Health@Metropolregion: Gesundheitsregion Göttingen

Veröffentlicht: 31. Mai 2022

In dieser Ausgabe durften wir mit Dr. Corinna Morys-Wortmann, Leiterin der Geschäftsstelle Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen sprechen.

Ich wünsche mir, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen endlich schneller Fahrt aufnimmt und es an Stelle der dicken Papierakte ein geschmeidig funktionierendes, digitales Dokumentationssystem gibt, in dem tatsächlich alle beteiligten Leistungserbringer*innen kommunizieren können.

Dr. Corinna Morys-Wortmann

GesundheIT: Frau Dr. Morys-Wortmann, welche Forschungsschwerpunkte hat Ihre Gesundheitsregion im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft?

Morys-Wortmann: Südniedersachsen hat mit dem Institut für Medizinische Informatik an der UMG - Universitätsmedizin Göttingen einen starken Forschungspartner, der überregional und international in Netzwerke der Medizinischen- und der Versorgungsforschung eingebunden ist. Als exemplarische Beispiele seien genannt: die Medizininformatikinitiative, das HiGHmed Konsortium und das Zukunftslabor Gesundheit. Aber auch in Sachen Rechnerinfrastruktur ist Göttingen mit der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) ein starker Partner für die Forschung:

Der Göttinger Supercomputer „Emmy“ ist Norddeutschlands schnellster Rechner und belegte weltweit im Jahr 2020 Platz 47. Emmy ist ein System des Norddeutschen Verbundes für Hoch- und Höchstleistungsrechnen (HLRN), das von der GWDG und der Universität Göttingen betrieben wird. Auch die aQua-Institut GmbH ist im Bereich Versorgungsforschung als Partner bundesweit in viele erfolgreiche Projekte eingebunden. Ein Blick in die Praxis zeigt: intelligente, digitale Lösungen sind auch für den Krankentransport im ländlichen Raum ein wichtiger Erfolgsfaktor für Qualität, Schnittstellenmanagement und Pünktlichkeit. Hier setzt R+ MediTransport aus Gieboldehausen Maßstäbe.

GesundheIT: Was sind Ihre Zukunftsvisionen?

Morys-Wortmann: Ehrlich gesagt: als Patientin wünsche ich mir, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen endlich schneller Fahrt aufnimmt und es an Stelle der dicken Papierakte ein geschmeidig funktionierendes, digitales Dokumentationssystem gibt, in dem tatsächlich alle beteiligten Leistungserbringer*innen, von der Arzt- und Physiotherapiepraxis bis zur Hebamme kommunizieren und dokumentieren können. Aktuell gibt es schon viele Ansätze dafür, aber ein gutes Stück Weg liegt noch vor uns. Ein Beispiel für die Vernetzung der verschiedenen Leistungserbringer, auch über den engeren Kreis des Gesundheitswesens hinaus, ist unsere Plattform HEDI, die das Ziel hat, Schwangere und junge Eltern mit Hebammen, Gynäkolog*innen, Kinderärzt*innen aber auch mit sozialen Beratungsstellen zu vernetzen.

GesundheIT: Was ist das Besondere an Ihrem Projekt zur digitalen Schwangerenversorgung?

Morys-Wortmann: Mit www.hedi.app haben wir zusammen mit unserem Kooperationspartner, der aidminutes GmbH, eine mehrsprachige, kostenlose und werbefreie Plattform entwickelt. Von Anfang an wurden die zukünftigen Nutzergruppen mit in die Entwicklung einbezogen: Hebammen, Schwangere, Ärzt:innen und Fachkräfte aus den verschiedenen Beratungsstellen. Kurzfristig wurde Ukrainisch neben Deutsch, Englisch, Französisch und Farsi implementiert, so dass aktuell 160 leitlinienkonforme Informationstexte in diesen Sprachen frei verfügbar und für Südniedersachsen auch mit den entsprechenden Kontaktadressen verknüpft sind. Im Sommer werden auch das DSGVO-konforme Kommunikationsmodul, das wie die Telematikinfrastruktur den Matrix-Chat nutzt, und das Koordinationsmodul - die „virtuelle Hebammenzentrale“ - für Südniedersachsen online gehen. Aktuell sind wir bundesweit mit weiteren Landkreisen im Gespräch, die daran interessiert sind, HEDI bei sich zu implementieren. Das bietet uns die Chance, aus einem als „Soziale Innovation“ aus ESF-Mitteln geförderten Projekt den Übergang in die Verstetigung zu schaffen.

GesundheIT: Welchen Mehrwert wünschen Sie sich aus dem Verbund der Metropolregion und was bringen Sie mit?

Morys-Wortmann: Der Mehrwert der Metropolregion sollte nach innen in einer guten Vernetzung der verschiedenen Institutionen und aktiven Mitglieder aus allen thematischen und regionalen Bereichen liegen. Nach außen kann sie durch eine überregionale Sichtbarkeit der Themen, Projekte und Kompetenzen in der Region z.B. durch gemeinsame Messeauftritte und andere Marketingmaßnahmen einen wirklichen Mehrwert schaffen.

Was wir mitbringen: Südniedersachsen besitzt neben der UMG eine sehr hohe Dichte an Forschungsinstituten und Firmen im Life Science Bereich und damit auch der Gesundheitswirtschaft. In der Gesundheitsregion, die Stadt und Landkreis Göttingen und die Landkreise Northeim und seit Anfang 2022 auch Holzminden umfasst, ist jeder fünfte Arbeitsplatz dem Gesundheits- und Sozialwesen zuzuordnen. Thematisch sind Neurowissenschaften und Bioimaging wichtige Themen. Die Life Science Factory, der Gesundheitscampus Göttingen und Firmen wie Sartorius, Evotec und Ottobock sind die Leuchttürme der Region.

GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Dr. Morys-Wortmann.

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