Schnellere Medikamentenforschung in zukünftigen Pandemien

Veröffentlicht: 18. September 2023
Paneldiskussion zu "Lösungsansätzen für (inter-)pandemische Zeiten - welche Verbesserungen können wir heute schon erreichen?" (Foto: Marco Bühl)

Am 14. September 2023 haben sich zahlreiche Expert*innen auf dem PaPräKa-Fachkongress in Göttingen über die Hürden in der Medikamentenforschung und -entwicklung während der Covid-19-Pandemie ausgetauscht. Ein Aktionsplan für den Umgang mit künftigen Pandemien wurde präsentiert.

Metropolregion, 18.09.2023. Klar definierte Zuständigkeiten im Pandemiefall, Rechtssicherheit für Sofortmaßnahmen in Krisensituationen für Wissenschaftler*innen, mehr Interaktion zwischen Veterinär- und Humanmedizin – das sind nur einige der Erkenntnisse des Fachkongresses „Removing Roadblocks in der Medikamentenentwicklung“ vom 14. September. Unter Federführung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, der TU Braunschweig und des Innovationszentrums Niedersachsen haben rund 50 Expert*innen in der Göttinger Life Science Factory diskutiert.

Im Mittelpunkt des Kongresses standen die Herausforderungen in der Entwicklung von Medikamenten gegen neue Krankheitserreger in einer Pandemie. Die Teilnehmenden waren sich einig: Die nächste Pandemie wird nicht nur sicher, sondern auch bald kommen. Um darauf besser vorbereitet zu sein, brauche es jetzt - bevor die nächste Krise beginnt - ein strukturiertes gemeinsames Vorgehen, lautete der Tenor der drei Panel-Diskussionen auf dem Fachkongress.

„Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir in sehr kurzer Zeit mit vielen verschiedenen Akteur*innen zusammenarbeiten müssen. Und das müssen wir in den zwischenpandemischen Zeiten trainieren“, so Prof. Dr. Michael Hölscher, Leiter des Fraunhofer ITMP Standorts für Immunologie, Infektions- und Pandemieforschung IIP in Penzberg/München. „Wir haben gelernt, dass das Vorhandensein von Plattformtechnologien und von Netzwerken für die Herstellung und Entwicklung und auch für das klinische Studiendesign und die Durchführung von klinischen Studien bedeutsam sind und natürlich einen sehr starken Zeitvorteil bedeuten“, ergänzt Prof. Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding, Kommissarische Leitung des Zentrums für Pandemie-Impfstoffe und -Therapeutika (ZEPAI) beim Paul-Ehrlich-Institut.

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Rund 50 Personen nahmen am PaPräKa-Fachkongress in der Life Science Factory in Göttingen teil (Foto: Marco Bühl)

Prof. Dr. Stefan Dübel, Leiter der Abteilung Biotechnologie der Technischen Universität Braunschweig, stellte auf dem Kongress zudem den RAPID-Aktionsplan vor. Dieser soll dazu beitragen, die Medikamentenentwicklung künftig zu beschleunigen. Dabei identifiziert der Aktionsplan zehn Aspekte, die die Medikamentenentwicklung in der Pandemie gebremst haben. Hierzu zählen beispielsweise langsame Bewilligungsprozesse zur Förderung wissenschaftlicher Maßnahmen und rechtliche Handlungsunsicherheit für die Sofortmaßnahmen. Zugleich präsentiert der Aktionsplan für alle gefundenen Engpässe konkrete Vorschläge, wie die Wirkstoffentwicklung in künftigen Pandemien schneller erfolgen kann. Beispiele sind beschlossene Notfallförderprogramme, besser strukturierte Genehmigungsverfahren, fertig ausgearbeitete Pläne für Sofortmaßnahmen, und eine vorbereitende Vernetzung der betroffenen Wissenschaftler, Institutionen und Industrie in nicht-pandemischen Zeiten. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen sei nun eine Aufgabe von Politik und Verwaltung, betont Dübel: „Wir haben bei der Entwicklung unseres Corona-Medikaments gelernt, dass die wissenschaftlichen Arbeiten durch zahlreiche nicht-wissenschaftliche Rahmenbedingungen verlangsamt wurden. Wir müssen jetzt beginnen, diese Hindernisse zu beseitigen, wenn wir wirklich bei der nächsten Pandemie schneller sein und mehr Leben retten wollen.“

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Prof. Dr. Stefan Dübel präsentierte auf dem Fachkongress den RAPID-Aktionsplan (Foto: Marco Bühl)

Über PaPräKa und RAPID Niedersachsen:

„PaPräKa“ steht für PandemiePräventionsKampagnen und ist ein Projekt der Metropolregion GmbH in Zusammenarbeit mit der Abteilung Biotechnologie der TU Braunschweig und dem Innovationszentrum Niedersachsen. Es zielt darauf ab, bei künftigen Pandemien eine effizientere Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Akteur*innen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu ermöglichen. PaPräKa unterstützt RAPID Niedersachsen (Response Against Pandemic Infectious Diseases), eine Initiative des Landes Niedersachsen für die Verbesserung der Reaktion auf zukünftige Pandemien.

Das Projekt PaPräKa wird durch das Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser gefördert.

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