Mit 3D-Druck zur KI-Brosche für Demenzerkrankte: Remind im Interview

Veröffentlicht: 25. November 2024
Das Team Remind belegte beim HealthHack 2024 den zweiten Platz (Foto: Philipp Ziebart)

Wenn wir unsere Erinnerungen Revue passieren lassen, sind Erinnerungen an Erfolge wohl mit die schönsten: So zum Beispiel auch für das Team Remind, das beim HealthHack 2024 den zweiten Platz belegt hat. Dass Erinnerungen im Alter aber auch flüchtig sein können, beispielsweise bei Demenz, wissen viele Menschen aus ihrem privaten Umfeld, wenn ältere Familienmitglieder daran erkranken. Hier hat Remind angesetzt und eine KI-Brosche entwickelt, in die ein Verdampfer und ein Sprachmodell integriert sind. Der Lohn: Der zweite Platz bei unserem Hackathon im April und womöglich für demenzerkrankte Menschen im Anfangsstadium die Chance, sich weiter an prägende Erlebnisse aus ihrem Leben zu erinnern. Wir haben Remind zum Interview getroffen.

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Drei Mitglieder des zweitplatzierten Teams Remind arbeiten weiter an der KI-Brosche:

Michael Piszczek (4.v.l.)

Maurice Alber (5.v.r)

Samuel Sander (4. v. r.)

Redaktion: Im April habt ihr den zweiten Platz beim HealthHack belegt – wie ging es im Anschluss für euch weiter?

Maurice: Wir haben eine kleine Pitch-Tour gemacht und waren in Stuttgart, Düsseldorf und haben uns auch nochmal in Hannover beworben. Auf dieser Pitch-Tour haben wir unsere Idee vor Publikum, vor Investoren und verschiedensten Menschen vorgestellt. Wir konnten uns da auch ein bisschen vernetzen, bspw. mit LinkedIn, und auch ganz viele tolle Menschen kennenlernen, die viele Ideen schon weiterentwickelt haben. Wir haben keine Preise abgestaubt, aber wir haben gute Eindrücke und vor allen Dingen Erfahrungen gesammelt für das, was noch kommt. Und das, was noch kommt, ist sehr wahrscheinlich wesentlich mehr, wesentlich intensiver, als das, was wir bis jetzt gemacht haben, weil es einfach ein anderes Level ist. Bis jetzt hatten wir vielleicht maximal einen Prototyp, der ein bisschen was ausgesprüht hat. Der nächste Prototyp, an dem wir jetzt sitzen, soll schon funktionieren. Das dauert aber auch. Das ist eine Entwicklungszeit, die ist nicht schnell getan, sondern, das wird noch ein Jahr, wenn nicht sogar noch länger dauern.

Redaktion: Euer Team war recht groß mit neun Mitgliedern. Einige hatten auch schon einmal an unserem Hackathon teilgenommen. Was begeistert euch an dem Format?

Michael: Das echt Coole ist, dass man in so kurzer Zeit Ergebnisse erzielt. Es war echt bemerkenswert. Wir haben angefangen und hatten ja schon ein bisschen was gehabt, aber das war im Endeffekt auch nicht viel. Aber wie sich das dann entwickelt hat in der kurzen Zeit! Und dass auch jeder seine Expertise einbringen konnte. Ich weiß noch, wir hatten Expertise in der Pflege, was uns auch auf jeden Fall geholfen hat, die Idee weiterzuentwickeln. Wir hatten Expertise im Coding, im Front-End, in der App-Entwicklung. Dass man diese ganzen Stärken dann vereinen konnte…Das war echt unglaublich, was am Ende dabei herumgekommen ist. Das war echt cool und auch das, was mich an diesem Format unter anderem begeistert.

Maurice: Dem kann ich nur zustimmen. Das ist eine sehr geballte Kompetenz. Und auch die Mentoren zum Beispiel sind super unterstützend und bringen noch was anderes mit ein und eben diese Professionalität. Du kennst deinen Fachbereich, aber ich glaube, die anderen Verknüpfungen sind schon wichtig und die kriegt man da.

Redaktion: Ihr hattet in eurer Ergebnispräsentation erzählt, dass euch eigene Erfahrungen im Umgang mit Demenzerkrankten zu eurer Idee inspiriert haben. Wie entstand daraus die Idee mit der duftenden KI-Brosche?

Maurice: Man kennt das ja, wenn man etwas riecht, was so ähnlich riecht, wie das Weihnachtsessen, das man kennt, oder wie die eigenen Lieblingskekse. Und die erinnern dich direkt an die Situation. Deswegen dachten wir daran: Wem kann man damit helfen? Wo ist der Use-Case dafür, dass du ein solches Tool, ein solches Gadget in deinem Alltag nutzen kannst? Und wenn ich sogar erkrankte Menschen damit behandeln kann…Am Anfang waren wir sehr offen in der Ideenfindung. Wir haben uns ja schon letztes Jahr im Frühjahr damit beschäftigt und im Hackathon haben wir dann Diana kennengelernt, die in der Pflege unterwegs war und uns das quasi nochmal bestätigt hat. Dieser Use-Case, der kann helfen. Zwei der Mentoren waren Mediziner und haben uns das auch nochmal bestätigt. Das heißt, wir haben uns lange vorher Gedanken gemacht: Wo kann so ein Use-Case „Erinnerungen schaffen“ von Vorteil sein, außer bei Hochzeiten. Aber das könnte ja auch ein Use-Case sein, wenn du deine Hochzeit abspeichern möchtest, ein besonderer Tag im Leben, den du nie vergessen möchtest. Und am schönsten, wenn man sich das mal vorstellt: Du kannst diese Hochzeit, das Gefühl, die Person deines Lebens in einem Duft speichern und immer wieder abrufen, dein Leben lang. Aber wenn du das Tool dann noch als Mittel gegen Demenz verwenden kannst, dann ist das ja nochmal ein stärkerer Use-Case. Die Idee bietet also viele Use-Cases. Und da sind wir jetzt ja auch dabei: Dass wir versuchen, viele Bereiche zu explorieren: Was kann man damit noch machen? Und vielleicht fangen wir auch ein bisschen kleiner an. Deswegen war Hochzeit so ein Keyword.

Michael: Was natürlich auch sehr schön ist, dass man diese Entwicklung sieht, die Maurice gerade erwähnt hat: Wir haben mit einem Thema angefangen, aber das ist ja jetzt nicht nur eine starre Sicht. Wir sind auch offen für neue Sachen. Wir sind mit Demenz reingegangen in den Hackathon und das hat sich nun weiterentwickelt – ob nun Hochzeit oder weitere Business-Cases, die wir uns überlegt haben.

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Konzentrierte Arbeit: Samuel, Michael und Maurice (v.l.n.r.) bei der Ideenentwicklung (Foto: Philipp Ziebart)

Redaktion: Als recht großes Team, konntet ihr von viel Knowhow eurer Mitglieder profitieren. Wie sah die Aufgabenverteilung bei euch aus?

Michael: Wir haben uns eher so unterteilt, weil wir auch produktiv sein wollten mit dem ganzen Team – das Team war ja auch motiviert und wollte auch was erreichen. Jeder konnte sich so entwickeln wie er wollte in den beiden Tagen. Wir hatten einen coolen Mix: An einem Tisch saßen unsere drei Coder. Dann gab es Martin, der hat an der App gearbeitet, am Front-End. Diana, Maurice und ich haben an der Präsentation und der Marktrecherche gearbeitet.

Maurice: Wir haben eine klassische Dreiteilung gemacht zwischen drei verschiedenen Bereichen. Einmal Coden, Frontend, Backend. Dass man etwas zeigen kann und dass es funktioniert. Und dann gab es eine Gruppe, die hat sich um die Präsentation gekümmert und um das Design. Micha und ich waren sozusagen in einem Team und Sammy hat sich dann um den Rest gekümmert. Deswegen waren wir sehr froh, dass Martin dabei war, dass er tatsächlich übernehmen konnte, dass am Ende eine App zu sehen war. Und das in Verbindung mit dem 3D-Druck und den Gerüchen plus die neun Leute. Jeder hatte ein Team. Martin hatte zwei Leute, Sammy hatte auch zwei Leute und wir hatten auch noch Diana. Von daher waren wir dann 3-3-3. Drei Gruppen, drei Aufgabenbereiche, jeder kriegt drei Leute. Schon witzig, wie sich das einfach von selbst entwickelt hat, dass das aufgegangen ist.

Redaktion: Da bleiben wir doch mal direkt bei der 3. Ihr habt als einziges Team den 3D-Drucker vor Ort mitgenutzt. Wie seid ihr vorgegangen, um euren Prototypen zu entwickeln und was war euch beim Design wichtig?

Maurice: Wir sind ja schon mit einer groben Idee reingegangen und haben uns Gedanken gemacht: Wie groß kann das sein? Wie kann das aussehen? Ich habe überlegt: Woran kann man sich orientieren? Wie ist der Use-Case? Und ich habe mich schon vorab so ein bisschen an einer Brosche aufgehangen. Und wir wussten auch: Es muss relativ klein sein. Deshalb war es ziemlich perfekt, dass da ein 3D-Drucker stand. Damit konnten wir ja nicht rechnen. Das war reiner Zufall. Ich glaube, die Jungs haben vorher ein Kissen gemacht, das sie ad hoc besorgt haben und versehen mit der nötigen Technik haben. Und das war wirklich einfach spontan, dass man da sowas nutzen konnte. Gut war auch, dass noch zwei Experten dabei waren, die den 3D-Drucker betreut haben und die man auch gut fragen konnte. Etwas in der Hand zu haben, war am Ende auch ein guter Vorteil, um sich unsere Idee auch gut vorzustellen.

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Entwicklung des Prototyps, der später nach Zimt duftete (Foto: Philipp Ziebart)

Redaktion: Wieso hatte es denn am Ende die Form einer Brosche und wie hat das mit der Duftausstrahlung funktioniert?

Maurice: Wir haben ein Design entwickelt, was darauf basiert, dass wir drei verschiedene Duftkomponenten haben. Also es gibt drei Grunddüfte und wenn man das kombinatorisch zusammenlegt, kannst du jedem Duft quasi eine 1, eine 2 und eine 3 zuordnen und aus solchen Kombinationen kannst du dann ganz viele Düfte herstellen. Die Logik dahinter muss dann sein, dass wir drei Düfte in drei kleinen Containern haben und die müssen irgendwie am Körper Platz finden. Und dann muss da noch ein Duftsprüher dabei sein, der den Duft in Richtung deiner Nase transportiert. Es musste ein Gadget sein, ein Wearable. Auf dem Markt gibt es schon ein AI-Pin, der auch klein ist, und Laser und Kamera und sonst was hat. Das heißt, es gibt schon eine gewisse gedankliche Konkurrenz vom Geiste her, aber von der Funktion her, machen wir was ganz anderes. Unsere Grenzproportionen waren das Volumen, die Technik, die dahinter ist, es muss in der Nähe des Gesichts getragen werden können und es muss ästhetisch sein. Beim Design haben wir uns an Smartphones orientiert. Abgerundet, schlichtes Design. Im Prinzip ist es halt wirklich simpel. Und wir haben viele Zeichnungen gemacht und das haben wir dann mitgenommen zum Hackathon. 

Redaktion: Das würdet ihr auch als größte Herausforderung bezeichnen, die euer Projekt mit sich gebracht hat?

Maurice: Ja, das ist tatsächlich die Technik. Das Ganze in einem kleinen Format zu verwirklichen, ist das Schwierigste.

Michael: Eine geniale Idee von Maurice war auch, dass er diesen Transfer gemacht hat: Wo gibt es sowas schon? Und das war dann ja auch diese Druckertechnik, die du übernommen hast. Das war richtig gut, etwas Vorhandenes weiter zu innovieren.

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Riesige Freude beim Team Remind bei der Verkündung des zweiten Platzes (Foto: Philipp Ziebart)

Redaktion: Die Erstplatzierten des HealthHack24 befinden sich nun mitten in der Gründung eines Startups zu ihrer Idee. Aus eurem Team habt ihr drei euch nun herauskristallisiert, an eurer Idee weiterzuarbeiten und wollt dann künftig auch ein Startup entwickeln?

Michael: Genau, da sind wir gerade dabei. Wir haben versucht, jetzt die nächsten Schritte zu gehen. Unser eigentlicher Plan ist, uns 2025 intensiver mit der Gründung zu beschäftigen. Es bringt ja nichts, jetzt schon zu gründen, ohne, dass das Produkt endgültig fertig ist.

Maurice: Produktentwicklung in diesem Bereich ist schon schwierig. Wir haben keine App, du kannst nicht einfach im Krankenhaus mit einem Scanner Daten sammeln und dann fütterst du quasi eine Database für die App (Anm. d. Redaktion: Das Siegerteam des HealthHack 2024 hatte ein Plugin-Tool für Planer*innen von Neu- und Umbaumaßnahmen in Krankenhausbauten entwickelt. Damit soll dann automatisch eine dynamische Kollisionsprüfung in der Bauplanung ermöglicht werden.). Du musst ein haptisches Objekt entwickeln, in das dann noch eine entsprechende Mechanik integriert ist, die dann auch noch zuverlässig funktioniert. Also selbst nächstes Jahr würde ich sagen, ist schwierig. Nächstes Jahr haben wir erstmal Daten, wo ich sagen würde: Das Ding funktioniert. Und dann geht es erst in die Produktentwicklung, wo man das Ganze anwendungsfreundlich gestaltet. Ich geh schon davon aus, dass es noch mehr als ein Jahr dauern wird.

Michael: Wir überlegen strategisch auch, das schon einmal ein bisschen zu vereinfachen, damit wir auch schon einmal auf den Markt kommen. Es bringt ja auch nichts 20 Jahre an einem Produkt zu entwickeln. Deswegen sind wir da auch so ein bisschen im Zwiespalt.

Redaktion: Last but not least: Wenn ihr euch eines Tages mit eurem Device olfaktorisch an euren Sieg beim HealthHack zurück erinnern wollen würdet – nach was würde diese Erinnerung riechen?

Michael: Sie würde auf jeden Fall nach Zimt riechen, weil ich weiß noch genau, als wir auf der Bühne standen: Wir hatten unsere 3D-Drucke da mit Zimt einmassiert und deswegen wäre der Duft bei mir auf jeden Fall zimtig.

Maurice: Das Filament des 3D-Drucks hat so stark gerochen. Ich saß da locker zwei Stunden vorne und hatte den Geruch in der Nase von dem lilaschimmernden Filament. Und Zimt halt auch.

Redaktion: Damit kann die Weihnachtszeit mit vielen Erinnerungen an den HealthHack kommen. Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Das Siegerteam des sechsten HealthHack der Metropolregion steht fest: Flow Well konnte die Jury von acht Teams am meisten überzeugen. Raphael Koßmann, Leiter Regionales Vertragswesen des HealthHack-Partners Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Niedersachsen, überreichte den Preisscheck in Höhe von 1.000 Euro. Wie enge Türrahmen und Flure im Krankenhaus mit dem Sieg der vier Studenten zusammenhängt, berichtet uns Teammitglied Lukas Jurk im Interview.

Sieger-Infos:

Teammitglieder Flow Well:

Lukas Jurk, Wissentschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Braunschweig 

Alexander Filippov, Student an der Technischen Universität Braunschweig 

Ajay Chodankar, Student an der Technischen Universität Braunschweig 

Raghu Varma Kopperla, Student an der Technischen Universität Braunschweig 

Redaktion: Am 13. April habt ihr den HealthHack 2024 gewonnen. Wie blickt ihr auf euren Sieg zurück?

Lukas Jurk: Mit Stolz und mit Freude, weil wir uns auch direkt in einer guten Begleitung im Nachgang wiedergefunden haben. Gemeinsam haben wir natürlich das Ganze auch gefeiert, weil wir selber überrascht waren.

Redaktion: Der HealthHack begann mit rund zehn Ideen-Pitches. Wie kam euer Team zustande und wer war bei der Teamarbeit wofür zuständig?

Lukas Jurk: Ich hatte mich zusammen mit einem Informatik-Studierenden angemeldet und wir sind zu zweit in den Hackathon reingegangen. Wir haben dann erst gedacht, wir finden keine weiteren Teammitglieder. Die Idee hat nicht viel Anklang gefunden. Aber dann sind wir doch noch auf zwei indische Studierende aufmerksam geworden, die im Bereich Autonomes Fahren aktiv sind und im Lions Racing Team der TU Braunschweig Erfahrung gesammelt haben. Das hat vom technischen Background sehr gut zusammengepasst. Entsprechend war auch die Aufgabenverteilung relativ klar: Die eine Hälfte des Teams hat die Rahmenbedingungen der Idee formuliert und ausgearbeitet, mit den Coaches gesprochen, und die andere Hälfte hat sich mit der technischen Umsetzung befasst.

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Flow Well bei der Teamarbeit im TRAFO Hub (Foto: Jennifer Bullert)

Redaktion: Ihr habt mit der Idee gewonnen, ein Plugin-Tool für Planer*innen von Neu- und Umbaumaßnahmen in Krankenhausbauten bereitzustellen. Damit soll dann automatisch eine dynamische Kollisionsprüfung in der Bauplanung ermöglicht werden. Was hat euch zu der Idee inspiriert?

Lukas Jurk: Alexander und ich arbeiten beide an einem Institut für Architekturforschung an der TU Braunschweig und sind quasi immer wieder im Kontakt mit Krankenhäusern, die wir erforschen. Dabei wurden wir auf die Problematik aufmerksam, dass doch sehr viele Abläufe physisch kollidieren, neben diversen anderen Hindernissen, die es natürlich im Arbeitsalltag gibt, und mit dieser Problematik wollten wir dann weiterarbeiten.

Redaktion: Kannst du eure Hack-Idee noch einmal in Kürze vorstellen?

Lukas Jurk: Ein Krankenhaus ist ein sehr komplexes Gebäude, in dem es viele Arbeits- und Logistikprozesse gibt. Das alles bei einem Neu- oder Umbauprojekt entsprechend vorausschauend zu planen, ist eine große Herausforderung. Wir möchten es den Bauherren erleichtern, diese Aufgabe wirklich gut zu meistern und im Vorhinein simulieren können, ob die Architektur mit den Arbeitsprozessen, den Dimensionen von der Ausstattung zusammenpasst, sodass am Ende dann hoffentlich das Bett nicht am Fahrstuhl hängen bleibt, sondern um jede Kurve herumkommt.

Redaktion: Was war die größte Herausforderung, die euer Projekt mit sich gebracht hat?

Lukas Jurk: Zum einen nochmal ganz klar zu definieren, welche Use-Cases gibt es? Also dann wirklich mit der Praxis ins Gespräch kommen: Wo gibt es welche Sondersituation, wo beispielsweise an einem Bett noch ein Beatmungsgerät dran hängt, wo sich mehr Personal aufgrund einer unmittelbar notwendigen Wiederbelebung befindet. Und das andere: Wie wir das Ganze eben technisch umsetzen und da möglichst schnell auch ein Ergebnis vorweisen können.

Redaktion: Wie geht es jetzt mit eurer Idee weiter?

Lukas Jurk: Tatsächlich hat uns die Idee begeistert und wir haben beschlossen, das Ganze zu dritt zu einem brauchbaren KI-Modell weiterzuentwickeln. Da streben wir dann sogar eine Gründung an. Falls Krankenhausbetreiber das lesen, sind wir immer offen für weiteren Input; zum Beispiel in Form von Daten, mit denen wir auch unser KI-Modell aufbauen können, um so die Planung zu vereinfachen und unsere Idee gemeinsam voranzubringen.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Rund 45 Teilnehmende haben sich am 12. und 13. April an der sechsten Auflage des HealthHack der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH beteiligt. Im TRAFO Hub Braunschweig haben sie zwei Tage lang innovative Lösungen für Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegebereich entwickelt.

Metropolregion, 15.04.2024. Zu enge Krankenhaustürrahmen, bei denen das Personal die Betten kaum oder nur durch mehrmaliges Rangieren hinaus manövrieren kann: Das soll der Vergangenheit angehören. Das Team Flow Well hat beim HealthHack 2024 mit seiner Idee eines Plugin-Tools für Planer*innen von Neu- und Umbaumaßnahmen in Krankenhausbauten überzeugt. Das Tool soll automatisch eine dynamische Kollisionsprüfung in der Bauplanung ermöglichen. Die Jury wählte das vierköpfige Team auf den ersten Platz, der mit 1.000 Euro dotiert ist.
Auf Platz zwei folgt das Team REmind mit der Idee, eine KI-Brosche mit eingebautem Verdampfer und einem Sprachmodell zu entwickeln. Dieses soll Erinnerungen bei Menschen mit Demenz im Anfangsstadium reaktivieren. Hierfür überreichte die Jury einen Preisscheck im Wert von 500 Euro. Dritter auf dem Sieger*innentreppchen ist das Team Feetwise. Gemeinsam haben die beiden Mitglieder an sensorbasierten Einlagesohlen gearbeitet, die Über- und Unterbelastungen nach Gelenk-Operationen verhindern sollen. Damit konnten sie sich 250 Euro sichern.

Raphael Koßmann (l.), Leiter Regionales Vertragswesen bei der Techniker Krankenkasse Landesvertretung Niedersachsen, überreichte den 1. Preis an das Team Flow Well (Foto: Philipp Ziebart)

Den zweiten Platz errang das Team REmind, das vom Vorstandsvorsitzenden des AWO Bezirksverbandes Braunschweig e.V., Rifat Fersahoglu-Weber (2. v. r.) ausgezeichnet wurde (Foto: Philipp Ziebart)

Christoph Meineke (l.), Geschäftsführer der Metropolregion GmbH, händigte den Preisscheck für den dritten Platz an das Team Feetwise aus (Foto: Philipp Ziebart)

Innovative Ideen für Gesundheit und Pflege bedeutsam

Mit der Schirmherrschaft durch Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, unterstützte das Ministerium den HealthHack erneut. Staatssekretärin Dr. Christine Arbogast: „Angesichts neuer Herausforderungen im Gesundheitswesen brauchen wir neue Lösungen - insbesondere im Bereich der Digitalisierung. Um auch zukünftig eine gute Versorgung gewährleisten zu können, ist es gut sektorenübergreifend zu denken und die regionalen Strukturen in den Blick zu nehmen. Innovative Veranstaltungsformen wie der HealthHack 2024 hier in Braunschweig tragen dazu bei, nicht nur in althergebrachten Bahnen zu denken, sondern neue, kreative Vorschläge zu entwickeln.“

In acht Teams entwickelten die Teilnehmenden hierzu Ideen: So befasste sich ein Team mit einem virtuellen Wartezimmer, ein anderes mit der Nachsorge von Transplantierten und ein weiteres mit der frühzeitigen Erkennung von Lungenkrebs; die Entwicklung von Apps stand ebenfalls im Mittelpunkt: Ein Team arbeitete an einer Anwendung zur achtsameren Social Media-Nutzung, ein anderes tüftelte an einer Bedienunterstützung für Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen.

Rund 45 Teilnehmende tüftelten in acht Teams im TRAFO Hub Braunschweig an innovativen Lösungen für Gesundheit und Pflege. (Fotos: Philipp Ziebart)

„Gesundheit und Pflege sind wichtige Zukunftsthemen, die es jetzt anzupacken gilt,“ so Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Aufsichtsratsvorsitzender der Metropolregion GmbH. „Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel machen deutlich, dass es nicht nur Zuwanderung braucht, sondern auch Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, um die damit im Zusammenhang stehenden Herausforderungen zu bewältigen. Der HealthHack als Ideenpool bietet hier optimale Voraussetzungen: Nicht nur für Braunschweig und die Metropolregion, sondern auch darüber hinaus.“

Metropolregion als Innovationszentrum

Mit dem HealthHack hat die Metropolregion ein Format etabliert, das bereits in der Vergangenheit vielfältige, kreative Ideen zu Tage förderte: von einer Fernbedienung, mit der ein Ventil eines Sauerstofftanks gesteuert werden kann bis hin zu einer Demenz-Assistenz-App. „Smarte Innovationen made in unserer Metropolregion. Das unterstreicht die Attraktivität und das Potenzial unseres Standortes als nationales Innovationszentrum im Gesundheitswesen“, betont Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke.

Am HealthHack 2024 beteiligten sich die Partner*innen Techniker Krankenkasse, AWO Bezirksverband Braunschweig e.V., Nibelungen Wohnbau GmbH, Digitalagentur Niedersachsen, Braunschweig Zukunft GmbH und Siemens Healthineers AG. Zudem unterstützen der HAWK Gesundheitscampus Göttingen, das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen und das Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, Standort Braunschweig. Organisatorische Mitwirkung leistete das Haus der Wissenschaft in Braunschweig.

Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft, Linda Hoffmeister, abschließend:Wir bedanken uns herzlich bei unseren Partner*innen und Unterstützer*innen, die zu einer erneut gelungenen Auflage des Hackathons beigetragen haben. Die Teilnehmendenzahlen sind auf einem ähnlichen Niveau wie 2023. Es scheint also ein beständiges Interesse zu geben, interdisziplinär und gemeinsam innovative Lösungen für die Herausforderungen im Bereich Gesundheit und Pflege zu entwickeln.“

Über den HealthHack

Der HealthHack ist eine Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH und wird seit 2018 jährlich ausgerichtet. Während der Pandemie fand der Hack zwei Mal online statt; in einem Jahr pausierte er zudem. Ein Hackathon ist ein kollaboratives Event, bei dem Teilnehmende innerhalb eines festgelegten Zeitraums gemeinsam an innovativen Lösungen für technologische Herausforderungen arbeiten. Zielgruppe des HealthHack sind Studierende, Auszubildende, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Gründer*innen sowie alle Menschen, die im Bereich Gesundheit, Medizin und Pflege tätig sind. Durch Unterstützung von Mentor*innen arbeiten sie im Team daran, die Gesundheit und Pflege von morgen zu verbessern. Weitere Informationen rund um den HealthHack gibt es hier.

Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi übernimmt Schirmherrschaft

Metropolregion, 12.03.2024. Hacken, Tüfteln und Coden: Der TRAFO Hub Braunschweig verwandelt sich am 12. und 13. April in eine Ideenwerkstatt rund um die Gesundheit und Pflege von morgen. Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH führt den Hackathon HealthHack zum inzwischen sechsten Mal durch. Ziel ist es, in interdisziplinären Teams an innovativen und kreativen Lösungen für die verschiedenen Herausforderungen im Gesundheitssystem zu arbeiten. Die Schirmherrschaft übernimmt der Niedersächsische Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi.

„Hackathons bieten allen Teilnehmenden die Möglichkeiten, ihre Kreativität zu entfalten und gemeinsam mit anderen nach Lösungen zu suchen. Davon profitieren alle Beteiligten. So wichtig der Sachverstand der Expertinnen und Experten gerade bei den komplexen Fragestellungen im Gesundheits- und Pflegebereich ist, denke ich doch, dass ‚frischer Wind‘ durch Input von außen eine Bereicherung darstellt“, so Gesundheitsminister Philippi.

Im Mittelpunkt des Hackathons stehen 2024 folgende Themen: Produktinnovationen (Pflege/Gesundheit), Virtual und Augmented Reality, Softwarelösungen, KI-Anwendungen, Health@Home, Sensorik, Big Data und Robotik. Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Aufsichtsratsvorsitzender der Metropolregion, hebt die Bedeutung des Hackathons hervor: „Unsere Stadt steht als namensgebende Säule der Metropolregion für Forschungsstärke und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Gesundheitswirtschaft. Mit dem HealthHack bieten wir eine Plattform für Ideen und Experimente, die zu greifbaren Lösungen werden sollen. Dabei unterstützen uns wichtige metropolregionale Akteurinnen und Akteure mit ihrer Expertise.

Realisiert wird der HealthHack 2024 mit Unterstützung der Partner*innen Techniker Krankenkasse,  AWO Bezirksverband Braunschweig e.V., Nibelungen Wohnbau GmbH, Digitalagentur Niedersachsen,  Braunschweig Zukunft GmbH und Siemens Healthineers AG. Zudem wirken der HAWK Gesundheitscampus Göttingen, das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen und das Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, Standort Braunschweig, an der Ausrichtung der Veranstaltung mit. Die Teilnehmenden haben die Chance auf Preisgelder in Höhe von bis zu 1.000 Euro und profitieren zudem von Mentoring durch Expert*innen und Netzwerkkontakte.

„Unsere Metropolregion ist ein wichtiger Standort der Gesundheitswirtschaft in Deutschland und sogar im europäischen Vergleich. Namhafte Unternehmen sind dabei ebenso wichtig wie Startups, die innovative und kreative Impulse setzen. Diese fördern wir zum sechsten Mal mit dem HealthHack und freuen uns auf viele spannende Anwendungen!“, so Metropolregions-Geschäftsführer Christoph Meineke. Er ist insbesondere gespannt auf Lösungen aus aktuell heiß diskutierten Themenfeldern wie Virtual Reality oder Künstlicher Intelligenz.

Linda Hoffmeister, Projektmanagerin Gesundheitswirtschaft bei der Metropolregion GmbH, ruft zum Mitmachen auf: „Interdisziplinarität wird bei unserem HealthHack großgeschrieben. Darum möchte ich alle interessierten Personen und Teams ermutigen, sich die Chance einer Teilnahme nicht entgehen zu lassen. Auch wer keine eigene Idee hat, kann die eigenen Fähigkeiten vor Ort in der Teamarbeit mit einbringen. Euer Einsatz kann den Unterschied machen!“

Über den HealthHack

Der HealthHack ist eine Veranstaltung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, organisatorische Mitwirkung leistet das Haus der Wissenschaft in Braunschweig. Ein Hackathon ist ein kollaboratives Event, bei dem Teilnehmende innerhalb eines festgelegten Zeitraums gemeinsam an innovativen Lösungen für technologische Herausforderungen arbeiten. Zielgruppe des HealthHack sind Studierende, Auszubildende, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Gründer*innen sowie alle Menschen, die im Bereich Gesundheit, Medizin und Pflege tätig sind. Durch Unterstützung von Mentor*innen arbeiten sie solo oder im Team daran, die Gesundheit und Pflege von morgen zu verbessern. Alle Informationen rund um den HealthHack und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.

Wenn am 12. und 13. April 2024 der sechste HealthHack der Metropolregion im TRAFO Hub Braunschweig stattfindet, ist auch der AWO Bezirksverband Braunschweig e.V. wieder mit von der Partie - dieses Jahr als Goldpartner. Rifat Fersahoglu-Weber, der Vorstandsvorsitzende, hat im Interview einen Einblick gewährt, wo die AWO in diesem Jahr ihren Schwerpunkt setzen will.

Redaktion: Die AWO ist einer der sechs Spitzenverbände in der Freien Wohlfahrtspflege und seit vielen Jahren tatkräftiger Unterstützer des HealthHack. Dafür erst einmal vielen Dank! Worauf freuen Sie sich dieses Jahr besonders?
Rifat Fersahoglu-Weber: Ich freue mich am meisten auf die Challenges, die wir zum HealthHack beisteuern und natürlich auf viele innovative Lösungen. Grundsätzlich ist es eine Freude, die kreativen Prozesse zu beobachten und zu begleiten. Der HealthHack ist eine Veranstaltung mit einer sehr positiven Ausstrahlung.
Redaktion: Pandemie, Inflation…viele Menschen sind von den Krisen der vergangenen Jahre noch immer beeinträchtigt, nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich. Wo fehlt es da Ihrer Meinung nach an Impulsen, um gegenzusteuern?
Rifat Fersahoglu-Weber: Wir als AWO-Bezirksverband müssen immer neue Impulse setzen, nicht nur aus Krisen heraus. Eine wichtige Frage, der wir uns stellen ist: Wie können wir Dienstleistungen so gestalten, dass sie noch erbracht werden können? Sprich: Wie können wir die Arbeitsbedingungen in unseren Bereichen verbessern. Mit unseren Fragestellungen zu dieser Thematik wollen wir Impulse setzen, damit Lösungen für die Zukunft gefunden werden – immer mit dem Ziel, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen sowie soziale Gerechtigkeit, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie zu stärken.
Was können die Teilnehmenden von Ihnen dieses Jahr beim Hackathon erwarten?
Rifat Fersahoglu-Weber: Die Teilnehmenden können von uns erwarten, dass unsere Aufgaben sehr zielgerichtet sind. Was uns ausmacht, ist die starke Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis.

Für den HealthHack 2024 konnten wir erneut Dr. Andreas Philippi, den niedersächsischen Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, als Schirmherr gewinnen. Im Gespräch erfahren wir, welche Innovationen den Minister zuletzt besonders beeindruckt haben, und wofür er sich als Mediziner eine Lösung im Gesundheitssystem wünschen würde.

Redaktion: Herr Dr. Philippi, wir freuen uns, dass Sie erneut die Schirmherrschaft zum HealthHack übernehmen. Warum ist ein Hackathon nach Ihrer Ansicht ein gutes Format, um neue Lösungen für Herausforderungen in Gesundheit und Pflege zu finden?

Dr. Andreas Philippi: Hackathons bieten allen Teilnehmenden die Möglichkeiten, ihre Kreativität zu entfalten und gemeinsam mit anderen nach Lösungen zu suchen. Davon profitieren alle Beteiligten. So wichtig der Sachverstand der Expertinnen und Experten gerade bei den komplexen Fragestellungen im Gesundheits- und Pflegebereich ist, denke ich doch, dass ‚frischer Wind‘ durch Input von außen eine Bereicherung darstellt.

Redaktion: Welche Innovation aus dem Gesundheits- und Pflegebereich hat Sie zuletzt besonders beeindruckt?

Philippi: Insbesondere im ambulanten Sektor entfaltet die innovative Telemedizin eine entscheidende Versorgungsrolle. Durch die nahtlose Integration von fortschrittlichen Technologien können Patienten nicht nur bequem von zu Hause aus Zugang zu hochwertiger medizinischer Betreuung erhalten, sondern auch eine kontinuierliche Überwachung und Betreuung erleben. Diese Entwicklung ermöglicht es, chronische Krankheiten effektiver zu managen und frühzeitig auf mögliche Komplikationen zu reagieren. Die Telemedizin im ambulanten Bereich schafft somit eine Brücke zwischen Patienten und medizinischen Fachkräften, verbessert die Erreichbarkeit der Gesundheitsversorgung und fördert eine umfassende, präventive Betreuung, die über die bisherigen Grenzen hinausgeht. In Zukunft könnte dies dazu beitragen, die Belastung von Kliniken zu reduzieren und die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern.

Und noch ein anderes Beispiel aus dem Pflegebereich:

Wir haben uns kürzlich mit einer KI-unterstützten Sprachassistenz für die Pflegedokumentation beschäftigt. Diese Software kann aus einer alltagssprachlichen Beschreibung alle pflegerelevanten Informationen entnehmen und strukturiert im Dokumentationssystem ablegen. Das scheint mir eine echte Erleichterung für den Arbeitsalltag zu sein und unterstützt zugleich die Integration von Pflegekräften mit begrenzteren Sprachkenntnissen.

Redaktion: Sie setzen sich für ein patientenorientiertes Gesundheitswesen ein und sehen große Chancen in der Digitalisierung. Damit sich technische Anwendungen in der Praxis etablieren, ist es aber oft ein langer und komplizierter Prozess. Was kann Ihr Ministerium dazu beitragen, um bürokratische Hürden abzubauen?

Philippi: Durch die COVID-19-Pandemie sind die Herausforderungen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und die Notwendigkeit des Ausbaus von Digitalisierungsmaßnahmen verstärkt sichtbar geworden. Das Land Niedersachsen hat im vergangenen Jahr im Schulterschluss mit den kommunalen Spitzenverbänden und den Gesundheitsämtern ein richtungsweisendes Digitalisierungskonzept entwickelt. Über ein Förderprogramm des Bundes im Rahmen des Paktes für den ÖGD stehen dem Land allein für Maßnahmen der Digitalisierung des ÖGD rund 65 Millionen Euro zur Verfügung. Das erarbeitete Digitalisierungskonzept wird den ÖGD in Niedersachsen bei der Umsetzung dieses Förderprogramms begleiten und den Weg in die weitere digitale Zukunft weisen. Niedersachsen hat im Rahmen des Förderprogramms seit 2022 bereits zwölf Landesmaßnahmen und mehr als 40 Modellprojekte den Weg gebracht, um den ÖGD zu stärken und zu modernisieren. In den zwölf Landesmaßnahmen sind vier sogenannte ELFA-Maßnahmen mit Federführung durch Niedersachsen enthalten. ‚Ein-Land-für-Alle-Maßnahmen‘ haben die zentrale Entwicklung eines digitalen Dienstes zum Ziel, der dann allen anderen beteiligten Bundesländern zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus beteiligt sich Niedersachsen an vier weiteren ELFA-Maßnahmen aus anderen Bundesländern und ist damit bundesweit eines der Länder mit den meisten beantragten und bewilligten Maßnahmen.

Diese und weitere Digitalisierungsprojekte tragen dazu bei, den ÖGD nachhaltig zu stärken und für zukünftige Herausforderungen gut aufzustellen.

Die bis zum 31.12.2023 gültige Richtlinie „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ (vollständig: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Beschaffung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Sicherstellung der sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung) hat darüber hinaus Zuwendungen seitens des Landes zur Förderung von innovativen Projekten und Maßnahmen mit digitalen ‚Werkzeugen‘ ermöglicht. Die Richtlinie hatte zum Ziel, eine nachhaltige und über den Förderzeitraum hinaus wirksame Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen zu erreichen und allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben im eigenen häuslichen Umfeld zu ermöglichen. Ein weiterer Fokus galt der Förderung von barrierefreien, modernen, digitalen und telemedizinischen Anwendungen sowie der Ausweitung erfolgreicher Digitalisierungsprojekte in Niedersachsen, mit der Absicht, diese in die Regelversorgung zu überführen. Gegenstand der Förderung waren zudem telemedizinische Projekte sowie Projekte aus den Förderbereichen Ambient Assisted Living, d.h. Investitionen zum Einsatz von digitalen Assistenzsystemen, die eine gesellschaftliche Teilhabe sowie ein selbstbestimmtes Leben in einer selbstgenutzten Wohnung sowohl von älteren Menschen als auch von Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglichen.

Die Fördersumme wurde vollständig abgerufen und ist damit als wichtiger Beitrag im Rahmen der sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung zu sehen.

Redaktion: Als langjähriger Chirurg haben Sie in Ihrer medizinischen Laufbahn vermutlich auch mit verschiedenen Herausforderungen im beruflichen Alltag kämpfen müssen. Für welche würden Sie sich eine Idee beim HealthHack wünschen?

Philippi: Ein wichtiges Anliegen war es mir in meiner Zeit als Chirurg immer, Patientinnen und Patienten auch nach einem operativen Eingriff zu betreuen und zu wissen, ob es Ihnen gutgeht. Ich denke da an eine ältere Patientin, die für eine Hüft-OP zu mir kam, aber auch leicht demenziell erkrankt war. Ich habe sie nach der OP versucht anzurufen, aber nicht erreicht. Zufällig wohnte eine meiner Mitarbeiterinnen in der Nähe und konnte vorbeigehen – alles war gut, die Dame zupfte schon wieder Unkraut im Garten. Mir war das als Arzt wichtig, aber es kostet viel Zeit. An dieser Stelle würde ich mir wünschen, dass die HealthHacker innovative Ideen entwickeln, wie eine solche Nachversorgung oder das Entlassmanagement insgesamt technologisch sinnvoll unterstützt werden können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Situation von pflegenden Angehörigen, die  - wie ich nur allzu oft beobachtet habe – einer enormen psychischen und physischen Belastung ausgesetzt sind. Deshalb gehört es zu meinen besonderen Anliegen, hier die Rahmenbedingungen zu verbessern. Vielleicht gibt es hierzu ja auch ein paar besondere Ideen aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Redaktion: Zum Abschluss bleibt natürlich noch die Frage: Warum lohnt es sich, am HealthHack teilzunehmen?

Philippi: Um gemeinsam mit anderen nach Lösungen zu suchen, die in kurzer Zeit bereits Ergebnisse sichtbar machen. Das kann inspirieren, im besten Fall das Gesundheitssystem weiter verbessern und erweitert in jedem Fall den Erfahrungsschatz.

Und möglicherweise findet die oder der Eine auf diese Weise langfristig den Weg in einen der vielfältigen interessanten Berufe im Gesundheits- und Pflegebereich und hier ihre oder seine Berufung.

Gemeinsam mit verschiedenen Partner*innen und unter Mitwirkung weiterer Institutionen veranstalten wir am 12. und 13. April im Trafo Hub Braunschweig den HealthHack 2024. Wieder mit dabei: Die Techniker Krankenkasse Landesvertretung Niedersachsen - dieses Jahr als Platinpartner. Raphael Koßmann, Leiter Regionales Vertragswesen und Jurymitglied beim HealthHack steht uns Rede und Antwort.

Redaktion: Die Techniker Krankenkasse (TK) ist bereits seit einigen Jahren Partner des HealthHack. Was überzeugt Sie an diesem Format?

Raphael Koßmann: Als TK-Landesvertretung Niedersachsen sind wir Partner der ersten Stunde, weil wir überzeugt davon sind, dass in Niedersachsen viele Menschen mit großartigen und innovativen Ideen zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems zu Hause sind. Als TK ist es Teil unserer DNA, dafür zu sorgen, dass gesundheitliche Versorgungsangebote zunehmend digital zur Verfügung stehen. Sie sind gefragter denn je und bieten Entwicklungschancen, von denen man heute vielleicht noch gar keine Vorstellung hat. Der HealthHack ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.

Redaktion: Welcher Bereich in unserem Gesundheitssystem bietet aus Ihrer Sicht momentan das größte Innovationspotential?

Raphael Koßmann: Meiner Ansicht nach ist das klar die Künstliche Intelligenz (KI). Dieses Instrument wird neue Wege in der Entwicklung von Datenhandling, Diagnosestellung etc. ermöglichen. Das Schöne am Gesundheitswesen ist, dass es verschiedenste Professionen bei der Gestaltung einbindet. Unserer Auffassung nach birgt diese Zusammenarbeit ein riesiges Potential. Es wäre nicht richtig, nur eine Profession oder ein Instrument hervorzuheben. Wir setzen auf Kollaboration.

Redaktion: Wie sieht für Sie das optimale Gesundheitssystem der Zukunft aus?

Raphael Koßmann: In einem Gesundheitssystem der Zukunft wird die Patientin oder der Patient digital mit ihren bzw. seinen individuellen Bedürfnissen abgeholt. Angebote werden auf Basis der gesamten Gesundheitsinformationen vorgeschlagen. Sowohl Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten als auch alle weiteren Behandlerinnen und Behandler haben in Echtzeit Zugriff auf die Gesundheitsdaten der betreffenden Personen – auch in Notfällen. Therapien werden zielgerichteter adressiert, Bildgebung digital ausgewertet, Doppeluntersuchungen vermieden und Verwaltungsprozesse reduziert.

Redaktion: Wo bestehen Ihrer Ansicht nach die größten Hürden, um die Vision eines solchen Gesundheitssystems zu realisieren?

Raphael Koßmann: Wir glauben daran, dass die Verfügbarkeit und damit auch die zentrale Nutzung von Gesundheitsdaten das Kernelement zur Gestaltung des Gesundheitssystems der Zukunft sind.
Dazu ist es notwendig, die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten zusammenzubringen, um möglichst allen Versicherten die Nutzung der elektronische Patientenakte (ePA) zu ermöglichen.
Der Weg dahin ist in die richtige Richtung eingeschlagen, aber es wird weiterhin viel Zeit und Überzeugungsarbeit kosten, nicht nachzulassen und diesen Marathon zu beenden. Mit der derzeitigen Geschwindigkeit ist zu befürchten, dass es keine Bestzeit wird.

Redaktion: Der HealthHack ist ein Event, bei dem Teilnehmende aus ganz unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam an der Lösung von Problemen arbeiten. Wie unterstützen Sie die Teams vor Ort?

Raphael Koßmann: Wir stehen den Teilnehmenden während des Hackathons als Mentoren zur Seite, die z.B. Fragen zu den verschiedensten Geschäftsmodellen und Marktzugängen diskutieren, über Versorgungssituationen aufklären oder den Gesundheitsmarkt und das Gesundheitssystem in Deutschland an sich erklären.

Redaktion: Am 12. Und 13. April 2024 heißt es beim HealthHack wieder „Hacken, Tüfteln, Coden – für die Gesundheit und Pflege von morgen“, warum sollte man sich dieses Event nicht entgehen lassen?

Raphael Koßmann: Es macht Riesenspaß gemeinsam an Themen zu arbeiten, neue Menschen, Ideen und Methoden kennenzulernen. Es ist eine großartige Erfahrung und eine echt schöne Zeit. Also, nicht zögern, sondern anmelden: https://eveeno.com/healthhack2024

  • Über 40 Teilnehmer*innen aus der Metropolregion, aber auch von Berlin bis München
  • Fünfter HealthHack der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH
  • Sieben Innovationsprojekte aus der digitalen Gesundheitswirtschaft und Pflege
  • Drei Siegerteams aus Braunschweig, Hannover und Bielefeld
  • Erster Platz für zwei 14- und 15-jährige Schüler mit einer Demenz-Asstistenz-App
  • Neun Partner aus Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft stellen Mentor*innen und Jury

Am 4. und 5. März 2023 nahmen über 40 Teilnehmer*innen am fünften HealthHack der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH im TrafoHub Braunschweig teil, dessen drei Gewinner*innen zu Innovationen in der digitalen Gesundheitswirtschaft von einer Fachjury ausgewählt wurden. Unterstützt wurden sie von Mentor*innen aus Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft der Gesundheits- und Technologiebranche aus der Metropolregion. Die meisten Teilnehmer*innen kamen aus der Metropolregionregion, aber auch von Berlin bis München war fast alles dabei. Platz Eins ging mit 1000 Euro an die 14- und 15 Jährigen Schüler Cosmo und Sivert aus Braunschweig und die Studenten*innen Lea und Armenuhi aus Bielefeld, die eine Demenz-Assistenz-App entwickelten, um Patienten mehr Selbständigkeit im Alltag zu geben. "Mit unserer Gesundheits-App DementiAssist möchten wir Demenzerkrankten helfen, den Alltag Dank herkömmlicher mobiler Endgeräte, wie Smartwatch oder Hörgerät, zu bewerkstelligen", sagt Cosmo Kunzmann, der selbst einen an Demenz erkrankten Opa hat. "Mit meiner Stimme kann das System ihn an die Einnahme von Medikamenten oder weiteren festen Tagesabläufe erinnern." Eine Innovation mit Potenzial aus der Metropolregion, die die Jury mit 1000 Euro belohnte.

Platz zwei belegt das Team SleepRadar, ebenfalls aus Braunschweig. Mit einem Sensor aus der Verkehrsmessung sollen Schlafstörungen bequem von zu Hause erkannt und analysiert werden, die aufgrund der langen Wartezeiten auf einen Termin im Schlaflabor wohlmöglich unentdeckt bleiben würden oder erst mit deutlichem Zeitverzug erkannt worden wären. Eine tolle Cross-Innovation, die Potenzial hat, fand die Jury, die 500 Euro vergab.

Den dritten Platz und 250 Euro bekam pnprotect aus Hannover. Das Team möchte mit seiner Entwicklung helfen, das häufiger werdende Krankheitsbild der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie zu bekämpfen. Bei Krebspatient*innen kommt es durch die Chemotherapie nicht selten zu einer irreversiblen Schädigung der Nervenenden in den Extremitäten. Herkömmliche Gegenmaßnahmen können hier nur wenig ausrichten. Ändern soll das ein passgenauer smarter Handschuh, der Kühl- und Kompressionsfunktion verbindet. Eine Idee, die Mut macht.

"Die qualitativ und kreativ überragenden Ergebnisse aller Teilnehmer*innen, nicht nur der Gewinner, haben uns überzeugt", sagt Vanessa Luttermann, Projektleitung Gesundheit, Metropolregion GmbH. "Wir waren froh, dass erstmals, nach der Pandemie, wieder physisch an den digitalen Gesundheitslösungen von morgen getüftelt werden konnte. Made in Metropolregion, was uns besonders freut." Und mit dem Wettbewerb ist es noch nicht vorbei, denn die Teams sollen vom starken Netzwerk der Metropolregion aus Gesundheitsexpert*innen weiterhin profitieren.

"Der HealthHack ist Kreativität und Technikergeist pur", findet Dirk Engelmann, Leiter Landesvertretung Niedersachsen, Techniker Krankenkasse. "Spontan finden sich Teams, die digitale Lösungen zu Gesundheitsthemen programmieren. An einem Wochenende von der Idee zum Produkt - Das ist ziemlich beeindruckend."

"Nach diesem erneuten Erfolg soll der HealtHack auch 2024 weitergeführt werden und dann möglichst mit noch mehr Teilnehmer*innen und innovativen Ideen rund um die Gesundheitswirtschaft", schaut Silvia Nieber, Geschäftsführerin Metropolregion GmbH, bereits ins nächste Jahr. Ort und Zeit werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Ein herzliches Dankeschön an unsere Partner*innen, unseren Schirmherr, Sozialminister Dr. Andreas Philippi, sowie:
Die Techniker (TK) Niedersachsen
AWO-Bezirksverband Braunschweig e.V.
Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik
Innovationszentrum Niedersachsen GmbH LINGA
Braunschweig Zukunft GmbH
Netzlink Informationstechnik GmbH
Nibelungen-Wohnbau-GmbH
Standort38
Haus der Wissenschaft Braunschweig

Wir freuen uns bereits jetzt auf den HealthHack im nächsten Jahr!

Redaktion GesundheIT: Herr Dr. Philippi, wir freuen uns, Sie als neuen Niedersächsischen Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung zu begrüßen. Als Schirmherr unseres HealthHack 2023 starten Sie direkt mit einem weiteren Ehrenamt, darüber freuen wir uns sehr. 

Mit Beginn Ihrer Amtszeit betonten Sie den dringenden Handlungsbedarf, der sich in Anbetracht der vielfältigen Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegewesen ergibt. Welchen Stellenwert hat für Sie die Nachwuchsförderung mit Blick auf die Bereitstellung von geeigneten Lösungen für die Probleme der heutigen Zeit und welchen Beitrag kann unser HealthHack diesbezüglich leisten? 

Dr. Andreas Philippi: Die Nachwuchsförderung hat einen außerordentlich hohen Stellenwert für mich. Wir brauchen die Fachkräfte von morgen, um in einer älter werdenden Gesellschaft eine gute Versorgung zu gewährleisten. Der HealthHack kann mithelfen, innovative Modelle zu entwickeln, mit denen zum Beispiel Gesundheitsfachkräfte im Alltag bei formalen Aufgaben entlastet werden, damit mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten bleibt.

Redaktion GesundheIT: Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden Sie in dieser Legislaturperiode setzen? 

Dr. Andreas Philippi: Nun, zwei große Baustellen haben Sie bereits angesprochen, nämlich die Herausforderungen in Gesundheit und Pflege. Die Weiterentwicklung der Krankenhausreform hat dabei einen hohen Stellenwert, ebenso wie die Gewinnung von Nachwuchskräften in der Pflege.

Redaktion GesundheIT: Was braucht es – gerade auch aus Ihrer Sicht als Mediziner – damit Innovationen im Gesundheitswesen erfolgreich Fuß fassen können?

Dr. Andreas Philippi: Ganz wichtig ist, dass wir die Betroffenen, sprich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mitnehmen. Dass wir Vorbehalte abbauen und deutlich machen, dass es darum geht, Beschäftigte zu entlasten, nicht zu ersetzen.

Große Chancen bietet aus meiner Sicht die Digitalisierung. Wenn die Menschen spüren, dass neue, fortschrittliche Anwendungen die Arbeit erleichtern, werden sie in der Regel gut angenommen und akzeptiert. Das sehen wir beispielsweise bei der Telemedizin, die im Zuge der Pandemie erheblich an Bedeutung gewonnen hat.

Und, wir müssen weg von der rein wirtschaftlichen Ausrichtung unseres Gesundheitssystems. Was wir brauchen, ist ein Gesundheitswesen, dass sich auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten konzentriert.

Redaktion GesundheIT: Niedersachsen als Innovationsland: In welchen Bereichen der Gesundheitsbranche sind wir heute bereits gut aufgestellt? Wo sehen Sie noch Luft nach oben?

Dr. Andreas Philippi: Nach meiner Erfahrung haben wir im Großen und Ganzen gute Versorgungsstrukturen, die wir sichern müssen. Die sogenannten Baby Boomer werden bald in Rente gehen, dann brauchen wir viele neue Fachkräfte. Bei der Vernetzung von ambulanten und stationären Angeboten können wir noch deutlich besser werden. Und die Finanzen bleiben natürlich, gerade angesichts von Inflation und steigenden Energiekosten, ein ganz großes Thema. Wir werden im Gesundheitswesen und in der Pflege langfristig sehr viel Geld „in die Hand nehmen müssen“.

Redaktion GesundheIT: Und zu guter Letzt: Was geben Sie als Schirmherr des HealthHack unseren Hack Teilnehmenden mit auf den Weg?

Dr. Andreas Philippi: Stichwort Weg, ich wünsche Ihnen den Mut, neue Wege zu beschreiten und einfach mal auszuprobieren. Und den Teams wünsche ich spannende und konstruktive Diskussionen. Nutzen Sie die kreativen Möglichkeiten dieser Veranstaltung, aber nehmen sie dabei auch die Menschen in den Blick, die später mit diesen Innovationen arbeiten sollen.

Redaktion GesundheIT: Hallo Team Cynteract, wo erwischen wir euch gerade?

Cynteract: Wir sind im letzten Jahr viel rumgekommen. Gernot war Ende letzten Jahres vier Monate in Südkorea und kommt gerade aus Las Vegas zurück, wo er den Handschuh auf der CES, einer der weltweit größten Tech-Fachmessen, präsentiert hat. Unser Büro befindet sich allerdings weiterhin in Aachen, dort haben wir auch unsere kleine Werkstatt.

Redaktion GesundheIT: Ihr habt letztes Jahr mit eurem smarten Handschuh für die Reha den ersten Platz beim HealthHack gewonnen*. Was ist seitdem passiert?

Cynteract: Seitdem haben wir einiges erreicht, worauf wir sehr stolz sind. So wurde unter anderem eine weitere klinische Studie gestartet sowie der Vertrieb in angrenzende Länder wie Polen.

Redaktion GesundheIT : Kurz nach eurem Sieg habt ihr berichtet, dass ihr nicht bei einem Handschuh aufhören wollt und euch mit dezentralen Therapieansätzen für beispielsweise Ruanda beschäftigt. Ist das noch aktuell?

Cynteract: Absolut! Wir möchten die Rehabilitation der Hand weltweit ermöglichen und vor allem erreichen, dass diese für Anwender*innen nicht mit Belastung, sondern Motivation verbunden wird. Durch Corona war es zunächst schwieriger nach Ruanda zu reisen, jetzt haben wir jedoch wieder Fahrt aufgenommen in der Partnersuche zur Umsetzung, beispielsweise zu Stiftungen.

Redaktion GesundheIT: Habt ihr einen Mehrjahresplan? Was benötigt ihr dafür?

Cynteract: Wir haben mehrere Ziele mit Cynteract, darunter Diversifizierung (den Handschuh auf den Körper ausweiten), Internationalisierung (z.B. nach Ruanda) und Skalierung (in andere Bereiche wie VR/Metaverse oder Industrie 4.0). Wir freuen uns über jede Unterstützung auf dem Weg gemeinsam die Welt zu verändern, von Stiftungen oder großen Unternehmenspartnern. 

Redaktion GesundheIT: Unser HealthHack – euer Feedback: Warum sollte man teilnehmen? Was gebt ihr den Teilnehmenden mit auf den Weg?

Cynteract: Der HealthHack bringt viele kreative Menschen mit tollen Ideen zusammen. Mit der Hilfe der Mentor*innen gibt es dann die Möglichkeit, diese Ideen auch in die Realität umzusetzen und zu verbessern. Daher sollte man sich diese Chance sich entgehen lassen!

Redaktion GesundheIT: Vielen Dank für eure Zeit und weiterhin viel Erfolg!

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