspiel …

Belit Onay: Messeauftritte gehören zu unseren wichtigsten Instrumenten, um die Stärken und Potenziale der Metropolregion sichtbar zu machen. Die Real Estate Arena in Hannover ist da ein echtes Heimspiel. Sie entwickelt sich zu einer Leitmesse der Immobilienwirtschaft im Norden, und die Metropolregion bündelt mit einem Gemeinschaftsstand hier zentral Kommunen und Wirtschaftsförderungen. Wir sind mitten in unserem eigenen Wirtschaftsraum präsent, können kurze Wege nutzen und gleichzeitig Gäste aus ganz Deutschland und darüber hinaus in unserer Region willkommen heißen. Für die Metropolregion ist das eine wertvolle Gelegenheit, als Gemeinschaft aufzutreten und die Vielfalt und Stärken unserer Standorte erlebbar zu machen.

Welche Schwerpunkte möchten Sie in den nächsten zwei Jahren über das Standortmarketing hinaus setzen?

Belit Onay: Im kommenden Jahr muss das Handlungsprogramm der Metropolregion neu gefasst werden. Unser aktuelles Arbeitsprogramm gibt uns einen klaren Rahmen – von der Fachkräftesicherung über Stadt-Land-Kooperationen bis zur Internationalisierung. Um technologischen und gesellschaftlichen Trends stärker gerecht zu werden, diskutieren wir gerade mit der Wissenschaft die Weiterentwicklung der Kooperation zu einem eigenständigen Handlungsfeld namens Emerging Fields. Aber wir schauen auch nach Südniedersachsen, um eine enge Verzahnung im Bereich Life Science in der gesamten Metropolregion zu erreichen. Beim Standortmarketing steht die Weiterentwicklung des Messegeschäfts auf der Agenda. Kurzum ist das Ziel, das Profil der Metropolregion weiter zu schärfen – als leistungsfähiger Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort, der Impulse weit über die eigenen Grenzen hinaussetzt.

Zu den Handlungsfeldern gehört auch die Gesundheitswirtschaft. Herr Dr. Kornblum, Braunschweig ist mit dem HealthHack Gastgeberin eines Erfolgsformates der Metropolregion.

Dr. Thorsten Kornblum: Der HealthHack ist etablierter Bestandteil unserer Startup-Szene. Seit 2018 treffen sich Kreative im TrafoHub, um mit Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesundheitswesen Ideen für Gesundheit und Pflege der Zukunft zu entwickeln. Aus diesem Format haben einige Teams ihre Startups gegründet, ein Team aus dem zurückliegenden Wettbewerb präsentiert sich in diesem Jahr in Barcelona zur Smart City Messe. Tolle Ideen, die aus unserer Löwenstadt nach Europa ausstrahlen! Wesentlich für den Erfolg der Projekte ist das breite Unterstützernetzwerk in der gesamten Metropolregion, das von lokalen Partnern bis zu überregionalen Akteuren wie Forschungseinrichtungen oder Krankenkassen reicht. Bei gesellschaftlich relevanten Themen wie aktuell kommunaler Resilienz bzw. Krisenfestigkeit können wir beim neuen Handlungsprogramm aus einer breiten Palette an erfolgreichen Projekten schöpfen, zum Beispiel den Erfahrungen des Projekts „PaPräKa“, das im Zuge der Covid-19-Krise entwickelt wurde und in dem es um die Prävention von Pandemien ging.

Herr Onay, Hannover ist Landeshauptstadt und größte Stadt in Niedersachsen. Wo liegen die Mehrwerte, die die Metropolregion bietet?

Belit Onay: Das Stichwort internationaler Sichtbarkeit wurde schon genannt. Wir sind ein hochgradig verflochtener Ballungsraum mit vielen Netzwerken und gemeinsamer Wertschöpfung. Hier wachsen Projekte aus dem Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen, die von Beginn an für die gesamte Region gedacht sind. Mich begeistert, wie wir diese Kraft nutzen, um Innovation, wirtschaftliche Stärke und Lebensqualität miteinander zu verbinden. Diese Dynamik zeigt sich besonders, wenn Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen und Ideen entwickeln, die für viele Standorte in der Region relevant sind. Unsere Projekte bringen dafür die richtigen Partner an einen Tisch und schaffen eine Atmosphäre, in der neue Lösungen entstehen. Das spiegelt sich beispielsweise im Hinblick auf vernetzte Mobilität in unserem Projekt Werkstatt MoVI wider. Dabei handelt es sich um ein Multi-Stakeholder-Forum und Projektentwicklungslabor, das Änderungsbedarfe in der Mobilität analysiert und Lösungen entwickelt. Auch über die Region hinaus setzen wir auf Vernetzung – die Arbeit der Antenne Métropole etwa stärkt internationale Kontakte und belebt die deutsch-französische Freundschaft. Solche Initiativen sind für mich Beispiele dafür, wie wir Wissen vernetzen und die Vielfalt der Metropolregion in konkrete Fortschritte umsetzen.

Stichwort Vernetzung: Herr Dr. Kornblum. Braunschweig macht vor, wie erfolgreiche Innenstadtentwicklung geht. Was für Impulse können Sie in die Region geben?

Dr. Thorsten Kornblum: Ein attraktiver Standort lebt von lebendigen Zentren. Braunschweig setzt im Bereich der Innenstadt auf smarte Lösungen, indem beispielsweise die Bereiche Wohnen, Bildung und Gewerbe zusammen gedacht und in der Quartiersentwicklung konkret umgesetzt werden. Darüber hinaus haben wir innerhalb der Metropolregion mit dem Netzwerk Revitalisierung Innenstadt vor fast zwei Jahren eine Plattform geschaffen, auf der Citymanagerinnen und Citymanager aus unseren Kommunen Ideen mit Fachleuten austauschen, um Leerstand zu verringern und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Solche Projekte tragen dazu bei, gute Lebensverhältnisse in der ganzen Region zu schaffen – vom Oberzentrum bis zur Kleinstadt. Im Wettbewerb um die besten Kräfte brauchen wir attraktive Angebote für alle Lebenslagen, die nicht an Stadtgrenzen enden und auch zum Erkunden einer ganzen Region einladen.

Herr Onay, nun stehen zwei Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender an. In welche Richtung werden Sie arbeiten?

Belit Onay: Die Metropolregion ist für mich vor allem ein Raum, in dem ganz unterschiedliche Stärken zusammenfinden. Diese Mischung aus großen Städten, Gemeinden, Hochschulen und Unternehmen sorgt dafür, dass wir auf viele Herausforderungen eine gemeinsame Antwort finden können. Unser Ziel ist klar: Die Metropolregion soll auch in Zukunft eine der attraktivsten Adressen sein – als Heimat für Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Visionen, für erfolgreiche Unternehmen und renommierte Forschungseinrichtungen. Wir stärken Standorte, vernetzen Wissen, sichern Fachkräfte und unterstützen Innovationen, die über einzelne Orte hinauswirken. Wer hier investiert oder lebt, setzt auf eine Region, die ihre Zukunft aktiv mit Mut, Ideenreichtum und gemeinsamer Kraft gestaltet.

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