Niedersachsens Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle im Gespräch über digitale Entwicklungen, "das nächste Große Ding" in der Gesundheitswirtschaft, unseren HealthHack und die Projekte.
GesundheIT: Herr Muhle, Corona beschäftigt uns seit geraumer Zeit, Alltagsprozesse und –strukturen werden zunehmend digitaler. Welche Entwicklungen beeindrucken Sie bei diesem Thema besonders?
Muhle: Über bspw. die Corona Warn-App haben breite Bevölkerungsschichten den Nutzen digitaler Tools am eigenen Leib erlebt - und das sicher, effizient und datengeschützt. Die Download-Zahlen der CWA sprechen für sich. Mit großer Leichtigkeit nutzen auch viele ältere Menschen mittlerweile App´s und haben Lust auf mehr Digitales bekommen. Daran müssen wir anknüpfen.
GesundheIT: Schauen wir in unser Handlungsfeld Gesundheitswirtschaft - Bioprinting, Robotik, AR/VR, Infektiologie, Plasma, Personalisierte Medizin: Was könnte hier “das nächste große Ding” sein und wie können wir in der Metropolregion und Niedersachsen davon profitieren?
Muhle: Durch die zunehmende Rechenpower und Methoden der künstlichen Intelligenz werden Prozesse in der biopharmazeutischen Medikamentenentwicklung und -herstellung erheblich optimiert und beschleunigt. Für einzelne Entitäten und Krankheitsbilder birgt die Konzeption von Digital Twins enormes Potenzial für die Realisierung einer personalisierten und kostengünstigeren Medizin. Die in silico Testung von Medikamenten und Therapien sind hier nur ein Beispiel.
Niedersachsen weist in den o.g. Bereichen sowohl in der Forschung als auch in der Industrie starke Player auf, die bereits in die Zukunft gerichtet denken und agieren, was landesseitig zu großen Teilen auch unterstützt und mitgetragen wird. Damit haben wir hier im Land und in der Metropolregion gute Voraussetzungen, um in diesen innovativen Bereichen in der oberen Liga mitzuspielen.
GesundheIT: Sie sind in diesem Jahr erneut Schirmherr des HealthHack der Metropolregion. Wo sehen Sie besondere Potenziale in diesem Format?
Muhle: Hacks sind häufig erstmalige Gelegenheiten für junge Menschen, ihr eigenes Gründungspotential zu entdecken. Hackathons bieten ein besonderes Potential im Bereich Teambildung und Ideation. Bei Hackathons können sich komprimiert in kurzer Zeit interdisziplinäre Teams an konkreten Ideen abarbeiten, um einen ersten Prototypen zu entwickeln. Wichtig im Anschluss daran ist dann, dass die guten Ideen auch nachhaltig weiterverfolgt werden.
GesundheIT: Neben der Finanzierung wird vor allem die Bedeutung eines Gründungs-Mindsets hervorgehoben. Wie können wir noch stärker für das Thema Entrepreneurship begeistern?
Muhle: In Niedersachsen hat sich in Sachen Startups in den letzten 3 Jahren regelrecht Fabelhaftes getan. Wir haben eine hochwertige Netzwerk- und Förderstruktur aufgebaut. Wichtig ist es, Gründungspersönlichkeiten einzubinden und Ihre Erfolgsstories zu erzählen. Auch das Thema Scheitern ist ein wichtiger Punkt der als positiver Lernprozess vermittelt werden sollte. Und der Health Hack ist ein wichtiges öffentlich wirkendes Event, das Aufmerksamkeit auf das Gründen als Karriereoption lenkt.
GesundheIT: Das HealthHack Siegerteam in diesem Jahr beschäftigt sich mit Gamification in der Rehabilitation. Ziel ist es, einen Spaßfaktor in Rehatherapien zu integrieren und gleichzeitig die Effizienz zu steigern – per smartem Handschuh als Controller. Was sagen Sie zu diesem Thema?
Muhle: Mega Idee mit einer sehr hohen Chance, so oder so ähnlich auch in der Praxis eine Realisierungschance zu bekommen. Gerade im Bereich Gamification tut sich in Niedersachsen sehr viel. Diese Kompetenz und dieses Ideenreichtum müssen wir jetzt mit den etablierten Branchen und unseren KMU´s und dem Handwerk matchen.
GesundheIT: Ihre abschließenden digitalen Mutmacher-Worte?
Muhle: Auch der diesjährige HealthHack hat wieder gezeigt: Unsere Zukunft wird digital und stark technologiebasiert sein. Jetzt müssen wir die wilden Ideen der jüngeren Generation mit der Erfahrung und der Kompetenz der älteren Generation matchen. Wir haben es selber in der Hand. Innovationen und den Mut, diese zuzulassen und ihnen den Weg zu ebnen wird entscheidend sein.
GesundheIT: Vielen Dank, Herr Muhle!