Mental Health Box bald in Hochschulen? – HealthHack-Siegerteam im Interview

Veröffentlicht: 22. Juli 2025
Das Siegerteam des HealthHack 2025: Mental Health Box mit Juror Raphael Koßmann von der TK (r.) (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)

Braunschweig, TRAFO Hub, Ende März 2025 - HealthHack: Die Luft vibriert von den vielen Stimmen. Überall haben sich kleine oder größere Grüppchen gebildet. Sie diskutieren miteinander, schmieden Ideen und tasten sich an Lösungswege heran, wie diese Überlegungen einen echten Impact für die Gesundheit und Pflege von morgen schaffen können. Mittendrin: Mailin Rohland, Thorben Haste, Dennis Griethe und Niklas Strecker. Von den rund zehn Teams beim Hackathon sind sie diejenigen, die die Jury nach zwei Tagen Coding und Tüfteln am meisten überzeugen. Der Lohn: Platz eins für die „Mental Health Box“, die die psychische Gesundheit von Jugendlichen verbessern soll. Knapp vier Monate und eine Gründung später sprechen wir mit dem Team über seine Idee, Kooperationspartner und gesellschaftlichen Impact.

Das Mental Health Box-Team (Foto: Jennifer Bullert)

Das Mental Health Box-Team besteht aus (v.l.n.r.):

Thorben Haste, Geschäftsleitung der BrauSer Braunschweiger Service gGmbH

Dennis Griethe, Gründer von Solid Bytes Interactive

Niklas Strecker, Mitgründer von Solid Bytes Interactive

Mailin Rohland, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Lebenshilfe Braunschweig gemeinnützige GmbH

Redaktion: Wie hat sich der Moment angefühlt, als euer Teamname beim ersten Platz verkündet wurde?

Mailin: Ich war völlig überwältigt und hatte damit überhaupt nicht gerechnet.

Niklas: Ich glaube, wir konnten das einfach nicht glauben. Aber als Team – wir haben wirklich großartig zusammengearbeitet, und es hatte sich sofort so angefühlt, als würden wir etwas Großes entwickeln.

Thorben: Ich war derjenige, der relativ zum Ende hin deutlich fester daran geglaubt hat als der Rest. Manche Ideen fühlen sich einfach richtig an – wie ein Ticket zum Erfolg. Irgendwann dachte ich: Wir haben gute Chancen, das zu gewinnen.

Dennis: Der wahre Gewinn war ja auch, die zwei Tage – dass wir uns getroffen haben.

Thorben: Wir hatten auch vorher schon gesagt, dass wir das auf jeden Fall weitermachen wollen.

Redaktion: Für alle, die euch noch nicht kennen: Was genau steckt hinter eurer "Mental Health Box"? Könnt ihr uns eure Idee in drei knackigen Sätzen erklären?

Thorben: Die Mental Health Box ist ein innovatives Konzept, das Ausstellung und den Gedanken verbindet, dass „KI ein Zugang zu Hilfsmitteln ist, aber nicht das Hilfsmittel selbst“.

Mailin: Es geht um Aufklärung und Sensibilisierung – sowohl für sich selbst als auch für das Umfeld, maßgeschneidert auf unterschiedliche Zielgruppen.

Thorben: Für mich ist es wichtig, dass wir mentale Gesundheit endlich mal als Prävention denken. Prävention angehen und nicht, wenn es zu spät ist.

Mailin: Und niedrigschwellig. Es soll Spaß machen, sich damit zu beschäftigen und es soll da sein, wo man ist, ohne dass man seine Komfortzone verlassen muss.

Das Team Mental Health Box präsentiert seine Idee vor der Jury und dem Publikum (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)

Das Team Mental Health Box präsentiert seine Idee vor der Jury und dem Publikum (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)

Redaktion: Eure Zielgruppe waren ja ursprünglich Jugendliche und verschiedenste Studien haben auch gezeigt, dass die psychische Gesundheit von Jugendlichen stark gelitten hat – Corona, Ukraine-Krieg, Social Media... War das der Auslöser für eure Idee oder steckt dahinter ein persönliches Anliegen, dass ihr gesagt habt: Da müssen wir jetzt ran?

Thorben: Wir haben ja bewusst auch gefragt, als wir gepitcht haben, wer schon einmal mit dem Thema Mental Health zu tun hatte. Es gingen tatsächlich überraschend viele Hände hoch. Wir alle sind in unterschiedlichen Bereichen beruflich oder privat damit konfrontiert, und viele von uns sind persönlich betroffen, besonders seit Corona. Der entscheidende Punkt für mich ist, dass Mental Health endlich aus der Randposition heraus in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt. Es betrifft nicht nur Einzelne, sondern viele Menschen, insbesondere auch an Schulen. Das wird uns in Zukunft vor immer größere gesellschaftliche Herausforderungen stellen, wenn wir uns nicht frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzen. Es ist allgemein bekannt, dass es zu wenig Kassensitze für Psycholog*innen gibt. Die Frage ist: Wie können wir verhindern, dass Menschen überhaupt erst in eine manifeste psychische Erkrankung rutschen?

Mailin: Thorben und ich arbeiten im sozialen Bereich und sehen täglich, wie wichtig Unterstützung ist. Für uns war klar: Wir wollen junge Menschen erreichen. Wir sind jetzt auch im Gespräch mit einer Hochschule, um ein Pilotprojekt zu starten und herauszufinden, wie wir es verbessern können. Im September sind wir mit der Mental Health Box auf einem Paneltalk dabei, um Unternehmen über mentale Gesundheit aufzuklären. Das Projekt ist nicht nur für Schulen, sondern auch für andere Zielgruppen anpassbar.

Thorben: Wichtig ist bei Prävention immer: Je jünger man ansetzt, desto höher sind auch die Erfolgswahrscheinlichkeiten. Mental Health betrifft alle Altersgruppen, alle Kohorten, alle Gesellschaftsschichten, egal wo jemand herkommt. Gerade bei Menschen mit Fluchterfahrungen ist es ein riesiges Thema und KI kann in diesem Bereich viel Positives bewirken. Aber am Ende wird es ein Thema sein, das auch in Altersheimen stehen kann oder sonst irgendwo. Mental Health ist nun einmal ein gesamtgesellschaftliches Problem und kein Zielgruppenproblem.

Redaktion: Dann gehen wir doch mal direkt in die Praxis. Wie funktioniert die Mental Health Box eigentlich genau? Wo soll sie stehen, wie groß ist sie?

Mailin: Man kann sie sich von der Größe ungefähr vorstellen so wie eine Telefonzelle. Außen informiert man sich und innen geht es dann in die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Im Kern hilft eine KI dabei, die passenden Beratungsangebote zu finden.

Niklas: Die Box wird digital aufgebaut, mit Bildschirmen und interaktiven Elementen. Wir setzen auf Gamification, um das Thema zugänglich und spannend zu machen.

Thorben: Das ist großer Bestandteil der Idee, dass Inhalte angepasst werden können. Es gibt viele Schnittmengen zwischen jüngeren und älteren Menschen. Aber es gibt auch sehr spezifische Themen und Erfahrungen. Vielleicht ist es in der einen Alterskohorte eher das Thema Essstörungen, das eine große Relevanz hat. Mental Health ist halt wahnsinnig vielfältig und die Problemlagen von Menschen auch. Oder bei Menschen, die Fluchterfahrungen gemacht haben. Das war uns auch wichtig, dass es ein modulares System ist, das die Menschen abholt.

Redaktion: Also wird die Box dann auch mehrsprachig angeboten?

Thorben: Auf jeden Fall. Das Thema ist global und betrifft Menschen aus allen Kulturen. Wir wollen, dass die Box für alle zugänglich ist, auch in verschiedenen Sprachen. Wir reden über Inklusion, wir reden über Integration.

Mailin: Die KI nutzt ein großes Sprachmodell und bietet auch barrierefreie Optionen, etwa in leichter Sprache oder für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Wir stellen sicher, dass es wirklich inklusiv und barrierefrei ist.

Letzte Vorbereitungen vor dem finalen Pitch vor der Jury (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)

Letzte Vorbereitungen vor dem finalen Pitch vor der Hack-Jury (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)

Redaktion: Wie begegnet ihr mit der Box denn der Sorge, dass viele Jugendliche Hemmungen haben, sich Hilfe zu holen?

Thorben: Das ist Kern der Idee: Wie KI es schafft, Zugänge zu echten Hilfsangeboten bereitzustellen. Ich kenn das auch selber: Ich kann ChatGPT viel dümmere Fragen stellen als Mailin. Ich kann alle meine Fragen stellen ohne Scham. KI ist eine wahnsinnig gute Brücke zu Hilfsangeboten. Ich kann erstmal niedrigschwellig mit einer KI meine Problemlage besprechen. Und die KI gibt mir am Ende einen QR-Code, der mich an spezifische Hilfsangebote verweist. Im ersten Schritt kann KI eine riesengroße Stütze sein, aber echte Hilfe sollte im besten Fall am Ende auch von echten Menschen kommen.

Mailin: Die Mental Health Box ist bewusst kein „schwarzer Kasten“. Mit ihrer bunten Gestaltung und dem spielerischen Ansatz wird der Zugang zum Thema erleichtert und Hemmungen werden abgebaut. Viele kennen es bestimmt: Statt sich durch endlose Textwüsten zu kämpfen, macht man lieber einen Multiple-Choice-Test, um mehr über sich selbst zu erfahren. Genau dieses Prinzip haben wir übernommen – es soll Spaß machen und spannend sein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Redaktion: Aber letzten Endes geht es da natürlich auch um sehr persönliche Infos. Welche Rolle spielt denn da das Thema Datenschutz bei euch?

Mailin: Datenschutz ist bei uns ein großes Thema. Wir sammeln keine persönlichen Daten, keine Namen oder Geburtsdaten. Der Nutzer startet die Box einfach, die Tür öffnet sich, und es geht los – ohne dass Daten weitergegeben werden. Wir arbeiten eng mit KI-Experten zusammen, um sicherzustellen, dass alles datenschutzkonform ist.

Redaktion: Ihr habt ja jetzt gegründet. Erst einmal herzliche Glückwunsch dazu. Und ihr seid mit Hochschulen im Gespräch, ihr seid mit Krankenkassen im Gespräch, baut euer Netzwerk auf. Im September habt ihr einen Panel-Talk mit Unternehmen. Wie sieht denn konkret der weitere Fahrplan aus, bis die erste Mental Health Box in einer Schule oder Hochschule steht?

Mailin: Momentan identifizieren wir unsere Stärken und teilen die Aufgaben auf. Wir führen viele Gespräche, um die besten Partner zu finden. Ziel ist es, die erste Mental Health Box 2026 an einer Hochschule aufzustellen.

Niklas: Es zeigen sich gerade verschiedene Wege. Wir überlegen gerade, welcher Weg fühlt sich für uns am besten an, um gemeinsam unsere Vision umzusetzen.

Thorben: Jetzt geht es darum die richtigen Kooperationspartner zu finden, mit denen wir sie umsetzen können, um dann wirklich konkret in eine Pilotphase einzutreten.

Mailin: Man muss das auch mal ganz kurz festhalten: Wir kennen uns jetzt alle erst seit Ende März, im Mai haben wir gegründet – dafür haben wir schon unglaublich viel erreicht. Wir sind schon im Gespräch mit einer Krankenkasse und mit einer Universität in Süddeutschland. Wir konzentrieren uns jetzt auf Hochschulen, dann kommen Unternehmen und Berufsschulen.

Das Team Mental Health Box bei der Arbeit (Foto: Jennifer Bullert)

Das Team Mental Health Box bei der Arbeit - ursprünglich bestand das Team aus mehr als vier Mitgliedern (Foto: Jennifer Bullert)

Redaktion: Welchen Tipp würdet ihr den Teilnehmenden beim nächsten Hackathon geben, wie sie am besten gesellschaftlichen Impact schaffen können?

Thorben: Sucht starke Partner*innen. Das ist ganz wichtig. Teams funktionieren nur gut, wenn alle Leute miteinander kompatibel sind und man Bock auf die gleichen Themen und Ideen hat. Wir haben ganz viele gesellschaftliche Themen, die bewegt werden müssen in verschiedensten Bereichen. Das hat man auch beim HealthHack gesehen. Auch die anderen Teams haben wahnsinnig coole und wichtige Themen gepitcht. Auch da sind tolle Teams entstanden, die hoffentlich noch weiter zusammenarbeiten. Wichtig ist, dass man gemeinsam eine Dynamik hat und eine gemeinsame Vision, von dem, was man tun möchte. Wenn man mal nach draußen guckt: Es gibt genug zu tun.

Mailin: Offenheit spielt eine entscheidende Rolle. Thorben und ich hatten zwar einen eigenen Pitch vorbereitet, doch als wir den Pitch von Dennis und Niklas gehört haben, war klar: Das brauchen wir nicht mehr. Es geht nicht um das eigene Ego, sondern um das zentrale Thema, das wir gemeinsam viel besser angehen können. Es ist wichtig, die Fähigkeiten der anderen anzuerkennen. Besonders bei gesellschaftlichen Problemen ist es entscheidend, sich mit anderen zusammenzutun – Teamwork hilft, relevante Themen schneller und effizienter voranzubringen.

Dennis: Tipp Nummer 1 für mich: Geht einfach hin! Ich war vorher auch kein Hackathon-Mensch, aber es hat sich gelohnt, offen zu sein und es auszuprobieren.

Mailin: Ein großes Learning, was wir jetzt auch weiterführen: Man muss kein Entwickler sein. Man muss auch nicht unbedingt Profi auf dem Gebiet sein, bei dem man einen gesellschaftlichen Impact erzeugen möchte. Wir haben zwar zu viert gegründet, aber wir suchen uns jetzt auch Menschen mit anderen Expertisen, die unser Projekt künftig bereichern.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Haus St. Vinzenz in Braunschweig fungiert als Living Lab

Seit April 2020 betreibt die Evangelische Stiftung Neuerkerode ein Senioren- und Pflegezentrum in einem ehemaligen Krankenhausgebäude in Braunschweig. Das Haus St. Vinzenz, ursprünglich aus der Gründerzeit, wurde dazu umfassend saniert und bietet 97 Pflegeplätze. Künftig wird es zudem Living Lab für ein gemeinsames Projekt mit der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH. Im Projekt „CoCareLab“ erproben die drei Partner digitale Tools für eine verbesserte Pflege. Erste Workshops haben bereits stattgefunden, um den Ist-Zustand in der Pflege zu analysieren.

Im Interview gewähren Silvia Bothe, Einrichtungsleiterin im Haus St. Vinzenz, und Martina Hasseler, Professorin für Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Ostfalia-Hochschule, einen Einblick in die Arbeit des Pflegeteams und skizzieren, was das CoCareLab verbessern soll.

Prof. Dr. Martina Hasseler (Foto: Ostfalia)

Prof. Dr. Martina Hasseler ist die wissenschaftliche Leitung des Projekts CoCareLab. Neben ihrer Professur an der Ostfalia-Hochschule bringt sie als Krankenschwester und habilitierte Rehabilitationswissenschaftlerin zusätzlich umfangreiche Expertise mit.

(Foto: Ostfalia)

Silvia Bothe, Einrichtungsleiterin der Bethanien gGmbH im Haus St. Vinzenz, verspricht sich vom CoCareLab u.a. eine Verbesserung bei Dokumentationspflichten.

(Foto: privat)

Silvia Bothe (Foto: privat)

Redaktion: Schildern Sie bitte einmal, wie der typische Pflegealltag bei Ihnen aussieht.

Silvia Bothe: Morgens um 6 Uhr ist Dienstbeginn. Da beginnt die Übergabe vom Nachtdienst. Ab 6:30 Uhr starten wir mit der Bewohnerversorgung. Die Fachkraft übernimmt das Vorbereiten der Medikamente, plant und übernimmt die behandlungspflegerischen Tätigkeiten wie Verbände, Verabreichen von Medikamenten und Blutzuckerkontrollen, sowie Injektionen.

Nach der Grundversorgung beginnen dann die Nebentätigkeiten wie Dokumentation, Essen anreichen, Toilettengänge etc. Mehrmals werden immobile Bewohnende gelagert und zum Trinken animiert und angeleitet. Dabei darf man die Individuellen Bedürfnisse eines jeden nicht außer Acht lassen. Die Fachkraft ist in der Zwischenzeit mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt wie Visiten, Änderung oder Anforderung von Verordnungen mit deren Umsetzung.

Um 13:30 Uhr ist dann wieder Übergabe mit dem Spätdienst, wo man eigentlich sagen kann, es ist dasselbe Prozedere wie im Frühdienst nur umgekehrt. Der Dienst geht dann bis um 21:42 Uhr, bis der Nachtdienst kommt. Die krumme Uhrzeit kommt durch die Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden zustande.

Redaktion: Schichtdienst, physische aber auch psychisch-emotionale Komponente: Wo sehen Sie aktuell die größte Belastung im Pflegealltag und wünschen sich am meisten eine Unterstützung?

Silvia Bothe: Es wird zu viel Zeit mit den administrativen Aufgaben und der Dokumentation verbracht, wo demnach dann die Zeit für die Bewohnenden fehlt.

Redaktion: Mit welchen Maßnahmen haben Sie in der Vergangenheit bereits gute Erfahrungen sammeln können?

Silvia Bothe: Wir haben gute Erfahrungen mit der Dokumentation über mobile Endgeräte gemacht, sodass man nicht auf ein Büro und einen Computer angewiesen ist und somit zeitnah dokumentieren kann.

Redaktion: Was haben Pflegeheimbewohner*innen Ihnen als gute Entwicklung zurückgemeldet?

Silvia Bothe: Die digitalen Pflegebetten werden von Pflegeheimbewohnen als gut handelbar beurteilt. Aber hier geht es mehr um das Hoch- und Runterfahren des Bettes, Verstellen des Kopfteils und des Beinteils. Aber die intendierte Wirkung der Pflegebetten können weder von den Pflegeheimbewohnenden noch von den Pflegeberufen angewendet und beurteilt werden. Die Careboards sind dafür zu kompliziert und man muss sich anmelden.

In der Betreuung haben die Pflegeheimbewohnenden außerdem positive Erfahrungen mit der Memorebox gemacht. Die Memorebox ist ein digitales Spieletool, was auf einem Fernseher abgespielt wird und zur Bewegung und zum Denken animiert.  Auch die Wii-Angebote kommen gut an. Die Bewohnenden freuen sich über diese Anwendungen. Insgesamt haben sie mit digitalen Tools der fachpflegerischen Versorgung aber gar keine Erfahrungen.

Redaktion: Welche digitalen Assistenzsysteme haben Sie denn bereits ausprobiert?

Silvia Bothe: Wir haben die digitalen Pflegeheimbetten und ein weiteres Projekt zu Inkontinenzmaterialen mit Sensortechnik erprobt. Beide Projekte waren aber nicht erfolgreich aufgrund technischer Probleme und fehlender Interoperabilität. Bspw. hat die Sensortechnik aus dem Inkontinenzmaterial keine Signale übertragen.

Redaktion: Welche Assistenzsysteme sollen noch zum Einsatz kommen?

Martina Hasseler: Gerade weitere zu erprobende digitale Tools in der Langzeitpflege sollen im CoCare Lab-Projekt gemeinsam gesucht und erprobt werde. Diese sollen aber gemeinsam mit den Pflegefachberufen in der Einrichtung als sinnvoll beurteilt werden. Dafür wurden teilweise schon gemeinsame Workshops durchgeführt, nicht nur um die sinnvollen digitalen Tools zu analysieren, sondern auch, um gemeinsam Szenarien zu entwickeln, wie diese eingesetzt und wirken sollen.

Redaktion: Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Ostfalia-Hochschule dabei aus?

Martina Hasseler: Die Ostfalia, also wir, übernehmen die wissenschaftliche Leitung und koordinieren den partizipativen Ansatz. Des Weiteren sind wir verantwortlich für die wissenschaftliche Begleitung, also der Begleitung der Erprobung der digitalen Tools.

In Workshopformaten wird das Pflegefachpersonal von Beginn an in das Projekt miteinbezogen und gibt einen Einblick in Ist- und Soll-Zustand (Foto: Jennifer Bullert)

In Workshopformaten wird das Pflegefachpersonal von Beginn an in das Projekt miteinbezogen und gibt einen Einblick in Ist- und Soll-Zustand

(Foto: Jennifer Bullert)

Redaktion: Welche Kriterien muss ein digitales Tool erfüllen, um langfristig eine bessere Pflege zu gewährleisten oder dabei zu unterstützen?

Martina Hasseler: Die digitalen Tools müssen gut für alle umsetzbar, müssen gut in den Arbeits- und Pflegeprozess integrierbar sein und die Pflegefachberufe in ihrer Arbeit unterstützen. Sie müssen das Potenzial haben, die Qualität und die Ergebnisse der fachpflegerischen Versorgung zu verbessern.

Redaktion: Bottom-up statt Top-down: Welcher Vorteil birgt dieser Ansatz?

Silvia Bothe: Der Vorteil ist, dass alle mitgenommen werden, wo sie gerade auch bezogen auf ihre Kompetenzen und Bedarfe stehen. Wir können die Mitarbeitenden mitnehmen und ihre Bedarfe erfragen und integrieren. Die Bereitschaft nimmt zu, die digitalen Tools zu erproben.

Redaktion: An welchen Stellen können Herausforderungen bei der Etablierung von neuen Tools auftreten?

Silvia Bothe: Prinzipiell an mehreren Stellen, z.B. an der fehlenden Interoperabilität, bei zu hohem Komplexitätsgrad.

Redaktion: Wie wird das Personal im Umgang mit den digitalen Tools geschult?

Silvia Bothe: Wir haben sowohl Einzel- als auch Gruppenschulungen vorgesehen, da die Mitarbeitenden die digitalen Tools kompetent einsetzen sollen. Falls doch einmal Fragen zur Handhabung etc. auftauchen, muss ein Mentor bzw. Ansprechpartner gegeben sein, der unterstützt.

Ende April fand ein erster Workshop im Haus St. Vinzenz statt. Die Teilnehmenden freuen sich auf die Erprobung digitaler Tools

(Foto: Jennifer Bullert)

Die Workshopteilnehmenden freuen sich auf die Erprobung digitaler Tools (Foto: Jennifer Bullert)

Redaktion: Wie wirkt sich der Einsatz am Ende auf die zu Pflegenden aus? Inwiefern werden sie in die Evaluation der Tools mit einbezogen?

Silvia Bothe: Dieses Projekt ist ein öffentlich bekanntes Projekt und wenn Bewohnende oder Angehörige dazu Fragen haben werden diese selbstverständlich beantwortet. Falls die Tools die zu Pflegenden betreffen, werden diese selbstverständlich darüber informiert und auch die Meinung bzw. das Feedback von den zu Pflegenden und ggf. deren Angehörigen kann von guter Erkenntnis sein.

Redaktion: Wie sieht der Evaluierungsprozess aus?

Martina Hasseler: Er wird begleitend durchgeführt und es werden Datenerhebungsmethoden wie teilnehmende Beobachtungen, qualitative Interviews und ggf. Dokumentenanalysen durchgeführt. Die Kernpunkte, die beobachtet werden sind Usabilty, Feasibilty und eine angemessene Umsetzung in den Pflegeprozess. Die Tools sollen die Arbeit der Pflegefachberufe so unterstützen, dass sie das Gefühl haben, eine qualitativ hochwertige Langzeitpflege durchzuführen. Die Ergebnisse der Evaluierung werden regelmäßig an die beteiligten Firmen bzw. Unternehmen gespiegelt, sodass sie ihre Tools an den Bedarfen eines Pflegeheims anpassen können.

Redaktion: Das Projekt hat nun Anfang des Jahres begonnen und läuft noch bis 2027. Welche Kriterien müssten abschließend erfüllt sein, damit Sie das CoCareLab als Erfolg bezeichnen würden?

Martina Hasseler: Die Kriterien sind auf zwei Ebenen angesiedelt: a) wir haben gemeinsam digitale Tools gefunden und weiterentwickelt, die die pflegerische Versorgung in Pflegeheimen unterstützen und verbessern und b) wir werden vom Land oder anderen Mittelgebern unterstützt, dieses digitale Living Lab weiter zu führen, weil Digitalisierung in der Langzeitpflege ein kontinuierlicher Prozess ist. Des Weiteren werden noch viel zu viele digitale Tools vorbei an den Bedarfen und Prozessen der langzeitpflegerischen Versorgung entwickelt, die keinen Nutzen haben. Dieses digitale Living Lab hat das Potenzial, gemeinsam mit Mitarbeitenden von Pflegeheimen und den Firmen die digitalen Tools so weiter zu entwickeln, dass sie die langzeitpflegerische Versorgung im Sinne der Menschen unterstützen und verbessern.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

Das Projekt CoCareLab wird

kombi h kofinanziert eu nds pos rgb

Mit unserem Netzwerk Revitalisierung Innenstadt widmen wir uns seit November 2023 Maßnahmen und Best-Practice-Beispielen, wie Stadtzentren ihre Attraktivität als Kund*innenmagneten bewahren bzw. zurückgewinnen können. Dazu haben wir uns mit Hendrik Müller von der Hochschule Fresenius ausgetauscht. Er ist Professor für Wirtschaftsethik und Unternehmenskommunikation und hat beim vergangenen Treffen unseres interkommunalen Netzwerkes darüber referiert, wie analoge Kommunikationsformen ein Gegengewicht zur digitalen Transformation des Einzelhandels setzen können.

Redaktion: Eine etwas provokante Frage zum Einstieg: Sind die deutschen Innenstädte dem Tode geweiht?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Nein, so drastisch würde ich die Lage nicht sehen. Laut Handelsbranchenverband HDE schließen zwar im Schnitt etwa 6600 Läden pro Jahr in den Innenstädten. Umso wichtiger ist es, dass Städte und Kommunen jetzt innovative und zukunftsweisende Antworten auf die derzeitige Lage – Strukturwandel, Leerstand, hohe Mietpreise, etc. – finden. Wenn überzeugende Konzepte entwickelt und umgesetzt werden, haben die Innenstädte sicherlich wieder eine Zukunft. Und einzelne Einkaufsstraßen wie die Kaufinger Straße in München, der Jungfernstieg in Hamburg, aber auch die Georgstraße in Hannover konnten im vergangenen Jahr sogar wieder einen Zuwachs an Besuchern verzeichnen.

Redaktion: Wann waren Sie das letzte Mal selbst begeistert von einem Stadtbummel? Was hat Sie dort überrascht?

Prof. Dr. Hendrik Müller:  Ich bin immer wieder überrascht, wie gut europäische Metropolen wie Wien oder auch Kopenhagen den Spagat zwischen dem breiten Angebot der unvermeidlichen Handelsketten mit ihren Filialen und kleinen inhabergeführten Geschäften hinbekommen. Die Strøget in Kopenhagen beispielsweise bietet in jeweiligen Abschnitten beides. Aber auch beim Bummel durch meine Heimatstadt Hannover überraschen mich immer noch die zahlreichen inhabergeführten Geschäfte, obwohl eines davon, das Mäntelhaus Kaiser, gerade verkauft wurde, aber hoffentlich seinen Namen und seinen Charakter behalten wird.

Redaktion: Können wir uns den klassischen Bekleidungsladen ohne Konzept-Store-Charakter überhaupt noch leisten?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Jein. Kleidung wird inzwischen in verstärkten Maßen online bestellt. Das liegt zum einen daran, dass der Online-Handel attraktive Preise anbieten kann, zum anderen aber auch ein viel größeres Angebot an Modellen und Größen bereithält. Bekleidungsläden müssen daher alternative Mehrwerte bieten und entsprechende Konzepte zur Kundenbindung entwickeln. Auch das Plus der persönlichen Beratung muss noch stärker ausgebaut werden.

Redaktion: Sie schlagen vor, stationäre Läden als Event- und Erlebnisräume umzufunktionieren. Wie stellen Sie sich das in der Praxis vor, wenn beispielsweise Kleidung verkauft wird? Modenschauen?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Modenschauen sind nur eine punktuelle Möglichkeit, aber es geht mir vielmehr um Konzepte, die nicht monokausal beim Thema Bekleidung stehen bleiben. Bekleidungsläden können Anregungen oder direkte Kooperationen in andere Richtungen geben, beispielsweise zu den Themen Einrichtung oder Kunst. Und auch kulinarische Angebote als Teil des Konzeptes wie bei Arket sollten stärker ausgebaut werden.

Redaktion: Erlebnisräume schön und gut – aber am Ende zählt doch der Preis. Können Innenstädte überhaupt mit der Rabattschlacht der Online-Plattformen mithalten? Sind kleine Händler bei Erlebnis-Konzepten nicht chancenlos gegenüber großen Ketten?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Nein, wie ich bereits ausgeführt habe, werden die Innenstädte diesen Kampf nicht aufnehmen können und sollten es gar nicht erst versuchen. Vielmehr sollten sie darauf setzen, den Einkauf zu einem Erlebnis zu machen, auch wenn dies seinen Preis hat. Doch persönliche Beratung und die daraus resultierende Zufriedenheit des Kunden sind ebenso wie Zusatzangebote und Events vor Ort bereichernde Aspekte, die der Online-Handel nicht bieten kann. Auch kleinere Läden können hier kreativ sein, beispielsweise durch die Gestaltung von Themenabenden oder Workshops rund um die angebotenen Produkte.

Die angesprochenen Handelsketten haben an dieser Stelle sicherlich einen gewissen Vorteil gegenüber kleineren Händlern, für die solche Zusatzangebote nicht zuletzt auch eine weitere finanzielle und organisatorische Belastung darstellen. Ich denke daher, dass an dieser Stelle auch die politischen Rahmenbedingungen anders gesetzt werden müssen: Trotz der schwierigen Haushaltslage vieler Städte und Kommunen stellt die gezielte Förderung von innovativen Ladenkonzepten eine lohnende Investition dar. Dauerhaft können nur auf diese Weise auch steuerliche Einkünfte aus dem Einzelhandel gesichert werden– die Alternative ist ein weiteres Ladensterben und eine Verödung der Innenstädte.

Redaktion: Aber ein tolles Ambiente allein verkauft noch keine Produkte…

Prof. Dr. Hendrik Müller: Nein, keineswegs. Gleichwohl sind wir eher bereit, in einem angenehmen und ansprechenden Ambiente Geld auszugeben. Das hat sich auch im Lebensmitteleinzelhandel gezeigt, wo selbst die Discounter inzwischen viel mehr Wert auf die Innengestaltung ihrer Geschäfte legen. Oder denken Sie an die Store-in-Store-Ansätze in großen Kaufhäusern, die ebenfalls belegen, dass der Kunde auf das sog. Visual Merchandising, also die gelungene Gestaltung von Schaufenstern, Ladengestaltung und des Warenangebots achtet.

Redaktion: Braucht es mehr Guerillamarketing? Mehr Social Media?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Ansätze des Guerillamarketings erlauben gerade im öffentlichen Raum, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Angebote zu lenken, hier sind entsprechende Konzepte inklusive der Öffnung von Pop-up-Stores o.ä. sicherlich eine hervorragende Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu generieren. Auch Social-Media-Angebote, die sich an eine junge Zielgruppe richten, sind ebenfalls eine Chance, mit wenig Aufwand und in Kooperation mit zielgruppenstarken Influencern für die Attraktivität der Innenstädte zu werben. Doch es geht am Ende um ein analoges Erlebnis, und das muss über Social Media auch vermittelt werden. Wie jüngste Untersuchungen zeigen, zieht es auch die Digital Natives zwischen 26 und 40 Jahren inzwischen wieder mehr in die Innenstädte; weniger gut sieht es bei den Jüngeren unter 26 Jahren aus.

Redaktion: Was funktioniert nur für Großstädte und was auch bei kleineren und mittleren Städten?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Es gibt in Norddeutschland eine Reihe von kleineren und mittleren Städten, die das von mir geforderte Konzept des Angebotmixes bereits sehr erfolgreich hinbekommen, ich denke da an Lüneburg oder auch Lübeck, speziell die Hüxstraße. Diese bietet auf gerade einmal 517 Metern Länge 121 Läden und zahlreiche Bars und Restaurants. In den Großstädten wird es darauf ankommen, die Innenstädte wieder durch mehr Wohnraum, mehr Grünflächen und mehr Kulinarik zu beleben. Eine aktuelle Studie zeigt, dass neben dem Einkaufen, das für 60 Prozent Anlass des Stadtbesuches ist, das gastronomische Angebot immer größere Bedeutung einnimmt; das äußern 40 Prozent der Befragten, was einen deutlichen Anstieg bedeutet. Auch die Erreichbarkeit der Innenstädte mit öffentlichen Verkehrsmitteln spielt eine wachsende Rolle.

Redaktion: Haben Sie ein konkretes Beispiel einer Stadt, die Sie als Vorbild sehen? Was genau macht sie besser? Haben Sie auch ein Beispiel aus Deutschland?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Neben den großen und beliebten Shopping-Metropolen wie New York, London oder Rom ist Amsterdam ein gelungenes Beispiel, wie eine Innenstadt auf kleiner Fläche belebt werden kann. Neben Bekleidungsläden erwarten die Besucher hier auch Schmuckgeschäfte oder Antiquariate. Und an jeder Ecke finden sich Cafés oder Bars, in denen man während des Einkaufsbummels einkehren kann.

Ein erfolgreiches Beispiel aus Deutschland ist sicherlich Leipzig. Seit 1990 hat man hier zahlreiche Bau- und Gestaltungsmaßnahmen durchgeführt, um die Stadt nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und der Umgestaltung des historischen Stadtbildes im Rahmen des sozialistischen Wiederaufbauprogramms durch die Führung der DDR wieder attraktiv zu gestalten.  Einzigartig ist dabei das System von Durchgängen, Passagen und Lichthöfen, das die Innenstadt durchzieht, und auch kleineren Händlern Möglichkeiten des Warenangebots bietet. Zukünftig soll der Promenadenring, der aktuell die Innenstadt von der umliegenden Stadt trennt, und damit die erweiterte Innenstadt in den Fokus rücken.  Denn historisch betrachtet ist der Ring der älteste kommunale Landschaftspark Deutschlands und damit städtebaulich weniger ein trennendes als ein verbindendes Element.

Redaktion: Drei Argumente für die Innenstadt/ drei Gründe, die gegen den Onlinehandel sprechen

Prof. Dr. Hendrik Müller:

  • Angebote sind direkt und (hoffentlich) in der richtigen Größe verfügbar
  • Läden in den Innenstädten bieten eine persönliche und kompetente Beratung
  • Ware kann ebenfalls für den nächsten Tag bestellt werden, ohne ökologisch fragwürdigen Versand und Retouren

Redaktion: Angesichts der gestiegenen Preise, der schwächelnden Konjunktur und der aktuellen Lage der Weltwirtschaft achten viele Menschen noch bewusster darauf zu sparen. Ein weiteres K.O.-Kriterium für die Innenstädte?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Krisenzeiten sind immer schlecht für den Handel, da viele Menschen an bestimmten Konsumgütern sparen. Sicherlich hat auch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Ausgangssperren unser Verhalten nachhaltig beeinflusst und den Online-Handel über die Maßen gepusht. Doch interessanterweise sparen Menschen in Deutschland bekanntermaßen nicht beim Thema Reisen. Die Bekleidungsbranche ist zudem seit Jahren auch stark von einem größeren Kulturwandel betroffen: Selbst im beruflichen Kontext sehen wir inzwischen mehr Sneaker statt hochwertiger Lederschuhe und Casual Look statt Anzug und Krawatte oder Kostüm. Dieser Wandel schlägt sich auch im stationären Warenangebot nieder, denken Sie an die Schwierigkeiten, die beispielsweise Görtz in Hamburg hat und u.a. seine Filiale an der Mönckebergstraße schließen muss.

Redaktion: Beim Onlinehandel lässt sich rund um die Uhr einkaufen. Im stationären Handel nicht. Inwiefern sehen Sie dahingehend Potenzial für die Innenstädte?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Deutschland tut sich bekanntermaßen schwer mit der Flexibilisierung der Öffnungszeiten. Hier ist sicherlich Luft nach oben. Die mehrmals im Jahr angebotenen, verkaufsoffenen Sonntage in den Großstädten zeigen ja, wie groß die Nachfrage ist. Doch auch über innovative Konzepte wie das in Leipzig erprobte Late Night Shopping o.ä. sollte flächendeckend nachgedacht werden.

Redaktion: Wie können digitale Tools – etwa Augmented Reality oder KI – den stationären Handel unterstützen, ohne dass es nur eine Spielerei bleibt?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Solche Ansätze sind seit Jahren im Einsatz, so hat z.B. Bon Prix mit entsprechenden Ansätzen wie virtuellen Spiegeln in den Umkleidekabinen experimentiert, aber aus meiner Sicht konnten sie nicht wirklich überzeugen. In NRW wird im Rahmen des Projektes „KI-Navi Handel“ untersucht, wie von den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz profitieren können. Doch der stationäre Handel sollte sich nicht allein auf digitale Touchpoints, sondern, wie mehrfach betont, auf seine Stärken der persönlichen Beratung konzentrieren. Zielführend könnte es sein, direkt vor Ort Online-Bestellungen anzubieten, wenn die entsprechende Größe oder Farbe z.B. nicht im Laden verfügbar ist.

Redaktion: Wir schreiben das Jahr 2075: Wie werden die Innenstädte dann aussehen?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Es fällt mir angesichts der disruptiven Entwicklung unserer Gesellschaft schwer, einen Blick in eine so weit entfernte Zukunft zu werfen. Aber was sich für die nähere Zukunft abzeichnet: Unsere Innenstädte müssen mehr als ein Einkaufserlebnis bieten und vielmehr zu Erlebnisräumen werden. Neben Freizeitangeboten, Veranstaltungen sollten wir als Gesellschaft daran mitwirken, diesen analogen Raum unseres Lebens zu erhalten. Auch wenn uns im Jahr 2075 ein humanoider Roboter begleitet, um unsere Einkaufstaschen zu tragen.

Redaktion: Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft unserer Innenstädte?

Prof. Dr. Hendrik Müller: Ich wünsche den politisch Verantwortlichen mehr Mut zur Veränderung, bei gleichzeitiger Rückbesinnung auf die Stärken unserer Innenstädte als Orte der Begegnung und zwischenmenschlichen Kommunikation. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Vermieter der Immobilien ihre Renditeabsichten nicht über alles andere setzen und an innovativen Lösungen mitwirken. Drittens wünsche ich mir eine Diversifizierung des Angebotes, weniger austauschbare Ketten, und auch wenn die letzten Jahre eine andere Sprache sprechen, hoffe ich stark auf ein Überleben bzw. eine kreative Neu-Ausrichtung des Kaufhaus-Konzeptes. Zum einen haben solche Häuser mit einem gemischten Warenangebot eine sehr lange und prägende Tradition für unsere Innenstädte seit dem Mittelalter. Und zum anderen zeigen die seit Jahren bekannten Pläne für stationäre Geschäfte von amazon, die im Laufe des Jahres mit der Eröffnung eines sog. Supercenters verwirklicht werden sollen, dass Online-Handel eben nicht alles ersetzen kann.

Redaktion: Vielen herzlichen Dank für das Interview!

Reinsetzen, starten, losdüsen. Vom Ziel eine ungefähre Vorstellung im Kopf. So wie es manchem Autofahrenden geht, geht es auch in Hackathonformaten zu. Einen besonderen haben wir im vergangenen Jahr ausgerichtet: “Prompters‘  Paradise“ – den ersten Promptathon der Metropolregion, bei dem Künstliche Intelligenz dabei helfen sollte, tragfähige Lösungen für die Mobilität zu entwickeln. Rund 20 Interessierte nahmen teil. Das Team “Gaslighted“ sicherte sich den zweiten Platz. Ihre Idee hat bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr großen Anklang gefunden – auch lange nach dem Promptathon. Wir haben mit dem Team darüber gesprochen, wie es Bundes- und Landstraßen mit Ladesäuleninfrastruktur ausstatten will – und wieso Landwirt*innen hierbei eine entscheidende Rolle zukommen könnte.

Das zweitplatzierte Team beim Promptathon in Einbeck erhält den Siegercheck von Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke (Mitte) (Foto: Jennifer Bullert)

Das Team Gaslighted bestand aus:

Krish Gaba (1. v. l.), Student der Data Science & AI an der Universität des Saarlandes

Julia Maulhardt (2 v. l.), Beraterin für Elektromobilität (HWK)

Akarshan Kapoor (2. v. r.)

Riya Ahuja (1. v. r.)

Das zweitplatzierte Team beim Promptathon in Einbeck erhält den Siegercheck von Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke (Mitte) (Foto: Jennifer Bullert)

Redaktion: Bei unserem „Prompters‘ Paradise“ hattet ihr den zweiten Platz belegt. Inwiefern hattet ihr mit so einem Erfolg gerechnet?

Akarshan: So ein 24 Stunden-Hackathon ist sehr dynamisch. Wir hatten nicht mit dem Erfolg gerechnet, auch wenn wir uns einen guten Platz erhofft hatten. Wir hatten auch noch ein weiteres Teammitglied, Riya. Als es los ging, mussten wir uns erstmal sortieren: Bist du in diesem Team? Bist du in unserem Team? Wir haben viel rumgefragt und am Ende sind wir vier zusammengekommen, haben an der Idee gearbeitet und der Rest ist Geschichte.

Redaktion: Euer Team hatte sich auf dem Promptathon für die Challenge der NLStBV entschieden. Warum?

Julia: Ich bin Elektromobilitätsberaterin und es war die einzige Idee mit Elektromobilität. Ich habe mich darüber gefreut, dass ich mit meinem Input helfen konnte.

Krish: Ich fand, diese Idee brauchte eine Lösung. Darum hatte ich mich dafür entschieden.

Akarshan: Kleine Hintergrundinfo zu Krish: Es war sein erster Hackathon. Er war ein Newbie was Coden anbelangt und darum war es für ihn ein neues Abenteuer. Ich habe ein wenig als sein Mentor fungiert und ihm gesagt, was zu tun ist: „Okay, code dies. Bau das mit ein. So bettest du Dinge mit ein.“ Es war aufregend und ein realistisches Lernerlebnis.

Krish (lacht): Ja, das stimmt zu 100 Prozent.

Redaktion: Ihr habt euch mit der Ladesäuleninfrastruktur an Landes- und Bundesstraßen auseinandergesetzt. Welchen Status quo habt ihr ermittelt?

Julia: Da gab es praktisch keine weitere Infrastruktur – nicht mal einen Abfalleimer. Also haben wir die Infrastruktur in einem Radius von 20 bis 50 Kilometern evaluiert.

Redaktion: Was ist aus eurer Sicht der Hauptgrund dafür, dass die Infrastruktur hier bislang nicht ausgebaut wurde?

Julia: Weil es dort keine Autobahn gibt. Also gibt es dort nicht so viel Verkehr. Die Bundes- und Landstraßen verbinden einfach zwei Städte ohne weitere Infrastruktur miteinander. Also gibt es auch keinen Grund, dort anzuhalten. In Städten gibt es Supermärkte oder irgendetwas anderes, wo man seine Zeit verbringen kann, während man darauf wartet, dass der Ladevorgang beendet ist. An Autobahnen gibt es Raststätten, wo man etwas essen kann und Tankstellen. Aber an Bundes- und Landesstraßen gibt es nichts außer die Straßen selbst.

Redaktion: Also quasi viele weiße Flecken sozusagen. Euer Ziel ist es, die ländlichen und suburbanen Bereiche zu Mobilitäts-Hotspots zu machen. Wie stellt ihr euch solche Mobilitäts-Hotspots vor?

Akarshan: Wir haben einen Algorithmus erstellt, der auflistet, wo es überall Elektrizitäts-Werke gibt. Wie ist es um die Autobahnen und die Hauptverkehrsadern bestellt? Wie viele Verkehrsdaten können wir sammeln? Sind die Daten in Echtzeit verfügbar? Das sind Schlüsselfaktoren, um herauszufinden, was als nächstes unternommen werden muss. Sie legen im Grunde fest, wie wir weiter vorangehen und die Infrastruktur in Niedersachsen verbessern können. Wir wollten unbedingt Echtzeitnutzung integrieren, indem wir die Google Maps-Schnittstelle nutzen. Aber während des Hackathons hatten wir keinen Zugang zu dieser Schnittstelle, weil wir dafür Kreditkarteninformationen hätten angeben müssen, bevor es nutzbar ist. Also mussten wir innerhalb der 24 Stunden einen Open Source-Weg nutzen. Da gibt es ein tolles Projekt namens Open Street Map, das uns erlaubt hat, all diese Parameter herauszubekommen: Autobahnen, Verkehrsdichte und so weiter. Auf Basis des Algorithmus waren wir in der Lage eine Webseite mit einer Karte zu erstellen und die exakten Orte hervorzuheben, an denen die Infrastruktur verbessert werden kann.

Julia: Wir hatten ein Vision Board: Die Landwirte, denen die Felder direkt an den Straßen gehören, sollten miteinbezogen werden. Zum Beispiel mit einem kleinen Verkaufsstand, an dem sie ihre Produkte verkaufen können. Wer die Ladestation nutzt, kann währenddessen diese Produkte erwerben. Wir hatten dazu ein Bild mit der KI erstellt: Ladestationen, lokale Produkte und das alles eingebettet direkt neben den landwirtschaftlichen Flächen, wo auch Windräder und Solarpanele zu finden sind.

Redaktion: Also ein starker Nachhaltigkeitsaspekt. Auch an Bundes- und Landesstraßen finden sich Tankstellen. Wieso also nicht dort einfach die Möglichkeit für Ladesäulen schaffen/ unterstützen?

Akarshan: Das war eines unserer hauptsächlichen Probleme. Wenn es schon Ladesäulen in der Nähe gibt, wie berücksichtigen wir das im Algorithmus? Ich glaube, bei unserem Algorithmus haben wir einen Parameter von fünf bis zehn Kilometern im Umkreis genutzt. Wenn es dort schon Ladesäulen gab, haben wir die Zone übersprungen und sind zur nächsten übergegangen. Dort, wo schon Ladesäulen vorhanden waren, haben wir außerdem überlegt: Wie können wir diese verbessern? Vielleicht, indem wir einen kleinen Verkaufsstand von Landwirten ergänzen.

Julia: Und im Ergebnis hatten wir einen Gebietsradius, in dem es nichts gab. Auf diesen konnten wir uns konzentrieren und überlegen, wie dieses Gebiet nutzbar werden könnte.

Redaktion: Wie würde der ideale Standort für eine Ladesäule aussehen?

Julia: Wenn man die typische landwirtschaftliche Fläche nimmt, dann gibt es dort vielleicht Hofläden,  Tiere, was immer gut ist, wenn man Kinder dabei hat und die während des Ladevorgangs beschäftigen möchte. Und mit den lokalen Produkten können die Landwirte extra Geld verdienen. Es ist sozusagen ein Win-Win. Außerdem profitiert der Landwirt von der Energie, die er verkaufen kann, sollte er beispielsweise Solarpanele, am besten Agri-PV auf seinen Flächen besitzen. Diese Energie kann direkt für die Ladesäulen genutzt werden.

Schützenhilfe hatte das Team unter anderem von Mentor Shivam Tokhi von der NLStBV, der die Challenge ins Rennen geschickt hatte (Foto: Spieker Fotografie)

Schützenhilfe hatte das Team unter anderem von Mentor Shivam Tokhi (3. v.r.) von der NLStBV, der die Challenge ins Rennen geschickt hatte (Foto: Spieker Fotografie)

Redaktion: Ihr steht im engen Austausch mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr; wollt also eure Idee weiterverfolgen und einen echten Impact schaffen. Was ist dahingehend als nächstes geplant?

Akarshan: Das ist vermutlich eine etwas enttäuschende Antwort, denn aktuell: Nichts, weil wir nach dem Hackathon alle unseres eigenen Weges gegangen sind. Wir sind alle beschäftigt. Ich studiere, Krish und Riya studieren. Julia arbeitet. Unser Terminkalender lässt es gerade nicht zu, dass wir uns wieder treffen.

Julia: Ich bin in Kontakt mit Shivam Tokhi, einem Elektromobilitätsmanager von der NLStBV. Wir schauen jetzt, wie es weitergehen kann.

Akarshan: Um den Algorithmus zu verbessern, braucht es noch tiefergehende Arbeit. Während des Hackathons ging es darum, dass eine einzelne Person all die Daten abgerufen hat. Was passiert, wenn die gesamte deutsche Bevölkerung das zur gleichen Zeit tun würde? Nehmen wir die Deutsche Bahn-App: Leute loggen sich ein und sehen die Fahrpläne. Ähnlich sollen die Menschen die Möglichkeit bekommen, sich in diese App einzuloggen und alles zu sehen. Ein Punkt dabei ist die Ladezeit. Die Ladezeit der Anwendung zu verkürzen und die Aktivität zu verbessern. Wir hatten drei Open Street Maps dafür genutzt. Vielleicht bekommen wir ja künftig eine Finanzierung und könnten damit die Google Maps-Schnittstelle für 24 oder 48 Stunden nutzen, abhängig vom Verfügungsrahmen der Kreditkarte. Das könnte künftig als Langzeitinvestition gesehen werden.

Redaktion: Ihr seid im Hackathon-Format schon erprobt und habt teils auch an unserem HealthHack teilgenommen. Was überzeugt euch an Hackathons?

Akarshan: Hackathons sind eine Art finanzieller Förderung und wenn man ein Entwickler ist, weiß man, wie man codet. Für mich bedeutet die Teilnahme, dass ich es meinem Lebenslauf hinzufügen kann ebenso wie meinem LinkedIn-Profil. Zweitens: Wenn es beim Hackathon ein nettes Preisgeld gibt, hat man eine Art passives Einkommen als Student. Das lässt sich nutzen, um zu feiern, um einen neuen Laptop zu kaufen oder irgendetwas anderes. Das sind für mich die beiden Hauptgründe: Der Feel-good-Faktor und das passive Einkommen.

Krish (grinst): Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten, die intelligenter sind als ich. Ich hab Akarshan und Julia und Riya getroffen. Zusammen löst man das Problem und wächst zusammen. Wenn ich Hilfe benötige, kann ich jeden von ihnen fragen und sie helfen mir. Sie haben mehr Erfahrung als ich. Preisgelder spielen für mich keine große Rolle, aber die Beziehungen, die durch den Hackathon entstehen, sind sehr wichtig. Ich habe auch am HealthHack teilgenommen und viele Startups getroffen, die eine finanzielle Unterstützung suchen. Deren Nummern habe ich jetzt und kann sie kontaktieren. Und wenn es sich ergibt, kann ich bei diesen Startups einsteigen.

Akarshan (grinst): Bedeutet für dich also auch Geld, wenn du bei ihnen mitmachst.

Krish (lacht): Wenn du Erfahrung und Fähigkeiten hast, wird dir das Geld folgen.

Julia: Ich habe am Hackathon teilgenommen, weil ich mit Menschen im Bereich Elektromobilität/Mobilität zusammenarbeiten wollte, um ein Problem zu lösen und das in sehr begrenzter Zeit. Das war wirklich aufregend. Normalerweise hat man etwas länger Zeit, bevor man Entscheidungen treffen muss. Aber bei Hackathons muss man schnell sein und steht unter Druck. Die gegenseitige Unterstützung bei den Fähigkeiten, die Krish erwähnt hat, sind Aspekte, die ich wirklich toll fand. Menschen kennenzulernen, Ideen zu haben, Fähigkeiten zu nutzen, um eine Lösung zu finden. Und nicht jeder muss Erfahrung im Bereich Programmieren oder Strategie haben. Jeder kann etwas beitragen und gibt sein Bestes in kurzer Zeit. Das war, was mich am meisten begeistert hat.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview und weiterhin ganz viel Erfolg!

Die im Zuge des Promptathons entwickelte Webseite des Teams lässt sich unter folgendem Link austesten: https://team-gas-lit.vercel.app/

Braunschweig, 07.05.2025. Digitale Pflegeinnovationen erproben - partizipativ und passgenau: Mit dem CoCareLab ist im Januar ein Projekt gestartet, in dem stationäre Langzeitpflege, Pflegewissenschaft und Unternehmen gemeinsam daran arbeiten, das Pflegepersonal in seiner fachlichen Arbeit zu unterstützen. Hintergrund ist der wachsende Pflegebedarf bei zugleich zunehmendem Fachpersonalmangel. Die Projektpartner Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Bethanien gGmbH mit dem Haus St. Vinzenz sowie die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg haben nun einen ersten Workshop durchgeführt.

In diesem setzten sich 15 Teilnehmende – darunter acht Personen aus dem Pflegebereich – intensiv mit den aktuell eingesetzten digitalen Tools auseinander. Gemeinsam wurde analysiert, welche Technologien den Arbeitsalltag in der Pflege sinnvoll unterstützen. Besonders positiv bewertet wurden Softwarelösungen zur Pflegeplanung und -dokumentation sowie der gezielte Einsatz von Smartphones. Deutliche Kritik äußerten die Teilnehmenden jedoch an mangelnden Schnittstellen zwischen verschiedenen Programmen und unausgereifter Software, die in der Handhabung viel Zeit in Anspruch nimmt. Digitale Tools werden sich nur dann bewähren, wenn sie die pflegefachliche Arbeit sinnvoll unterstützten und sehr gut in den Pflegeprozess integriert werden können.

diskussion über ist zustand und bedarfe im pflegealltag (foto jennifer bullert)

Diskussion über Ist-Zustand und Bedarfe im Pflegealltag (Foto: Jennifer Bullert)

Praxisorientierte digitale Lösungen – aber mit Mensch im Mittelpunkt

Für die nächsten Projektphasen wünschen sich die Teilnehmenden vor allem intuitive, einfach zu bedienende digitale Lösungen. Darüber hinaus stehen die Weiterentwicklung von Tele-Nursing, Monitoring, Dokumentation sowie die Personalorganisation im Fokus. Dabei soll auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen: mit dem klaren Anspruch, Prozesse effizienter zu gestalten, datenschutzgerecht und ohne den persönlichen Kontakt zu den Bewohner*innen zu verlieren. Entscheidend ist, dass digitale Tools künftig nahtlos ineinandergreifen und die Pflegenden in ihrer täglichen Arbeit unterstützen statt belasten.

Bewerbungsstart für digitale Lösungen: Pflegefachpersonen entscheiden mit

Mit Abschluss der Ist- und Bedarfsanalyse beginnt nun die nächste Phase: Auf Grundlage der evaluierten Bedarfe können sich Unternehmen und Startups im Laufe des Jahres bewerben, um ihre digitalen Assistenzsysteme im Pflegealltag zu erproben. Insgesamt sollen vier bis sechs Tools über einen Zeitraum von 16 Monaten getestet werden. Um sicherzustellen, dass diese Lösungen wirklich praxistauglich sind, wird das Pflegepersonal aktiv miteinbezogen. Ein interdisziplinäres Bewertungskomitee wird bis Ende des Jahres gegründet. Die Auswahl der geeigneten Tools erfolgt auf Grundlage gemeinsam entwickelter Kriterien.

Das CoCareLab wird kofinanziert von der Europäischen Union und vom Land Niedersachsen und umfasst ein Fördervolumen von rund 700.000 Euro. Weitere Informationen rund um das Projekt erhalten Sie hier: https://metropolregion.de/gesundheit/cocarelab/

Hannovers Immobilienmesse für kleine und mittlere Städte und Gemeinden sowie für mittelständische Immobilien- und Bauunternehmen wächst. Mit ihr wächst auch der Gemeinschaftsstand der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg. Bei der vierten Auflage der Real Estate Arena am 14. und 15. Mai werden erstmals 13 metropolregionale Partner vertreten sein. Im vergangenen Jahr waren es noch zehn.

Metropolregion, 06.05.2025. Die Immobilienbranche der Metropolregion wächst zusammen – und zeigt auf der Real Estate Arena, wie stark Mittelzentren und Mittelstand die Transformation vorantreiben. Noch nie war der Gemeinschaftsstand auf der Real Estate Arena so vielfältig besetzt wie in diesem Jahr: Die Metropolregion konnte mit der BRAWO REAL ESTATE, der Stadt Celle, der Niedersächsischen Landgesellschaft mbH (NLG), der Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter GmbH (WIS) sowie SPIE fünf neue Partner gewinnen.

Neben der Braunschweig Zukunft GmbH, der Wirtschaftsförderung Region Goslar GmbH & Co. KG (WiReGo), der LIFE.SCIENCE.Region.Göttingen, dem Landkreis Hameln-Pyrmont und der Stadt Hameln sind auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hildesheim Region (HI-REG) GmbH, die Köster GmbH und die Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH (WMG) erneut Partner am Gemeinschaftsstand. Aufgrund der großen Nachfrage hat die Metropolregion ihren Gemeinschaftsstand vergrößert. Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Aufsichtsratsvorsitzender der Metropolregion, sieht darin einen klaren Vorteil: „‘Mutig. Kontrovers. Nah dran.‘ – so lautet das Motto der Real Estate Arena. Und genau das verstehen wir als Auftrag: Als Metropolregion wollen wir uns noch mutiger, sichtbarer und vielfältiger positionieren. Die Messe bietet dafür die perfekte Bühne – hier treffen direkt vor unserer Haustür kommunale Perspektiven auf wirtschaftliche Expertise. Das stärkt nicht nur unseren Standort nach außen, sondern auch den Zusammenhalt nach innen.“

Messe im Zeichen von Wachstum und Deutschem Städtetag

Erstmals tagt die Hauptversammlung des Deutschen Städtetags parallel zu Hannovers Immobilienmesse auf dem Messegelände. Über 1.200 Teilnehmende aus rund 3.200 Städten und Gemeinden werden vom 13. bis 15. Mai erwartet. Durch den Städtetag rechnet die Deutsche Messe als Veranstalter der Real Estate Arena mit zusätzlichem Publikumsverkehr. Rund 6.000 Besucher*innen und über 300 teilnehmende Unternehmen zählte die Immobilienmesse im vergangenen Jahr. Für 2025 bereitet sich die Deutsche Messe auf rund 400 Aussteller und über 6.500 Besucher*innen vor. Um dem Andrang gerecht zu werden, nutzt die Real Estate Arena zum ersten Mal zwei Hallen für Ausstellung und Konferenzprogramm.

Hannovers Oberbürgermeister und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Belit Onay: „Wenn die Städte über die Zukunft diskutieren, ist die Metropolregion mittendrin. Auf der Real Estate Arena macht sie deutlich: Wer bei Stadtentwicklung, Innovation und Transformation mitreden will, kommt an dieser Region nicht vorbei – zumal sie mit Hannover auch den Austragungsort gleich zweier zentraler Branchentreffen stellt.“

Immobilienmesse als Schaufenster für das Standortprofil der Metropolregion

Starke Regionen entstehen aus starken Partnerschaften. Städte und Gemeinden sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, beispielsweise Leerstand, Wohnraummangel, Flächenknappheit. Seit Beginn der Messe im Jahr 2022 präsentiert die Metropolregion ihre Stärken, schafft durch kommunale Zusammenarbeit Sichtbarkeit und begegnet so den städtebaulichen Herausforderungen. „Wer Menschen und Unternehmen für eine Region gewinnen will, braucht ein starkes Profil“, so Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke. „Die Real Estate Arena macht sichtbar, wie aus den unterschiedlichen Stärken unserer Partner ein Standort entsteht, der Perspektiven schafft – für Investor*innen, Fachkräfte und Zukunftsideen.“

Der Gemeinschaftsstand der Metropolregion befindet sich in Halle 4 an Stand G56. Die Real Estate Arena beginnt am 14. Mai um 9:00 Uhr, die offizielle Eröffnung findet um 9:45 Uhr auf der Arena Vision Stage in Halle 3 statt. Weitere Informationen rund um die mitausstellenden Partner am Gemeinschaftsstand erhalten Sie hier.

Öffnungszeiten der Real Estate Arena: 14. und 15. Mai 2025 - 9:00 bis 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: Messegelände Hannover, Halle 3 und 4

In einem gemeinsamen Projekt arbeiten die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg und das Unternehmen One Click To Evidence daran, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu stärken. Eine neue Plattform soll Mediziner*innen entlasten und dabei helfen, in Notfallsituationen künftig schneller fundierte Entscheidungen für Therapien zu treffen. Das Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union und dem Land Niedersachsen.

Metropolregion, 14.04.2025. Ein innovatives Projekt zur Digitalisierung von Standard Operation Procedures (SOPs) für die pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin bringt zukünftig eine wegweisende Lösung auf den Markt. Mit einem evidenzbasierten, dynamisch wachsenden und interdisziplinär gepflegten Online-Referenzhandbuch sollen Mediziner*innen in akuten Entscheidungssituationen effizient unterstützt werden.

Herausforderung: Fehlende Standardisierung in der Notfallmedizin

Bislang sind Leitlinien in der pädiatrischen Notfall- und Intensivmedizin oft unzureichend standardisiert. Jedes Krankenhaus führt eigene SOP-Sammlungen, während komplexe Therapiepläne aus verschiedenen Quellen mühsam zusammengesetzt werden müssen. Selbst erfahrene Mediziner*innen müssen bei akuten Notfällen aufwendige Recherchen durchführen. Dieses Problem löst die neue Plattform durch eine einheitliche, digitalisierte und direkt in klinische Workflows integrierbare Lösung.

Die Lösung: Evidenzbasierte, dynamische SOP-Plattform

Das Projekt bietet eine digitale Plattform, die

  • leitlinienkonforme Therapieempfehlungen auf Basis aktuellster medizinischer Evidenz bereitstellt,
  • durch Expert*innen gepflegt und kontinuierlich aktualisiert wird,
  • eine direkte Integration in Krankenhaus-Informationssysteme ermöglichen soll,
  • Mediziner*innen eine schnelle und sichere Entscheidungsunterstützung bietet.

Die Plattform kooperiert mit namhaften Institutionen wie dem Pädiatrischen Intensiv-Netzwerk (Pin, mhh.de/pin) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Unterscheidung zu AMBOSS, UpToDate & Co.: Was macht diese Plattform einzigartig?

Während etablierte medizinische Informationssysteme wie AMBOSS, UpToDate oder Medscape wertvolle Referenzquellen für Mediziner*innen darstellen, bietet die neue Plattform einen klaren Mehrwert für die Notfallmedizin:

  • Spezialisierung auf die pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin – Während andere Plattformen ein breites medizinisches Spektrum abdecken, fokussiert sich diese Lösung gezielt auf akute und komplexe Notfälle in der Kinder- und Jugendmedizin.

  • Echte Prozessintegration – Durch die direkte Anbindung in Krankenhaus-Workflows wird eine nahtlose Nutzung am Behandlungsplatz ermöglicht. UpToDate oder AMBOSS bieten solche tiefgehenden Integrationen nicht.
  • Dynamisch wachsende und von Expert*innen gepflegte Inhalte – Die Plattform ermöglicht kontinuierliche Updates und direkten Austausch zwischen Spezialist*innen, um evidenzbasierte SOPs stets auf dem neuesten Stand zu halten – schneller als klassische Leitlinien-Updates.
  • Praxisnahe Unterstützung in Akutsituationen – Statt nur theoretische Referenzinformationen zu liefern, bietet die Plattform sofort anwendbare Handlungsanweisungen für Notfälle.
  • Perspektive: Künstliche Intelligenz & VR/AR-Training – Während andere Anbieter auf statische Inhalte setzen, integriert dieses Projekt KI-gestützte Hinweise und Simulationstechnologien für Mediziner*innen in Ausbildung.

Nächste Schritte & Zukunftsaussichten

Das Projekt ist im Dezember 2024 mit einem dreijährigen Förderzeitraum gestartet. Die erste Erprobung soll zum Jahresende in hannoverschen Kliniken, gefolgt von weiteren Teststandorten in Niedersachsen. Künftig könnte die Plattform auch für weitere medizinische Fachrichtungen geöffnet werden. Langfristig sind Erweiterungen durch künstliche Intelligenz (KI) zur automatisierten Analyse neuer Leitlinien sowie VR/AR-gestützte Trainingssimulationen für medizinisches Fachpersonal geplant.

Mit diesem Schritt wird die Zukunft der medizinischen Entscheidungsfindung neu definiert – digital, evidenzbasiert und optimal in den klinischen Alltag integriert.

Wissenschaft und Lehre durch Virtual Reality: Mit Vorlesungsbeginn des Wintersemesters 24/25 hat der Auftakt für das Projekt MetroVRsity stattgefunden. Mithilfe digitaler Zwillinge von Hochschulen arbeiten die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg, die Region Hannover und das amerikanische Unternehmen VictoryXR daran, einen immersiven Campus bereitzustellen. Als wissenschaftliche Partner beteiligen sich die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Technische Universität Clausthal, das ZESS der Universität Göttingen und das Klinikum Region Hannover.

Metropolregion, 07.04.2025. VR-Brille auf, den virtuellen Hörsaal betreten und unabhängig vom physischen Standort im digitalen Zwilling der Hochschule interaktiv studieren – mit dem Projekt MetroVRsity erweitern drei Hochschulpartner und die Ausbildungsakademie des KRH ihr Lehrangebot. Der Einsatz von Virtual Reality (VR) und Extended Reality (XR) soll neue, praxisorientierte Lernformen etablieren, die Theorie und Praxis effizient miteinander verknüpfen. In dem gemeinsamen Studiengang DIGIT (Center for Digital Technologies) von Ostfalia und TU Clausthal werden digitale Kompetenzen gelehrt.

Dank der Kooperation mit VictoryXR, einem Anbieter für immersive Lerntechnologien, erhalten die beteiligten Hochschulen 40 VR-Brillen. Dabei beteiligt sich das Unternehmen sowohl mit Bereitstellung der Hardware, als auch mit seiner Expertise in der Entwicklung von Bildungsplattformen für XR.

Innovative Lernformen an Hochschulen

Während der zweijährigen Laufzeit des Projekts MetroVRsity sind kontinuierliche wissenschaftliche Evaluationen vorgesehen. Diese sollen Aufschluss über den pädagogischen und technologischen Nutzen liefern und zugleich einen Beitrag für eine gezielte Weiterentwicklung des Lehrkonzepts leisten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Skalierbarkeit der digitalen Lernangebote und der Möglichkeit, diese langfristig in den regulären Lehrbetrieb zu integrieren.

„Hochschulen sind prädestiniert dafür, digitale Innovationen wie XR-Lehre wissenschaftlich fundiert zu entwickeln und zu erproben. Mit MetroVRsity schaffen wir ein praxisnahes Lernumfeld, das Theorie und Anwendung verbindet. Damit legen wir den Grundstein für eine zukunftsweisende, digitale Bildungslandschaft, die neue Maßstäbe bei der kollaborativen Zusammenarbeit setzt", erklärt Prof. Reinhard Gerndt, Koordinator DIGIT, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften.

„MetroVRsity“ als Gewinn für Wissenschaft und Wirtschaft

Auch die Wirtschaft profitiert von diesem Projekt: Die Anwendung von XR-Technologien in der Hochschullehre fördert nicht nur die Entwicklung technischer Kompetenzen bei den Studierenden, sondern bereitet sie gezielt auf die Anforderungen der Arbeitswelt vor. Unternehmen in der Metropolregion erhalten Zugang zu Fachkräften, die im Umgang mit immersiven Technologien geschult sind und innovative Lösungen für die Herausforderungen von morgen entwickeln können.

„Mit dem Projekt MetroVRsity gestalten wir als Metropolregion die digitale Transformation aktiv. Das sichert uns einen wichtigen Standortvorteil im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen“, betont Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke.

Projektvolumen und weitere Kooperationen

Das Projekt verfügt über ein Gesamtbudget von rund 150.000 Euro. VictoryXR trägt mit der Anschaffung von 40 VR-Brillen und der Entwicklung digitaler Zwillinge rund die Hälfte der Summe bei. Die Metropolregion investiert 25.000 Euro, die Region Hannover 12.000 Euro. Die Praxispartner ergänzen die Finanzierung mit 1.500 Euro sowie Personalressourcen im Wert von 30.000 Euro.

Mit dem Virtual Reality Education Centre Hannover (VRECH), die mit VR hybride Lernformate, nachhaltige Kollaborationen und innovative Bildungsräume ermöglichen, wird „MetroVRsity“ die Kooperation in diesem Jahr vertiefen. Im Rahmen der Pflegefachmesse „Pro Care“ hat die Metropolregion das Projekt gemeinsam mit dem KRH auf der Innovationsbühne auf dem Messegelände Hannover präsentiert. Beim „KnowledgeMove 2025: vom Wissen zur Wirkung – Technologietransfer neu gedacht“ wird die Metropolregion das Projekt „MetroVRsity“ als Beispiel für einen gelungenen Technologietransfer vorstellen. „KnowledgeMove“ ist eine Veranstaltung von hannoverimpuls, Leibniz Universität Hannover und Hochschule Hannover und findet am 19. Juni 2025 von 9:00 bis 18:00 Uhr im Karriere Campus Hannover statt.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier. https://metropolregion.de/emerging-fields/metrovrsity/

Rund 60 Teilnehmende haben sich am Freitag (28.03.) und Samstag (29.03.) an der siebten Auflage des HealthHack der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg beteiligt. Im TRAFO Hub Braunschweig entwickelten sie innovative Ideen rund um die Gesundheit und Pflege von morgen unter dem Motto: Code. Create. Care.

Metropolregion, 01.04.2025. Die psychische Gesundheit vieler Jugendliche hat seit der Corona-Pandemie stark gelitten. Ein Awareness-Konzept für Schulen soll Abhilfe schaffen. Mit der Idee einer Mental Health Box hat das gleichnamige Team den HealthHack 2025 und damit ein Preisgeld von 1.000 Euro gewonnen. Bei der Mental Health Box handelt es sich um einen KI-gestützten Assistenten, an den sich Jugendliche bei psychischen Problemen wenden können und Informationen zu Hilfsangeboten erhalten. Das Team hat bereits angekündigt, weiter an seiner Idee arbeiten zu wollen.

Mit der Mental Health Box überzeugte das Team die Jury und belegte den ersten Platz (Foto: Carisma Medien/ Nico Müller)

Mit der Mental Health Box überzeugte das Team die Jury und belegte den ersten Platz (Foto: Carisma Medien/ Nico Müller)

Den mit 500 Euro dotierten zweiten Platz belegte das Team AVAR. Es hat einen medizinischen Co-Piloten entwickelt, der Pflegepersonen und Ärzt*innen von schriftlicher Dokumentation entlasten soll. Sie erhalten auf diesem Weg zeitnah einen Maßnahmenkatalog von der Kommunikation mit Patient*innen. Mit dem dritten Platz und 250 Euro zeichnete die Jury das Team ePA Study Bridge aus. Die Idee sieht vor, Studienteilnehmende direkt über die elektronische Patientenakte zu gewinnen und so zu einer verbesserten Studienqualität beizutragen.

Die Siegerteams (v.l.n.r.) - Platz 1: Mental Health Box mit Jurymitglied Raphael Koßmann(rechts im Bild), Platz 2: AVAR mit Jurymitglied Rifat Fersahoglu-Weber (links im Bild), Platz 3: ePA Study Bridge mit Jurymitglied Dr. Jenny Delekta

Hackathons als „Melting Pots“ für Expert*innenwissen

„Innovationen entstehen dort, wo Menschen mit Ideen und potentielle Unterstützer unterschiedlicher Fachkenntnis zusammenkommen, um Ideen mutig zu denken. Als Wirtschaftsförderung unterstützen wir genau diesen Freiraum, in dem Kreativität wachsen und Zukunft entstehen kann, sehr gerne. Besonders freue ich mich, dass daraus auch schon Unternehmen entstanden sind“, erklärte Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH und Wirtschaftsdezernent der Stadt Braunschweig in seinem Grußwort. Tech-Entrepreneurin Mira Jago, selbst Gründerin eines App-Entwicklungsunternehmens, betonte in ihrer Keynote „How to found with impact“ die Bedeutung von Team und Antrieb. Hackathons seien das ideale Format, um Tech- und Fachexpert*innen zusammenzubringen, so Jago.

Insgesamt zehn Teams arbeiteten an den verschiedensten Ideen: von einem KI-Assistenten gegen Einsamkeit über eine App für eine einfachere Terminvereinbarung bei Fachärzten bis hin zu einem Navigationstool für Sehbehinderte im Indoor-Bereich. Gleich mehrere Teams nutzten auch die Möglichkeit, Prototypen mit einem 3D-Drucker zu erstellen, der von der IGO3D GmbH zur Verfügung gestellt wurde.

Konzentriertes Arbeiten in interdisziplinären Teams (Foto: Carisma Medien/ Nico Müller)

Konzentriertes Arbeiten in interdisziplinären Teams (Foto: Carisma Medien/ Nico Müller)

„Der HealthHack 2025 bot Visionär*innen den Raum und die Zeit, um ihre Ideen zum Fliegen zu bringen. Ich konnte in der Zeit beobachten, wie die Teilnehmenden ein Mindset aus Mut und Kreativität entwickelt haben, um interdisziplinär und lösungsorientiert Innovationen für das Gesundheitswesen zu schaffen“, so Lina Brandt, Kommissarische Leiterin des Handlungsfeldes Gesundheitswirtschaft der Metropolregion und Organisatorin des HealthHack. Einen großen Dank richtete sie an die Unterstützer des Hackathons, zu denen insgesamt zwölf Institutionen, Hochschulen und Unternehmen zählten. Neben den langjährigen Partnern Techniker Krankenkasse und AWO Bezirksverband Braunschweig e.V. gehörte in diesem Jahr auch die Region Hannover dazu. Beteiligt haben sich zudem die Braunschweig Zukunft GmbH, die Nibelungen Wohnbau GmbH, die Niedersachsen.next Digitalagentur und Siemens Healthineers. Der HAWK Gesundheitscampus Göttingen wirkte ebenso als Unterstützer mit wie das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. Dazu gewinnen konnte die Metropolregion zudem Microsoft, Teqyard sowie die SRH Berlin – University of Applied Sciences. Die Schirmherrschaft übernahm wie in den beiden Vorjahren Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung.

Über den HealthHack

Der HealthHack ist eine Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, organisatorische Mitwirkung leistet das Haus der Wissenschaft in Braunschweig. Zielgruppe sind Studierende, Auszubildende, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Gründer*innen sowie alle Menschen, die im Bereich Gesundheit, Medizin und Pflege tätig sind. Durch Unterstützung von Mentor*innen arbeiten sie daran, die Gesundheit und Pflege von morgen zu verbessern. In der Vergangenheit sind aus dem Hackathon bereits einige Startups hervorgegangen. Während sich das Siegerteam von 2024 beispielsweise bereits in der Gründung befindet, strebt dies auch das zweitplatzierte Team aus dem vergangenen Jahr an. Alle Informationen rund um den HealthHack finden Sie hier: https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/

Über die Metropolregion GmbH

Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH vernetzt Menschen und Unternehmen, Wissenschaft und Kommunen mit ihrem Können und Wissen, ihren Kompetenzen und Ideen – metropolregional, national und international. Sie entwickelt und ermöglicht Projekte in den Handlungsfeldern Mobilität, Gesundheitswirtschaft und Standortmarketing. Dabei umfasst sie rund 3,9 Millionen Einwohner*innen auf einem Drittel der Fläche Niedersachsens.

Beim Hackathon der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg arbeiten interdisziplinäre Teams an Lösungen für Herausforderungen im Gesundheitssystem. Schirmherr ist der Niedersächsische Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi.

Metropolregion, 12.03.2025. Am 28. und 29. März richtet die Metropolregion die siebte Auflage ihres Hackathons im TRAFO Hub Braunschweig aus. Ein Hackathon ist ein kollaboratives Event, bei dem Teilnehmende innerhalb eines festgelegten Zeitraums gemeinsam an innovativen Lösungen für technologische Herausforderungen arbeiten. Sie können in diesem Jahr beispielsweise Ideen in den Bereichen Softwareentwicklung sowie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen austesten. Virtual und Augmented Reality sowie Sensorik und Wearables bilden weitere Schwerpunkte.

Unterstützt wird das Event erneut von Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi. Er übernimmt zum dritten Mal die Schirmherrschaft: „Beim HealthHack 2025 sind junge Menschen unter dem Motto ‚Code.Create.Care‘ aufgerufen, im Team kreative technische Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu entwickeln. Angesichts des Fachkräftemangels brauchen wir innovative Projekte.“

Diese erarbeiten die Teilnehmenden in interdisziplinären Teams mit fachlicher Expertise durch Mentor*innen. Eine hochkarätige Jury wählt im Anschluss die besten drei Ideen aus. Die Siegerteams erhalten bis zu 1.000 Euro, zudem gibt es für alle Teilnahmezertifikate für den weiteren Berufsweg. Die Veranstaltung ist kostenfrei, Verpflegung wird gestellt.

„Sprungbrett für Innovationen“

Der Zulauf in den vergangenen Jahren zeigt: Immer mehr Teilnehmende bringen internationale Perspektiven ein und tragen mit vielfältigen Lösungsansätzen zum HealthHack bei. Dies stärkt den Innovationscharakter des Events und macht Braunschweig einmal mehr zu einem idealen Austragungsort. „Der HealthHack ist eine echte Bereicherung für Braunschweig. Unsere Stadt vereint Spitzenforschung, Technologietransfer und eine dynamische Gründerszene – genau das richtige Umfeld, um aus innovativen Ideen tragfähige Lösungen für die Metropolregion und darüber hinaus zu entwickeln,“ so Dr. Thorsten Kornblum, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig und Aufsichtsratsvorsitzender der Metropolregion.

Ein Highlight des Hackathons in diesem Jahr: In einer Keynote geht Tech-Entrepreneurin Mira Jago auf das Thema „Healing Innovation - How to Found with Impact“ ein. Die Software-Entwicklerin unterstützt Startups darin in der Branche Fuß zu fassen – ein wichtiger Aspekt, denn viele der beim HealthHack entwickelten Ideen haben das Potenzial, weitergedacht und in erfolgreiche Unternehmen überführt zu werden. Davon ist auch Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke überzeugt: „Der HealthHack ist ein Sprungbrett für Innovationen – aus Ideen können hier Geschäftsmodelle entstehen. Mit Mentoring und starken Netzwerken unterstützen wir angehende Startups, die sowohl die Gesundheitsbranche voranbringen als auch die Metropolregion als Innovationsstandort weiter stärken.“

Hack-Teilnahmen als Erfolgsgeschichten

Gleich zwei Siegerteams aus dem vergangenen Jahr haben ihre Ideen entsprechend weiterentwickelt. Unter dem neuen Namen well placed hatte flow well den ersten Platz belegt und befindet sich nun in der Gründung. Das Team hatte ein Plugin-Tool für Planer*innen von Neu- und Umbaumaßnahmen in Krankenhausbauten erdacht. Dieses soll automatisch eine dynamische Kollisionsprüfung in der Bauplanung ermöglichen. Das zweitplatzierte Team Remind ist aktuell noch mit der Produktentwicklung beschäftigt und strebt perspektivisch ebenfalls eine Gründung an. Es hatte eine KI-Brosche für Demenzerkrankte im Frühstadium entwickelt, die Erinnerungen mithilfe eines Duftes hervorrufen soll.

Unterstützung erhält der HealthHack 2025 von zwölf Institutionen, Hochschulen und Unternehmen. Mit dabei sind die Techniker Krankenkasse, der AWO Bezirksverband Braunschweig e.V. und die Region Hannover. Ebenfalls beteiligt sind die Braunschweig Zukunft GmbH, die Nibelungen Wohnbau GmbH, die Niedersachsen.next Digitalagentur und Siemens Healthineers. Der HAWK Gesundheitscampus Göttingen wirkt ebenso mit wie das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. Als neue Unterstützer konnte die Metropolregion zudem Microsoft, Teqyard sowie die SRH Berlin – University of Applied Sciences gewinnen.

„In diesem Jahr legen wir den Fokus noch stärker auf digitale Tools und Künstliche Intelligenz“, erklärt Lina Brandt, Kommissarische Leiterin des Handlungsfelds Gesundheitswirtschaft der Metropolregion. Innovative Technologien können die Gesundheitsversorgung revolutionieren – sei es durch smarte Assistenzsysteme, automatisierte Diagnosen oder digitale Lösungen für Pflegekräfte. Alle, die hier etwas bewegen und voranbringen wollen, sind herzlich zur Teilnahme an unserem Hackathon eingeladen.“

Über den HealthHack

Der HealthHack ist eine Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, organisatorische Mitwirkung leistet das Haus der Wissenschaft in Braunschweig. Zielgruppe sind Studierende, Auszubildende, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Gründer*innen sowie alle Menschen, die im Bereich Gesundheit, Medizin und Pflege tätig sind. Durch Unterstützung von Mentor*innen arbeiten sie daran, die Gesundheit und Pflege von morgen zu verbessern. Alle Informationen rund um den HealthHack und den Link zur Anmeldung finden Sie hier: https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/

Über die Metropolregion GmbH

Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH vernetzt Menschen und Unternehmen, Wissenschaft und Kommunen mit ihrem Können und Wissen, ihren Kompetenzen und Ideen – metropolregional, national und international. Sie entwickelt und ermöglicht Projekte in den Handlungsfeldern Mobilität, Gesundheitswirtschaft und Standortmarketing. Dabei umfasst sie rund 3,9 Millionen Einwohner*innen auf einem Drittel der Fläche Niedersachsens.

chevron-down