In dieser Ausgabe durften wir mit Prof. Dr. Martina Hasseler, Professorin an der Fakultät Gesundheit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, sprechen.
#Fokusthemen: Welche Forschungsschwerpunkte hat die Fakultät Gesundheit im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft?
Die Fakultät Gesundheitswesen wendet sich der Thematik der Digitalisierung im Gesundheitswesen immer mehr in der Forschung zu. Dabei sind Fragestellungen der Erforderlichkeit digitaler Kompetenzen von Gesundheits- und Pflegeberufen, aber auch Lehrenden in Gesundheits- und Pflegeberufen wie zukünftigen Managern:innen in Einrichtungen und Institutionen des Gesundheitswesens relevant. Weitere Fragestellungen sind die sinnvolle Entwicklung digitaler Tools, die die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in ihren Prozessen unterstützen und zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen führen. Digitale Technologien im Gesundheitswesen werden transformative wie auch disruptive Veränderungen herbeiführen, die alle Ebenen des Gesundheitssystems betreffen: die Organisation, die Prozesse, das soziale System wie auch die Veränderungen der sozialen Interaktion und Kommunikation. Diese Veränderungen in all der Komplexität und den Auswirkungen zu begleiten und zu erforschen, ist ein großes Anliegen von uns und darin liegt eine große Relevanz.
#Zukunft: Was sind Ihre Zukunftsvisionen?
Meine Zukunftsvisionen sind, dass die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen von den Bedarfen und Bedürfnissen der Menschen und Berufsgruppen ausgeht. Nicht selten werden digitale Projektideen aus dem Bedürfnis heraus entwickelt, einen Mangel zu kompensieren (z.B. Pflegepersonalmangel) oder sie folgen einem simplen und reduzierten Verständnis der professionellen Pflege. Wir benötigen vor diesem Hintergrund darüber hinaus digitale Technologien in Gesundheit und Pflege, die die Komplexität der versorgerischen Prozesse berücksichtigen. Das Gesundheits- und Pflegewesen funktioniert nicht eindimensional und/oder linear. Wie kommen wir dahin, diese Punkte zu berücksichtigen? Wir benötigen sehr gute Bedarfsanalysen, partizipative Herangehensweisen an die Entwicklung, Erprobung und wissenschaftliche Begleitung der Projekte, Zugrundelegung der Prozesse der Gesundheits- und Pflegeversorgung (bspw. den Pflegeprozess), Zieldefinitionen der neuen digitalen Tools, sehr gute Forschungsdesigns für die Erprobung der Wirksamkeit auf den diversen Ebenen, Integration der ethischen und sozialen Konsequenzen, sinnvolle Kostenanalysen u.w.m.
#Motivation: Welchen Mehrwert wünschen Sie sich aus dem Verbund der Metropolregion?
Als Mehrwert wünsche ich mir, dass in der Entwicklung von neuen digitalen Technologien nicht nur die gesundheits-, pflege- und rehabiliationswissenschaftlichen wie auch gesundheitsökonomischen Disziplinen einfließen, sondern auch die Bedarfe der in der patientennahen Versorgung tätigen Berufsgruppen wie die Bedürfnisse der Patienten:innen und Pflegebedürftigen. Bislang erscheint die Entwicklung noch technologiegetrieben und eher von den technischen Möglichkeiten gesteuert. Jedoch ist nicht alles, was technisch in der Entwicklung möglich ist, sinnvoll für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung. Ich wünsche mir, dass wir mit einem interdisziplinären und partizipativen Ansatz neue digitale Technologien entwickeln und wissenschaftlich in der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit wie ethisch-sozialen Auswirkungen erforschen und damit einen Mehrwert leisten für die Menschen in der Region, die von gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung abhängig sind.
Infobox: Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften veranstaltet am 12. November gemeinsam mit der Metropolregion die internationale Online-Konferenz "Digitale Pflege". Prof. Dr. Martina Hasseler führt gemeinsam mit Kai Florysiak ab 9.30 Uhr durch das Programm. Mehr zu der Veranstaltung hier.