Innovativer Ansatz für die stationäre Pflege und Betreuung
Die Prognosen sind alarmierend: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird in Zukunft weiter stark steigen – bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Immer wieder wurde versucht, mithilfe der Digitalisierung Pflegekräfte in stationären Einrichtungen zu entlasten, jedoch meist ohne nachhaltigen Erfolg. Das soll sich nun mithilfe des CoCareLab, einer Kooperation der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg und der Evangelischen Stiftung Neuerkerode (esn), ändern. Für das Projekt haben sie gerade vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung eine Förderung in Höhe von mehr als 520.000 Euro bekommen.
Das Geld stammt aus dem Förderprogramm „Soziale Innovation“. „Die Transformation unserer Wirtschaft ist in vollem Gange. Je besser wir die Menschen auf diesem Weg mitnehmen, desto erfolgreicher gestalten wir den Wandel“, sagte Ministerin Wiebke Osigus bei der Bescheidübergabe. Durch innovative Projekte ließe sich die Lebensqualität der Menschen in ganz Niedersachsen verbessern.
Genau das ist auch das Ziel CoCareLabs, das sich einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung stellt mit einem innovativen Ansatz stellt. Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen um bis zu 37 Prozent steigen, was 6,8 Millionen Menschen entspricht. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit kalkuliert, dass der Bedarf an Pflegeberufen in der Seniorenhilfe auf 2,15 Millionen steigen wird. „Digitale Tools haben das Potential, die Pflegekräfte zu unterstützen. In der Realität der Pflegeheime konnten sie jedoch noch nicht nachhaltig in Pflegeprozesse integriert werden“, berichtet Prof. Dr. Martina Hasseler, die das Projekt vonseiten der Ostfalia begleitet. „Das wollen wir ändern.“
Bisher wurden digitale Tools und deren Nutzung in stationären Pflegeeinrichtungen meist von den Leitungskräften vorgegeben – und somit auch nur oberflächlich und kurzfristig genutzt. Hier setzt das CoCareLab an: Man orientiert sich an den Bedürfnissen der pflegenden Mitarbeitenden, die die Tools im Alltag erproben und evaluiert von Anfang an gemeinsam mit ihnen ihren Nutzen. Durch das Mitspracherecht und die aktive Einbindung der Pflegekräfte soll sichergestellt werden, dass die Tools, auf die man setzt, akzeptiert werden sowie eine hohe Anwendbarkeit und Nutzerfreundlichkeit aufweisen, um wirkliche, langfristige Entlastung gewährleisten zu können. Umgesetzt wird das CoCareLab in dem Braunschweiger Senioren- und Pflegezentrum Haus St. Vinzenz, welches Teil der Evangelischen Stiftung Neuerkerode ist. „Hier herrschen die nötigen Voraussetzungen, um ein solches Projekt durchzuführen“, so Falko Salbert, der das Projekt auf esn-Seite leitet. „Wir sind bereit.“
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 709.465,94 Euro, von denen 524.646,75 Euro aus dem Förderprogramm stammen. Los geht es schon im Januar, mit einer Laufzeit von drei Jahren. Von den Ergebnissen profitiert im besten Falle nicht nur das Haus St. Vinzenz. Lina Brandt von der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg sagt: „Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Einrichtungen in unserer Region und weit darüber hinaus anwenden und können so einen Beitrag für eine gesicherte Versorgung der Pflegebedürftigen der Zukunft leisten.“