Auf den Punkt - Thomas Wahmes

Veröffentlicht: 8. Februar 2024
Thomas Wahmes ist Referatsleiter Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt Hameln. (Foto: Stadt Hameln)

Attraktive Innenstädte, die mehr als Einkaufs- und Konsummeile sind, darum ging es am 10. November 2023 im Zedita/Kaisersaal Hameln bei der Veranstaltung „Revitalisierung Innenstadt“. Auf Initiative der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH versammelten sich rund 50 Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft, um über Perspektiven für die Innenstädte zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand dabei auch das Programm „Hameln handelt“ – ein Best-Practice-Beispiel für die Belebung der Innenstädte. Mehr zu diesem Programm und wie es nach der Veranstaltung mit einem interkommunalen Netzwerk in Sachen Innenstadtbelebung weitergehen soll, haben wir mit Thomas Wahmes besprochen. Er ist Referatsleiter Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt Hameln.

Redaktion: Herr Wahmes, seit 2021 bezuschusst das Programm „Hameln handelt“ Gründer*innen, die sich mit einer neuen Geschäftsidee in der Innenstadt ansiedeln wollen. Insgesamt unterstützt die Stadt Gründer*innen mit bis zu 5.000 Euro monatlich bei der Nettokaltmiete im ersten Jahr und auch darüber hinaus gibt es noch finanzielle Hilfestellung. Wie langfristig ist das Programm angelegt?

Thomas Wahmes: Das Programm ist bewusst nicht langfristig angelegt. Unsere Intention war es, nach der Corona-Pandemie mit ihren negativen Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel einer drohenden Abwärtsspirale entgegenzuwirken. Wir wissen aber, dass jeder Eingriff in wirtschaftliche Abläufe kritisch hinterfragt werden sollte. Daher wollen wir eine Dauersubventionierung vermeiden. Der Rat hat den Förderzeitraum bis zum 31.12.2025 begrenzt – aus heutiger Sicht eine vertretbare Entscheidung.

Redaktion: Bislang wurden schon mehr als 30 Anträge gestellt, zwölf Erfolgsgeschichten sind auf der Internetseite der Stadt nachzulesen. Wie hat sich die Innenstadt von Hameln seit Programmstart verändert?

Wahmes: Der Abwärtstrend konnte gestoppt werden. Das ist schon mal ein guter Erfolg. Mehr noch: Wir sind der Auffassung, dass unsere Innenstadt durch viele neue Konzepte und Angebote deutlich attraktiver geworden ist. Dafür sind wir den Geschäftsbetreibern dankbar. Nur durch ihren Mut und ihre Risikobereitschaft ist der Erfolg möglich geworden. Wir dürfen aber nun nicht stehen bleiben, sondern müssen weiter für unsere Innenstadt kämpfen. Die Gefahr, dass bei weiteren Ladenschließungen schnell ein „Kipp-Punkt“ erreicht ist, der zu einer nur schwer aufzuhaltenden Abwärtsbewegung führen würde, ist noch nicht gebannt.

Redaktion: Ein Problem, das Oberbürgermeister Claudio Griese angesprochen hat, ist der bauliche Zustand der Immobilien in der Innenstadt. 45 Ladenflächen seien derzeit von Leeerstand betroffen, davon seien 15 aufgrund baulicher Mängel nicht vermietbar. Was will bzw. kann die Stadt dahingehend tun?

Wahmes: Tatsächlich ist es ein großes Problem, dass einige Ladenlokale aufgrund baulicher Mängel gar nicht vermietet werden können. Wenn sich diese Immobilien dann noch in exponierter Lage befinden, ist dies umso mehr ein Ärgernis. Wir versuchen alles, um Eigentümer dazu zu bewegen, ihre Immobilien weiter zu entwickeln. Wir können immer nur an die Verantwortung der Eigentümer appellieren – rechtliche Möglichkeiten gibt es leider nur sehr eingeschränkt. Aber wir lassen nicht locker und konnten dadurch schon einige Erfolge erzielen.

Redaktion: Am 10. November gab es auf unserer Veranstaltung zur Innenstadtrevitalisierung verschiedenste Vorträge, unter anderem auch aus den Niederlanden und Frankreich. Was können sich Städte und Gemeinden in Deutschland für ein Beispiel an Maßnahmen aus dem Ausland nehmen?

Wahmes: Ich denke, dass der Blick über den Tellerrand immer hilfreich ist. Wir haben während der Metropolregion-Veranstaltung eindrucksvolle Vorträge gehört. Die Herangehensweise in den Niederlanden und in Frankreich erscheint beispielhaft – vor allem die Mentalität des Ärmel-aufkrempelns, die Ausdauer und die Innovationsbereitschaft.

Redaktion: Das Thema „Dritter Ort“ spielt auch eine Rolle. Dabei handelt es sich um niedrigschwellige, konsumfreie Orte in Innenstädten wie beispielsweise Bibliotheken oder Volkshochschulen. Inwiefern können „Dritte Orte“ dazu beitragen, Innenstädte wie Hameln als Anziehungspunkte zu erhalten?

Wahmes: Innenstädte sind längst mehr als nur Einkaufszonen. Wer in die Innenstadt geht, möchte auch Freizeit gestalten und etwas erleben. Wir sehen, dass gastronomische Angebote immer mehr an Bedeutung gewinnen. Genauso wichtig sind aber auch „Dritte Orte“. In Hameln haben wir unsere Stadtbibliothek umgebaut und neu ausgerichtet. Damit gewinnt unsere Innenstadt zusätzlich an Attraktivität.

Redaktion: In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits das Netzwerk Innenstadt NRW, das Städte und Gemeinden fachlich berät und unter anderem dabei unterstützt, Innenstadtakteur*innen zu qualifizieren. Nun ist ein solches Netzwerk auch im Gespräch für die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH. Was versprechen Sie sich als Wirtschaftsförderer davon?

Wahmes: Es ist gerade der Austausch unter Kolleginnen und Kollegen, der uns voranbringt. Das haben bereits die vielen Gespräche während der Veranstaltung „Revitalisierung Innenstadt“ im November vergangenen Jahres gezeigt. Man kann viel voneinander lernen, man kann gemeinsam neue Ideen entwickeln. Ein Netzwerk macht uns stärker – und hilft uns, schwierige Aufgaben noch besser zu bewältigen.

Informationen rund um "Hameln handelt" sind hier zu finden:

https://www.hameln.de/de/wirtschaft-stadt-umwelt/wirtschaft/handel-gastro-u-stadtmarketing/hameln-handelt

https://www.hameln.de/de/erfolgsgeschichten

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