Nach dem Abschied von Professor Erich Barke übernimmt nun der ehemalige Herzchirurg und Transplantationsmediziner, Professor Dr. Axel Haverich, den Vorsitz von Lenkungskreis und Fachbeirat im Handlungsfeld Gesundheitswirtschaft. Zu diesem Anlass haben wir uns mit Professor Haverich zusammengesetzt und mit ihm einen Ausblick auf seine künftige Tätigkeit unternommen.
Prof. Dr. med. Axel Haverich hat rund fünf Jahrzehnte als Transplantationsmediziner und Herzchirurg gearbeitet und sich dabei unter anderem auf die Transplantationsforschung konzentriert. Im Fokus stand dabei auch das Thema nachwachsende Organe. Zu seinen Erfolgen zählt unter anderem die Entwicklung von mitwachsenden biologischen Herzklappen – ein Meilenstein in der Behandlung von Herzfehlern, vor allem bei Kindern.
Redaktion GesundheIT: Herr Haverich, wir freuen uns, Sie als neuen Vorsitzenden von Lenkungskreis und Fachbeirat Gesundheitswirtschaft willkommen zu heißen. Ein gutes halbes Jahrhundert waren Sie an der Medizinischen Hochschule Hannover, haben dort geforscht und gelehrt. Was hat Sie bei der Arbeit in einem Krankenhaus der Maximalversorgung am meisten bewegt?
Haverich: Die Patienten. Sie sind diejenigen, die uns morgens, mittags, abends und nachts am Operationstisch, auf der Intensivstation und im weiteren Verlauf auf der Normalstation bei Laune und bei Aktivität gehalten haben. Das ist der Grund, warum ich Arzt geworden bin. Nicht alles, was wir gemacht haben, war immer nur toll und es gab auch Defizite in unseren Behandlungsmöglichkeiten. Das hat uns in die Forschung getrieben, um bessere Implantate, bessere Verfahren und bessere Instrumente zu entwickeln, von denen dann die Patienten profitieren konnten.
Redaktion GesundheIT: Im Interview zu ihrem Abschied von der MHH haben Sie mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung auch angesprochen, wie sich die Medizin während Ihrer beruflichen Laufbahn weiterentwickelt hat. Heutzutage läuft vieles minimalinvasiv ab und Robotik-Systeme werden als Unterstützung eingesetzt. Wie sehen Sie die Medizin der Zukunft?
Haverich: Die Medizin der Zukunft – zumindest was die Chirurgie angeht – wird ganz sicher minimalinvasiv sein. Der Roboter wird zunehmend eine Rolle spielen. Und die Situation für den einzelnen Patienten wird sicherlich günstiger, was seine Prognose bzw. das Risiko der Operation angeht. Was mich an der Entwicklung der Medizin und im Besonderen der Chirurgie allerdings stört, ist, dass es sehr stark kommerzialisiert ist. Beispielsweise werden viele Eingriffe sozusagen auf Betreiben der Geschäftsleitungen motiviert, damit sich dadurch die ökonomische Situation des gesamten Krankenhauses verbessert. Das bedeutet: Nicht das Arzt-Patienten-Verhältnis und der tatsächliche Therapieplan stehen im Vordergrund.
Redaktion GesundheIT: Sie sind nun Vorsitzender des Lenkungskreises und des Fachbeirats und beraten die Metropolregion rund um medizinische Themen. Was haben Sie sich in dieser Funktion vorgenommen bzw. was möchten Sie erreichen?
Haverich: Das Wichtigste ist, glaube ich, dass wir die hier in der Region vorhandene Kompetenz hinsichtlich Gesundheit wahrnehmen – sei es in der Wirtschaft, in der ärztlichen Versorgung, in der Pflegeversorgung oder bei anderen technischen Berufen. Diese Kompetenz müssen wir sichtbarer machen und die Ausbildung und Studiengänge möglichst optimieren. Auf der gesundheitswirtschaftlichen Seite wird sich das, denke ich, etwas von den klassischen Produkten weg entwickeln. Also nicht mehr nur die neue Schere oder Pinzette, sondern hin zu mehr eHealth-Applikationen. Ich glaube auch, dass die ältere Bevölkerung künftig mehr Angelegenheiten über Apps abwickeln wird. Zum Beispiel auf der Informationsebene: Wo gehe ich hin? Soll ich das machen lassen? Ebenso wird das für die Nachsorge eine Rolle spielen. Ein ganz großes Potenzial sehe ich in der virtuellen Realität oder Augmented Reality. Ich glaube, da können wir im Bereich Schulungen im Krankenhaus und in den Praxen sehr viel machen und haben so auch die Möglichkeit, Ausbildungskonzepte besser und schneller vermitteln zu können.
Redaktion GesundheIT: Sie haben ja bereits in vielen verschiedenen Kommissionen und Fachgesellschaften Erfahrungen gesammelt. Was nehmen Sie daraus für die Metropolregion mit?
Haverich: Was ich immer wieder in allen Gremien merke, ist, dass die Erfahrungen, die man aus Gremium Nummer eins bis drei mitgebracht hat – allein, was die Umgebungsbedingungen für Medizin und Chirurgie sind oder für Medizinprodukte – gute Erfahrungen sind. Die lassen sich zwar nicht eins zu eins übertragen, aber mit diesem Erfahrungsschatz kann man dann vielleicht auch in den weiteren Gremien Impulse setzen, weil man so einen gewissen Überblick über das Gesamtsystem hat.
Redaktion GesundheIT: Sie schreiben in Ihrem Buch „Der menschliche Faktor“ über die positiven Auswirkungen von Virtual Reality auf Patienten. Auch für die Metropolregion GmbH gewinnt diese Technologie zunehmend an Bedeutung. Was könnten da künftige Behandlungsansätze bzw. -einsätze sein?
Haverich: Eigentlich habe ich immer gedacht, dass dieses Metaverse nichts für meine Generation ist. Aber wenn ich sehe, dass wir Patienten – gerade Schmerzpatienten, Rheumapatienten oder auch Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen – dadurch positiv beeinflussen können, und die Datenlage das auch stützt, dann ist das etwas ganz Wichtiges. Es gibt eine sehr gute Studie aus den USA – in dem Fall New York City – in der das Pflegepersonal während der COVID-Pandemie, einer Phase der Maximalbelastung, über virtuelle Realität auch in Entspannungsphasen hineingebracht wurde. Also ist VR nicht nur für Patienten, sondern tatsächlich auch für die Menschen, die am Patienten arbeiten, eine sehr gute Technologie, die eigentlich weiterentwickelt werden muss. Ich habe eine persönliche Erfahrung gemacht mit einer Patientin auf der Intensivstation, die seit drei Monaten mit einer ganz schlechten Prognose und einem sehr schweren Verlauf dort lag. Und da habe ich gesagt: „Jetzt versuchen wir das mal mit der virtuellen Realität.“ Wir haben sie dann damit in ein Kanu gesetzt in der Arktis. Anfangs dachten wir, dass es schwierig werden würde, aber als wir ihr die Brille absetzen wollten, hat sie gefragt, warum wir denn schon aufhören und wann sie die Brille noch einmal nutzen könne. Das zeigt einfach, dass auch eine – wie in diesem Fall etwa 65-jährige Frau – von dieser Technologie profitiert.
Redaktion GesundheIT: Was sind in Ihren Augen in der Gesundheitswirtschaft aktuell die größten Hürden, die überwunden werden müssen?
Haverich: Eigentlich sind es zwei. Die meisten, die in der Gesundheitswirtschaft arbeiten, klagen darüber, dass es so schwierig ist, neue Produkte auf den Markt oder an den Patienten zu bringen. Ich sage auf der anderen Seite als erfahrener Klinikarzt, dass aber viele Produkte vielleicht auch gar nicht das halten, was sie initial versprechen oder wofür sie in der Anfangsphase mal entwickelt worden sind. Also das Einführen neuer Produkte in die Medizin ist im Moment in Deutschland ganz sicher nicht einfach. Die allergrößte Hürde ist allerdings der Personalmangel. Und es wird immer von der Pflege gesprochen, da ist es am prominentesten. Aber in der Chirurgie ist es nicht viel besser. Zum Schluss waren von 50 Ärzten in meiner Abteilung über 30, die mit einer Migrationsgeschichte zu uns kamen. Das heißt, in die Chirurgie gehen die deutschen Studienabgänger nicht mehr rein. Und das betrifft nicht nur die Chirurgie und nicht nur die Medizinische Hochschule, es betrifft zum Beispiel die Anästhesie und vor allem die Flächenländer. Der Personalmangel ist das größte Problem überhaupt. Und hier müssen wir dringend Abhilfe schaffen und Ideen entwickeln, um das System aufrechtzuerhalten.
Redaktion GesundheIT: Was sehen Sie denn als Grund, dass es so viel Personalmangel in der Chirurgie oder Anästhesie gibt?
Haverich: In der aktuellen Arbeitsmarktsituation können sich Studienabgänger und Auszubildende ja quasi ihren Arbeitsplatz aussuchen. Und dann wählen sie nicht einen, bei dem sie möglicherweise um zwei Uhr morgens für sechs Stunden am Operationstisch stehen müssen. Zweitens gehen die Berufe, in denen aktuell Personalmangel herrscht, mit der meisten Verantwortung einher. Und ich habe viele Gespräche mit den Studierenden bei uns an der Medizinischen Hochschule geführt und gesagt: „Ihr habt Angst, die Verantwortung zu übernehmen.“ Denn wenn man sich nachts hinstellt für sechs Stunden und einen Patienten operiert und dann am nächsten Morgen feststellt, dass da etwas schiefgelaufen ist, dann steht man als Chirurg allein in der Verantwortung für Gelingen oder Nicht-Gelingen der Operation. Andererseits äußert sich nach der deutlichen Mehrzahl der Operationen ein Gefühl von Stolz über die eigene Leistung. Beim Nachwuchs überwiegt im Moment aber die Überlegung: Schaffe ich das hinsichtlich der Verantwortung? Und da müssen wir ansetzen – in der Pflege wie bei unserem ärztlichen Nachwuchs.
Redaktion GesundheIT: Und wie könnte dieses Problem im besten Fall gelöst werden?
Haverich: Twinning. Wir haben das mit zwei Personen gemacht, also quasi Pilot und Co-Pilot nebeneinander und eine längere Phase der Einarbeitung. Dass die jungen Chirurgen nicht so früh alleine gelassen werden, wie das bei uns früher der Fall war. Das waren schon sehr anstrengende Zeiten mit wenig Schlaf. Wir sind sicher zu jung in die Verantwortung gegangen. Aber ich denke, dass es hier gute Betreuungs- und kollegiale Konzepte gibt, um den jungen Menschen die Angst vor der alleinigen Verantwortung zu nehmen.
Redaktion GesundheIT: Nun zu einem anderen Thema. Die Metropolregion umfasst nicht nur mehrere Großstädte, sondern auch viele kleinere und mittlere Städte sowie den ländlichen Raum. Wo sehen Sie da bei der medizinischen Versorgung zurzeit den dringendsten Handlungsbedarf hinsichtlich des sogenannten Stadt-Land-Gefälles?
Haverich: Ich habe viel mit Politikern und Bürgermeistern von Stadt und Land gesprochen, natürlich auch mit Bürgerinnen und Bürgern, auch im familiären Umfeld. Für mich steht immer die Qualität der medizinischen Versorgung vor der Entfernung. Das ist sehr schwer zu vermitteln, besonders bei der älteren Bevölkerung, das weiß ich. Aber aus chirurgischer Perspektive müssen die wichtigen und großen Eingriffe dort vorgenommen werden, wo auch die entsprechende Erfahrung besteht. Und das bedeutet automatisch, dass solche Eingriffe nicht in kleinen Häusern auf dem Lande gemacht werden können. Das heißt, die Bevölkerung muss sich damit auseinandersetzen, dass es beispielsweise für Krebs- oder Herzoperationen möglicherweise längere Anfahrtswege gibt. Dafür wird dann aber eine qualitativ hochwertige Versorgung geleistet. Die Versorgung mit Blick auf Allgemein- und Fachärzte ist eine andere Situation. Aber auch hier bin ich der Meinung, dass eine gute Versorgung in 20 Kilometern Entfernung sinnvoller ist, als eine mäßige oder unregelmäßige Versorgung vor Ort. Und wenn wir den Blick über den großen Teich in die USA wagen, merken wir meist erst dann, was unsere Gesundheitsversorgung alles abdeckt, während der Zugang zu medizinischer Versorgung in den USA viel schwieriger ist.
Stadthagen startet im Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ unter dem Titel „Gesunde Stadt. Für alle.“. Wir duften mit Lars Masurek über die Pläne sprechen.
Redaktion GesundheIT: Herr Masurek, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Bewerbung für das dreijährige Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie in Stadthagen auf dem Weg zur vorsorgenden, gesunden Stadt und wo setzt das Förderprogram an?
Masurek: Angesichts des demographischen Wandels, des Fachkräftemangels und diverser, tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen hat die Entwicklung eines modernen Sozialwesens einen sehr großen Einfluss auf die Attraktivität unserer Stadt.
Bereits vor drei Jahren hat die Wirtschaftsförderung das Projekt ‚Living Care Lab Schaumburg‘ erfolgreich ins Leben gerufen und den Blick auf analoge wie digitale Innovationen in der Pflegewirtschaft gelenkt. Die Fokussierung auf das Pflegethema wird einer ganzheitlichen Betrachtung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft aber nicht gerecht.
Gesundheit ist ein gesellschaftlicher Megatrend, der sämtliche Lebensbereiche betrifft. Bei Gesunderhaltung und Prävention geht es einerseits um zeitgemäße, kommunale Daseinsvorsorge und andererseits um einen riesigen Wachstumsmarkt mit einem enormen Innovationspotenzial. So gesehen war die Hinwendung zu diesem Themenfeld recht naheliegend.
Redaktion GesundheIT: Sie legen einen Fokus auf das Gesundheits- und Sozialwesen. Können Sie in diesem Kontext den Quartiersansatz erläutern?
Masurek: Im Rahmen der Community Health-Diskussion rückt die Quartiersebene aktuell in den Fokus, denn das Quartier ist die sozialräumliche Bezugsebene der Menschen und für ihr Handeln. Je nach Zuschnitt kann das ein Straßenzug, ein Ortsteil oder ein Stadtviertel sein, wie beispielsweise die Innenstadt. Hier hält man sich auf, agiert und konsumiert. Das alles gilt vielfach auch für Aspekte des Gesundheits- und Sozialwesens.
Gleichwohl sind Quartiere sehr unterschiedlich, bezogen auf soziale Parameter, ihre Zentralität oder ihre Entwicklungsdynamik. Zu den Kernzielen der Quartiersentwicklung zählt es daher, analoge wie digitale Strukturen für Unterstützungs-, Pflege- und Beratungsservices zu schaffen, die den Bedarfen der Menschen entsprechen, die sich in dem jeweiligen Quartier aufhalten oder dort wohnen. Dem liegt im Übrigen auch unser Projektverständnis der ‚Teilhabe für alle‘ zugrunde, was auch in dem Projekttitel „Stadthagen. Gesunde Stadt. Für alle.“ deutlich wird.
Redaktion GesundheIT: Was wird nun als Erstes in die Hand genommen?
Masurek: Bei Gesunderhaltung, Prävention und Wohlbefinden sprechen wir von einem interdisziplinären Themenfeld. Die Vielfalt beteiligter Entwicklungstreiber ist dementsprechend groß, in Stadthagen kommen wir auf über 200 Stakeholder. Neben diversen Organisationen und ehrenamtlich Tätigen zählen kommerzielle Akteure dazu, wie Ärzteschaft, Therapeuten, Krankenkassen, die Pflegewirtschaft, der Ernährungs-, Sport- und Fitnessbereich und selbst Teile des Einzelhandels. Die prioritäre Aufgabe besteht also darin, diese heterogene Gruppe für das anstehende Projekt zu sensibilisieren. Es gilt zu erkennen, welch große sozialgesellschaftliche und ökonomische Bedeutung ein Zusammenwirken für Stadthagen und das Umland haben kann. Für Ende November ist eine erste größere Veranstaltung dazu geplant.
Redaktion GesundheIT: Stadthagen in 2025 – was ist bis dahin passiert?
Masurek: Konkret wollen wir in den nächsten Jahren ein umfangreiches Stakeholdernetzwerk aufbauen, die vorhandenen Services und Angebote bündeln sowie intensiv kommunizieren und im Zuge von Co-Creation-Prozessen neue zielgruppenspezifische Angebote entwickeln. Angesichts der geplanten Aktivitäten sind wir davon überzeugt, dass das Sozial- und Gesundheitswesen sein Potenzial als gesellschaftlicher und ökonomischer Entwicklungsmotor für unsere Region noch viel intensiver entfalten kann. Ich wünsche mir, dass die aktiv Beteiligten und die Bevölkerung bis dahin Gesundheit & Wohlbefinden als ein Unique Selling Point unserer Stadt bzw. für deren Entwicklung wahrnehmen.
Zur Person:
Lars Masurek leitet die Stabsstelle Wirtschaftsförderung bei der Stadt Stadthagen. Neben klassischen Themen, wie Bestandspflege und Ansiedlungsförderung, rückt die Wirtschaftsförderung unter dem Titel ‚START STADTHAGEN‘ einen langfristig angelegten Entwicklungsprozess in den Fokus ihrer Aufgaben und beschäftigt sich dabei mit den Bereichen Kreativität, Innovationen & neue Gründerkultur. Initiativen verschiedener Protagonisten in Stadthagen - darunter u.a. der Gründerwettbewerb, der Coworking Space ‚iKantine‘, die Business-Angel-Initiative ‚Start-Up-Stadthagen‘, das ‚Living Care Lab Schaumburg‘, die Transformation zur gesunden Stadt und der Innenstadtentwicklungsprozess ‚ReNEWsance‘ – tragen dazu bei, dass die Strategie ‚START STADTHAGEN‘ auch operativ sichtbar wird.
(umg / HAWK) Lauterbach hob besonders die einzigartige regionale Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen hervor, die als bundesweites Vorbild dienen sollte: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt. Das Konzept scheint schlüssig zu sein, praxisnahe Ausbildung an einen Fleck zusammenzubringen. Das ist insgesamt ein Weg, den man gehen muss.“
Lauterbach informierte sich insbesondere über die Bereiche Pflege und Hebammenwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, stellte dem Bundesminister das an der UMG und in Kooperation mit dem Gesundheitscampus Göttingen geplante Studienangebot „Praxisorientierte Pflegewissenschaft" vor: „Wir wissen, dass für Pflegekräfte eine berufliche Perspektive von zentraler Bedeutung ist. Gerade akademische Qualifizierungswege haben für die Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf eine extrem hohe Bedeutung. Wir müssen weitere Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten, sonst verlassen noch mehr Pflegekräfte ihren Beruf. Die Voraussetzungen für einen Studiengang ‚praxisorientierte Pflegewissenschaft‘ in Göttingen sind mit dem Standortvorteil einer universitären Medizin und mit dem Gesundheitscampus Göttingen geradezu ideal.“
HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy betonte: „Der Besuch von Bundesminister Lauterbach zeigt den Stellenwert und die Strahlkraft des Gesundheitscampus Göttingen und bestätigt einmal mehr, dass wir mit Unterstützung des Landes Niedersachsen auch bei der Weiterentwicklung des gemeinsamen Projektes auf dem richtigen Weg sind.“
Nach einem Rundgang durch die im November 2021 bezogenen Räumlichkeiten auf dem Sartorius-Quartier stellten Prof. Dr. Wolfgang Brück, Vorsitzender des Direktoriums des Gesundheitscampus Göttingen, und Prof. Dr. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit am Gesundheitscampus Göttingen, das Konzept, die Studienangebote, Forschungsprojekte und die internationalen Kooperationen des 2016 gestarteten Projektes rund 80 Gästen in der Sheddachhalle auf dem Sartorius-Quartier vor. Eingeladen waren Vertreter*innen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, aus der Politik, von Kooperationspartner*innen, dem Sartorius-Quartier, von UMG und HAWK sowie Studierende.
Bei der anschließenden Talkrunde diskutierte Lauterbach mit Expert*innen und Studierenden aktuelle Fragen der Fachkräfteausbildung und -gewinnung sowie über Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppen. Helle Dokken, Pflegedirektorin an der UMG, Tanja Lochter, Pflegedienstleiterin und Studentin Master Pflegemanagement an der Hochschule Hannover sowie Daniela Tschauner, Studentin Pflege dual, (8. Semester) am Gesundheitscampus vertraten das Themengebiet Pflege. Prof. Dr. Anne Kasper, Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft, Ciris Martins Simoes Goncalves von Strasser, 2. Semester, und Mania Huth, 4. Semester, Studentinnen der Hebammenwissenschaft, sprachen mit dem Bundesminister über Aufgaben und Ziele in ihrem Bereich.
Livestream von der Podiumsdiskussion
Quelle: Lauterbach: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt“ | Universitätsmedizin Göttingen (umg.eu)
Bildquelle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Skills Lab, dem Simulationskreißsaal. Foto: HAWK / Florian Aue
WEITERE INFORMATIONEN:
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Sabine zu Klampen
Pressesprecherin
Leiterin Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hohnsen 4
31134 Hildesheim
Telefon 05121 / 881-124
Mobil 0163 / 586 67 63
sabine.klampen@hawk.de
www.hawk.de
UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN, GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT
Stefan Weller
Leitung Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecher
Von-Siebold-Str. 3, 4. Etage, Bauteil A
37075 Göttingen
Briefpost: 37099 Göttingen
Telefon 0551 / 39-61020
stefan.weller@med.uni-goettingen.dehttp://www.umg.eu
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach zu Besuch am Gesundheitscampus Göttingen
(umg / HAWK) Lauterbach hob besonders die einzigartige regionale Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen hervor, die als bundesweites Vorbild dienen sollte: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt. Das Konzept scheint schlüssig zu sein, praxisnahe Ausbildung an einen Fleck zusammenzubringen. Das ist insgesamt ein Weg, den man gehen muss.“
Lauterbach informierte sich insbesondere über die Bereiche Pflege und Hebammenwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, stellte dem Bundesminister das an der UMG und in Kooperation mit dem Gesundheitscampus Göttingen geplante Studienangebot „Praxisorientierte Pflegewissenschaft" vor: „Wir wissen, dass für Pflegekräfte eine berufliche Perspektive von zentraler Bedeutung ist. Gerade akademische Qualifizierungswege haben für die Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf eine extrem hohe Bedeutung. Wir müssen weitere Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten, sonst verlassen noch mehr Pflegekräfte ihren Beruf. Die Voraussetzungen für einen Studiengang ‚praxisorientierte Pflegewissenschaft‘ in Göttingen sind mit dem Standortvorteil einer universitären Medizin und mit dem Gesundheitscampus Göttingen geradezu ideal.“
HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy betonte: „Der Besuch von Bundesminister Lauterbach zeigt den Stellenwert und die Strahlkraft des Gesundheitscampus Göttingen und bestätigt einmal mehr, dass wir mit Unterstützung des Landes Niedersachsen auch bei der Weiterentwicklung des gemeinsamen Projektes auf dem richtigen Weg sind.“
Nach einem Rundgang durch die im November 2021 bezogenen Räumlichkeiten auf dem Sartorius-Quartier stellten Prof. Dr. Wolfgang Brück, Vorsitzender des Direktoriums des Gesundheitscampus Göttingen, und Prof. Dr. Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit am Gesundheitscampus Göttingen, das Konzept, die Studienangebote, Forschungsprojekte und die internationalen Kooperationen des 2016 gestarteten Projektes rund 80 Gästen in der Sheddachhalle auf dem Sartorius-Quartier vor. Eingeladen waren Vertreter*innen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, aus der Politik, von Kooperationspartner*innen, dem Sartorius-Quartier, von UMG und HAWK sowie Studierende.
Bei der anschließenden Talkrunde diskutierte Lauterbach mit Expert*innen und Studierenden aktuelle Fragen der Fachkräfteausbildung und -gewinnung sowie über Herausforderungen der jeweiligen Berufsgruppen. Helle Dokken, Pflegedirektorin an der UMG, Tanja Lochter, Pflegedienstleiterin und Studentin Master Pflegemanagement an der Hochschule Hannover sowie Daniela Tschauner, Studentin Pflege dual, (8. Semester) am Gesundheitscampus vertraten das Themengebiet Pflege. Prof. Dr. Anne Kasper, Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft, Ciris Martins Simoes Goncalves von Strasser, 2. Semester, und Mania Huth, 4. Semester, Studentinnen der Hebammenwissenschaft, sprachen mit dem Bundesminister über Aufgaben und Ziele in ihrem Bereich.
Livestream von der Podiumsdiskussion
Quelle: Lauterbach: „Der Gesundheitscampus hat mich sehr überzeugt“ | Universitätsmedizin Göttingen (umg.eu)
Bildquelle: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Skills Lab, dem Simulationskreißsaal. Foto: HAWK / Florian Aue
WEITERE INFORMATIONEN:
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Sabine zu Klampen
Pressesprecherin
Leiterin Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hohnsen 4
31134 Hildesheim
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UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN, GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT
Stefan Weller
Leitung Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecher
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37075 Göttingen
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Telefon 0551 / 39-61020
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Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den Neubau und die Förderinvestitionen des Landes Niedersachsen? Welche Auswirkung wird der Neubau auf die aktuelle medizinische Versorgungslage in der Region haben? Und wie hat das Krankenhaus die Belastungen in der Pandemie gemeistert? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt beim Kurzbesuch des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und den Braunschweiger Landtagskandidaten Julia Retzlaff und Christoph Bratmann.
Man sei auf der Zielgeraden, aber die nächste Etappe stünde bereits bevor, fasste Bauleiter Jörg Kittner die weitere Umsetzung der Bauabschnitte zusammen. Die Fertigstellung des Neubaus werde noch dieses Jahr erfolgen, im Anschluss zögen die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, die Klinik für Innere Medizin sowie die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in den Neubau um und die geräumten Bereiche in den Bestandsbauten würden modernisiert. Wichtig seien dabei die Mittel des Landes gewesen. Hans-Heinrich Seeliger (Stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender) und Ingo Beese (Finanzvorstand) wiesen hierbei auf die Bedeutung der Landesförderung hin. „Das Land Niedersachsen fördert die Baumaßnahmen am Krankenhaus Marienstift bisher mit rund 27 Millionen Euro. Weitere vier Millionen Euro wurden in der Krankenhausplanung 2022 für das Haus genehmigt“, so Beese.
Beim Gang durch die zukünftige Wöchnerinnen-Station und die OP-Säle zeichneten Dr. Udo Rudolf Schwippel (Ärztlicher Direktor Marienstift) und Rosemarie Ölschlager (Pflegedirektorin Marienstift) die Bedeutung und Umsetzung der Umstrukturierung der Funktions- und Pflegebereiche nach. Man sei durch den Neubau in der Lage, den Patient:innen künftig komplexe medizinische Leistungen sehr modern, hochwertig und komfortabel anzubieten.
„Das Krankenhaus Marienstift nimmt eine wichtige Rolle im regionalen Versorgungsnetzwerk der esn ein“, verdeutlichte Ingo Beese. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass das Haus gestärkt wird und dass neben der allgemeinen Bevölkerung auch die uns anvertrauten Menschen noch besser versorgt werden können.“
Quelle: Stephan Weil besichtigt Neubau des Krankenhauses Marienstift | ESN (netzwerk-esn.de)
Das Life Science Valley in Göttingen erhält ab Juli 2022 bis Ende 2024 eine Projektförderung von insgesamt fünf Millionen Euro. Davon stehen zwei Millionen zum Aufbau des Hightech-Inkubators zur Verfügung, und drei Millionen gehen als direkte Förderung an 16 Start-up-Teams. Damit werden Gründer dabei unterstützt, ihre Ideen in erfolgreiche Geschäftsmodelle mit technologischem Life-Science-Schwerpunkt umzusetzen.
Neben den finanziellen Zuwendungen stehen den Start-ups vor allem Venture Manager als Sparring- und Ansprechpartner zur Verfügung. Gepaart wird dies mit einer bedarfsgerechten Unterstützung, etwa bei der Entwicklung von Geschäftsideen und Business Plans oder bei der Identifizierung von Kooperationspartnern. Zudem bieten die Räumlichkeiten des Gründungspartners Life Science Factory den jungen Unternehmen voll ausgestattete Labore und eine Prototyping Area sowie Co-Working-Flächen zur Vernetzung und zum Austausch. Aufgrund der hohen gesellschaftlichen Relevanz und enormen wirtschaftlichen Potenziale von Unternehmen in den Lebenswissenschaften soll der Aufbau des Hightech-Inkubators erhebliche langfristige Effekte für die Entwicklung der Region auslösen.
Landesförderung für Hightech-Inkubatoren
Mit insgesamt 35 Millionen Euro fördert das Land Niedersachsen die Implementierung und den Betrieb von landesweit acht Hightech-Inkubatoren mit den Ausrichtungen Quantentechnologien, Smart Mobility, Life Science, Smart Information Technologies, Digital GreenTech sowie Farm, Food und Künstliche Intelligenz. Das Land verfolgt dabei das Ziel, hochwertige Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und damit Wachstum und Sicherheit für alle zu generieren.
Bildquelle: Live Science Valley
Mit dem Zusammenschluss zum CCC-N im November 2019 nutzen die Universitätsmedizin Göttingen und die Medizinische Hochschule Hannover ihre Synergien und stärken die Krebsmedizin in Niedersachsen, um für ein gemeinsames Ziel einzutreten: Patient*innen nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen noch besser zu versorgen und innovative Krebsforschung voranzutreiben. Wir durften bereits vor einem Jahr, zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Förderung des CCC-N als onkologisches Spitzenzentrum, mit Prof. Ellenrieder und Prof. Hillemanns sprechen (Link zum Interview hier). Heute, ein Jahr später, sind wir erneut im Gespräch.
GesundheIT: Vor einem Jahr haben wir über die digitale Transformation der Onkologie gesprochen – gibt es hier bereits Fortschritte zu verzeichnen?
Hillemanns: Die größten Fortschritte werden nach wie vor im Bereich der Diagnostik und Entscheidungsunterstützung erzielt. Dazu zählen die Digitalisierung pathohistologischer Präparate im Routineeinsatz der Krankenversorgung mit Einsatz künstlicher Intelligenz, die Erstellung maschinenlesbarer strukturierter Befunde, mit denen Daten ohne Zwischenschritt fehlerfrei an das zentrale Datenregister übergeben werden können oder die softwaregestützte teilautomatisierte Datenrecherche beim Molekularen Tumorboard. Zur Unterstützung unserer Tumorkonferenzbesprechungen haben wir virtuelle datenschutzkonforme Lösungen geschaffen, so dass externe Partner und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unkompliziert an den Besprechungen teilnehmen können.
Wir arbeiten stetig und intensiv an der Vernetzung der Tumordokumentation mit klinischen Informationssystemen und Kommunikationsplattformen, über die wir sicher und geschützt verschiedene Daten austauschen können. Das ermöglicht optimierte klinische Prozesse, stellt Entscheidungshilfen zur Verfügung und unterstützt unsere Forschungsaktivitäten. Wir sind beispielsweise seitens des CCC-N nun nahezu vollständig an die Clinical Communication Plattform (CCP) des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) angebunden. Die CCP dient hier als „Datendrehscheibe“ und vernetzt als IT-Infrastruktur alle dazugehörigen Standorte des Konsortiums und ermöglicht es Forschenden durch einen gemeinsamen Datenpool zum Beispiel Machbarkeitsschätzungen für klinische Studien durchzuführen.
GesundheIT: Sie arbeiten am Aufbau und der Weiterentwicklung spezialisierter und qualitätsgesicherter Strukturen für die Versorgung von Krebspatienten in der Region, u.a. im Rahmen eines Molekularen Tumorboards – was bedeutet das?
Hillemanns: Die molekulare Diagnostik nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Es eröffnet uns in der Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten neue Therapieoptionen. Häufig liegt jedoch noch keine erforderliche Evidenzlage vor, daher muss eine patientenindividualisierte Therapieempfehlung von einem Expertengremium erfolgen. Aus diesem Grund bauen wir derzeit an beiden CCC-N Standorten ein sogenanntes Zentrum für Personalisierte Medizin, ZPM, auf. Ziel dieser Zentren ist es, Patientinnen und Patienten mit seltenen oder fortgeschrittenen Erkrankungen, für die Leitlinienbehandlungen fehlen oder bei denen die vorherige Behandlung erfolglos war, personalisierte Therapien zukommen zu lassen. Das Molekulare Tumorboard ist hier das zentrale Instrument. Gemeinsam mit anderen ZPM bilden wir das Deutsche Netzwerk Personalisierte Medizin, kurz DNPM. Durch die gebündelte Expertise an den unterschiedlichen Standorten schaffen wir die Voraussetzung, die bestmögliche Therapieentscheidung, basierend auf der aktuell vorliegenden Evidenz für die Patientinnen und Patienten zu treffen.
GesundheIT: Sie haben kürzlich das Klaus-Bahlsen-Zentrum für integrative Onkologie eröffnet, herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet das für die Versorgung von Krebspatient*innen in einem Flächenland wie Niedersachsen? Wie gehen Sie diese Herausforderung weiter an?
Hillemanns: Die integrative Onkologie und Fragen zu Verfahren aus diesem Bereich sind mittlerweile regelmäßiger Bestandteil in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten geworden. Integrative Onkologie verbindet naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapien mit konventioneller Onkologie. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen zu lindern sowie die bestmögliche Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von an Krebs erkrankten Menschen. Im Mittelpunkt steht dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der neben körperlichen Aspekten auch psychische oder soziale Probleme berücksichtigt. Neben der Ausgestaltung von Betreuungsangeboten wollen wir die wissenschaftliche Evaluation der integrativen Onkologie intensivieren und neue Projekte in dem Bereich anstoßen – insbesondere die Patientenpartizipation in der klinischen Forschung ausbauen. Ziel ist es, das gesamte Spektrum der onkologischen Versorgung auf evidenzbasierter Grundlage zu entwickeln. Seriöse komplementäre Medizin ist nur dann möglich, wenn sie auf wissenschaftlichen evidenzbasierten Erkenntnissen beruht. Nur so können informierte Entscheidungen für oder gegen komplementäre Therapieformen getroffen werden. Das Zentrum leistet hier einen Beitrag.
GesundheIT: Wo liegt Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt? Wohin muss sich die Krebsforschung bis 2030 entwickeln?
Hillemanns: Unser Leitmotiv „Präzision und Sorgfalt in Krebsforschung und -behandlung“ spiegelt sehr gut unsere Kernforschungsschwerpunkte wider: So ist Präzision in der Krebsbehandlung vor allem durch eine umfassende individuelle Vorhersage möglich. Forschungsaktivitäten im Bereich Genomdynamik und Immunregulation bei Behandlungsresistenzen verfolgen das Ziel, ein besseres molekulares Verständnis von Resistenzen zu bekommen und therapeutische Strategien zur Überwindung dieser Resistenzen zu entwickeln. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Infektion und Krebs. Hier untersuchen wir die Krebsentstehung durch sogenannte onkogene Viren. Unsere Forschungsprojekte zu stratifikationsbasierter Therapie und Vorhersage unerwünschter Nebenwirkungen kombinieren das Verständnis genetischer und zellulärer Vorgänge in den Krebszellen mit der Entwicklung darauf ausgerichteter Therapieansätze und Reduktion von Nebenwirkungen. Zu den weiteren Schwerpunkten zählen die Bereiche Versorgungsforschung, die palliative und psychosoziale Versorgung sowie Forschungsaktivitäten in der Bildgebung und bildgestützter Interventionen in der Onkologie.
Fortschritte in der Krebsforschung und damit auch in der späteren Behandlung werden mit vielen kleinen Schritten erkämpft. Wichtig ist, im Labor gewonnene innovative Erkenntnisse möglichst rasch Patientinnen und Patienten in Form verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zugutekommen zu lassen.
Weiterhin haben wir auch einen Forschungsschwerpunkt in der Prävention: mit der sogenannten HANSE-Studie bei Lungenkarzinomen und der HaSCo-Studie bei Gebärmutterhalskrebs.
GesundheIT: Wie schätzen Sie die Entwicklung prädiktiver Ansätze zur Absenkung von Eintrittswahrscheinlichkeiten im Rahmen personalisierter Medizin ein?
Hillemanns: In den letzten Jahren hat sich die Systemtherapie in der Krebsmedizin erheblich geändert. Bei vielen Tumorentitäten lässt sich schon in der voroperativen oder auch intraoperativen Gewebeprobe eine sehr feine Charakterisierung des Krebses erzielen. Durch diese Tumorcharakterisierung beschränkt sich die Therapie nicht mehr auf die klassische Trias von operieren, bestrahlen und Chemotherapie. Prädiktive Marker erlauben eine zielgerichtete, das heißt auf die jeweilige Erkrankung und Mensch personalisierte Therapie, die in vielen Fällen mit besserer Wirkung und weniger Nebenwirkungen verbunden ist. Diese rasante Dynamik wird zunehmen.
GesundheIT: Das CCC-N steht mit der OnkoAkademie auch für eine intensive Förderung des Nachwuchses in verschiedenen Bereichen der Krebsmedizin und für unterschiedliche Berufsgruppen. Welche Angebote gibt es und wie werden diese angenommen?
Hillemanns: Unsere vergleichsweise junge OnkoAkademie verfolgt ein innovatives, ganzheitliches Bildungskonzept für Niedersachsen: Patientinnen und Patienten, Interessierte, medizinische und wissenschaftliche Berufsgruppen sowie Studierende erhalten Zugang zu Informationen, erfahrenen Projektteams, Infrastruktur und Schlüsseltechnologien. Dabei ist es uns wichtig, alle onkologisch Interessierten einzubeziehen. Mit regelmäßigen Veranstaltungen, Aktionstagen und festen Veranstaltungsreihen richten wir uns beispielsweise speziell an Krebs erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. Für alle, die an der Versorgung onkologischer Patientinnen und Patienten beteiligt sind, bietet wir verschiedene Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen an wie Qualitätszirkel, Symposien oder Kurse zur klinischen Fortbildung. Für wissenschaftliches Personal werden seit diesem Jahr in regelmäßigen Abständen Journal Clubs durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Vortragsreihe, die den Austausch zwischen den Forschenden der MHH und der UMG fördern soll. Zudem verfügen wir über Förder- und Beratungsmöglichkeiten für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs, Forschungskollegs oder Frauenförderungsprogramme. Studierende der Humanmedizin und der Biowissenschaften können verschiedene Wahlfächer belegen. Schrittweise werden auch Blended-Learning-Modelle in allen onkologischen tätigen Bereichen integriert. Angehende Naturwissenschaftler*innen finden an unseren Standorten verschiedene Bachelor-, Master und Promotionsprogramme.
GesundheIT: Worin wünschen Sie sich vom metropolregionalen Verbund Unterstützung und was werden Sie einbringen?
Hillemanns: Die Krebsmedizin hat in Niedersachsen mit der Auszeichnung zum onkologischen Spitzenzentrum einen besonderen Stellenwert eingenommen. Damit einher geht der Auftrag das Thema Onkologie weiter zu fördern und zu vertiefen. Innovative Entwicklungen aus der Grundlagenforschung brauchen einen sogenannten translationalen Ansatz. Diese Umsetzung gelingt nur mit Public-private-Partnership. Das Ziel ist die Etablierung eines Standortübergreifenden interdisziplinären Zentrums für klinische Krebsforschung (IZKKF Niedersachsen), um standortübergreifend ein gemeinsames strukturiertes Forschungsförderungsinstrument der Universitätsklinika in Niedersachsen zu schaffen. Hierfür brauchen wir die Unterstützung und die enge Vernetzung mit dem metropolregionalen Verbund um für die biomedizinische Krebsforschung in Kooperation mit klinischen Disziplinen und wissenschaftlichen Grundlagenfächern die notwendigen Impulse zu geben.
GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Dr. Hillemanns.
„Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression“
Prof. Dr. Rainer Blasczyk, Projektleiter Invisible Organs
Gentechnische Organmodifikation zur Vermeidung einer Abstoßung – der Innovationsverbund Invisible Organs geht neue Wege in der Transplantationsmedizin: modifiziert wird das Spenderorgan, nicht die Empfänger*innen. Gefördert durch die Europäische Union und das Land Niedersachsen und kürzlich für den Innovationspreis Niedersachsen 2022 nominiert, freuen wir uns heute mit Projekteiter Prof. Dr. med. Rainer Blasczyk von der Medizinischen Hochschule Hannover unter anderem über das Projekt, die Vorteile eines unsichtbaren Organs, den Innovationsverbund und die Praxisreife zu sprechen.
GesundheIT: Unsichtbare Spenderorgane – was bedeutet das in 3 Sätzen?
Blasczyk: Invisible Organs sind ein vollkommen neuer Ansatz, um das Problem der Abstoßung nach Organtransplantation zu lösen. Diese weltweit einzigartige Behandlungsmethode macht das Transplantat immunologisch unsichtbar, indem die Gewebemerkmale ex vivo gentechnisch dauerhaft ausgeschaltet werden. Dadurch fehlen die Zielstrukturen für die immunologische Abstoßung, so dass das Organ durch das Immunsystem der Empfänger*innen nicht mehr als fremd erkannt werden kann.
GesundheIT: Was sind die Vorteile eines IO für den Empfangenden?
Blasczyk: Organabstoßung und Immunsuppression sind die Hauptprobleme der Transplantation. Diese Problematik ist seit Jahrzehnten ungelöst. Die Immunsuppression ist mit schweren Nebenwirkungen verbunden, insbesondere mit Infektionen und Malignomen. Transplantation muss daher neu gedacht werden, um Fortschritte zu erzielen.
Unsere Vision ist die Transplantation ohne Immunsuppression. In unserem Innovationsverbund haben wir dafür einen komplett neuen Ansatz entwickelt: die Tarnkappen für Organe. Anstatt einer Immunsuppression beim Organempfänger wird eine immunologische Unsichtbarkeit des Spenderorgans erzeugt. Diese disruptive Innovation bietet eine neue Dimension in der Organtransplantation: Unsichtbare Organe statt lebenslange Immunsuppression.
Durch einen gendersensitiven Ansatz wird zudem die bisher bestehende Benachteiligung von Frauen in der Transplantation beseitigt. Denn Frauen sind durch vorangegangene Schwangerschaften und dadurch bedingte Immunisierungen gegen Gewebemerkmale bei Transplantationen erheblich benachteiligt. Diese Benachteiligung wird durch die Invisible Organs aufgehoben, da die Gewebemerkmale der Organe ausgeschaltet werden.
GesundheIT: Inwiefern profitiert Ihre Forschung vom Innovationsverbund der MHH, LUH und FH? Wie greifen die Teilprojekte ineinander?
Blasczyk : Die Technologie der Invisible Organs ist komplex. Die gentechnische Modifikation der Organe erfolgt ex vivo in einer Maschine, die in der Lage sein muss, das Organ am Leben zu erhalten und zuverlässig die verschiedenen Bedingungen herzustellen, die für die gentechnischen Verfahren erforderlich sind. Dazu sind sowohl Kompetenzen in der Transplantationsmedizin und in der Gentechnik als auch in der Medizintechnik erforderlich. Das erste liefert die MHH, das zweite die HsH.
Die Anwendung moderner Technologie muss aber auch immer die Ökonomie im Blick haben, um eine nachhaltige Teilhabe erreichen zu können. Daran arbeitet die LUH und analysiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Möglichkeiten der Re-Finanzierung. Zusätzlich schaffen die gender- und diversitätssensiblen Effekte der unsichtbaren Organe eine medizinische Perspektive für alle.
GesundheIT: Wenn alles klappt, wann rechnen Sie mit dem Einsatz von IO in der medizinischen Praxis?
Die Vision des Innovationsverbundes aus MHH, HsH und LUH wird durch die Ausgründung der Allogenetics GmbH in Hannover in die medizinische Praxis umgesetzt. Allogenetics wird diese Innovation durch VC-Finanzierung weltweit etablieren und die erste Vektorproduktionsanlage Niedersachsens aufbauen. Die präklinischen Untersuchungen sind für die Lungentransplantation bereits sehr erfolgreich abgeschlossen worden. Die erste klinische Studie soll daher mit gentechnisch modifizierten, unsichtbaren Lungen in voraussichtlich zwei Jahren starten.
GesundheIT: Wie können weitere Partner aus der Metropolregion in Ihrer Forschung unterstützen?
Die weltweit einzigartige Innovation der Invisible Organs ist im Handlungsfeld Gesundheit der Metropolregion angesiedelt und verbindet die Bereiche Life Science und Medizintechnik. Die Kombination aus Gen- und Medizintechnik ist ein komplett neues Gebiet, das für die niedersächsische Metropolregion eine außergewöhnlich große Chance bietet, sich als deutschland- und europaweite Referenzregion zu etablieren. Die Metropolregion kann dazu beitragen, die Vernetzung von Menschen, Unternehmen und Wissenschaft zu unterstützen, um Teilprojekte mit synergistischen Effekten zu identifizieren. Dies kann in allen Sektoren erfolgen und wäre insbesondere bei Human Resources, GMP-Produktion und VC-Kapital von großer Bedeutung.
GesundheIT: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Prof. Blasczyk.
Mehr über Invisible Organs unter https://www.invisibleorgans.de/
„Unsere Studie ist ein wichtiger Baustein für die Literatur, da wir sehr wenig darüber wissen, was mit Patient*innen-Bewertungen in Kliniken passiert. Diese Lücke schließt PASOME“
Martin Emmert, Universität Bayreuth, Projektpartner PASOME
Die Hochschule Hannover und die Universität Bayreuth haben gemeinsam mit ihren Projektpartnern* drei Jahre lang die Patientenzufriedenheit in den sozialen Medien untersucht und Handlungsempfehlungen für Kliniken entwickelt (wir berichteten hier). Die Handlungsempfehlungen beinhalten die Bereiche Prüfung, Einleitung und Erläuterung, Reaktionsgeschwindigkeit, Danke und Entschuldigung, Inhalt, Kontakt und Verweise, Management, Beendigung und Schulung und sind hier im Detail abrufbar: http://www.public-reporting.wp.hs-hannover.de/wp-content/uploads/2021/12/Handlungsempfehlung-Online-Patienten-Feedback-2021-12-20.pdf
Grundlage für die Handlungsempfehlungen sind:
Auf der Abschlussveranstaltung am 23. Juni wurden die Ergebnisse vorgestellt und darüber diskutiert, welche Rolle Patientenerfahrungen und Krankenhausbewertungen in den sozialen Medien für das Public Reporting und die Qualitätstransparenz im Gesundheitswesen haben können. Wir durften mit Prof. Uwe Sander, Projektleiter von der Hochschule Hannover im Nachgang sprechen.
GesundheIT: Herr Prof. Sander, wie kam es zum Projekt und der Kooperation mit der Universität Bayreuth?
Sander: Mit Prof. Dr. Martin Emmert, der inzwischen an der Universität Bayreuth forscht und lehrt, besteht im Forschungsverbund Public Reporting seit mehr als zehn Jahren eine Kooperation. Ziel ist, die Potenziale der Qualitätstransparenz und Patientenzentrierung im Gesundheitswesen zu fördern.
GesundheIT: Social Media ist als Kommunikations- und Interaktionsplattform aus dem patientenorientierten (ambulanten) Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Wo sehen Sie Vor- und Nachteile für Gesundheitseinrichtungen?
Sander: Die Vorteile der Verwendung von Erfahrungsberichten und Bewertungen von Patient*innen und Angehörigen in den sozialen Medien und auf Bewertungsplattformen sind a) kostenlose Verfügbarkeit, b) Aktualität c) Konkretheit und Unmittelbarkeit der berichteten Erfahrungen, d) Eignung als Ergänzung zu systematischen Patientenzufriedenheitsbefragungen und Ergebnisse von medizinischen Qualitätssicherungsverfahren, e) Nutzungsmöglichkeit für Anregungen zu Verbesserungsmaßnahmen im Krankenhaus (Prozessoptimierung) f) Potenzial einer erheblichen positiven Auswirkung auf die Krankenhaus-Reputation.
Die Nachteile sind a) fehlende Repräsentativität der Erfahrungsberichte und Bewertungen, b) geringe Informationen über die Verfasser, c) Verzerrung von Bewertungsmaßstäben (überwiegend sehr gute oder sehr schlechte Bewertungen), d) Manipulationsmöglichkeiten und e) fehlende oder geringe Moderation von Erfahrungsberichten mit dem Ziel, unter anderem Schmähkritik, diffamierende Äußerungen, falsche Tatsachenbehauptungen, unzulässige Verallgemeinerungen und Preisgabe personenbezogener Daten zu verhindern.
Patientinnen und Angehörige möchten Feedback online an das behandelnde Krankenhaus zu einem selbst gewählten Zeitpunkt geben, in eigenen Worten und anonym. Gemeinsam mit Praktiker*innen, insbesondere Qualitätsmanager*innen in Krankenhäusern, wurde diskutiert, wie Patient*innenerfahrungen für die Verbesserung von Reputation und Qualität von Krankenhäusern verwendet werden können. Krankenhäuser haben zahlreiche Probleme, die verhindern, Erfahrungsberichte ihrer Patientinnen und von deren Angehörigen im Internet gezielt für Reputations‐ und Qualitätsverbesserungen nutzen zu können.
GesundheIT: Zentrale Ergebnisse: Was empfehlen Sie Gesundheitseinrichtungen im Umgang mit Patient*innen-Bewertungen?
Sander: Patient*innen und deren Angehörige, die einen Erfahrungsbericht über ihren Krankenaufenthalt verfassen, erwarten in der Regel, dass dieser Bericht von denjenigen gelesen wird, die für die medizinische Behandlung verantwortlich sind. Sie wünschen eine Reaktion, indem Mitarbeiter*innen des Krankenhauses auf die Rückmeldung der Patient*innen und Angehörigen angemessen und öffentlich antworten. Falls Anregungen und Kritikpunkte geäußert wurden, wird gewünscht, dass Verbesserungsmaßnahmen seitens des Krankenhauses erwogen und wenn möglich initiiert werden. Hierüber möchten Patient*innen und deren Angehörige öffentlich informiert werden, also auf der Plattform, auf der der Erfahrungsbericht ist.
GesundheIT: Public Reporting - sollte die Beantwortung und Auswertung zur Standardressource in Gesundheitseinrichtungen werden?
Sander: Die Auswertung und Beantwortung von Erfahrungsberichten über den Krankenaufenthalt ist nur einer von mehreren Aspekten des Public Reportings und somit nur eine von vielen Aufgaben für das Qualitätsmanagement von Krankenhäusern. Aufgrund der Potenziale von Erfahrungsberichten für die Reputation, Darstellung der Patientenzentrierung und Qualitätsverbesserung für Krankenhäuser sollte in den Häusern eine strukturierte Beschäftigung damit und die Festlegung diesbezüglicher organisatorischer Abläufe erwogen werden.
GesundheIT: Gibt es Unterschiede im Umgang mit Patient*innen-Feedback im internationalen Vergleich?
Sander: Während in den USA zahlreiche wegweisende Studien zu dem Thema veröffentlicht wurden, sind im staatlichen Gesundheitssystem in Großbritannien sowie in Australien und Irland die konkreten Nutzungen von Erfahrungsberichten für die Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung in Krankenhäusern am weitesten fortgeschritten. In diesen Ländern wurde ein professioneller Online-Feedback-Service für Krankenhäuser und Patient*innen eingerichtet, der in Großbritannien inzwischen mehr als 500.000 Erfahrungsberichte umfasst und mehr als 12.000 Krankenhausmitarbeiter*innen involvierte.
Das Projekt PASOME ist nun nach dreijähriger Laufzeit abgeschlossen.
GesundheIT: Was wünschen Sie sich für die weitere Verwendung der Studienergebnisse nach Projektabschluss? Gibt es weitere Pläne? Wie kann die Metropolregion GmbH weiterhin unterstützen?
Sander: Wir planen, unsere Ergebnisse in Fachzeitschriften zur Diskussion zu stellen und stehen gerne als Ansprechpartner für Krankenhäuser der Region zur Verfügung. Gemeinsam mit weiteren Partnern soll die Möglichkeit untersucht werden, einen professionellen Online-Feedback-Service für Krankenhäuser und Patient*innen nach britischem Vorbild zu entwickeln. Damit würde das Potenzial von Erfahrungsberichten für die Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung in Krankenhäusern künftig besser verfügbar werden.
GesundheIT: Vielen Dank, Herr Prof. Sander.
*Hochschule Hannover, Fakultät III / Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) / Qualitätsinitiative – Niedersächsischer Verein zur Förderung der Qualität im Gesundheitswesen e.V. (QI) / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg / Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH / Techniker Krankenkasse Niedersachsen
Am 11. Juni 2022 wurde die Virologin Professorin Melanie Brinkmann mit dem ScienceHero Preis ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die Konferenz Biologischer Fachbereiche Menschen und Organisationen, die für gute Lehre und kreative Forschung stehen. Verliehen wurde der Preis bei der Plenartagung des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages, der diesmal in Braunschweig stattfand.
Melanie Brinkmann ist Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig und leitet am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) die Forschungsgruppe „Virale Immunmodulation“. Sie hat unter anderem zur Verbreitung von SARS-CoV-2 über Aerosole geforscht. Mit dem ScienceHero-Preis wird vor allem ihre Rolle in der Wissenskommunikation und beim Wissenstransfer während der Corona-Pandemie honoriert.
„Sie macht das, was ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin, machen sollte: Mit dem Wissen in die Öffentlichkeit gehen, die Politik beraten, gewissenhaft, neutral und sachlich. Frau Professorin Brinkmann hat das brillant erfüllt. Unsere Preis-Entscheidung fiel deshalb, einfach gesagt, zwangsnotwendig auf sie: Sie ist unser Science Hero“, sagt Professor Robert Hänsch, Beiratsmitglied der Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) und stellvertretender Sprecher des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT) in seiner Laudatio.
Zur Person
Melanie Brinkmann studierte Biologie in Göttingen, London und Berlin, und schloss ihre Promotion unter der Betreuung von Prof. Dr. Thomas F. Schulz am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover/Universität Hannover ab. Danach ging sie mit einem DFG-Forschungsstipendium als Postdoktorandin an das Labor von Prof. Dr. Hidde L. Ploegh an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge, USA. Dort erforschte sie viereinhalb Jahre lang die angeborene Immunantwort, die eine essentielle Rolle bei der Erkennung viraler Infektionen spielt. 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Seit 2018 ist sie Professorin am Institut für Genetik an der TU Braunschweig mit dem Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ und forscht an der Interaktion zwischen Viren und dem Immunsystem. Professorin Brinkmann ist stellvertretende Vorsitzende des Expert*innenrats der Bundesregierung, Beiratsmitglied des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (LIV) in Hamburg und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Virologie (GfV).
Über den Preis
Die Konferenz Biologischer Fachbereiche vergibt den Preis seit 2015. Ausgezeichnet werden damit Personen und Organisationen, die Probleme im Bereich der Biowissenschaften durch gute Lehre und kreative Forschung aufgezeigt oder gelöst haben. Bisherige Preisträger waren Prof. Axel Brennicke (Universität Ulm) für seine „Ansichten eines Profs“ im Laborjournal, Prof. Reinhard Paulsen (KIT) für sein Engagement bei der Gründung der KBF und der Entomologische Verein Krefeld, der eine vielbeachtete Studie über das Insektensterben erarbeitete.
Über KBF und MNFT
Die Konferenzen der Fachbereiche widmen sich der interuniversitären Kommunikation in den jeweiligen Fachbereichen. Die Biologischen Fakultäten und Fachbereiche der deutschen Universitäten organisieren sich dazu in der Konferenz der Biologischen Fachbereiche (KBF). Die KBF berät beim Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT), der Dachorganisation aller naturwissenschaftlichen Fachbereiche, sowie in der Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK) in fachspezifischen Angelegenheiten. Auf der MNFT-Plenartagung am 11. Juni 2022 wurde Prof. Robert Hänsch von der TU Braunschweig zum 1. Oktober 2022 zum Sprecher gewählt.
Kontakt:
Prof. Dr. Robert Hänsch
Technische Universität Braunschweig
Institut für Pflanzenbiologie
r.haensch@tu-braunschweig.de
Quelle: https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/sciencehero-preis-fuer-melanie-brinkmann/
Hannover bietet mit seiner starken wissenschaftlichen Basis in Medizininformatik und Künstlicher Intelligenz, seinen Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Inkubatoren und Netzwerken eine starke Basis für die Umsetzung neuer Ideen im Gesundheitssektor. Die DIGITAL HEALTH CITY HANNOVER bündelt Einrichtungen, Projekte, Initiativen und wird durch ein starkes Partnernetzwerk aus Gesundheitswirtschaft Hannover e.V., Medizinische Hochschule Hannover, Hochschule Hannover, WirtschaftsDienst, BioRegioN, Innovationszentrum Niedersachsen und der Deutschen Messe AG getragen. Wir durften mit Cornelia Körber, Projektleiterin Life Science & MedTec bei hannoverimpuls GmbH, sprechen und stellen die Initiative vor!
GesundheIT: Frau Körber, die Digital Health City in drei Worten?
Körber: Innovationstreiber, aktives Ökosystem, internationale Strahlkraft.
GesundheIT: Was sind die Ziele der Initiative? Welche Schwerpunkte setzen Sie und was ist das Besondere im Vergleich zu anderen Standorten in Deutschland?
Körber:
Unsere Vision: Die Gesundheitsszene in Hannover und Region ist heute schon stark: Es sind rund 76.000 Beschäftigte, d. h. jede und jeder siebte sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer*in ist im Gesundheitsbereich tätig. Damit stellt sie die stärkste Branche dar. Hannover bietet die größte kommunale Kliniklandschaft bis zur Supramaximalversorgung und ist Vorreiter in patientenorientierter Spitzenforschung. Vor allem in den Bereichen Infektion, Regeneration, Transplantation, Implantate, Biomedizintechnik und Hören ist Hannover Weltklasse. Als starker Versicherungsstandort punktet Hannover mit enger Anbindung zu den entscheidenden Kostenträgern.
Der digitale Wandel in der Gesundheitsbranche ist Chance und Herausforderung zugleich. Wir wollen dafür den Standort Hannover mit seinem Ökosystem für die Zukunft gestalten; mit Einbindung von Wirtschaft und Wissenschaft, Versorgung und letztendlich uns allen. Ganz nach unserem Oberbürgermeister Belit Onay, "Das wohl beste Leben, was wir leben können, ist ein gesundes Leben."
GesundheIT: Was erwartet die Teilnehmenden beim ersten Netzwerktreffen?
Körber: Am 1. Juli treffen sich rund 130 Player der Gesundheitswirtschaft im Neuen Rathaus Hannover zum Networking und zum Kick-off vom DHCH. In drei Panels zu den Themen „Robotik“, „Telemedizin“ und „Fachkräftemangel“ können sich Teilnehmende einen ersten Überblick über den Status-quo, die verschiedenen Projekte und den Bedarf verschaffen, Partner vom DHCH kennenlernen und ihre Expertise für die Gesundheitsversorgung von morgen mit einbringen.
GesundheIT: Wie können Unternehmen und Initiativen Mitglied werden?
Körber: Ab 1. Juli geht die DHCH-Website online. Hier präsentiert sich das zukünftige Digital Health Ökosystem – ganz übersichtlich auf einer interaktiven Seite. Hier können Unternehmen und Initiativen ganz einfach sichtbarer Teil des Ökosystems werden. Zudem freuen wir uns über weitere Akteure, die sich aktiv als Kooperations- oder Projektpartner einbringen wollen.
GesundheIT: Welche Kooperationen mit weiteren erstklassigen Gesundheitseinrichtungen sind in der Metropolregion geplant; wie können andere Standorte von Ihrem Vorhaben profitieren?
Körber: Wir sind offen für neue Projekte und Unterstützungsmöglichkeiten und wollen das Ökosystem überregional, national und international ausbauen. Wer Teil der Initiative sein will, sollte unbedingt Kontakt zu uns aufnehmen. Denn: Erfolg ist Teamleistung!
GesundheIT: Vielen Dank, Frau Körber.
Hinweis der Redaktion GesundheIT: Unter der Schirmherrschaft von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und Regionspräsident Steffen Krach, findet am Freitag, 1. Juli 2022 um 9.00 Uhr im Neuen Rathaus Hannover, Empfangssaal 1. OG die Auftaktveranstaltung statt. Dazu laden Sie die DHCH Partner*innen herzlich ein. Werden Sie mit Ihrer Expertise und Ihren Ideen Teil der DHCH-Community und melden Sie sich zur Veranstaltung an!
Mehr über die Digital Health City Hannover unter: https://www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/de/Handlungsfelder/Digital_Health_City_Hannover.php