Braunschweig, TRAFO Hub, Ende März 2025 - HealthHack: Die Luft vibriert von den vielen Stimmen. Überall haben sich kleine oder größere Grüppchen gebildet. Sie diskutieren miteinander, schmieden Ideen und tasten sich an Lösungswege heran, wie diese Überlegungen einen echten Impact für die Gesundheit und Pflege von morgen schaffen können. Mittendrin: Mailin Rohland, Thorben Haste, Dennis Griethe und Niklas Strecker. Von den rund zehn Teams beim Hackathon sind sie diejenigen, die die Jury nach zwei Tagen Coding und Tüfteln am meisten überzeugen. Der Lohn: Platz eins für die „Mental Health Box“, die die psychische Gesundheit von Jugendlichen verbessern soll. Knapp vier Monate und eine Gründung später sprechen wir mit dem Team über seine Idee, Kooperationspartner und gesellschaftlichen Impact.
Das Mental Health Box-Team besteht aus (v.l.n.r.):
Thorben Haste, Geschäftsleitung der BrauSer Braunschweiger Service gGmbH
Dennis Griethe, Gründer von Solid Bytes Interactive
Niklas Strecker, Mitgründer von Solid Bytes Interactive
Mailin Rohland, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Lebenshilfe Braunschweig gemeinnützige GmbH
Redaktion: Wie hat sich der Moment angefühlt, als euer Teamname beim ersten Platz verkündet wurde?
Mailin: Ich war völlig überwältigt und hatte damit überhaupt nicht gerechnet.
Niklas: Ich glaube, wir konnten das einfach nicht glauben. Aber als Team – wir haben wirklich großartig zusammengearbeitet, und es hatte sich sofort so angefühlt, als würden wir etwas Großes entwickeln.
Thorben: Ich war derjenige, der relativ zum Ende hin deutlich fester daran geglaubt hat als der Rest. Manche Ideen fühlen sich einfach richtig an – wie ein Ticket zum Erfolg. Irgendwann dachte ich: Wir haben gute Chancen, das zu gewinnen.
Dennis: Der wahre Gewinn war ja auch, die zwei Tage – dass wir uns getroffen haben.
Thorben: Wir hatten auch vorher schon gesagt, dass wir das auf jeden Fall weitermachen wollen.
Redaktion: Für alle, die euch noch nicht kennen: Was genau steckt hinter eurer "Mental Health Box"? Könnt ihr uns eure Idee in drei knackigen Sätzen erklären?
Thorben: Die Mental Health Box ist ein innovatives Konzept, das Ausstellung und den Gedanken verbindet, dass „KI ein Zugang zu Hilfsmitteln ist, aber nicht das Hilfsmittel selbst“.
Mailin: Es geht um Aufklärung und Sensibilisierung – sowohl für sich selbst als auch für das Umfeld, maßgeschneidert auf unterschiedliche Zielgruppen.
Thorben: Für mich ist es wichtig, dass wir mentale Gesundheit endlich mal als Prävention denken. Prävention angehen und nicht, wenn es zu spät ist.
Mailin: Und niedrigschwellig. Es soll Spaß machen, sich damit zu beschäftigen und es soll da sein, wo man ist, ohne dass man seine Komfortzone verlassen muss.
Das Team Mental Health Box präsentiert seine Idee vor der Jury und dem Publikum (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)
Redaktion: Eure Zielgruppe waren ja ursprünglich Jugendliche und verschiedenste Studien haben auch gezeigt, dass die psychische Gesundheit von Jugendlichen stark gelitten hat – Corona, Ukraine-Krieg, Social Media... War das der Auslöser für eure Idee oder steckt dahinter ein persönliches Anliegen, dass ihr gesagt habt: Da müssen wir jetzt ran?
Thorben: Wir haben ja bewusst auch gefragt, als wir gepitcht haben, wer schon einmal mit dem Thema Mental Health zu tun hatte. Es gingen tatsächlich überraschend viele Hände hoch. Wir alle sind in unterschiedlichen Bereichen beruflich oder privat damit konfrontiert, und viele von uns sind persönlich betroffen, besonders seit Corona. Der entscheidende Punkt für mich ist, dass Mental Health endlich aus der Randposition heraus in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt. Es betrifft nicht nur Einzelne, sondern viele Menschen, insbesondere auch an Schulen. Das wird uns in Zukunft vor immer größere gesellschaftliche Herausforderungen stellen, wenn wir uns nicht frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzen. Es ist allgemein bekannt, dass es zu wenig Kassensitze für Psycholog*innen gibt. Die Frage ist: Wie können wir verhindern, dass Menschen überhaupt erst in eine manifeste psychische Erkrankung rutschen?
Mailin: Thorben und ich arbeiten im sozialen Bereich und sehen täglich, wie wichtig Unterstützung ist. Für uns war klar: Wir wollen junge Menschen erreichen. Wir sind jetzt auch im Gespräch mit einer Hochschule, um ein Pilotprojekt zu starten und herauszufinden, wie wir es verbessern können. Im September sind wir mit der Mental Health Box auf einem Paneltalk dabei, um Unternehmen über mentale Gesundheit aufzuklären. Das Projekt ist nicht nur für Schulen, sondern auch für andere Zielgruppen anpassbar.
Thorben: Wichtig ist bei Prävention immer: Je jünger man ansetzt, desto höher sind auch die Erfolgswahrscheinlichkeiten. Mental Health betrifft alle Altersgruppen, alle Kohorten, alle Gesellschaftsschichten, egal wo jemand herkommt. Gerade bei Menschen mit Fluchterfahrungen ist es ein riesiges Thema und KI kann in diesem Bereich viel Positives bewirken. Aber am Ende wird es ein Thema sein, das auch in Altersheimen stehen kann oder sonst irgendwo. Mental Health ist nun einmal ein gesamtgesellschaftliches Problem und kein Zielgruppenproblem.
Redaktion: Dann gehen wir doch mal direkt in die Praxis. Wie funktioniert die Mental Health Box eigentlich genau? Wo soll sie stehen, wie groß ist sie?
Mailin: Man kann sie sich von der Größe ungefähr vorstellen so wie eine Telefonzelle. Außen informiert man sich und innen geht es dann in die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Im Kern hilft eine KI dabei, die passenden Beratungsangebote zu finden.
Niklas: Die Box wird digital aufgebaut, mit Bildschirmen und interaktiven Elementen. Wir setzen auf Gamification, um das Thema zugänglich und spannend zu machen.
Thorben: Das ist großer Bestandteil der Idee, dass Inhalte angepasst werden können. Es gibt viele Schnittmengen zwischen jüngeren und älteren Menschen. Aber es gibt auch sehr spezifische Themen und Erfahrungen. Vielleicht ist es in der einen Alterskohorte eher das Thema Essstörungen, das eine große Relevanz hat. Mental Health ist halt wahnsinnig vielfältig und die Problemlagen von Menschen auch. Oder bei Menschen, die Fluchterfahrungen gemacht haben. Das war uns auch wichtig, dass es ein modulares System ist, das die Menschen abholt.
Redaktion: Also wird die Box dann auch mehrsprachig angeboten?
Thorben: Auf jeden Fall. Das Thema ist global und betrifft Menschen aus allen Kulturen. Wir wollen, dass die Box für alle zugänglich ist, auch in verschiedenen Sprachen. Wir reden über Inklusion, wir reden über Integration.
Mailin: Die KI nutzt ein großes Sprachmodell und bietet auch barrierefreie Optionen, etwa in leichter Sprache oder für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Wir stellen sicher, dass es wirklich inklusiv und barrierefrei ist.
Letzte Vorbereitungen vor dem finalen Pitch vor der Hack-Jury (Foto: Carisma Media/ Nico Müller)
Redaktion: Wie begegnet ihr mit der Box denn der Sorge, dass viele Jugendliche Hemmungen haben, sich Hilfe zu holen?
Thorben: Das ist Kern der Idee: Wie KI es schafft, Zugänge zu echten Hilfsangeboten bereitzustellen. Ich kenn das auch selber: Ich kann ChatGPT viel dümmere Fragen stellen als Mailin. Ich kann alle meine Fragen stellen ohne Scham. KI ist eine wahnsinnig gute Brücke zu Hilfsangeboten. Ich kann erstmal niedrigschwellig mit einer KI meine Problemlage besprechen. Und die KI gibt mir am Ende einen QR-Code, der mich an spezifische Hilfsangebote verweist. Im ersten Schritt kann KI eine riesengroße Stütze sein, aber echte Hilfe sollte im besten Fall am Ende auch von echten Menschen kommen.
Mailin: Die Mental Health Box ist bewusst kein „schwarzer Kasten“. Mit ihrer bunten Gestaltung und dem spielerischen Ansatz wird der Zugang zum Thema erleichtert und Hemmungen werden abgebaut. Viele kennen es bestimmt: Statt sich durch endlose Textwüsten zu kämpfen, macht man lieber einen Multiple-Choice-Test, um mehr über sich selbst zu erfahren. Genau dieses Prinzip haben wir übernommen – es soll Spaß machen und spannend sein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Redaktion: Aber letzten Endes geht es da natürlich auch um sehr persönliche Infos. Welche Rolle spielt denn da das Thema Datenschutz bei euch?
Mailin: Datenschutz ist bei uns ein großes Thema. Wir sammeln keine persönlichen Daten, keine Namen oder Geburtsdaten. Der Nutzer startet die Box einfach, die Tür öffnet sich, und es geht los – ohne dass Daten weitergegeben werden. Wir arbeiten eng mit KI-Experten zusammen, um sicherzustellen, dass alles datenschutzkonform ist.
Redaktion: Ihr habt ja jetzt gegründet. Erst einmal herzliche Glückwunsch dazu. Und ihr seid mit Hochschulen im Gespräch, ihr seid mit Krankenkassen im Gespräch, baut euer Netzwerk auf. Im September habt ihr einen Panel-Talk mit Unternehmen. Wie sieht denn konkret der weitere Fahrplan aus, bis die erste Mental Health Box in einer Schule oder Hochschule steht?
Mailin: Momentan identifizieren wir unsere Stärken und teilen die Aufgaben auf. Wir führen viele Gespräche, um die besten Partner zu finden. Ziel ist es, die erste Mental Health Box 2026 an einer Hochschule aufzustellen.
Niklas: Es zeigen sich gerade verschiedene Wege. Wir überlegen gerade, welcher Weg fühlt sich für uns am besten an, um gemeinsam unsere Vision umzusetzen.
Thorben: Jetzt geht es darum die richtigen Kooperationspartner zu finden, mit denen wir sie umsetzen können, um dann wirklich konkret in eine Pilotphase einzutreten.
Mailin: Man muss das auch mal ganz kurz festhalten: Wir kennen uns jetzt alle erst seit Ende März, im Mai haben wir gegründet – dafür haben wir schon unglaublich viel erreicht. Wir sind schon im Gespräch mit einer Krankenkasse und mit einer Universität in Süddeutschland. Wir konzentrieren uns jetzt auf Hochschulen, dann kommen Unternehmen und Berufsschulen.
Das Team Mental Health Box bei der Arbeit - ursprünglich bestand das Team aus mehr als vier Mitgliedern (Foto: Jennifer Bullert)
Redaktion: Welchen Tipp würdet ihr den Teilnehmenden beim nächsten Hackathon geben, wie sie am besten gesellschaftlichen Impact schaffen können?
Thorben: Sucht starke Partner*innen. Das ist ganz wichtig. Teams funktionieren nur gut, wenn alle Leute miteinander kompatibel sind und man Bock auf die gleichen Themen und Ideen hat. Wir haben ganz viele gesellschaftliche Themen, die bewegt werden müssen in verschiedensten Bereichen. Das hat man auch beim HealthHack gesehen. Auch die anderen Teams haben wahnsinnig coole und wichtige Themen gepitcht. Auch da sind tolle Teams entstanden, die hoffentlich noch weiter zusammenarbeiten. Wichtig ist, dass man gemeinsam eine Dynamik hat und eine gemeinsame Vision, von dem, was man tun möchte. Wenn man mal nach draußen guckt: Es gibt genug zu tun.
Mailin: Offenheit spielt eine entscheidende Rolle. Thorben und ich hatten zwar einen eigenen Pitch vorbereitet, doch als wir den Pitch von Dennis und Niklas gehört haben, war klar: Das brauchen wir nicht mehr. Es geht nicht um das eigene Ego, sondern um das zentrale Thema, das wir gemeinsam viel besser angehen können. Es ist wichtig, die Fähigkeiten der anderen anzuerkennen. Besonders bei gesellschaftlichen Problemen ist es entscheidend, sich mit anderen zusammenzutun – Teamwork hilft, relevante Themen schneller und effizienter voranzubringen.
Dennis: Tipp Nummer 1 für mich: Geht einfach hin! Ich war vorher auch kein Hackathon-Mensch, aber es hat sich gelohnt, offen zu sein und es auszuprobieren.
Mailin: Ein großes Learning, was wir jetzt auch weiterführen: Man muss kein Entwickler sein. Man muss auch nicht unbedingt Profi auf dem Gebiet sein, bei dem man einen gesellschaftlichen Impact erzeugen möchte. Wir haben zwar zu viert gegründet, aber wir suchen uns jetzt auch Menschen mit anderen Expertisen, die unser Projekt künftig bereichern.
Redaktion: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Seit April 2020 betreibt die Evangelische Stiftung Neuerkerode ein Senioren- und Pflegezentrum in einem ehemaligen Krankenhausgebäude in Braunschweig. Das Haus St. Vinzenz, ursprünglich aus der Gründerzeit, wurde dazu umfassend saniert und bietet 97 Pflegeplätze. Künftig wird es zudem Living Lab für ein gemeinsames Projekt mit der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH. Im Projekt „CoCareLab“ erproben die drei Partner digitale Tools für eine verbesserte Pflege. Erste Workshops haben bereits stattgefunden, um den Ist-Zustand in der Pflege zu analysieren.
Im Interview gewähren Silvia Bothe, Einrichtungsleiterin im Haus St. Vinzenz, und Martina Hasseler, Professorin für Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Ostfalia-Hochschule, einen Einblick in die Arbeit des Pflegeteams und skizzieren, was das CoCareLab verbessern soll.
Prof. Dr. Martina Hasseler ist die wissenschaftliche Leitung des Projekts CoCareLab. Neben ihrer Professur an der Ostfalia-Hochschule bringt sie als Krankenschwester und habilitierte Rehabilitationswissenschaftlerin zusätzlich umfangreiche Expertise mit.
(Foto: Ostfalia)
Silvia Bothe, Einrichtungsleiterin der Bethanien gGmbH im Haus St. Vinzenz, verspricht sich vom CoCareLab u.a. eine Verbesserung bei Dokumentationspflichten.
(Foto: privat)
Redaktion: Schildern Sie bitte einmal, wie der typische Pflegealltag bei Ihnen aussieht.
Silvia Bothe: Morgens um 6 Uhr ist Dienstbeginn. Da beginnt die Übergabe vom Nachtdienst. Ab 6:30 Uhr starten wir mit der Bewohnerversorgung. Die Fachkraft übernimmt das Vorbereiten der Medikamente, plant und übernimmt die behandlungspflegerischen Tätigkeiten wie Verbände, Verabreichen von Medikamenten und Blutzuckerkontrollen, sowie Injektionen.
Nach der Grundversorgung beginnen dann die Nebentätigkeiten wie Dokumentation, Essen anreichen, Toilettengänge etc. Mehrmals werden immobile Bewohnende gelagert und zum Trinken animiert und angeleitet. Dabei darf man die Individuellen Bedürfnisse eines jeden nicht außer Acht lassen. Die Fachkraft ist in der Zwischenzeit mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt wie Visiten, Änderung oder Anforderung von Verordnungen mit deren Umsetzung.
Um 13:30 Uhr ist dann wieder Übergabe mit dem Spätdienst, wo man eigentlich sagen kann, es ist dasselbe Prozedere wie im Frühdienst nur umgekehrt. Der Dienst geht dann bis um 21:42 Uhr, bis der Nachtdienst kommt. Die krumme Uhrzeit kommt durch die Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden zustande.
Redaktion: Schichtdienst, physische aber auch psychisch-emotionale Komponente: Wo sehen Sie aktuell die größte Belastung im Pflegealltag und wünschen sich am meisten eine Unterstützung?
Silvia Bothe: Es wird zu viel Zeit mit den administrativen Aufgaben und der Dokumentation verbracht, wo demnach dann die Zeit für die Bewohnenden fehlt.
Redaktion: Mit welchen Maßnahmen haben Sie in der Vergangenheit bereits gute Erfahrungen sammeln können?
Silvia Bothe: Wir haben gute Erfahrungen mit der Dokumentation über mobile Endgeräte gemacht, sodass man nicht auf ein Büro und einen Computer angewiesen ist und somit zeitnah dokumentieren kann.
Redaktion: Was haben Pflegeheimbewohner*innen Ihnen als gute Entwicklung zurückgemeldet?
Silvia Bothe: Die digitalen Pflegebetten werden von Pflegeheimbewohnen als gut handelbar beurteilt. Aber hier geht es mehr um das Hoch- und Runterfahren des Bettes, Verstellen des Kopfteils und des Beinteils. Aber die intendierte Wirkung der Pflegebetten können weder von den Pflegeheimbewohnenden noch von den Pflegeberufen angewendet und beurteilt werden. Die Careboards sind dafür zu kompliziert und man muss sich anmelden.
In der Betreuung haben die Pflegeheimbewohnenden außerdem positive Erfahrungen mit der Memorebox gemacht. Die Memorebox ist ein digitales Spieletool, was auf einem Fernseher abgespielt wird und zur Bewegung und zum Denken animiert. Auch die Wii-Angebote kommen gut an. Die Bewohnenden freuen sich über diese Anwendungen. Insgesamt haben sie mit digitalen Tools der fachpflegerischen Versorgung aber gar keine Erfahrungen.
Redaktion: Welche digitalen Assistenzsysteme haben Sie denn bereits ausprobiert?
Silvia Bothe: Wir haben die digitalen Pflegeheimbetten und ein weiteres Projekt zu Inkontinenzmaterialen mit Sensortechnik erprobt. Beide Projekte waren aber nicht erfolgreich aufgrund technischer Probleme und fehlender Interoperabilität. Bspw. hat die Sensortechnik aus dem Inkontinenzmaterial keine Signale übertragen.
Redaktion: Welche Assistenzsysteme sollen noch zum Einsatz kommen?
Martina Hasseler: Gerade weitere zu erprobende digitale Tools in der Langzeitpflege sollen im CoCare Lab-Projekt gemeinsam gesucht und erprobt werde. Diese sollen aber gemeinsam mit den Pflegefachberufen in der Einrichtung als sinnvoll beurteilt werden. Dafür wurden teilweise schon gemeinsame Workshops durchgeführt, nicht nur um die sinnvollen digitalen Tools zu analysieren, sondern auch, um gemeinsam Szenarien zu entwickeln, wie diese eingesetzt und wirken sollen.
Redaktion: Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Ostfalia-Hochschule dabei aus?
Martina Hasseler: Die Ostfalia, also wir, übernehmen die wissenschaftliche Leitung und koordinieren den partizipativen Ansatz. Des Weiteren sind wir verantwortlich für die wissenschaftliche Begleitung, also der Begleitung der Erprobung der digitalen Tools.
In Workshopformaten wird das Pflegefachpersonal von Beginn an in das Projekt miteinbezogen und gibt einen Einblick in Ist- und Soll-Zustand
(Foto: Jennifer Bullert)
Redaktion: Welche Kriterien muss ein digitales Tool erfüllen, um langfristig eine bessere Pflege zu gewährleisten oder dabei zu unterstützen?
Martina Hasseler: Die digitalen Tools müssen gut für alle umsetzbar, müssen gut in den Arbeits- und Pflegeprozess integrierbar sein und die Pflegefachberufe in ihrer Arbeit unterstützen. Sie müssen das Potenzial haben, die Qualität und die Ergebnisse der fachpflegerischen Versorgung zu verbessern.
Redaktion: Bottom-up statt Top-down: Welcher Vorteil birgt dieser Ansatz?
Silvia Bothe: Der Vorteil ist, dass alle mitgenommen werden, wo sie gerade auch bezogen auf ihre Kompetenzen und Bedarfe stehen. Wir können die Mitarbeitenden mitnehmen und ihre Bedarfe erfragen und integrieren. Die Bereitschaft nimmt zu, die digitalen Tools zu erproben.
Redaktion: An welchen Stellen können Herausforderungen bei der Etablierung von neuen Tools auftreten?
Silvia Bothe: Prinzipiell an mehreren Stellen, z.B. an der fehlenden Interoperabilität, bei zu hohem Komplexitätsgrad.
Redaktion: Wie wird das Personal im Umgang mit den digitalen Tools geschult?
Silvia Bothe: Wir haben sowohl Einzel- als auch Gruppenschulungen vorgesehen, da die Mitarbeitenden die digitalen Tools kompetent einsetzen sollen. Falls doch einmal Fragen zur Handhabung etc. auftauchen, muss ein Mentor bzw. Ansprechpartner gegeben sein, der unterstützt.
Ende April fand ein erster Workshop im Haus St. Vinzenz statt. Die Teilnehmenden freuen sich auf die Erprobung digitaler Tools
(Foto: Jennifer Bullert)
Redaktion: Wie wirkt sich der Einsatz am Ende auf die zu Pflegenden aus? Inwiefern werden sie in die Evaluation der Tools mit einbezogen?
Silvia Bothe: Dieses Projekt ist ein öffentlich bekanntes Projekt und wenn Bewohnende oder Angehörige dazu Fragen haben werden diese selbstverständlich beantwortet. Falls die Tools die zu Pflegenden betreffen, werden diese selbstverständlich darüber informiert und auch die Meinung bzw. das Feedback von den zu Pflegenden und ggf. deren Angehörigen kann von guter Erkenntnis sein.
Redaktion: Wie sieht der Evaluierungsprozess aus?
Martina Hasseler: Er wird begleitend durchgeführt und es werden Datenerhebungsmethoden wie teilnehmende Beobachtungen, qualitative Interviews und ggf. Dokumentenanalysen durchgeführt. Die Kernpunkte, die beobachtet werden sind Usabilty, Feasibilty und eine angemessene Umsetzung in den Pflegeprozess. Die Tools sollen die Arbeit der Pflegefachberufe so unterstützen, dass sie das Gefühl haben, eine qualitativ hochwertige Langzeitpflege durchzuführen. Die Ergebnisse der Evaluierung werden regelmäßig an die beteiligten Firmen bzw. Unternehmen gespiegelt, sodass sie ihre Tools an den Bedarfen eines Pflegeheims anpassen können.
Redaktion: Das Projekt hat nun Anfang des Jahres begonnen und läuft noch bis 2027. Welche Kriterien müssten abschließend erfüllt sein, damit Sie das CoCareLab als Erfolg bezeichnen würden?
Martina Hasseler: Die Kriterien sind auf zwei Ebenen angesiedelt: a) wir haben gemeinsam digitale Tools gefunden und weiterentwickelt, die die pflegerische Versorgung in Pflegeheimen unterstützen und verbessern und b) wir werden vom Land oder anderen Mittelgebern unterstützt, dieses digitale Living Lab weiter zu führen, weil Digitalisierung in der Langzeitpflege ein kontinuierlicher Prozess ist. Des Weiteren werden noch viel zu viele digitale Tools vorbei an den Bedarfen und Prozessen der langzeitpflegerischen Versorgung entwickelt, die keinen Nutzen haben. Dieses digitale Living Lab hat das Potenzial, gemeinsam mit Mitarbeitenden von Pflegeheimen und den Firmen die digitalen Tools so weiter zu entwickeln, dass sie die langzeitpflegerische Versorgung im Sinne der Menschen unterstützen und verbessern.
Redaktion: Vielen Dank für das Interview!
Das Projekt CoCareLab wird
Braunschweig, 07.05.2025. Digitale Pflegeinnovationen erproben - partizipativ und passgenau: Mit dem CoCareLab ist im Januar ein Projekt gestartet, in dem stationäre Langzeitpflege, Pflegewissenschaft und Unternehmen gemeinsam daran arbeiten, das Pflegepersonal in seiner fachlichen Arbeit zu unterstützen. Hintergrund ist der wachsende Pflegebedarf bei zugleich zunehmendem Fachpersonalmangel. Die Projektpartner Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Bethanien gGmbH mit dem Haus St. Vinzenz sowie die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg haben nun einen ersten Workshop durchgeführt.
In diesem setzten sich 15 Teilnehmende – darunter acht Personen aus dem Pflegebereich – intensiv mit den aktuell eingesetzten digitalen Tools auseinander. Gemeinsam wurde analysiert, welche Technologien den Arbeitsalltag in der Pflege sinnvoll unterstützen. Besonders positiv bewertet wurden Softwarelösungen zur Pflegeplanung und -dokumentation sowie der gezielte Einsatz von Smartphones. Deutliche Kritik äußerten die Teilnehmenden jedoch an mangelnden Schnittstellen zwischen verschiedenen Programmen und unausgereifter Software, die in der Handhabung viel Zeit in Anspruch nimmt. Digitale Tools werden sich nur dann bewähren, wenn sie die pflegefachliche Arbeit sinnvoll unterstützten und sehr gut in den Pflegeprozess integriert werden können.
Diskussion über Ist-Zustand und Bedarfe im Pflegealltag (Foto: Jennifer Bullert)
Praxisorientierte digitale Lösungen – aber mit Mensch im Mittelpunkt
Für die nächsten Projektphasen wünschen sich die Teilnehmenden vor allem intuitive, einfach zu bedienende digitale Lösungen. Darüber hinaus stehen die Weiterentwicklung von Tele-Nursing, Monitoring, Dokumentation sowie die Personalorganisation im Fokus. Dabei soll auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen: mit dem klaren Anspruch, Prozesse effizienter zu gestalten, datenschutzgerecht und ohne den persönlichen Kontakt zu den Bewohner*innen zu verlieren. Entscheidend ist, dass digitale Tools künftig nahtlos ineinandergreifen und die Pflegenden in ihrer täglichen Arbeit unterstützen statt belasten.
Bewerbungsstart für digitale Lösungen: Pflegefachpersonen entscheiden mit
Mit Abschluss der Ist- und Bedarfsanalyse beginnt nun die nächste Phase: Auf Grundlage der evaluierten Bedarfe können sich Unternehmen und Startups im Laufe des Jahres bewerben, um ihre digitalen Assistenzsysteme im Pflegealltag zu erproben. Insgesamt sollen vier bis sechs Tools über einen Zeitraum von 16 Monaten getestet werden. Um sicherzustellen, dass diese Lösungen wirklich praxistauglich sind, wird das Pflegepersonal aktiv miteinbezogen. Ein interdisziplinäres Bewertungskomitee wird bis Ende des Jahres gegründet. Die Auswahl der geeigneten Tools erfolgt auf Grundlage gemeinsam entwickelter Kriterien.
Das CoCareLab wird kofinanziert von der Europäischen Union und vom Land Niedersachsen und umfasst ein Fördervolumen von rund 700.000 Euro. Weitere Informationen rund um das Projekt erhalten Sie hier: https://metropolregion.de/gesundheit/cocarelab/
In einem gemeinsamen Projekt arbeiten die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg und das Unternehmen One Click To Evidence daran, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu stärken. Eine neue Plattform soll Mediziner*innen entlasten und dabei helfen, in Notfallsituationen künftig schneller fundierte Entscheidungen für Therapien zu treffen. Das Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union und dem Land Niedersachsen.
Metropolregion, 14.04.2025. Ein innovatives Projekt zur Digitalisierung von Standard Operation Procedures (SOPs) für die pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin bringt zukünftig eine wegweisende Lösung auf den Markt. Mit einem evidenzbasierten, dynamisch wachsenden und interdisziplinär gepflegten Online-Referenzhandbuch sollen Mediziner*innen in akuten Entscheidungssituationen effizient unterstützt werden.
Bislang sind Leitlinien in der pädiatrischen Notfall- und Intensivmedizin oft unzureichend standardisiert. Jedes Krankenhaus führt eigene SOP-Sammlungen, während komplexe Therapiepläne aus verschiedenen Quellen mühsam zusammengesetzt werden müssen. Selbst erfahrene Mediziner*innen müssen bei akuten Notfällen aufwendige Recherchen durchführen. Dieses Problem löst die neue Plattform durch eine einheitliche, digitalisierte und direkt in klinische Workflows integrierbare Lösung.
Das Projekt bietet eine digitale Plattform, die
Die Plattform kooperiert mit namhaften Institutionen wie dem Pädiatrischen Intensiv-Netzwerk (Pin, mhh.de/pin) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
Während etablierte medizinische Informationssysteme wie AMBOSS, UpToDate oder Medscape wertvolle Referenzquellen für Mediziner*innen darstellen, bietet die neue Plattform einen klaren Mehrwert für die Notfallmedizin:
Das Projekt ist im Dezember 2024 mit einem dreijährigen Förderzeitraum gestartet. Die erste Erprobung soll zum Jahresende in hannoverschen Kliniken, gefolgt von weiteren Teststandorten in Niedersachsen. Künftig könnte die Plattform auch für weitere medizinische Fachrichtungen geöffnet werden. Langfristig sind Erweiterungen durch künstliche Intelligenz (KI) zur automatisierten Analyse neuer Leitlinien sowie VR/AR-gestützte Trainingssimulationen für medizinisches Fachpersonal geplant.
Mit diesem Schritt wird die Zukunft der medizinischen Entscheidungsfindung neu definiert – digital, evidenzbasiert und optimal in den klinischen Alltag integriert.
Rund 60 Teilnehmende haben sich am Freitag (28.03.) und Samstag (29.03.) an der siebten Auflage des HealthHack der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg beteiligt. Im TRAFO Hub Braunschweig entwickelten sie innovative Ideen rund um die Gesundheit und Pflege von morgen unter dem Motto: Code. Create. Care.
Metropolregion, 01.04.2025. Die psychische Gesundheit vieler Jugendliche hat seit der Corona-Pandemie stark gelitten. Ein Awareness-Konzept für Schulen soll Abhilfe schaffen. Mit der Idee einer Mental Health Box hat das gleichnamige Team den HealthHack 2025 und damit ein Preisgeld von 1.000 Euro gewonnen. Bei der Mental Health Box handelt es sich um einen KI-gestützten Assistenten, an den sich Jugendliche bei psychischen Problemen wenden können und Informationen zu Hilfsangeboten erhalten. Das Team hat bereits angekündigt, weiter an seiner Idee arbeiten zu wollen.
Mit der Mental Health Box überzeugte das Team die Jury und belegte den ersten Platz (Foto: Carisma Medien/ Nico Müller)
Den mit 500 Euro dotierten zweiten Platz belegte das Team AVAR. Es hat einen medizinischen Co-Piloten entwickelt, der Pflegepersonen und Ärzt*innen von schriftlicher Dokumentation entlasten soll. Sie erhalten auf diesem Weg zeitnah einen Maßnahmenkatalog von der Kommunikation mit Patient*innen. Mit dem dritten Platz und 250 Euro zeichnete die Jury das Team ePA Study Bridge aus. Die Idee sieht vor, Studienteilnehmende direkt über die elektronische Patientenakte zu gewinnen und so zu einer verbesserten Studienqualität beizutragen.
Die Siegerteams (v.l.n.r.) - Platz 1: Mental Health Box mit Jurymitglied Raphael Koßmann(rechts im Bild), Platz 2: AVAR mit Jurymitglied Rifat Fersahoglu-Weber (links im Bild), Platz 3: ePA Study Bridge mit Jurymitglied Dr. Jenny Delekta
Hackathons als „Melting Pots“ für Expert*innenwissen
„Innovationen entstehen dort, wo Menschen mit Ideen und potentielle Unterstützer unterschiedlicher Fachkenntnis zusammenkommen, um Ideen mutig zu denken. Als Wirtschaftsförderung unterstützen wir genau diesen Freiraum, in dem Kreativität wachsen und Zukunft entstehen kann, sehr gerne. Besonders freue ich mich, dass daraus auch schon Unternehmen entstanden sind“, erklärte Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH und Wirtschaftsdezernent der Stadt Braunschweig in seinem Grußwort. Tech-Entrepreneurin Mira Jago, selbst Gründerin eines App-Entwicklungsunternehmens, betonte in ihrer Keynote „How to found with impact“ die Bedeutung von Team und Antrieb. Hackathons seien das ideale Format, um Tech- und Fachexpert*innen zusammenzubringen, so Jago.
Insgesamt zehn Teams arbeiteten an den verschiedensten Ideen: von einem KI-Assistenten gegen Einsamkeit über eine App für eine einfachere Terminvereinbarung bei Fachärzten bis hin zu einem Navigationstool für Sehbehinderte im Indoor-Bereich. Gleich mehrere Teams nutzten auch die Möglichkeit, Prototypen mit einem 3D-Drucker zu erstellen, der von der IGO3D GmbH zur Verfügung gestellt wurde.
Konzentriertes Arbeiten in interdisziplinären Teams (Foto: Carisma Medien/ Nico Müller)
„Der HealthHack 2025 bot Visionär*innen den Raum und die Zeit, um ihre Ideen zum Fliegen zu bringen. Ich konnte in der Zeit beobachten, wie die Teilnehmenden ein Mindset aus Mut und Kreativität entwickelt haben, um interdisziplinär und lösungsorientiert Innovationen für das Gesundheitswesen zu schaffen“, so Lina Brandt, Kommissarische Leiterin des Handlungsfeldes Gesundheitswirtschaft der Metropolregion und Organisatorin des HealthHack. Einen großen Dank richtete sie an die Unterstützer des Hackathons, zu denen insgesamt zwölf Institutionen, Hochschulen und Unternehmen zählten. Neben den langjährigen Partnern Techniker Krankenkasse und AWO Bezirksverband Braunschweig e.V. gehörte in diesem Jahr auch die Region Hannover dazu. Beteiligt haben sich zudem die Braunschweig Zukunft GmbH, die Nibelungen Wohnbau GmbH, die Niedersachsen.next Digitalagentur und Siemens Healthineers. Der HAWK Gesundheitscampus Göttingen wirkte ebenso als Unterstützer mit wie das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. Dazu gewinnen konnte die Metropolregion zudem Microsoft, Teqyard sowie die SRH Berlin – University of Applied Sciences. Die Schirmherrschaft übernahm wie in den beiden Vorjahren Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung.
Über den HealthHack
Der HealthHack ist eine Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, organisatorische Mitwirkung leistet das Haus der Wissenschaft in Braunschweig. Zielgruppe sind Studierende, Auszubildende, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Gründer*innen sowie alle Menschen, die im Bereich Gesundheit, Medizin und Pflege tätig sind. Durch Unterstützung von Mentor*innen arbeiten sie daran, die Gesundheit und Pflege von morgen zu verbessern. In der Vergangenheit sind aus dem Hackathon bereits einige Startups hervorgegangen. Während sich das Siegerteam von 2024 beispielsweise bereits in der Gründung befindet, strebt dies auch das zweitplatzierte Team aus dem vergangenen Jahr an. Alle Informationen rund um den HealthHack finden Sie hier: https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/
Über die Metropolregion GmbH
Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH vernetzt Menschen und Unternehmen, Wissenschaft und Kommunen mit ihrem Können und Wissen, ihren Kompetenzen und Ideen – metropolregional, national und international. Sie entwickelt und ermöglicht Projekte in den Handlungsfeldern Mobilität, Gesundheitswirtschaft und Standortmarketing. Dabei umfasst sie rund 3,9 Millionen Einwohner*innen auf einem Drittel der Fläche Niedersachsens.
Beim Hackathon der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg arbeiten interdisziplinäre Teams an Lösungen für Herausforderungen im Gesundheitssystem. Schirmherr ist der Niedersächsische Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi.
Metropolregion, 12.03.2025. Am 28. und 29. März richtet die Metropolregion die siebte Auflage ihres Hackathons im TRAFO Hub Braunschweig aus. Ein Hackathon ist ein kollaboratives Event, bei dem Teilnehmende innerhalb eines festgelegten Zeitraums gemeinsam an innovativen Lösungen für technologische Herausforderungen arbeiten. Sie können in diesem Jahr beispielsweise Ideen in den Bereichen Softwareentwicklung sowie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen austesten. Virtual und Augmented Reality sowie Sensorik und Wearables bilden weitere Schwerpunkte.
Unterstützt wird das Event erneut von Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi. Er übernimmt zum dritten Mal die Schirmherrschaft: „Beim HealthHack 2025 sind junge Menschen unter dem Motto ‚Code.Create.Care‘ aufgerufen, im Team kreative technische Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu entwickeln. Angesichts des Fachkräftemangels brauchen wir innovative Projekte.“
Diese erarbeiten die Teilnehmenden in interdisziplinären Teams mit fachlicher Expertise durch Mentor*innen. Eine hochkarätige Jury wählt im Anschluss die besten drei Ideen aus. Die Siegerteams erhalten bis zu 1.000 Euro, zudem gibt es für alle Teilnahmezertifikate für den weiteren Berufsweg. Die Veranstaltung ist kostenfrei, Verpflegung wird gestellt.
„Sprungbrett für Innovationen“
Der Zulauf in den vergangenen Jahren zeigt: Immer mehr Teilnehmende bringen internationale Perspektiven ein und tragen mit vielfältigen Lösungsansätzen zum HealthHack bei. Dies stärkt den Innovationscharakter des Events und macht Braunschweig einmal mehr zu einem idealen Austragungsort. „Der HealthHack ist eine echte Bereicherung für Braunschweig. Unsere Stadt vereint Spitzenforschung, Technologietransfer und eine dynamische Gründerszene – genau das richtige Umfeld, um aus innovativen Ideen tragfähige Lösungen für die Metropolregion und darüber hinaus zu entwickeln,“ so Dr. Thorsten Kornblum, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig und Aufsichtsratsvorsitzender der Metropolregion.
Ein Highlight des Hackathons in diesem Jahr: In einer Keynote geht Tech-Entrepreneurin Mira Jago auf das Thema „Healing Innovation - How to Found with Impact“ ein. Die Software-Entwicklerin unterstützt Startups darin in der Branche Fuß zu fassen – ein wichtiger Aspekt, denn viele der beim HealthHack entwickelten Ideen haben das Potenzial, weitergedacht und in erfolgreiche Unternehmen überführt zu werden. Davon ist auch Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke überzeugt: „Der HealthHack ist ein Sprungbrett für Innovationen – aus Ideen können hier Geschäftsmodelle entstehen. Mit Mentoring und starken Netzwerken unterstützen wir angehende Startups, die sowohl die Gesundheitsbranche voranbringen als auch die Metropolregion als Innovationsstandort weiter stärken.“
Hack-Teilnahmen als Erfolgsgeschichten
Gleich zwei Siegerteams aus dem vergangenen Jahr haben ihre Ideen entsprechend weiterentwickelt. Unter dem neuen Namen well placed hatte flow well den ersten Platz belegt und befindet sich nun in der Gründung. Das Team hatte ein Plugin-Tool für Planer*innen von Neu- und Umbaumaßnahmen in Krankenhausbauten erdacht. Dieses soll automatisch eine dynamische Kollisionsprüfung in der Bauplanung ermöglichen. Das zweitplatzierte Team Remind ist aktuell noch mit der Produktentwicklung beschäftigt und strebt perspektivisch ebenfalls eine Gründung an. Es hatte eine KI-Brosche für Demenzerkrankte im Frühstadium entwickelt, die Erinnerungen mithilfe eines Duftes hervorrufen soll.
Unterstützung erhält der HealthHack 2025 von zwölf Institutionen, Hochschulen und Unternehmen. Mit dabei sind die Techniker Krankenkasse, der AWO Bezirksverband Braunschweig e.V. und die Region Hannover. Ebenfalls beteiligt sind die Braunschweig Zukunft GmbH, die Nibelungen Wohnbau GmbH, die Niedersachsen.next Digitalagentur und Siemens Healthineers. Der HAWK Gesundheitscampus Göttingen wirkt ebenso mit wie das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. Als neue Unterstützer konnte die Metropolregion zudem Microsoft, Teqyard sowie die SRH Berlin – University of Applied Sciences gewinnen.
„In diesem Jahr legen wir den Fokus noch stärker auf digitale Tools und Künstliche Intelligenz“, erklärt Lina Brandt, Kommissarische Leiterin des Handlungsfelds Gesundheitswirtschaft der Metropolregion. „Innovative Technologien können die Gesundheitsversorgung revolutionieren – sei es durch smarte Assistenzsysteme, automatisierte Diagnosen oder digitale Lösungen für Pflegekräfte. Alle, die hier etwas bewegen und voranbringen wollen, sind herzlich zur Teilnahme an unserem Hackathon eingeladen.“
Über den HealthHack
Der HealthHack ist eine Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, organisatorische Mitwirkung leistet das Haus der Wissenschaft in Braunschweig. Zielgruppe sind Studierende, Auszubildende, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Gründer*innen sowie alle Menschen, die im Bereich Gesundheit, Medizin und Pflege tätig sind. Durch Unterstützung von Mentor*innen arbeiten sie daran, die Gesundheit und Pflege von morgen zu verbessern. Alle Informationen rund um den HealthHack und den Link zur Anmeldung finden Sie hier: https://metropolregion.de/gesundheit/healthhack/
Über die Metropolregion GmbH
Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH vernetzt Menschen und Unternehmen, Wissenschaft und Kommunen mit ihrem Können und Wissen, ihren Kompetenzen und Ideen – metropolregional, national und international. Sie entwickelt und ermöglicht Projekte in den Handlungsfeldern Mobilität, Gesundheitswirtschaft und Standortmarketing. Dabei umfasst sie rund 3,9 Millionen Einwohner*innen auf einem Drittel der Fläche Niedersachsens.
Innovativer Ansatz für die stationäre Pflege und Betreuung
Die Prognosen sind alarmierend: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird in Zukunft weiter stark steigen – bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Immer wieder wurde versucht, mithilfe der Digitalisierung Pflegekräfte in stationären Einrichtungen zu entlasten, jedoch meist ohne nachhaltigen Erfolg. Das soll sich nun mithilfe des CoCareLab, einer Kooperation der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg und der Evangelischen Stiftung Neuerkerode (esn), ändern. Für das Projekt haben sie gerade vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung eine Förderung in Höhe von mehr als 520.000 Euro bekommen.
Das Geld stammt aus dem Förderprogramm „Soziale Innovation“. „Die Transformation unserer Wirtschaft ist in vollem Gange. Je besser wir die Menschen auf diesem Weg mitnehmen, desto erfolgreicher gestalten wir den Wandel“, sagte Ministerin Wiebke Osigus bei der Bescheidübergabe. Durch innovative Projekte ließe sich die Lebensqualität der Menschen in ganz Niedersachsen verbessern.
Genau das ist auch das Ziel CoCareLabs, das sich einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung stellt mit einem innovativen Ansatz stellt. Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen um bis zu 37 Prozent steigen, was 6,8 Millionen Menschen entspricht. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit kalkuliert, dass der Bedarf an Pflegeberufen in der Seniorenhilfe auf 2,15 Millionen steigen wird. „Digitale Tools haben das Potential, die Pflegekräfte zu unterstützen. In der Realität der Pflegeheime konnten sie jedoch noch nicht nachhaltig in Pflegeprozesse integriert werden“, berichtet Prof. Dr. Martina Hasseler, die das Projekt vonseiten der Ostfalia begleitet. „Das wollen wir ändern.“
Bisher wurden digitale Tools und deren Nutzung in stationären Pflegeeinrichtungen meist von den Leitungskräften vorgegeben – und somit auch nur oberflächlich und kurzfristig genutzt. Hier setzt das CoCareLab an: Man orientiert sich an den Bedürfnissen der pflegenden Mitarbeitenden, die die Tools im Alltag erproben und evaluiert von Anfang an gemeinsam mit ihnen ihren Nutzen. Durch das Mitspracherecht und die aktive Einbindung der Pflegekräfte soll sichergestellt werden, dass die Tools, auf die man setzt, akzeptiert werden sowie eine hohe Anwendbarkeit und Nutzerfreundlichkeit aufweisen, um wirkliche, langfristige Entlastung gewährleisten zu können. Umgesetzt wird das CoCareLab in dem Braunschweiger Senioren- und Pflegezentrum Haus St. Vinzenz, welches Teil der Evangelischen Stiftung Neuerkerode ist. „Hier herrschen die nötigen Voraussetzungen, um ein solches Projekt durchzuführen“, so Falko Salbert, der das Projekt auf esn-Seite leitet. „Wir sind bereit.“
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 709.465,94 Euro, von denen 524.646,75 Euro aus dem Förderprogramm stammen. Los geht es schon im Januar, mit einer Laufzeit von drei Jahren. Von den Ergebnissen profitiert im besten Falle nicht nur das Haus St. Vinzenz. Lina Brandt von der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg sagt: „Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Einrichtungen in unserer Region und weit darüber hinaus anwenden und können so einen Beitrag für eine gesicherte Versorgung der Pflegebedürftigen der Zukunft leisten.“
Das Projekt wird
Von der COVID-Pandemie zur Multikrise: Kommunale Entscheidungsträger*innen sind gefragt, schnell, konsequent und besonnen zu reagieren und Krisen verschiedener Art zu meistern. Wie sie im gesellschaftlichen und persönlichen Kontext bewältigt werden können und ihnen zudem mit Resilienzstrategien begegnet werden kann, war Thema einer Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg und des Niedersächsischen Städtetags (NST).
Metropolregion, 25.11.2024. Krisenbewältigung kann nur gelingen, wenn Prävention, Zusammenarbeit und klare Mechanismen Hand in Hand gehen. Unter dem Titel „Den Ernstfall im Blick: Krisenprävention aus kommunaler Perspektive“ nahmen kommunale Entscheidungsträger*innen – vom Landrat über Bürgermeister bis hin zu Leitern von Gesundheitsämtern oder Feuerwehrkräften –im Helmkehof Hannover an der Veranstaltung teil.
Zwischen Kommunikation komplexer Entscheidungen und Erwartungsdiskrepanzen
Einblicke in die Arbeit des Niedersächsischen COVID-19-Krisenstabs gewährte dessen ehemaliger Leiter, Staatssekretär a.D. Heiger Scholz im Gespräch mit Moderatorin Lina Brandt. Dabei schilderte er, welche Faktoren im Krisenmanagement und in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit von zentraler Bedeutung waren. Wichtig sei vor allem eine schnelle Reaktion. Auch müssten komplexe politische Entscheidungen und ihre sachlichen Grundlagen umsichtig kommuniziert und der Öffentlichkeit erläutert werden.
Die Pandemie war nur eine von vielen Krisen in den vergangenen vier Jahren. Oftmals entstanden hitzige Debatten, die eine Zerreißprobe für die Gesellschaft darstellten. Entscheidungsträger*innen, beispielsweise Bürgermeister*innen, sahen sich erheblichen Erwartungsdiskrepanzen zwischen ihrer Funktion und Person ausgesetzt. Im Gespräch mit Prof. Dr. Dörte Heüveldop, Vizepräsidentin der Hochschule Hannover, berichtete der Bürgermeister der Stadt Springe, Christian Springfeld, wie dieses Missverhältnis in einer persönlichen Krise mündete und wie er den Weg aus dieser herausfand. Anfeindungen über Social Media, Krisenmanagement und daneben noch Wahlkampf forderten schließlich ihren Tribut: Nur noch zu funktionieren, funktionierte nicht länger. Wegen eines Burnouts fiel Springfeld ein halbes Jahr krankheitsbedingt aus. Der Verzicht auf Social Media, Zeit in der Natur und beim Sport sowie eine Therapie lieferten wieder Kraft für einen Neustart.
Prof. Heüveldop und Bürgermeister Springfeld im Gespräch (Foto: Marco Bühl)
Ausblick auf Projekt-Erkenntnisse und Strategien für Krisenbewältigung
Verschiedene Akteur*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik/Verwaltung zusammenzubringen, ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen, aber auch bestehende Netzwerke miteinander zu verknüpfen – das war der Kern des Projekts PaPräKa, dessen Abschluss diese Veranstaltung bildete, erklärte Linda Hoffmeister, Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft bei der Metropolregion. PaPräKa steht für „PandemiePräventionsKampagnen“. Es galt, Ablaufprozesse, beispielsweise in der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung, effizienter und schneller zu gestalten. Handlungsempfehlungen enthält dabei der im September 2023 präsentierte RAPID-Aktionsplan. Er schlägt unter anderem Maßnahmen vor, die eine schnellere Koordination in betroffenen Institutionen ermöglicht.
Linda Hoffmeister, Projektmanagerin, präsentierte Keyfindings zu PaPräKa (Foto: Marco Bühl)
Einen Weg aus dem Krisen- in den Wachstumsmodus skizzierte Autor, Wachstumsexperte und Unternehmensberater Prof. Dr. Guido Quelle abschließend in seiner Keynote. Dabei sprach er über Strategien, Zusammenarbeit und Führungsinstrumente und legte den Fokus auf Chancen sowie eigene Gestaltungsmöglichkeiten, um sich von Krisen nicht übermannen zu lassen. Seine Expertise stammt unter anderem aus der Flutkatastrophe im Ahrtal, die er organisationstheoretisch in einem Buch untersuchte und Lehren daraus für den kommunalen Sektor zog.
Gemeinsam für eine resiliente Zukunft
Die Erkenntnisse aus dem Projekt PaPräKa gilt es nun, in der Praxis anzuwenden. Stefan Wittkop, Beigeordneter und Pressesprecher des NST, bilanzierte: „Krisen werden vor Ort bewältigt – das hat die Pandemie noch einmal sehr deutlich gemacht. Kommunen stehen im Mittelpunkt, wenn es darum geht, schnell und effektiv zu handeln. Aber sie brauchen verlässliche Partner und Rahmenbedingungen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.“ Der Geschäftsführer der Metropolregion, Christoph Meineke, bezeichnete in diesem Zusammenhang Resilienz als eines der Schlüsselwörter für gelungene Krisenbewältigung und betonte den Schulterschluss: „Wirkliche Fortschritte sind nur möglich, wenn wir die verschiedenen Ebenen – von der kommunalen Praxis bis hin zu landesweiten Strategien – enger miteinander verknüpfen. Als Metropolregion sehen wir uns hier in einer zentralen Rolle: Wir fördern den Dialog, stärken Netzwerke und schaffen die Plattformen, die für eine erfolgreiche Krisenprävention notwendig sind.“
Über das Projekt PaPräKa
„PaPräKa“ steht für PandemiePräventionsKampagnen und ist ein Projekt der Metropolregion GmbH in Zusammenarbeit mit der Abteilung Biotechnologie der TU Braunschweig und dem Innovationszentrum Niedersachsen, inzwischen tätig als Niedersachsen.next. Es zielt darauf ab, bei künftigen Pandemien eine effizientere Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Akteur*innen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu ermöglichen. PaPräKa unterstützt RAPID Niedersachsen (Response Against Pandemic Infectious Diseases), eine Initiative des Landes Niedersachsen für die Verbesserung der Reaktion auf zukünftige Pandemien. Das Projekt wird durch das Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser gefördert und schafft eine wichtige Grundlage für die Krisenprävention und -bewältigung in der Region.
Über die Metropolregion GmbH
Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH vernetzt Menschen und Unternehmen, Wissenschaft und Kommunen mit ihrem Können und Wissen, ihren Kompetenzen und Ideen – metropolregional, national und international. Sie entwickelt und ermöglicht Projekte in den Handlungsfeldern Mobilität, Gesundheitswirtschaft und Standortmarketing. Dabei umfasst sie rund 3,9 Millionen Einwohner*innen auf einem Drittel der Fläche Niedersachsens.