Wir freuen uns die Techniker Krankenkasse als Exklusivpartner an Bord unseres HealthHacks zu haben. Digitalisierung, das Engagement der TK, die Rolle des HealthHacks, Chancen für Teilnehmende und ein Aufruf an alle Hacker*innen – Dirk Engelmann im Interview.
Zum Videobeitrag geht's hier.
Wir freuen uns die AWO Braunschweig und das Peter L. Reichertz Institut der TU Braunschweig und MHH als Premiumpartner an Bord unseres HealthHacks zu haben. Aktuelle Themen, Zukunft der Branche und das Besondere am HealthHack – wir haben nachgefragt.
GesundheIT: Herr Prof. Deserno, welche Themen beschäftigen Sie aktuell?
Deserno (PLRI): Am Zentrum für Unfall- und Notfallinformatik beschäftigen wir uns mit der digitalen Kommunikation in der frühen Rettungskette. Über die International Standard Accident Number (ISAN) wird es möglich, Unfälle und andere Notfälle automatisch zu melden und die relevante Information auszutauschen, ohne dass ein Disponent ein Interview führt. Künftig werden Lagepläne, Grundrisse der Wohnung oder auch Vitalparameter dem Rettungsdienst noch vor Eintreffen am Unfallort bekannt sein. Aber wir nutzen die Sensorik in Fahrzeug und Wohnung nicht nur, um im Notfall Hilfe zu rufen sondern auch, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Schlimmeres zu verhindern.
GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, welche Rolle spielen digitale Themen bei Ihnen in der Pflege?
Fersahoglu-Weber (AWO Braunschweig): Wir sehen große Potenziale im Bereich der Digitalisierung in der Pflege. Es gilt jedoch die Transformation in Schritten zu planen, die alle Akteure mitnehmen und vor allen Dingen einen hohen Nutzen generieren. Wichtig dabei ist, dass es bei der Digitalisierung nicht um den Ersatz von Personal in Gesundheitsberufen geht, sondern darum den Arbeitsalltag der Pflegekräfte zu erleichtern bzw. zu unterstützen. Bei dem Weg in eine digitale Zukunft sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen, denn die Digitalisierung muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt.
GesundheIT: Was braucht es aktuell und in Zukunft in der Pflegebranche?
Fersahoglu-Weber: Digitalisierung ist nicht nur die Transformation von analogen zu digitalen Daten, sondern die daraus resultierenden Möglichkeiten sollen Freiräume schaffen, die es allen ermöglicht, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Ganz entscheidend wäre hier eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit zu schaffen, die auch auf Anwender zugeschnitten ist, die keine übermäßige Computeraffinität mitbringen. Kernthemen wie die Sicherstellung der Datensicherheit und Datenschutz sollten dabei nicht außer Acht gelassen werden. Digitalisierungsprozesse müssen es ermöglichen mehr Zeit für die Menschen in unseren Einrichtungen zu haben.
GesundheIT: Herr Prof. Deserno, wie sieht es in der Medizintechnik-Branche aus? Wo gibt es Lücken?
Deserno: Aus dem Sport- und Wellnessbereich schwappen die Sensoren zum kontinuierlichen Gesundheitsmonitoring über. Allerdings fehlt es an einer Infrastruktur, Vitaldaten auch zu nutzen. In der Regel kann selbst der Patient nur über die App des Herstellers eine Visualisierung seiner Daten bekommen. Der Hausarzt bleibt hier außen vor. Das Konzept ist wie beim Laserdrucker: Das Geräts gibt’s quasi geschenkt, und der Toner kostet Unmengen. Die Apple-Watch ist erschwinglich, denn der Nutzer bezahlt mit seinen Daten. Es fehlt an einer einheitlichen Datenpattform und internationalen Standards für das Format von Vitaldaten.
GesundheIT: Hacking for Health: Was begeistert Sie am HealthHack?
Deserno: In so kurzer Zeit von einer Idee zum funktionierenden Prototyp zu gelangen, in Teamarbeit von Menschen, die sich vorher noch gar nicht gekannt haben, und vor allem auch die Ideen selber, die beim HealthHack umgesetzt werden, das ist einfach toll mitzuerleben. Als Mentor berate ich die Teams und bin so von Anfang an mit dabei.
GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, warum ist die AWO als Wohlfahrtverband als Premiumpartner dabei?
Fersahoglu-Weber: Weil wir als AWO eine Begeisterungsfähigkeit für Innovation haben und wir hoffen innovative Digitalisierungsprojekte für den Bereich der Sozialwirtschaft zu erleben
GesundheIT: Herr Fersahoglu-Weber, welche Chancen bieten Sie den Teilnehmenden?
Fersahoglu-Weber: Eine realistische Verortung Ihrer Idee und eventuell direkte Anwendungsmöglichkeiten zur Erprobung der Prototypen.
GesundheIT: Ihr Aufruf an alle Hacker*innen, Digi-Spezialist*innen, Pflegeprofis und Gesundheitsoptimisten in der Metropolregion und darüber hinaus?
Deserno: Dabei sein ist alles. Der Weg ist das Ziel. Welches Team am Ende einen Preis erhält ist meines Erachtens nebensächlich. Wichtig ist die Erfahrung, gemeinsam viel bewegen zu können. Und aus den vergangenen Jahren wissen wir, dass so manch ein Team bestand gehalten hat. Aus den gemeinsamen Interessen und Ideen sind Freundschaften oder gar Firmen entstanden, die mittlerweile erfolgreich am Markt sind. Macht mit beim HealthHack 2021 der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg!
Fersahoglu-Weber: Es gibt ganz viele Potenziale zu heben im Bereich der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Nutzen Sie ihre Chancen, ihre digitalen Ideen einzubringen.
GesundheIT: Vielen Dank für das Gespräch und auf einen erfolgreichen #HealthHack21!
Infobox: Die Premiumpartner werden am 4. November auf dem HealthSummit in Braunschweig in Silent Talks über ihre Gesundheitsinnovationen berichten. Mehr zur Veranstaltung und Anmeldung hier.
Metropolregion GmbH meets Living Care Lab. Wir haben uns diese Woche auf den Weg nach Stadthagen gemacht, um das Living Care Lab zu besuchen. Von Schaumburg nach München in die Schweiz: Das Projekt der Stadt Stadthagen wird vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser gefördert und stellt Pflegeinnovationen verschiedener Art - digital und analog - vor, begleitet Gründer*innen und stärkt die Region. Aktuell befinden sich 17 Innovationen im Showroom, die in einem sechsmonatigen Turnus ausgewechselt werden: der Sensoren-Sessel, der Ein-Hand-Teller, der Sprachassistent, der auf Hilferufe reagiert oder die VR Brille für die Yogastunde, können live vor Ort ausprobiert werden. Das Konzept geht auf - das Living Care Lab kooperiert mit verschiedenen Pflegeheimen der Region und regt zum Austausch und Ausprobieren an. Einige der Ausstellungsprodukte sind bereits erfolgreich in der Pflegepraxis implementiert, so beispielsweise der Trinkbecher "Sippa", der das Trinken bei Schluckbeschwerden einfacher macht. Leiter Mario Bierschwale, der früher selbst als Pfleger gearbeitet hat und daher die alltäglichen Herausforderungen in der Praxis kennt, sagt: "Das Living Care Lab und das Projekt InCa 4D der Metropolregion verfolgen ein gemeinsames Ziel: Wir wollen, dass Pflegeinnovationen in der Praxis ankommen und dort einen tatsächlichen Nutzen stiften. Eine engere Kooperation und der Aufbau eines gemeinsamen Netzwerks hilft dabei, dies zu ermöglichen."
Das Open-Space Büro im Zentrum Stadthagens fungiert gleichzeitig als Workshop-Location, um Gründer*innen zu vernetzen oder Studierendenprojekte für die Pflege durchzuführen. Über den Arbeitsalltag von Mario Bierschwale, die Innovationen, die Zukunft des Labs und die der Pflege berichten wir im Auf den Punkt-Interview im November Newsletter.
Mehr über das Living Care Lab und spannende Lösungen aus und für die Pflege gibt es auf unserem HealthSummit Ideenmarktplatz am 4. November in Braunschweig!
In dieser Ausgabe durften wir mit Prof. Dr. Martina Hasseler, Professorin an der Fakultät Gesundheit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, sprechen.
#Fokusthemen: Welche Forschungsschwerpunkte hat die Fakultät Gesundheit im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft?
Die Fakultät Gesundheitswesen wendet sich der Thematik der Digitalisierung im Gesundheitswesen immer mehr in der Forschung zu. Dabei sind Fragestellungen der Erforderlichkeit digitaler Kompetenzen von Gesundheits- und Pflegeberufen, aber auch Lehrenden in Gesundheits- und Pflegeberufen wie zukünftigen Managern:innen in Einrichtungen und Institutionen des Gesundheitswesens relevant. Weitere Fragestellungen sind die sinnvolle Entwicklung digitaler Tools, die die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in ihren Prozessen unterstützen und zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen führen. Digitale Technologien im Gesundheitswesen werden transformative wie auch disruptive Veränderungen herbeiführen, die alle Ebenen des Gesundheitssystems betreffen: die Organisation, die Prozesse, das soziale System wie auch die Veränderungen der sozialen Interaktion und Kommunikation. Diese Veränderungen in all der Komplexität und den Auswirkungen zu begleiten und zu erforschen, ist ein großes Anliegen von uns und darin liegt eine große Relevanz.
#Zukunft: Was sind Ihre Zukunftsvisionen?
Meine Zukunftsvisionen sind, dass die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen von den Bedarfen und Bedürfnissen der Menschen und Berufsgruppen ausgeht. Nicht selten werden digitale Projektideen aus dem Bedürfnis heraus entwickelt, einen Mangel zu kompensieren (z.B. Pflegepersonalmangel) oder sie folgen einem simplen und reduzierten Verständnis der professionellen Pflege. Wir benötigen vor diesem Hintergrund darüber hinaus digitale Technologien in Gesundheit und Pflege, die die Komplexität der versorgerischen Prozesse berücksichtigen. Das Gesundheits- und Pflegewesen funktioniert nicht eindimensional und/oder linear. Wie kommen wir dahin, diese Punkte zu berücksichtigen? Wir benötigen sehr gute Bedarfsanalysen, partizipative Herangehensweisen an die Entwicklung, Erprobung und wissenschaftliche Begleitung der Projekte, Zugrundelegung der Prozesse der Gesundheits- und Pflegeversorgung (bspw. den Pflegeprozess), Zieldefinitionen der neuen digitalen Tools, sehr gute Forschungsdesigns für die Erprobung der Wirksamkeit auf den diversen Ebenen, Integration der ethischen und sozialen Konsequenzen, sinnvolle Kostenanalysen u.w.m.
#Motivation: Welchen Mehrwert wünschen Sie sich aus dem Verbund der Metropolregion?
Als Mehrwert wünsche ich mir, dass in der Entwicklung von neuen digitalen Technologien nicht nur die gesundheits-, pflege- und rehabiliationswissenschaftlichen wie auch gesundheitsökonomischen Disziplinen einfließen, sondern auch die Bedarfe der in der patientennahen Versorgung tätigen Berufsgruppen wie die Bedürfnisse der Patienten:innen und Pflegebedürftigen. Bislang erscheint die Entwicklung noch technologiegetrieben und eher von den technischen Möglichkeiten gesteuert. Jedoch ist nicht alles, was technisch in der Entwicklung möglich ist, sinnvoll für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung. Ich wünsche mir, dass wir mit einem interdisziplinären und partizipativen Ansatz neue digitale Technologien entwickeln und wissenschaftlich in der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit wie ethisch-sozialen Auswirkungen erforschen und damit einen Mehrwert leisten für die Menschen in der Region, die von gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung abhängig sind.
Infobox: Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften veranstaltet am 12. November gemeinsam mit der Metropolregion die internationale Online-Konferenz "Digitale Pflege". Prof. Dr. Martina Hasseler führt gemeinsam mit Kai Florysiak ab 9.30 Uhr durch das Programm. Mehr zu der Veranstaltung hier.
In weniger als zwei Wochen ist es soweit – am 4. November ab 15 Uhr trifft sich die metropolregionale Gesundheitswirtschaft auf unserem HealthSummit im Trafo Hub in Braunschweig. Wir freuen uns, in großer Runde über Zukunftsthemen und -fragen in Gesundheit und Pflege zu diskutieren, Projektideen und Innovationen aus und für die Metropolregion vorzustellen und das Partnernetzwerk weiter zu stärken.
Wie sieht die Zukunft der Gesundheitsbranche aus? Keynote-Speakerin Karen Piontek vom Berliner Unternehmen Flying Health nimmt uns mit auf eine Reise ins Übermorgen.
Unter dem Motto „Smart“, „Mobile“, „Health“ berichten Partner der Netzlink Informationstechnik GmbH, dem Peter L. Reichertz Institut (PLRI), der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und der AWO Braunschweig in Kooperation mit der Ostfalia Hochschule in parallelen Silent Talks über ihre Pflege- und Gesundheitsinnovationen aus der Metropolregion. Die Partner unserer Entwicklungsplattform Innovative Pflege und des HealthHacks präsentieren sich auf unserem Ideenmarktplatz und laden zum Austauschen und Ausprobieren ein. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung: Der Kick-Off unseres hybriden HealthHacks. Nachdem der Gesundheits-Hackathon im letzten Jahr rein virtuell stattfand, freuen wir uns besonders, den Startschuss in diesem Rahmen mit Ihnen gemeinsam feiern zu können. Einen herzlichen Dank an unseren niedersächsischen Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle, der wieder die Schirmherrschaft des Hackathons übernommen hat.
Blicken Sie mit uns in die Zukunft – was sind Ihre Visionen für die Gesundheit und Pflege? Wir freuen uns auf ein spannendes Programm und anregende Gespräche mit Ihnen!
Programmablauf:
15:00 Uhr: Ankunft und Start Ideenmarktplatz
15:15 Uhr: Begrüßung und Vortrag Hauptbühne
16:00 -16:15 Uhr: Pause
16:15 Uhr: Parallele „Silent Talks“
16:45 – 17:15 Uhr: Pause
17:15 Uhr: Kick Off HealthHack
17:45 Uhr: Zeit für Networking bei leichtem Buffet und Getränken
Wir freuen uns, Sie am 4. November endlich wieder persönlich begrüßen zu dürfen!
Wichtiges:
2G-Regel: Für die Veranstaltung gilt die 2G-Regel, teilnehmen können Geimpfte und Genesene. Der Nachweis ist vor Ort im Trafo Hub zu erbringen. Um das Besuchertracking zu erleichtern, bitten wir Sie, sich vorab formlos über die Mailadresse events@metropolregion.de anzumelden. Mit der Teilnahmebestätigung erhalten Sie weitere Informationen zur Veranstaltung. Der Einlass ist ab 14:15 Uhr möglich.
Anreise: Die Location ist zentral in der Braunschweiger Innenstadt gelegen und innerhalb von circa 15 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Ab Hauptbahnhof fährt die Straßenbahn 5 (Richtung Broitzem) bis zur Haltestelle Luisenstraße. Ebenso der Bus 429/461 (Richtung Rudolphsplatz) bis zur Haltestelle Friedrich-Wilhelm-Platz.Parkmöglichkeiten: Eine begrenzte Anzahl Parkplätze sind an der Location verfügbar. Weitere Parkmöglichkeiten befinden sich in den Nebenstraßen oder im nahegelegenen Parkhaus CONTIPARK.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Entwicklungsplattform Innovative Pflege InCa 4D statt und wird gefördert vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser.
Forscherteam aus Hannover und Braunschweig arbeitet an digitaler Rettungskette zur Übertragung von Notfalldaten im Falle eines Unfalls zuhause oder im Auto. Gesprächsrunde aus Gesundheitswirtschaft, Politik und Wohnungsbau trifft sich im FokusTalk Health der Metropolregion um Einsatzszenarien, Finanzierung, Sicherheit und Chancen der „International Standard Accident Number“ (ISAN) zu beleuchten.
Hannover, 07.10.2021. Am Zentrum für Unfall- und Notfallinformatik des Peter L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover wird gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) sowie weiteren Partnern aus Forschung, Gesundheit, Wohnungsbau und der Automobilbranche am Aufbau einer smarten Rettungskette gearbeitet. Die Grundlage sind Daten, die im Smart Home oder Smart Vehicle per Sensorik aufgenommen und automatisch an die zuständige Leitstelle weitergeleitet werden. Das Ziel: Zeit sparen und Leben retten. Kai Florysiak (Geschäftsführung Metropolregion GmbH) im FokusTalk Health mit Projektleiter Prof. Dr. Thomas Deserno, Projektpartner Prof. Dr. Siegfried Hackel (PTB), Dirk Engelmann (Techniker Krankenkasse Niedersachsen), Dr. Sabine Johannsen (Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur) und Dr. Jonas Schwartze (Nibelungen Wohnbau GmbH).
Im Rettungseinsatz zählt jede Sekunde. Große Wohngebäude, viele Mietparteien, verschachtelte Eingänge können einen Einsatz erschweren. Dazu kommt, dass Verunfallte entweder selber den Notruf tätigen oder sich auf andere Personen in ihrem Umfeld verlassen müssen. Das soll sich mit ISAN nun ändern. „Wir arbeiten an einem Informationsaustausch für eine smarte Rettungskette – das Smart Home oder Auto soll zukünftig automatisch einen Notruf absetzen können und über die ISAN die notwendigen Daten übermitteln. Wir alle kennen die ISBN-Nummer, die ein Buch eindeutig identifiziert – die ISAN identifiziert eindeutig ein konkretes (Unfall- oder Notfall-)Ereignis, wodurch alle relevanten Informationen, wie z.B. der Grundriss einer Wohnung, vom Rettungsdienst abrufbar werden“, so Prof. Deserno. Projektpartner Prof. Hackel ergänzt: „Wenn wir wissen, wie viele Insassen im Auto sitzen, wie hoch der Ladezustand der Autobatterie oder des Tanks ist und wo die Rettungsschere angesetzt werden muss, können Ersthelfer viel zielgenauer arbeiten und die Rettungswege verkürzt werden.“ Staatssekretärin Johannsen betont die Wichtigkeit der Wissenschaftskommunikation gegenüber den Patienten und Mietern: „Eine anwenderorientierte Forschung ist dann gut, wenn sie auch in der Gesellschaft ankommt. Wir müssen den Mehrwert von ISAN deutlich machen. Nicht nur gegenüber beteiligten Einrichtungen, sondern gegenüber denjenigen, die es nutzen sollen.“
Partner der ersten Stunde ist die Nibelungen Wohnbau GmbH. Im Forschungsdemonstrator mit über 600 Sensoren wird technische Infrastruktur in Wohnungen erprobt. „Wir haben die Zukunft der Wohnung im Blick und sind uns unserer Verantwortung in Puncto Sicherheit und Privatsphäre gegenüber unseren Mietern immer bewusst“, so Dr. Schwartze. Die Rückmeldung aus der Mieterschaft sei bisher unterschiedlich, „einige sind begeistert, andere sorgen sich um Überwachung oder den Schutz ihrer Daten“, so Dr. Schwartze weiter. Was die Nutzung der Daten aus der elektronischen Patientenakte angeht zeigt sich Dirk Engelmann hoffnungsvoll: „Noch sind wir nicht in der breiten Anwendung, aber der Start zum Jahreswechsel lief erfolgreich. Wichtig bleibt hier jedoch die Selbstbestimmtheit der Patienten.“ Einig sind sich die Talk-Gäste darin, dass die Praktikabilität, sowohl technisch als auch finanziell, eine bedeutende Rolle spielt. „Die Akzeptanz muss ganz klar mitgedacht werden. Das ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge, die gemeinsam realisiert und finanziert werden muss“, so Dr. Schwartze. Auch Prof. Hackel betont die Relevanz der Interessenbündelung in einer digitalen Qualitätsinfrastruktur. Kai Florysiak resümiert die einstündige Talkrunde: „Wir haben eine Reihe von Pionieren in der Metropolregion. Unsere Talkformate zeigen immer wieder, was hier an Innovation entsteht!“ Der FokusTalk Health kann über den YouTube-Kanal der Metropolregion nachträglich angesehen werden.
Bildquelle: Projektlogo ISAN, PLRI
Aus Deutschland
Das Chip.de Testcenter checkt die Digitalstrategie von insgesamt 30 gesetzlichen und privaten Krankenkassen in den Wertungskategorien App, Web, Service und Digitale Gesundheitsangebote und kürt die Techniker Krankenkasse mit der Auszeichnung „Bester digitaler Service“. Platz zwei und drei im Ranking der gesetzlichen Kassen gehen an die IKK Südwest und die Barmer. Bei App und Webauftritt lag der Schwerpunkt auf dem Grad der Selbstständigkeit der Versicherten, Vorgänge zu erledigen, wie etwa Bescheinigungen herunterladen oder Belege für Gesundheitskosten einzureichen. In der Rubrik Support wurde bewertet, wie viele Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und für Beratungen oder Terminvermittlungen bestehen. Digitale Gesundheitsangebote beinhalten Beratungsangebote jeder Art zu möglichst vielen medizinischen Fragen und Problemen, von Fitness oder Stressmanagement bis hin zur Suchtprävention oder Schwangerschaftsbegleitung.
Wir haben mit Herrn Engelmann, Leiter der TK-Landesvertretung Niedersachsen über die Digitalstrategie der TK gesprochen.
Redaktion GesundheIT: Herr Engelmann, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung. Bitte fassen Sie die Eckpunkte Ihrer prämierten Digitalstrategie einmal zusammen.
Vielen Dank, die Auszeichnung hat uns gefreut! Hinter der konsequenten Digitalstrategie der TK steckt viel Arbeit und Innovation. Für uns ist wichtig: Der Nutzen für Versicherte steht bei der Digitalisierung im
Mittelpunkt. Sie sollen von ihrer Krankenkasse den gleichen Service bekommen, den sie beispielsweise vom Online-Shopping oder beim Buchen von Reisen kennen. Auch beim Thema Gesundheit muss für digitaleServices gelten: Einfach zu nutzen, mobil verfügbar, schnell und sicher. Wir bringen mit unserer TK- App die Welt der TK auf das Handy. Dreh- und Angelpunkt wird dabei mehr und mehr die elektronische Patientenakte sein. Sie ist der zentrale Datenspeicher, in dem Versicherte alle Informationen rund um ihre Informationen sicher ablegen und mit ihren Ärztinnen und Ärzten oder anderen Leistungserbringern teilen können. Darüber hinaus hält unsere App zahlreiche weitere Services bereit, wie ein Bonusprogramm, Bescheinigungen, die Möglichkeit der Kostenerstattung oder auch individualisierte Angebote zum gesunden Alltag. Bei allem hat der Datenschutz bei uns als öffentlich-rechtliches Unternehmen höchste Priorität.
Redaktion GesundheIT: Die e-Patientenakte ist ein wichtiger Meilenstein der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Wie erleben Sie aus Sicht der TK deren Einführung und Nutzung?
Die TK war Vorreiterin und hat mit TK-Safe einen Meilenstein gesetzt. Dies setzen wir mit dem sehr erfolgreichen Launch unserer ePA fort. Derzeit haben wir 180.000 Nutzerinnen und Nutzer und gewinnen täglich mehrere Hundert hinzu . Für ein Angebot, das aufgrund des zögerlichen Einsatzes in den Arztpraxen noch nicht wie gewünscht im Alltag angekommen ist, sind das sehr gute Zahlen. Wichtig ist, dass Ärztinnen und Ärzte die Vorteile der Akte nutzen und Patientinnen und Patienten dies nachfragen. Wenn die ePA im Praxisalltag ankommt, werden die Nutzerzahlen stark steigen und die Akte aus dem Behandlungsgeschehen nicht mehr wegzudenken sein.
Redaktion GesundheIT: Sie bieten über die TK-Doc-App eine Online-Sprechstunde an – wie wird diese angenommen?
Wir sind mit der TK-Online-Sprechstunde im März 2020 gestartet - Also quasi zur richtigen Zeit kurz vor der Pandemie. Die Kund:innen können über die App kontaktlos von zu Hause aus einen Arzt oder eine Ärztin kontaktieren und erhalten bei Bedarf eine Krankschreibung und/oder ein Arzneimittelrezept. Das Angebot wird gut angenommen, sodass wir es weiter ausbauen möchten.
Redaktion GesundheIT: Sie sind selber sehr aktiv in den sozialen Netzwerken. Wie wichtig sind diese in der Digitalstrategie der Techniker Krankenkasse?
Soziale Netzwerke haben enorm an Bedeutung gewonnen. Wir kommunizieren auf unterschiedlichsten Kanälen sehr erfolgreich mit unseren Versicherten. Allein auf Youtube erreicht die TK mit ihrem Kanal rund um Gesundheitsthemen eine sehr große Reichweite. Beliebt sind z.B. die Gesundheitstipps von Dr. Wimmer. In den Bundesländern, wie auch hier in Niedersachsen, konzentrieren wir uns auf gesundheitspolitische und fachliche Themen, um im fachpolitischen Diskurs des Landes präsent zu sein.
Redaktion GesundheIT: Wo steht die TK in Sachen Digitalisierung in 3 Jahren?
ePA und e-Rezept sind Standard, Fax und Papier in den Arztpraxen gehören der Vergangenheit an.
Redaktion GesundheIT: Vielen Dank, Herr Engelmann.
In dieser Ausgabe durften wir mit Dr. Martin Kinkel aus der Forschung und Entwicklung bei KIND, Spezialist für Hörakustik und Augenoptik sprechen.
#Fokusthemen: Welche Schwerpunkte und Lösungen hat KIND im Bereich der (digitalen) Gesundheitswirtschaft?
KIND ist in erster Linie ein Dienstleistungsunternehmen, einer der Marktführer in der Hörakustik und auch ein bedeutender Player in der Augenoptik. Neben der Qualität der Produkte spielt die Qualität der Beratung und der Anpassung eine herausragende Rolle für uns, hier liegen ganz klar unsere Schwerpunkte.
#Zukunft: Was sind Ihre Zukunftsprojekte?
Sowohl in der Hörakustik als auch in der Augenoptik ist die „Cloud“ natürlich ein Megathema, von der Integration der Daten über das gesamte Unternehmen bis zur „Omni-Channel“-Strategie, bei der wir Online-Angebote mit unserer Stärke in der stationären Dienstleistung verbinden wollen.
#Motivation: Was motiviert Sie zur Teilnahme am Verbund der Metropolregion und welchen weiteren Mehrwert wünschen Sie sich?
Auch wenn wir ein bundes- und europaweit agierendes Unternehmen sind, sind wir doch hier in der Metropolregion verwurzelt und besonders gut vernetzt und vielfältig aktiv, und das soll zukünftig natürlich auch so bleiben.
Aus der Metropolregion
„Die Projektgruppen engagieren sich in hohem Maße bei der Entwicklung technischer Unterstützungen für echte Pflegeszenarien. Förderanträge sind geschrieben und eingereicht worden, Anwendungsszenarien werden konkretisiert, aber auch neue Projektideen kommen dank eines ständig wachsenden Netzwerks an Projektpartner*innen hinzu“, resümiert Isabel Ottmann den InCa 4D Innovationsworkshop bei der AWO Braunschweig. Die AWO und die Ostfalia Hochschule arbeiten in ihrer Arbeitsgruppe „Pflegeroboter Cruzr“ weiter an realen Pflegeszenarien, die durch den Roboter unterstützt werden können.
Zunächst soll der Roboter für das Besuchermanagement (weiter)entwickelt werden. Hierzu zählen automatische Terminvergaben mit den Angehörigen, der Empfang der Besucher, Zugangskontrollen mit Abgleich der Besucherdaten, einem gültigen Corona-Test (oder jeweils angepasste Tests bei zukünftigen Infektionsereignissen), das Messen der Körpertemperatur und das Tragen von Schutzmasken. Darüber hinaus sollen Kommunikations-Apps, z.B. ein Videokonferenzsystem und ein Chatbot, programmiert werden. Durch einen Einsatz des Roboters in diesen beiden Anwendungsszenarien stellt er bereits eine signifikante Unterstützung in Pflegeheimen dar, wie aus der Bedarfserhebung aus der Pflegepraxis hervorgeht.
Besuchermanagement unter Pandemiebedingungen
Kommunikative Unterstützungsmaßnahmen für Pflegebedürftige
Auch hat sich mit der Medizinischen Hochschule Hannover und dem AWO Psychiatriezentrum Königslutter eine neue Arbeitsgruppe gefunden, die sich mit KI für die Diagnostik in psychiatrischen Behandlungen beschäftigt – eine spannende Projektidee!
Sie haben Interesse sich einer Projektgruppe aus dem Netzwerk der Entwicklungsplattform Innovative Pflege anzuschließen oder mit einer neuen Projektidee dabei zu sein? Der nächste Workshop findet am 10. November statt, nähere (Anmelde)Informationen gibt es bei Isabel Ottmann (isabel.ottman@metropolregion.de). Tipp: Der nächste Innovationsworkshop bietet eine gute Möglichkeit, um im Rahmen des am 4.11. startenden HealthHacks gemeinsam mit Techies aus der ganzen Welt an Projektideen zu arbeiten und sich im Netzwerk auszutauschen!
Bildquelle: AWO Braunschweig
Aus der Metropolregion
Antikörper kommen als Wirkstoff bei COVID-19 Infizierten zum Einsatz, da sie sich an Viren binden und sie unschädlich machen. Das Problem: Antikörper industriell zu produzieren, ist so aufwändig und teuer, dass sich die weltweite Nachfrage nicht abdecken lässt. Nanobodies könnten hier eine Lösung sein. Wissenschaftler*innen des Göttinger Max-Planck-Instituts (MPI) für biophysikalische Chemie und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben jetzt Mini-Antikörper entwickelt, die alle Eigenschaften besitzen, die man von einem wirksamen Medikament gegen COVID-19 erwarten würde. Bereits die einfachsten Mini-Antikörper der Göttinger binden bis zu 1000 Mal stärker an das Spike-Protein als zuvor entwickelte Nanobodies gegen COVID-19. Sie binden zudem sehr gut an die mutierten Rezeptor-Bindedomänen der Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Stämme. „Unsere einfachen Nanobodies eignen sich möglicherweise dafür, inhaliert zu werden, um so das Virus in den Atemwegen einzudämmen“, so Dobbelstein vom Institut für Molekulare Onkologie der UMG.
„Nanobodies stammen aus Alpakas und sind deutlich kleiner und einfacher aufgebaut als herkömmliche Antikörper“, berichtet Görlich aus der Abteilung Zelluläre Logistik. Um die Nanobodies gegen SARS-CoV-2 herzustellen, injizierte das Team den drei Alpakas Britta, Nora und Xenia aus der Herde am Göttinger MPI mehrmals einen Teil des Spike-Proteins. Die Tiere bildeten daraufhin Antikörper gegen diesen Proteinteil. Nach der letzten Injektion entnahmen die Forscher*innen den Tieren eine kleine Menge Blut. Für die Alpakas war ihr Einsatz damit beendet, die weiteren Schritte erfolgen mithilfe von Enzymen, Bakterien, sogenannten Bakteriophagen und Hefen. Aus dem Blut der Alpakas gewannen die Wissenschaftler*innen im nächsten Schritt die Baupläne für rund eine Milliarde verschiedener Nanobodies. Die Biochemiker fischten aus der zunächst astronomischen Zahl von Nanobodies mit Bakteriophagen die wirklich besten heraus. In weiteren Schritten wurden diese auf ihre Wirksamkeit getestet und in mehreren Design-Zyklen immer weiter verbessert.
Eine weitere Besonderheit: Nanobodies sind auch gegen bekannte Varianten des Coronavirus wirksam. Zwar hatten die Forscher*innen ihre Alpakas mit einem Teil des Spike-Proteins des ersten bekannten SARS-CoV-2-Virus geimpft, deren Immunsystem produzierte aber auch Antikörper, die gegen die Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Varianten des Virus aktiv sind.
Das Göttinger Team bereitet die Nanobodies nun für den therapeutischen Einsatz vor. Dobbelstein betont: „Wir wollen die Nanobodies möglichst schnell für den sicheren Einsatz als Wirkstoff testen, damit sie schwer Erkrankten zugutekommen sowie jenen, die nicht geimpft wurden oder keinen effektiven Impfschutz aufbauen können.“ Unterstützung erhält das Team dabei durch Experten für Technologietransfer: Dieter Link (Max Planck Innovation), Johannes Bange (Lead Discovery Center, Dortmund) und Holm Keller (kENUP Foundation). Da sich Nanobodies kostengünstig und schnell in großen Mengen herstellen lassen, könnten sie sogar den weltweiten Bedarf an COVID-19-Medikamenten decken.
Originalveröffentlichung: Güttler T, Aksu M, Dickmanns A, Stegmann KM, Gregor K, Rees R, Taxer W, Rymarenko O, Schünemann J, Dienemann C, Gunkel P, Mussil B, Krull J, Teichmann U, Groß U, Cordes VC, Dobbelstein M, Görlich D: Neutralization of SARS-CoV-2 by highly potent, hyperthermostable, and mutation-tolerant nanobodies. EMBO J (2021), doi: 10.15252/embj.2021107985
Weitere Informationen unter:
www.mpibpc.mpg.de/de/goerlich – Abteilung Zelluläre Logistik am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen
www.moloncol.med.uni-goettingen.de – Institut für Molekulare Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen
Quelle: https://www.umg.eu/news-detail/news-detail/detail/news/hochwirksame-und-stabile-nanobodies-stoppen-sars-cov-2/?cHash=1dcd1d403b86c99cf35b88ebc753b278&L=0
Bildquelle: Carmen Rotte/Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie