Stefan Muhle ist seit Januar 2018 Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung. Wir haben die Chance für einen Rück- und Ausblick genutzt.
Mehr über seine Leidenschaft für die Digitalisierung, die Entwicklungen der Gesundheitswirtschaft in der Metropolregion, Innovationsgeist und weise Worte für kluge Köpfe im Interview.
Redaktion GesundheIT: Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Digitalisierung?
Muhle: Ich bin ein notorischer Zukunftsoptimist. Trotz aller globaler und nationaler Herausforderungen bin ich mir sicher, dass wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen können. Herausforderungen werden wir aber nur mit Technologie und digitalen Lösungen meistern können. Viele politische Standardantworten auf die großen Fragen der Zeit sind aber eher unkreativ, überholt oder rückwärtsgewandt. Digitale Lösungen auf dieselben Fragen wirken auf mich dagegen oftmals einleuchtender, klüger, nachhaltiger – insgesamt gewinnbringender. Deshalb verstehe ich mich in meinen öffentlichen Ämtern auch als Möglichmacher, und digitale Möglichkeiten sind dabei oft die zukunftssichersten. Und da Digitalisierung nun einmal eine Querschnittsaufgabe durch nahezu alle Bereiche des Lebens ist, erschließen sich in einer 360-Grad-Betrachtung auch viele ungeahnte Themenbereiche, das macht die Sache unerhört spannend.
Redaktion GesundheIT: Was sehen Sie als größten Erfolg der letzten vier Jahre für die digitale Gesundheitswirtschaft in der Metropolregion?
Muhle: Der Weg zu erfolgreichen Innovationen und zum Erfolg insgesamt ist in fast allen Disziplinen vergleichbar: am Anfang müssen Menschen für einen neuen, erfolgversprechenden Ansatz – der idealerweise digital ist – begeistert werden. Dieser Schritt ist im Handlungsfeld Gesundheit der Metropolregion offensichtlich vollzogen. Und deshalb entstehen in der Folge kreative Formate wie „HealthHack“ oder lösungsorientierte Projekte mit Robotern in der Pflege. Mir gefällt der Ansatz, bekannte Themen mit einem zeitgemäßen Mindset noch einmal neu anzuschauen. Dadurch gibt man der Kreativität den Platz, ein Thema neu zu denken. Dass dabei heutzutage mehr und mehr digitale und technologiebasierte Lösungen dabei sind, verwundert nicht. Und quasi als Gegenleistung befördern genau diese Anregungen das Digitale raus aus der Nerd-Ecke, hinein in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dass die Metropolregion genau das geschafft hat und mittlerweile einer der gefragtesten Gesprächspartner zu Themen der digitale Gesundheitswirtschaft geworden ist, freut mich sehr.
Redaktion GesundheIT: Die Metropolregion ist Heimat vieler spannender Gesundheitsinitiativen. Was hat Sie in der Zusammenarbeit mit so viel Innovationsgeist besonders beeindruckt? Wo ist noch Luft nach oben?
Muhle: Es braucht immer ein Gesicht, einen Menschen, der ein Thema transportiert und andere damit ansteckt. Und aus meiner Sicht konnten wir in unseren Projekten viele neugierige und engagierte Menschen treffen, die ein Konzept, eine Idee dann auch zum Fliegen gebracht haben. Luft nach oben ist immer, alles andere wäre bedrückend. Deshalb müssen wir - muss auch die Metropolregion - uns den Erfolgswillen immer wieder bewusst machen und uns selbst verordnen; beispielsweise, indem wir bewusst den Blick und die Perspektive auf ein Problem verändern, indem wir bei der Suche nach Lösungen ungewohnte Fachbereiche beteiligen, indem wir auch Fehler zulassen, um daraus zu lernen.
Redaktion GesundheIT: Sie sind langjähriger Schirmherr unseres HealthHack. Was geben Sie den klugen Köpfen der Gesundheitswirtschaft mit auf den Weg?
Muhle: Der HealthHack und die daraus resultierenden Ideen und Lösungsansätze sind in jeder Hinsicht ein Gewinn – für mich als Schirmherr, vor allem aber für die Entwickler und die in gesundheitlicher Hinsicht Profitierenden. Allgemein gilt: Ideen und konkrete Projekte werden erst dann auch erfolgreiche Ideen und Projekte, wenn sie inhaltlich toll sind, gut beschrieben und erklärt werden, wenn ein passender Name und Marketing diese Ideen begleitet und wenn sie von begeisterten Menschen getragen werden. Das alles wissen wir und doch erliegen wir oft der eigenen Begeisterung und fabrizieren Klein-Klein oder Schnellschüsse ohne Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund lautet mein Tipp: Gute Ideen brauchen auch professionelles Coaching, ein zweckmäßiges Management und die richtige Vermarktung. Und vor allem einen ganz langen Atem.
Redaktion GesundheIT: Wie kann die Metropolregion als Gesundheitsstandort ihre Vorreiterrolle zukünftig noch weiter ausbauen?
Muhle: Das Konstrukt der Metropolregion ist ja schon jetzt auf Erfolg getrimmt, fühlt sich nach „Pole-Position“ an und ist sicher der erste Vorteil auch anderen - weniger fokussierten - Regionen gegenüber. Die Frage, welche Megathemen auf den ersten Plätzen stehen, ist eine strategische und kann nur von Ihnen selbst beantwortet werden. Aber aus meiner Sicht liegt im Thema „digitale Gesundheitswirtschaft“ genügend Potenzial für eine erfolgreiche Weiterentwicklung hin zu noch mehr Wissenszentrum und noch mehr – auch digital organisiertem – Knotenpunkt.
Eine stetig weiter wachsende enge Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und speziell jungen Unternehmen oder Startups ist aus meiner Sicht ein maßgeblicher Erfolgsfaktor und würde in meinen Augen gut zur Metropolregion passen.
Redaktion GesundheIT: Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Herr Muhle.