Wir freuen uns die AWO Braunschweig und das Peter L. Reichertz Institut der TU Braunschweig und MHH als Premiumpartner an Bord unseres HealthHacks zu haben. Aktuelle Themen, Zukunft der Branche und das Besondere am HealthHack – wir haben nachgefragt.
GesundheIT: Herr Prof. Deserno, welche Themen beschäftigen Sie aktuell?
Deserno (PLRI): Am Zentrum für Unfall- und Notfallinformatik beschäftigen wir uns mit der digitalen Kommunikation in der frühen Rettungskette. Über die International Standard Accident Number (ISAN) wird es möglich, Unfälle und andere Notfälle automatisch zu melden und die relevante Information auszutauschen, ohne dass ein Disponent ein Interview führt. Künftig werden Lagepläne, Grundrisse der Wohnung oder auch Vitalparameter dem Rettungsdienst noch vor Eintreffen am Unfallort bekannt sein. Aber wir nutzen die Sensorik in Fahrzeug und Wohnung nicht nur, um im Notfall Hilfe zu rufen sondern auch, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Schlimmeres zu verhindern.
GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, welche Rolle spielen digitale Themen bei Ihnen in der Pflege?
Fersahoglu-Weber (AWO Braunschweig): Wir sehen große Potenziale im Bereich der Digitalisierung in der Pflege. Es gilt jedoch die Transformation in Schritten zu planen, die alle Akteure mitnehmen und vor allen Dingen einen hohen Nutzen generieren. Wichtig dabei ist, dass es bei der Digitalisierung nicht um den Ersatz von Personal in Gesundheitsberufen geht, sondern darum den Arbeitsalltag der Pflegekräfte zu erleichtern bzw. zu unterstützen. Bei dem Weg in eine digitale Zukunft sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen, denn die Digitalisierung muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt.
GesundheIT: Was braucht es aktuell und in Zukunft in der Pflegebranche?
Fersahoglu-Weber: Digitalisierung ist nicht nur die Transformation von analogen zu digitalen Daten, sondern die daraus resultierenden Möglichkeiten sollen Freiräume schaffen, die es allen ermöglicht, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Ganz entscheidend wäre hier eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit zu schaffen, die auch auf Anwender zugeschnitten ist, die keine übermäßige Computeraffinität mitbringen. Kernthemen wie die Sicherstellung der Datensicherheit und Datenschutz sollten dabei nicht außer Acht gelassen werden. Digitalisierungsprozesse müssen es ermöglichen mehr Zeit für die Menschen in unseren Einrichtungen zu haben.
GesundheIT: Herr Prof. Deserno, wie sieht es in der Medizintechnik-Branche aus? Wo gibt es Lücken?
Deserno: Aus dem Sport- und Wellnessbereich schwappen die Sensoren zum kontinuierlichen Gesundheitsmonitoring über. Allerdings fehlt es an einer Infrastruktur, Vitaldaten auch zu nutzen. In der Regel kann selbst der Patient nur über die App des Herstellers eine Visualisierung seiner Daten bekommen. Der Hausarzt bleibt hier außen vor. Das Konzept ist wie beim Laserdrucker: Das Geräts gibt’s quasi geschenkt, und der Toner kostet Unmengen. Die Apple-Watch ist erschwinglich, denn der Nutzer bezahlt mit seinen Daten. Es fehlt an einer einheitlichen Datenpattform und internationalen Standards für das Format von Vitaldaten.
GesundheIT: Hacking for Health: Was begeistert Sie am HealthHack?
Deserno: In so kurzer Zeit von einer Idee zum funktionierenden Prototyp zu gelangen, in Teamarbeit von Menschen, die sich vorher noch gar nicht gekannt haben, und vor allem auch die Ideen selber, die beim HealthHack umgesetzt werden, das ist einfach toll mitzuerleben. Als Mentor berate ich die Teams und bin so von Anfang an mit dabei.
GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, warum ist die AWO als Wohlfahrtverband als Premiumpartner dabei?
Fersahoglu-Weber: Weil wir als AWO eine Begeisterungsfähigkeit für Innovation haben und wir hoffen innovative Digitalisierungsprojekte für den Bereich der Sozialwirtschaft zu erleben
GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, welche Chancen bieten Sie den Teilnehmenden?
Fersahoglu-Weber: Eine realistische Verortung Ihrer Idee und eventuell direkte Anwendungsmöglichkeiten zur Erprobung der Prototypen.
GesundheIT: Ihr Aufruf an alle Hacker*innen, Digi-Spezialist*innen, Pflegeprofis und Gesundheitsoptimisten in der Metropolregion und darüber hinaus?
Deserno: Dabei sein ist alles. Der Weg ist das Ziel. Welches Team am Ende einen Preis erhält ist meines Erachtens nebensächlich. Wichtig ist die Erfahrung, gemeinsam viel bewegen zu können. Und aus den vergangenen Jahren wissen wir, dass so manch ein Team bestand gehalten hat. Aus den gemeinsamen Interessen und Ideen sind Freundschaften oder gar Firmen entstanden, die mittlerweile erfolgreich am Markt sind. Macht mit beim HealthHack 2021 der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg!
Fersahoglu-Weber: Es gibt ganz viele Potenziale zu heben im Bereich der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Nutzen Sie ihre Chancen, ihre digitalen Ideen einzubringen.
GesundheIT: Vielen Dank für das Gespräch und auf einen erfolgreichen #HealthHack21!
Infobox: Die Premiumpartner werden am 4. November auf dem HealthSummit in Braunschweig in Silent Talks über ihre Gesundheitsinnovationen berichten. Mehr zur Veranstaltung und Anmeldung hier.
Wo steht das Team mit seinem smarten Speaker für das Krankenzimmer heute? Marc Margulan, Mitgründer von Dexter im LunchTalk mit dem Team der Metropolregion und Frank Stratmann, Mentor im Gesundheitswesen.
Treffen sich ein Arzt und ein Ingenieur… um mit Sprache und Technik die Pflegebranche zu entlasten. Die Idee des digitalen Sprachassistenten wurde in der Arbeitsphase des HealthHacks 2020 weiter ausgearbeitet, gewann den ersten Preis und ist heute, ein Jahr später, als GmbH in Essen angemeldet. Die beiden Gründer Marc und Eren arbeiten gemeinsam mit ihren mittlerweile zwei Kolleg*innen aus der Softwareentwicklung kontinuierlich an der Weiterentwicklung von Dexter. Der smarte Sprachassistent für das Pflege- oder Krankenzimmer verbindet Patient*innen mit Pflegenden per „Direktleitung“. Wird nach einem Glas Wasser gefragt oder ist jemand gestürzt? Im Mittelpunkt steht die Entlastung der Pflegekräfte, die durch eine bessere Priorisierung ihrer Aufgaben und vereinfachte Dokumentationsmöglichkeiten mehr Zeit für die Arbeit mit den Patient*innen haben. Beide Gründer haben sich im letzten Jahr viel Feedback aus der Gesundheitspraxis eingeholt und Dexter stetig weiterentwickelt. Wichtige Themen heute: Mensch-Maschine Interaktion und Cyber Security. Mit einem erfolgreichen Förderantrag beim Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Tasche, startet nun die erste Pilotstudie im November, in der Dexter in einer Pflegeheim- und einer Krankenhausumgebung erprobt wird.
Die Dexter-Erfolgsstory macht Lust selber am HealthHack teilzunehmen? Los geht’s ab dem 4. November, mehr Infos dazu und Anmeldung hier.
In weniger als zwei Wochen ist es soweit – am 4. November ab 15 Uhr trifft sich die metropolregionale Gesundheitswirtschaft auf unserem HealthSummit im Trafo Hub in Braunschweig. Wir freuen uns, in großer Runde über Zukunftsthemen und -fragen in Gesundheit und Pflege zu diskutieren, Projektideen und Innovationen aus und für die Metropolregion vorzustellen und das Partnernetzwerk weiter zu stärken.
Wie sieht die Zukunft der Gesundheitsbranche aus? Keynote-Speakerin Karen Piontek vom Berliner Unternehmen Flying Health nimmt uns mit auf eine Reise ins Übermorgen.
Unter dem Motto „Smart“, „Mobile“, „Health“ berichten Partner der Netzlink Informationstechnik GmbH, dem Peter L. Reichertz Institut (PLRI), der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und der AWO Braunschweig in Kooperation mit der Ostfalia Hochschule in parallelen Silent Talks über ihre Pflege- und Gesundheitsinnovationen aus der Metropolregion. Die Partner unserer Entwicklungsplattform Innovative Pflege und des HealthHacks präsentieren sich auf unserem Ideenmarktplatz und laden zum Austauschen und Ausprobieren ein. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung: Der Kick-Off unseres hybriden HealthHacks. Nachdem der Gesundheits-Hackathon im letzten Jahr rein virtuell stattfand, freuen wir uns besonders, den Startschuss in diesem Rahmen mit Ihnen gemeinsam feiern zu können. Einen herzlichen Dank an unseren niedersächsischen Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle, der wieder die Schirmherrschaft des Hackathons übernommen hat.
Blicken Sie mit uns in die Zukunft – was sind Ihre Visionen für die Gesundheit und Pflege? Wir freuen uns auf ein spannendes Programm und anregende Gespräche mit Ihnen!
Programmablauf:
15:00 Uhr: Ankunft und Start Ideenmarktplatz
15:15 Uhr: Begrüßung und Vortrag Hauptbühne
16:00 -16:15 Uhr: Pause
16:15 Uhr: Parallele „Silent Talks“
16:45 – 17:15 Uhr: Pause
17:15 Uhr: Kick Off HealthHack
17:45 Uhr: Zeit für Networking bei leichtem Buffet und Getränken
Wir freuen uns, Sie am 4. November endlich wieder persönlich begrüßen zu dürfen!
Wichtiges:
2G-Regel: Für die Veranstaltung gilt die 2G-Regel, teilnehmen können Geimpfte und Genesene. Der Nachweis ist vor Ort im Trafo Hub zu erbringen. Um das Besuchertracking zu erleichtern, bitten wir Sie, sich vorab formlos über die Mailadresse events@metropolregion.de anzumelden. Mit der Teilnahmebestätigung erhalten Sie weitere Informationen zur Veranstaltung. Der Einlass ist ab 14:15 Uhr möglich.
Anreise: Die Location ist zentral in der Braunschweiger Innenstadt gelegen und innerhalb von circa 15 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Ab Hauptbahnhof fährt die Straßenbahn 5 (Richtung Broitzem) bis zur Haltestelle Luisenstraße. Ebenso der Bus 429/461 (Richtung Rudolphsplatz) bis zur Haltestelle Friedrich-Wilhelm-Platz.Parkmöglichkeiten: Eine begrenzte Anzahl Parkplätze sind an der Location verfügbar. Weitere Parkmöglichkeiten befinden sich in den Nebenstraßen oder im nahegelegenen Parkhaus CONTIPARK.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Entwicklungsplattform Innovative Pflege InCa 4D statt und wird gefördert vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser.
Ab Herbst 2021 heißt es wieder: Hack for Health - der smart.mobile.health-Hack der Metropolregion geht in die nächste Runde – diesmal im hybriden Format! Im Open Innovation Ansatz werden Prototypen, Apps und Anwendungen für die Gesundheits- und Pflegeversorgung von heute und morgen entwickelt, von Mentor*innen begleitet und am Ende von einer hochkarätigen Jury bewertet. Der Health Hack bietet allen Interessierten die Chance, ihre Ideen und Kompetenzen einzubringen sowie von einem temporären internationalen Netzwerk zu profitieren. Das Konzept hat sich in den vergangenen drei Jahren bewährt – Teams mit unterschiedlicher fachlicher Expertise – darunter zum Beispiel Patient*innen, Coding-Spezialist*innen, Digitalisierungsfans und Gründer*innen – arbeiten gemeinsam an spannenden Projekten. Das digitale Format bietet die Möglichkeit, auf weltweite Expertise zurückzugreifen und ein großes Netzwerk aufzubauen. Neben einem Preisgeld winken also vor allem wertvolle Kontakte. Mehr Informationen zum Start und Anmeldung in Kürze.
Die Siegerteams aus 2020 stellen sich und ihre Projekte auf unserem YouTube-Kanal vor.
Infos rund um den Hackathon 2020 hier: https://healthhack20.devpost.com/